Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
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Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 31. März 2024

Das Streikrecht in der georgischen Verfassung

... habe ich noch nicht (intensiv) untersucht, aber ich habe es heute mehr oder weniger wahrgenommen, als Jessi und Christian hoch zum Fernsehturm stiefeln und dabei zu Fuß 350 Höhenmeter oder so überwinden wollten. Das wäre trotz meines Gewichts mit ausreichend Pausen kein unüberwindbares Problem gewesen, aber ich hätte geschwitzt wie ein Biber - und das wollte ich, frisch geduscht am Morgen, gerne vermeiden ...

Also nörgelte ich - wir hatten auch ein bisschen, aber nicht übertrieben gefrühstückt oben im zweiten Stock mit sehr schönem Blick auf die Tifliser Altstadt - so lange herum, bis wir zur Talstation des Funikular liefen. Da waren wir aber a) zu früh, denn der Funikular fuhr erst eine gute Dreiviertelstunde später erstmals, aber b) war die Auffahrt auch - jedenfalls verglichen mit einem Bolt - recht teuer. Christian kam auf die glorreiche Idee, statt per pedes und per funicularum (oder so) eben per Boltum hoch zum Fernsehturm zu fahren, und so bestellte ich ein Bolt. Das fuhr uns für ein paar Euro hoch zum Parkplatz des Vergnügungspark oberhalb von Tiflis, und auch wenn es ein Ticket Office gab, kontrollierte keiner irgendwelche Eintrittskarten, sodass wir durch den fast menschenleeren Vergnügungspark spazierten, bis wir zu einem größeren Platz mit tollen Ausblicken auf den Fernsehturm und - vor allem - den Kaukasus kamen ...

Hier machten wir Fotos, liefen hinunter zur Bergstation des Funikulars, denn von dort hatte man einen ganz wunderbaren Ausblick auf die Altstadt von Tiflis, machten noch einmal Fotos vom Kaukasus und stiefelten dann in die Innenstadt herunter.

Wir liefen am Pantheon von Tiflis vorbei (aber da waren sehr viele Menschen mit noch mehr Blumen, sodass wir nicht hineingingen), spazierten die Serpentinen hinunter, gingen noch einmal kurz ins Hotel und brachen dann auf für unseren Stadterkundungsgang. Wir liefen auf dem Prachtboulevard, der Shota Rustaveli Avenue, bis zum Freiheitsplatz (auf der Säule dort ist Georg der Drachentöter zu sehen), wechselten per Unterführung die Straßenseite (hier war ich 2009 fast überfahren worden beim Versuch, die Straße so zu queren), spazierten am Uhrturm vorbei (der immer noch schepps ist), lehnten ein Angebot für eine Bootsfahrt ob des Preises ab und liefen stattdessen über die Friedensbrücke, die architektonisch - wie so viele Orte in der Innenstadt von Tiflis - sehr interessant ist ...

Durch einen kleinen Park und ein paar Höhenmeter hinauf liefen wir zu einer kleinen Kneipe, in der wir Bier und Wein tranken, aber dann kamen nach drei Tagen intensiven Reisens so ein bisschen der Mann mit dem Hammer, denn wir ließen uns ins Hotel zurückfahren und machten erst einmal zwei Stunden Siesta.

Im danach angestrebten Lokal war der Strom ausgefallen, sodass es nicht alle Gerichte gab, also liefen wir - wieder über die Shota Rustaveli Avenue, auf der jetzt gegen Abend deutlich mehr los war - ins Mehr-oder-weniger-Touristenviertel, denn dort hatten wir eine Alternativkneipe aufgetan.

Dort hatten wir einen schönen Blick auf den Fluss und die Metechi-Kirche, das Essen war auch okay, das Bier ebenfalls, aber ich hatte in den letzten Tagen zu wenig getrunken, sodass ich nur ein Bier trank und dann auf Limonade umstieg. Wir zahlten mit unserem ganzen georgischen Bargeld, riefen uns wieder ein Bolt und sind jetzt im Zimmer.

Auch heute war ein ganz grandioser Tag, aber der Wecker klingelt in fünfeinhalb Stunden, da sollte man früh ins Bett gehen ...

Talstation des Funikulars



Kaukasus

Fernsehturm 

Downtown Tiflis

Auberginen mit Walnusspaste als Vorspeise

Friedensbrücke frontal 

Uhrturm

Friedensbrücke von der Seite


Samstag, 30. März 2024

Mit Karacho gegen den Pfosten

... ist unser (erster) Fahrer gekracht, beim Versuch, aus der Gasse, in der unser Hotel in Eriwan lag, zurückzusetzen, aber da er mit 20 km/h (Christians Schätzung) fuhr, zerlegte er nicht nur das Heckfenster, sondern auch die Lichter auf der hinten rechten Seite des Autos, sodass das Gefährt jedenfalls nicht mehr tüchtig war, eine Staatsgrenze zu überqueren. Der Anprall war so heftig, dass mir das Handy aus der Brusttasche geschleudert wurde, aber ansonsten ging es uns auch nach dem Unfall gut.

Unsere Hotelchefin staunte nicht schlecht, als wir kaum fünf Minuten nach "Abfahrt" wieder im Hotelfoyer auftauchten, und das Staunen wurde nicht geringer, als wir ihr von dem Unfall keine 40 Meter vom Abfahrtsort erzählten ...

Die Nacht war sehr erholsam gewesen - selten hatte ich mich so gequält, noch "pünktlich" den Blogeintrag zu erstellen, und nach dem Upload fiel ich in einen totenähnlichen Schlaf, der nur von zwei Badezimmerunterbrechungen und - gegen Morgen - von schrägen Träumen von unserem Aktuar beeinträchtigt wurden. Jedenfalls schlugen wir alle gegen 8.45 Uhr beim leckeren Frühstücksbrunch auf ...

Ich versuchte, mich bei einer russischen Taxi-App anzumelden, das ging - nach sehr vielen Versuchen - einigermaßen gut, mal gucken, ob sie mir die zwei Verifizierungsabbuchungen von meiner Kreditkarte wirklich abbuchen - wenn ja, mache ich Radau.

Das alles half aber nix, denn - nach dem Geldabheben am Automaten in einem Krankenhaus um die Ecke und dem erfolglosen Ansprechen von Taxifahrern auf dem Heimweg (die verstanden, was ich wollte - nach Tiflis fahren -, aber guckten mich trotzdem nur verständnislos an ...) ging ich wieder zurück ins Hotel und versuchte, über ebendiese Taxi-App eine Fahrt nach Tiflis zu buchen. Das klappte aber nicht, sodass die - sehr, sehr freundlichen (die bettelten um eine 10er-Bewertung in der Buchungsapp) - Rezeptionisten uns einen Transfer für einen stattlichen, aber noch erträglichen Preis organisierten.

Nach langer Zeit kam der Fahrer, wir stiegen ein, er setzte den Wagen gegen den Pfosten, wir stiegen aus und gingen zurück in die Lobby, um auf den nächsten Wagen zu warten.

Der kam eine halbe bis dreiviertel Stunde später, wurde bestiegen, und dann kamen wir wirklich weiter - juchhe!

Es ging - entgegen der von mir verbreiteten Fake News - auf der gleichen Strecke wie gestern in Richtung Sewansee (tolle Bilder noch einmal auf den See!) und dann weiter in Richtung Norden. In Dilidschan rechnete ich fest damit, dass wir im Kreisverkehr die "normale" Strecke über Alawerdi nehmen würden, aber nein, wir fuhren über Idschewan.

Auf der Strecke - durch eine sehr hügelige Landschaft - kamen wir fünfmal (!) durch völkerrechtlich aserbaidschanisches Gebiet, aber davon merkt man überhaupt nichts, denn dieses Gebiet ist von Armenien sehr erfolgreich besetzt. (Achso, und Jessi hatte kaum gesagt, dass sie bisher kaum Rinder - "Kiih" im pfälzischen Idiom - gesehen hätte, als wir eine ganze Herde sahen und zwei Jungbullen, die sich mitten auf der Straße die Köppe einschlugen - ich fragte daraufhin, ob Jessi nicht einmal feststellen könne, dass sie noch keine vier Geldkoffer - dem Fahrer hätten wir einen abgetreten - gesehen habe ...)

Ich machte Fotos vom Joghaz-Wasserreservoir, und schon bald kamen wir an den Grenzfluss Debed, auf dessen anderer Seite schon Georgien war. Zur Ausreise aus Armenien und später zur Einreise nach Georgien mussten wir jeweils als Fußgänger durch die Grenzkontrolle marschieren (in Georgien auch mit Gepäck), aber die armenische Ausreise- und erst recht die georgische Einreisekontrolle ging jeweils sehr schnell, der georgische Zoll wollte eh nix von uns, und schon waren wir in Jessis 69., Christians 67. und unserem gemeinsamen 52. Land eingereist ...

Nach einer weiteren guten Stunde kamen wir in Tiflis an, der Fahrer fuhr uns direkt vors Hotel, bekam sein Salär und wir konnten einchecken.

Auch heute blieben wir nicht lange in der Bude, denn es war schon 17.30 Uhr, sodass wir nach einem kurzen Spaziergang durch - das recht modern wirkende - Tiflis in unserem gewünschten Lokal mitten im Touristenviertel aufschlugen.

Dort aßen wir wirklich sehr lecker, Chinkali (Teigtaschen mit Fleisch- oder Käsefüllung) und Odschachuri (Fleisch mit Kartoffeln) wurden verspeist, danach Felamuschi, ein Gericht aus Traubensaftmasse und Walnüssen mit Honig, auch sehr gut - dazu wurden georgische Weine und Biere konsumiert, alles bestens ...

Als wir das Etablissement verließen, bestellten wir uns ein Bolt für die kurze Strecke, der Fahrer wollte für fünf Lari (1,70 Euro) nicht meinen Fünfziger-Schein annehmen, also kauften wir im ohnehin angepeilten Spar Getränke ein, er bekam seinen Fünfer und wir liefen nach Hause.

Jetzt sind wir im Bett - ich gucke noch Bayern-Dortmund auf einem georgischen Sender in furchtbarer Bildqualität, aber solange die Gelben mehr Tore schießen als die Roten, ist alles gut ...

Auch heute war wieder ein ganz wunderbarer Tag, der kleine Unfall war natürlich wieder abenteuerlich, auch die Fahrt über Feindgebiet war interessant (auch heute wurden wir nicht beschossen), die zwei Tage bisher hatten es in sich, aber waren auch wunderschön - so kann es gerne bleiben ...

Ergebnis des Zurücksetzens

Felamuschi

Chinkali

Kirche in Tiflis

Altstadt Tiflis - frisch saniert - im Hintergrund Mutter Georgien

So sieht man das in Georgien ...

Sewansee

Freitag, 29. März 2024

Ins Lenkrad gegriffen

... hat Christian mir heute, weil er fürchtete, dass ich im Sekundenschlaf in den Gegenverkehr gerate; ich bin zwar der Ansicht, dass ich da schon längst wieder wach war, aber besser so herum als andersherum. Nach diesem Schreck (und einer weiteren Cola) war ich dann jedenfalls wach, um die Fahrt zu Ende zu bringen, aber anstrengend war es heute schon, auch wenn wir so unendlich viel Schönes gesehen haben.

Wenige Minuten, nachdem ich den gestrigen Blog online gestellt hatte, rief das Bodenpersonal dazu auf, Handgepäck möglichst noch am Gate aufzugeben, weil der Flug ausgebucht sei und erwartet werde, dass viele Leute größeres Handgepäck dabei hätten. Christian und ich waren die Ersten, die das Angebot wahrnahmen (so waren wir das Köfferchen los, und in Eriwan würden wir sowieso an der Einreise stehen, sodass es nicht viel gebracht hätte, das Köfferchen in der Hand zu halten - so war es am Ende auch ...). Dennoch machten viele das nicht und wunderten sich dann, dass es in den Gepäckfächern im Flieger eng wurde ...

Wir saßen in der letzten Reihe im Flieger, bei den Toiletten, das war weniger eine Geruchsbelästigung als eine Lärm- und Lichtbelästigung, aber wundersamerweise schlief ich ein, eineinhalb Stunden - juchhe!

Ich schlief, und das, obwohl wir ziemlich starken Turbulenzen hatten, die das Flugzeug teilweise richtig durchbogen - hinter München aber war das Schlimmste vorbei (wie üblich halt ...), und am Ende landeten wir praktisch pünktlich in Eriwan.

Die Einreise ging einigermaßen fix bei sehr, sehr vielen offenen Passkontrollhäuschen (und das nachts um 4 Uhr!), das Gepäck war auch bald da, der Zoll wollte nichts von uns, und das Geldabheben funktionierte auch auf Anhieb problemlos.

Der (junge) Angestellte von Hertz war auch schon vorhanden, auch wenn es ziemlich lange dauerte, bis wir alle seine bürokratischen Hürden genommen hatten. Besonderes Augenmerk legte er auf meinen Führerschein, von dem er behauptete, der Führerschein sei älter als er (der Angestellte) selbst ... Tja, Jüngelchen, siehste mal, wie alt ich schon bin ... Jedenfalls war er beruhigt, als ich ihm meinen handgeschriebenen Zettel zeigen konnte, auf dem steht, dass mein Führerschein nur noch bis zum 19. Januar 2027 gültig ist, denn dieses Datum konnte er dann in das Mietdokument eintragen.

Er führte uns dann zu unserem Suzuki Swift (mit Automatik, was sich noch als sehr hilfreich erweisen sollte), zeigte uns zwei Macken und ließ uns dann alleine. So fuhren wir gegen 5 Uhr aus dem Parkhaus und in Richtung Süden, denn wir wollten den Sonnenaufgang am Kloster Chor Wirap mit Blick auf den Ararat erleben.

Die Fahrt durch die Eriwaner Vorstadt war nicht immer ganz unproblematisch vor lauter Schlaglöchern und Straßenhunden, aber als wir auf die Schnellstraße in Richtung Süden kamen, war die Straße einigermaßen gut. Wir waren gegen 5.45 Uhr, eine ganze Stunde vor Sonnenaufgang, in Chor Wirap, und da war wirklich der Hund begraben, auch wenn das Kloster wunderbar angeleuchtet wurde.

Ich machte einen kleinen Spaziergang, sah den Kleinen Ararat schon schemenhaft und ging dann zurück ans Auto, weil ich ein paar Schritte weiter ein offenes WLAN entdeckt hatte. Dort wurden erst einmal Fotos an die Heimat verschickt, bis wir noch ein Stück weiterfuhren und den Sonnenaufgang abwarten wollten. Eine kleine Erkundungstour, ob es noch einen besseren Aussichtspunkt gebe, wurde erfolglos abgebrochen, und so ab 6.20 Uhr konnte man den majestätischen Blick auf Chor Wirap und Kleinen und Großen Ararat so richtig genießen - es war herrlich.

So gegen 7 Uhr kam Frau Sonne dann auch hinter den Hügeln auf der anderen Seite hervor, und spätestens da war der Blick überwältigend, gerade auch, weil kein Wölklein den Himmel trübte, aber dafür der Mond sich noch ins Bild geschummelt hatte - großartig!

Nun aber brachen wir auf in Richtung Sewansee, und dafür fuhren wir weiter in Richtung Süden, denn wir wollten den Sewansee von Süden her angreifen und dann im Nordwesten wieder in Richtung Eriwan abbiegen. Der Hertz-Mensch hatte gemeint, dass man bei Fahrten im armenisch-aserbaidschanischen Grenzgebiet keine Sorgen haben müsse, also hielten wir uns an ihn und ... nunja, öhm, nicht an die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.

Sowas mache ich ja nicht so gerne, aber hier ging ich wirklich davon aus, dass der Armenier das besser weiß als die manchmal übervorsichtigen Diplomaten, und so fuhren wir in Richtung Jerasch und von dort weiter in Richtung Osten in Richtung Jeghegnadsor. Dabei kamen wir durch das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende Gebiet Kərki, das die Armenier nach der Vertreibung/Flucht der Aserbaidschaner als Tigraneschen bezeichnen und besetzen. Wir machten einen kleinen Abstecher in das Dorf (Schlaglochpiste ohne Ende!), ehe wir am anderen Ende des Dorfes wieder auf die Schnellstraße fuhren.

Kurz vor Jeghegnadsor bogen wir von der M2 auf die M10 in Richtung Sewansee ab, und diese Straße führt bis hoch auf 2.800 Meter und in den Schnee ... Die Straßen wechseln zwischen wunderbar und furchtbar, und auf 2.800 Meter war es -9° C kalt, während die Straße vereist war. Na halleluja!

Wir schrubbten mit unserem Suzuki über die teils schnee- und eisbedeckte Schlaglochpiste, mehr als einmal knallte und scheuerte es ziemlich, aber - die Spannung kann ich herausnehmen - wir erreichen Eriwan glücklich und ohne Schaden.

