Meine Länder

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Donnerstag, 21. Mai 2020

Der Rhein

... war heute ein wichtiges Zwischenziel, und, ganz ehrlich, es ist ein ziemlich erhebendes Gefühl, wenn man nach fünf Etappen in diese Richtung (Bonndorf-Roggenbacher Schlösser, 5. April; Roggenbacher Schlösser-Eggingen, 26. April; Eggingen-Vogelhof (Erzingen), 14. Mai; Vogelhof-Gemeindegrenze Jestetten, 17. Mai; Gemeindegrenze Jestetten-Balm am Rhein, heute) dann erstmals den Rhein sieht ...

Ich schlief heute erstmal aus, und weil mein Fuß in der Nacht nicht so richtig mitmachen wollte, war ich unsicher, ob ich heute eine Wanderung unternehmen soll. Ich beschloss, meinen Fuß zu überstimmen, und gegen halb eins waren wir unterwegs - es ging an den Punkt der Landesstraße 163, an dem ich am 17. Mai ins Auto meiner Mutter eingestiegen war.

Dort stieg ich aus, lief wenige hundert Meter an der Straße weiter, bog dann ins Feld ab, ging an einem Modellflughafen vorbei, überquerte ein Brückchen und lief dann einen ziemlich steilen Pfad hoch in den Wald. Ich nahm den linken Weg (da war es dann wesentlich weniger steil) und kam - dann doch irgendwie recht schnell - am ersten Grenzstein des Tages an, dem Grenzstein Baden-Zürich Nr. 77.

Ich bog nach links auf den Pfad ab und kam nach einiger Zeit am Rafzerstein ein, dem Grenzstein Nr. 81, der schon seit 1728 die Grenze markiert. Ein älterer Herr erklärte zwei Schweizern mit Hund den Weg, während ich im 90-Grad-Winkel auf den Grenzweg abbog ... Ich fand noch ein paar Grenzsteine, aber danach bewegte sich der Weg erstens ein bisschen von der Grenze weg und zweitens waren auch hier die Grenzsteine wieder im Bachlauf, sodass ich sie nicht gut sehen konnte ...

Nun denn, auf ging es zum zweiten Tagesziel, nach Balm an den Rhein. Hierzu lief ich durch Lottstetten, vorbei an einem der zwei Bahnhöfe der Schweizer Bahn auf deutschem Boden (auf der Strecke gelten, wenn ich das richtig verstehe, auch Schweizer Regeln) und vorbei an ein paar geöffneten Gaststätten - ich hatte aber die Hälfte des Weges noch nicht erreicht, also kehrte ich nicht ein ...

Es ging hinunter an den Rhein, und da standen schon jede Menge Autos - hier war Party, Kinder und Erwachsene spielten am und im Rhein (den Schmerzensäußerungen mancher Badender nach zu schließen war das Wasser eher nicht badewannenmäßig), und ich setze mich auf eine Treppe am Rheinufer und legte - leider ohne Bier, denn hier unten war keine Kneipe - eine Pause ein ...

Es war soooo herrlich, da unten zu sitzen und dem durchaus nicht trägen Fluss beim Fließen zuzugucken ... Ich rief meine Mutter an, um mein Glück zu teilen, und wir verabredeten uns für kurz vor 17 Uhr in Nohl. Das hieß, dass ich noch etwa eineinhalb Stunden für meine fünf verbleibenden Kilometer hatte, sodass ich mich aufmachte und weiter am wunderbaren Rheinufer entlanglief.

An der Rheinbrücke nach Rheinau stand der deutsche Zoll, ich stapfte weiter und übersah vor lauter Glückseligkeit die mögliche (steile) Abkürzung hoch nach Altenburg. Also lief ich noch ein bisschen am Ufer entlang und nahm dann die etwas weniger steile Rampe nach Altenburg ...

