Meine Länder

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Freitag, 30. September 2016

Nicht in Seenot

... waren wir heute, aber dazu gleich mehr.

"Toller Tag", soll ich schreibe, sagt Bente. Und so gern ich es täte (furchtbares Deutsch!), ich kann ihr nicht widersprechen.

Gestern waren wir dann noch im recht touristischen "Lord's", das für sri-lankische (ich schreibe das jetzt mit Bindestrich, das ist wohl richtiger ...) relativ teuer, für unsere immer noch ziemlich günstig ist. Die sri-lankischen Restaurants bieten vier Schärfegrade an: mild, medium, scharf und sri-lankisch scharf ... Es war unser erster Abend, also nahmen wir mild, und dann war das Essen auch wirklich mild.

Bente aß Hühnchen-Curry, ich Fisch-Curry, dazu trank sie erst einen leckeren Mango-Cocktail und stieg danach auf das einzig wahre Getränk dieses Planeten um: Lecker Bierchen. Das "Lion", das hier in Sri Lanka den - Achtung, das eine Monsterwortspiel pro Reise ist heute fällig - Löwenanteil am Bierkonsum zu haben scheint, kann man durchaus trinken. Es kommt in 0,625-oder-so-Liter-Dosen, hier machen es die Sri-Lanker den Indern nach.

Bei den Currys kriegt man hier (naja, im Lord's jedenfalls) so einen Topf, in dem das eigentliche Curry drin ist, und dann noch drei, vier Schalen, in denen allerlei mehr oder weniger (für mich eher weniger) identifizierbare Zutaten zum Selbermixen dabei sind.

Bente und ich sind uns sicher, dass wir das gestern nicht stilgerecht gegessen haben, aber das war uns wurscht, denn lecker war es durchaus. Wir ließen mangels Kleingeld das Tuktuk Tuktuk sein und liefen die fünfzehn Minuten zurück in unser Hotel, kauften unterwegs noch Wasser ein und fielen dann ins Bettchen.

Heute Morgen wachte ich gegen 9 Uhr auf, trat nach kurzem Kleidungswechsel an den Strand und schmiss mich in die Wellen, die auch heute Vormittag noch oder schon wieder durchaus schön war. Aaaaaaah, sehr, sehr angenehm. Um 9.30 Uhr oder so wurde uns das Frühstück an einem Tisch am Strand serviert, entsprechend war ich bereit, Bente aus dem Bett zu werfen, aber sie war schon wach.

Liebe Leute, die Inhaberin hier tischte uns nicht nur Omelett und Bananen und Papaya auf, sondern auch noch viele andere, mir Grünzeug-Ignoranten völlig unbekannte Früchte auf (und damit meine ich jetzt nicht die Wassermelone und die Ananas, die es auch noch gab). Wer die anderen Früchte auf dem Foto unten kennt, kriegt als Belohnung einen warmen Händedruck von mir ...

Während des Frühstücks verkaufte uns die Chefin noch eine Fahrt durch die Kanäle, die es hier zum Teil natürlich, zum Teil durch die Niederländer angelegt gibt. Erstmal aber warfen wir uns (nach üppigen Früchte-Frühstück völlig unverantwortlich, aber sei's drum) nochmal in die warmen Fluten. Schöööööööööön ....

Um 12.30 Uhr waren wir eigentlich fertig, weil die Abholung um 13 Uhr kommen sollte, aber als der Typ dann doch sieben Minuten zu früh war, mussten wir noch den Schlüssel suchen, aber das klappte alles. Auf ging es mit dem Tuktuk an einen der Kanäle ...

Die Tuktuk-Fahrer (und Motorrad-Fahrer und alle miteinander einschließlich der Auto- und Fahrradfahrer) müssen völlig bekloppt sein: Überholt wird bei Gegenverkehr (das andere Tuktuk oder Motorrad wird schon zur Seite ausweichen), es wird fröhlich gehupt, wenn man um die Kurve fährt, damit das Gegenüber nicht selbige schneidet, ebenso, wenn ein Fußgänger auf die Fahrbahn zu treten droht (entsprechend wurde ich am Abend öfter angehupt ...), aber wenigstens ist unseren Fahrern bisher nicht die Tür abgefallen ... (Kein Wunder, es gibt keine Türen ...)

