Ich war gestern kaum drei Kilometer unterwegs, als die Frau in ihrem Kleinwagen neben mir auf der Straße hielt und fragte, ob ich mitfahren wolle - und das in Corona-Zeiten! Ich scheine trotz aller Mühen mit meiner Figur noch nicht als der durchtrainierte Sportwanderer durchzugehen, der die Berge des Schwarzwaldes im Sturm erwandert ... Trotzdem, und gerade in diesen Zeiten, war das ein sehr schönes Zeichen, dass die Schwarzwälder, so stur sie manchmal wirken können, doch eigentlich im Großen und Ganzen ganz liebe Menschen sind ...
Ich war in Brünlisbach - ganz in der Nähe von Rothaus - gestartet - dort war ich auf der Wanderung von Seebrugg in Richtung Bonndorf durchgelaufen - und lief einen schönen Waldpfad hinunter über den Mittelweg des Schwarzwaldvereins, der mich zur Schaffhauser Säge führte. Ich vermute ganz stark, dass die Schaffhauser Säge zum Schaffhauser Wald gehört, und das ist eine ganz interessante Geschichte (wer gähnt da hinten schon wieder?): Grafenhausen gehörte einst zu Schaffhausen, doch im Zuge eines Gebietstausches gab Schaffhausen diesen Besitz wieder ab, behielt sich aber das Recht zur Bewirtschaftung des (heutigen) Schaffhauser Waldes vor. Dieser Wald wird noch heute von einem kantonalen Förster betreut, ist also privatrechtlich im Besitz des Kantons Schaffhausen (so wie eine deutsche Botschaft im Ausland in vielen Fällen der Bundesrepublik Deutschland gehören wird), staatsrechtlich aber natürlich deutsches Gebiet.
Auf dem Stück zwischen Schaffhauser Säge und dem Einstieg in den Mettmatalweg - das einzige Stück Straße auf dem ganzen Weg - wurde ich dann von der Dame fast eingesammelt ...
Natürlich lief ich weiter, und dafür, dass ich von der Mettma bis vor wenigen Wochen peinlicherweise vermutlich dachte, das liegt irgendwo bei Mettma
nn, gefiel mir dieses Tal sehr gut - es ging über gute Waldwege immer an der Mettma entlang, und gestern traf ich irgendwann die Entscheidung, zu gucken, ob ich einen Schnitt von 5 km/h durchhalte. Um es vorwegzunehmen: Auf knapp zweieinhalb Stunden Gesamtweg war ich 23 Sekunden schneller als notwendig, um die 5 km/h zu schaffen, bereute es aber heute ein kleines bisschen, weil ich schwerere Beine als sonst hatte ...
Vom Mettmabecken war ich ein kleines bisschen enttäuscht, das Wasser steht da - im Moment - ziemlich niedrig, sodass der ohnehin nicht so riesige See noch ein bisschen kleiner ist. Andererseits finde ich die Bilder von der Talsperre sowohl auf den See als auch auf den Wald auf der anderen Seite der Staumauer gar nicht so schlecht.
Die letzten paar Kilometer gingen dann relativ steil hinunter in die Lochmühle, und dorthin ließ ich mein Anrufeinzeltaxi kommen, auch wenn es hinter einem alten Traktor hinterhergezuckelt kam, weil man auf den engen Straßen da nicht gut überholen kann ... Den Abend verbrachten wir in Berau, einem Ortsteil von Ühlingen-Birkendorf, bei gutem Speis und Trank im "Rössle".
Nachdem ich nun also die Steina in einer schon ganz guten Länge entlanggewandert war und jetzt auch einen Teil des Mettmatals bewältigt hatte, wollte ich mal gucken, wie das dazwischenliegende Tal, nämlich das der Schlücht, so aussieht.
Heute Abend ließ ich mich also von meiner Mutter zum Wanderparkplatz in der Nähe des bereits großteils umrundeten Schlüchtsees fahren, und von dort wanderte ich los ...
Ich mag halt den Wald, und die ersten Kilometer die Schlücht entlang waren eher auf offener Landschaft, in der die Schlücht ihren wildromantischen Charakter nicht so richtig entfalten konnte, auch wenn der Promenadenweg an Grafenhausen vorbei durchaus nicht ganz schlecht ist.
Aber so richtig gut fand ich die Wanderung erst, als es durch die ersten Waldgebiete hinunter zur Schlüchtmühle und kurz darauf an die Tannenmühle ging. Ab da war richtig Wald, und das war dann auch richtig schön ...
Ich ließ Birkendorf links liegen, marschierte dann aber durch Ühlingen hindurch, hätte mich fast auf ein Bier ins "Posthorn" gesetzt, ließ es aber bleiben, und folgte dem Lauf der Schlücht so lange, bis ich den Weg, den meine App mir vorgezeichnet hatte, nicht mehr fand (der Wanderweg führte hoch in den Wald, darauf hatte ich nach zwölf Kilometer keine Lust mehr, die App führte mich durchs Feld) ... Das nahm ich zum Anlass, zur Kreisstraße zu laufen, an der meine Mutter entlangfahren würde ...
Ich lief - dann doch - fast bis zur vereinbarten Abholstelle, denn mir war aufgefallen, dass ich an dieser Stelle das Gebiet von Ühlingen-Birkendorf verlassen und Gebiet einer Gemeinde betreten könnte, das ist noch nicht
gesammelt hatte ... Meine Ma wäre fast eine Minute zu früh angekommen, denn ich musste noch einen ganz kleinen Berg rauf und durfte dann auf dem Gebiet der neuen Gemeinde ins Auto steigen. Ich hatte mich allerdings hinsichtlich des Namens der Gemeinde vertan, weil ich dachte, dass es sich um die Gemeinde Weilheim handen würde, die ich - soweit es mir bewusst ist - bisher noch nie betreten hatte; in Wirklichkeit war das aber der äußerste Rand des äußersten Ortsteils von Waldshut-Tiengen, sodass ich nun sogar die Kreisstadt des Landkreises - gerade so eben - erwandert habe ... Juchhe!
Meine Ma und ich machten noch eine kurze Rundfahrt nach Krenkingen und durchs Steinatal, aber jetzt freue ich mich so langsam aufs Bett ...
Das waren jetzt zwei schöne Wanderungen durch zwei mir bisher völlig unbekannte (und doch so nahe) Täler des Südschwarzwaldes, insgesamt habe ich fast 25 Kilometer Strecke erbeutet (und den Schaffhauser Wald!), morgen geht es wahrscheinlich weiter, aber ohne Bollerwagen und Bier ... Ich muss mir nur noch überlegen, wo mein 350. Wegkilometer (bisher sind es 343,59 km) liegen wird.
|
Kurz hinter Brünlisbach |
|
Schaffhauser Säge |
|
Im Mettmatal |
|
Mettmatal |
|
Mettmatal |
|
Mettmabecken |
|
Von der Staumauer |
|
Schlüchtsee |
|
Schlüchtmühle |
|
Schlücht im Wald |
|
Schlüchttal |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen