Notwendig ist das ganze Luftschnappen leider auch, denn sowohl meine Mutter und ich sind ziemlich erkältet - meine Ma seit dem Abend in der Waterkant quasi ununterbrochen mit Hochs und Tiefs, und ich huste auch mehr oder weniger still und leise vor mich hin. Da aber das halbe Schiff und der halbe Flieger in den letzten Tagen und Wochen Hustenarien von sich gegeben haben, fielen wir keineswegs aus der Reihe ...
Der Donnerstagabend auf dem Kutter brachte gar nicht mehr soooo viel, die 80er-Jahre-Party verließ ich nach wenigen Minuten, auch, weil mir da oben sehr warm war bei fehlendem Fahrtwind, also ging ich ins Bett, meine Ma und ich trieben uns zu immer größeren Hustengesängen an, aber irgendwann schliefen wir wahrscheinlich auch ein bisschen.
Die Koffer waren am Morgen weg, auch wenn es noch etliche Menschen gab, die Angst hatten, dass ihnen Schmuggelware oder sonstwas in die Koffer gesteckt würde und daher am Freitag Morgen noch mit ihren Koffern die Aufzüge ein wenig blockierten. Nach dem Frühstück ging es an Land, denn wir mussten unser Gepäck identifizieren und einchecken; das funktionierte ganz gut, auch wenn ich mir durchaus vorstellen könnte, dass man das auch noch weiter vereinfachen könnte, denn viel mehr als das Wiegen und Anbringen schon vorausgedruckter Gepäckbanderolen ans Gepäck machen die da auch nicht ...
Jedenfalls ging es nach getaner Arbeit wieder an Bord, wir schlugen jetzt mehr oder weniger die Zeit tot, tranken noch ein paar Getränke (ich Diesel/Drecksack/Colabier), gingen ein letztes Mal an die Außenalster, auf die glorreiche Idee, in der Sauna nochmal duschen zu gehen, war nicht nur ich gekommen, aber das klappte dann doch ganz gut, nur fand ich meine Ma nicht sofort, weil sie sich unabsichtlich vor mich versteckte und mit der Rückenlehne zum Durchgang an ihrem Platz saß ... Auf der Suche lief ich ein paar Mal übers Schiff, und dann schwitzte ich auch schon wieder ...
Kurz nach 15 Uhr gingen wir von Bord, der Bustransfer ging schnell, die Sicherheitskontrolle war auch erträglich, eine richtige Ausreisekontrolle gab es nicht für uns (das passte zur Nicht-Einreisekontrolle auf dem Hinweg), die Flughafenhalle war voll mit Flügen nach Verona und Leuten von unserem Kutter, aber nach endlicher Zeit bekamen wir einen Sitzplatz. Christian ermahnte mich noch, dass ich an den Flughafen-Imbissen mir nicht einfach so Essen nehmen dürfe - höhö ...
Die Bordkartenkontrolle war auch eher oberflächlich, und einigermaßen pünktlich starteten wir um 17.38 Uhr dominikanischer Zeit (22.38 Uhr deutscher Zeit). Meine Ma ratzte neben mir (wenn sie nicht hustete), ich hatte nur einmal kurz die Augen zu, konnte aber nicht schlafen, also guckte ich Filme (u. a. Edge of Tomorrow, obwohl ich den schon kannte, aber es macht einfach Spaß, Tom Cruise dutzende Male zermalmt werden zu sehen ...), und um 7.10 Uhr landeten wir in Frankfurt ...
Nach einer mittleren Flughafenrundfahrt stiegen wir am Terminal B aus, die Einreisekontrolle wäre problemlos gewesen, wenn nicht der Flughafen (nicht die Bundespolizei!) auf die völlig beknackte Idee gekommen wäre, anstatt des direkten Weges zur Einreisekontrolle da noch einen Clown hinzustellen, der die Leute zehn Meter zur Seite führen und dann in einer 180-Grad-Drehung in die Einreiseschlange bugsieren sollte ... Das alles ergab überhaupt keinen Sinn, das wurde der armen Sau auch von vielen Einreisenden sehr deutlich gesagt (ich war für meine Verhältnisse noch sehr freundlich), der pampte entsprechend zurück, und am Ende des Tages war für den Flughafen überhaupt nichts gewonnen - im Gegenteil, der wenige Platz, den es gab, war unnötig blockiert, so etwas ist unglaublich peinlich für einen angeblichen Weltflughafen, es ist unfassbar.
Ebenfalls peinlich ist die unglaublich lange Zeit, die die Leute in Frankfurt brauchen, um das Gepäck auszuladen (und dann werden sie noch von einem Gepäckarbeiter im Ausgabebereich mit dem Fahrrad über den Haufen gefahren, weil der nichts Besseres zu tun hat als durch die Menschenmassen - wild klingelnd - durchzufahren anstatt einfach mal abzusteigen und das Fahrrad ein paar Meter zu schieben), aber glücklicherweise kam unser Gepäck dann irgendwann einmal.
