Das dachte ich mir eben in der Kneipe am Strand von Freetown, als sich ein gutgekleideter junger Mann an meinen Tisch setzte, obwohl noch zwei andere Tische am Strand frei waren. Kurz gesagt: Er wollte ein Gespräch anfangen, und es war einer der besten Abende in meinem Leben. Kommt vielleicht nicht ganz an den ersten Abend in Tokio mit dem uralten Japaner ran, aber fast ...
Erst einmal fing der Tag ganz unspektakulär an (außer man findet es schon spektakulär - wäre peinlich, wenn ich mich jetzt da vertippe -, dass ich Fischplatten zum Abendessen trinke, höhö, vielleicht hätte ich den dritten Moscow Mule gestern doch verschmähen sollen, aber hey, was soll's, ich bin im Urlaub ...), nämlich mit dem Aufstehen in dem durch die Klimaanlage stark heruntergekühlten Chaletle ...
Ich stand auf, zog mir meine Strandklamotten an und wurde erstmal ausgebremst durch die Fischer, die mit zwei Fußballmannschaften gerade vor dem Hotel das Netz aus dem Meer zogen. Ich guckte ihnen zu, als eine halbe Fußballmannschaft an mittelalten bis alten pakistanischen Herren an mir vorbeizog, stehen blieb, ein Gespräch mit mir anfing und dann ihren - jetzt hätte ich fast "Rabbi" geschrieben, jedenfalls ihren - Imam oder was das war vorschickten, auf dass er mich zum Islam bekehre.
Wieder einmal stellte sich heraus, dass bis auf die Tatsache, dass Jesus Gottes Sohn ist oder nicht ist und Mohammed der letzte Prophet Gottes ist oder nicht, sich die Konzepte im Christentum und im Islam ziemlich gleichen, zumal Jesus, im Arabischen "Issa" genannt, auch im Islam ein wichtiger Prophet ist. Das jüngste Gericht haben die Muslime auch, das Fegefeuer sowieso, neu war mir nur, dass man im muslimischen Paradies immer 30 Jahre alt sei. Nun denn, auf ins Paradies, nächste Woche werde ich 37 ...
Nachdem die Fischer und die Pakistaner ("assalam alleikum!") abgezogen waren, ging ich kurz ins - heute relativ abfallreiche (mehr Naturabfall, aber auch ein bisschen Plastikmüll) - Wasser. Danach ging ich duschen, rasierte mich und präsentierte mich frisch rasiert beim Frühstück, das wie immer sehr lecker war.
Nach dem Frühstück und Zusammenpacken checkte ich aus und bat um die Vermittlung eines Taxis. Das dauerte gefühlt ewig, aber ich hatte ja durchaus Zeit, irgendwann kam dann ein Taxifahrer, die Hotelmenschen erklärten ihm den schnellsten Weg nach Freetown rein, alle zusammen einigten sich auf einen (nicht ganz niedrigeren) Preis, aber sei's drum, und dann ging es los ...
Die kürzere Strecke - im Uhrzeigersinn - nach Freetown wird wohl gerade renoviert, sodass die lange Strecke - gegen den Uhrzeigersinn - anscheinend sehr viel schneller ist. Bis Regent mag das auch stimmen, aber in Regent und Umgebung (das ist "Abkürzung" für die südlichen und zentralen Stadtteile) ist die Straße dann auch nur noch Lehmpiste, wenigstens regnete es heute nicht ernsthaft, sodass man da relativ gut durchkam.
Der Fahrer wechselte an der Polizeisperre, die durch ein über die Straße gehängtes Seil angezeigt wird, erstmal von Flipflops in Sandalen, wir fuhren vorbei an - wie schon vor ein paar Tagen - diversen Reklamen für das "No. 1 beer from Germany" namens Cody's, von dem ich noch nie etwas gehört habe, die ersten zwei Geldautomaten funktionierten nicht (der dritte, bei der zweiten Ecobank, dann aber schon!), und irgendwann waren wir in Freetown ...
Mein Fahrer war zuletzt vor fünf Jahren (!) in Freetown (das ist jetzt nicht so weit entfernt von Tokeh ...) und war völlig überrascht, weil die ganzen engen einsprurigen Sträßchen, die er kannte, jetzt vierspurige Schnellstraßen war. Naja, "schnell" ist vielleicht übertrieben, weil da jede Menge Fußgänger, Tuktuks und Motorräder unterwegs sind, aber zumindest vierspurig sind die meisten Straßen ...
Er schmiss mich an meinem Hotel raus, ich konnte einchecken, hielt mich nicht lange im Zimmer auf, sondern ging raus, weil ich mir zumindest den Cotton Tree, das Wahrzeichen Freetowns, unter dem die ersten Siedler ihre Dankesgebete für das gute Ankommen sprachen, angucken wollte.
Ein Motorradfahrer gabelte mich auf, und der fuhr mit Karacho den Berg runter, dass ich mal wieder Angst um mein Leben hatte. Allerdings fuhr auch der sehr umsichtig, bremste zweimal stark, aber sonst alles okay, und ließ mich am Cotton Tree, dem Baumwollbaum, raus.
Wow, dieses Ding ist wirklich ein schönes Wahrzeichen, der überragt gefühlt selbst das State House - ein sehr schöner Anblick. Weniger schön ist der Anblick der vielen Bettler, die in Rollstühlen herumgefahren werden oder einfach auf dem Bürgersteig liegen, aber das muss man wahrscheinlich ertragen, wenn man in die Hauptstadt eines nicht so wirklich reichen Landes fährt.
Ich lief ein paar Meter bis zu einem ganz akzeptablen Restaurant, trank dort Fanta und das einheimischen Beerenmisch-Getränk, aß dazu Fisch und Chips und war am Ende glücklich und satt.
Ich gabelte mir - ich hatte noch kein Bier heute - einen Tuktukfahrer namens Dauda auf, der mich zu Quincy's, einer alteingessenen und angeblich sogar während des Bürgerkrieges konsistent geöffneten Kneipe, fahren sollte. Die allerdings war zu, sodass er vorschlug, weiter an den Strand zu fahren, was ich akzeptierte.
Er ließ mich schließlich an einer Kneipe raus, nicht ohne der Bedienung gesagt zu haben, sie sollten ihn wieder anrufen, sobald ich genug Bier konsumiert hätte. Nun denn ...
Ich saß also mit Blick auf den Strand, hatte mein erstes oder zweites Bier vor mir stehen, als sich dieser Typ zu mir setzte. Joseph, ein Ingenieur, der unter anderem in London studiert hatte, und ich kamen ins Gespräch, und es wurde ein fantastischer Abend. Am Schluss bezahlte er meine ganzen Biere, was ich nicht auf mir sitzen lassen konnte und zumindest die letzte Runde zahlte, zu der Dauda dann - von Joseph auf meinen Wunsch hin angerufen - auch noch dazustieß.
Aberwitzig, aber schön, Joseph und ich hatten über Gott und die Welt, über den Tourismus in Sierra Leone und die politische Situation gesprochen, es war ein toller Abend, und wenn Joseph wirklich mal nach Deutschland kommt (er führt seit zehn Jahren hier ein eigenes Bauunternehmen), dann wird im Sherry eine rauschende Ballnacht gefeiert, denn er hat den ganzen Abend Guinness getrunken.
Dauda fuhr mich dann im Dunkeln, und vorbei an den vielen nicht abgedeckten Gullys hier in der Stadt, nach Hause ins Hotel. Ich sitze nun auf dem Bett, warte, dass mein Pass fürs Kopieren abgeholt wird, ich zahlen kann und wir absprechen können, ob mich jemand vom Hotel morgen in der Nacht zur Fähre fährt oder ob sie Dauda anrufen, sei es, wie es sei, auch das war wieder ein toller, spannender, wunderbarer Tag - und ein baldiger Besuch in Sierra Leone ist noch wahrscheinlicher geworden, schon allein, um Joseph wieder zu begegnen.
Die Internetverbindung hier ist ein bisschen wacklig (vor allem nicht sehr schnell), deswegen heute keine Bilder ...
Erst einmal fing der Tag ganz unspektakulär an (außer man findet es schon spektakulär - wäre peinlich, wenn ich mich jetzt da vertippe -, dass ich Fischplatten zum Abendessen trinke, höhö, vielleicht hätte ich den dritten Moscow Mule gestern doch verschmähen sollen, aber hey, was soll's, ich bin im Urlaub ...), nämlich mit dem Aufstehen in dem durch die Klimaanlage stark heruntergekühlten Chaletle ...
Ich stand auf, zog mir meine Strandklamotten an und wurde erstmal ausgebremst durch die Fischer, die mit zwei Fußballmannschaften gerade vor dem Hotel das Netz aus dem Meer zogen. Ich guckte ihnen zu, als eine halbe Fußballmannschaft an mittelalten bis alten pakistanischen Herren an mir vorbeizog, stehen blieb, ein Gespräch mit mir anfing und dann ihren - jetzt hätte ich fast "Rabbi" geschrieben, jedenfalls ihren - Imam oder was das war vorschickten, auf dass er mich zum Islam bekehre.
Wieder einmal stellte sich heraus, dass bis auf die Tatsache, dass Jesus Gottes Sohn ist oder nicht ist und Mohammed der letzte Prophet Gottes ist oder nicht, sich die Konzepte im Christentum und im Islam ziemlich gleichen, zumal Jesus, im Arabischen "Issa" genannt, auch im Islam ein wichtiger Prophet ist. Das jüngste Gericht haben die Muslime auch, das Fegefeuer sowieso, neu war mir nur, dass man im muslimischen Paradies immer 30 Jahre alt sei. Nun denn, auf ins Paradies, nächste Woche werde ich 37 ...
Nachdem die Fischer und die Pakistaner ("assalam alleikum!") abgezogen waren, ging ich kurz ins - heute relativ abfallreiche (mehr Naturabfall, aber auch ein bisschen Plastikmüll) - Wasser. Danach ging ich duschen, rasierte mich und präsentierte mich frisch rasiert beim Frühstück, das wie immer sehr lecker war.
Nach dem Frühstück und Zusammenpacken checkte ich aus und bat um die Vermittlung eines Taxis. Das dauerte gefühlt ewig, aber ich hatte ja durchaus Zeit, irgendwann kam dann ein Taxifahrer, die Hotelmenschen erklärten ihm den schnellsten Weg nach Freetown rein, alle zusammen einigten sich auf einen (nicht ganz niedrigeren) Preis, aber sei's drum, und dann ging es los ...
Die kürzere Strecke - im Uhrzeigersinn - nach Freetown wird wohl gerade renoviert, sodass die lange Strecke - gegen den Uhrzeigersinn - anscheinend sehr viel schneller ist. Bis Regent mag das auch stimmen, aber in Regent und Umgebung (das ist "Abkürzung" für die südlichen und zentralen Stadtteile) ist die Straße dann auch nur noch Lehmpiste, wenigstens regnete es heute nicht ernsthaft, sodass man da relativ gut durchkam.
Der Fahrer wechselte an der Polizeisperre, die durch ein über die Straße gehängtes Seil angezeigt wird, erstmal von Flipflops in Sandalen, wir fuhren vorbei an - wie schon vor ein paar Tagen - diversen Reklamen für das "No. 1 beer from Germany" namens Cody's, von dem ich noch nie etwas gehört habe, die ersten zwei Geldautomaten funktionierten nicht (der dritte, bei der zweiten Ecobank, dann aber schon!), und irgendwann waren wir in Freetown ...
Mein Fahrer war zuletzt vor fünf Jahren (!) in Freetown (das ist jetzt nicht so weit entfernt von Tokeh ...) und war völlig überrascht, weil die ganzen engen einsprurigen Sträßchen, die er kannte, jetzt vierspurige Schnellstraßen war. Naja, "schnell" ist vielleicht übertrieben, weil da jede Menge Fußgänger, Tuktuks und Motorräder unterwegs sind, aber zumindest vierspurig sind die meisten Straßen ...
Er schmiss mich an meinem Hotel raus, ich konnte einchecken, hielt mich nicht lange im Zimmer auf, sondern ging raus, weil ich mir zumindest den Cotton Tree, das Wahrzeichen Freetowns, unter dem die ersten Siedler ihre Dankesgebete für das gute Ankommen sprachen, angucken wollte.
Ein Motorradfahrer gabelte mich auf, und der fuhr mit Karacho den Berg runter, dass ich mal wieder Angst um mein Leben hatte. Allerdings fuhr auch der sehr umsichtig, bremste zweimal stark, aber sonst alles okay, und ließ mich am Cotton Tree, dem Baumwollbaum, raus.
Wow, dieses Ding ist wirklich ein schönes Wahrzeichen, der überragt gefühlt selbst das State House - ein sehr schöner Anblick. Weniger schön ist der Anblick der vielen Bettler, die in Rollstühlen herumgefahren werden oder einfach auf dem Bürgersteig liegen, aber das muss man wahrscheinlich ertragen, wenn man in die Hauptstadt eines nicht so wirklich reichen Landes fährt.
Ich lief ein paar Meter bis zu einem ganz akzeptablen Restaurant, trank dort Fanta und das einheimischen Beerenmisch-Getränk, aß dazu Fisch und Chips und war am Ende glücklich und satt.
Ich gabelte mir - ich hatte noch kein Bier heute - einen Tuktukfahrer namens Dauda auf, der mich zu Quincy's, einer alteingessenen und angeblich sogar während des Bürgerkrieges konsistent geöffneten Kneipe, fahren sollte. Die allerdings war zu, sodass er vorschlug, weiter an den Strand zu fahren, was ich akzeptierte.
Er ließ mich schließlich an einer Kneipe raus, nicht ohne der Bedienung gesagt zu haben, sie sollten ihn wieder anrufen, sobald ich genug Bier konsumiert hätte. Nun denn ...
Ich saß also mit Blick auf den Strand, hatte mein erstes oder zweites Bier vor mir stehen, als sich dieser Typ zu mir setzte. Joseph, ein Ingenieur, der unter anderem in London studiert hatte, und ich kamen ins Gespräch, und es wurde ein fantastischer Abend. Am Schluss bezahlte er meine ganzen Biere, was ich nicht auf mir sitzen lassen konnte und zumindest die letzte Runde zahlte, zu der Dauda dann - von Joseph auf meinen Wunsch hin angerufen - auch noch dazustieß.
Aberwitzig, aber schön, Joseph und ich hatten über Gott und die Welt, über den Tourismus in Sierra Leone und die politische Situation gesprochen, es war ein toller Abend, und wenn Joseph wirklich mal nach Deutschland kommt (er führt seit zehn Jahren hier ein eigenes Bauunternehmen), dann wird im Sherry eine rauschende Ballnacht gefeiert, denn er hat den ganzen Abend Guinness getrunken.
Dauda fuhr mich dann im Dunkeln, und vorbei an den vielen nicht abgedeckten Gullys hier in der Stadt, nach Hause ins Hotel. Ich sitze nun auf dem Bett, warte, dass mein Pass fürs Kopieren abgeholt wird, ich zahlen kann und wir absprechen können, ob mich jemand vom Hotel morgen in der Nacht zur Fähre fährt oder ob sie Dauda anrufen, sei es, wie es sei, auch das war wieder ein toller, spannender, wunderbarer Tag - und ein baldiger Besuch in Sierra Leone ist noch wahrscheinlicher geworden, schon allein, um Joseph wieder zu begegnen.
Die Internetverbindung hier ist ein bisschen wacklig (vor allem nicht sehr schnell), deswegen heute keine Bilder ...
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