Als es von der Passhöhe so richtig nach unten ging, sahen wir den Sewansee, und als wir ein paar Minuten später direkt an ihm vorbeifuhren, waren wir vollends begeisterte. Das Ganze erinnerte mich an die Färöer, an Spitzbergen, aber auch an Neuseeland, das war ganz, ganz großartig.

Ebenfalls großartig und bitter nötig war die Cola- und Snack-Pause nach meinem Zehntelsekundenschlaf, denn wir kauften nicht nur Getränke, sondern auch armenisches Käse- und armenisches fleischgefülltes Gebäck - das war wirklich sehr, sehr lecker!

Die letzten Kilometer nach Eriwan bewältigten wir auch noch, auch wenn in Eriwans Stadtverkehr die Hölle los war, aber die Armenier fahren eben auch mit ein bisschen Puffer, sodass dann schlussendlich selten etwas passiert.

Wir checkten in unserem Hotel bei sehr, sehr freundlichen Rezeptionisten ein. Immer wieder fällt uns auf, dass die Kombination aus Jessi, Christian und mir für Verwirrung sorgt, weil viele denken, dass Jessi das Einzelzimmer nimmt. Das konnten wir aufklären, nur wurde den beiden dann gesagt, dass sie ein Zweibett- und kein Doppelzimmer hätten; das war aber in Ordnung. Als die Leutchen an der Rezeption sagten, dass man aber - wenn es doch ein Problem sei - da noch etwas drehen könnte, winkte Christian etwas zu euphorisch ab, was für großes Gelächter sorgte, wenn der Ehemann keinesfalls das Bett mit der Ehefrau teilen will ... 

Nach kurzen Wiederherstellungsarbeiten wollten wir das Auto auftanken und abgeben. Ersteres erwies sich in der Eriwaner Innenstadt als nicht ganz so einfach, aber nach längerer Suche im starken Verkehr fanden wir eine Tankstelle. Christian bestellte - wie vom Vermieter erbeten - ausdrücklich Premium, also Super 95, aber der Tankstellenmensch ignorierte das und wollte Super 92 einfüllen, bis ich intervenierte und auf Super 95 zeigte. Das wäre beinahe schiefgegangen, auch wenn wir nicht wirklich glauben, dass das Auto bei 92 Oktan postwendend verreckt wäre.

Die Autovermietung (wir konnten das Auto - für uns praktischerweise - in der Innenstadt abgeben und mussten nicht zurück zum Flughafen) fanden wir aber schnell, die Rückgabe klappte auch (obwohl unser Auto aussah, als ob es von einer Safari käme ...), und dann machten wir uns noch auf einen kleinen Stadtspaziergang auf.

Wir liefen am Platz der Republik vorbei und durch die (wunderbare) Fußgängerzone zur Oper und von dort - der Mann mit dem Hammer hatte schon Steckbriefe mit den Konterfeis von uns drei aufgehängt - ging es in eine armenisch-georgische Kneipe.

Dort wurden wir um 15 Uhr freundlich zum Mittagessen begrüßt, es wurde aber bald voller, und es gab Soljanka und Salat, Chinkali und Schweinerippchen, dazu armenisches Bier und armenischen Wein, das war alles wunderbar.

Um 17.30 Uhr oder so gingen wir aber, wir waren hundekaputt, und verzogen uns sofort auf unsere Zimmer. Ich zwang mich jetzt, noch Blog zu schreiben, falle aber bald nach dem Upload ins Bett, wenn ich nicht noch duschen gehe - mal gucken ...

Ein unglaublich ereignisreicher, schöner, manchmal auch riskanter Tag geht (früh?) zu Ende (oder spät, wenn man bedenkt, dass wir kaum geschlafen haben im Flieger?), und morgen geht es schon nach Georgien - mal sehen, was uns dort erwartet.

Jetzt aber erstmal Fotos von heute - guten Tag und gute Nacht!

Korrektur am 30. März: Es sollte in jedem Satz die Rede von Sonnenaufgang sein, und ein Bild habe ich versehentlich von Christian geklaut. Bild bleibt, aber Hinweis jetzt auch...

Chor Wirap bei Nacht

... mit Ararat bei Tagesanbruch

... nach Sonnenaufgang (mit freundlicher Genehmigung von Christian)

Blaue Moschee in Eriwan

Oper

Regierungspalast

Sewansee

On Tour im Schnee

Blick von da oben

Donnerstag, 28. März 2024

Schneller als sonst soll es gehen

... mit den neuartigen Sicherheitskontrollen, bei denen man Flüssigkeiten und elektronische Geräte im Handgepäck lassen kann - angeblich, die Wirklichkeit in Frankfurt sieht, wie letztes Jahr in Amsterdam, leider ganz anders aus ...

Wir wurden in diese Sicherheitskontrolle geschickt, nachdem wir bei dem tollen Smartway, bei dem man einen Kontrollslot buchen kann, mangels Andrang (es war absolut leer) in die normale Kontrollschlange gedrückt wurden (irgendwie verschätze ich mich da ja immer). Ja, man kann den Gürtel anlassen, das klappt sogar, aber gefühlt jedes zweite Gepäckstück wurde zur Nachkontrolle rausgezogen, was den Sinn der Sache natürlich komplett konterkariert (ich habe nur deswegen nicht etwas von "Arsch" geschrieben, weil ich nicht weiß, ob "wird komplett am Arsch gemacht" eine korrekte grammatikalische Konstruktion ist ...).

Wenn ich schneller bin, den Rechner und die Flüssigkeiten auszupacken und dann durch die "normale" Sicherheitskontrolle zu gehen als in der vermeintlichen High-Tech-Kontrolle rausgezogen zu werden, dann nehme ich lieber die normale Sicherheitskontrolle ...

Sei es, wie es sei, bei der Abfrage nach der Sicherheitskontrolle drückte ich natürlich den roten Knopf ("unzufrieden"), damit habe ich es denen richtig gegeben, jawollja!

Wir waren natürlich viel zu früh in Frankfurt, weil wir uns viel Puffer eingebaut hatten, aber alle Züge fast pünktlich fuhren und wir jedenfalls unsere Anschlüsse in Schifferstadt und Mainz problemlos erwischten. Bei der Ausreise mussten wir auch zur anderen Seite wechseln, weil nur eine elektronische Ausreisekontrolle offen war (seufz), aber da klappte es wenigstens mit der Gesichtserkennung (anders als neulich in Bulgarien) ...

Der Arbeitstag heute war noch einmal einigermaßen intensiv, wurde aber erfolgreich bewältigt, zum Mittagessen gab es bei Jessi und Christian himmlische Pizza, sodass wir nun gut gestärkt schon am Gate sitzen und auf das Boarding so gegen 20 Uhr warten - und dann geht es schon nach Eriwan.

Ich hatte heute der Autovermietung schon per WhatsApp geschrieben und gefragt, ob ich mich bei denen morgen früh auch per WhatsApp melden könnte - das wurde bestätigt, mir aber gleichzeitig mitgeteilt, dass sie meine Buchung nicht finden könnten ... Ich schickte meinen Voucher, dann wurde die Buchung auch gefunden (mal sehen, was das wird) - und so bin ich recht zuversichtlich, dass wir morgen früh um 5 Uhr armenischer Zeit unser Auto entgegennehmen können.

So, war jetzt irgendetwas an dieser Erzählung linear? Nein? Gut ...

Der nächste Bericht folgt dann aus dem Kaukasus (wenn alles gutgeht ...).

Mittwoch, 27. März 2024

Das Abenteuer Kaukasus

... hat für mich vor eineinhalb Stunden begonnen, als ich mich in den Bus nach Neustadt gesetzt habe, denn ich bin im Moment unterwegs nach Kaiserslautern. Dort arbeite ich morgen bei Jessi und Christian, und schlussendlich fahren wir gemeinsam zum Flughafen in Frankfurt.

Ich habe uns heute Mittag noch einen Slot für die Sicherheitskontrolle gebucht, das geht ja kostenfrei, und so sollten wir dann auch gut durch die Kontrollen kommen. Mutters Pass habe ich ausgepackt, meiner blieb im Rucksack (ich habe das noch zweimal kontrolliert, dass wirklich mein Pass im Rucksack ist ...), und meinen internationalen Führerschein habe ich auch eingepackt, denn wir haben vorgestern noch ziemlich spontan ein Auto für Eriwan gebucht.

