Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Montag, 30. Juni 2014

K.o.

Fertig - die Reise, wir, alles.

Der Pool im Hotel in São Paulo erwies sich als bessere Badewanne mit allerdings tollem Ausblick auf Guarulhos und São Paulo. Wir entschieden uns dagegen, die Badeklamotten nochmal nass zu machen, und gingen stattdessen frühstücken. Gute Entscheidung, denn das Frühstück war sehr lecker. Insgesamt waren die Frühstücke in Südamerika ziemlich gut, da konnten wir in keinem Hotel so richtig meckern ...

Check-in und Fahrt zum Flughafen waren problemlos und selbst einchecken konnten wir schon schön vorfristig.

Der Flughafen in São Paulo ist ein bisschen komisch, weil die ein paar Gates (und dabei auch unser Abfluggate) als Dual-use verwenden: als Inlands- und als Auslandsgates. Dementsprechend gibt es große Glastüren, die jeweils geschlossen und geöffnet werden können. Als wir ankamen, war die Glastür zu: Nix mit gemütlich am Gate sitzen und Fußball gucken. Argh.

Wir hatten uns unser Geld gut eingeteilt, sodass ich Getränke am Flughafen nur noch mit Kreditkarte zahlen konnte. Leider nahm die erste Kneipe keine Kreditkarte - Pech gehabt ... An der zweiten Kneipe konnte ich dann wenigstens den Anfang des Spiels Brasilien - Chile gucken.

Irgendwann wurde das Tor dann doch geöffnet und dahinter gab es auch einen Fernsehbereich, sodass ich da den zweiten Teil der ersten Halbzeit und den ersten Teil der zweiten Halbzeit verfolgen konnte, ehe es ans Boarden ging.

Wir starteten halbwegs pünktlich, und der Kapitän gab sogar das Ergebnis des Spiels bekannt - leichter Jubel brandete auf. Unser Sitznachbar, ein junger Brasilianer auf dem Weg nach Toulouse, dem ich dann einen Sitztausch anbot, damit er auf seinem ersten Flug am Fenster sitzen konnte, nahm aber eine wesentlich kriterische Haltung zur WM ein als die anderen Brasilianer, die wir so kennengelernt hatten: Er brachte die von den Protestlern vorgebrachten Argumente vor, dass Brasilien wichtige Aufgaben gehabt hätte als eine WM zu organisieren, zum Beispiel die Kanalisation in Recife auf Vordermann bringen ... Da konnten wir jetzt nicht zwingend widersprechen.

Der Elf-Stunden-Flug ging dank einiger Filme wider Erwarten schnell vorbei, und wir landeten sogar ein wenig früher als geplant in Rom.

Wir nahmen den Bus in die Stadt und fuhren mit der U-Bahn und dem Stadtbus gleichmal in Richtung Petersplatz. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren war ich mal wieder im Staat der Vatikanstadt ... Der Petersplatz war unter strahlend blauem Himmel halbwegs leer, weil alle Welt in den Petersdom strömte. Als auf den relativ neuen Videowänden der Beginn des Gottesdienstes gezeigt wurde, verließen wir die Vatikanstadt wieder und begaben uns zurück auf italienisches Territorium.

Wir fuhren wieder ein wenig Straßenbahn und U-Bahn, gingen an der Spanischen Treppe vorbei und suchten den Trevi-Brunnen aus, der gerade renoviert wird. Nix war's mit Münzereinwerfen, aber ich denke trotzdem, dass ich wieder zurück nach Rom kommen werde.

Ein Eis wurde verzehrt, und dann machten wir uns - wir waren nach einer Nacht im Flieger ohne Schlaf doch von ein paar Stunden Ultra-Sightseeing in Rom völlig erschöpft - wieder auf dem Bahnhof Termini und von dort mit dem Bus zum Flughafen. Wir ließen uns zwei Stunden vor Abflug am Gate nieder und starrten ein bisschen ins Leere ...

Der Flug nach Zürich, der uns durch drei Kinder vor uns - sagen wir es freundlich - versüßt wurde, war ziemlich aufrüttelnd, aber offenbar kamen wir gut an. Die Abholung durch unseren Nachbarn klappte wunderbar und wir waren um 18.20 Uhr zuhause.

Wenn nicht Fußball wäre, läge ich seit einigen Stunden im Bett, so drücke ich noch Costa Rica die Daumen ...

Ein ausführliches Fazit folgt in den nächsten Tagen.

Samstag, 28. Juni 2014

Até o próximo ano

"Bis nächstes Jahr!" Dem Ober in unserer - jetzt hätte ich fast Stammkneipe geschrieben - Strandkneipe in João Pessoa haben wir offenbar so gut gefallen wie er mitsamt seiner Kneipe uns.

Wir waren heute Morgen noch einmal in Ruhe und ausgiebig im Südatlantik planschen. Danach duschten wir und checkten aus, ehe wir ein letztes Kaltgetränk am Strand einnahmen. Ich schwitzte in meiner Flugjeans, aber im Schatten und mit dem Wind in den Haaren (ja, ich habe noch Haare, durch die der Wind wehen kann!) ging es dann ganz gut ...

Als wir zurück ins Hotel kamen, kriegten wir einen leichten Schreck, denn unser Gepäck war weg. Aber glücklicherweise hatten unsere Hotelboys das Gepäck nur sicher verstaut.

Unterwegs zum Busbahnhof machten wir noch kurz Halt bei der Post, um letzte Postkarten abzugeben. Heute ging ich dann nach Ankunft am Rodoviária, dem Busbahnhof, schnurstracks zu unserer Transportfirma und holte mir die Taxa-Aufkleber ab, weil die Tante von gestern wieder auf ihrem Kontrolleurstühlchen saß ...

Bei heute strahlendem Sonnenschein zog die Landschaft an uns vorbei, von den gestrigen (das war tatsächlich erst gestern gewesen!) Fluten war kaum mehr etwas zu sehen. Ankunft am Busbahnhof in Recife und Umsteigen ins Taxi waren fast eins, und am Flughafen konnten wir sogar schon vier Stunden vor Abflug einchecken, sodass wir unser Gepäck loswaren.

Hundemüde warteten wir mit Deutschen und Amis (und ein paar unbeteiligte Brasilianer waren vielleicht auch noch darunter) auf unseren Abflug nach São Paulo. Nach einem ziemlich ereignislosen Flug kamen wir gut in São Paulo an, nahmen ein Taxi, weil wir nicht die Dreiviertelstunde auf das Hotel-Shuttle warten wollten, und gerieten hier beim Check-in an einen völlig aufgedrehten und sehr sympathischen Rezeptionisten. Was für ein Unterschied zu unserem ersten Hotel hier in Guarulhos!

Auch unser Zimmer ist besser, schöner, toller und liegt im 26. Stock. Vielleicht gehen wir morgen früh nochmal kurz im Pool hier im 27. Stock planschen.

Morgen geht es heim. Man soll nie nie sagen: Até o próximo ano - vielleicht ...

Freitag, 27. Juni 2014

This is not a Titanic event

... sagte die Amerikanerin, als wir ihr im gerade wieder einsetzenden strömenden Regen auf der Rückfahrt vom Stadion zum Metrobahnhof den Vortritt in den Bus lassen wollten. Zwar ging unser Bus zu keiner Zeit unter wie seinerzeit die Titanic, aber viel hat nicht gefehlt in den Fluten von Recife am heutigen Tag.

Wir waren früh auf und pünktlich um 6 Uhr zum Frühstück bereit, aber der Frühstücksraum war noch zu ... Wenige Minuten später öffneten die Damen und Herren aber und wir konnten zusammen mit einigen US-Fans unser Frühstück einnehmen.

Die US-Fans fuhren mit dem Auto zum Stadion, während wir uns von einem bestellten Taxi zum Busbahnhof bringen ließen.

Da wir in Recife keine Busbahnhofbenutzungsgebührmarken für den Busbahnhof hier in João Pessoa hatten kaufen können, ging ich zu der Tante, die den Boarding-Bereich bewacht, zeigte ihr die Rückseite unserer Fahrkarte, auf der dieser komischer Aufkleber fehlte, und schaute fragend. Sie drehte die Fahrkarte um und meinte, unser Bus führe um 7.30 Uhr. Danke, das hatte ich mittels Lesen auch schon herausgefunden.

Die Fahrtkarte von hier nach Recife kostet etwas mehr als von Recife nach hier, sodass es durchaus plausibel erschien, dass die Benutzungsgebühr schon im Preis enthalten war. Also gut, wir hielten uns noch ein wenig am Busbahnhof auf und gingen dann ans Einchecken.

Dreimal darf die geneigte Leser raten, was uns aufhielt: der fehlende Aufkleber auf der Rückseite unserer Fahrkarte! Also, junge Frau, wenn es deine einzige Aufgabe ist, diese bekloppten Aufkleber zu kontrollieren, und da kommt ein Ausländer an und will wissen, wo ich diesen Aufkleber kriege, dann ist es doch eigentlich nicht so schwer, dem das irgendwie begreiflich zu machen und ihm nicht irgendwas vom Pferd zu erzählen, was sogar der schon geschnallt hat. Argh.

Der Schaffner unserer Busgesellschaft kümmerte sich dann um das Problem und wollte vier Reais (1,30 €) haben: Ich hatte nur zwei klein oder sonst zehn, die er aber auch nicht nehmen wollte. Er machte uns deutlich, dass er uns helfen werde, aber ward danach nicht mehr gesehen. Naja, wir saßen am Ende im Bus, ohne diese Gebühr bezahlt zu haben, und waren zufrieden, aber ich war ein bisschen sauer, weil ich jetzt wieder als der bekloppte Ausländer dastand, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Argh. Achso, "argh" hatte ich schon gesagt ...

Aquaplaninggefahr
Die Anspannung wegen der hochintelligenten Dame löste sich, dafür begann ich, ein wenig Sorgen zu bekommen wegen der rechtzeitigen Ankunft im Stadion, denn wir standen im Stau. Das war kein Wunder, denn von etwa fünf Fahrspuren war zum Teil nur noch eine halbwegs befahrbar, weil alle anderen völlig unter Wasser standen. Und selbst auf dieser Fahrbahn machte unser Bus noch ordentlich Wellen ...