Am Kanal angekommen, stiegen wir um in ein Bötlein mit Planendach, und fuhren erstmal in Richtung eines Flüsschens. Es ist schwer, diese Fahrt in Worte zu fassen, nicht wegen der paar Vögel, die wir sahen (einen Eisvogel, einen Kormoran, ein paar Reiher oder was das waren), auch nicht wegen der drei, vier Warane unterwegs, sondern weil so eine Fahrt durch einen Mangrovenwald einfach etwas ist, was ein Banause wie ich dann als "Spreewald von Sri Linka" beschreibt. "Spreewald von ..." ist bei mir ja fast alles, was kanalartig an Vegetation vorbeifährt, aber am besten lasse ich alle untauglichen Erklärungsversuche und lade zwei Bildern mehr hoch. Jedenfalls war es richtig schön, da durch die Gegend zu tuckern. Und wir beide waren tiefenentspannt, als der Motor unseres Kutters unterwegs aufgab und unser Kapitän uns per Handpaddel zum Ufer hinüberrettete. Dort bekam er irgendwie ein Ersatzteil für den Motor und nach zehn Minuten ging's weiter. Gefahr für Leib und Leben bestand also nicht, deswegen waren wir nicht in Seenot ...

Auf den Schock hielten wir unterwegs bei einem 61-jährigen Mann an, der für uns auf die Kokospalme kletterte und den Palmsaft für uns abzapfte. Das sieht gefährlich aus, und entsprechend erhielt der Herr (wiederum auch mangels kleineren Scheinen) für unseren leicht alkoholhaltigen Drink ein sehr, sehr, sehr ordentliches Trinkgeld (wenn die Geldautomaten hier keine kleineren Scheine ausgeben, machen wir hier gerade den anderen Touristen die Preise kaputt, sorry ...).

Nach zweieinhalb Stunden Rundfuhrt schmiss unser der Chef wieder aus dem Boot und fuhr uns zurück ins Hotel. Bente legte sich an den Strand und veranlasste mich zur Frage, ob sie tot sei, so entspannt lag sie da auf der Liege, und kurz vor 17 Uhr sah ich mich genötigt, nochmal in die Fluten zu springen.

Ich glaube, ich blieb eine knappe Stunde im Wasser, hüpfte über die Wellen (ich blieb im stehbaren Bereich, auch weil unsere Chefin uns heute Morgen vor den Unterströmungen gewarnt hatte), wurde von vielen Wellen getroffen, jauchz und juchhe, das war scheeeee (sorry für den Schüttelreim).

Nach dem Duschen holten wir uns noch Bier, denn wir hatten mit der Chefin vereinbart, dass sie heute für uns kocht, aber weil unser Hotel keine Schanklizenz hat, mussten wir das Bier selbst mitbringen. Alkohol ist hier auch im Laden teuer (ich will nicht hundertprozentig ausschließen, dass der Typ mich übers Ohr gehauen hat, aber ich glaube eher, dass man halt für eine Flasche Wein hier auch nicht nur drei Euro zahlt), aber immer noch bezahlbar.

Nach der Heimfahrt im Tuktuk beschlossen wir den Abend so, wie wir ihn begonnen hatten: an einem Tisch am Strand, barfuß - einfach toll.

Die Chefin tischte uns typisch sri-lankische Speisen (minus Sri-Lanka-Schärfe, danke!) auf, so ein Pfannkuchen, mit Hackfleisch gefüllt und mit Gewürzen bestrichen, dazu Falafel und ein süßeres Gebäck, das man auch in die Gewürze tunken konnte. Sehr lecker, und dazu noch der Blick aufs Meer und die Wolken über einem: So soll Urlaub sein.

Das dachten sich auch zwei Straßen- (bzw. Strand-)hunde, die es sich nacheinander neben unseren Stühlen gemütlich machten, während wir uns bei Wein und Bier die Zeit vergessend unterhielten. Jetzt ist es 23 Uhr, morgen geht es früh raus, weil um 8.30 Uhr die Abholung in den Udawalawe-Nationalpark kommt.
Frühstück am Strand

Bougainville-Blumen oder so ...

Il Canale

Meeresbrandung

Die Palme fällt nicht

Tollkühner Kletterer

Ein Kokosholzhaus

So 'ne Sau!

Ein Waran

Der Strand in Negombo

Wenn's klappt, gehe ich morgen vor dem Frühstück nochmal schwimmen, wenn's nicht klappt, klappt's halt nicht ... Gute Nacht!

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