Wir wollen ja zum Kloster in Chor Wirap und zumindest dort das mehr oder weniger berühmte Foto dieses Kloster vor dem Hintergrund des Berges Ararat auf digitales Zelluloid bannen. Da das Auto nur 27 Euro kostet, sparen wir uns auf diese Weise das Buchen von Bolt-Taxis (außer später für die Fahrt zum Hotel, denn das Auto ist von Flughafen zu Flughafen gebucht) und das Verhandeln mit Taxifahrern, und in Armenien bin ich ja schon gefahren - ich muss noch eine Statistik aufmachen, in welchen Ländern ich schon gefahren bin und wie oft ...

Morgen also brechen wir so gegen 15.30 Uhr zum Flughafen auf, kommen gegen 18.18 Uhr in Frankfurt an, wenn alles klappt, fliegen um 20.40 Uhr deutscher Zeit ab und landen um 3.55 Uhr armenischer Zeit (0.55 Uhr deutscher Zeit) in Eriwan (Jerewan, Yerevan, whatever ...). Um 5 Uhr übernehmen wir das Auto und gucken dann mal, wie nah an die aserbaidschanische Grenze wir heranfahren, denn das Auswärtige warnt vor dem Befahren des armenisch-aserbaidschanischen Grenzgebiets - daran werden wir uns wahrscheinlich halten, auch wenn man natürlich unweit von Chor Wirap noch durch völkerrechtlich aserbaidschanisches Gebiet käme, das aber so armenisiert ist, dass man das gar nicht merken würde, wenn man es nicht wüsste ...

Zum Kloster nach Etschmiadsin möchte ich eigentlich auch gerne, aber ich habe vorgestern festgestellt, dass die armenische Kirche den gregorianischen Kalender verwendet (im Gegensatz zur georgischen, russischen oder den meisten anderen orthodoxen Kirchen), sodass die an "unserem" Karfreitag auch Karfreitag feiern - mal sehen, wie uns das einschränkt, auch mit dem Einkaufen und Essengehen, aber verhungern werden wir schon nicht ...

Aber davon werde ich ganz gewiss berichten, aus unseren gemeinsamen Ländern 51 (Armenien), 52 (Georgien), aus Lettland (da waren wir schon) und dann aus den Ländern 53 (voraussichtlich Litauen) und 54 (voraussichtlich Estland).

Achso, und eine Korrektur muss ich noch anbringen zum letzten Post: Martinique war Land 154+10 (nicht "+9"), die britischen Jungferninseln Land Nr. 159+14 (nicht "+13"), da hatte ich mich - Mathematiker, der ich bin - im Raum der natürlichen Zahlen nicht so ganz wohlgefühlt, scheint es ...

Sonntag, 24. März 2024

Wunderbar kühle Schwarzwaldluft

... haben wir gestern Mittag und habe ich heute Mittag bei kleinen Spaziergängen genossen, es ist herrlich, wenn man draußen ist und nicht schwitzt, und bei wenigen Plusgraden war die Luft so wunderbar erfrischend, das war ganz großartig.

Notwendig ist das ganze Luftschnappen leider auch, denn sowohl meine Mutter und ich sind ziemlich erkältet - meine Ma seit dem Abend in der Waterkant quasi ununterbrochen mit Hochs und Tiefs, und ich huste auch mehr oder weniger still und leise vor mich hin. Da aber das halbe Schiff und der halbe Flieger in den letzten Tagen und Wochen Hustenarien von sich gegeben haben, fielen wir keineswegs aus der Reihe ...

Der Donnerstagabend auf dem Kutter brachte gar nicht mehr soooo viel, die 80er-Jahre-Party verließ ich nach wenigen Minuten, auch, weil mir da oben sehr warm war bei fehlendem Fahrtwind, also ging ich ins Bett, meine Ma und ich trieben uns zu immer größeren Hustengesängen an, aber irgendwann schliefen wir wahrscheinlich auch ein bisschen.

Die Koffer waren am Morgen weg, auch wenn es noch etliche Menschen gab, die Angst hatten, dass ihnen Schmuggelware oder sonstwas in die Koffer gesteckt würde und daher am Freitag Morgen noch mit ihren Koffern die Aufzüge ein wenig blockierten. Nach dem Frühstück ging es an Land, denn wir mussten unser Gepäck identifizieren und einchecken; das funktionierte ganz gut, auch wenn ich mir durchaus vorstellen könnte, dass man das auch noch weiter vereinfachen könnte, denn viel mehr als das Wiegen und Anbringen schon vorausgedruckter Gepäckbanderolen ans Gepäck machen die da auch nicht ...

Jedenfalls ging es nach getaner Arbeit wieder an Bord, wir schlugen jetzt mehr oder weniger die Zeit tot, tranken noch ein paar Getränke (ich Diesel/Drecksack/Colabier), gingen ein letztes Mal an die Außenalster, auf die glorreiche Idee, in der Sauna nochmal duschen zu gehen, war nicht nur ich gekommen, aber das klappte dann doch ganz gut, nur fand ich meine Ma nicht sofort, weil sie sich unabsichtlich vor mich versteckte und mit der Rückenlehne zum Durchgang an ihrem Platz saß ... Auf der Suche lief ich ein paar Mal übers Schiff, und dann schwitzte ich auch schon wieder ...

Kurz nach 15 Uhr gingen wir von Bord, der Bustransfer ging schnell, die Sicherheitskontrolle war auch erträglich, eine richtige Ausreisekontrolle gab es nicht für uns (das passte zur Nicht-Einreisekontrolle auf dem Hinweg), die Flughafenhalle war voll mit Flügen nach Verona und Leuten von unserem Kutter, aber nach endlicher Zeit bekamen wir einen Sitzplatz. Christian ermahnte mich noch, dass ich an den Flughafen-Imbissen mir nicht einfach so Essen nehmen dürfe - höhö ...

Die Bordkartenkontrolle war auch eher oberflächlich, und einigermaßen pünktlich starteten wir um 17.38 Uhr dominikanischer Zeit (22.38 Uhr deutscher Zeit). Meine Ma ratzte neben mir (wenn sie nicht hustete), ich hatte nur einmal kurz die Augen zu, konnte aber nicht schlafen, also guckte ich Filme (u. a. Edge of Tomorrow, obwohl ich den schon kannte, aber es macht einfach Spaß, Tom Cruise dutzende Male zermalmt werden zu sehen ...), und um 7.10 Uhr landeten wir in Frankfurt ...

Nach einer mittleren Flughafenrundfahrt stiegen wir am Terminal B aus, die Einreisekontrolle wäre problemlos gewesen, wenn nicht der Flughafen (nicht die Bundespolizei!) auf die völlig beknackte Idee gekommen wäre, anstatt des direkten Weges zur Einreisekontrolle da noch einen Clown hinzustellen, der die Leute zehn Meter zur Seite führen und dann in einer 180-Grad-Drehung in die Einreiseschlange bugsieren sollte ... Das alles ergab überhaupt keinen Sinn, das wurde der armen Sau auch von vielen Einreisenden sehr deutlich gesagt (ich war für meine Verhältnisse noch sehr freundlich), der pampte entsprechend zurück, und am Ende des Tages war für den Flughafen überhaupt nichts gewonnen - im Gegenteil, der wenige Platz, den es gab, war unnötig blockiert, so etwas ist unglaublich peinlich für einen angeblichen Weltflughafen, es ist unfassbar.

Ebenfalls peinlich ist die unglaublich lange Zeit, die die Leute in Frankfurt brauchen, um das Gepäck auszuladen (und dann werden sie noch von einem Gepäckarbeiter im Ausgabebereich mit dem Fahrrad über den Haufen gefahren, weil der nichts Besseres zu tun hat als durch die Menschenmassen - wild klingelnd - durchzufahren anstatt einfach mal abzusteigen und das Fahrrad ein paar Meter zu schieben), aber glücklicherweise kam unser Gepäck dann irgendwann einmal.

Das Chaos hatte aber noch kein Ende, denn das bestellte Uber steckte im Stau, weil einige Idioten die Ausfahrt aus der Abflugvorfahrt blockierten, aber am Ende kamen wir glücklich und zufrieden in Wiesbaden an.

Die Heimfahrt war langwierig, weil manche Menschen bei Regen offenbar nicht schneller als 80 fahren können, auch nicht auf der Überholspur (die sie aber natürlich blockieren), irgendwann bat ich meine Ma, das Steuer zu übernehmen, weil der Mann mit dem Hammer kam, und nach weiterem Stau kurz vor Freiburg kamen wir schließlich gegen 13.30 Uhr in Bonndorf an.

