Unsere Hotelchefin staunte nicht schlecht, als wir kaum fünf Minuten nach "Abfahrt" wieder im Hotelfoyer auftauchten, und das Staunen wurde nicht geringer, als wir ihr von dem Unfall keine 40 Meter vom Abfahrtsort erzählten ...
Die Nacht war sehr erholsam gewesen - selten hatte ich mich so gequält, noch "pünktlich" den Blogeintrag zu erstellen, und nach dem Upload fiel ich in einen totenähnlichen Schlaf, der nur von zwei Badezimmerunterbrechungen und - gegen Morgen - von schrägen Träumen von unserem Aktuar beeinträchtigt wurden. Jedenfalls schlugen wir alle gegen 8.45 Uhr beim leckeren Frühstücksbrunch auf ...
Ich versuchte, mich bei einer russischen Taxi-App anzumelden, das ging - nach sehr vielen Versuchen - einigermaßen gut, mal gucken, ob sie mir die zwei Verifizierungsabbuchungen von meiner Kreditkarte wirklich abbuchen - wenn ja, mache ich Radau.
Das alles half aber nix, denn - nach dem Geldabheben am Automaten in einem Krankenhaus um die Ecke und dem erfolglosen Ansprechen von Taxifahrern auf dem Heimweg (die verstanden, was ich wollte - nach Tiflis fahren -, aber guckten mich trotzdem nur verständnislos an ...) ging ich wieder zurück ins Hotel und versuchte, über ebendiese Taxi-App eine Fahrt nach Tiflis zu buchen. Das klappte aber nicht, sodass die - sehr, sehr freundlichen (die bettelten um eine 10er-Bewertung in der Buchungsapp) - Rezeptionisten uns einen Transfer für einen stattlichen, aber noch erträglichen Preis organisierten.
Nach langer Zeit kam der Fahrer, wir stiegen ein, er setzte den Wagen gegen den Pfosten, wir stiegen aus und gingen zurück in die Lobby, um auf den nächsten Wagen zu warten.
Der kam eine halbe bis dreiviertel Stunde später, wurde bestiegen, und dann kamen wir wirklich weiter - juchhe!
Es ging - entgegen der von mir verbreiteten Fake News - auf der gleichen Strecke wie gestern in Richtung Sewansee (tolle Bilder noch einmal auf den See!) und dann weiter in Richtung Norden. In Dilidschan rechnete ich fest damit, dass wir im Kreisverkehr die "normale" Strecke über Alawerdi nehmen würden, aber nein, wir fuhren über Idschewan.
Auf der Strecke - durch eine sehr hügelige Landschaft - kamen wir fünfmal (!) durch völkerrechtlich aserbaidschanisches Gebiet, aber davon merkt man überhaupt nichts, denn dieses Gebiet ist von Armenien sehr erfolgreich besetzt. (Achso, und Jessi hatte kaum gesagt, dass sie bisher kaum Rinder - "Kiih" im pfälzischen Idiom - gesehen hätte, als wir eine ganze Herde sahen und zwei Jungbullen, die sich mitten auf der Straße die Köppe einschlugen - ich fragte daraufhin, ob Jessi nicht einmal feststellen könne, dass sie noch keine vier Geldkoffer - dem Fahrer hätten wir einen abgetreten - gesehen habe ...)
Ich machte Fotos vom Joghaz-Wasserreservoir, und schon bald kamen wir an den Grenzfluss Debed, auf dessen anderer Seite schon Georgien war. Zur Ausreise aus Armenien und später zur Einreise nach Georgien mussten wir jeweils als Fußgänger durch die Grenzkontrolle marschieren (in Georgien auch mit Gepäck), aber die armenische Ausreise- und erst recht die georgische Einreisekontrolle ging jeweils sehr schnell, der georgische Zoll wollte eh nix von uns, und schon waren wir in Jessis 69., Christians 67. und unserem gemeinsamen 52. Land eingereist ...
Nach einer weiteren guten Stunde kamen wir in Tiflis an, der Fahrer fuhr uns direkt vors Hotel, bekam sein Salär und wir konnten einchecken.
Auch heute blieben wir nicht lange in der Bude, denn es war schon 17.30 Uhr, sodass wir nach einem kurzen Spaziergang durch - das recht modern wirkende - Tiflis in unserem gewünschten Lokal mitten im Touristenviertel aufschlugen.
Dort aßen wir wirklich sehr lecker, Chinkali (Teigtaschen mit Fleisch- oder Käsefüllung) und Odschachuri (Fleisch mit Kartoffeln) wurden verspeist, danach Felamuschi, ein Gericht aus Traubensaftmasse und Walnüssen mit Honig, auch sehr gut - dazu wurden georgische Weine und Biere konsumiert, alles bestens ...
Als wir das Etablissement verließen, bestellten wir uns ein Bolt für die kurze Strecke, der Fahrer wollte für fünf Lari (1,70 Euro) nicht meinen Fünfziger-Schein annehmen, also kauften wir im ohnehin angepeilten Spar Getränke ein, er bekam seinen Fünfer und wir liefen nach Hause.
Jetzt sind wir im Bett - ich gucke noch Bayern-Dortmund auf einem georgischen Sender in furchtbarer Bildqualität, aber solange die Gelben mehr Tore schießen als die Roten, ist alles gut ...
Auch heute war wieder ein ganz wunderbarer Tag, der kleine Unfall war natürlich wieder abenteuerlich, auch die Fahrt über Feindgebiet war interessant (auch heute wurden wir nicht beschossen), die zwei Tage bisher hatten es in sich, aber waren auch wunderschön - so kann es gerne bleiben ...
Ergebnis des Zurücksetzens |
Felamuschi |
Chinkali |
Kirche in Tiflis |
Altstadt Tiflis - frisch saniert - im Hintergrund Mutter Georgien |
So sieht man das in Georgien ... |
Sewansee |
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