Für eine Strecke von etwa einem Kilometer benötigten wir fast eine halbe Stunde, aber am Ende kamen wir mit (nur) einer guten Stunde Verspätung kurz vor 11 Uhr am Busbahnhof an. (Wir hörten im Stadion und auch heute Abend im Hotel von einigen, die mit dem Auto gefahren waren und erst zur zweitgen Halbzeit im Stadion eintrudelten.)

Glücklicherweise war die Organisation der Anreise zum Stadion absolut perfekt: Der Busbahnhof hat eine U-Bahn-Station, dort konnte man ein Spezialticket kaufen, bekam ein Armband ums Handgelenk, fuhr eine Station U-Bahn und konnte dann in zügig nacheinander einfahrende Shuttle-Busse umsteigen. Nur hielten diese Shuttle-Busse etwa einen Kilometer vom Stadion weg, sodass wir noch ein gutes Stückchen durch den strömenden Regen gehen mussten. Unsere Regencapes von den Iguazú-Fällen halfen uns hier nochmals sehr gut weiter.

Der Einlass ging auch recht fix, und vor dem Stadion herrschte trotz Dauerregen ziemlich gute Stimmung. Wie in Südafrika waren viele Brasilianer in deutscher oder US-Kriegsbemalung erschienen, sodass man bei Deutschland-Fans nicht unbedingt mit Deutsch weiterkam.
Stadion in Recife

Wir saßen im Oberrang, der - Gott sei Dank - überdacht war, sodass wir - im Gegensatz zu den armen Säuen hinter dem einen Tor, die die ganze Zeit im Regen saßen - völlig trocken das Spiel verfolgen konnten.

Der einen Amerikanerin vor mir war mein "Foul"-Schrei in den ersten Minuten wenig geheuer, während uns gegen Ende des Spiels der neben uns sitzende Ami mit leicht aggressivem Unterton fragte, ob der Schiri Deutscher sei. Alles in allem war es mit den US-Fans wie erwartet: alles total entspannt. So entspannt, dass ich nach dem Spiel noch einen Schaltausch mit einem USA-Fan vollführte ...

Nach dem Spiel ging es einigermaßen trockenen Fußes (außer, wenn man über die ehemaligen Rasenflächen ging, die nun völlig verschlammt waren) wieder zurück zur U-Bahn und zum Busbahnhof. Unser Bus nach Hause fuhr relativ pünktlich, kam mit der üblichen halben Stunde Verspätung an, und wir ließen uns sofort in unsere Fleischeria zum Rodízio fahren.

Hymnen
Vorgestern waren wir ja für brasilianische Verhältnisse kurz nach dem Frühstück zum Abendessen gekommen und hatten ziemliche Leere vorgefunden, heute Abend mussten wir noch ein wenig an der Bar Platz nehmen, bis ein Platz für uns freiwurde. Tja, 17 Uhr und 20 Uhr sind halt doch ein Unterschied ...

Das Essen war wieder superlecker, und nun liegen wir gut gesättigt wieder im Zimmer. Trotz Regens hat das heute - natürlich spielt der deutsche Sieg da mit rein - wieder richtig großen Spaß gemacht.

Morgen Mittag geht es wieder nach Recife und spät abends mit dem Flieger zurück nach São Paulo. Dort haben wir nochmal eine Nacht, und um 15.00 Uhr geht es übermorgen dann nach Rom. Wir haben am Sonntag ein wenig Aufenthalt in Rom und wollen zumindest mal ein Eis am Trevi-Brunnen zu uns nehmen: Man gönnt sich ja sonst nichts ....

Aber erstmal nehmen wir morgen vor dem Frühstück Abschied vom Südatlantik und vom brasilianischen Strand.

Schön war's hier.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Faules Herumgeschwimme

... haben wir heute ausgiebigst praktiziert.

Das Wetter sah heute Morgen gewohnt ungut aus, und wir gingen gewohnt entschlossen trotzdem zum Strand. Es blieb trocken (von oben) und wir genossen das am Morgen noch ein bisschen kühle Nass.

Nach dem Duschen ging es zum Frühstück. Meine Ma las ein wenig (Petrus hatte inzwischen doch den Hebel für die Dusche gefunden) auf der Dachterrasse, während ich noch ein bisschen am Computer herumschraubte.

Gegen 11 Uhr gingen wir wieder in Richtung Strand und warfen uns in die nun erfrischenden Fluten. Soooooooooo schön, und nach zweieinhalb Wochen Aktivurlaub (das hatte ich gestern schon mal so geschrieben, oder?) auch wirklich hochverdient.

Unser Ober von gestern hatte uns schon auf dem Weg zum Strand auf unsere gewohnheitsrechtliche Verpflichtung hingewiesen, wieder bei ihm einzukehren, und selbstverständlich hielten wir uns an diese. Wieder aßen wir lecker und tranken das eine oder andere Kaltgetränk zum Fußball, ehe wir noch einmal den Strand unsicher machten.

Nach dem Strand entschieden wir uns spontan, dass wir heute Abend nix mehr essen und früh ins Bettchen gehen, da wir ja morgen relativ früh rauswollen: Um 7.30 Uhr geht unser Bus nach Recife, wo wir so gegen 10 Uhr ankommen sollten; um 13 Uhr fängt das Deutschland-Spiel an.

Ich habe noch ein paar Fotos aus São Paulo angehängt und danach ein paar Bilder hier vom Strand:
Kathedrale von São Paulo

Hübsches Häuschen, auch in São Paulo

Strand in João Pessoa I

Strand in João Pessoa II

Suárez canibal

Heute war ein richtig schöner Urlaubstag, mit Sonne, Strand und leicht geröteter Schulter, auch wenn es heute Morgen nach richtigem Mistwetter aussah.

Es hatte die ganze Nacht geregnet und auch heute Morgen war der Himmel wolkenverhangen. Nichtsdestotrotz machten wir uns die paar Meter an den Strand auf und erahnten, dass es hier ganz hübsch sein könnte, wenn Sonne ist, denn auch bei bewölktem Himmel war das ein ganz akzeptabler mehrere Kilometer langer Sandstrand, an den es uns da verschlagen hatte.

Meine Ma hatte trotz anfänglicher Abneigung gegen einen Schwimmversuch einen Badeanzug angezogen und war darüber nun sehr froh, denn das Wasser war schön ruhig. Gegen 7.15 Uhr sprangen wir in die Fluten, die weder eiskalt noch badewannenartig waren, sondern ziemlich wohltemperiert. Scheeee ...

Nach ausgiebigem Bad gingen wir zurück ins Hotel, duschten, gingen zum Frühstück und besichtigten dann die Dachterrasse unseres Hotels: ein kleiner Pool und eine (leider ein kleines bisschen verbaute) Aussicht auf den Strand, die fast schon fantastisch war ...

Meine Ma machte es sich da oben gemütlich, während ich mich anschickte, den Ponta do Seixas, den östlichsten Punkt des amerikanischen Doppelkontinentes, zu erkunden, der sechs, sieben Kilometer südöstlich unseres Hotels liegt. Während des Spaziergangs merkte ich sehr handfest, dass wir in den Tropen sind: Das Wetter verschlechterte sich schlagartig und aus dem bewölkt-blauen Himmel wurde eine diesige Wand vor mir; es regnete auf einmal wie aus Kübel, dass mein T-Shirt und meine Badehose sich anfühlten, als wäre ich gerade dem Meer entstiegen.

Um mein Handy nicht weiter (und wieder) einem Härtetest zu unterziehen, machte ich nach etwa drei Kilometern kehrt und ging im strömenden Regen wieder in Richtung Hotel. Ebenso plötzlich kam dann auf einmal wieder gutes Wetter auf. Das nennt man dann wohl Tageszeitenklima ...

Ich holte meine Ma zum Schwimm ab, den wir sehr genossen, und kehrten danach in eine sehr schöne Strandkneipe ein, in der wir das Ausscheiden Italiens und das italienische Menü von Herrn Suárez bei Bier und panierten Fischstückchen genossen. Die Amis hinter uns wiesen durch den eingangs genannten Ruf ("Kannibale Suárez") auf dessen Beißattacke hin, weil wir in ein Gespräch mit drei sehr netten Brasilianern vor uns vertieft waren ... Ein abschließender Schwimm, und wir wären pünktlich zum Anpfiff des zweiten Spiels in unserer gestrigen Kneipe gewesen.

Dort war aber heute zu, sodass wir umdisponierten und von unserem Taxifahrer die im Flugzeugheft beworbene Fleischeria ansteuern ließen. Das Ganze sah von außen (und ein bisschen auch von innen) ziemlich fein aus, aber ich merkte schnell, dass ich nicht der einzige Mann in Shorts und Flip Flops war ... Irgendwie kamen wir sprachlich mit den Kellnern nicht so ganz klar, sondern machten durch den Gang zum Buffet deutlich, dass wir heute Rodízio, also All-you-can-eat-Fleisch an den Tisch, haben wollten. Wir hatten keine Karte und kein gar nichts gesehen, aber hatten bei dem Ding irgendwie ein gutes Gefühl, denn die Ober waren allesamt sehr freundlich, auch wenn wir uns schlecht verständigen konnten.

Das Fleisch jedenfalls war fantastisch: Unsere Rodízio-Gaststätten in Rio waren ja schon seeeeehr lecker, aber das hier übertraf alles. Hochgradig extrem lecker war das da.

Die Rechnung war ebenfalls hochgradig extrem okay, denn unser Rodízio kostete ein ganzes Stück weniger als in Rio: Für 15 Euro pro Personen konnten wir Fleisch satt essen. Doch, sehr schön, und vielleicht waren wir nicht zum letzten Mal dort.

Danach ließen wir uns vom gleichen Taxifahrer wie auf dem Hinweg in unser Hotel fahren (ich zeigte ihm peinlicherweise nochmal mein Handy mit der Hotel-Adresse, weil ich ihn auf den ersten Blick nicht erkannt hatte ...) und sind nun, mal wieder, früh im Bett.

Morgen wird hoffentlich nochmal so ein Tag.

Dienstag, 24. Juni 2014

41 Stunden

Wir haben heute auf dem Flug von São Paulo nach Recife mal überschlagen, wieviele Stunden wir auf dieser Reise insgesamt im Flugzeug sitzen. Wir sind auf 41 Stunden gekommen ... Anders kommt man aber in Brasilien bzw. in Südamerika nicht wirklich herum.

