Meine Länder

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Freitag, 27. Juni 2014

This is not a Titanic event

... sagte die Amerikanerin, als wir ihr im gerade wieder einsetzenden strömenden Regen auf der Rückfahrt vom Stadion zum Metrobahnhof den Vortritt in den Bus lassen wollten. Zwar ging unser Bus zu keiner Zeit unter wie seinerzeit die Titanic, aber viel hat nicht gefehlt in den Fluten von Recife am heutigen Tag.

Wir waren früh auf und pünktlich um 6 Uhr zum Frühstück bereit, aber der Frühstücksraum war noch zu ... Wenige Minuten später öffneten die Damen und Herren aber und wir konnten zusammen mit einigen US-Fans unser Frühstück einnehmen.

Die US-Fans fuhren mit dem Auto zum Stadion, während wir uns von einem bestellten Taxi zum Busbahnhof bringen ließen.

Da wir in Recife keine Busbahnhofbenutzungsgebührmarken für den Busbahnhof hier in João Pessoa hatten kaufen können, ging ich zu der Tante, die den Boarding-Bereich bewacht, zeigte ihr die Rückseite unserer Fahrkarte, auf der dieser komischer Aufkleber fehlte, und schaute fragend. Sie drehte die Fahrkarte um und meinte, unser Bus führe um 7.30 Uhr. Danke, das hatte ich mittels Lesen auch schon herausgefunden.

Die Fahrtkarte von hier nach Recife kostet etwas mehr als von Recife nach hier, sodass es durchaus plausibel erschien, dass die Benutzungsgebühr schon im Preis enthalten war. Also gut, wir hielten uns noch ein wenig am Busbahnhof auf und gingen dann ans Einchecken.

Dreimal darf die geneigte Leser raten, was uns aufhielt: der fehlende Aufkleber auf der Rückseite unserer Fahrkarte! Also, junge Frau, wenn es deine einzige Aufgabe ist, diese bekloppten Aufkleber zu kontrollieren, und da kommt ein Ausländer an und will wissen, wo ich diesen Aufkleber kriege, dann ist es doch eigentlich nicht so schwer, dem das irgendwie begreiflich zu machen und ihm nicht irgendwas vom Pferd zu erzählen, was sogar der schon geschnallt hat. Argh.

Der Schaffner unserer Busgesellschaft kümmerte sich dann um das Problem und wollte vier Reais (1,30 €) haben: Ich hatte nur zwei klein oder sonst zehn, die er aber auch nicht nehmen wollte. Er machte uns deutlich, dass er uns helfen werde, aber ward danach nicht mehr gesehen. Naja, wir saßen am Ende im Bus, ohne diese Gebühr bezahlt zu haben, und waren zufrieden, aber ich war ein bisschen sauer, weil ich jetzt wieder als der bekloppte Ausländer dastand, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Argh. Achso, "argh" hatte ich schon gesagt ...

Aquaplaninggefahr
Die Anspannung wegen der hochintelligenten Dame löste sich, dafür begann ich, ein wenig Sorgen zu bekommen wegen der rechtzeitigen Ankunft im Stadion, denn wir standen im Stau. Das war kein Wunder, denn von etwa fünf Fahrspuren war zum Teil nur noch eine halbwegs befahrbar, weil alle anderen völlig unter Wasser standen. Und selbst auf dieser Fahrbahn machte unser Bus noch ordentlich Wellen ...

Für eine Strecke von etwa einem Kilometer benötigten wir fast eine halbe Stunde, aber am Ende kamen wir mit (nur) einer guten Stunde Verspätung kurz vor 11 Uhr am Busbahnhof an. (Wir hörten im Stadion und auch heute Abend im Hotel von einigen, die mit dem Auto gefahren waren und erst zur zweitgen Halbzeit im Stadion eintrudelten.)

Glücklicherweise war die Organisation der Anreise zum Stadion absolut perfekt: Der Busbahnhof hat eine U-Bahn-Station, dort konnte man ein Spezialticket kaufen, bekam ein Armband ums Handgelenk, fuhr eine Station U-Bahn und konnte dann in zügig nacheinander einfahrende Shuttle-Busse umsteigen. Nur hielten diese Shuttle-Busse etwa einen Kilometer vom Stadion weg, sodass wir noch ein gutes Stückchen durch den strömenden Regen gehen mussten. Unsere Regencapes von den Iguazú-Fällen halfen uns hier nochmals sehr gut weiter.

Der Einlass ging auch recht fix, und vor dem Stadion herrschte trotz Dauerregen ziemlich gute Stimmung. Wie in Südafrika waren viele Brasilianer in deutscher oder US-Kriegsbemalung erschienen, sodass man bei Deutschland-Fans nicht unbedingt mit Deutsch weiterkam.
Stadion in Recife

Wir saßen im Oberrang, der - Gott sei Dank - überdacht war, sodass wir - im Gegensatz zu den armen Säuen hinter dem einen Tor, die die ganze Zeit im Regen saßen - völlig trocken das Spiel verfolgen konnten.

Der einen Amerikanerin vor mir war mein "Foul"-Schrei in den ersten Minuten wenig geheuer, während uns gegen Ende des Spiels der neben uns sitzende Ami mit leicht aggressivem Unterton fragte, ob der Schiri Deutscher sei. Alles in allem war es mit den US-Fans wie erwartet: alles total entspannt. So entspannt, dass ich nach dem Spiel noch einen Schaltausch mit einem USA-Fan vollführte ...

Nach dem Spiel ging es einigermaßen trockenen Fußes (außer, wenn man über die ehemaligen Rasenflächen ging, die nun völlig verschlammt waren) wieder zurück zur U-Bahn und zum Busbahnhof. Unser Bus nach Hause fuhr relativ pünktlich, kam mit der üblichen halben Stunde Verspätung an, und wir ließen uns sofort in unsere Fleischeria zum Rodízio fahren.

Hymnen
Vorgestern waren wir ja für brasilianische Verhältnisse kurz nach dem Frühstück zum Abendessen gekommen und hatten ziemliche Leere vorgefunden, heute Abend mussten wir noch ein wenig an der Bar Platz nehmen, bis ein Platz für uns freiwurde. Tja, 17 Uhr und 20 Uhr sind halt doch ein Unterschied ...

Das Essen war wieder superlecker, und nun liegen wir gut gesättigt wieder im Zimmer. Trotz Regens hat das heute - natürlich spielt der deutsche Sieg da mit rein - wieder richtig großen Spaß gemacht.

Morgen Mittag geht es wieder nach Recife und spät abends mit dem Flieger zurück nach São Paulo. Dort haben wir nochmal eine Nacht, und um 15.00 Uhr geht es übermorgen dann nach Rom. Wir haben am Sonntag ein wenig Aufenthalt in Rom und wollen zumindest mal ein Eis am Trevi-Brunnen zu uns nehmen: Man gönnt sich ja sonst nichts ....

Aber erstmal nehmen wir morgen vor dem Frühstück Abschied vom Südatlantik und vom brasilianischen Strand.

Schön war's hier.

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