Meine Länder

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Montag, 23. September 2019

Selten so nah dran an Schweinen

... war ich bisher in meinem Leben. Jaja, meine Ma hat mich schon ab und zu mal auf einen Bauernhof mitgenommen, um mir zu zeigen, was da so für Viecher leben (ich komme ja vom Land ...), aber so richtig freilaufende Eber und Säue (sowie natürlich etliche Ferkel) habe ich noch nicht oft gesehen und schon gar nicht aus allernächster Nähe.

Ich tippe mir hier immer Notizen ins Handy, und als ich vom Äquator-Bauwerk zurückkam (gleich mehr dazu) und aufschaute, guckte ich plötzlich in die wild-panische Visage eines ausgewachsenen Ebers, der seine danebenliegende Sau bewachte. Auweia ... Ich beschwichtigte das Schwein, ging einen etwas größeren Bogen, und das Viech legte sich wieder hin, aber das hat man davon, wenn man ständig auf dem Handy tippt - mal stolpert fast über so'n Schwein ...

Die Nacht war unruhig, das Trauma der verschlafenen Südkorea-Tour steckt mir noch in den Knochen, denn ich wollte keineswegs verschlafen. Um 6.15 Uhr ging der Wecker, aber ich trödelte so lange im Bad und beim Packen herum, dass ich am Ende doch erst um 7.35 Uhr und damit fünf Minuten später als gewollt aus dem Hotel kam.

Ich lief schnellen Schrittes, das Gepäck hinter mir her, in Richtung Pestana-Hotel (und stellte später fest, dass ich auch an dem nähergelegenen Pestana, das ich aber nie sicher als solches identifiziert hatte, hätte einsteigen können ....). Dort kam ich um kurz vor acht Uhr an und wurde erstmal auf die Couch (zum Warten!) verwiesen. (Insgesamt sind die Bettler, denen ich in São Tomé bisher begegnet bin, ..., naja, nicht (körperlich) aggressiv - bis auf eine Tante im Mercado, die mich anfasste, die wurde ausnahmsweise ignoriert und nicht angeblafft, weil ich das ja so gar nicht mag, ich schüttele gerne Hände, aber so am Arm festhalten, das geht gar nicht - so, Satz zu Ende, peng. Also, sie sind nicht körperlich aggressiv, aber sprechen dich sehr offensiv an. Nun ist es hier einfach, Unverständnis ob der portugiesisch-deutschen Sprachbarriere vorzugaukeln, aber trotzdem - das ist nicht angenehm, zumal gestern Abend noch ein Rollstuhlfahrer rasend schnell neben mir herfuhr ...).

Ich wartete, um kurz nach acht kam der Bus, der Fahrer kam rein, eine andere Wartende fragte, ob das der Bus nach Rolas sei, war es, sodass ich hinterhertrabte und einstieg. Wir sammelten am anderen Hotel noch ein paar Tagesausflügler und zwei Polizisten (!) ein, dann ging die Fahrt aus
São Tomé City (prust ...) raus.

Wie es sich für eine Insel in Äquatornähe gehört, ist São Tomé eine sehr grüne Insel. Es ist hier ganz schön gebirgig, mit vielen Flüssen, in denen die Einheimischen heute Wäsche wuschen, wobei da eine Frau neben der anderen steht und das fließende Wasser nutzt.

Ebenfalls, wie in ganz Westafrika, tragen - nicht immer, aber meist sind es Frauen - Menschen allerlei Gerätschaften, Körbe, Wannen, was auch immer auf dem Kopf. So haben sie die Hände frei und das Gewicht besser auf den Körper verteilt. Den Vogel abgeschossen hat heute aber eine Frau, die einen Spaten auf dem Kopf balancierte - Respekt!

Wir fuhren durch echten Regenwald, auf einmal stand ein ausgewachsenes Schwein an der Straße, das nahm ich da noch belustigt zur Kenntnis ... "Echter" Regenwald, denn während der Fahrt regnete es teilweise in Strömen, aber hey, Tageszeitenklima, es wurde dann auch schnell wieder besser.

Etwa zwei Drittel der Straße waren in einwandfreiem Zustand, zweispurig zwar, bestenfalls, aber sehr gut befahrbar auch für den mittelgroßen Bus (diesen Bus zu nehmen war übrigens eine der besten Ideen, auf die ich in den letzten Wochen gekommen bin, ja, 32 Euro pro Strecke sind nicht wenig, aber da ist die Überfahrt mit dem Boot mit drin und ich habe keine Scherereien mit Taxifahrern und sonstigem Gedöns).

Abseits der Hauptstraße wurde es dann sichtbar schnell lehmig, und auch die Dörfer sahen nicht wirklich reich aus, auch wenn einer ein veritables Haus aus knallrotem Wellblech gebaut hatte, das sah wirklich gut aus ...

Nach zwei Dritteln wurden die Straße schlechter, es gab viele Schlaglöcher, teilweise war es nur noch Schotterpiste, in einigen Fällen ähnelte die Haupt(!)straße mehr einem Feldweg. Unterwegs machten wir einen kleinen Zwischenstopp (wir blieben mitten auf der Straße stehen, kommt eh keiner ...), weil wir von dort einen tollen Blick auf den Pico Cão Grande ("Spitze des großen Hundes") hatten. Die Wikipedia sagt, dass das ein Vulkanhärtling sei, der etwa 370 m wie eine Nadel aus dem umgebenden Terrain hochsteige. Heute war die Spitze von Wolken verhangen, aber der Blick war trotzdem toll (jaja, Foto unten ...).

Auf einmal, wir waren noch nicht ganz an der Südspitze, bogen wir auf einen Feldweg ab, an dessen Ende ein Wartehäuschen und ein Bootssteg war. Dort wechselten wir aufs Boot und die vom Boot Angekommenen in den Bus, um die zweite Etappe des Weges in Angriff zu nehmen.

Die Schwimmweste passte mir wieder nicht, sodass ich diesmal aber wenigstens den oben Verschluss zumachte, ehe es - wieder einmal - mit dem Bötchen weiterging.

Der, vielleicht, Dreijährige, der mit seinen Eltern einen Tagesausflug machte, stand ganz stoisch auf dem Boot, während er von seinem Vater festgehalten wurde, und nuckelte an seinem Schnuller. Sehr süß ...

Nachdem ich den Polizisten versehentlich angerempelt hatte, murmelte ich "Bocsi", nur um eine halbe Sekunde später zu grinsen, weil der bestimmt kein Ungarisch sprach ... Dieses "Bocsi" ("sorry", "tut mir leid") hat sich mir so eingeprägt, dass ich es auf die Schnelle nicht wieder loskriege ...

Nach dem leidlich schnellen Check-in bekam ich wieder - ich hatte auch genug dafür gezahlt ... - ein Chaletle (diesmal Doppelhauschalet) mit Meerblick, auch das ist völlig in Ordnung, in der Dusche (die habe ich eben genutzt ...) ist ein sehr ordentlicher Wasserdruck, das ist gut so ...

Ich hielt mich nicht lange im Zimmer auf, zog mich nur kurz um und marschierte dann - in Flipflops, das war keine so ganz clevere Idee - mal kurz in Richtung Pool und danach in Richtung Äquator-Bauwerk. Dazu musste ich aber die Hotelanlage verlassen und kam in eine andere Welt, denn dieses Inselchen ist nicht unbewohnt, und die Hotelkettenmanager sind wohl nicht unbedingt Menschenfreunde ... (Ich hatte irgendwo gelesen, die hätten versucht, die Einwohner hier von der Insel zu vertreiben ....)

Nun denn, der Weg am Dorf vorbei (zwei Typen sprachen mich an und luden mich in die Dorfkneipe ein, das werde ich morgen oder so mal machen, aber jetzt wollte ich erstmal zum Äquator) ist uneben, lehmig und von Tierkot nicht ganz frei (kein Wunder bei den Schweinen, Ziegen und Hühnern hier im Dorf), sodass ich mit den Flipflops nicht so ganz sicheren Stand hatte ...

Egal, ich lief da hoch, war schon auf der Südhalbkugel, als ich an einer - unbeschriebenen  - Weggabelung nach rechts abbog und schließlich nach einer mittelprächtigen (nein, alles gut) Wanderung an dem Äquator-Marker ankam.

Der Genauigkeit halber muss ich erwähnen, dass Google den Äquator ein paar Meter weiter nördlich verortet, aber sei es, wie es sei, irgendwann auf dem Weg war ich mit dem einen Fuß auf der Nord- und mit dem anderen auf der Südhalbkugel ... Cooooooooooool ...

Ich machte Fotos (der Ausblick von da oben ist gar nicht übel), lehnte es ab, bei dem Typen da oben eine Ananas zu kaufen und machte mich - im nun wieder strömenden Regen - auf den Heimweg. Es war nämlich fast Zeit fürs Mittagessen, das hier im Preis mit drin ist ...

Das Essen war lecker, das Bier teuer (nicht in der Vollpension enthalten), aber auch lecker, ich aß Fisch und Fleisch, Gemüse und Brot, das war alles wirklich gut, das muss ich sagen.

Danach machte ich einen kleinen Spaziergang zum nördlichen Kap der Insel (Sandstrand, aber viele Steine/Felsen im Wasser, kein Mensch da, toll), saß da ein bisschen in der Gegend rum, guckte aufs Meer, ging wieder zurück, legte mich auf eine Liege und ging dann schwimmen.

Da sind sehr viele Felsen im Wasser, aber das Positive daran ist, dass das Wasser wunderbar klar ist, es war inzwischen Nachmittag geworden, sodass ich ein bisschen plantschte, dann noch ein bisschen las und schließlich duschen ging.

Gleich gibt es Abendessen, vor allem habe ich aber bestialischen Durst. Morgen wird ausgeschlafen, gefrühstückt und gefaulenzt, vielleicht spaziere ich mal an die Südseite der Insel, da soll es Fumarolen - laut Wikipedia vulkanische Dampfaustrittsstellen - geben, das kann man sich ja mal angucken. Und einen Vulkankrater gibt's hier wohl auch.

Jedenfalls gibt es zwei Fährüberfahrten mit anschließendem Transfer - eine morgens, eine abends. Ich denke, ich werde hier übermorgen pünktlich auschecken, aber dann erst den späten Transfer nehmen, sodass ich gegen 19.30 Uhr oder so in São Tomé-Stadt bin, das reicht dann gut zum Abendessen und ein Bierchen, ehe es dann zum Flughafen geht.

Hier gefällt es mir gut, das Publikum ist übrigens international, ich habe heute auf dem Boot eine Deutsche getroffen, ein paar Briten sind auch hier - alles gut, ich bin zufrieden ...

Pico Cão Grande

Insel mit Hotelstrand

Der Äquator geht praktisch durch Sie hindurch

Hotelstrand am nördlichen Kap der Insel

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