Meine Länder

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Samstag, 21. Juni 2014

Não organizado

"Nicht organisiert", so nannte unser (brasilianischer) Taxifahrer neulich Paraguay und die Paraguayer.

Heute wollten wir die Probe aufs Exempel machen und uns Paraguay mal selber angucken. Wir ließen uns heute Morgen Zeit und fuhren im Taxi zur brasilianischen Seite der Grenze, denn die Grenze selbst wollten wir zu Fuß überqueren.

Wir stiegen also aus dem Taxi aus und wurden erstmal fast von Myriaden von Kleinmotorrädern über den Haufen gefahren, die Brasilianer, Paraguayos und alle anderen Mutigen von B nach P oder von P nach B bringen. Das ist nämlich viel schneller auf den Viechern als im Auto, aber womöglich auch ein bissel gefährlicher. Vor allen Dingen ist die ohnehin schon geringe Wahrscheinlichkeit auf den Dingern kleiner, von Grenzern jedweder Seite angehalten zu werden.

Wir reihten uns also trotzdem in die nicht enden wollende Prozession von Fußgängern über die Grenze ein, nur bogen wir - anders als 99,9 % der anderen Grenzüberquerer - in das Häuschen ab, in dem die brasilianische Ausreisekontrolle untergebracht ist. Dort wurden wir von einer überraschten (huch, da kommt ja jemand) Grenzerin ausgestempelt und weiter auf die Reise geschickt.

In manchen Ländern Südamerikas ist es, wie auch in manchen Ländern Afrikas, nicht so, dass eine lückenlose Kontrolle über alle Ein- und Ausreisen stattfindet. Vielmehr muss man sich entscheiden, ob man die Ein- und Ausreiseprozedur über sich ergehen lässt (und dann legal im Land ist) oder ob man die Zeit spart und mehr oder weniger illegal unterwegs ist. Wer nicht ins Grenzhäuschen will, muss das auch meistens nicht.

Straßenszene in Ciudad del Este, Paraguay
Den meisten Einheimischen ist diese "Illegalität" herzlich wurscht; sie gehen einfach über die Grenze, und gut is. Nun sind wir aber Deutsche und als solche natürlich besonders exakt, vor allem will ich aber ungern in eine Situation kommen, in der ich erpressbar bin, also ließen wir unsere Pässe bei Ein- und Ausreise ordentlich abstempeln. Weh tut es nicht, Geld kostet es hier an der Grenze auch nicht und Zeit hatten wir heute genug.

Dementsprechend hielt sich die Schlange an der paraguayischen Einreise auch sehr in Grenzen (vor uns befindliche Personen: 1), und der Inspektor der Migrationsbehörde, Señor Carlos Ortiz, stempelte uns ein (ja, die unterschreiben hier jeden Einreisestempel und stempeln obendrüber noch den Namen in Klarschrift).

Mototaxis
Nun waren wir also in meinem 93. Land gelandet und liefen, begrüßt von Flugblattverteilern, die uns Geschäfte mit den neuesten elektronischen Geräten anpriesen, einen kleinen Anstieg hoch.

Paraguay, oder vielmehr Ciudad del Este, ist tatsächlich nicht so, naja, so ordentlich wie Brasilien oder gar Argentinien, die Autos fahren viel mehr kreuz und quer (von den Motorrädern ganz zu schweigen), die Flugblätter liegen ein paar Meter nach der Ausgabestelle haufenweise weggeworfen auf dem Boden, es gibt keine Gehwege, weil alle mit Waren vollgestellt sind, die Händler an den Mann bringen wollen, das erinnerte mich heute alles eher an Uganda oder Indien denn an Chile oder Uruguay.

Adiós, Paraguay
In einem Großkaufhaus erstanden wir eine Kleinigkeit, die wir aber erst nach einem Hin und Her (dort geht man mit den Waren, die man haben will, zu einer Verkäuferin, die wirft einen Beleg aus, und dann bezahlt man nach Abschluss des Kaufhausbummels an einer zentralen Kasse und bekommt dort seine Waren ausgehändigt) tatsächlich in Händen hielten: Unser Ausgabemensch war ziemlich unorganisiert und hatte unsere Sachen einem anderen in die Tüte gesteckt. In dem Moment verstand ich unseren brasilianischen Taxifahrer ...
Brasilien links, Paraguay rechts, ich in beiden gleichzeitig

Wir gingen noch ein wenig in den Straßen umher, tranken unterwegs noch etwas und machten uns dann nach zwei, drei Stunden wieder rüber nach Brasilien.

Wieder ließen wir uns aus Paraguay aus- und nach Brasilien einstempeln, nachdem wir die Brücke der Freundschaft überquert hatten, wieder nahmen wir ein Taxi zu unserem Hotel und entspannten ein wenig am Pool, ehe wir in unsere Stammkneipe zum Abendessen und Fußballgucken (Schweiz ohjeohje) gingen.

Heute war der Vormittag anstrengend mit Händlern über Händlern, während der Nachmittag nochmal ein bisschen Urlaub war.

Morgen geht es nach Rio und dann weiter nach São Paulo; ich bin schon gespannt auf diese Finanzmetropole.

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