Das Chaos hatte aber noch kein Ende, denn das bestellte Uber steckte im Stau, weil einige Idioten die Ausfahrt aus der Abflugvorfahrt blockierten, aber am Ende kamen wir glücklich und zufrieden in Wiesbaden an.
Die Heimfahrt war langwierig, weil manche Menschen bei Regen offenbar nicht schneller als 80 fahren können, auch nicht auf der Überholspur (die sie aber natürlich blockieren), irgendwann bat ich meine Ma, das Steuer zu übernehmen, weil der Mann mit dem Hammer kam, und nach weiterem Stau kurz vor Freiburg kamen wir schließlich gegen 13.30 Uhr in Bonndorf an.
Ohne große Verzögerung suchte ich das Bett auf, aus dem ich mich gegen 16.15 Uhr erhob, denn wir waren im Schnitzer verabredet (das war der - wirklich kleine - Spaziergang, von dem ich in der Einleitung sprach) - das Essen dort ist immer gut, aber gestern fand ich es ganz besonders lecker, was auch an den Bieren gelegen hab, die ich dazu konsumierte ... Jedenfalls sah ich noch die ersten Minuten des Deutschland-Spiels in Frankreich, dann fielen mir die Augen zu, und ich stand heute Morgen erst um kurz nach 12 Uhr auf ...
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Bis auf die Erkältung war das eine von Anfang bis Ende wunderbare Reise. Jessi und, vor allem, Christian waren sehr gespannt, wie die Kreuzfahrerei meiner Mutter und mir gefallen würde, und ich glaube, ich darf mit für meine Ma sprechen, wenn ich sage, dass uns das sehr, sehr gut gefallen hat ...
Ich war wegen des Flugpaketes ein bisschen skeptisch, weil der Flug im Vergleich zu einer Nur-Kabine-Buchung doch recht teuer erschien, aber ich muss sagen, dass TUI das halt schon sehr, sehr gut organisiert - das Gepäck gibst du in Deutschland am Flughafen ab und siehst es erst auf der Kabine an Bord wieder, weil es vom Flughafen zum Schiff gebracht und im Schiff dann auf die Kabinen verteilt wird. Auch zurück ist das ganz gut geregelt, auch wenn ich es mir - wenn ich schon sehe, wie es auf dem Hinweg klappte - auch noch einfacher vorstellen könnte, aber es kann gut sein, dass es da irgendwelche Sicherheitsregeln gibt, die es verbieten, dass die das Gepäck direkt von der Kabine in den Flieger verfrachten.
Auch die Ein- und Ausreise klappt vorzüglich, weil die Dominikanische Republik da offenbar mit den Kreuzfahrtveranstaltern ausgedealt hat, dass die einfach nicht stattfindet bei Kreuzfahrten, denn sowohl zu Beginn als auch am Ende der Reise haben wir nie einen dominikanischen Grenzer in Aktion gesehen. Ingesamt ist das mit den Ein- und Ausreisen auf der Kreuzfahrt so gewesen, dass wir - außer in Anguilla, aber da waren wir ja auch eigenständig unterwegs - nie eine Passkontrolle hatten.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Balkonkabine so schnell für so wichtig halte - aber es ist wirklich einfach schön, wenn man morgens die Vorhänge zurückzieht und aufs Meer schauen kann (oder auf den nächsten Zielort).
Auch das Bordleben war ganz großartig - die ersten Tage habe ich, man entschuldige die Wortwahl, gefressen wie ein Scheunendrescher, aber das pegelt sich nach ein paar Tagen sowieso ein, sobald das noch in der Steinzeit verdrahtete Gehirn merkt, dass man das ganze Fress und Sauf auch in Ruhe genießen kann, weil es am nächsten Tag wieder da ist ... Die Buffets waren ganz toll, die Fischauswahl war riesig, aber auch ein Fleischesser (und Vegetarier ebenfalls, da gab es teilweise richtig leckere Sachen, die wir den Vegetariern weggefuttert haben) kommt voll auf seine Kosten. Das "piekfeine" (Mutter) Bedien-Restaurant ist auch sehr schön, aber wir haben nach wenigen Tagen gemeinschaftlich entschieden, dass uns das Buffet-Restaurant absolut ausreicht, weil man da halt genau so viel essen kann, wie man mag, und nicht an die bestellte Gangfolge gebunden ist.
Ich weiß nicht, wie viele BBCs (Bailey's-Banane-Colada - oder Cocos?) ich getrunken habe, aber zwei Dutzend werden es insgesamt gewesen sein, denn auch die Getränkeauswahl ist toll. Das Bier ist trinkbar (Bitburger - da sollte sich die Lufthansa mal ein Beispiel nehmen - und Paulaner), die Weine haben auch geschmeckt, und die Spirituosen, die im Preis ja großteils enthalten sind, sind völlig ausreichend. Ja, Whisky-Liebhaber werden sich bei der inkludierten Auswahl nicht so richtig wohlfühlen, aber da ich das ja nicht wirklich bin, habe ich auch das gut überstanden.
