Meine Länder

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Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 29. September 2019

Schön kühl

... war es im TAP-Flieger von Luanda nach Lissabon (das ist so selten, dass es im Flieger vernünftig kühl ist, dass ich das erwähnen muss), und schön kühl war es nach dem Flug auch in Lissabon. Ich hatte im Flieger sogar ein bisschen gepennt, so müde ich war offenbar doch, und guckte ein paar der aktuellsten Doctor-Who-Folgen. Kurz vor der Landung in Lissabon sah man die Stadt und den Tejo in der Morgendämmerung, das war schon sehr schick, auch wenn ich im Mittelgang saß.

Es wurde in Lissabon ein bissel eng mit der Verbindung, aber das war vor allem so, weil in der elektronischen Passkontrolle bzw. in der Sicherheitskontrolle irgendwelche Vollhorste nicht aufpassen und sich nicht vernünftig vorbereiten. Mag ja sein, dass man selbst viel Zeit hat, aber hinter einem kommen vielleicht auch Leute, die eine Verbindung haben .. Argh.

Ich kam - natürlich - trotzdem noch pünktlich ans Gate, saß auf dem Flug nach Frankfurt am Fenster, die Landung in Frankfurt war ein bisschen wackelig (Wind), aber sonst war alles ganz entspannt. Ich verließ den Flieger, erwischte die S-Bahn gerade noch und war weniger als eineinhalb Stunden nach dem Aufsetzen des Fliegers auf der Landebahn in meiner Wohnung.

Jetzt habe ich mir sehr gemütlichen Nachmittag gemacht, gucke gleich noch Football und dann geht es in die Drei-Tage-Woche. Am Mittwoch kommt meine Mutter, und dann freue ich mich schon auf Usedom ...

Ja, klar, es war toll, wen wundert das? Ich bin fast ein bisschen stolz auf mich, dass ich diesmal das Gefühl habe, die Balance zwischen Urlaub und Abenteuer gefunden zu haben. Conakry, die Fahrt nach Sierra Leone, auch der Tag in Freetown, jeweils mit Motorradfahren ohne Helm und alles, das war Abenteuer pur, das Geldautomatensuchen in São Tomé war nervenaufreibend und fruchtlos, und das Sightseeing in Luanda und das Minibusfahren war auch lustig, am schönsten aber, das muss ich schon sagen, waren der Tokeh Beach in Sierra Leone - das war soooo entspannend -, das tägliche Äquatorhopping auf Rolas und auch die Kneipenabende am Strand auf der Ilha in Luanda.

Der Urlaub war ein teurer Spaß, das stimmt schon, aber ich bin halt wild durch die Gegend geflogen, habe in ziemlich bis sehr vernünftigen Hotels geschlafen und habe es mir sehr gut gehen lassen, vor allem dann am Ende in Luanda, aber auch schon vorher. Das passt schon ...

Guinea ist - soweit ich das nach zwei Tagen sagen kann und darf - vielleicht nicht das Touristen-Reiseziel, für die nächsten paar Jahre oder so jedenfalls, dazu mangelt es jedenfalls an der Infrastruktur außerhalb Conakrys, auch wenn ich gelesen habe, dass es ganz schöne Strände dort geben soll.

Sierra Leone will, das merkt man, an der Infrastruktur, an der Entscheidung, das Visum nunmehr bei Anreise zu erteilen, ich habe zu Joseph, meinem Ingenieur, gesagt, dass Sierra Leone vielleicht the next big thing werden könne, so in der Richtung Senegal oder Gambia oder so etwas. Da war ich vielleicht schon ein bissel angedüdelt, aber auch nach Überlegung stehe ich dazu, denn die Strände auf der Freetown-Halbinsel sehen schon ganz gut aus. Wenn jetzt noch die Brücke zwischen Flughafen und Stadt kommt und man nicht mehr die leicht gruseligen Fähren angewiesen ist, wenn jetzt noch die Polizei auf den Überlandstrecken aufhört, es mit den Checkpoints zu übertreiben, wenn sie sich entscheiden, an den anderen Stränden auch Hotels nach Art des "The Place" zu bauen, die den westlichen Touristen zusagen (und nicht "nur" Guesthouses für Backpacker sind), dann kann das wirklich was werden.

"You never get a second chance to make a first impression", hat mein Uni-Rektor immer gesagt: "Du kriegst nie eine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen." Das zitiere ich gerne, weil es stimmt, und der erste Eindruck von São Tomé war halt Katastrophe pur. Ja, ich hätte vielleicht noch mehr lesen müssen, aber ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass in einem Tourismus-Land kein einziger Geldautomat mit ausländischen Karten funktioniert. Nachdem ich mich dann damit abgefunden und mich in den Pestana-Hotels mit und ohne Zimmer häuslich eingerichtet hatte, ging das ja eigentlich auch gut ganz, auch wenn gerade das Hotel auf Rolas für den gebotenen Standard eigentlich zu teuer ist. Jaja, location, location, location, quasi auf dem Äquator zu wohnen, ist schon toll, aber soooo viel Geld muss man auch für Robinson-Crusoe-Feeling eigentlich auch nicht ausgeben.

Nunja, und Luanda hat mich dann ziemlich positiv überrascht. Ja, es ist teuer, aber Zürich oder Oslo sind teurer, glaube ich (obowhl man sagt, Luanda sei die teuerste Stadt der Welt; das kann ich so nicht unterschreiben), zumal man, wenn man will, die Kosten auch herunterschrauben kann, was in Zürich und Oslo schwieriger sein dürfte. Die Ilha ist toll, mit gutem Essen, einem ansehnlichen Strand, das kann man sich mal angucken, und Angola scheint auch einige Sehenswürdigkeiten außerhalb Luandas zu haben, das wird man sich auch nochmal angucken müssen.

Eine schöne Reise also, von der ich aber einsehe, dass man die genau so nur wird machen wollen, wenn man ein bisschen Afrika-Erfahrung hat, denn bei der Überlandstrecke Conakry-Freetown zeigt dir jeder Rookie einfach nur noch den Vogel. Erholsam war der Tag nun wirklich nicht, aber so'n bisschen Abenteuer ist okay.

Usedom wird lässiger ...

Samstag, 28. September 2019

Zu viel Zeit und zu wenig

... hatte ich heute, aber trotzdem war's jetzt nicht wirklich stressig oder so, nur ein bisschen unclever geplant ...

Ich hatte gestern Abend noch ein bisschen Leichtathletik geguckt, war dann aber früh in schlafendem Zustand und - nach komischen Träumen - relativ früh wach. Ich guckte das Rugby-WM-Spiel Japan gegen Irland, das Japan völlig überraschend gewann, duschte und machte mich auf zum Frühstück.

Das Frühstück im Hotel ist okay, nichts Feudales, aber man wird satt, wenn man möchte, nur das Bezahlen war ein bisschen umständlich, wobei das Hotel dafür nix kann: Meine Kreditkarten funktionieren hier bei keinem einzigen Händler, was aber insoweit verschmerzbar ist, als dass zumindest jeder zweite Geldautomat zumindest eine von meinen Karten nimmt. So musste ich also erstmal Bargeld holen - mein Hotel kostete 70.000 Kwanza, die Geldautomaten spucken immer maximal 25.000 aus (das sind etwa 60 Euro), sodass ich dreimal nacheinander abhob, und zwar schnell, ehe meine Bank auf die Idee käme, die Karte zu sperren (bisher habe ich nichts davon gemerkt ...).

Nachdem ich also gezahlt hatte, fragte ich schelmisch, ob ich vielleicht heute Abend noch duschen dürfte, das durfte ich (ich sollte mein Zeug sowieso in meinem Zimmer lassen), und die Gelegenheit kann ich jetzt nutzen, mein Hotel in höchsten Tönen zu loben (volle gerade "in höchsten Zügen" schrieben, argh, man kann also auch zuviel schlafen): Nicht nur, dass es sauber ist und eine Klimaanlage im Zimmer und Wasser im Kühlschrank und alles, ich konnte ja am Donnerstag schon um 6 Uhr einchecken und jetzt heute dann eigentlich erst um 20 Uhr auschecken. In Deutschland hätten viele argumentiert, dass ich das Zimmer mindestens drei, eigentlich sogar vier Nächte okkupiert habe, hier war es überhaupt kein Thema - ich zahlte meine zwei Nächte, gab entsprechend üppig Trinkgeld, und alle waren zufrieden, glaube ich. Dass die Putzfrauen viermal (statt zweimal) mein Zimmer gemacht hat, passt dann schon ... (Nur das Toilettenpapier hätte sie heute nicht zwingend entfernen müssen ...) Wenn ich wieder nach Luanda komme, lande ich wieder im Casa de Luanda "GH Kinanixe".

So, um 12 Uhr war ich dann aus dem Hotel raus und was nicht so recht, was ich mit dem angefangenen Tag anstellen sollte. Ich entschied mich, mal zu gucken, ob ich in den Süden Luandas komme, und wie macht man das? Genau, man stellt sich an die Ausfallstraße (in dem Fall ein Kreisverkehr im Stadtzentrum) und wartet, bis man von den Minibuseinsammlern den Fetzen eines Ortes hört, der einem bekannt vorkommt, und steigt dann ein.