Über die alte keltische Befestigung wanderte ich, bis meine Augen die zweite Grenzsteinkette erblickten, auch hier handelt es sich um die Grenze zum Kanton Zürich. Ich lief von der Nr. 130 bis zur Nr. 135 am Rande des Abhanges (Weg deutsch, Abhang schweizerisch) entlang und sah von Ferne ein weiteres Zoll-Auto an einer Stelle stehen, die ich für innerdeutsch hielt. Als die Zöllner mich kommen sahen, ergriffen sie die Flucht und fuhren über die Straße, die ich nehmen wollte, um an den Endpunkt meiner heutigen Wanderung zu kommen.

Ich blieb vollständig auf deutschem Gebiet und kam in das - auf der deutschen Straße als Weiler gekennzeichnete - Örtchen Nohl. Interessant an Nohl ist, dass das Örtchen selbst großteils auf Schweizer Gebiet liegt, die Straße hier oben allerdings deutsch war - das heißt, man war zwar nach dem Zoll, aber noch auf deutschem Gebiet ...

Meiner Mutter hatte ich gesagt, dass sie keinesfalls über die Grenze fahren solle, also blieb sie erstmal am Zoll stehen und rief mich an. Ich sagte ihr, dass sie geradeaus weiterfahren könne (so wie es das Zollfahrzeug selbst gemacht hatte), gerade weil die Straße noch deutsches Gebiet sei. Meine Mutter kam aber nicht, obwohl sie kaum eine Minute entfernt war, sodass ich ihr entgegenlief.

Es stellte sich heraus, dass sie mit einem schweizerischen Ehepaar gesprochen hatte, das ihr vom vermeintlichen "Grenzübertritt" von deutschem auf deutsches Gebiet abgeraten hatten, bis der Frau auf einmal einfiel, dass die Straße ja deutsch sei ... Alles klärte sich auf, meine Mutter und ich trafen uns, drehten und dankten den beiden Herrschaften (besonders der Frau, der Mann hatte eher Fake News produziert ...) für ihre Unterstützung.

Einzig "ärgerlich" war, dass ich den Grenzstein Nr. 137 nicht fand, aber ich vermute, der war höhengleich in den Boden eingelassen, sodass ein Auto darüber parkte, denn an der Stelle, an der er sein müsste, parkten ein paar Fahrzeuge (die eine Frau guckte ganz skeptisch, was ich da mache, als ich unter die geparkten - äh, parkierten - Autos guckte ...).

Von diesem Weiler werde ich dann, wenn die Grenzen wieder völlig offen sind, meine Rheinwanderung bis nach Büsingen und vielleicht noch weiter nach Gailingen machen, das könnte dann eine - längere - Tagestour werden ...

Mein Fuß machte die ganze Zeit mit, sodass das heute eine richtig schöne Wanderung mit Rhein und Grenzsteinen war ... 13,65 km wurden überwunden, insgesamt sind es jetzt über 357 Kilometer (die 350-Kilometer-Marke habe ich also geknackt heute). Achso, wir fuhren auf dem Hinweg noch kurz hoch zur Kapelle zwischen Baltersweil und Albführen - heute hatte man Alpenblick, und das war fantastisch ... (Ich habe keine Fotos gemacht, weil das auf den Bildern nie so gut rüberkommt ...)

Ein paar Fotos habe ich aber gemacht:

Steiler Pfad am Anfang des Weges

Besserer Weg durch wunderbaren Wald

Rafzerstein von 1728

Zum Glück ist am Baum eine Markierung, denn den Grenzstein (unten rechts) sieht man vom Weg kaum ...

SBB-Bahnhof Lottstetten

Flusskilometerstein am Rhein

Da kann man Pause machen ...

Zürcher Polizei - nahe an deutschem Gebiet ...

Der Rhein

Rheinbrücke Rheinau

Blick von Altenburg auf den Rhein und die Brücke Rheinau

Grenzstein Nr. 132 kurz hinter Altenburg
Blick auf den Rhein (deutsche Beschilderung - deutsche Straße, auch wenn Nohl - großteils - schweizerisch ist)
Ich habe am 23. Mai ein Bild entfernt.

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