Die Besatzung war insgesamt - von wenigen Ausnahmen abgesehen, ich hatte berichtet - absolut toll - Crew-Sprache ist Englisch, aber die meisten Leute, mit denen man in Kontakt kommt, verstehen jedenfalls sehr gut Deutsch (inklusive der gängigen Getränkevokabeln - "Schorle", "Diesel", "Radler" etc.). Die Crew-Show war auch klasse, auch wenn der Kreuzfahrtdirektor mit seinen eigenen (gelungenen!) Einlagen dem Rest der Crew ein bisschen die Show gestohlen hat ...
Insgesamt, der Kreuzfahrtdirektor: Der Typ war völlig Banane, aber im positiven Sinn, gesegnet mit kabarettistischem Talent knapp an der Grenze zur Unverschämtheit, Situationskomik (und singen!) kann er auch, nur wenn der - was eben auch sein Job ist - sicherheitsrelevante Durchsagen macht, tat ich mich immer ein bisschen schwer, ihn für voll zu nehmen. Der Kapitän hält sich schon auch für ziemlich geil, und die Vorstellung der leitenden Offiziere erinnerte mich so ein bisschen an Nordkorea, wenn der Kapitän jeden seiner Offiziere aufs Korn nahm und die ihre vorbereiteten Antworten wie Schulkinder runterratterten. Aber vielleicht muss man so sein, wenn man für mehr als 3.500 Leute verantwortlich ist ...
Nochmal auf Kreuzfahrt? Sofort, wahrscheinlich sogar, wenn kein neues Land und kein neues abhängiges Gebiet dabei herausspringen würde - denn: Es war toll!
Die Reiseziele habe ich ja schon im Einzelnen beschreiben - zwei "alte" (Dominikanische Republik und Barbados), fünf neue Länder (St. Vincent und die Grenadinen, Dominica, St. Lucia, St. Kitts und Nevis sowie Antigua und Barbuda) und fünf neue abhängige Gebiete (Martinique und Saint Martin - Frankreich; Sint Maarten - Niederlande sowie Anguilla und die britischen Jungferninseln - Vereinigtes Königreich) sind eine sehr ordentliche Ausbeute, auch wenn wir - natürlich - von diesen 5+5 oder 7+5 Ländern nur einen allerallerersten Eindruck gewinnen konnten. Wir waren ja selten mehr als zwölf oder vierzehn Stunden vertäut, und von denen waren wir vielleicht fünf, sechs, sieben an Land bzw. mit kleineren Booten auf dem Meer unterwegs. Andererseits - einen Eindruck gewinnt man halt schon, und der war gerade von Dominica und Antigua ganz überwiegend positiv und von St. Lucia und Nevis eben überwiegend negativ.
Die Länder 154+10 (Martinique, abhängiges Gebiet) bis 159+14 (Britische Jungferninseln, abhängiges Gebiet) waren Bestandteil meiner 66. Reise außerhalb Europas (wobei ich die Kanaren und den Kaukasus ebenso wie Zypern und Malta zu Europa zähle). Alle besuchten Länder und Gebiete - außer der Dominikanischen Republik und Barbados - sind auf der Liste der "Eintagsfliegen" gelandet und harren der zukünftigen Erkundung (und Streichung von dieser Liste).
Nach dieser Reise gibt es nunmehr drei Kontinente, auf denen mir nur noch ein einziges (unabhängiges) Land fehlt, nämlich Europa (Südossetien, wobei man hier sowohl über die Lage in Europa als auch über seine Unabhängigkeit diskutieren), Antarktika (wenig überraschend, weil die Antarktika das einzige "Land" auf dem Kontinent Antarktika ist und ich da halt noch nicht war) und nun eben Nordamerika, denn hier fehlt mir - an unabhängigen Staaten - nunmehr nur noch Haiti. Dass es in Nordamerika noch einige abhängige Gebiete gibt, die mir fehlen (Aruba, Bermuda, die Cayman-Inseln, Curaçao, Grönland [wenn man es zu Nordamerika zählt, was geografisch korrekt wäre], Guadeloupe, die karibischen Niederlande [Bonaire, Saba, Sint Eustatius], Montserrat, Puerto Rico, St. Barth, St. Pierre und Miquelon, die Turks-und-Caicos-Inseln sowie die US-Jungferninseln), lässt auf weitere Besuche in der Karibik und sonstwo in Nordamerika hoffen, das sehen wir dann ...
In jedem Fall bleiben jetzt noch 47 unabhängige Staaten zu besuchen: je eines in Antarktika, Europa und Nordamerika; drei in Südamerika [Ecuador - bald, Guyana und Venezuela]; sieben in Asien (Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Jemen, Nordkorea, Myanmar, Turkmenistan; bis auf Bhutan allesamt Muster der Demokratie und Sicherheit); zwölf in Ozeanien und noch 22 (!) in Afrika ...
Von den abhängigen Gebieten sind es noch 36, davon vier australische, zwei chinesische, ein dänisches, zehn französische, drei britische, ein neuseeländisches, ein norwegisches, neun britische und fünf US-amerikanische - wird schon werden ...
Korrektur am 27. März: Martinique war Land 154+10, die britischen Jungferninseln Land Nr. 159+14, da habe ich mich in meiner Zählerei mal komplett verheddert, sorry ...
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