Ohne große Verzögerung suchte ich das Bett auf, aus dem ich mich gegen 16.15 Uhr erhob, denn wir waren im Schnitzer verabredet (das war der - wirklich kleine - Spaziergang, von dem ich in der Einleitung sprach) - das Essen dort ist immer gut, aber gestern fand ich es ganz besonders lecker, was auch an den Bieren gelegen hab, die ich dazu konsumierte ... Jedenfalls sah ich noch die ersten Minuten des Deutschland-Spiels in Frankreich, dann fielen mir die Augen zu, und ich stand heute Morgen erst um kurz nach 12 Uhr auf ...

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Bis auf die Erkältung war das eine von Anfang bis Ende wunderbare Reise. Jessi und, vor allem, Christian waren sehr gespannt, wie die Kreuzfahrerei meiner Mutter und mir gefallen würde, und ich glaube, ich darf mit für meine Ma sprechen, wenn ich sage, dass uns das sehr, sehr gut gefallen hat ...

Ich war wegen des Flugpaketes ein bisschen skeptisch, weil der Flug im Vergleich zu einer Nur-Kabine-Buchung doch recht teuer erschien, aber ich muss sagen, dass TUI das halt schon sehr, sehr gut organisiert - das Gepäck gibst du in Deutschland am Flughafen ab und siehst es erst auf der Kabine an Bord wieder, weil es vom Flughafen zum Schiff gebracht und im Schiff dann auf die Kabinen verteilt wird. Auch zurück ist das ganz gut geregelt, auch wenn ich es mir - wenn ich schon sehe, wie es auf dem Hinweg klappte - auch noch einfacher vorstellen könnte, aber es kann gut sein, dass es da irgendwelche Sicherheitsregeln gibt, die es verbieten, dass die das Gepäck direkt von der Kabine in den Flieger verfrachten.

Auch die Ein- und Ausreise klappt vorzüglich, weil die Dominikanische Republik da offenbar mit den Kreuzfahrtveranstaltern ausgedealt hat, dass die einfach nicht stattfindet bei Kreuzfahrten, denn sowohl zu Beginn als auch am Ende der Reise haben wir nie einen dominikanischen Grenzer in Aktion gesehen. Ingesamt ist das mit den Ein- und Ausreisen auf der Kreuzfahrt so gewesen, dass wir - außer in Anguilla, aber da waren wir ja auch eigenständig unterwegs - nie eine Passkontrolle hatten.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine Balkonkabine so schnell für so wichtig halte - aber es ist wirklich einfach schön, wenn man morgens die Vorhänge zurückzieht und aufs Meer schauen kann (oder auf den nächsten Zielort).

Auch das Bordleben war ganz großartig - die ersten Tage habe ich, man entschuldige die Wortwahl, gefressen wie ein Scheunendrescher, aber das pegelt sich nach ein paar Tagen sowieso ein, sobald das noch in der Steinzeit verdrahtete Gehirn merkt, dass man das ganze Fress und Sauf auch in Ruhe genießen kann, weil es am nächsten Tag wieder da ist ... Die Buffets waren ganz toll, die Fischauswahl war riesig, aber auch ein Fleischesser (und Vegetarier ebenfalls, da gab es teilweise richtig leckere Sachen, die wir den Vegetariern weggefuttert haben) kommt voll auf seine Kosten. Das "piekfeine" (Mutter) Bedien-Restaurant ist auch sehr schön, aber wir haben nach wenigen Tagen gemeinschaftlich entschieden, dass uns das Buffet-Restaurant absolut ausreicht, weil man da halt genau so viel essen kann, wie man mag, und nicht an die bestellte Gangfolge gebunden ist.

Ich weiß nicht, wie viele BBCs (Bailey's-Banane-Colada - oder Cocos?) ich getrunken habe, aber zwei Dutzend werden es insgesamt gewesen sein, denn auch die Getränkeauswahl ist toll. Das Bier ist trinkbar (Bitburger - da sollte sich die Lufthansa mal ein Beispiel nehmen - und Paulaner), die Weine haben auch geschmeckt, und die Spirituosen, die im Preis ja großteils enthalten sind, sind völlig ausreichend. Ja, Whisky-Liebhaber werden sich bei der inkludierten Auswahl nicht so richtig wohlfühlen, aber da ich das ja nicht wirklich bin, habe ich auch das gut überstanden.

Die Besatzung war insgesamt - von wenigen Ausnahmen abgesehen, ich hatte berichtet - absolut toll - Crew-Sprache ist Englisch, aber die meisten Leute, mit denen man in Kontakt kommt, verstehen jedenfalls sehr gut Deutsch (inklusive der gängigen Getränkevokabeln - "Schorle", "Diesel", "Radler" etc.). Die Crew-Show war auch klasse, auch wenn der Kreuzfahrtdirektor mit seinen eigenen (gelungenen!) Einlagen dem Rest der Crew ein bisschen die Show gestohlen hat ...

Insgesamt, der Kreuzfahrtdirektor: Der Typ war völlig Banane, aber im positiven Sinn, gesegnet mit kabarettistischem Talent knapp an der Grenze zur Unverschämtheit, Situationskomik (und singen!) kann er auch, nur wenn der - was eben auch sein Job ist - sicherheitsrelevante Durchsagen macht, tat ich mich immer ein bisschen schwer, ihn für voll zu nehmen. Der Kapitän hält sich schon auch für ziemlich geil, und die Vorstellung der leitenden Offiziere erinnerte mich so ein bisschen an Nordkorea, wenn der Kapitän jeden seiner Offiziere aufs Korn nahm und die ihre vorbereiteten Antworten wie Schulkinder runterratterten. Aber vielleicht muss man so sein, wenn man für mehr als 3.500 Leute verantwortlich ist ...

Nochmal auf Kreuzfahrt? Sofort, wahrscheinlich sogar, wenn kein neues Land und kein neues abhängiges Gebiet dabei herausspringen würde - denn: Es war toll!

Die Reiseziele habe ich ja schon im Einzelnen beschreiben - zwei "alte" (Dominikanische Republik und Barbados), fünf neue Länder (St. Vincent und die Grenadinen, Dominica, St. Lucia, St. Kitts und Nevis sowie Antigua und Barbuda) und fünf neue abhängige Gebiete (Martinique und Saint Martin - Frankreich; Sint Maarten - Niederlande sowie Anguilla und die britischen Jungferninseln - Vereinigtes Königreich) sind eine sehr ordentliche Ausbeute, auch wenn wir - natürlich - von diesen 5+5 oder 7+5 Ländern nur einen allerallerersten Eindruck gewinnen konnten. Wir waren ja selten mehr als zwölf oder vierzehn Stunden vertäut, und von denen waren wir vielleicht fünf, sechs, sieben an Land bzw. mit kleineren Booten auf dem Meer unterwegs. Andererseits - einen Eindruck gewinnt man halt schon, und der war gerade von Dominica und Antigua ganz überwiegend positiv und von St. Lucia und Nevis eben überwiegend negativ.

Die Länder 154+10 (Martinique, abhängiges Gebiet) bis 159+14 (Britische Jungferninseln, abhängiges Gebiet) waren Bestandteil meiner 66. Reise außerhalb Europas (wobei ich die Kanaren und den Kaukasus ebenso wie Zypern und Malta zu Europa zähle). Alle besuchten Länder und Gebiete - außer der Dominikanischen Republik und Barbados - sind auf der Liste der "Eintagsfliegen" gelandet und harren der zukünftigen Erkundung (und Streichung von dieser Liste).

Nach dieser Reise gibt es nunmehr drei Kontinente, auf denen mir nur noch ein einziges (unabhängiges) Land fehlt, nämlich Europa (Südossetien, wobei man hier sowohl über die Lage in Europa als auch über seine Unabhängigkeit diskutieren), Antarktika (wenig überraschend, weil die Antarktika das einzige "Land" auf dem Kontinent Antarktika ist und ich da halt noch nicht war) und nun eben Nordamerika, denn hier fehlt mir - an unabhängigen Staaten - nunmehr nur noch Haiti. Dass es in Nordamerika noch einige abhängige Gebiete gibt, die mir fehlen (Aruba, Bermuda, die Cayman-Inseln, Curaçao, Grönland [wenn man es zu Nordamerika zählt, was geografisch korrekt wäre], Guadeloupe, die karibischen Niederlande [Bonaire, Saba, Sint Eustatius], Montserrat, Puerto Rico, St. Barth, St. Pierre und Miquelon, die Turks-und-Caicos-Inseln sowie die US-Jungferninseln), lässt auf weitere Besuche in der Karibik und sonstwo in Nordamerika hoffen, das sehen wir dann ...

In jedem Fall bleiben jetzt noch 47 unabhängige Staaten zu besuchen: je eines in Antarktika, Europa und Nordamerika; drei in Südamerika [Ecuador - bald, Guyana und Venezuela]; sieben in Asien (Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Jemen, Nordkorea, Myanmar, Turkmenistan; bis auf Bhutan allesamt Muster der Demokratie und Sicherheit); zwölf in Ozeanien und noch 22 (!) in Afrika ...

Von den abhängigen Gebieten sind es noch 36, davon vier australische, zwei chinesische, ein dänisches, zehn französische, drei britische, ein neuseeländisches, ein norwegisches, neun britische und fünf US-amerikanische - wird schon werden ...

Korrektur am 27. März: Martinique war Land 154+10, die britischen Jungferninseln Land Nr. 159+14, da habe ich mich in meiner Zählerei mal komplett verheddert, sorry ...

Donnerstag, 21. März 2024

Stinkfaul mit Frühschoppen

 ... waren meine Ma und ich heute unterwegs, und Jessi und Christian vergnügten sich in der Sauna, alles bestens heute, am letzten vollen Tag auf dem Kutter und am (letzten) Seetag.

Wir schliefen heute einigermaßen aus und gingen dann gemütlich frühstücken. Danach verabschiedeten sich Jessi und Christian, während meine Ma und ich schon einmal in die Kommandoaktion Kofferpacken eintraten - zu meiner Überraschung führten wir tatsächlich nur Vorbereitungshandlungen durch, naja, okay, meine Ma hatte heute Nacht schon den einen Koffer gepackt, aber den zweiten packten wir dann schon einmal einigermaßen gemeinsam zusammen ...

Wir sollten heute Abend bis 22 Uhr die Koffer draußen stehen haben; nach Jessis Erläuterung werden die freien Fahrstuhlkapazitäten in der Nacht von den freundlichen Crewmitgliedern genutzt, um die Koffer schon einmal auf Deck 2 zu bringen. Dort werden sie morgen früh nach der Ankunft in La Romana dann ins Hafenterminal verfrachtet, in dem wir zum Check-in für den Flug, der im Hafenterminal erfolgt, entgegennehmen müssen (da können wir auch nochmal Zeug umpacken). Anschließend können wir aber noch einmal aufs Schiff und bis ca. 15 Uhr, wenn unser Transfer zum Flughafen geht, die öffentlichen Bereiche nutzen, auch wenn wir die Kabine schon um 9 Uhr verlassen müssen (ich gedenke, am Pool oder - noch besser - in der Sauna zu duschen). Das klingt schon alles sehr gut durchdacht und organisiert ...

Im Anschluss an die Vorbereitungshandlungen wollten wir einen Frühschoppen zu uns nehmen und setzten uns dazu an die Poolbar, in der wir aber ignoriert wurden - nach ein paar Minuten fragten wir, ob wir dort auch bedient würden, und bekamen zur Antwort: "Eigentlich nicht." Nun, Freunde, das ist Mist - wenn da Barhocker und Karten herumstehen, dann kann der Gast davon ausgehen, dass man etwas zu trinken kommt, so läuft das an Bars nämlich normalerweise; und wenn es ausnahmsweise einmal nicht geht (zum Beispiel, weil die Schlange am Außenpool so lang ist), dann sollte man das der Kundschaft auch gleich sagen und nicht erst gespannt verfolgen, wie lange sie es aushalten, bis sie verdursten ... Das war jetzt in zwei Wochen die zweite Kleinigkeit, die hier nicht gepasst hat, aber da ich den Gästefragebogen schon abgeschickt hatte, wurde dies an der Rezeption adressiert. Schlimm war's nicht, denn den Frühschoppen bekamen wir schlussendlich doch an der (heißen!) Außenalster, auch wenn wir erstmal sowohl das Pils- als auch das Weizenfass zum Leersein animierten - seufz ... Die Außenalster war so heiß, weil sich Fahrtwind und Rückenwind so ziemlich gegenseitig aufhoben, sodass es da oben praktisch windstill war.

Auch zum Mittagessen wurde ein bisschen Fisch verdrückt, dann gingen wir noch einmal an den Pool, schwammen ein wenig, legten uns auf die Liege und haben uns jetzt fürs Abendessen fertig gemacht; um 18.30 Uhr soll es zum Abendessen gehen, und dann gucken wir mal, was der Abend so bringt ...

Morgen um 15 Uhr also geht der Transferbus zum Flughafen, wir fliegen um 17.25 Uhr ab und landen am Samstag Morgen planmäßig um 7.20 Uhr in Frankfurt, sodass ich hoffe, dass wir so gegen 13 Uhr im Schwarzwald eintrudeln - nächster Blogeintrag mit den restlichen Ereignissen von heute und von morgen also dann voraussichtlich erst am Samstag oder Sonntag ..

Fertig mit der Welt

... war ich heute, und das lag nur sehr bedingt daran, dass Jessi, Christian und ich eine klitzekleine Wanderung ein Sträßchen hinauf machten, um einen guten Blick auf den Hafen von Road Town auf der Insel Tortola im britischen Überseegebiet der Britischen Jungferninseln zu erhaschen, das Problem war vielmehr, dass ich viiiiel zu wenig getrunken hatte und nach der Heimkehr aufs Schiff erst einmal fast zwei Liter Spezi in mich hineinschütten musste ...

Wir schliefen heute erst einmal aus, weil die Reise wunderbar, toll, großartig, aber eben auch anstrengend war, gerade weil meine Mutter und ich unseren Husten nicht so ganz richtig loskriegen. Die Klimaanlagen, die wunderbar kühl sind, sind ja grundsätzlich auch erst einmal toll, aber der Wechsel zwischen schwüler Bullenhitze und kalter, trockener Luft ist halt nicht immer ganz optimal. Sei's drum ...

Jessi, Christian und ich verließen die Mein Schiff 4 um 9.43 Uhr, für unsere Verhältnisse also wirklich spät, und ich hatte recht gut gefrühstückt. Ein noch größerer Kutter der Reederei Norwegian, die Norwegian Escape, hatte neben uns angelegt (mir scheint, dass unsere Backbordseite immer schön außen ist, von den anderen Schiffen weg, denn dort befindet sich die Sauna, aus der man gut rausschauen, aber in die man eben - mutmaßlich - auch ganz gut reinschauen kann, wenn man auf gleicher Höhe ist), sodass es schon am Pier von Road Town recht voll war.

Wir ließen die Taxifahrer alle stehen und liefen in Richtung des kleinen Örtchens. Der Markt war noch nicht oder gar nicht offen, also liefen wir in Richtung eines kleinen Kneipchens, das - wie sich herausstellte - einer Dominikanerin gehört. Dort quatschte uns ein sehr freundlicher Einheimischer an, die Dominikanerin besorgte uns ein WLAN, zum Dank tranken wir Bier und unterhielten uns mit dem Mann, dessen Namen ich dooferweise nicht erfragt habe. Er übersetzte immer mal wieder für einen älteren Herrn, der uns zuhörte und auch ganz gut verstand, aber doch besser das örtliche Kreol als Englisch sprach. Ein etwas unangenehmer Moment war, als er - in verschwörerischem Ton - fragte, ob es in Deutschland - so wie in den USA und im Vereinigten Königreich - auch Menschen gebe, die "don't care for people like me" (etwa "nichts für Menschen wie mich übrig haben"). Da wir vorher über Hautfarben geredet, er gefragt hatte, ob es auch in Deutschland Menschen mit schwarzer Hautfarbe gebe, und er um eine "faire" Antwort bat, bejahte ich seine Frage - toll fand er das nicht (wie auch?!), aber er war froh, dass ich ihm ehrlich geantwortet hatte. Alles in allem war das (trotzdem!) ein sehr angenehmes Gespräch.

Wir stiefelten auf seine Empfehlung den Anstieg hinauf, machten Fotos von den beiden Schiffen (die ganz schön Abgase ausstoßen), Christian wurde beim Versuch, eine optimale Fotoposition zu erwischen, von zwei - glücklicherweise angebundenen - Hunden verjagt, und dann waren wir fast schon wieder unten. Die Kneipe, die einst für die Abfüllung der täglichen Ration Rum für die britische Armee zuständig war, sah weniger imposant aus als auf Fotos, also liefen wir zu und zügig an Bord.

Ich wechselte das Hemd, weil ich mich sonst noch mehr erkältet hätte, denn ich war schweißgebadet, danach ging es kurz zum Brunch, ehe ich meine Ma im Poolbereich aufstöberte. Ein paar Minuten in Pool und Whirlpool taten Wunder für meine Knochen, aber als wir aufs Zimmer kamen, schlief ich erstmal - ungeduscht!!! - für drei Stunden ein ... Ich wurde von einer hungrigen Mutter geweckt, und so gingen wir sehr spät zu Mittag/sehr früh zu Abend essen. Jetzt gehe ich erstmal duschen, und dann schaue ich, ob ich noch den 80er-Abend an der Poolbar erleben oder - wie meine Ma schon jetzt - früh im Bett liege.

Morgen ist noch einmal Seetag, da heißt es Ausschlafen, Ausspannen, Essen, Trinken, Kofferpacken, denn um 22 Uhr sollen die Koffer auf den Gängen stehen, um übermorgen früh dann pünktlich am Hafen für den Flug-Check-in bereit zu sein. Wir checken am Vormittag ein (am Hafen), können aber bis 15 Uhr an Bord bleiben und fliegen dann um 17 Uhr irgendwas zurück nach Frankfurt. Da kommen wir um kurz nach 7 Uhr am Samstagmorgen an, schauen, wie wir zu Christians Arbeitsstätte kommen und treten dann den Heimweg an.

Ein richtiges Fazit kommt natürlich noch, auch mit Statistik (wer gähnt da hinten???!!!), aber den ersten Textbaustein des Fazits muss ich nicht ändern, wenn nicht noch außergewöhnlich Schlechtes passiert.

Good morning, BVI

Blick auf zwei Kutter

Flagge der britischen Jungferninseln

Road Town


Mittwoch, 20. März 2024

Plus drei

... das war gestern die Losung, denn da haben wir drei neue abhängige Gebiete besucht: Sint Maarten, eines der vier Länder im Königreich der Niederlande (neben Aruba, Curaçao und den großteils europäischen Niederlanden, wobei die [europäischen] Niederlande auch drei Besondere Gemeinden haben, die in der Karibik liegen, nämlich Bonaire, Saba und Sint Eustatius), Saint-Martin, ein Überseegebiet Frankreichs und Teil der EU, sowie Anguilla, ein britisches Überseegebiet.

Der Wecker ging brutalerweise um 5 Uhr herunter, denn wir wollten möglichst pünktlich um 7.30 Uhr den Kutter verlassen - wir frühstückten, während wir auf die neben uns liegenden drei anderen Kreuzfahrtschiffe guckten (die britische Arvia, die niederländische Eurodam und - von neulich - die Evrima von Ritz-Carlton, ebenfalls unter maltesischer Flagge), und gingen dann gefühlt als Erste um 7.42 Uhr an Land in mein Land Nr. 159+11 (die 159 blieben gleich, aber die Anzahl der besuchten abhängigen Gebiete erhöhte sich auf 11) ...

Wir schossen uns ein Taxi (die Unsitte mit den Preisen pro Person gibt es auch hier, aber gestern war uns alles egal, weil Muttern Geburtstag hatte) und fuhren - schon mit ziemlichem Verkehr - von Philipsburg auf der niederländischen Seite nach Marigot auf der französischen Seite. Um 8.19 Uhr überquerten wir die niederländisch-französische Grenze (das gibt es auch nur in der Karibik) und waren in Land Nr. 159+12 angekommen. Leider konnten wir nicht am Grenzstein anhalten, aber mir gelang aus dem fahrenden Auto ein halbwegs akzeptables Foto, denke ich ...

Gegen 8.30 Uhr waren wir - viel zu früh, die Fähre fuhr erst um 9.30 Uhr - in Marigot - der Taxifahrer gab auch Ruhe, nachdem er uns erst eine Inselrundfahrt aufschwätzen wollte, aber als er mitkriegte, dass wir zum Fähre wollten, sah er ein, dass das wenig erfolgversprechend war.

Der Schalter für die Fähre nach Anguilla war noch zu, während St. Barth gerade abgefertigt wurde, aber wir stellen uns vorsorglich schon einmal in die Schlange, und das war gut so, denn hier kann man nichts mit Bargeld bezahlen, weder die Hafensteuer (3 Euro, wenn man mit Euro bezahlt, sonst 5 Dollar) noch die eigentliche Überfahrt (30 Euro, wobei Dollar und Euro hier gleichwertig genommen werden). Also lief ich - unsere Pässe waren schon ins Schiffsmanifest eingetragen - zu einem Geldautomaten und hob Geld ab, bevor wir bei einem - unglaublich freundlichen und gutgelaunten - französischen Grenzer aus der Französischen Republik ausreisten (die Grenzer hier sprechen sogar ein bisschen Deutsch, sehr schön ...). Das Boarding ging auch ganz gut, an Bord bezahlten wir, und Jessi machte ein wunderschönes Fotos von Marigot.

Nach zwanzig, dreißig Minuten wilder Fahrt kamen wir in Blowing Point auf Anguilla an. Die Einreise um kurz nach 10 Uhr im wohltemperierten Terminalgebäude ging zügig, und zum ersten Mal auf dieser Reise wurde uns ein Stempel in den Pass gegeben - "Day Tripper" seien wir, Christian kalauerte von einer täglichen Geschlechtskrankheit, höhö ... Die Taxifahrer sind auch auf Anguilla eine Mafiabande, denn obwohl wir ein paar Schritte in Richtung Sandy Ground liefen (dass wir die vier, fünf Kilometer komplett laufen, war ohnehin unwahrscheinlich), blieb es beim angesagten teuren Preis für die paar Kilometer. Heute war mir alles egal, Muttern hatte Geburtstag, und sie sollte nix zu meckern haben, also charterten wir das Taxi; der Fahrer ließ uns am Sandy Ground raus, obwohl er versucht hatte, uns zum einem angeblich (und wahrscheinlich wirklich noch) schöneren Strand zu fahren, denn der war weiter entfernt und sicherlich teurer gewesen - und da ich heute sowohl Geld vergessen hatte als auch meine Kreditkarte nicht funktionierte, musste Jessi uns öfter mit ihren Dollar aushelfen ... Ich bin echt ein meisterlicher Reiseführer, gell?!

Am Sandy Ground fielen wir zehn Minuten vor Öffnungszeit in eine Bar ein, bekamen dort Bier und Cocktails, ich ging einmal kurz schwimmen, aber weil der Taxifahrer auf St. Martin und geraten hatte, vor 15.30 Uhr die Heimreise anzutreten, und weil wir noch zum Maho Beach in Sint Maarten wollten, fuhren wir schon eine gute Stunde später - wieder gegen entsprechende Gage - zurück zur Fähre.

Dort bezahlten wir jetzt die Fahrt schon im Terminal, die Ausreisesteuer konnte mit Kreditkarte bezahlt werden, die Ausreise ging auch schnell, und die Sicherheitskontrolle bestand darin, dass kontrolliert wurde, dass wir die Sicherheitskontrollsteuer bezahlt haben - sehr vertrauenerweckend! Wir boardeten gegen 12.30 Uhr unseren Kutter zurück, den Jessi und Christian, die oben saßen, als sehr laut empfanden, während meine Ma und ich uns unter Deck gut unterhalten konnten ...

Die Wiedereinreise nach Frankreich, also nach Saint-Martin, ging auch recht fix - US- und britische Bürger werden ordnungsgemäß ein- und ausgestempelt, EU-Bürger wie wir - natürlich - nicht, sehr löblich, und auch hier waren die Grenzer sehr freundlich und gut gelaunt - es gibt für einen französischen Grenzer sicherlich auch schlimmere Dienstorte als die Karibik ...

Ein weiteres Taxi zum Maho Beach wurde geentert, wir überquerten wieder die französisch-niederländische Grenze, diesmal konnte der Taxifahrer wundersamerweise kurz anhalten, sodass Christian ein Foto schießen konnte, dann ging es über die Brücke der Simpson Bay Lagoon und am Flughafen vorbei.

Dass am Maho Beach die Hölle los sein würde, hatte ich mir gedacht, aber es war wirklich die Hölle los - unglaublich! Die Touristen fielen fast übereinander, auch weil die Straße da unten am Maho Beach noch in voller Benutzung ist und öfter mal Autos durchfahren. Der Strand ist nicht wirklich breit, es gibt viele Kneipen, und ich hatte gerade das Taxi bezahlt, da flog eine Delta-Maschine über den Strand, die zu fotografieren wir knapp verpassten. Das machte nichts, denn alle paar Minuten kamen größere Jets und kleine Propellermaschinen angeflogen, und auch wenn das alles nicht soooo knapp über einem ist wie man aus manchen Bildern denkt: Es ist noch immer recht knapp. An diesem Flughafen, den fast jeder kennt, mal wirklich zu sein und die Flugzeuge anzuglotzen, wie sie da direkt über den Strand einfliegen, das war schon wirklich schick und hat großen Spaß gemacht. Nach vier, fünf Flugzeugen hat man's dann aber auch gesehen, also enterten wir das letzte Taxi des Tages und ließen uns - das war jetzt die längste Strecke, aber der geringste Preis, weil wir das Taxi mit ein, zwei anderen Gruppen teilten - zurück zum Kreuzfahrterminal fahren.

Wir boardeten, machten uns etwas frisch und trafen uns dann zum späten Mittagessen; bald aber gingen wir in die Kabinen zurück und bereiteten uns auf das Abendprogramm vor. Meine Ma und ich nahmen als Vorspeise bei Gosch zusammen sechs Austern ein, das war wirklich lecker, auch wenn sie erst auftauen mussten, glauben wir. Dann trafen wir uns an der Außenalster, ließen Abendessen Abendessen sein und brachen bei Abfahrt des Schiffes auf, um ins Klanghaus zu gehen. Dort hatte unsere favorisierte Bordkabarettistin Alicja Heldt ihren zweiten Auftritt, und auch der konnte was - kein Wunder, dass es beim Einlass eine große Schlange gegeben hatte und auch einige Stehplätze eingenommen wurden ...

Unmittelbar im Anschluss hechtete das ganze Klanghaus ins Theater, denn die Crew-Show stand an, und die sollte nach Aussage der alten Hasen stets gut (und sehr voll) sein ...

Wir bekamen aber noch sehr gute Plätze in der zweiten Reihe, der Kreuzfahrtdirektor führte als Conferencier durchs Programm (und trug einen unglaublich geschmackvollen Anzug, höhö), das aus einem Klavierstück mit Gesang (sehr gut), einer Schneewittchen-Persiflage (okay), einer Tanzeinlage (ziemlich gut), dem Intro zu "König der Löwen" (grandios), einer Arie (noch grandioser) und schließlich einem Lied des Kreuzfahrtdirektors selbst (auch ganz gut, auch wenn ich "I Am What I Am" im englischen Original besser finde) bestand - doch, das war ganz okay.

Nicht ganz okay war, dass ich mir auf die Austern im Gosch einen Sahne-Shot an der Außenalster gegönnt hatte, denn mir war die ganze Show hindurch schlecht, sodass meine Ma und ich nach kurzem Stopp in der Tag-und-Nacht-Bar und einem Stück Pizza die Segel strichen (und der Blog erst heute Mittag deutscher Zeit aufscheint) - sorry!

Jetzt machen wir gerade in Road Town, Tortola, Britische Jungferninseln fest - heute und morgen werden gemütliche Tage, wir gehen sicherlich an Land (gemeinsames Land 50+6 und so ...), aber dann machen wir ganz ruhig, heute und am Seetag morgen.

Fotos von gestern wollen die Leser sehen? Fotos von gestern kriegen sie!

Links Königreich der Niederlande, rechts Frankreich

Sandy Ground, Anguilla

Erster Stempel im Pass auf dieser Reise

Maho Beach mit großem ...

... und kleinem Flugzeug

Marigot (mit freundlicher Genehmigung von Jessi)

Austern zum Abendessen zur Feier des Tages

Dienstag, 19. März 2024

Freunde, das war ein schöner Tag!

Okay, er hatte echt sparsam begonnen, weil es mir wirklich nicht gut ging heute Nacht - meine Ma schimpft immer, wenn ich von einem Hitzschlag spreche, hat sie ja auch recht, aber sagen wir so, die Rotfärbung meines Gesichts hing nicht nur mit dem Sonnenbrand zusammen, den ich mir gestern - trotz Einschmierens - abgeholt habe.

Schwamm drüber - das Frühstück konnte ich gut aufnehmen, auch wenn wir Jessi und Christian verfehlten, aber wir trafen uns rechtzeitig zum Aufbruch für unseren Landausflug, während die beiden auf eigene Faust Antigua erkunden wollten.

So gegen 8.52 Uhr betraten wir den Staat Antigua und Barbuda und damit den 50. (fünfzigsten!) gemeinsam besuchten Staat, aber wir lagen uns nicht so richtig in den Armen, weil meine Ma und ich zu unserem Ausflug mussten. "Landausflug" trifft es nicht ganz, denn die allermeiste Zeit waren wir auf dem Katamaran, diesmal aber unter Deck, damit ein Malheur wie gestern nicht noch einmal passiert. Es hätte (gefühlt) nicht viel gefehlt, dass der Begleiter vom Schiff beim Hinweis auf das Ein- und Nachschmieren gesagt hätte, dass es den anderen nicht so wie mir ergehen sollte, aber da konnte er sich gerade noch zurückhalten ...

Wir fuhren mit einer durchaus freundlichen Crew aus dem Hafen von Saint John's hinaus und von dort in Richtung Süden. Es war unglaublich, aber hier folgt wirklich ein Traumsandstrand auf den anderen, sodass ich das mit den angeblich 365 Stränden, die es auf Antigua geben soll, inzwischen fast geneigt bin zu glauben. Da war alles dabei vom kleinen Strändchen, das kaum zu erreichen ist, bis hin zum Giorgi-Armani- und High-Society-Strand - ganz großartig ...

Den ersten Schwimmaufenthalt machten wir am Valley Church Beach im Südwesten der Insel - dort war der Sand ein bisschen muschelig, aber das war uns wurscht, denn sogar ich fand das Wasser warm, und herrlich war es sowieso!

An diesem Strand gab es dann auch den Grund für uns, diesen Ausflug zu buchen, denn es halb Lobster - das war pro Person ein halber Hummerschwanz mit einer knoblauchigen Knoblauchsoße, ein bisschen Reis und Salat, so richtig vollgefressen war wir nicht, aber lecker war es ganz bestimmt. Ich werde allerdings die zwei Mitreisenden nicht wirklich verstehen, die diese Fahrt buchen und dann lieber Hühnchen als Hummer haben wollen, aber solche Menschen gibt es ...

Nach Schwimm und Essen und Einschmieren (ich bin ja lernfähig, und außerdem blieb ich die ganze Zeit unter Deck) ging es nun wieder in Richtung Norden zum Deep Bay Beach, und an diesem Sandstrand war es ebenfalls unglaublich schön. Auch die Strandliegenanbieter und Verkäufer fielen nicht wie die Geier über einen her, so gefällt es dem Touristen ...

Nur der Kapitän unseres Bootes war ein wenig säuerlich, weil eine Frau schon von Bord gesprungen war, als die Schiffsschraube noch lief, da meinte er, dass das böse hätte enden können.

Nach abermals einstündigem Schwimm (die Stunde geht immer so schnell rum) ging es nun pünktlich zurück nach Saint John's und wieder an Bord. Meine Ma pennte ein wenig, ich ging kurz an den Pool und in die Sauna, und anders als gestern hielt ich es auch länger in Sauna aus (wenn auch ohne Aufguss).

Zum Abendessen trafen wir uns im Buffetrestaurant, danach erwischten wir (diesmal waren wie die Geier) einen drei Millisekunden zuvor freigewordenen Tisch an der Außenalster, tranken doch ein bisschen Gin Fizz, sind jetzt aber schon in der Kabine, denn morgen soll es früh rausgehen in Philipsburg, denn wir wollen von Sint Maarten (niederländischer Teil) in den französischen Teil der Insel (Saint Martin) und von dort mit der Fähre ins britische Überseegebiet Anguilla. Ich muss heute Nacht noch final verifizieren, wie das am besten klappt, aber dann werden wir das hoffentlich hinbekommen, idealerweise auch mit Zwischenstopp am Grenzstein und am Maho Beach, an dem die Flugzeuge wenige Meter über einem einfliegen ...

Jessi und Christian sind heute mit dem Minibus an einen Strand gefahren, und haben ebenfalls gute Erfahrungen mit den Menschen hier in Antigua gemacht - siehste, geht doch!

Jetzt aber geht es erstmal ins Bett ...

Antigua - Hügel, Strand, Meer

Importiertes Bier

Deep Bay Beach

Deep Bay Beach

Lobster Lunch

Valley Church Beach

Valley Church Beach