Meine Länder

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Montag, 25. Mai 2020

Im Funkloch

... war ich heute, sodass unsere Notfallplanung eingreifen musste. Meine Ma und ich vereinbaren immer eine Zeit, zu der sie (spätestens) losfahren soll, wenn ich mich nicht vorher melde und eine frühere (oder auch spätere) Zeit angebe. Nun war ich heute die letzten mindestens fünf Kilometer nicht erreichbar, sodass ich sie nicht anrufen konnte und sie (erstmals) den Notfallplan (naja, "Notfall"-Plan) durchziehen musste. Sie war so richtig erleichtert, als sie mich am vereinbarten Extraktionspunkt auf einem Bordstein sitzen saß - ich war also nicht von einem Baum erschlagen oder von Schwarzwaldelfen entführt worden ...

Am Samstag Vormittag regnete es Hunde und Katzen, aber die Wetter-App behauptete, dass es in Häusern etwas besser (bzw. zumindest "neblig") sei, sodass ich meine Ma bat, dass sie mich nach Häusern bringe, auf dass ich durch das Tal der Schwarza wandern könne ... Als wir in Häusern ankamen, regnete es dort noch mehr als in Bonndorf, sodass ich meiner Ma sagte, dass ich gleich wieder mitheimfahre ...

Wir fuhren allerdings in Richtung des Schwarzastausees, danach durch Brenden und Berau nach Witznau (dort sollte die Wanderung enden) und durch die - auch noch zu erwandernde, weil aus dem Auto toll aussehende - Schlücht/Schwarza-Schlucht. Zwischendrin war der Regen immer mal wieder nicht so stark, aber über den Schluchtensteig wollte ich im oder jedenfalls unmittelbar nach Regen auch nicht laufen, sodass ich tatsächlich mit nach Hause fuhr. Dass ich mal unglücklich wäre, weil ich wegen eines Regengusses nicht wandern kann, hätte ich vor zehn Wochen auch keinem geglaubt.

Ich guckte Fußball, und gegen Abend wurde das Wetter doch besser, sodass ich noch eine kleine Runde anstrebte: Ich kutschierte meine Mutter zu einem Möchtegern-Wanderparkplatz zwischen Ebnet und Rothaus, fuhr durch ein bisschen Matsch (ich fuhr für meine Verhältnisse echt langsam, aber es wirbelte immer noch Schlamm hoch ...) und ging dann in den Wald, denn ich wollte das Erlenbachtal durchwandern, während meine Ma wieder nach Hause fuhr.

Das war eine schöne Strecke von knapp über sechs Kilometer entlang des größten Nebenflüsschens der Steina, und obwohl es immer noch ein bisschen nasskalt war, war es doch zumindest regenlos ... Ich hatte einen Pullover dabei, war aber nur im kurzärmeligen Hemd unterwegs, das passte, auch wenn ich gegen Ende doch ein bisschen fröstelte.

Am Wanderparkplatz Roggenbach wurde ich von meiner Mutter wieder aufgelesen, und es war noch ein ganz gemütlicher Abend daheim.

Heute musste ich noch arbeiten, und mit dem ganz frühen Feierabend wurde es am Tag vor dem Urlaub auch nichts, sodass ich erst gegen 16 Uhr den Griffel fallen lassen konnte. Heute wollte ich die gestern angestrebte Tour von Häusern nach Witznau nachholen, doch irgendwie spekulierte ich ein bisschen ("spekulieren" im Sinne von "liebäugeln" ist auch so eine alemannische Eigenart, die ich hier wieder angenommen habe ...) damit, doch von der Staumauer des Schluchsees (und damit dem eigentlichen Beginn der Schwarza) zu starten, auch wenn das dann eine 18-Kilometer-Strecke würde.

Auf dem Weg nach Häusern überlegte ich hin und her, und am Ende bat ich meine Mutter, mich an der Staumauer rauszulassen. Es gab einen Plan B (bzw. einen Extraktionspunkt Beta), falls ich nach 13,5 km keine Lust mehr hätte, denn es gibt einen Wanderparkplatz im Schwarzatal, den man von Süden, von Witznau her, hätte ansteuern können ...

Ich wollte am Parkplatz an der Staumauer einen Pfad herunterwandern, aber - es ging schon gut los - den Pfad gab es nicht mehr. Ich sah zwar noch einen Pfosten am Wegesrand, an dem mal Wegweiser waren, aber einen Pfad konnte ich wirklich nicht mehr eruieren. Mir blieb also wenig anderes übrig, als zwei oder drei Kilometer an der B 500 entlangzumarschieren ...

Gesagt, getan, LKWs pfiffen an mir vorbei, und als ich unten im Tal gegenüber der Einfahrt nach Blasiwald in den Wald abbiegen konnte, war mir wohler.

Ich hatte aber - bis zu diesem Zeitpunkt - alles richtig gemacht, denn der Weg, den ich ursprünglich hatte einschlagen wollen, war wegen Forstarbeiten gesperrt, sodass ich da einen Umweg hätte gehen müssen.

Die Wikipedia sagt, dass das Schwarzatal praktisch siedlungsfrei ist, und ja, es ist ziemlich einsam dort, einsam und schön. Der Weg führte hinunter zum Schwarzastausee, der Bestandteil des Stausystems des Schluchseewerks ist und um diesen herum. Es ist immer wieder faszinierend, die vermeintlich unberührte Schwarzwaldlandschaft zu sehen und dann auf einmal so einen Industriekomplex mitten im Wald zu erblicken ...

Nun denn, ich lief um das Kraftwerk und den See herum und musste schon wieder umdisponieren, dass die Staumauer, über die ich gehen wollte, wird saniert und war daher gesperrt.

Also lief ich rechts der Schwarza den Berg hinunter, es war nicht zu steil, eher gemächlich, aber vor einer Hütte überquerte ich die Schwarza und war nun auf dem Schwarzatalweg anstatt der (privaten) Schwarzatalstraße.

Nach so zehn, zwölf Kilometern spürte ich ein Hiker's High (die Läufer sprechen öfter vom "Runner's High", also dem Hochgefühl, wenn du in deinen Laufrhythmus gekommen bist, das hatte ich beim - verfluchten - Rugby-Lauftraining auch mal, das war ganz interessant), denn obwohl ich schon eine - für meine Verhältnisse - ganz ordentliche Strecke intus hatte, setzte ich nochmal alle Energie frei und lief zügig durch den menschenleeren Wald (außer einem Radfahrer ist mir heute kein Naturliebhaber begegnet).

Ich erreichte meinen Extraktionspunkt, lief aber immer weiter, auch wenn die Beine so langsam doch schwer wurden, aber die Blicke auf die steilen, bewaldeten Schluchthänge gefielen mir sehr gut. Ich marschierte nur wirklich, zählte meine Schritte, kam an den Witznau-Stausee und wollte jetzt - so eine halbe Stunde vor Ankunft - meine Mutter anrufen ... Nun, in der steilen Schlucht hatte ich kein Signal, also musste ich auf die zwischen Tür und Angel noch besiegelte Absprache vertrauen, dass meine Mutter spätestens um 20.30 Uhr aufbrechen würde (und mir notfalls entgegenfahren würde).

Ich erreichte fast genau um 20.30 Uhr Witznau, ging noch ein paar Schritte weiter über ein Brückchen, um die Gemeinde Weilheim anzukratzen (diese ist nun die 17. der 32 Gemeinden des Landkreises Waldshut, die ich erwandert habe), setzte mich auf den oben erwähnten Bordstein und wartete auf meine Mutter. Als sie mich da sitzen sah, polterte es ziemlich in der Schlucht, weil ihr einige Steine vom Herzen fielen, und es ging schnell nach Hause ...

Ich habe jetzt, glaube ich, alle großen Flüsse des östlichen Südschwarzwaldes erwandert - die Wutach natürlich (auch wenn die Wutachschlucht noch - seit fast zwei Jahrzehnten verabredet - mit einem Studienfreund angegangen werden muss), die Steina und den Erlenbach, die Mettma, die Schlücht und jetzt eben die Schwarza. Auch die Alb habe ich schon erkundet, auch wenn eine (richtige) Wanderung durchs Albtal auch noch gut denkbar ist ...

Schön war es heute, anstrengend durchaus auch, aber ich bin - selbst nach 18,63 Kilometern heute - nicht so platt wie in den ersten Tagen, als ich mich halbtot nach Achdorf schleppte. So'n bisschen Trainingseffekt dürfte da jetzt schon dabei sein, aber ich werde irgendwann berichten, wie es mir morgen früh geht ... Emol luege.

Über 382 Kilometer bin ich jetzt gewandert, ab morgen habe ich drei Wochen Urlaub, die 400 Kilometer werde ich hoffentlich in den nächsten Tagen knacken, und die 500 sollten auch zu schaffen sein ...

Unterwegs im Wald bei weniger fantastischem Wetter

Der Erlenbach

Erlenbach-Tal

Schwarza-Tal zwischen Blasiwald und Schwarza-Stausee

Schwarza-Stausee mit Kraftwerk

Pumpen nach Schluchsee

Lichtung im unteren Schwarza-Tal

Sonnenuntergang im Schwarza-Tal

Schwarza-Tal

Sonnenuntergang am Witznau-Stausee

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