Nach beängstigend frühem Aufstehen und relativ entspanntem Check-in wurden wir heute Morgen um 4 Uhr zum Flughafen kutschiert und konnten auch - nach dem kurzen Fußweg vom Terminal 2 ins Terminal 1 - gleich einchecken.

Es flogen ganze Horden von Mexikanern mit uns nach Recife, weil die heute Abend im dortigen Stadion gegen Kroatien spielten (und gewannen). Unser Flugkapitän machte seine Ansagen auf Portugiesisch, Englisch, Spanisch - und Deutsch. Beim Aussteigen kamen wir kurz ins Gespräch, und er erläuterte uns, dass seine Familie aus der Schweiz stamme. Hochinteressant.

Der Flug war ereignislos abgesehen davon, dass wir in der hintersten Reihe ein wenig beengt saßen, aber offenbar haben wir es überlebt.

Vom (brandneuen) Flughafen in Recife ging es mit dem Taxi zum Busbahnhof, der ein wenig außerhalb in der Vorstadt liegt. Wir konnten hier schon alle unsere Fahrkarten (heute von Recife nach João Pessoa, am Donnerstag Morgen von João Pessoa nach Recife und abends zurück sowie am Freitag dann wieder nach Recife) buchen. Ich hatte ein wenig Bedenken, dass etliche andere auf die Schnapsidee gekommen waren, ihr Hotel in João Pessoa zu beziehen und mit dem Bus zu fahren, aber dem war offenbar nicht so.

Die Busfahrt - im einsetzenden sintflutartigen Regen - ging knapp über zwei Stunden, und in João Pessoa setzten wir uns wieder in ein Taxi in unser Hotel. Der Taxifahrer beschiss uns nicht und sackte dafür ein sehr ordentliches Trinkgeld ein.

Unser Best-Western-Hotel ist in Ordnung und liegt nicht weit weg vom Strand, den wir aber heute Nachmittag erst einmal noch nicht erkundet haben: Wir hatten Hunger, da wir außer einem Brötchen im Flieger noch nichts gegessen hatten. Im Regen führte ich meine Ma an einigen geschlossenen Restaurants vorbei zielstrebig auf mein avisiertes Ziel zu, und wir taten gut daran: Das Essen war recht lecker (auch wenn wir das nächste Mal einfach eine große Platte Filet Mignon nehmen anstatt einzelne Tellergerichte), und verdurstet sind wir auch nicht.

Nach dem Spiel von Brasilien gingen wir im Dunkeln die paar Meter zurück ins Hotel und liegen nun schon wieder einmal früh "im Nescht". Morgen wird, Regen hin, Regen her, der Strand unsicher gemacht. Die letzten Tage (und Wochen) waren nicht unanstrengend, und wir freuen uns sehr auf die zwei Tage hier am Strand, die lassen wir uns vom Wetter nicht kaputt machen: Nass werden wir eh im Meer, da spielt es auch keine Rolle, wenn von oben noch ein bisschen was kommt.

Gute Nacht.

Montag, 23. Juni 2014

Der Stift muss weg

Heute war ich in São Paulo, während meine Ma sich im Hotel von den Strapazen unserer Fußmärsche erholt hat ...

Nach dem Frühstück blieb meine Ma im Zimmer, während ich an der Rezeption ausnahmsweise an eine fähige Person geriet: Es war eine Frau. Diese konnte mir gut erklären, wie ich zur nächsten Bushaltestelle komme und von dort mit dem Bus zur Metro-Station Armênia (die heißt so, weil dort eine armenische Kirche ist).

Davor kam ein anderer Bus, der zur Metrostation Penha fuhr, und ich stieg halt in den ein. Das war kein Fehler, aber auch keine besonders schlaue Idee, weil der Bus über die Dörfer fuhr und ich nicht so schnell an der U-Bahn war wie erhofft.

Allerdings fuhren wir auf dem Weg nach Penha an einigen Gegenden vorbei, in denen ich im Dunkeln nicht unbedingt stranden möchte ...

Ich fuhr mit der U-Bahn bis in die Innenstadt, guckte mir die von außen sehr ansehnliche, von innen nicht ganz so hervorragend interessante Kathedrale an, die 1954 fertiggestellt wurde, und machte mich dann auf zur Kartenabholstelle, die ich nicht fand.

In São Paulo gibt es - zumindest in diesen Tagen - viele Freiwillige, die Touristen helfen sollen, und einer von denen konnte mich an die richtige Stelle führen. Besser hätte die FIFA dieses Ticket-Center aber auch nicht verstecken können: Kein Banner oder größerer Wegweiser, nur ein klitzekleines Hinweisschild, das man leicht übersehen konnte (wie ich es getan hatte).

Ich bekam unsere Karten und machte mich dann auf in Richtung Fan Fest. Ich war eine Stunde vor Spielbeginn dort und überlegte hin und her, ob ich mir die Avenida Paulista noch angucken sollte. Schließlich entschied ich mich dafür und fuhr mit der U-Bahn wieder ein bisschen in der Gegend herum.

Die Avenida Paulista soll die Hauptschlagader von São Paulo sein, und ja, da gibt es ein paar Hochhäuser, es waren selbst heute etliche Leute unterwegs, aber an den Times Square hat mich das Teilstück, das ich heute zu Fuß erkundete, nicht unbedingt erinnert. Es gibt dort viele Skater, okay, aber so richtig hin und weg war ich von der Paulista nicht unbedingt.

Ich fuhr wieder in Richtung U-Bahn-Station Sé und fand mich am Eingang zum Fan Fest wieder. Mein Kugelschreiber in der Hemdtasche erregte den Verdacht des Ordners: Dieser dürfe nicht mit rein. Wieso, weiß kein Mensch, ich machte kehrt. Anschließend verstaute ich den Kuli in meiner Tasche und versuchte es bei einem anderen Ordner: Alles kein Problem. Ja, gibt's denn nur noch Bekloppte hier?

Das Fan Fest war relativ leer, ich verfolgte das Spiel Belgien - Russland mit gutem Ausgang bis zum Ende und ging wieder zurück zur U-Bahn. Diesmal stieg ich bei der Haltestelle Armênia aus und  suchte nach den Bussen, die zurück nach Guarulhos fuhren. Als ich mir einigermaßen sicher war, dass die 175 richtig ist, war sie gerade weg, und ich stellte mich in die Schlange für die nächste Ausgabe der 175.

Wir warteten und warteten und warteten. Nach einer Dreiviertelstunde kam die 175, ich stieg ein und wir fuhren über die Schnellstraße in Richtung Guarulhos. Irgendwann hier im Stadtgebiet (Google Maps sei Dank) zog ich das Haltewunschseil und stieg aus. Das war ein wenig voreilig, weil der Bus noch den Berg hochfuhr, den ich dann hochzulaufen hatte, aber das war auszuhalten. Noch im Hellen war ich wieder im Hotel.

Im Dunkeln liefen wir dann den Kilometer zu dem von uns angestrebten Lokal. Dabei wurde mir gelegentlich ein wenig mulmig, obwohl wir an der Hauptstraße entlangliefen. Die Entscheidung, für die Rückfahrt ein Taxi zu nehmen, fiel schnell.

Meine Mutter und ich aßen eine Portion Rindfleischsteak, die laut Karte auch für zwei reichte. Zum Glück bestellten wir wirklich nur diese eine Portion, denn sie war sehr üppig. Zwei Portionen hätten wir bei aller Verfressenheit nicht vertilgen können. Der Ober war sehr aufmerksam und freundlich (guter Service in Guarulhos, es geschehen noch Zeichen und Wunder), sodass er ein üppiges Trinkgeld bekam. Unser Taxi wurde dann ein Transferbus des Restaurants, was uns auch recht war.

Nun sind wir wieder im Zimmer, gucken noch das Spiel USA - Portugal zu Ende und werden bald schlafen, denn morgen geht um 4 Uhr unser Bus zum Flughafen. Um 6.40 Uhr geht unser Flieger.

Der morgige Bericht kommt dann schon aus João Pessoa ... Gute Nacht!

Sonntag, 22. Juni 2014

Huhn auf Vogel

Das haben wir, zumindest nach der Übersetzung von Google Translate, heute am Flughafen in Rio de Janeiro gegessen. Das Ganze waren Hähnchenflügel ...

Heute Morgen haben wir gut gefrühstückt und uns dann zum Flughafen fahren lassen. Der Check-in ging einigermaßen fix, und schon saßen wir auch schon am Gate und warteten auf den Abflug.

Wir flogen sogar vor der Zeit in Foz ab und kamen deutlich vorfristig in Rio de Janeiro an.

Leider konnten wir für den nächsten Flug noch nicht einchecken und mussten also mit dem ganzen Gepäck auf die Suche nach einem Fernseher gehen. Schließlich kehrten wir bei einem Araber an einem Foodcourt im Flughafen ein und guckten das, nunja, zumindest in der zweiten Halbzeit sehr ereignisreiche Spiele. Dazu vertilgten wir unter anderem Huhn auf Vogel.

Nach dem Spiel durften wir dann einchecken und durch die Sicherheitskontrolle durch. Wir waren wieder früh am Gate und konnten wieder recht früh einsteigen, warteten aber dann noch auf ein paar Leute und kamen leicht verspätet weg, aber pünktlich in São Paulo an. Das mit dem Hoteltransfer klappte einigermaßen, was aber so ganz und gar nicht klappte, war der Check-in am Hotel. Da stand so ein Held am Check-in, aber als ich kam, ging er weg und ward nicht mehr gesehen. Entsprechend waren wir ein wenig sauer, äußerten das auch und durften uns daher dann als "louco", also als verrückt, bezeichnen lassen. Mein Portugiesisch ist nun nicht sehr gut, aber das habe ich noch verstanden.

Das Zimmer ist an sich okay, wenn auch klein (und auch ohne abnehmbaren Duschkopf ...), aber für die letzte Nacht in Brasilien, die wir auch hier verbringen wollten, haben wir jetzt ein anderes Hotel gefunden und hier storniert. Das haben die Helden hier nun davon.

Ansonsten gibt es heute offenbar nicht so viel zu berichten (die Alarmanlage von so einem beknackten Auto geht hier immer los), mal sehen, was São Paulo morgen so zu bieten hat. Gute Nacht!

Samstag, 21. Juni 2014

Não organizado

"Nicht organisiert", so nannte unser (brasilianischer) Taxifahrer neulich Paraguay und die Paraguayer.

