Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Freitag, 15. März 2024

Bananen sind keine Bananen, und andere Mafia-Geschichten

... kann ich nach heute von St. Lucia erzählen - alles in allem hat dieses Land weder meine Reisekumpanen noch mich überzeugt, und zwar ganz und gar nicht ...

Meine Ma und ich waren gestern - wenig überraschend nach dem ereignisreichen Tag - rechtschaffen müde und kamen erst gegen Mitternacht ins Bett.

Als ich heute Morgen aufwachte, waren wir schon in Castries, der Hauptstadt von St. Lucia, am Einparken - dafür wurde auch der direkt am Hafen gelegene kleine Flughafen zeitweilig gesperrt, weil die Mein Schiff 4 - so wie wahrscheinlich jedes moderne heutige Kreuzfahrtschiff - zu hoch ist und damit die Sicherheitshöhe reißt. Aber nach wenigen Minuten waren wir durch die Einflugschneise durchgefahren, der Flugbetrieb konnte weitergehen.

Wir frühstückten lecker, gingen von Bord (8.54 Uhr Betreten des 65. Landes von Jessi, 63. Landes von Christian, 89. Landes meiner Ma, meines 157. Landes und des gemeinsam mit Jessi und Christian bereisten 48. Landes) - und wurden von Taxifahrern über den Haufen gequatscht.

Die Herrschaften verlangten ziemliche Mondpreise, so weit, so normal. Ich ging aber bald in ein Geschäft und fragte nach der Bushaltestelle nach Soufrière, woraufhin mir eröffnet wurde, dass wir mit dem Taxi fahren sollten, weil ja nicht wüssten, wie wir in Soufrière wieder zurückkämen und überhaupt. Auf meine ziemlich entgeisterte Frage, ob die Menschen in St. Lucia so wenig hilfreich dem Ausländer gegenüber seien, sagte man mir, man müsse halt aufpassen, an wen man gerate - na, vielen Dank auch!

Es wäre so einfach gewesen, uns zu sagen, dass die Bushaltestelle zweihundert Meter die Straße hoch sei, dort war sie nämlich, und das war sogar angeschrieben.

Für 36 Ostkaribische Dollar, etwa zwölf Euro (zusammen, nicht pro Person - der Taxifahrer hatte für Hin- und Rückfahrt 180 US-Dollar aufgerufen!), fuhren wir von Castries in Richtung Soufrière, mit Karacho über enge und verwinkelte, von Haarnadelkurven gespickte Bergsträßchen, durch Urwald und am Meer entlang - und das alles bei Country Music (!!!!). Unterwegs stiegen eifrig Leute ein und aus, und so sagte ich dem Fahrer, dass er am Aussichtspunkt für die zwei Pitons, die Wahrzeichen St. Lucias, anhalten möge.

Er entgegnete, dass wir uns für sowas ein Taxi hätten bestellen müssen und fuhr weiter. Jetzt war ich endgültig bedient von dieser Taxi-Mafia, sein Schaffner wollte uns am Busbahnhof von Soufrière ein Taxi bestellen, woraufhin ich dann doch sauer wurde und ihm sagte, dass sein Land das erste sei, in dem man aus so einem Minibus nicht aussteigen könne, wo man wolle (Verkehrssicherheit vorausgesetzt, aber die hätte es da oben gegeben). Er erwiderte etwas in der Art, dass man aufgrund der anderen Fahrgäste nicht anhalten und auf die fotografierenden Touristen warten könne - davon, Freundchen, war überhaupt nicht die Rede gewesen, wir wollten wir ganz normale Kunden aussteigen. Er faselte etwas davon, dass wir von da oben nicht weitergekommen wären, aber das war - verdammt nochmal - nicht sein Problem.

Im Englischen gibt es den schönen Begriff "patronizing", der bedeutet, dass jemand etwas von oben herab erklärt, weil er denkt, das Gegenüber sei sowieso zu doof, das selbst zu wissen. Und dieses Verhalten hatte ich den ganzen Vormittag in St. Lucia von der Touristenmafia hier erlebt, das ging mir ganz gehörig auf den Senkel. Mag sein, dass es Touristen gibt, die doof sind, aber dann kann man doch nicht alle Touristen so behandeln, als ob sie doof wären, meine Güte!

In Soufrière gingen wir erst einmal in eine Bar, die Bier und WLAN hatte, und die Barkeeperin dort war das erste wirklich freundliche Gesicht in diesem Land. Dementsprechend konsumierten wir zwei Biere und meldeten uns zu Hause. Wir konnten nur bar bezahlen, aber das hatten sie auch deutlichst angeschrieben, das klappte auch alles, aber danach wollte ich noch Geld abheben, was vorbildlich klappte ...

Überhaupt nicht vorbildlich klappte das Buchen eines Taxis, denn der Taxifahrer wollte für die drei Kilometer hin und zurück zu den Schwefelbädern 80 US-Dollar haben (also 20 US-Dollar pro Person, was sowieso eine unglaubliche Unsitte hier ist, dass die Helden das pro Person angeben wollen, damit sie, wenn man nicht aufpasst, den ohnehin schon hohen Preis noch mal der Personenzahl abziehen können). Jetzt war es uns endgültig zu doof, sodass wir uns entschieden, zurück nach Castries zu fahren - wir erwischten am Busbahnhof (soviel zum "schwierigen" Finden der richtigen Abfahrtsstelle) den gleichen Minibus, mit dem wir schon hingefahren waren, wieder war das eine wilde Luzi, die da durch den Urwald fuhr, wieder machte uns das großen Spaß.

In Castries (das betont man übrigens auf dem "-stries") fuhren wir bis zum dortigen Busbahnhof mit und wanderten die wenigen hundert Meter zurück zum Schiff. Meine Ma wollte an einem Straßenstand noch Bananen einkaufen, ihr wurde gesagt, dass die Bananen keine Bananen seien und wir die Bananen da hinten - fuchtel, fuchtel - im Markt kaufen sollten, und jetzt war wirklich end-end-endgültig der Ofen für dieses komische Land hier aus. Sachma, seid's ihr alle nicht ganz sauber?!

Wenigstens das Boarding in den Kutter klappte, auch wenn ich trotz Ausziehen des Gürtels jetzt auf einmal immer noch piepste - es ist zum Heulen und liegt bestimmt auch an St. Lucia ... Wir gingen zum verspäteten Mittagessen, nahmen noch einen Drink an der Außenalster, ich ging ins Zimmer, ging noch kurz schwimmen im Innenpool, bevor ich mich mit Jessi und Christian für die Sauna traf.

Die Sauna hier ist sehr, sehr schick, mit echtem Panorama-Blick, heute auf den kleinen Flughafen und den Hafen von Castries, aber nach zwei Aufgüssen hatte ich genug, ging ins Zimmer und duschte, bevor ich jetzt diese Zeilen zusammengeklimpert habe.

Gleich geht es zum Abendessen, und um 23 Uhr legen wir ab für den morgigen Seetag (wobei wir um 23 Uhr morgen Abend in Basseterre auf St. Kitts ankommen). Hoffentlich wird St. Kitts besser als St. Lucia, denn um St. Lucia werde ich erstmal möglichst einen Bogen machen ... Saftladen!

Zumindest ein Piton vom Strand in Soufrière

Bier, trinkbar, in schöner Kneipe - sonst alles sonderbar hier ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen