Wir konnten heute tatsächlich ausschlafen, und während Uli nur in Etappen schlief, hatte ich das Gefühl, dass ich zumindest größtenteils durchgeschlafen hätte. Wir duschten mit abnehmbarem Duschkopf und machten uns dann fertig, so dass wir gegen 9.30 Uhr in Richtung Milford Sound aufbrachen. Der Himmel heute Morgen war bewölkt, aber da hinten am Horizont versuchte die Sonne sehr deutlich, durch die Wolken zu dringen.
Wir waren noch nicht ganz aus Te Anau draußen, als ich auf der Straßenseite einen Anhalter stehen sah. Aus einer Laune heraus hielt ich an und ließ den jungen Mann einsteigen. Zunächst sprachen wir Englisch, bis sich herausstellte, dass Simon ein Zimmermann aus Essen war und wir also Deutsch sprechen konnten. Simon blieb bis zum Ziel in Milford Sound bei uns, wir stiegen gemeinsam an den Sehenswürdigkeiten aus und hatten wunderbare drei Stunden zusammen.
Der Weg sei sein Ziel gewesen, sagte Simon, als wir am Milford Sound angekommen waren, und das war die absolut richtige Einstellung. Auf diesen 120 km von Te Anau nach Milford Sound kann man hunderte Fotos machen, vor allem dann, wenn das Wetter so grandios ist wie es dann heute doch wurde.
Besonders angetan hat es mir die Spiegelung im entsprechend benannten Mirror Lake, aber auch die Ausblicke auf die Berge – ich weiß, dass ich mich immer wiederhole – waren grandios, fantastisch, genial.
Was soll ich denn die Fahrt jetzt groß beschreiben, wenn alle doch nur auf die Vielzahl von Bildern gespannt sind, und das völlig zu Recht?
Ja, okay, ein paar Anmerkungen will ich dann doch zum Besten geben: Unterwegs stand plötzlich ein Vogel bei uns neben und dann auf dem Auto. Simon wusste zum Glück, dass es sich um einen Kea handelt, einen sehr flugfähigen Vogel, der hier ansässig ist. Kaum hatten wir einen Kea gesehen kam ein zweiter hinzu, und auf dem Rückweg sahen wir sogar ein Dreigespann.
Teil des State Highway 94 ist der Homer Tunnel, ein einspuriger, inzwischen asphaltierter 1270m langer Straßentunnel, dessen hohes Portal auf 945 m Höhe liegt und von dem aus die Straße im Tunnel steil abfällt. Vor dem Tunnel fuhren wir durch Schnee, der am Straßenrand lag, nach dem Tunnel waren wir mitten im Regenwald. Der Tunnel ist einspurig, aber die Wartezeit beträgt nur wenige Minuten; wir hatten heute Glück und konnten sowohl auf der Hinfahrt als auch auf der Rückfahrt direkt durchfahren. Das Ding ist ein bisschen dunkel, und die hohe Steigung lässt einen auch ein wenig unsicher werden, aber im Großen und Ganzen macht dieser Tunnel, genauso wie die ganze Fahrt, außerordentlich großen Spaß. Nur einmal wäre ich, weil ich die Abfahrt zu einem Parkplatz verpasst hatte, fast in einen Bach gefahren, aber das konnte ich noch verhindern.
Die Blicke auf die Berge bei blauem Himmel und leichtem Nebel waren fantastisch, ich kann nur jedem empfehlen, sich das selbst anzuschauen.
Nach unserer Ankunft am Milford Sound nahmen wir Abschied von Simon. Auch wenn ich ihm Angebot machte, dass wir ihn wieder zurück nach Te Anau nehmen würden, war er bei unserer Rückkunft ans Auto nicht dort, so dass wir absprachegemäß losfuhren, auch ohne ihn.
Der Parkplatz dort ist verflucht teuer, aber in diesem Urlaub, der ohnehin recht teuer wird, spielt das jetzt auch nur noch eine untergeordnete Rolle. Wir liefen einige hundert Meter zum Fährterminal, an dem ich unsere Bordkarten abholte.
Ich hatte zufälligerweise und ohne es zu ahnen bei einer eher kleineren Gesellschaft gebucht, die auch mit einem entsprechend kleineren Schiff unterwegs war. Dadurch hatten wir den Vorteil, dass alle, die an Deck bleiben wollten, dies konnten und auch noch einen Sitzplatz dabei hatten (das war bei größeren Anbietern sichtlich anders). Mit oben bei uns an Deck war eine neuseeländische Familie und ein australisches Paar, und anfangs noch zwei andere Paare, die sich dann aber irgendwann unter Deck verzogen.
Die Bootstour war, was keinen überraschen wird, unglaublich, grandios und toll. Es ging vorbei an schneebedeckten Bergen und einer ganzen Reihe von Wasserfällen, die zum Teil aus dem Gletscher über uns gespeist wurden. (Die Gischt der Sterling Falls soll verjüngende Wirkung haben, ich stand voll drin, mal gucken ...) Auch der Ausblick auf den offenen Pazifik am Wendepunkt der Ausfahrt war atemberaubend. Auch hier kann ich gar nicht richtig beschreiben, wie fantastisch das ist, auch hier kann ich jedem nur empfehlen, sich das selbst anzuschauen.
Die zweistündige Ausfahrt endete pünktlich, wir stiefelten überglücklich von Bord und gingen zu unserem Auto,. Wir fuhren die Strecke wieder zurück, erlebten wieder ganz andere Ausblicke, nicht nur, weil wir in die andere Richtung fuhren, sondern auch, weil die Sonne jetzt anders stand und die Berge anders beleuchtete. Auch hier entstanden noch einmal Dutzende neuer Fotos, von denen ich eine Auswahl Anhänge.
In Te Anau hielten wir uns nicht lange in der Bude auf, sondern liefen schnurstracks wieder zu unserer Kneipe von gestern. Auch heute hatten wir ein fantastisches Abendessen, heute gönnten wir uns zur Feier des Tages auch noch einen Nachtisch, der dem Tag angemessen ebenfalls sehr gut war.
Heute war der erste Tag in Neuseeland, an dem ich nicht den südlichsten Punkt meines Lebens erreichte, denn heute ging es – der Sonne entgegen, ja, auf der Südhalbkugel steht die Sonne am Mittag im Norden – immer der Sonne entgegen. Morgen dagegen fahren wir zum südlichsten Punkt der gesamten Reise. Dabei haben wir uns entschieden, die landschaftlich schönere Route zu nehmen, auch wenn die uns ein wenig Zeit kostet. Endpunkt der Tour morgen ist in Bluff, aber davor fahren wir auf einen kleinen Umweg zum Slope Point, dem südlichsten Punkt der Südinsel. Das wird mir altem Statistiker sicherlich gefallen.
Fotos gibbet auch, unkommentiert ob der Menge und ob der Unvermeidlichkeit, an diesen allen auf dem Weg zum und vom Milford Sound vorbeizukommen.
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