Meine Länder

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Mittwoch, 25. September 2019

Bisschen verschätzt

... haben meine Begleitung, eine deutsche Taucherin, und ich uns bei der Entscheidung, wann wir aufbrechen müssen, um pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit von unserem Ausflug an die Südspitze der Insel zurückzukommen ... Wir leben aber noch. (Und an meinen Bruder: Nein!)

Irgendwie war das ein schöner, wenn auch verregneter Tag, der mit einem guten Frühstück anfing. Danach erkundete ich ein bisschen die Insel, entdeckte das zweite Lokal, das es hier im Resort mal gab (ist inzwischen zu, obwohl man einen schönen Ausblick auf das nördliche Kap hat), ging dann eine uralte Steintreppe runter an den Strand. Das Wasser war ein bisschen wild, aber ich entdeckte eine Stelle hinter den Felsen, wo ich zehn Quadratmeter Sandboden hatte - dort badete ich ganz entspannt, bei nicht soooo hohen Wellen, das hat richtig Spaß gemacht.

Ich ging weiter auf der Ostseite der Insel in Richtung Äquator, überquerte diesen auf einem Feldweg und sah einen weiteren Aussichtspunkt, der noch relativ gut gesichert aussah. Von da hatte ich einen tollen Blick auf die Ostküste, sehr, sehr schön ...

Weiter ging es über einen Trampelpfad, aber als mir die Mensch(1)-Schwein(>>1)-Dichte zu schweinelastig wurde (und weil ich nicht das Mittagessen verpassen wollte ...), drehte ich relativ bald um und ging den Trampelpfad zurück. Ich aß ein wenig zu Mittag, es fing bestialisch an zu regnen, nach den zweihundert Metern vom Restaurant zu meinem Chaletle war ich pitschnass - den Rest des frühen Nachmittags verbrachte ich in der Bude und verfolgte die politische Berichterstattung aus dem Vereinigten Königreich.

Um 16 Uhr schien der Regen aufgehört zu haben (jedenfalls behauptete Google das), sodass ich die Taucherin fragte, ob wir den avisierten Spaziergang unternehmen wollten. Eigentlich war der Plan, zum Äquatormonument, zum Vulkankrater hier und zu den Furnas bzw. Fumarolen an der Südspitze der Insel zu marschieren. (Mehr dazu, was Furnas bzw. Fumarolen sind, gleich ...)

Ich hatte eine Karte der Insel dabei (die uns sehr gute Dienste erwies, weil die Inselwege auf Google Maps nicht eingezeichnet sind, die Karte wird aber morgen ob ihrer Zerstörung durch die Wanderung rituell und mit Dankesbekundungen bestattet ...), natürlich ging es nach gefühlt drei Metern an zu regnen, aber hey, wir waren doch hervorragend ausgestattet, in Flipflops über den schlammigen Feldweg da runter, zweimal fast ausgerutscht, über zig Kokosnussschalen latschend, im Regen (der von den Blättern des Regenwaldes über uns zum Glück ein wenig abgemildert wurde), landeten wir nach einer Dreiviertelstunde Fußweg vorbei am - auf der Karte markierten - Mangobaum schließlich an der Südküste.

Wir waren dem Weg gefolgt und ein bisschen nach Westen abgekommen, aber das war nicht schlimm, denn wir waren an einem schönen Sandstrand, an dem - den Spinnweben auf dem Weg nach zu urteilen - schon lange Zeit niemand mehr gewesen war ... Das war wieder mal so'n bisschen Robinson-Crusoe-Feeling, so vom Gefühl her. Hab ich lange nicht mehr gehabt ...

Wir latschten den Weg in Richtung Osten und sahen aus Ferne schon die Gischt und die Furna bzw. die Fumarole. Ich komme noch nicht so ganz mit den Begrifflichkeiten klar. Anscheinend sind sowohl Furna wie Fumarole zunächst einmal tiefe Trichter im Gestein. Während aber bei einer Furna wohl damit Schicht im Schacht ist (was für ein Wortspiel, ich bin mal wieder total begeistert von mir ...), wird das Wasser in einer Fumarole aufgrund der vulkanischen Aktivität in Wasserdampf verwandelt und dann geysirartig exhaliert wird. In den Wikipedia-Artikeln zu Rolas bzw. auf der Karte wir mal von Furna, mal von Fumarole gesprochen, jedenfalls ist das sehr eindrückend, wenn der Wasserdampf da aus dem Loch herausschießt.

Direkt nördlich von dem Ding, also in Windrichtung, ist die Vegetation auch völlig anders als im umgebenden Palmenwald, da sind grüne, niedrige Pflänzchen, das ist richtig auffällig.

Der Ort dort ist übrigens ganz nah am südlichsten Punkt von São Tomé und Príncipe, da fehlten noch Luftlinie wenige hundert Meter.

Jetzt war es aber schon 17.10 Uhr, da ich an dem Strand noch die Füße vom gröbsten Schlamm befreit hatte, sodass es höchste Zeit wurde, den Heimweg anzutreten. Wir stolperten also bei einsetzender Dämmerung (zu allem Überfluss waren wir auf der Ostseite der Insel, die jetzt also noch weniger Sonnenlicht abbekam als die Sonnenuntergangsseite im Westen) über Steine, Schlamm, Kokosnüsse und Palmwedel, fanden die Abkürzung nicht und liefen daher den östlichen Teil des Rundweges.

Unterwegs begegneten uns ein paar Einheimische, die ihre Kokosnüsse abtransportierten. Wir kamen an eine Kreuzung und gingen geradeaus (und ich bin mir sehr sicher, dass wir da auch gut angekommen wären, weil wir auf den Hauptpfad zurückgekommen wären), woraufhin uns die Einheimischen, die einen ähnlichen Weg hatten und kurz hinter uns waren, anriefen und uns verständlich machten, dass wir ihnen folgen sollten ...

Das taten wir unter mehrfacher Obrigadoisierung und kamen schließlich mitten am Hintereingang des Resorts raus. Mein Weg führte ans Meer, um meine Füße zu waschen, ich habe mir am Flipflop-Band eine Blase gelaufen, das war einfach eine Schnapsidee, aber eine gute ...

Nach der Dusche (ahhhh ...) ging es bald zum Abendessen und jetzt geht es gleich ins Bett.

Schön ist es hier, und ich habe vor, den Tag morgen noch ausgiebig zu genießen, um dann mit der späten Verbindung zurück nach São Tomé-Stadt zu fahren.

Fotos (das mit "A." gekennzeichnete Foto hat die Taucherin gemacht):


Robinson-Crusoe-Strand an der Nordküste

Blick aufs Meer in der Nähe des Äquators

Tief im Urwald santomense (A.)
Fumarole

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