Die meisten Schweizer, denen ich heute begegnete, verzichteten mehr oder weniger spontan auf ihren üblichen Gruß, sonst hätten sie sich - soweit sie nicht dringend beruflich nach Deutschland zum Mountain-Bike-Fahren oder dienstlich den Hund ausführen mussten - womöglich erklären müssen, was sie auf dieser Seite der Grenzsteinkette machen. "Grüezi" hörte ich dementsprechend heute nur auf dem einen Mountain-Bike-Pfad, und da waren die Leute kaum fünf Meter von der Schweiz weg - passt also schon ...
Gestern Morgen stand ich - freiwillig - ziemlich früh auf, weil ich noch eine kleine Runde machen wollte, und da ich den Schluchsee, den Titisee und den Windgfällweiher schon besucht hatte, hatte ich eine Runde um den Schlüchtsee mit anschließendem Waldspaziergang vor.
Ich fuhr nach Rothaus, traute mich dann nicht, auf dem Rothaus-Parkplatz zu parken (der war zwar leer, aber eben nur für Besucher von Rothaus ausgeschildert, und das war ich an diesem Samstag nicht), und fuhr weiter zur Touristinformation in der Nähe des Schwarzwaldklinik-Hüsli ...
Dort parkte ich, stieg aus und ging einen sehr schön gestalteten Trimm-dich-Pfad mit fantastischen Skulpturen entlang, danach folgte ein Pfad und schließlich kam am nordwestlichen Ende des Schlüchtsees an.
Das Wetter spielte mit, sodass ich nach halber Umrundung einige schöne Fotos von dem kleinen, aber anscheinend feinen See machen konnte. Ich lief am Strandbad vorbei (da könnte man im Sommer durchaus mal hingehen ...) und dann auf den Felsen- bzw. Baumpfad. Ich kam wieder mal kurzfristig vom Weg ab, landete aber schließlich - wie gewünscht - auf dem Dahlienweg im Wald östlich des Schluchsees, nachdem ich eine Truppe von Kinder-Hobby.Sportlern vor mir weglaufen ließ ...
Eigentlich hatte ich vor, eine relativ große Runde zu laufen, doch waren meine Mutter und ich einerseits zum Mittagessen verabredet, andererseits durfte ich plötzlich auf der einen Weggabelung zwei dieser gefühlt riesigen Forstbagger in Aktion bestaunen - atemberaubend ...
An denen wollte ich ganz bestimmt nicht vorbeigehen, also bog ich ab und lief einen anderen Weg, der aber auch ganz schick war. Schlussendlich kam ich hinter dem Hüsli wieder auf den Weg, lief noch eine Runde um den Kreisverkehr in Rothaus (damit ich diesen Rundweg offiziell an mein Wegenetz angeschlossen hatte ...), bestaunte die Tannenzapfen-Skulptur dort und kehrte zum Auto zurück (gestern war ich Selbst-Taxi ...).
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Heute Vormittag schließlich fuhren meine Mutter und ich los in Richtung Eggingen und danach hoch zum Vogelhof. Dort hielt ich am Beginn der gesperrten Strecke kurz vor der Bergkapelle an, und zwar mitten in der Kurve, wobei da oben nicht so viele Autos kamen.
Meine Ma war im Begriff, auf die Fahrerseite zu wechseln, als ein Passant uns hilfreicherweise mitteilte, dass wir da nicht parken könnten. Guter Mann, ich bin ja schon reichlich bescheuert, aber
in einer Kurve parke selbst ich nicht auf Dauer ...
Mutter und Sohn fuhren bzw. gingen getrennter Wege, ich passierte die Bergkapelle und den Grenzstein 314, den ich neulich nicht gefunden hatte, und lief - an Weinbergen vorbei - hinunter nach Erzingen. Ich durchquerte den Ort, der gerade jenseits der Bahnstrecke wie ausgestorben wirkte (zuvor hatte ich gerade noch vor der Schrankenschließung die Gleise überquert).
Kurz hinter Erzingen ging ich einen Feldweg hoch und kam zum Grenzstein 295, ging danach aber wieder zur (deutschen) Straße hinunter, kam an weiteren Grenzsteinen und einer gesperrten Straße in Richtung Schweizer Gebiet vorbei. Zwischendurch fuhr der Zoll zweimal an mir vorbei; die wollten mir wohl zeigen, dass sie mich im Augen haben ... Aber wieso denn, höhö?
Entlang der Landesstraße - und der Grenzsteine 293 bis 290 - lief ich weiter nach Weisweil (meine Autokorrektur machte daraus immer "Weißwein", willst du mir etwas sagen?), durchquerte das Dörfchen, wurde von Ringo angebellt und spazierte dann hoch in den Napberg ...
Auch hier - in einem wunderschönen Waldgebiet - passierte ich ein paar Grenzsteine, bevor ich - nach relativ steilem Anstieg - am Gestüt Albführen vorbeikam. Ein paar Gäule standen da mit ihren sonnenbrillenartigen Sichtschutzen auf den Weiden herum, das Gelände ist sehr weitläufig und durchaus schick, und vor Begeisterung verlief ich mal wieder kurz, stellte meinen Fehler aber schnell fest und korrigierte ihn.