Heute wollten wir die Probe aufs Exempel machen und uns Paraguay mal selber angucken. Wir ließen uns heute Morgen Zeit und fuhren im Taxi zur brasilianischen Seite der Grenze, denn die Grenze selbst wollten wir zu Fuß überqueren.

Wir stiegen also aus dem Taxi aus und wurden erstmal fast von Myriaden von Kleinmotorrädern über den Haufen gefahren, die Brasilianer, Paraguayos und alle anderen Mutigen von B nach P oder von P nach B bringen. Das ist nämlich viel schneller auf den Viechern als im Auto, aber womöglich auch ein bissel gefährlicher. Vor allen Dingen ist die ohnehin schon geringe Wahrscheinlichkeit auf den Dingern kleiner, von Grenzern jedweder Seite angehalten zu werden.

Wir reihten uns also trotzdem in die nicht enden wollende Prozession von Fußgängern über die Grenze ein, nur bogen wir - anders als 99,9 % der anderen Grenzüberquerer - in das Häuschen ab, in dem die brasilianische Ausreisekontrolle untergebracht ist. Dort wurden wir von einer überraschten (huch, da kommt ja jemand) Grenzerin ausgestempelt und weiter auf die Reise geschickt.

In manchen Ländern Südamerikas ist es, wie auch in manchen Ländern Afrikas, nicht so, dass eine lückenlose Kontrolle über alle Ein- und Ausreisen stattfindet. Vielmehr muss man sich entscheiden, ob man die Ein- und Ausreiseprozedur über sich ergehen lässt (und dann legal im Land ist) oder ob man die Zeit spart und mehr oder weniger illegal unterwegs ist. Wer nicht ins Grenzhäuschen will, muss das auch meistens nicht.

Straßenszene in Ciudad del Este, Paraguay
Den meisten Einheimischen ist diese "Illegalität" herzlich wurscht; sie gehen einfach über die Grenze, und gut is. Nun sind wir aber Deutsche und als solche natürlich besonders exakt, vor allem will ich aber ungern in eine Situation kommen, in der ich erpressbar bin, also ließen wir unsere Pässe bei Ein- und Ausreise ordentlich abstempeln. Weh tut es nicht, Geld kostet es hier an der Grenze auch nicht und Zeit hatten wir heute genug.

Dementsprechend hielt sich die Schlange an der paraguayischen Einreise auch sehr in Grenzen (vor uns befindliche Personen: 1), und der Inspektor der Migrationsbehörde, Señor Carlos Ortiz, stempelte uns ein (ja, die unterschreiben hier jeden Einreisestempel und stempeln obendrüber noch den Namen in Klarschrift).

Mototaxis
Nun waren wir also in meinem 93. Land gelandet und liefen, begrüßt von Flugblattverteilern, die uns Geschäfte mit den neuesten elektronischen Geräten anpriesen, einen kleinen Anstieg hoch.

Paraguay, oder vielmehr Ciudad del Este, ist tatsächlich nicht so, naja, so ordentlich wie Brasilien oder gar Argentinien, die Autos fahren viel mehr kreuz und quer (von den Motorrädern ganz zu schweigen), die Flugblätter liegen ein paar Meter nach der Ausgabestelle haufenweise weggeworfen auf dem Boden, es gibt keine Gehwege, weil alle mit Waren vollgestellt sind, die Händler an den Mann bringen wollen, das erinnerte mich heute alles eher an Uganda oder Indien denn an Chile oder Uruguay.

Adiós, Paraguay
In einem Großkaufhaus erstanden wir eine Kleinigkeit, die wir aber erst nach einem Hin und Her (dort geht man mit den Waren, die man haben will, zu einer Verkäuferin, die wirft einen Beleg aus, und dann bezahlt man nach Abschluss des Kaufhausbummels an einer zentralen Kasse und bekommt dort seine Waren ausgehändigt) tatsächlich in Händen hielten: Unser Ausgabemensch war ziemlich unorganisiert und hatte unsere Sachen einem anderen in die Tüte gesteckt. In dem Moment verstand ich unseren brasilianischen Taxifahrer ...
Brasilien links, Paraguay rechts, ich in beiden gleichzeitig

Wir gingen noch ein wenig in den Straßen umher, tranken unterwegs noch etwas und machten uns dann nach zwei, drei Stunden wieder rüber nach Brasilien.

Wieder ließen wir uns aus Paraguay aus- und nach Brasilien einstempeln, nachdem wir die Brücke der Freundschaft überquert hatten, wieder nahmen wir ein Taxi zu unserem Hotel und entspannten ein wenig am Pool, ehe wir in unsere Stammkneipe zum Abendessen und Fußballgucken (Schweiz ohjeohje) gingen.

Heute war der Vormittag anstrengend mit Händlern über Händlern, während der Nachmittag nochmal ein bisschen Urlaub war.

Morgen geht es nach Rio und dann weiter nach São Paulo; ich bin schon gespannt auf diese Finanzmetropole.

Freitag, 20. Juni 2014

Tief in Urwald Brasiliano

Somewhere under the rainbow. Nass bis auf die Knochen.

Heute hätte es viele Überschriften gegeben. Ich habe mich für ein altes Lied, das ich zuletzt in der fünften Klasse oder so mehr oder weniger freudig mitgesungen habe, entschieden.

Wir waren heute sehr früh auf, ich sogar vor meiner Mutter, was normalerweise nur vorkommt, wenn Weihnachten und Ostern gemeinsam auf den Tag der Arbeit fallen. Komischer Kalender in Brasilien. Dementsprechend zeitig waren wir auch beim Frühstück und aufbruchbereit.

Es war heute Morgen ziemlich kühl, man könnte fast sagen: Es war kalt. Möglicherweise lag das daran, dass ich nur ein Polohemd anhatte (und nicht die Regenjacke anziehen wollte), aber auch mit Pulli oder Sakko wäre es kühl gewesen. In der Sonne ging es dann, und nach ein paar Metern Fußweg standen wir dann schon an der Hauptstraße aus Foz do Iguaçu raus, wo der Bus normalerweise hätte vorbeikommen sollen.

Heute fiel wirklich Weihnachten und Ostern auf den Tag der Arbeit, denn der Bus kam tatsächlich, und das, obwohl ich die ganze Tagesplanung nur auf diesem Gefühl aufgebaut hatte, dass der Bus diese Strecke nehmen würde! Es musste also ein großartiger Tag werden.

Auf dem Hinweg standen wir im Bus, gerade weil wir ein bisschen später und nicht schon am Busbahnhof eingestiegen waren, aber das war zu ertragen. Der Eintritt in den Nationalpark war schnell bezahlt, es wurde ein Foto mit einer Nationalpark-Gürteltier-Figur geschossen. Wir entschieden uns, noch die Flusssafari zu machen, die nicht ganz billig (etwas über 50 Euro pro Person) ist, aber wir wollten uns heute etwas gönnen.

Panoramablick auf die Cataratas
Wir folgten der Empfehlung des Rangers und ließen uns erst einmal (hier im brasilianischen Nationalpark fahren Busse) zum Ausblick auf die Iguazú-Fälle fahren. Es hieß, dass der Panoramablick von der brasilianischen Seite aus auf die argentinische Seite ein must see sei und, hallojulia, das ist es. Da können, um nochmal auf Eleanor Roosevelt zurückzukommen, die Niagara-Fällchen wirklich weinend nach Hause gehen ...

Wir liefen dann den Trail entlang, schauten regelmäßig auf neue, fantastische Wasserfälle und kamen irgendwann in Richtung des Teufelsschlundes. Es fing schon von Ferne an zu sprühen, und dort gibt es - auch auf brasilianischer Seite - einen Steg hinaus auf die Fälle. Wahnsinn. Wir hatten zwar vorher noch für ein paar Euro einen Plastikregenmantel gekauft, und der war auch wirklich hilfreich, aber trotzdem war ich hinterher - zumindest unterhalb der Gürtellinie, wo kein Regenschutz mehr half - pläddernass. Da ist so viel Sprühwasser unterwegs, dass man sich wie in der Dusche fühlt. Der Ausblick auf den Teufelsschlund und die Fälle herunter ist, wieder einmal, atemberaubend gewesen. Ich wollte meinem Handy nicht zumuten, an den ganz heftigen Locations da fotografieren zu müssen, weil ich es dann genausogut auch mit unter die Dusche hätte nehmen können ...
Im Fluss

Danach fuhren mit dem Panorama-Aufzug hoch zur letzten Haltestelle des Busses, nachdem wir noch ein wenig direkt neben den Fällen im (Sprüh-)Regen gestanden hatten.

Der nächste Bus zurück zu unserem Einstieg in die Flusssafari fuhr zum Glück bald, und im Fahrtwind des offenen Doppeldeckers war es mit nasser Jeans gar nicht einmal so warm.

Wir konnten auch gleich in ein Elektrogefährt einsteigen, mit dem die erste Strecke hin zum Fluss zurückgelegt werden sollte. Es wirkte ein bisschen alibimäßig, dass da eine Rangerin mit drin saß und ein bisschen was zu zwei, drei Baumarten erklärte. Auch der Trail hinunter zum Fluss war eher dazu gedacht, die Gesamtdauer des Abenteuers zu verlängern und damit die Preis-Dauer-Relation zu verbessern.

Jedenfalls kamen wir bald darauf an der Bootslände an, schlossen noch unsere Wertsachen (incl. Handy mit Kamera, weil sonst nass und kaputt) ein und machten uns mit Regencape und Schwimmwesten bootsfertig.

Noch mehr im Fluss
Auf ging die wilde Luzi. Die zwei 200-PS-Motoren unseres 20-Mann-Bootes fuhren mit Karacho den Iguazú hinauf, und kurz nach dem Start ließ uns der Kapitän (natürlich absichtlich) voll in eine Welle laufen. Spritz. Wasser. Pflatsch. Alles nass, inklusive Unterhemd unter drei Schichten anderer Kleidung. Wuuuuhuuu.

Und dann sitzt du da in einem kleinen Bötchen im Auffangbecken der Iguazú-Fälle und guckst und guckst und guckst und kriegst den Mund nicht mehr zu. Regenbogen über Regenbogen, und um dich herum fließen ganze Schwimmbäder pro Sekunde über die Abbruchkante. Der Hammer. Schon allein deswegen lohnen sich die 50 Euro, da müssten sie nicht mal künstlich das aufblähen durch ein Umweltbildungsfährtchen (auch wenn das am Ende nicht völlig uninteressant ist).
Auf dem Ding nimmt man eine Dusche

Im Teufelsschlund geht ein kleiner Regenbogen von der einen Seite der Fälle zur anderen, und auf diesen Regenbogen fuhren wir nun zu. Kurz vorher bogen wir nach rechts ab und, rumtata, nah heran an die Fälle. Zweite Dusche. Naja, wenn unsere Duschen hier wenigstens so einen Wasserdruck draufhätten ... Wieder raus. Wieder rein. Dusche. Hammer. Lustig. Euphorie. Adrenalin. Endorphine. Andere Hormone, keine Ahnung. Wow.

Wir fuhren nach der dritten Volldusche noch einen kleinen Wasserfall an und bis zwei, drei Meter an ihn heran. Vierte Dusche. Grandios.

Ich weiß nicht, wie lange die Fahrt ging, wahrscheinlich waren das um die 20 Minuten, aber es war fantastisch.

Nicht ganz so fantastisch war natürlich, dass ich wortwörtlich bis auf die Unterhose nass war und wir ja noch ein bisschen weg im Bus vor uns hatten. Den Weg hoch zum Elektrokärrelchen nahmen wir dann doch lieber im Jeep (Lederpolster leicht nass), das Elektrokärrelchen fuhr auch gleich los (Plastiksitz leicht nass), der Nationalparkbus kam auch bald, und sogar der öffentliche Bus nach dem Verlassen des Parks kam bald.

Wir stiegen an unserer Haltestelle aus und wechselten im Hotel erstmal die Klamotten, weil es auf Dauer dann doch nicht so angenehm ist, eine von oben bis unten feuchte Jeans zu tragen.

Danach zum Fußballgucken wieder in die Kneipe nebenan, zurück ins Zimmer, warm und lang geduscht, und jetzt im Bett die Schlussphase von Japan - Griechenland.

Heute war Bergfest und die Fahrt heute war des Bergfests absolut würdig. Es war toll.

Donnerstag, 19. Juni 2014

"Poor Niagara"

"Die armen Niagara-Fälle!" Das soll die ehemalige First Lady der Vereinigten Staaten, Eleanor Roosevelt, gesagt haben, als sie die Iguazú-Fälle sah. Und sie hatte damit absolut recht.

Wir waren heute gar nicht mehr so arg früh aufgestanden und frühstückten in Ruhe, ehe wir ein Taxi wieder hinüber nach Argentinien nahmen. Das ginge alles auch im Bus, aber mit dem Taxi, das zwar nicht billig, aber nun aber wieder bezahlbar ist, wissen wir wenigstens, dass der Taxifahrer an beiden Grenzen anhält und wir Zeit haben, um die Pässe abstempeln zu lassen, und so weiter. Das ist hier nämlich keineswegs so, dass die Busse, zumindest bei der brasilianischen Ausreise, immer anhalten. Wenn man mittelprächtig Pech hat, hält der Busfahrer zwar wenigstens, fährt aber ohne einen weiter, wenn man zu lange in der Ausreise braucht. Mit dem Taxi entfällt dieser Nervenkitzel, das hat durchaus etwas für sich.

Alles Nasenbären hier
Wasser, viiiiiel Wasser
Vom argentinischen Puerto Iguazú fuhren wir dann aber im Bus die halbe Stunde zum Eingang zum eigentlichen Nationalpark. Das Eintrittsgeld kann nur in (argentinischem) Bargeld bezahlt werden, die nehmen weder Devisen noch Kreditkarte. Das, liebe Argentinier, ist totalmente loco, also völlig beknackt. Zum Glück hatte der Ticketverkäufer für den Bus mich auf dieses Problem hingewiesen (und durch den Wechsel von brasilianischen Reais in eine entsprechende Menge argentinischer Pesos einen hübschen Wechselgewinn gemacht), sonst hätten wir hübsch doof aus der Wäsche geguckt. Deppert seid's.

Der Park selbst ist dann aber recht gut organisiert, es gibt es Bähnchen, das von der Ausgangsstation zu zwei anderen Stationen fährt, von denen aus man dann einige Trails bewandern kann. Leider war der Trail zum Garganta del Diablo, dem Teufelsschlund, wegen Hochwassers gesperrt, sodass man sich das nicht angucken konnte.

Wasser und Sprühwasser

Rumpelrumpel ...

Die anderen Trails über und unter den Fällen durch den Urwald sind aber immer noch hochgradig beeindruckend. Der obere Trail führt zum Teil direkt über die Abbruchkanten der Wasserfälle und bietet überwältigende Ausblicke auf die Iguazúfälle, während man vom unteren Trail nicht nur mächtig nass wird, sondern ob der Naturgewalt auch ziemlich sprachlos. Unfassbar. Unfassbar schön. Atemberaubend toll.

Wir machten uns dann gemütlich wieder in Richtung Parkausgang, stiegen in den Bus und ließen uns nach der Ankunft in Puerto Iguazú wieder im Taxi rüber nach Brasilien fahren. Hier kehrten wir wieder in unserer Fußballkneipe von gestern ein, verfolgten das Ausscheiden Spaniens und sind am Ende wieder früh im Zimmer und im Bett gelandet.

Das war mal wieder ein sehr kurzweiliger, ein sehr interessanter Tag, eines der Highlights unserer an Höhepunkten nicht gerade armen Tour. Doch, das war toll heute.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Zurück in Brasilien

Gestern Abend habe ich noch ein paar Fotos gepostet (siehe den nächsten Blogeintrag).

Ja, das USA-Spiel habe ich dann gestern Abend nicht mehr zu Ende gesehen. Wieder einmal waren wir kaputt, obwohl wir jetzt nicht übertrieben viel durch Buenos Aires spaziert waren.

Heute Morgen waren wir beide halbwegs früh wach, packten unser Zeug zusammen und gingen zum Frühstück, das wie immer sehr lecker war. Danach checkten wir uns und ließen uns in einem Taxi, das nicht sehr offiziell aussah, zum Flughafen Aeroparque bringen. Die Vermutung, dass unser Taxifahrer auf der Hinfahrt uns beschissen hatte, erhärtete sich, weil dieser Taxifahrer - ohne Taxameter - nur 130 Pesos haben wollten, während der auf der Hinfahrt mit Taxameter über 140. Da geht es um ein paar Euro, klar, die uns nicht wirklich wehtun, aber es ist einfach ärgerlich, weil man bei solchem Beschiss keine Doofensteuer zahlt, sondern wirklich betrogen wird.

Der Check-in am Flughafen war problemlos, nur unser Flieger hatte technische Probleme, weshalb wir eine Stunde Verspätung im Gepäck hatten. Eigentlich hatten wir heute Zeit, weil wir nichts mehr vorhatten - außer vielleicht Brasilien gucken in Brasilien ... Es ging sich dann so aus, dass wir prompt zum Anpfiff an der brasilianischen Einreise standen (unser Fahrer verdiente sich den üppigen Fahrpreis, indem er unsere Pässe durch die Einreise lotste, während wir im Taxi sitzen bleiben konnten ...). Die Hotelrezeptionisten sahen auch mittelprächtig begeistert aus, dass wir gerade während des Spiels ankamen, aber da mussten sie durch.

Wir guckten die erste Halbzeit im Zimmer und gingen dann gegenüber in die Bar, in der prächtige Stimmung herrschte - jedenfalls so lange, bis klar wurde, dass Brasilien schon noch irgendwie ein Tor schießen müsste, um zu gewinnen.

Bekanntlich fiel das Tor nicht, was aber keinen vom Bierkonsum abhielt. Wir schauten dann noch den Anfang des Spiels Russland - Südkorea dort, ehe wir uns dann auch auf die beschwerliche Reise von 20 Schritten in unser Hotel zurück machten.

Es ist sogar schon 22 Uhr, und ich bin noch wach. Wow. So langsam gewöhne ich mich offenbar an die Zeitverschiebung, wird ja auch Zeit nach mehr als einer Woche ...

Morgen und übermorgen soll es an die Iguazu-Fälle gehen, einmal an die brasilianischen, einmal an die argentinischen. Die Reihenfolge käsen wir morgen beim Frühstück aus.

Gute Nacht.

Dienstag, 17. Juni 2014

Foti, Foti

Nach diesem Post folgt der Bericht vom 16. Juni.

Jaja, ich war schluderhaft mit dem Einstellen von Fotos. Sorry. Ich bin nur die letzten Tage heilfroh gewesen, zumindest etwas halbwegs Sinnvolles als Tagesbericht zu schreiben, dass ich die Bilder habe hintenrunter fallen lassen. Hier nun eine Auswahl:

In Puerto Iguazú

Zusammenfluss von Paraná und Iguazú, links oben ist Paraguay, rechts oben Brasilien, im Vordergrund Argentinien

Soso, die Malvinas (Falkland-Inseln) sind argentinisch ... Das werden die Briten anders sehen.

Casa Rosada, der Präsidentenpalast, in Buenos Aires

Sonnenaufgang auf der Fähre von Buenos Aires nach Montevideo

Im Mercado del Puerto in Montevideo

Plaza de Independencia in Montevideo

Da kommt nur noch die Antaktis ...

Straßenszene in Buenos Aires

Congreso Nacional in Buenos Aires

Congreso Nacional in Buenos Aires und Denkmal für zwei Nationalversammlungen in den 1810er-Jahren

Verbummelt

Sehr erfolgreich haben wir heute den Tag in Buenos Aires verbummelt.

So langsam gewöhnen wir uns offenbar an die Zeitverschiebung, denn wir wurden beide erst relativ spät - gegen 8 Uhr - wach. Nach gemütlichem Aufstehen und Duschen (ich hatte, glaube ich, noch gar nicht erwähnt, dass wir hier im Hotel einen abnehmbaren Duschkopf haben - großes Lob für die NH-Hotels!) gingen wir lecker frühstücken mit verschiedenen Säften und Leckereien (neben den üblichen Sachen wie Rührei etc.).

Wir machten einen Spaziergang über die Plaza de Mayo und entschieden uns spontan, ein paar Stationen mit der U-Bahn zu fahren. Die U-Bahn von Buenos Aires ist wirklich sehr schick: Die Stationen sind sehr schön gestaltet, und die U-Bahn an sich ist sehr sauber und sogar sehr wohlriechend.

Wir stiegen am Congreso Nacional aus und bewunderten das Parlamentsgebäude Argentiniens. Über die Avenido 8 de Mayo gingen wir zurück in Richtung Casa Rosada, dem Präsidentenpalast. Buenos Aires erinnert uns an gepflegte Stadtteile von New York oder Boston, wunderbare Hausfassaden, alter Baumbestand, sehr schick.

Das Deutschland-Spiel um 13 Uhr machte uns natürlich den ganzen Tag insofern kaputt, als wir uns die äußeren Bezirke von Buenos Aires nicht wirklich angucken konnten. Die Kneipe, die wir fürs Spielgucken anvisiert hatten, öffnet leider erst um 17 Uhr, sodass wir Plan B suchen mussten. Am Schluss landeten wir in einem Pub, das anfangs leer war, aber so langsam voll wurde. Wir, und speziell ich, waren ein bisschen die Volksbelustigung, weil ich bei wichtigen Deutschland-Spielen durchaus ein wenig, ähm, angespannt bin.

Nach dem wunderbaren Spiel machten wir noch einen weiteren kurzen Spaziergang und kamen wieder in der Gaststätte unter, in der wir den ersten Tag in Buenos Aires auch schon geblieben waren. Unser Ober erkannte uns wieder, wir tranken ein Weinchen und aßen Tintenfischringe.

Danach gingen wir - gut gestärkt - ins Hotel und gucken nun in aller Ruhe das USA-Spiel gegen Ghana. Heute waren wir einfach platt und wollten gar nicht mehr weitere Stunden Buenos Aires erkunden. 2030 ist hier (und in Uruguay) ja womöglich WM, da wollen wir allerspätestens wiederkommen ...

Erst einmal gute Nacht. Morgen kommt der Bericht dann schon wieder aus Brasilien, sofern alles gut geht ...

Montag, 16. Juni 2014

Adiós, Montevideo

Heute sind wir - beide! - erst um 6 Uhr wachgeworden, obwohl heute Nacht noch so ein Horst an der Zimmertür geklopft hatte, weil er sich im Zimmer irrte.

Nach entsprechend spätem Frühstück machten wir einen Bummel entlang der Ramblas, der Hafenpromenade von Montevideo. Es ist ein spannendes Gefühl, am (bisher) südlichsten Ort seines Lebens zu stehen und zu wissen, dass, wenn man nach Süden guckt, nur noch die Antarktis ist.

Ansonsten machten wir einen ganz entspannten Urlaubstag ohne viel Sightseeing, dafür guckten wir bei einem E-Jugend-Spiel irgendwelcher Teams aus Montevideo zu (und ich betätigte mich gelegentlich als Balljunge). Entweder habe ich damals nicht alles so richtig mitgekriegt oder wir haben damals in der E-Jugend wirklich nicht so viele Übersteiger, elegante Ballmitnahmen und was weiß ich noch alles draufgehabt - ich sowieso nicht, aber auch bei meinen Mitspielern kann ich mich an derlei Sperenzchen nicht erinnern.

Danach gingen wir wieder zur Plaza de la Independencia, guckten uns das Mausoleum von José Artigas, dem Helden des uruguayischen Vaterlandes, an (zwei Soldaten halten daneben Ehrenwachen, die armen Säue, heute kam wenigstens mal einer ...) und ließen uns dann in einer Gaststätte zum Mittagessen und Fußballgucken nieder. Die Schweiz  gewann glücklich, aber nicht unverdient, und wir gingen wieder zurück in Richtung Hotel und Mercado del Puerto. Dort setzten wir uns diesmal an die Bar unserer Kneipe (per Handschlag begrüßt von Oberkellner und Kellner) und guckten dem Fleisch beim Braten zu - das ist wirklich abartig, was da alles in der Spanne eines Fußballspiels an Fleisch verarbeitet wird.

Nach dem zweiten Spiel, leider gewann Frankreich, gingen wir wieder den kurzen Weg zu unserem Hotel, holten unser Gepäck aus der Aufbewahrung und liefen die wenigen Schritte zum Fährhäfen. Wieder mussten wir an der "Identifiquen-se"-Schranke vorbei, aber die Frage nach dem "Buquebus", unserer Fährgesellschaft, bejahten wir einfach und wurden durchgelassen. Interessantes Hafensicherheitskonzept ...

Wir waren wieder viel zu früh, konnten nach endlicher Zeit einchecken und nach kurzer Wartezeit auch offiziell aus Uruguay aus- und nach Argentinien einreisen. Das mit den gemeinsamen Grenzkontrollen läuft hier ziemlich entspannt ab. Bei der Ausreise aus Argentinien hatten wir Fingerabdrücke abgeben müssen, bei der Einreise nicht - das verstehe auch, wer will.

Ich versuchte, einen Livestream des Argentinien-Spiels zu organisieren, was mir - im Gegensatz zu einigen anderen - nicht gelang, als es schon ans Boarden ging. Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, aber auf dem Schiff ging wenige Minuten nach dem Auslaufen Ton und Bild an, sodass wir den 2:1-Sieg von Messi & Co. unter lauten Jubelschreiben der Argentinier mitverfolgen konnten.

Es ist spät geworden heute, unsere Fähre, auf der ich diese Zeile (vor-)schreibe, wird um 23.15 Uhr in Buenos Aires ankommen, vor 0.30 Uhr werden wir wohl nicht im Bettchen sein.

Montevideo hat uns beiden sehr, sehr gut gefallen, und ich denke (wie so häufig), ich werde nicht das letzte Mal in Uruguay gewesen sein. Wir sind aber beide schon sehr gespannt auf den vollen Tag in Buenos Aires morgen, auch wenn wir zwischendurch natürlich Fußball gucken werden. Wir werden eine Sportkneipe suchen (und hoffentlich finden) und sehen, dass wir den Argentiniern nicht zu arg auf den Senkel gehen ...

Gute Nacht. Hasta mañana.

Sonntag, 15. Juni 2014

Stimmung im Eimer

Joa, nach dem 1:3 von Uruguay gegen Costa Rica waren die Leute im Mercado del Puerto, dem Hafenmarkt, hier in Montevideo, der inzwischen eine Fressmeile ist, nicht mehr so gutgelaunt wie vor dem Spiel und nach dem 1:0 ihrer Helden ...

Meine Ma war schon um 1 Uhr wach und hatte schon angefangen, alle Sachen in unseren Koffern umzuräumen und noch einmal Kleidungsstücke durchzuwaschen, als der Wecker um 4.00 Uhr klingte. Ich kuschelte noch ein bisschen, aber stand dann doch auf.

Gegen 5.00 Uhr waren wir - pünktlich - fertig, auch wenn ich, nachdem ich in der Dusche weggerutscht war und beim Abfangen die Glaswand zwischen Badewanne und Rest des Badezimmers verschoben hatte, den Kulturbeutel meiner Ma unter Wasser setzte, weil die Glaswand gerade so schwang, dass sie den Wasserhahn am Bidet, in dem der Kulturbeutel stand, aufschob. Wenn man das Ganze hätte nachstellen wollen, hätte man sicher 100 Versuche benötigt. Zum Glück war aber alles halb so schlimm ...

Der Check-in ging fix und die Taxifahrt zum Fährterminal ebenfalls. Natürlich waren wir - zwei Stunden vor Abfahrt sollte man da sein, zwei Stunden vorher waren wir da - viel zu früh. Dass das Terminal schon geöffnet war, grenzte an ein Wunder. Die Argentinier guckten mich komisch an, weil ich im Gebäude meine Jacke auszog (war ja schließlich warm), während sie mit Mütze und Schal vor sich hin froren.

Wir checkten ein und bekamen praktischerweise schon vorausgefüllte Ausreisezettel. Für irgendwas muss es ja gut sein, wenn man das ganze Zeug schon bei der Buchung angeben muss. Ausreise aus Argentinien und Einreise nach Uruguay fanden gleichzeitig statt, sodass wir schon nach Uruguay eingereist waren, als wir noch in Buenos Aires auf das Boarding warteten.

Die Fähre war ziemlich leer heute, und als wir im Dunkeln losfuhren, schnarchten manche vor sich her. Der Sonnenaufgang über dem Meer war sehr beeindruckend zu sehen, und nach sehr kurzweiligen drei Stunden kamen wir sehr pünktlich im Hafen von Montevideo an. Wir liefen ein paar Schritte in Richtung Altstadt und kamen an unserem Boutique-Hotel an, in dem wir sogar schon einchecken konnte. Unser Rezeptionist war sehr freundlich und erläuterte uns gleich den Weg ins Stadtzentrum.

Den vorgeschlagenen Weg nahmen wir auch und liefen an der Kathedrale und dem Verfassungsplatz vorbei zur Plaza de la Independencia, dem Unabhängigkeitsplatz.

Auch Montevideo gefällt uns sehr gut. Auch hier gibt es etliche alte Kolonialbauten, und dieses Gebäude im Art-Deco-Stil, das man vom Unabhängigkeitsplatz aus sieht, ist auch sehr interessant. Nach diesem ersten Stadtbummel liefen wir wieder zurück in Richtung Hotel und, vor allem, Mercado del Puerto, weil wir - nach einem nicht gar so üppigen Frühstück heute Morgen - doch ein wenig Hunger hatten.

Wir suchten uns ein Kneipchen und setzten uns dann in den ersten Stock in diesem Marktgebäude, dessen Konstruktion ein wenig an den Eiffelturm erinnert und sogar einen Glockenturm vorweisen kann. Dort schauten wir das Spiel Kolumbien - Griechenland mit leckeren Vorspeisen (gebackene Fischlein für meine Ma, Blutwurst und Bratwurst für mich), während danach die riesigen Steaks auf uns warteten. Wieder einmal seeeeeehr lecker. Zu Beginn des Spiels Uruguay - Costa Rica aßen wir dann noch einen Nachtisch, ehe wir uns dem Spiel und dem Beobachten unseres sehr nervösen Kellners zuwandten.

Als Uruguay das 1:0 schoss, war die Stimmung noch sehr gut, sie kippte nur während des Spiels und war vollends im Eimer, als die Partie schließlich 1:3 zu Uruguays Ungunsten endete. Arme Urus ...

Unsere zwei Ober verabschiedeten uns dennoch mit Handschlag, und wir fanden den Weg in unser direkt gegenüber gelegenenes Hotel recht gut.

Wieder einmal, auch in meinem 92. Land, sind wir früh im Bettchen. Ob ich es schaffe, England - Italien zu Ende zu gucken, bezweifle ich ein wenig, weil ich echt kaputt bin. Gute Nacht!

Samstag, 14. Juni 2014

Gute Lüfte

Naja, gute Lüfte oder auch buenos aires hatten wir heute im Flieger von Puerto Iguazú nach Buenos Aires eher nicht. Aber von vorne:

Nach wieder einmal frühem Wachwerden frühstückten wir recht gut in unserem Aparthotel in Puerto Iguazú. Wir waren viel zu früh, um schon zum Flughafen zu fahren, sodass wir einen Spaziergang zum Zusammenfluss von Paraná und Iguazú machten. Dort fließt der (braune) Iguazú in den saubereren Paraná, was gleichzeitig das Dreiländereck zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay bildet.

Nach einigen Fotos machten wir uns - im wieder einsetzenden Regen - zurück ins Hotel. Um 9 Uhr ließen wir uns vom Taxi an den Flughafen fahren. Der Check-in war problemlos, das Pre-Boarding (Bordkartenkontrolle vor dem Gatezugang) war ein wenig ungewohnt, weil an dem gleichen Gate zwei Flieger abgefertigt wurden.

Unserer kam übrigens - apropos argentinische Pünktlichkeit - ein bisschen verspätet.

Der Flug entschädigte für die leichte Verspätung, allerdings auf eine Weise, die vielen Fluggästen eher nicht gefiel: Es rumpelte und knallte gelegentlich, insgesamt war das ein ziemlich unruhiger Flug. Aber wir haben es ja offenbar überlebt.

Nach der Ankunft am Aeroparque in Buenos Aires machte ich mich auf die beschwerliche Suche nach einem funktionierenden Geldautomaten: Den ersten Automaten setzte ich - versehentlich - außer Gefecht, aber am zweiten bekam ich wenigstens ein bisschen Geld.

Unser Taxifahrer hatte einen - ähem - komischen Taxameter, der wilde Sprünge vollführte und plötzlich binnen Sekunden um mehrere Stufen nach oben sprang. Verdächtiges Teil, aber richtigen Betrug konnten wir ja - wie immer - nicht nachweisen, sodass wir es bei dem alles in allem ja akzeptablen Preis beließen, zumal uns der Typ wirklich bis vors Hotel fuhr.

Unser Hotel ist sehr gut und liegt nun tatsächlich monsterzentral eine Minute von der Plaza de Mayo und der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast, entfernt.

Wir hielten uns aber nicht sonderlich lange hier auf, sondern suchten uns eine Gaststätte, die drei Bedingungen erfüllen sollte: gemütlich, typisch buenos-aires-k und fußballzeigend. Gleich ums Eck fanden wir La Puerto Rico, wo wir uns - bedient von einem, sagen wir, gewöhnungsbedürftigen Ober - niederließen. Wir aßen - wir sind in Argentinien - sehr leckeres Steak. Weil ich nicht mehr so viel vom Bierkonsum schreiben will: Heute tranken wir Wein, leckeren argentinischen Rotwein.

Nach dem Spiel Spanien - Niederlande ging meine Ma ins Hotel, während ich einen kurzen Spaziergang durch das spätnachmittagliche Buenos Aires machte: Buenos Aires ist toll, es gibt viele Kolonialbauten, und man merkt eine sehr eigentümliche und spannende Mischung aus jungen Leuten (ein Bau der Universität ist in unserer Straße) und älteren Herrschaften (wie in unserem Café). Heute war es - zumindest für die Porteños, die Einwohner von Buenos Aires - ziemlich kalt: Bei 15°C gingen fast alle in Jacken und Mäntern druch die Straßen.

Wir sind nach diesem ersten Eindruck sehr gespannt auf unseren vollen Tag hier in Buenos Aires, denn morgen und übermorgen sind wir ja erstmal in Uruguay.

Morgen geht tatsächlich mal ein Wecker, weil wir - angeblich - schon um 5.30 Uhr am Fährhafen sein sollen, um für die Fähre einzuchecken.

Bis morgen!

Freitag, 13. Juni 2014

Ahora hablamos español

... porque estamos en Argentina.

Vor dem eigentlichen Start in den Tag haben wir noch für den Abend des 21. Juni einen Flug von Rio nach São Paulo gebucht, weil wir auf der einen Seite das Deutschlandspiel an dem Tag sehen wollten (wir kommen um 15 Uhr von den Iguazu-Fällen an und fliegen schließlich um 19.30 Uhr weiter, das Spiel ist um 16 Uhr), zum anderen aber auch nicht das Hotel in São Paulo umbuchen wollten.

Danach packten wir unser Zeug zusammen, gingen frühstücken und ließen uns dann relativ zeitig mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Das mit dem "zeitig" war sehr gut, denn wir standen sicher eine gute Stunde im Stau. Andererseits ging der Check-in und auch die Sicherheitskontrolle am Flughafen überraschend schnell, sodass wir doch wieder zu früh am Gate waren. Es wurde noch eine WM-Baseballkappe erworben, danach ging es ins Fliegerlein.

Mit wenigen Minuten Verspätung flogen wir ab, es ging zunächst übers Meer, dann landeinwärts über den Urwald. Wir kamen vorzeitig an und durfen übers Rollfeld laufen. Unser Gepäck kam auch schnell, wir hoben noch ein bisschen Geld ab (Erläuterung gleich) und ließen uns dann nach einem gescheiterten Versuch, den Taxifahrer herunterzuhandeln, von demselben über die brasilianisch-argentinische Grenze zu unserem Hotel im argentinischen Puerto Iguazu fahren.

Die Ausreise aus Brasilien war unproblematisch (auch wenn wir zu Fuß in die Grenzstation gehen mussten), die Einreise nach Brasilien ebenfalls (einfach am Fenster die Pässe der Grenzerin geben). Nur der argentinische Zöllner zog uns zur Stichprobe raus, weil wir den Fehler gemacht hatten, dass ich aus dem Taxi ausstieg anstatt meiner Ma, denn die hätte womöglich einen Frauenbonus bekommen.

Naja, also schleppten wir unsere Koffer zur Röntgenanlage, einmal durch, alles gut, Grenze erledigt.

Unser brasilianischer Taxifahrer kannte sich in Puerto Iguazu nicht so gut aus und musste zweimal nachfragen, wo denn unser Hotel lag. Mit Google Maps hätte ich ihm helfen können, aber beide Male hatte er schon Leute angequatscht, da wollte ich ihm nicht in die Quere kommen.

Unser Hotelele ist schön, frischer Anstrich von außen, Pool im Hof, innendrin sieht man schon die eine oder andere Gebrauchsspur, aber das ist okay. Man kann nicht mit Kreditkarte zahlen, sodass wir nach einer Wechselstube fragten. Die Rezeptionistin schickte uns zur Bank zum Wechseln oder zum Geldautomaten.

Nun hatte ich gelesen, dass es in Argentinien einen offiziellen und einen Schwarzmarkt-Wechselkurs gibt mit deutlichen Kursunterschieden. Zudem sollten, laut Reiseführer, die Wechselstuben zumindest hier in Puerto Iguazu auch näher am Schwarzmarkt-Wechselkurs liegen als am offiziellen. Daher hatte ich noch in Brasilien Geld abgehoben, um dieses möglichst gewinnbringend in argentinische Pesos anzulegen.

Da aber die Wechselstuben, die wir hier erblickten, noch schlechter wechseln als der offizielle Wechselkurs, ließen wir es zumindest hier in Puerto Iguazu mit dem Wechseln sein und hoben ganz normal mit der Kreditkarte Geld ab. Nun haben wir ein bisschen viele brasilianische Reais im Geldbeutel, aber die kriegen wir in Brasilien dann schon wieder los.

Wir machten einen Stadtbummel durch Puerto Iguazu, das - gerade im Vergleich zu Rio de Janeiro - eine verschlafene kleine Provinzstadt ist und suchten eine der im Reiseführer empfohlenen Kneipen. (Mindestens) einmal auf jeder Reise führe ich meine Reisebegleitung souverän in der Pampa (Achtung, Wortspiel, Pampa in Argentinien, haha) herum, und heute war es halt hier soweit.

Unser angestrebtes Lokal lag beim besten Willen nicht noch näher am Fluss, denn im Grenzfluss zu Brasilien befindet sich definitiv keine Gaststätte. Also gingen wir die Straße, die uns zum Fluss geführt hatte, wieder hoch und ließen uns schließlich in einer groß mit einem schlechten deutschen Bier beworbenen Kneipe nieder.

Wir tranken natürlich argentinisches Bier (in Ein-Liter-Flaschen) und aßen ordentliche argentinische Steaks, ehe wir uns zusammen mit ein paar Argentiniern und Kroaten das Eröffnungsspiel anguckten.

Danach gingen wir, es war wieder Schlafensgehenszeit für uns, schnurstracks zurück ins Hotel, bezahlten unsere Rechnung und suchten unser Quartier auf.

Morgen geht es zu einer einigermaßen christlichen Zeit vom argentinischen Flughafen weiter nach Buenos Aires.

Land Nr. 91, du wirst einige schöne Sachen mit uns erleben (hoffe ich!) ...

Mittwoch, 11. Juni 2014

Pão de Açúcar


Auf dem Zuckerlaib, wie der Zuckerhut im Portugiesischen und auch im Englischen heißt, waren wir heute.

Zuckerhut mit Zuckerguss
Auch wenn das Wetter heute noch immer nicht so ganz berühmt war, war es doch deutlich besser als gestern. Deswegen konnten wir auch an den Strand gehen. Das Badevergnügen war allerdings ein wenig dadurch getrübt, dass Ebbe war und die Wellen deshalb sehr viel Sand aufwirbelten, sodass ich mal wieder total versandet war. Naja, eine gute Dusche kann viel Abhilfe schaffen.

Nach dem wie immer leckeren Frühstück machten wir uns an unsere angestammte Bushaltestelle und warteten auf den Bus 511, der uns von der Copacabana zur Talstation der Zuckerhut-Seilbahn bringen sollte. Der Verkehr heute Morgen war sehr stark, und zu allem Überfluss sperrte die Polizei plötzlich auch noch die Straße. Das Hupkonzert brachte wenig, erst als der englische Teambus an der Kreuzung vorbeigefahren war, durften wir weiterfahren. So macht man sich keine Freunde in Rio de Janeiro, liebe Engländer ...

Die Engländer wiesen uns aber trotzdem den Weg, denn ihre Trainingsstätte liegt direkt unterhalb des Zuckerhutes.

Der Andrang an der Talstation war sehr gemäßigt, sodass wir ganz fix in die erste Gondel, die uns auf die Zwischenstation bringen sollte, einsteigen konnten - kein Vergleich zur einstündigen Wartezeit für den Corcovado. Der Ausblick aus der Gondel und auch von der Zwischenstation auf Rio ist wirklich phänomenal: Die Christusstatue war heute zwar größtenteils im Nebel versteckt, aber manchmal konnte man sie erspähen, der Blick auf die Innenstadt und den Inlandsflughafen, auf die Copacabana und den Jachthafen, auf die Brücke rüber nach Niterói, auf die Inselchen vor Rio und die Hügel in der Stadt - das ist ernsthaft beeindruckend.

Die wenige Minuten dauernde Fahrt von der Zwischenstation auf den Zuckerhut selbst steigert die Faszination noch einmal - obwohl das eigentlich gar nicht geht, sollte man meinen. Die Flugzeuge im Landeanflug auf den Inlandsflughafen zu sehen, die Hubschrauber, die über der Stadt umherfliegen, den Engländern beim Training zuzugucken - das ist Rio, wie man es sich vorstellt, und es ist einfach toll.

Downtown Rio
Auf dem Zuckerhut begegneten uns Fußball-Fans aus aller Welt, die Australier und Kolumbianer sind besonders stark vertreten, aber auch die Kroaten (alle im Trikot), die Argentinier, die Bierturm bauenden Deutschen (nicht wir!), die Mexikaner, etliche US-Amerikaner, ein paar Franzosen und Italiener, der ein oder andere Spanier, rotgesichtige Engländer, alle sind sie da. Einigen Leuten (zwei, drei Franzosen zum Beispiel) waren wir vorgestern schon an der Christusstatue begegnet, die Welt ist klein, und die Zahl der absoluten Top-Attraktionen in Rio nun auch wieder nicht so unüberschaubar riesig, dass so etwas nicht passieren könnte.

Danach ging es wieder an die Copacabana, beim Schreiben von Postkarten genossen wir den Saft einer Kokosnuss, ehe wir wieder das Rodízio-Lokal ansteuerten, wo wir vorgestern waren. Breiten wir den Mantel des Schweigens darüber, ein Wort reicht: vollgefressen.

Copacabana von oben
Die Schwärmerei von Rio hat nur einen richtigen Haken: Morgen ist es schon wieder vorbei, denn morgen geht es in Richtung Iguazufälle, in Richtung Argentinien, auch wenn wir immer noch nicht genau wissen, wie wir das mit dem zweiten Koffer machen (im Hotel, in das wir nach dem Argentinien-Trip einkehren, abstellen oder mitnehmen) und wo wir das Eröffnungsspiel gucken (in Brasilien oder schon in Argentinien). Wir werden, wie so oft, spontan entscheiden.

Schlechtes Wetter

Heute war schlechtes Wetter, heute Morgen regnete es wie aus Kübeln.

Wir ließen daher das Schwimmen heute Morgen sein und gingen gleich zum Frühstück. Mangos, Papayas, Ananas, Melonen - so mag ich Frühstück, vor allem, wenn es daneben auch noch Salamibrötchen gibt ...

Danach machten wir einen kurzen Spaziergang zur nächstgelegenen U-Bahn-Haltestelle und fuhren ins Zentrum von Rio de Janeiro. Dort fing es wieder an zu gießen, und zu allem Überfluss führte ich uns in die falsche Richtung. Nachdem der Fehler bemerkt war, gingen wir in die richtige Richtung, und das war in Richtung der Candelária-Kirche.

Die Kirche ist von außen nicht unansehnlich, aber auch kein besonderes Schmuckstück. Von innen sieht das allerdings doch ein bisschen anders aus. Hier ist die Candelária schon ganz schick anzugucken. Allerdings fehlte im Inneren die für Südamerika übliche Kombination aus National- und vatikanischer Flagge. Komisch.

Wir bummelten noch ein wenig durch das abtrocknende Rio de Janeiro, guckten uns den Paço Imperial, den alten Kaiserpalast, an, der tatsächlich atemberaubend bescheiden ist und machten uns dann auf den Rückweg.

Am Ipanema-Strand stiegen wir aus und guckten uns ein bisschen um. Auch wenn es heute regnete, konnte man sehr gut erahnen, dass der Ipanema-Strand bei Sonne mindestens so schön wie die Copacabana ist.

Wir fuhren zurück zur Copacabana, zogen uns Badeklamotten an und gingen zum Strand: Wir waren nämlich völlig platt. Das Schwimmen im Meer war heute nicht ganz ungefährlich, weil die Wellen gefühlt noch höher waren als die letzten Tage. Jedenfalls hatte ich wieder Sand in der Hose, als wir zurück ins Hotel kamen.

Heute Abend fanden wir die Gaststätte, die wir gestern noch verfehlt hatten, und aßen lecker Fleisch. Viel Fleisch. Sehr viel Fleisch. Lecker. Hmmm. Das Restaurant war völlig leer, weil wir um 17 Uhr zu spät fürs Mittagessen und viiiiel zu früh fürs Abendessen waren. Uns ist es wurscht, wir sind kaputt, jetzt geht's gleich ins Bett.

Es ist uns jetzt schon ein paar Mal passiert (nachdem wir uns als Deutsche geoutet haben), dass wir von Obern angesprochen wurden, dass Miroslav Klose ja womöglich Ronaldo in der Rangliste der besten WM-Torschützen überholen könnte. Das scheint die Brasilianer echt zu beschäftigen.

Morgen geht's wahrscheinlich auf den Zuckerhut, und dann heißt es ja fast schon wieder Abschiednehmen von Rio de Janeiro ...

Fotos gibt's heute nicht, bin zu faul.

Dienstag, 10. Juni 2014

Viele Möpse

Joa, ich habe meine Ma gestern noch herumgekriegt: Wir sind in diese Rodizio-Kneipe marschiert. Die Rechnung wies am Ende 51 Minuten Aufenthalt aus, aber die hatten es in sich. Etwa alle zweieinhalb Minuten kam so ein Kellner und bot uns irgendein Stück Fleisch vom Spieß an. So viel
Christus der Erlöser
Blick auf den Zuckerhut

Das Maracanã-Stadion
leckeres Fleisch in so kurzer Zeit habe ich in meinem Leben noch nie gegessen. Der Salat und die zwei Stücke Sushi dazu hätten gar nicht sein müssen, und das nächste Mal futtern wir nicht nur die relativ (relativ!) weniger berauschenden Stücke am Anfang, sondern lassen die aus und essen die Filetsteaks satt ...

Auf dem Heimweg wurde wir exakt null Mal überfallen. Alles überlebt.

Heute Morgen waren wir um etwa 4 Uhr wach. Um 6.30 Uhr (ja, ich um 6.30 Uhr, ich Vollhotze) verließen wir das Hotel (im Hellen) und liefen in Richtung Strand. Polizei war sogar schon da, sodass wir völlig unbesorgt an der Copacabana entlangschlenderten. Meine Ma wollte nicht so recht ins Wasser, aber ich genoss das Wellenreiten (heute allerdings in der Light-Version). Schee.

Sowohl am Strand als auch auf dem Weg zurück ins Hotel begegneten uns etliche Möpse - und diverse Hunde ...

Nach dem Duschen und dem leckeren Frühstück mit Salamibrötchen, Papaya und Mango ging es zur nächstgelegenen Bushaltestelle. Wir warteten recht lange (zwischendurch fragte uns wieder einmal eine sehr freundliche Brasilianerin, ob sie uns helfen könnte), aber schließlich kam unser Bus 583 zum Corcovado.

Wir wurden von einem Taxifahrer begrüßt, der uns offenbarte, dass die nächste erreichbare Bahn hoch zur Christusstatue erst in einer Stunde führe - er sagte die Wahrheit. Dies hielt uns nicht davon ab, uns ein Ticket für ebendiese Fahrt zu kaufen und die Wartezeit unter Genuss eines kühlen Bieres zu überbrücken. Dabei wurden wir von einer älteren Dame angequatscht, die ziemlich gut Deutsch sprach und sich als Schlepperin für ein Juweliergeschäft betätigte.

Die Fahrt hoch zur Statue führte durch einen mittelprächtigen Urwald und bot tolle Ausblick auf Rio de Janeiro.

Oben an der Statue war die Hölle los: Normale Menschen und Fußballfans aus aller Welt legten sich auf den Boden, um die Christusstatue in voller Pracht zu fotografieren, einige Vollidioten stellten sich auf die Brüstung, um ein besonders tolles Bild zu erhaschen. Als ob die Aussicht von dort oben auf Zuckerhut, Copacabana, Ipanema und Maracanã nicht schon toll genug gewesen wäre.

Nach einer Stunde intensiven Guckens fuhren wir wieder runter und ließen uns von einem Bus ins Zentrum bringen. Dort stiegen wir in eine U-Bahn zum Maracanã-Stadion. Wir umrundeten das Stadion zunächst zur Hälfte, ehe meine Ma eine Volunteerin ansprach, ob man denn das Stadion und das darin gelegene Museum besichtigen könnte. Die Volunteerin lud uns auf ihren Caddywagen auf, und so fuhren wir - unter Beäugung diverser anderer WM-Touristen - eine weitere Viertelrunde um das Stadion, bis wir schließlich erfuhren, dass aufgrund der WM das Stadion komplett geschlossen ist. Schade.

Nach der Vollendung der Stadionumrundung gingen wir wieder zur - bestenfalls - just in time fertig werdenden U-Bahn-Station und fuhren zur Copacabana zurück. Nach einem kurzen Bummel von der U-Bahn-Station zum Strand aßen wir mit Blick auf die Copacabana sehr leckeres Steak (das Rodizio-Restaurant, das ich anstrebte, fand ich leider nicht - nächster Versuch morgen) und ließen uns zum Absacker noch unterwegs in einer Straßenkneipe nieder. Zwei Caipirinhas und zwei Cuba Libres wurden geschlürft, und nun sind wir beide äußerst bettfertig.

Gute Nacht, morgen soll es wohl regnen. Vielleicht geht es trotzdem zum Zuckerhut, wir werden sehen.