... war ich heute unterwegs, Jessi und Christian waren im Dschungel wandern und meine Ma hat endlich wieder das Schiff verlassen - alles gut also ...
Gestern Abend waren wir noch bei einer Kabarettistin, die ich - ehrlich gesagt - ziemlich gut fand. Die Sprüche waren gelegentlich ähnlich ordinär wie die des Kreuzfahrtdirektors, aber bei der Kabarettistin durfte man - es war "Erwachsenenhumor" angesagt - so etwas in die Richtung erwarten. Die macht noch eine zweite Show, da kann es gut sein, dass ich da wieder einlaufe.
Heute Morgen dann verließ ich mit Jessi und Christian das Schiff und machte einen kleinen Stadtrundgang. Ich war schon ein Stückchen gelaufen, als Christian mir aus dem fahrenden Minibus zuwinkte - wirklich weit waren die beiden also noch nicht gekommen. Ich lief über den Fruchtmarkt, wurde von zwei Männern angesprochen, ob ich "something special" und - etwas später - ganz explizit "weed" haben wollte, also Gras, ich entschied mich dagegen und ging wieder aufs Schiff.
Meine Ma und ich frühstückten ganz gemütlich zusammen, mit Blick auf die unglaublich grüne Insel Dominica, bevor wir - gemeinsam! - das Schiff verließen. Ich freue mich sehr, dass meine Ma wieder einigermaßen fit ist - juchhe!
Nach einem kurzen Spaziergang gingen wir abermals aufs Schiff zurück, denn ich wollte meine Badetasche einpacken für den Fall, dass ich bei den Wasserfällen, zu denen ich wollte, tatsächlich mich abkühlen könnte.
Ich hatte auf den beiden Spaziergängen etwas gesehen, das wie eine Art Busbahnhof aussah, war es auch, allerdings nur für Busse in Richtung Norden. Da ich eher in Richtung Osten wollte, schickte einer der Fahrer mich ans andere Ende der Innenstadt, wo ich mit einigem Suchen den Minibus nach Trafalgar fand. Ein junger Dominicaner fragte mich, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass der Bus nach Trafalgar fährt, wo ich herkäme, und freute sich, dass ich öffentliche Verkehrsmittel benutze ...
Bald darauf ging die Fahrt mit dem Bus los, über kleine, steile Sträßchen hoch in die Berge der Insel, und mehr als einmal konnte ich kaum glauben, wie unglaublich grün diese Insel ist.
Der Busfahrer fuhr mich als letzten Fahrgast direkt vor den Eingang zu den Trafalgar-Wasserfällen (natürlich gegen etwas Gage) und gab mir noch auf den Weg, dass a) kein Minibus von da oben zurückführe und b) ich aufpassen solle auf den glitschigen Steinen.
Ich zahlte meine fünf Dollar Eintritt zum Trafalgar-Wasserfall, stiefelte vielleicht 500 Meter über Steintreppen durch den dichten Urwald und kriegte, als ich beim Aussichtspavillion ankam, den Mund vor Staunen nicht mehr zu: Die zwei Trafalgar-Wasserfälle heißen "Papa" (hoch, schmal) und "Mama" (etwas weniger hoch, breiter), und in dieser unglaublich grünen Vegetation war das ein echter Augenschmaus, jedenfalls so lange, bis ein ganze Horde von Amerikanern über den Pavillion hereinfiel. Der Spuk war glücklicherweise bald vorüber, auch die anderen waren weg und schließlich hatte ich den Blick ganz für mich alleine - großartig!
Ich machte Fotos, ich machte Selfies, ich machte sonstwas, dann lief ich zurück zum Eingang - mir begegneten zwei Mitpassagiere, die die acht steilen Kilometer zu Fuß hierhergelaufen waren - während er voller Tatendrang war, war sie kurz davor, die Scheidung einzureichen. Sie war aber ein wenig besänftigt, als ich ihr sagte, dass es sich lohnen würde.
Als ich das Gelände verließ, stand da tatsächlich kein Minibus, also lief ich in Richtung des Dorfs Trafalgar - zum Glück meist bergab. Unterwegs stärkte ich mich an einer Bar mit zwei Bier, und in Trafalgar-Dorf war dann etwas, was ich für eine Bushaltestelle hielt. Dort stand zwei Männer, einer mit Machete, aber die hauten bald ab, und es saß eine Zeugin Jehovas dort, die mir - ich hatte Zeit, und der Bus kam und kam nicht - ein Gespräch über - im wahrsten Sinne - Gott und die Welt ans Bein band.
Die Frau war sehr lieb, und irgendwann sprachen wir dann auch über Dominica und die Schönheit der Insel, als es plötzlich hupte: Schon auf dem Weg vom Wasserfall zur Bushaltestelle war mir ein älteres französisches Pärchen begegnet, die mich - er sprach ganz gut Englisch - fragten, wo ich hinwolle. Mein Ziel hatte nicht zu ihrem gepasst, also waren sie weitergefahren. Jetzt hatten sie aber gesehen, was sie sehen wollten, ich verabschiedete mich nach dem gefühlt einstündigen Gespräch von der Dame und stieg bei den Franzosen ins Auto.
An der Einmüdung zur Hauptstraße von Roseau hoch in den Berg wussten sie nicht, wo sie hinwollten, es stellte sich heraus, dass sie den Berg hoch wollten und ich den Berg runter, also dankte ich sehr herzlich und lief an der Straße entlang weiter in Richtung Roseau.
Ich war einen, vielleicht zwei Kilometer gelaufen, als es ein drittes Mal hupte - wieder die Franzosen ... Ich weiß nicht, was für einen Narren die an mir gefressen hatten, jedenfalls bedeuteten sie mir, erneut einzusteigen, sie würden mich nach Roseau bringen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, der Typ machte es wie ich in Südamerika und zeigte mit dem Scheibenwischer an, dass er abbiegen wollte, aber schließlich kamen wir unfallfrei in Roseau an, ich dankte erneut sehr herzlich und bewältigte auch die letzten Meter zum Schiff unfallfrei.
Zum dritten Mal an diesem Tag betrat ich das Schiff, holte meine Mutter zum nachmittäglichen Schwimm ab - und am Ende landeten wir in der Außenalster an Deck 14.
Joa, Jessis und Christians Meldung, dass noch ein Vortrag der Lektorin anstand, kam irgendwie plötzlich für uns, sodass ich den Vortrag live verfolgte, während meine Ma ihn während der Abendvorbereitungen über das Bordfernsehen schaute.
Der Vortrag über St. Lucia war wieder sehr informativ, danach ging es zum Abendessen, ich verzehrte typisch dominicanisches Roastbeef, und am Schluss ging es in die Bar. Jetzt aber sind wir müde, und es geht gleich ins Bett.
Jessi und Christian hatten ja eine Dschungelwanderung gebucht. Die wird nur den (bekloppten oder wanderfähigeren) Deutschen zugemutet, und die beiden waren begeistert, aber erschöpft von der Wanderung durch unwegsamen Dschungel. Das war also für alle Beteiligten ein gelungener Ausflugstag, würde ich sagen ...
Straßenbild in Roseau |
Ein Kutter |
Unterwegs in Dominica |
Papa und Mama |
Papa |
Bierkunde |
Unterhalb der Fälle |
Mama |
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