Am oberen Ausgang des Gestüts war der höchste Punkt des heutigen Tages bei 665 Metern erreicht, und so langsam durfte eine Bank kommen. Ich lief noch ein bisschen durch den Wald, kame dann aber oberhalb von Baltersweil an die dortigen Kapelle mit Bänken, von denen man - bei Föhnwetterlage, die heute nicht war - einen fantastischen Alpenblick haben muss. Aber auch so war der Ausblick sehr schön ...
Ich hatte meinen Brustbeutel vergessen, in dem die Wander-App weniger herumspinnt, dementsprechend machte sie aus meiner "Pause" ein "Fertig" und beendete vorfristig die heutige Tour ... Argh, aber so bestand die heutige Wanderung eben aus zwei Teilen.
Nach dem Verzehr meines Proviants lief ich bergab in Richtung Berwangen, das - obwohl der Name schweizerisch klingt - ein deutsches Dorf ist und ging - den zweiten ernstzunehmenden Anstieg des heutigen Tages - hoch zum Zollstockweg.
Waren die bisher beschriebenen Grenzsteine alle zwischen dem Großherzogtum Baden bzw. der Bundesrepublik Deutschland einerseits und dem Kanton Schaffhausen bzw. der Schweizerischen Eidgenossenschaft andererseits gewesen, so kam ich nun an die Grenze zum Kanton Zürich. Der Grenzstein Nr. 66 (die Zählung beginnt hier ganz neu) ist ein ganz besonders hübsches Exemplar, dahingegen sind die meisten anderen Grenzsteine weniger aussagekräftig - oft steht da nur die Nummer drauf, und sonst nichts (nicht einmal "GB" oder "CZ" für "Canton Zürich") - da waren mir die gleichmäßig geschäftsmäßigen Grenzsteine zwischen Baden und Schaffhausen lieber ...
Zudem sind die Grenzsteine nicht fortlaufend nummeriert, sondern sehr häufig mit Buchstaben versehen, sodass es bis hoch zum Grenzstein Nr. 66h geht (und ich kann mir nicht vorstellen, dass die
alle bei nachträglichen Grenzänderungen entstanden sind). Sei es, wie es sei, ich habe heute knapp 50 Grenzsteine gesehen und dokumentiert, und die allermeisten waren hier in dem Abschnitt zum Kanton Zürich (zwei Grenzsteine standen im Abstand von vielleicht acht Metern in einem ziemlich schiefen Winkel, da scheinen sie sich bei der Festlegung der Grenze vermessen zu haben ...).
Ich machte gerade Fotos von den Grenzsteinen, als ich in Sichtweise einen (deutschen) Zöllner in der Gegend herumstehen sah. Ich ließ mich von ihm nicht vom Grenzsteinefotografieren abhalten (wieso auch - ich blieb immer in Deutschland) und machte demonstrativ weiter. Der Typ wollte nix von mir, ich fotografierte unter seiner Beobachtung die Ruine des Grenzsteins 67 (die hat irgendjemand umgesäbelt) und ging dann - haarscharf auf dem deutschem Gebiet bleibend ... - auf den Waldpfad, der zum "Grenzweg" werden sollte.
Hier waren noch einmal etliche Grenzsteine zu bewundern, teilweise aber auch sehr verdeckt und im Lauf des Bächleins, das hier die Grenze bildet, ich sah sie alle, wenn ich sie auch nicht berührte ...
Beim Grenzstein 70 begegneten mir zwei Schweizerinnen mit ihren Hunden, und der eine (große) Welpe hatte Gefallen an meiner Hose gefunden, sodass er so um mich herumschlawenzelte, dass ich fast über ihn drübergeflogen wäre ...
Kurz darauf hörte ich einen Hubschrauber über mir kreisen - ich bleib doch in Deutschland, Mann ey, Bundespolizei!
Der Grenzstein Nr. 73 war der letzte für den heutigen Tag, ich spazierte aus dem Wald heraus und wartete an der einzigen Straße, die nur über deutsches Gebiet in den Jestetter Zipfel führt, auf dass das Mamataxi komme und mich abhole. Meine Mutter kam, und so langsam werden die Rückfahrten ganz schön lang ...
Das war eine richtig schöne Tour heute, die Gräten taten mir erst ein paar Stunden nach der Heimkehr ein bisschen weh - morgen machen die Gaststätten wieder auf, da wird nicht gewandert, aber in den nächsten Tagen werde ich wahrscheinlich am heutigen Extraktionspunkt direkt auf der Gemeindegrenze zwischen Dettighofen und Jestetten, zum Teil am Rhein entlang, bis zur Grenze nach Nohl (ZH) laufen, denn von dort will ich dann in ein paar Wochen, wenn die Grenzen wieder offiziell offen sind, über Neuhausen, Schaffhausen und Büsingen nach Gailingen wandern - das wird auch schön ...
Langer Text heute, aber auch viele Bilder:
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Schlüchtsee von Nordwesten |
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Schlüchtsee von Süden |
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Waldarbeiten ... |
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Das mit den Tannenzapfen leben sie in Rothaus wirklich! |
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Nr. 314 lebt! |
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Blick auf Erzingen |
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Blick auf Weisweil |
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Im Napberg |
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Gestüt Albführen |
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Zwischen Albführen und Baltersweil |
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Blick in Richtung Alpen |
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Ihr au! |
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Erster Grenzstein Baden-Zürich auf dieser Wanderung |
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Vorne 66c, hinten 66b, da ha'm se sich vermessen ... |
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Neuerer Grenzstein |
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Grenzstein im Bach |
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