Meine Länder

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Sonntag, 22. September 2019

Mehr als zehn Jahre

... ist es her, dass ich am ersten Abend in einem neuen Land im Bett lag und am liebsten nur noch heimwollte. Damals, in Indien, habe ich fast geheult, ganz so arg ist es heute nicht, aber ich hätte es im Sudan, in Sierra Leone oder in Guinea, Herr Gott, in Mauretanien oder in El Salvador, erwartet, aber nicht in einem vermeintlich aufstrebenden touristischen Land wie São Tomé und Príncipe. Meine Fresse, kein Mensch erwartet hier sechsspurige Autobahnen, nicht einmal High-Speed-Internet, aber dass man aus einem verfluchten Geldautomaten, zumindest einem einzigen, Geld abheben kann, das hat bisher noch - bis auf den Sudan, aber da gibt es ja massive US-Sanktionen - in jedem verfluchten Land dieses Planeten funktioniert. Sogar in Syrien, vor dem Krieg, habe ich Geld aus dem Automaten bekommen, aber hier, zum Henker, klappt das nicht einmal bei der Ecobank, die mich bisher nicht im Stich gelassen hat. Es ist, es tut mir leid, so richtig zum Kotzen.

Am liebsten würde ich in aller Ruhe wieder nach Sierra Leone fliegen, mich ein paar Tage im The Place in Tokeh einquartieren und so richtig gemütlich Urlaub machen. Das würde ja sogar gehen, weil die Sierra-Leoner jüngst am 5. September die Möglichkeit eingeräumt haben, das Visum bei Einreise zu bekommen. Stattdessen bettele ich hier in diesem ..., ich hätte jetzt fast Donald Trump zitiert, ... Land im besten Hotel am Ort darum, mir für 100 Euro (und natürlich gegen saftige Kommission) zumindest mal Geld auszuzahlen, damit ich das Hotel hier bezahlen kann. Wenn es hier kein Internet gäbe, würde ich das ja alles noch einsehen, aber auch wenn das nicht superschnell ist und heute Abend im Hotel daran scheitert, dass ich - es ist fast 21 Uhr hier - die Leutchen nicht mehr erwischt habe, die Verbindung existiert. Es ist mir völlig schleierhaft, wieso keine verf...te Bank in diesem ... Land sich die Mühe macht, sich an das internationale Netz anzuschließen.

Leute, auch wenn Sierra Leone infrastrukturell vielleicht noch ein bisschen zu wünschen übrig lässt, die Geldautomaten funktionieren - jedenfalls der eine oder andere. Fahrt nach Sierra Leone, macht eine großen Bogen um São Tomé und Príncipe, es ist eine echte Vollkatastrophe hier ...

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Ich habe gestern Abend nach den paar Bier ja noch mein Hotel zahlen müssen, und der Held von Chef hat mir die Kreditkartenzahlung ausgeredet (sonst hätte ich noch ein bisschen mehr Bargeld gehabt). Da ich nicht genug sierra-leonisches Geld hatte, habe ich in einer Stückelung von Euro und Dollar gezahlt und mich dabei ein bisschen verrechnet (Mathematiker und Zahlen halt ...). Ja, klar, mein Fehler, aber ich habe auch schon Hotels erlebt, die das dann richtigstellen. War halt in dem Hotel, das ich für eine Nacht in Sierra Leone bezogen habe, halt nicht so - daher wird das auch nicht lobend erwähnt.

Wenigstens fuhr der Chef mich höchstselbst heute Morgen zur Fähre. Wir waren noch vor 3.30 Uhr losgefahren, ich hatte den Verkehr völlig überschätzt, denn wir waren um 3.35 Uhr schon da - und eigentlich hätte ich, Deutscher wie bin, erst um 4 Uhr da sein sollen ... Der Chef jedenfalls hupte die Wachhabenden von den Stühlen runter, die ließen mich - im strömenden Gewitterregen - in die Bude rein, das mit der Online-Buchung war nicht völliges Neuland für den Rezeptionisten, aber fast. Jedenfalls musste er seinen Chef aus dem Bett klingeln und diverse Screenshots von meinem Handy machen, bevor ich meine Karte bekam.

Dann durften wir in einem - klimatisierten - Warteraum warten und watschelten schließlich zu fünft mit zwanzig Minuten Verspätung auf das Bötchen. Von Fähre kann keine Rede sein, das war ein Boot, auf dem vielleicht zwanzig Mann Platz finden, die Schwimmwesten wurden nur zur Zierde angezogen (und der Reißverschluss offen gelassen), und die Fahrt rüber nach Lungi war nichts für verweichlichte Linksgrünversiffte. In dem Ding hätte man, insbesondere wenn man am Abend davor ein paar Bier erwischt hat, fast seekrank werden können, wie es da im Dunkeln auf die Wellen einschlug, aber mir ging's dann doch gut, nur durfte ich nicht zuuuu viel auf dem Handy tippen ...

Nach der Ankunft rutschte ich fast die Gangway runter, dann ging's über einen überdachten Steg zum Bus, der fuhr uns zum Flughafen, dort mussten wir erst eine Pass-Einlasskontrolle überstehen, dann durften wir uns zum Check-in aufstellen.

Es kam, wie es kommen musste: Mein Gepäck wurde nach São Tomé durchgecheckt, aber meine Bordkarte von Accra (meinem Zwischenstopp) nach São Tomé konnte mir Asky (die Fluggesellschaft der ersten Teilstrecke) nicht ausdrucken, weil die zweite Strecke mit einer anderen Fluggesellschaft, TAP Portugal, geflogen wurde. Na super ...

Ich musste mich noch - aus unerfindlichen Gründen - irgendwo austragen lassen, kein Mensch weiß, wieso, die Ausreise ging wenigstens schnell, die Sicherheitskontrolle leidlich (Schuhe ausziehen, kein Mensch weiß, wieso ...), und es gab wenigstens einen für meinen Rechner passenden Stecker an der Steckdosenleiste im Wartebereich.

Der Flieger kam mit fast einer Stunde Verspätung aus Banjul an, wir fuhren in einem Wiesbadener Cobus (mitsamt deutscher "Notausgang"-Beschilderung) zum Flugzeug, das - aus Banjul kommend - nach Accra und weiter nach Lomé in Togo fliegen sollte.

Um halb neun schließlich (anstatt halb acht) ging es los und um halb elf landeten wir - ohne Zeitverschiebung - in Accra. Ich war ja 2017 mit meiner Mutter in Accra, aber ich erkannte den Flughafen nicht wieder, weil die 2018 das neue Terminal 3 aufgemacht haben, und das ist ein wahrer Quantensprung. Zwar machen sie das mit dem Transit immer noch unfassbar umständlich - ich musste eindreiviertel Stunden auf dem Stühlchen sitzen (keineswegs als Einziger!), bis die mich auf meinen Flug eingecheckt hatten -, aber wenigstens musste ich nicht mehr für 44 Euro oder so Grenzer bestechen (außerdem erschien mir die Frau da am Transfer in dem, was sie da machte, einigermaßen qualifiziert ...).

Nachdem ich also meine Bordkarte in Händen und die Sicherheitskontrolle (wieder mit Schuheausziehen ...) überstanden hatte, watschelte ich für die verbleibenden zwei Stunden Wartezeit in die eine Lounge. Öhm ... Das war dann also eine 100-Quadratmeter-Lounge, und da saß kein Mensch drin - ich hatte diese gesamte Lounge zwei Stunden lang für mich allein. Unglaublich!

Ich guckte englischen Fußball, trank Guinness-Malzbier, Fanta und dann einen ghanaischen Alkopop, aß ein paar Teilchen und guckte den Flugzeugen beim Starten und Landen zu - sehr, sehr schick.

Als das Boarding ausgerufen wurde, verließ ich die Lounge, kam fast zu spät, obwohl das Gate genau gegenüber war, setzte mich auf Platz 6C, der mir zugewiesen war, setzte mich um auf den Fensterplatz in Reihe 5, sah zu spät, dass die Sitze da als "ocupado"/"besetzt" ausgewiesen waren (wieso auch immer), wurde aber auch nicht verjagt und verbrachte die eineinhalb Stunden Flug mit dem Blick aus dem Fenster.

Wir flogen ein paar Mal um den Flughafen herum (es schien, als ob wir den Landeanflug abgebrochen hätten, um dann doch von der anderen Seite zu landen), kamen an, die Einreise ging schnell, die Gepäckausgabe weniger, aber egal, und dann nahm das Unheil mit dem Taxifahrer und den Geldautomaten seinen Lauf. Ich dachte, der will mich verarschen, als er mir verständlich machte (in Portugiesisch-Französisch-Gemisch), dass die Geldautomaten nur einheimische Karten akzeptieren, als die Ecobank mich ablehnte, war ich vollends sauer-verzweifelt, ich bezahlte den Fahrer dann üppig mit US-Dollar, checkte hier quasi ein und machte mich dann bei Einbruch der Dämmerung zu Fuß ins beste Hotel am Ort, weil mir gesagt wurde, dass ich da vielleicht Bargeld auf Cash Advance bekomme. (Die Sicherheitslage ist hier übrigens ziemlich gut, obwohl die ganzen anderen Touristen ja offensichtlich mit massenhaft Bargeld in der Tasche herumlaufen müssen ...)

Der Typ in der Rezeption war sehr freundlich, nutzte meine Notlage mit den 5% Kommission aber natürlich aus, trotzdem aß ich da zu Abend (Steaksandwich, ging so ...), trank aus Wut ein paar (teure!) Bier und bin jetzt zu Hause in der Bude und werde den Blogpost morgen früh hochladen, sobald ich das Passwort fürs WLAN habe.

Alles also eher unerfreulich, morgen ist zudem auch Sonntag, bestenfalls kriege ich am Montag auf der Bank Geld, notfalls muss ich morgen nochmal ins Pestana gehen, wir werden sehen, jetzt penne ich erstmal und schlafe morgen aus.

Saftladen, dieses São Tomé, aber was will ich machen? Das Pestana unten am Äquator nimmt wohl Kreditkarte, wenn ich es übermorgen bis dahin geschafft habe, wird vielleicht alles gut ...

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So, nach einer Nacht habe ich nochmal drübergelesen, aber wider Erwarten nicht so viel entschärft. Jetzt gehe ich erstmal gleich in die Stadt, gucke mir die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt an, werde nochmal ins Pestana gehen, "Geld holen", und dann schauen wir, wie ich morgen nach Porto Alegre und dann rüber auf die Ilhéu das Rolas komme (ich habe eben das Hotel angeschrieben, mal gucken, ob und für welchen Preis die mich abholen, ich werde sehen ...).

Objekt des Preisausschreibens vorgestern oder so

Cotton Tree in Freetown

Start aus Accra, Ghana

Anflug auf São Tomé (das ist die große Insel im Hintergrund!)

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