Vielleicht muss ich ein bisschen ausholen, um das Minibuswesen hier in Luanda zu erläutern, auch wenn dann wieder beschwerden kommen, dass der Post so lang wird, aber das ist mir jetzt egal, soll ja auch praktischen Nährwert haben, dieses Bloggedöns: Die ÖPNV-Minibusse hier in Luanda sind fast alle weiß-hellblau (nicht königsblau!) angemalt, damit man sie auch erkennt. Die Crew besteht aus dem Fahrer und dem Schaffner/Einsammler, der während der Fahrt, sofern noch Platz ist, das Ziel aus dem Minibus brüllt. Ansonsten ist er fürs Kassieren und fürs Platzanweisen zuständig. Und wenn der halt dann "Benfica" brüllt (und ich es verstehe!), dann springe ich da halt rein, setze mich auf mein Plätzchen und ab geht es in Richtung Süden ... Am Schluss bezahlt man zwischen 100 und 200 Kwanza (25 bis 50 Cent), das hängt ein bisschen von der Fahrtstrecke ab, und angeblich auch vom Wetter bzw. Verkehr, aber mehr als 200 Kwanza habe ich hier noch nicht gezahlt pro Fahrt.

So, nun saß ich da also im Minibus nach Benfica und fuhr - ganz hinten rechts im Bus sitzend - durch die Vororte Luandas, über sehr gute Straßen, und auch wenn das keineswegs europäisch aussieht, ist das hier sicher nicht die ärmste Ecke der Welt. Überall sind relativ moderne Banken, Leuchtreklamen, englischer Fußball läuft überall auf den Fernsehen, die Autos sind entweder abgeranzte und halb zerbröselnde Uralt-Teile oder moderne Chevrolet-Schlachtschiffe - man merkt schon, dass Luanda keine ganz arme Stadt ist.

Nach Süden hin hat man dann öfter guten Ausblick aufs Meer und auf die gegenüberliegende Halbinsel (nicht meine Ilha, eine andere!), und irgendwann stiegen an einer Tankstelle (fast) alle aus, also auch ich, ich war wohl in Benfica. Nun stand ich da ein wenig verloren in der Weltgeschichte herum, wusste nicht, ob ich zurückfahren soll oder mich hier mal umgucken soll, als ich auf die Idee kam, dass ich ja vielleicht irgendwie an den "Miradouro da Lua", den "Aussichtspunkt auf den Mond", also eine Mondlandschaft, komme. Das waren zwar noch 50 Kilometer oder so, aber ich wollte es mal probieren. Ich ließ mich in den nächsten Kleinbus verladen in Richtung Ramiros (ich zeigte mit der Hand, wie gestern, die Fahrtrichtung an, es wurde eifrig genickt), und schon ging die weiß-hellblaue Luzi los.

So langsam wurde es ländlicher, und ich wurde nach einer halben Stunde Fahrt oder so (man wird hier ein wenig beäugt, aber wenn man sich nicht wie der letzte Idiot anstellt, merken die Angolaner dann auch schnell, dass man sich nicht völlig verlaufen hat) aus dem Kleinbus geschmissen - Endhaltestelle.

Nun stand ich da so ein bisschen im Dorf herum, kaufte mir an der Tankstelle ein Wasser (das war dringend nötig), sah nur einen Minibus weiter in Richtung Miradouro fahren, sah den aber erstens zu spät, und zweitens wurde es mir zeitlich jetzt ein wenig kritisch: Der erste Punkt war, dass ich ja nochmal 30 Kilometer vor mir hatte (und die wieder zurückmusste), vor allem aber - zweitens - nahm die Minibusdichte um Ramiros herum rapide ab, sodass ich - anders als in Luanda - nicht sicher war, dass zeitnah eines kommt, wenn ich es brauche. Gestern hätte ich es vielleicht riskiert, aber auf die Idee bin ich zu spät gekommen, und heute war mir das dann alles ein bisschen zu risikoreich, denn meinen Flug wollte ich höchst ungern verpassen (und auch nicht unbedingt im Dunkeln durch die Vororte von Luanda fahren; Slums im eigentlichen Sinn sind das da keine - die gibt es wohl, aber nicht da, wo ich war -, aber übertreiben muss man das ja nicht, auch wenn ich mich in Luanda ziemlich sicher fühlte).

Ich lief also über die Straße, wo die Minibusse auf die Abfahrt warten, ein Schaffner sprach mich an, wo ich hinwolle, ich sagte "Benfica", und schon ging es los, diesmal auf dem Beifahrersitz. Wir stiegen da aus, wo ich auf der Hinfahrt umgestiegen war und nahm nun einen Minibus in Richtung Aeroporto (Flughafen), wollte aber eigentlich ohnehin - vielleicht, eventuell - aussteigen, um in ein Rodízio-Restaurant zu gehen.

Der liebe Gott meinte es gut mit mir und meiner Gesundheit, denn ich saß so umzingelt von Menschen, dass ich mich nicht so recht traute, an der Stelle, wo ich hätte aussteigen sollen, "aquí parada, por favor" oder so etwas Ähnliches zu sagen (und die alle für mein Aussteigen aus dem Bus zu scheuchen). War doof, aber andererseits auch okay, weil ich mich dann wieder vollgefressen hätte ...

Der Bus fuhr vom Flughafen weiter in Richtung São Paulo, sodass ich sitzen blieb und dann unterwegs ausstieg, weil ich noch eine Fleischkneipe auf Google entdeckt hatte. Ich lief ein paar Meter, auch über eine Art Boulevard, nur um die Kneipe geschlossen vorzufinden. Menno!

Jetzt hatte ich, es war kurz vor 16 Uhr, genug und wollte wieder zur Ilha. Ich lief also zu amerikanischen Botschaft, weil ich annahm, dass die Minibusse, die dort von unten von der Hafenpromenade hochkamen, auch von dort hinunterfahren würden. Das war aber ein Fehlschluss, sodass ich wieder herunterlief an die Hafenpromenade und da das erstbeste Minibuslein auftat, das mir in die Quere kam.

Während einer Polizeikontrolle, in die der Bus völlig zurecht kam, weil da alles kaputt war, vom Getriebe bis zum Stoßdämpfer, stieg ich aus und lief die paar hundert Meter zu meiner Geburtstagskneipe von vorgestern. Dort aß ich wieder diesen tollen Garnelen-Früchte-Salat und danach ein tranchiertes Steak, auch das war lecker und nicht so knoblauchlastig wie gestern, das wird meinen Mitreisenden gefallen.

Es wurde jetzt dunkel, und die Minibusse fuhren entweder (voll) vorbei oder in eine andere Richtung, dann war Schichtwechsel in meinem Lokal, sodass zwei Dutzend Angolaner sich neben mich stellten, in verschiedene Autos einstiegen, aber irgendwann kam noch ein Minibus, wieder nach São Paulo, und in den stieg ich ein.

Während der Fahrt setzten sich zwei - entweder betrunkene oder sonst sehr laute - Mädels neben mich, die eine betatschte mich richtig, keine Ahnung, was die wollte, jedenfalls war ich froh, dass ich dem Schaffner dann an der amerikanischen Botschaft mit dem Sätzlein oben (jetzt traute ich mich, war jetzt alles wurscht) mitteilen konnte, dass ich aussteigen möchte.

Ich lief noch zehn Minuten durch das dunkle Luanda, war dann glücklich im Hotel, duschte nochmal ausgiebig und wurde dann um zehn vor acht vom Sohn des Hauses zum Taxi gebeten. Ich hatte mich nach der Ankunft hier - natürlich - abzocken lassen, denn der Taxifahrer war mit der Hälfte meines Ankunftspreises überglücklich, aber sei's drum ...

Die Bordkartenkontrolle hier am Flughafen ist ziemlich chaotisch. Ich hatte ja schon online eingecheckt und zeigte der Aufpassierin meine Online-Bordkarte, die verwies mich aber an den Check-in, der Aufpasser dort nahm mir mein Handy ab, ging an den Check-in, auf einmal war alles okay, auch bei der ersten Aufpasserin. Häh? Meint ihr, nur Business-Class-Menschen reisen mit Handy-Bordkarten?? Der dritte Kontrolleur kontrollierte mich dann binnen einer Minute zweimal; offenbar hatten ihn die ganzen Reisenden, einschließlich mir, verwirrt, die ihm - kurz vor der Sicherheitskontrolle - die noch ungeöffneten Wasserflaschen schenkten ... Irgendwie war das alles schräg. Die Ausreise war dagegen langwierig, aber problemlos, dann fing mich der Zöllner ab und fragte - glaube ich - ob ich verbotenerweise angolanisches Geld ausführe (tue ich selbstverständlich nicht ...), und jetzt sitze ich in der Lounge. In einer halben Stunde, Stunde ist Boarding, und dann geht es heim nach Europa, erst nach Lissabon, dann morgen früh nach Frankfurt. Um 12.35 Uhr kommt ich in Frankfurt an, wenn ich meine Verbindung in Lissabon erwische, was ein bisschen knapp werden könnte, weil mein Abflug sich etwas verzögern könnte, da der Flieger aus Lissabon Verspätung in der Ankunft hat. Aber ich hoffe mal, die werden warten, zwei Stunden müssten zum Umsteigen normalerweise reichen, auch wenn ich einreisen und durch die Sicherheitskontrolle muss.

Ein Foto vom Boulevard heute in Luanda:


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In den letzten Tagen haben eine ganze Reihe von Ländern die Erteilung von elektronischen Visa oder Visa bei Ankunft für deutsche Staatsangehörige eingeführt: Von Sierra Leone hatte ich schon erzählt, Russland macht das für Kaliningrad und St. Petersburg und heute hat Saudi-Arabien die Erteilung von eVisa begonnen - das wäre doch was für ein verlängertes Wochenende zu Jahresbeginn, mal sehen ...

Freitag, 27. September 2019

Die Stadt angucken

 ... wolle ich, sagte ich zu einem Freund und würgte damit das WhatsApp-Gespräch ab. Nun, das Angucken der Stadt sah so aus:






Und das wird auch das einzige Bild des heutigen Tages bleiben.

Ich schlief nämlich aus, bummelte im Bad, frühstückte akzeptabel, aber nicht feudal, und verließ dann gegen 11 Uhr das Hotel. Ich lief ein paar Schritte, suchte und fand die deutsche Botschaft (und bin immer wieder froh, dass ich sie finden darf und nicht finden muss, weil mir mein Pass abhandengekommen ist oder so ...).

Ich lief weiter, über oft halbwegs freie Gehwege (was in Afrika nicht selbstverständlich ist!), kam an der nigerianischen, der sambischen und der US-Botschaft vorbei, lief die Straße runter zur Hafenpromenade, setzte mich da auf eine Bank und genoss das Leben.

Der nächste Minibus für 100 Kwanza (25 Cent), der - die zeigen das Fahrtziel hier oft, sehr geografisch, durch Fingerzeig in die Richtung der Fahrt an - in Richtung Ilha fuhr, war meiner, und diesmal saß ich nicht auf dem Beifahrersitz (besetzt), sondern ganz hinten drin.

Unterwegs wurde fröhlich ein- und ausgestiegen, dann stiegen zwei Damen mit allerlei Gepäck zu (viel Knoblauch war dabei und ein fangfrischer Fisch ebenso ...), und mit denen, dem Schaffner und dem Fahrer fuhr ich bis zur Endhaltestelle am Leuchtturm am Ende der Ilha.

Ich guckte mir den Leuchtturm an (nix Besonderes), beobachtete die Menschen, die hier ganz gemütlich am Strand saßen, setzte mich dann auch auf einen Stuhl und hatte, mir nichts, dir nichts, nacheinander drei Bier verzehrt (das erste siehe oben). (Auf dem Weg vom Leuchtturm dahin, 50 Meter, sah ich einen Angolaner mit Deutschlandtrikot und Deutschlandhut ...)

Nun hatte ich Hunger und überlebte, ob ich an der Strandkneipe esse oder in mein avisiertes und sicherlich teures Lokal ginge (ich hatte heute Morgen zweimal Geld abgehoben, Geld würde kein Problem sein, so oder so). Der Fisch am Nachbartisch sah lecker aus, aber der Angolaner beschwerte sich bei der Kellnerin, sodass ich auch von dem Fisch Abstand nahm und die paar Meter zur Kneipe lief ...

Wow, das war ein richtiger Nobelschuppen, der ausschließlich von reichen Angolanern oder von Ausländern frequentiert wird. Am Ende hatte ich 75 Euro ausgegeben, aber mich dafür völlig überfressen mit leckerem Fisch als Vorspeise, guten Steakstreifen als Hauptgericht und - wie so oft - Lava Cake als Nachspeise. Den Abschluss bildeten zwei fantastische Waldbeercocktails für 9 Euro das Stück, aber die waren sooooo toll ...

Nach einigen Stunden verließ ich das Café del mar, ging ein paar Schritte, stieg in einen Minibus ein (der kostete jetzt ob der langen Strecke 50 Cent, Wucherer!) und stieg an der amerikanischen Botschaft aus. (Es fahren immer mehrere Minibusse gleichzeitig die gleiche Strecke, und wenn einer anhält, um einzuladen, überholen die anderen natürlich, sodass das immer ein bisschen ein Wettrennen ist ...)

Ich lief ein paar Meter zurück, kaufte noch Baobab-(Affenbrotbaum-)Milch, von der werde ich gleich noch ein bissel verzehren, aber dann auch ins Bett gehen. Das war eine schöne Reise, aber jetzt mache ich zum Abschluss noch ein bisschen Urlaub, das habe ich mir, glaube ich, verdient ...

Neulich (gestern!) schrieb ich, dass mir Luanda wie Nizza vorkommt, heute fühlte ich mich an Tel Aviv oder Miami erinnert. Luanda ist so schwierig zu vergleichen, weil es alle Schubladen sprengt. Natürlich sieht man an der sehr großen Zahl schwarzer Menschen im Stadtbild, dass das keine europäische Stadt ist, aber die Atmosphäre kommt heran an die einer Stadt in einem reichen Land. Nun ist Angola einerseits ein reiches Land, weil es sehr viele Ölvorkommen hat, aber andererseits geht es halt dem Durchschnittsangolaner beileibe nicht so gut wie einem Deutschen oder auch einem Amerikaner. Gleichzeitig hat man diesen massiven Widerspruch zwischen, zum Beispiel, (sehr) teuren Lokalen einerseits und spottbilligem Minibus, und das alles binnen weniger Meter oder Minuten.

Die Corniche könnte mit der in jeder europäischen Mittelmeerstadt mithalten, andererseits wird in Luanda so unfassbar viel gebaut, dass man schon daran deutlich merkt, dass das hier alles noch nicht fertig ist. Der Vergleich mit Tel Aviv geht jetzt ja fast in Richtung "Lieblingsstadt", so weit ist es noch lange nicht, aber - zumindest in der Innenstadt, und weiter raus war ich ja bisher nicht, weil das ohne eigenes Auto schwer bzw. teuer ist - gefällt mir das ziemlich gut.

Man sieht, wie ich mich allein schon mit Worten schwertue, mit Luanda klarzukommen, Luanda zu beschreiben, aber Luanda ist in jedem Fall eine der spannenderen afrikanischen Metropolen, und mit dem Strand auf der Ilha auch eine der schöneren. Wie so oft, es hilft nichts, kommt, guckt es euch an - es ist teuer, wenn man westlich leben will (was hier ohne Probleme geht), aber es geht auch günstiger, wenn man sich ein bisschen ins Abenteuer stürzt, Minibus fährt, in den lokalen Kneipen isst, vielleicht in nicht ganz für Westler gedachten Unterkünften übernachtet. Luanda drohe ich meine Wiederkehr an, allein schon, weil ich sehen will, wie das hier in fünf oder zehn Jahren aussieht, aber auch, weil ich mir südlich der Stadt (und in Angola insgesamt) noch ein bisschen was angucken will. Nächstes Mal miete ich ein Auto an, und dann geht's hier los ... Jetzt war das ein guter Abschluss einer sehr spannenden, einer schönen Reise, aber Angola lasse ich so schnell noch nicht vom Haken.

Gute Nacht!

Donnerstag, 26. September 2019

Bissel müde

... war ich heute Morgen schon, als ich hier gelandet bin, und umso schöner war es, dass ich um 6 Uhr schon aufs Zimmer konnte. Ich bin nicht ganz sicher, ob sie die Restnacht noch bezahlt haben wollen, aber das werden wir morgen oder am Samstag ausbaldowern, und nach diesem Urlaub, der wirklich nicht ganz billig war, ist es mir fast wurscht - denn die paar Stunden, die ich heute Morgen gepennt habe, waren ganz schön viel Geld wert - an jedem beliebigen Tag, aber an diesem Tage ganz besonders ...

Pustekuchen war es mit dem Taxi, da gab es wohl ein Missverständnis zwischen den drei Rezeptionisten und mir, wobei ich mich da unschuldig fühle, denn als ich um 22 Uhr an die Rezeption kam, wusste irgendwie keiner was. Das war alles kein Problem, aber ein bisschen angesäuert war ich, vor allem, weil die vorher so ein Geschiss gemacht hatten, dass ich früh fahren solle ...

Nun denn, das Taxi kam um 22.35 Uhr, kostete weniger als geplant, aber immer noch genug, und wir kamen nach einem wilden Ritt durch die nächtliche (jetzt hätte ich fast "nächtliche Nacht" geschrieben ...) Stadt am Flughafen an.

Es war jetzt, so gegen 23 Uhr, angenehm kühl in São Tomé, sodass es völlig okay war, in der Schlange draußen zu warten, bis der Einlasswächter Pass und Buchungsbestätigung (auf dem Handy) kontrolliert hatte und ich in die kleine Abflughalle durfte. Erstmal nahm ich meine Kontaktlinsen raus (mir ist jetzt hier die Kontaktlinsenflüssigkeit ausgegangen, und sowas gibt's in Afrika nur selten zu kaufen, jetzt muss ich halt mit Spucke versuchen - kein Scherz -, über die Runden zu kommen - Augenärzte müssen da ganz stark sein ...), dann checkte ich ein. Das dauerte zwar ziemlich lange, der Typ wollte meinen Visumwisch sehen, durfte er, dann ging es durch die Sicherheitskontrolle und durch die Ausreise.

Das Boarding war für 1.00 Uhr angesagt (Abflug also 2 Uhr, wie ich vermutet hatte), ging aber schon um 0.40 Uhr los, und um 1.37 Uhr starteten wir schon - das hatte ich mal bei Ryanair in Altenburg und zuletzt in Guatemala erlebt, aber mir war's recht.

Die Dame neben mir nervte ein bisschen, weil die sich ständig umzog und auf die Toilette musste, aber vor allem rückte sie nicht auf den Fensterplatz, obwohl der frei war. Jedenfalls berührte sie mich alle drei Sekunden, sodass jeder Einschlafversuch (der im Flieger ja ohnehin schon fast sicher zum Scheitern verurteilt ist) nun ganz sicher vereitelt wurde.

Das Frühstück aß ich kaum, wir landeten um 4.31 Uhr Ortszeit in Luanda (naja, wir schlugen auf ...) und waren also fast genau die geplanten zwei Stunden geflogen. Es ging mit dem Bus zur Einreise, dort war kein Schild zur Visumausgabe, also stellte ich mich in die Reihe für die Gelbfieberimpfung und dann für die Einreise, wurde dann aber abgeholt und zum Visabüro geholt.

Irgendwie hatte ich mich mit meinen US-Dollar verrechnet, denn ich hatte nur noch 100 statt 120, und es war für die Herrschaften ein echtes Problem, mit halb US-Dollar und halb Euro zu hantieren. Deswegen wurde ein Herr von der Bank hinzugezogen, und bei dem zahlten ein Ami und ich dann mit Kreditkarte, auch recht.

Ich wollte mich in die Einreiseschlange einreihen, wurde aber so durchgewunken, der Ami und ich begegneten uns nachher am Taxistand und waren beide etwas unsicher, ob das seine Richtigkeit hat - so ohne Stempel. Ein paar Stunden später sah ich, dass die mir im Visabüro schon einen Einreisestempel verpasst hatten, als ich mit dem Bezahlen beschäftigt war - auch recht ...

Das Taxi zum Hotel war teuer, aber noch bezahlbar (20 Euro für vielleicht zwanzig Minuten Fahrt), auch wenn ich den Taxifahrer mit Google Maps leiten musste. Er fragte zwar trotzdem ein paar Mal nach, am Ende bei einem Typen an einem Hauseingang, bis sich herausstellte, dass dieser Typ der Nachtwächter meines Guesthouses (Hotel ist zu viel gesagt ...) ist.

Hotel ist deswegen zu viel gesagt, weil es keine 24-Stunden-Rezeption gibt, sondern vielmehr die arme Verwalterin erstmal um 5.45 Uhr aus dem Bett geklingelt wurde. Sorry! Sie war aber sehr freundlich und ließ mich aufs Zimmer, wo ich die allernötigsten Verrenkungen machte, aber um 6.30 Uhr erstmal ins Bett fiel und pennte. (Das Zimmer ist übrigens sehr schön, nicht so riesig wie in Sierra Leone oder São Tomé, aber völlig ausreichend - und abnehmbare Duschköpfe hatte ich jetzt überall, soooooooooooo schön ...)

Um 12 Uhr war ich mitsamt Dusche und so wieder halbwegs hergestellt und verließ das Guesthouse, ohne irgendjemanden anzutreffen, dem ich meinen Pass hätte geben können zur formalen Anmeldung. Sei's drum.

Ich lief in Richtung eines Optikers, erklärte denen mit Händen und rudimentärem Portugiesisch, dass ich Kontaktlinsenflüssigkeit haben wollte, sie verstanden, glaube ich, was ich wollte, konnten mir aber auch nicht helfen. Mist, aber dann ist es halt so.

Ich lief jetzt den Berg runter in Richtung Bucht von Luanda, und was ich von da oben sah, gefiel mir ... (Unterwegs wurde ich von Horden von Schulkindern überholt, und es ist richtig auffällig, dass ich - der ich sehr schnell unterwegs bin - hier noch von Leuten überholt werde.) Die deutsche Botschaft, die ich besuchen wollte, ist Anfang September an einen anderen Standort umgezogen, sodass ich insofern Pech hatte, aber andererseits war ich jetzt an der Corniche, an der Hafenpromenade gelandet, und war ziemlich begeistert.

Ich war nur einmal kurz in Nizza, aber Luanda erinnert mich an die französische Mittelmeermetropole, mit der breiten Avenue da am Meer und den Palmen. An der Corniche gibt es einen Fußgänger- und einen Fahrradweg (!), und man hat einen hochinteressanten Blick auf die Hochhäuser, die es gibt und - vor allem - die gerade entstehen, denn überall sind Kräne ...

Ich Held vom Erdbeerfeld war daran gescheitert, eine Flasche Wasser zu kaufen (die Kassiererin hatte auf mich eingeredet, und dann war es mir zu blöd, ich hab die Flasche wieder zurückgestellt und bin danach nicht mehr dazugekommen, eine zu kaufen ...), sodass ich trotz der angenehmen Temperaturen und des angenehmen Windes so langsam Durst kriegte.

Von solchen körperlichen Notfallmaßnahmen wie Durst ließ ich mich aber natürlich nicht abhalten, beim Überqueren der grünen (!) Fußgängerampel mein Leben zu riskieren, weil die Autos hier noch bei Tomatenkirschblutrot über die Ampel fahren, wenn nämlich die Fußgängerampel schon grün ist (das habe ich nun wirklich noch überhaupt nicht erlebt). Ebenfalls nicht ließ ich vom Weg hoch zur Festung São Miguel abhalten, denn es sah aus, als ob da einen tollen Ausblick hätte.

Der Aufstieg war steil, ich hatte immer noch nix zu trinken, wurde beim Betreten der Festung, die heute Militärmuseum ist, von einem Soldaten rausgewunken, musste - inklusive Fotografiererlaubnis - 300 Kwanza Eintritt bezahlen, 75 Cent, das lasse ich mir gefallen, und marschierte dann in die Festung rein.

Die Ausstellung von Militärgerät aller Art interessierte mich nicht so, aber die Ausblicke von da oben (das kommt mir alles sehr neu vor, aber die Festung stammt anscheinend aus dem Jahr 1576 und wurde renoviert ...) sind toll, auf die Bucht, auf die Halbinsel (Ilha de Luanda) und auch auf das Mausoleum des ersten angolanischen Präsidenten, Agostinho Neto. Das ist nämlich ein regelrechter Turm, der hoch in den Luander Himmel ragt, sehr beeindruckend und von Ferne gut sichtbar. (Schön sind ebenfalls die Säle mit blau-weißen Kacheln, die die Stadtgeschichte Luanda darstellen sollen. Da würde es meiner Mutter ganz bestimmt gefallen, mal gucken, wie wir das mal verbunden kriegen ...)

Ich machte etliche Fotos, verließ das Ding dann wieder - zunehmend schleppenden Schrittes - und nahm dann unten an der Corniche - endlich - in einer Kneipe Platz, um meinen üblichen Dreiercocktail zu bestellen, wenn ich fast verdurste: Cola, Wasser und Bier ... (jaja, Ruhe da hinten ...)

Diese sehr moderne Waterfront-Bar mit Englisch sprechendem Personal war sehr schön, alles in allem auch bezahlbar, und nach dem Bier war ich mutig und stieg in so einen Minibus ein, mit dem die Angolaner fahren. Die Dinger fahren zwar mit Karacho über die Temposchwellen, dass man meint, man fliegt, aber sind halt unschlagbar günstig: Kostet ein Taxi schnell mal 10, 15, 20 Euro, so kostet eine Fahrt mit dem Ding 25 Cent ... Und wenn man ein dicker Europäer ist, darf man sogar vorne auf den Beifahrersitz ...

Ich wollte zu einer Grillkneipe, die bei Google an zwei verschiedenen Stellen ausgewiesen ist, wir fuhren an der ersten vorbei, ohne dass ich etwas sah, aber ich stieg dann - hochintelligent, wie ich nun einmal bin - zwischen den beiden Örtlichkeiten aus. Ich lief nochmal zurück - am sehr, sehr schönen Strand der Ilha do Cabo, auch wenn ich nicht weiß, ob man da richtig schön in sauberem Wasser schwimmen kann, das müsste man mal erkunden, aber eigentlich habe ich meiner Badehose versprochen, dass sie hier nochmal richtig austrocknen darf ... -, fand nix und lief dann zur weiter nördlich gelegenen Location.

Dort war offen, aber sehr leer, ich setzte ich auf die Terrasse und gönnte mir zur Feier des Tages Vorspeise, Hauptgang und doppelt Nachtisch (Süßkram und Früchte). Vorspeise war ein in einer halben Ananas servierter Salat mit Ananas, Erdbeeren und Garnelen, Hauptspeise ein Bacalhau mit Zwiebeln, Oliven und lecker Knoblauch, und zum Nachtisch gab es ein - ebenfalls sehr leckeres - Schokoladensoufflé ...

Zahlen konnte ich - sowohl in der Waterfront-Bar als auch in dem Etablissement - theoretisch mit Karte, praktisch aber wurde die Karte abgelehnt, wobei ich nicht sicher bin, ob das an dem Terminal oder an meinen Karten liegt. Ich fürchte, es liegt daran, dass die Terminals hier die PIN wissen wollen, aber meine (deutschen) Karten "lieber" unterschrieben werden möchten, denn, obwohl ich die PIN eingebe, wird das abgelehnt ...

Nunja, ich konnte dann mit US-Dollar bezahlen, die ich dank der Kreditkartenzahlung heute Morgen noch habe, aber ich muss dann so langsam mal eine Bank finden, bei der ich garantiert Geld abheben kann (heute Morgen ging das auch nur im dritten Versuch), damit ich hier alle Rechnungen begleichen kann, wenn meine Karte ständig abgelehnt wird ...

Aber darüber mache ich mir morgen Gedanken, erstmal wird gepennt, und morgen wird ausgeschlafen, selbst wenn ich das Frühstück verpasse (auch wenn das, wenn ich so früh ins Bett gehe, es ist kaum 21 Uhr hier, unwahrscheinlich ist). Und dann schauen wir mal, wie ich mir hier die Zeit vertreibe, es gibt wohl noch ein paar ganz hübsche Kirchlein, und wenn ich am Ende doch nochmal am Strand lande, wird meine Badehose halt überstimmt ...

So langsam freue ich mich aber auch wieder auf Deutschland (nein, nicht auf den nieseligen Herbst, aber aufs eigene Bett), am Samstag Abend geht es ja los, am Sonntag Morgen steige ich in Lissabon um und bin dann am Sonntag Mittag in Frankfurt. Ich vermute, ich werde dann erstmal ausgiebig duschen, und danach gibt es drei Möglichkeiten: Bett, Sauna oder Sherry. Wie immer gilt: Ich werde berichten ...

Eine treue Leserin hat sich über die zu langen Texten und zu wenigen Bilder beschwert. Die Texte werden mal lang, mal kurz, da werde ich nicht künstlich anfangen zu kürzen, aber es gibt heute mal fünf Bilder als Zeichen meines guten Willens:

Blick auf Luanda von der Festung

Auf der Festung

Blick auf das Mausoleum von Agostinho Neto

Wandmosaik an der Festung

Strand auf der Ilha

Mittwoch, 25. September 2019

Einen faulen Abschluss

... habe ich heute gemacht bzw. mache ich immer noch, denn ich sitze jetzt wieder in dem Pestana-Hotel in São Tomé-Stadt, in dem ich nie übernachtet habe, aber mehr Geld gelassen habe als so mancher Übernachtungsgast ...

Ich hatte mir das schön überlegt mit dem Nehmen der späten Fähre und kam dann auf die Idee, dass ich ja mal fragen könnte, ob ich mein Zimmer bis zur Abfahrt der Fähre um 16.30 Uhr behalten könne. Das konnte ich nach einigem Hin und Her, natürlich gegen Gage, aber die 30 Euro machten jetzt den Kohl auch nicht mehr fett, und ich würde noch gemütlich duschen gehen können.

Ich frühstückte ausgiebig, aß drei der vier hartgekochten Eier und dazu lecker Chorizo und Zwiebelgemüse, trank den Goldplaumensaft (cajamanga) fast aus und war dann satt.

Es folgte der obligatorische Spaziergang auf die Südhalbkugel, zu meinem Aussichtspunkt, und danach ging ich wieder an meinen Robinson-Crusoe-Strand ganz um die Ecke, an dem ich aber kaum jemanden sah, und badete dort in der Brandung, die aber durch die Felsen vor dem Strand entsprechend abgemildert wurde. Heute war da kein lebensmüder Schnorchler in der Brandung drin, der Typ war gestern in die Verengung zwischen zwei Felsen gegen die Wellen hineingepaddelt, ich war wirklich nicht sicher, ob der wusste, was er tat ...

Jedenfalls, und darauf muss ich zurückkommen, hatte ich gestern zumindest die Füße in zweien der sieben Weltmeere, denn nach der von mir bevorzugten Definition zählen Nord-Atlantik und Süd-Atlantik als zwei Weltmeere (neben dem Nord-Pazifik, dem Süd-Pazifik, dem Indischen, dem Arktischen und dem Antarktischen Ozean). Heute nahm ich dafür nur Abschied vom Nord-Atlantik, denn heute Nacht geht es an den Süd-Atlantik ...

Die deutsche Taucherin und ich trafen uns zu ihrem Mittagessen (ich verzichtete, weil ich sehr gut gefrühstückt hatte und nicht extra zahlen wollte, was nach einigem Telefonieren mit der Rezeption dann auch klappte), danach ging sie wieder tauchen und ich machte mir noch einen schönen Nachmittag, schwamm im Meer und erstmals im Pool, machte mich dann fertig und checkte pünktlich aus, nachdem ich auch die frisch gewaschene Wäsche im Koffer verstaut hatte ...

Die Überfahrt zurück auf die Insel São Tomé war problemlos, der Bus kam bald und dann ging es - die letzte Stunde im Stockdunklen - zurück nach São Tomé-Stadt.

Hier habe ich jetzt in dem Hotel zu Abend gegessen, tippe diese Zeilen, um 22 Uhr kommt schon mein Taxi, weil eine gewisse Verwirrung besteht, ob mein Flug um 1 Uhr oder um 2 Uhr Ortszeit geht. Ich glaube zwar, dass 2 Uhr korrekt ist, aber ob ich jetzt hier rumhänge oder am Flughafen, ist am Ende auch wurscht ...

Gleich also, um wenige Stunden nach Mitternacht am 26. September, geht es in mein 142. Land - mal sehen, wie das mit der Visumerteilung am Flughafen in Luanda und dann mit der Taxifahrt in die Stadt klappt. Ich werde berichten, das wird bestimmt interessant ... Müde bin ich jetzt schon, was soll das morgen erst werden?

Heute habe ich leider keine Fotos für euch. War zu faul ...

Bisschen verschätzt

... haben meine Begleitung, eine deutsche Taucherin, und ich uns bei der Entscheidung, wann wir aufbrechen müssen, um pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit von unserem Ausflug an die Südspitze der Insel zurückzukommen ... Wir leben aber noch. (Und an meinen Bruder: Nein!)

Irgendwie war das ein schöner, wenn auch verregneter Tag, der mit einem guten Frühstück anfing. Danach erkundete ich ein bisschen die Insel, entdeckte das zweite Lokal, das es hier im Resort mal gab (ist inzwischen zu, obwohl man einen schönen Ausblick auf das nördliche Kap hat), ging dann eine uralte Steintreppe runter an den Strand. Das Wasser war ein bisschen wild, aber ich entdeckte eine Stelle hinter den Felsen, wo ich zehn Quadratmeter Sandboden hatte - dort badete ich ganz entspannt, bei nicht soooo hohen Wellen, das hat richtig Spaß gemacht.

Ich ging weiter auf der Ostseite der Insel in Richtung Äquator, überquerte diesen auf einem Feldweg und sah einen weiteren Aussichtspunkt, der noch relativ gut gesichert aussah. Von da hatte ich einen tollen Blick auf die Ostküste, sehr, sehr schön ...

Weiter ging es über einen Trampelpfad, aber als mir die Mensch(1)-Schwein(>>1)-Dichte zu schweinelastig wurde (und weil ich nicht das Mittagessen verpassen wollte ...), drehte ich relativ bald um und ging den Trampelpfad zurück. Ich aß ein wenig zu Mittag, es fing bestialisch an zu regnen, nach den zweihundert Metern vom Restaurant zu meinem Chaletle war ich pitschnass - den Rest des frühen Nachmittags verbrachte ich in der Bude und verfolgte die politische Berichterstattung aus dem Vereinigten Königreich.

Um 16 Uhr schien der Regen aufgehört zu haben (jedenfalls behauptete Google das), sodass ich die Taucherin fragte, ob wir den avisierten Spaziergang unternehmen wollten. Eigentlich war der Plan, zum Äquatormonument, zum Vulkankrater hier und zu den Furnas bzw. Fumarolen an der Südspitze der Insel zu marschieren. (Mehr dazu, was Furnas bzw. Fumarolen sind, gleich ...)

Ich hatte eine Karte der Insel dabei (die uns sehr gute Dienste erwies, weil die Inselwege auf Google Maps nicht eingezeichnet sind, die Karte wird aber morgen ob ihrer Zerstörung durch die Wanderung rituell und mit Dankesbekundungen bestattet ...), natürlich ging es nach gefühlt drei Metern an zu regnen, aber hey, wir waren doch hervorragend ausgestattet, in Flipflops über den schlammigen Feldweg da runter, zweimal fast ausgerutscht, über zig Kokosnussschalen latschend, im Regen (der von den Blättern des Regenwaldes über uns zum Glück ein wenig abgemildert wurde), landeten wir nach einer Dreiviertelstunde Fußweg vorbei am - auf der Karte markierten - Mangobaum schließlich an der Südküste.

Wir waren dem Weg gefolgt und ein bisschen nach Westen abgekommen, aber das war nicht schlimm, denn wir waren an einem schönen Sandstrand, an dem - den Spinnweben auf dem Weg nach zu urteilen - schon lange Zeit niemand mehr gewesen war ... Das war wieder mal so'n bisschen Robinson-Crusoe-Feeling, so vom Gefühl her. Hab ich lange nicht mehr gehabt ...

Wir latschten den Weg in Richtung Osten und sahen aus Ferne schon die Gischt und die Furna bzw. die Fumarole. Ich komme noch nicht so ganz mit den Begrifflichkeiten klar. Anscheinend sind sowohl Furna wie Fumarole zunächst einmal tiefe Trichter im Gestein. Während aber bei einer Furna wohl damit Schicht im Schacht ist (was für ein Wortspiel, ich bin mal wieder total begeistert von mir ...), wird das Wasser in einer Fumarole aufgrund der vulkanischen Aktivität in Wasserdampf verwandelt und dann geysirartig exhaliert wird. In den Wikipedia-Artikeln zu Rolas bzw. auf der Karte wir mal von Furna, mal von Fumarole gesprochen, jedenfalls ist das sehr eindrückend, wenn der Wasserdampf da aus dem Loch herausschießt.

Direkt nördlich von dem Ding, also in Windrichtung, ist die Vegetation auch völlig anders als im umgebenden Palmenwald, da sind grüne, niedrige Pflänzchen, das ist richtig auffällig.

Der Ort dort ist übrigens ganz nah am südlichsten Punkt von São Tomé und Príncipe, da fehlten noch Luftlinie wenige hundert Meter.

Jetzt war es aber schon 17.10 Uhr, da ich an dem Strand noch die Füße vom gröbsten Schlamm befreit hatte, sodass es höchste Zeit wurde, den Heimweg anzutreten. Wir stolperten also bei einsetzender Dämmerung (zu allem Überfluss waren wir auf der Ostseite der Insel, die jetzt also noch weniger Sonnenlicht abbekam als die Sonnenuntergangsseite im Westen) über Steine, Schlamm, Kokosnüsse und Palmwedel, fanden die Abkürzung nicht und liefen daher den östlichen Teil des Rundweges.

Unterwegs begegneten uns ein paar Einheimische, die ihre Kokosnüsse abtransportierten. Wir kamen an eine Kreuzung und gingen geradeaus (und ich bin mir sehr sicher, dass wir da auch gut angekommen wären, weil wir auf den Hauptpfad zurückgekommen wären), woraufhin uns die Einheimischen, die einen ähnlichen Weg hatten und kurz hinter uns waren, anriefen und uns verständlich machten, dass wir ihnen folgen sollten ...

Das taten wir unter mehrfacher Obrigadoisierung und kamen schließlich mitten am Hintereingang des Resorts raus. Mein Weg führte ans Meer, um meine Füße zu waschen, ich habe mir am Flipflop-Band eine Blase gelaufen, das war einfach eine Schnapsidee, aber eine gute ...

Nach der Dusche (ahhhh ...) ging es bald zum Abendessen und jetzt geht es gleich ins Bett.

Schön ist es hier, und ich habe vor, den Tag morgen noch ausgiebig zu genießen, um dann mit der späten Verbindung zurück nach São Tomé-Stadt zu fahren.

Fotos (das mit "A." gekennzeichnete Foto hat die Taucherin gemacht):


Robinson-Crusoe-Strand an der Nordküste

Blick aufs Meer in der Nähe des Äquators

Tief im Urwald santomense (A.)
Fumarole

Montag, 23. September 2019

Selten so nah dran an Schweinen

... war ich bisher in meinem Leben. Jaja, meine Ma hat mich schon ab und zu mal auf einen Bauernhof mitgenommen, um mir zu zeigen, was da so für Viecher leben (ich komme ja vom Land ...), aber so richtig freilaufende Eber und Säue (sowie natürlich etliche Ferkel) habe ich noch nicht oft gesehen und schon gar nicht aus allernächster Nähe.

Ich tippe mir hier immer Notizen ins Handy, und als ich vom Äquator-Bauwerk zurückkam (gleich mehr dazu) und aufschaute, guckte ich plötzlich in die wild-panische Visage eines ausgewachsenen Ebers, der seine danebenliegende Sau bewachte. Auweia ... Ich beschwichtigte das Schwein, ging einen etwas größeren Bogen, und das Viech legte sich wieder hin, aber das hat man davon, wenn man ständig auf dem Handy tippt - mal stolpert fast über so'n Schwein ...

Die Nacht war unruhig, das Trauma der verschlafenen Südkorea-Tour steckt mir noch in den Knochen, denn ich wollte keineswegs verschlafen. Um 6.15 Uhr ging der Wecker, aber ich trödelte so lange im Bad und beim Packen herum, dass ich am Ende doch erst um 7.35 Uhr und damit fünf Minuten später als gewollt aus dem Hotel kam.

Ich lief schnellen Schrittes, das Gepäck hinter mir her, in Richtung Pestana-Hotel (und stellte später fest, dass ich auch an dem nähergelegenen Pestana, das ich aber nie sicher als solches identifiziert hatte, hätte einsteigen können ....). Dort kam ich um kurz vor acht Uhr an und wurde erstmal auf die Couch (zum Warten!) verwiesen. (Insgesamt sind die Bettler, denen ich in São Tomé bisher begegnet bin, ..., naja, nicht (körperlich) aggressiv - bis auf eine Tante im Mercado, die mich anfasste, die wurde ausnahmsweise ignoriert und nicht angeblafft, weil ich das ja so gar nicht mag, ich schüttele gerne Hände, aber so am Arm festhalten, das geht gar nicht - so, Satz zu Ende, peng. Also, sie sind nicht körperlich aggressiv, aber sprechen dich sehr offensiv an. Nun ist es hier einfach, Unverständnis ob der portugiesisch-deutschen Sprachbarriere vorzugaukeln, aber trotzdem - das ist nicht angenehm, zumal gestern Abend noch ein Rollstuhlfahrer rasend schnell neben mir herfuhr ...).

Ich wartete, um kurz nach acht kam der Bus, der Fahrer kam rein, eine andere Wartende fragte, ob das der Bus nach Rolas sei, war es, sodass ich hinterhertrabte und einstieg. Wir sammelten am anderen Hotel noch ein paar Tagesausflügler und zwei Polizisten (!) ein, dann ging die Fahrt aus
São Tomé City (prust ...) raus.

Wie es sich für eine Insel in Äquatornähe gehört, ist São Tomé eine sehr grüne Insel. Es ist hier ganz schön gebirgig, mit vielen Flüssen, in denen die Einheimischen heute Wäsche wuschen, wobei da eine Frau neben der anderen steht und das fließende Wasser nutzt.

Ebenfalls, wie in ganz Westafrika, tragen - nicht immer, aber meist sind es Frauen - Menschen allerlei Gerätschaften, Körbe, Wannen, was auch immer auf dem Kopf. So haben sie die Hände frei und das Gewicht besser auf den Körper verteilt. Den Vogel abgeschossen hat heute aber eine Frau, die einen Spaten auf dem Kopf balancierte - Respekt!

Wir fuhren durch echten Regenwald, auf einmal stand ein ausgewachsenes Schwein an der Straße, das nahm ich da noch belustigt zur Kenntnis ... "Echter" Regenwald, denn während der Fahrt regnete es teilweise in Strömen, aber hey, Tageszeitenklima, es wurde dann auch schnell wieder besser.

Etwa zwei Drittel der Straße waren in einwandfreiem Zustand, zweispurig zwar, bestenfalls, aber sehr gut befahrbar auch für den mittelgroßen Bus (diesen Bus zu nehmen war übrigens eine der besten Ideen, auf die ich in den letzten Wochen gekommen bin, ja, 32 Euro pro Strecke sind nicht wenig, aber da ist die Überfahrt mit dem Boot mit drin und ich habe keine Scherereien mit Taxifahrern und sonstigem Gedöns).

Abseits der Hauptstraße wurde es dann sichtbar schnell lehmig, und auch die Dörfer sahen nicht wirklich reich aus, auch wenn einer ein veritables Haus aus knallrotem Wellblech gebaut hatte, das sah wirklich gut aus ...

Nach zwei Dritteln wurden die Straße schlechter, es gab viele Schlaglöcher, teilweise war es nur noch Schotterpiste, in einigen Fällen ähnelte die Haupt(!)straße mehr einem Feldweg. Unterwegs machten wir einen kleinen Zwischenstopp (wir blieben mitten auf der Straße stehen, kommt eh keiner ...), weil wir von dort einen tollen Blick auf den Pico Cão Grande ("Spitze des großen Hundes") hatten. Die Wikipedia sagt, dass das ein Vulkanhärtling sei, der etwa 370 m wie eine Nadel aus dem umgebenden Terrain hochsteige. Heute war die Spitze von Wolken verhangen, aber der Blick war trotzdem toll (jaja, Foto unten ...).

Auf einmal, wir waren noch nicht ganz an der Südspitze, bogen wir auf einen Feldweg ab, an dessen Ende ein Wartehäuschen und ein Bootssteg war. Dort wechselten wir aufs Boot und die vom Boot Angekommenen in den Bus, um die zweite Etappe des Weges in Angriff zu nehmen.

Die Schwimmweste passte mir wieder nicht, sodass ich diesmal aber wenigstens den oben Verschluss zumachte, ehe es - wieder einmal - mit dem Bötchen weiterging.

Der, vielleicht, Dreijährige, der mit seinen Eltern einen Tagesausflug machte, stand ganz stoisch auf dem Boot, während er von seinem Vater festgehalten wurde, und nuckelte an seinem Schnuller. Sehr süß ...

Nachdem ich den Polizisten versehentlich angerempelt hatte, murmelte ich "Bocsi", nur um eine halbe Sekunde später zu grinsen, weil der bestimmt kein Ungarisch sprach ... Dieses "Bocsi" ("sorry", "tut mir leid") hat sich mir so eingeprägt, dass ich es auf die Schnelle nicht wieder loskriege ...

Nach dem leidlich schnellen Check-in bekam ich wieder - ich hatte auch genug dafür gezahlt ... - ein Chaletle (diesmal Doppelhauschalet) mit Meerblick, auch das ist völlig in Ordnung, in der Dusche (die habe ich eben genutzt ...) ist ein sehr ordentlicher Wasserdruck, das ist gut so ...

Ich hielt mich nicht lange im Zimmer auf, zog mich nur kurz um und marschierte dann - in Flipflops, das war keine so ganz clevere Idee - mal kurz in Richtung Pool und danach in Richtung Äquator-Bauwerk. Dazu musste ich aber die Hotelanlage verlassen und kam in eine andere Welt, denn dieses Inselchen ist nicht unbewohnt, und die Hotelkettenmanager sind wohl nicht unbedingt Menschenfreunde ... (Ich hatte irgendwo gelesen, die hätten versucht, die Einwohner hier von der Insel zu vertreiben ....)

Nun denn, der Weg am Dorf vorbei (zwei Typen sprachen mich an und luden mich in die Dorfkneipe ein, das werde ich morgen oder so mal machen, aber jetzt wollte ich erstmal zum Äquator) ist uneben, lehmig und von Tierkot nicht ganz frei (kein Wunder bei den Schweinen, Ziegen und Hühnern hier im Dorf), sodass ich mit den Flipflops nicht so ganz sicheren Stand hatte ...

Egal, ich lief da hoch, war schon auf der Südhalbkugel, als ich an einer - unbeschriebenen  - Weggabelung nach rechts abbog und schließlich nach einer mittelprächtigen (nein, alles gut) Wanderung an dem Äquator-Marker ankam.

Der Genauigkeit halber muss ich erwähnen, dass Google den Äquator ein paar Meter weiter nördlich verortet, aber sei es, wie es sei, irgendwann auf dem Weg war ich mit dem einen Fuß auf der Nord- und mit dem anderen auf der Südhalbkugel ... Cooooooooooool ...

Ich machte Fotos (der Ausblick von da oben ist gar nicht übel), lehnte es ab, bei dem Typen da oben eine Ananas zu kaufen und machte mich - im nun wieder strömenden Regen - auf den Heimweg. Es war nämlich fast Zeit fürs Mittagessen, das hier im Preis mit drin ist ...

Das Essen war lecker, das Bier teuer (nicht in der Vollpension enthalten), aber auch lecker, ich aß Fisch und Fleisch, Gemüse und Brot, das war alles wirklich gut, das muss ich sagen.

Danach machte ich einen kleinen Spaziergang zum nördlichen Kap der Insel (Sandstrand, aber viele Steine/Felsen im Wasser, kein Mensch da, toll), saß da ein bisschen in der Gegend rum, guckte aufs Meer, ging wieder zurück, legte mich auf eine Liege und ging dann schwimmen.

Da sind sehr viele Felsen im Wasser, aber das Positive daran ist, dass das Wasser wunderbar klar ist, es war inzwischen Nachmittag geworden, sodass ich ein bisschen plantschte, dann noch ein bisschen las und schließlich duschen ging.

Gleich gibt es Abendessen, vor allem habe ich aber bestialischen Durst. Morgen wird ausgeschlafen, gefrühstückt und gefaulenzt, vielleicht spaziere ich mal an die Südseite der Insel, da soll es Fumarolen - laut Wikipedia vulkanische Dampfaustrittsstellen - geben, das kann man sich ja mal angucken. Und einen Vulkankrater gibt's hier wohl auch.

Jedenfalls gibt es zwei Fährüberfahrten mit anschließendem Transfer - eine morgens, eine abends. Ich denke, ich werde hier übermorgen pünktlich auschecken, aber dann erst den späten Transfer nehmen, sodass ich gegen 19.30 Uhr oder so in São Tomé-Stadt bin, das reicht dann gut zum Abendessen und ein Bierchen, ehe es dann zum Flughafen geht.

Hier gefällt es mir gut, das Publikum ist übrigens international, ich habe heute auf dem Boot eine Deutsche getroffen, ein paar Briten sind auch hier - alles gut, ich bin zufrieden ...

Pico Cão Grande

Insel mit Hotelstrand

Der Äquator geht praktisch durch Sie hindurch

Hotelstrand am nördlichen Kap der Insel

Sonntag, 22. September 2019

"The greatest country on earth"

... hat Donald Trump bestimmt schonmal gesagt, auch wenn ich nicht hundertprozentig sicher bin, dass mit dem "großartigsten Land der Erde" wirklich São Tomé und Príncipe gemeint hat. Und natürlich hatte ich das gestern Abend bzw. heute Morgen mit meinem Trump-Zitat gemeint - alles andere wäre Fake News. Sad!

Nun denn, nach dem Aufstehen und Duschen zahlte ich erstmal und begann dann meinen Spaziergang durch São Tomé City. (Jetzt liege ich fast vor Lachen unter dem Bett, denn "São Tomé City" ist der Ehre ein bisschen viel ...) Also, ich lief in Richtung Strand und bog dann links auf die kleine Halbinsel ab, die die Bucht von São Tomé-Stadt auf ihrer östlichen Seite begrenzt. Dort setzt das Fort São Sebastião, in dem das Museum untergebracht ist, das aber heute - natürlich - zu war.

Dort war aber, ich hatte heute ausgeschlafen und langsam gemacht, um 11 Uhr schon ein Getränkestand, und dort genehmigte ich mir einen Frühschoppen mit Blick auf Fort, Meer und das Schiff da draußen auf dem Atlantik. Ich fing so langsam an, mich mit diesem Land zu arrangieren ...

Weiter ging es am Hafenchen entlang und an diversen Ministerien und der brasilianischen Botschaft, bis ich auf der Strandpromenade, die nicht unbedingt fußgängerfreundlich ist (die Bäume sind halt ein bissel gewachsen, da kommt man nicht mehr vorbei und muss auf die - kaum befahrene - Straße ausweichen, und gegen die eine oder andere Balustrade ist auch schon mal einer dagegengebrettert oder wie auch immer, jedenfalls fehlt die - Abgrund, Meer ...

Ich landete an der Kathedrale (die war offen, am Sonntag, aber es fand kein Gottesdienst statt, drinnen war es ganz hübsch, viel in blau-weiß hier - nein, Mutter, hier fahren wir so schnell nicht hin!), die gegenüber des Sitzes des Staatspräsidenten liegt, der - selbstverständlich? - nicht fotografiert werden darf. Hab ich dann auch nicht gemacht, höhö ...

Zwischenzeitlich unternahm ich immer wieder, an allen Banken dieses Landes, Versuche, Geld abzuheben. Nix ging's - die haben hier mehr Geldautomaten pro Fläche als in Deutschland, so ist es nicht, nur funktionieren die halt nur für ihre paar hier ausgegebenen Karten. Immer noch unfassbar für mich ...

Ich lief weiter, kam an den Mercado Municipal, der am Sonntag sogar offen hatte, lief da einmal durch, musste mich öfter zusammenreißen, weil da Fisch und Fleisch völlig ungekühlt und voller Fliegen angeboten wird (schlimmer als im Sudan ...) und entsprechend stinkt, kaufte mir im Supermercado viel zu trinken und trank das Zeuch dann an der Abfahrtsstelle der Überlandtaxis.

Der Wind wehte meine Cola-Dose auf den Strand, und ich nahm - unter den irritierten Blicken einiger São-Toméer - einen größeren Umweg, um die Dose vom Strand wegzuklauben und ein paar Meter weiter in den - kaputten - Abfallcontainer zu werfen ...

Nun lief ich in Richtung des großen Kreisverkehres der Stadt, lief einmal mitten durch (kam eh kaum was) und war in so einer Art Park. Ich guckte mich um, nahm die mir am besten gefallende Kneipe und aß dort einen gar nicht mal so verkehrten (aber seeeeehr knoblauchigen) Fisch mit einheimischem Bier (das ist einfach eine braune Flasche ohne Beschriftung, und das Bier schmeckt sehr frisch, also echt lecker ...), dazu gab es selbstgemachte Kartoffelchips, Pommes, gebratenene Bananen und Bananenchips. Dafür bezahlte ich mit Trinkgeld 16 Euro und lief dann in Richtung des Pestana São Tomé.

Mein Rezeptionist von gestern war nicht da, sodass ich wieder kehrtmachte und in Richtung meines Hotels lief. Dabei fiel mir ein gar nicht schlecht aussehender Strandabschnitt auf, sodass ich beschloss, ein bisschen Siesta im Hotel zu machen und gegen Sonnenuntergang dorthin zu kommen.

Ich las ein bisschen im Internet, zog mir Strandklamotten an und lief die paar Meter, wie immer an der portugiesischen Botschaft (war heute auch an der angolanischen und kapverdianischen) vorbei, zu dem Strändchen. Scheeeeeeeee ....

Nach dem Heimweg duschte ich, ging nochmal zum Pestana, bekam kein Geld (denen geht immer das Bargeld aus ...), aber dafür die Ansage, dass ich morgen um 8 Uhr da sein soll, dann kann ich nämlich den Hoteltransfer zum Pestana Ecuador nehmen ... Dass in diesem vermaledeiten Land einmal was klappt, ich kann es kaum passen (und bei meinem Glück verschlafe ich morgen ...).

Den Abschluss bildete ein Bier und eine Fanta (achso, die Bierzapfhähne, die es hier öfter in den Kneipen gibt, sind nur Zierde, man kriegt immer eine Flasche ....), und auf dem Heimweg wurde ich wieder einmal von der Straßenhündin angebellt, die hier in der Nähe "wohnt". Insgesamt gibt es hier viele Straßenhunde, die sind alle friedlich, aber einen (kleinen) Bogen mache ich doch um die, denn ich habe keine Lust, mir hier eine Tollwut-Spritze reinpfeifen zu lassen ...

Fotos könnten was geworden sein (achso: Mein Hotel hier ist übrigens völlig in Ordnung, die nehmen halt - natürlich - auch keine Kreditkarte, aber sonst sind die lieb, und das Zimmer ist geräumig und hat alles, was ich brauche ...) ...

Fort, Kanonen, Atlantik, Schiff

Kathedrale von São Tomé

Mein Schwimmstrand

Mehr als zehn Jahre

... ist es her, dass ich am ersten Abend in einem neuen Land im Bett lag und am liebsten nur noch heimwollte. Damals, in Indien, habe ich fast geheult, ganz so arg ist es heute nicht, aber ich hätte es im Sudan, in Sierra Leone oder in Guinea, Herr Gott, in Mauretanien oder in El Salvador, erwartet, aber nicht in einem vermeintlich aufstrebenden touristischen Land wie São Tomé und Príncipe. Meine Fresse, kein Mensch erwartet hier sechsspurige Autobahnen, nicht einmal High-Speed-Internet, aber dass man aus einem verfluchten Geldautomaten, zumindest einem einzigen, Geld abheben kann, das hat bisher noch - bis auf den Sudan, aber da gibt es ja massive US-Sanktionen - in jedem verfluchten Land dieses Planeten funktioniert. Sogar in Syrien, vor dem Krieg, habe ich Geld aus dem Automaten bekommen, aber hier, zum Henker, klappt das nicht einmal bei der Ecobank, die mich bisher nicht im Stich gelassen hat. Es ist, es tut mir leid, so richtig zum Kotzen.

Am liebsten würde ich in aller Ruhe wieder nach Sierra Leone fliegen, mich ein paar Tage im The Place in Tokeh einquartieren und so richtig gemütlich Urlaub machen. Das würde ja sogar gehen, weil die Sierra-Leoner jüngst am 5. September die Möglichkeit eingeräumt haben, das Visum bei Einreise zu bekommen. Stattdessen bettele ich hier in diesem ..., ich hätte jetzt fast Donald Trump zitiert, ... Land im besten Hotel am Ort darum, mir für 100 Euro (und natürlich gegen saftige Kommission) zumindest mal Geld auszuzahlen, damit ich das Hotel hier bezahlen kann. Wenn es hier kein Internet gäbe, würde ich das ja alles noch einsehen, aber auch wenn das nicht superschnell ist und heute Abend im Hotel daran scheitert, dass ich - es ist fast 21 Uhr hier - die Leutchen nicht mehr erwischt habe, die Verbindung existiert. Es ist mir völlig schleierhaft, wieso keine verf...te Bank in diesem ... Land sich die Mühe macht, sich an das internationale Netz anzuschließen.

Leute, auch wenn Sierra Leone infrastrukturell vielleicht noch ein bisschen zu wünschen übrig lässt, die Geldautomaten funktionieren - jedenfalls der eine oder andere. Fahrt nach Sierra Leone, macht eine großen Bogen um São Tomé und Príncipe, es ist eine echte Vollkatastrophe hier ...

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Ich habe gestern Abend nach den paar Bier ja noch mein Hotel zahlen müssen, und der Held von Chef hat mir die Kreditkartenzahlung ausgeredet (sonst hätte ich noch ein bisschen mehr Bargeld gehabt). Da ich nicht genug sierra-leonisches Geld hatte, habe ich in einer Stückelung von Euro und Dollar gezahlt und mich dabei ein bisschen verrechnet (Mathematiker und Zahlen halt ...). Ja, klar, mein Fehler, aber ich habe auch schon Hotels erlebt, die das dann richtigstellen. War halt in dem Hotel, das ich für eine Nacht in Sierra Leone bezogen habe, halt nicht so - daher wird das auch nicht lobend erwähnt.

Wenigstens fuhr der Chef mich höchstselbst heute Morgen zur Fähre. Wir waren noch vor 3.30 Uhr losgefahren, ich hatte den Verkehr völlig überschätzt, denn wir waren um 3.35 Uhr schon da - und eigentlich hätte ich, Deutscher wie bin, erst um 4 Uhr da sein sollen ... Der Chef jedenfalls hupte die Wachhabenden von den Stühlen runter, die ließen mich - im strömenden Gewitterregen - in die Bude rein, das mit der Online-Buchung war nicht völliges Neuland für den Rezeptionisten, aber fast. Jedenfalls musste er seinen Chef aus dem Bett klingeln und diverse Screenshots von meinem Handy machen, bevor ich meine Karte bekam.

Dann durften wir in einem - klimatisierten - Warteraum warten und watschelten schließlich zu fünft mit zwanzig Minuten Verspätung auf das Bötchen. Von Fähre kann keine Rede sein, das war ein Boot, auf dem vielleicht zwanzig Mann Platz finden, die Schwimmwesten wurden nur zur Zierde angezogen (und der Reißverschluss offen gelassen), und die Fahrt rüber nach Lungi war nichts für verweichlichte Linksgrünversiffte. In dem Ding hätte man, insbesondere wenn man am Abend davor ein paar Bier erwischt hat, fast seekrank werden können, wie es da im Dunkeln auf die Wellen einschlug, aber mir ging's dann doch gut, nur durfte ich nicht zuuuu viel auf dem Handy tippen ...

Nach der Ankunft rutschte ich fast die Gangway runter, dann ging's über einen überdachten Steg zum Bus, der fuhr uns zum Flughafen, dort mussten wir erst eine Pass-Einlasskontrolle überstehen, dann durften wir uns zum Check-in aufstellen.

Es kam, wie es kommen musste: Mein Gepäck wurde nach São Tomé durchgecheckt, aber meine Bordkarte von Accra (meinem Zwischenstopp) nach São Tomé konnte mir Asky (die Fluggesellschaft der ersten Teilstrecke) nicht ausdrucken, weil die zweite Strecke mit einer anderen Fluggesellschaft, TAP Portugal, geflogen wurde. Na super ...

Ich musste mich noch - aus unerfindlichen Gründen - irgendwo austragen lassen, kein Mensch weiß, wieso, die Ausreise ging wenigstens schnell, die Sicherheitskontrolle leidlich (Schuhe ausziehen, kein Mensch weiß, wieso ...), und es gab wenigstens einen für meinen Rechner passenden Stecker an der Steckdosenleiste im Wartebereich.

Der Flieger kam mit fast einer Stunde Verspätung aus Banjul an, wir fuhren in einem Wiesbadener Cobus (mitsamt deutscher "Notausgang"-Beschilderung) zum Flugzeug, das - aus Banjul kommend - nach Accra und weiter nach Lomé in Togo fliegen sollte.

Um halb neun schließlich (anstatt halb acht) ging es los und um halb elf landeten wir - ohne Zeitverschiebung - in Accra. Ich war ja 2017 mit meiner Mutter in Accra, aber ich erkannte den Flughafen nicht wieder, weil die 2018 das neue Terminal 3 aufgemacht haben, und das ist ein wahrer Quantensprung. Zwar machen sie das mit dem Transit immer noch unfassbar umständlich - ich musste eindreiviertel Stunden auf dem Stühlchen sitzen (keineswegs als Einziger!), bis die mich auf meinen Flug eingecheckt hatten -, aber wenigstens musste ich nicht mehr für 44 Euro oder so Grenzer bestechen (außerdem erschien mir die Frau da am Transfer in dem, was sie da machte, einigermaßen qualifiziert ...).

Nachdem ich also meine Bordkarte in Händen und die Sicherheitskontrolle (wieder mit Schuheausziehen ...) überstanden hatte, watschelte ich für die verbleibenden zwei Stunden Wartezeit in die eine Lounge. Öhm ... Das war dann also eine 100-Quadratmeter-Lounge, und da saß kein Mensch drin - ich hatte diese gesamte Lounge zwei Stunden lang für mich allein. Unglaublich!

Ich guckte englischen Fußball, trank Guinness-Malzbier, Fanta und dann einen ghanaischen Alkopop, aß ein paar Teilchen und guckte den Flugzeugen beim Starten und Landen zu - sehr, sehr schick.

Als das Boarding ausgerufen wurde, verließ ich die Lounge, kam fast zu spät, obwohl das Gate genau gegenüber war, setzte mich auf Platz 6C, der mir zugewiesen war, setzte mich um auf den Fensterplatz in Reihe 5, sah zu spät, dass die Sitze da als "ocupado"/"besetzt" ausgewiesen waren (wieso auch immer), wurde aber auch nicht verjagt und verbrachte die eineinhalb Stunden Flug mit dem Blick aus dem Fenster.

Wir flogen ein paar Mal um den Flughafen herum (es schien, als ob wir den Landeanflug abgebrochen hätten, um dann doch von der anderen Seite zu landen), kamen an, die Einreise ging schnell, die Gepäckausgabe weniger, aber egal, und dann nahm das Unheil mit dem Taxifahrer und den Geldautomaten seinen Lauf. Ich dachte, der will mich verarschen, als er mir verständlich machte (in Portugiesisch-Französisch-Gemisch), dass die Geldautomaten nur einheimische Karten akzeptieren, als die Ecobank mich ablehnte, war ich vollends sauer-verzweifelt, ich bezahlte den Fahrer dann üppig mit US-Dollar, checkte hier quasi ein und machte mich dann bei Einbruch der Dämmerung zu Fuß ins beste Hotel am Ort, weil mir gesagt wurde, dass ich da vielleicht Bargeld auf Cash Advance bekomme. (Die Sicherheitslage ist hier übrigens ziemlich gut, obwohl die ganzen anderen Touristen ja offensichtlich mit massenhaft Bargeld in der Tasche herumlaufen müssen ...)

Der Typ in der Rezeption war sehr freundlich, nutzte meine Notlage mit den 5% Kommission aber natürlich aus, trotzdem aß ich da zu Abend (Steaksandwich, ging so ...), trank aus Wut ein paar (teure!) Bier und bin jetzt zu Hause in der Bude und werde den Blogpost morgen früh hochladen, sobald ich das Passwort fürs WLAN habe.

Alles also eher unerfreulich, morgen ist zudem auch Sonntag, bestenfalls kriege ich am Montag auf der Bank Geld, notfalls muss ich morgen nochmal ins Pestana gehen, wir werden sehen, jetzt penne ich erstmal und schlafe morgen aus.

Saftladen, dieses São Tomé, aber was will ich machen? Das Pestana unten am Äquator nimmt wohl Kreditkarte, wenn ich es übermorgen bis dahin geschafft habe, wird vielleicht alles gut ...

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So, nach einer Nacht habe ich nochmal drübergelesen, aber wider Erwarten nicht so viel entschärft. Jetzt gehe ich erstmal gleich in die Stadt, gucke mir die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt an, werde nochmal ins Pestana gehen, "Geld holen", und dann schauen wir, wie ich morgen nach Porto Alegre und dann rüber auf die Ilhéu das Rolas komme (ich habe eben das Hotel angeschrieben, mal gucken, ob und für welchen Preis die mich abholen, ich werde sehen ...).

Objekt des Preisausschreibens vorgestern oder so

Cotton Tree in Freetown

Start aus Accra, Ghana

Anflug auf São Tomé (das ist die große Insel im Hintergrund!)

Freitag, 20. September 2019

Was will der denn da?

Das dachte ich mir eben in der Kneipe am Strand von Freetown, als sich ein gutgekleideter junger Mann an meinen Tisch setzte, obwohl noch zwei andere Tische am Strand frei waren. Kurz gesagt: Er wollte ein Gespräch anfangen, und es war einer der besten Abende in meinem Leben. Kommt vielleicht nicht ganz an den ersten Abend in Tokio mit dem uralten Japaner ran, aber fast ...

Erst einmal fing der Tag ganz unspektakulär an (außer man findet es schon spektakulär - wäre peinlich, wenn ich mich jetzt da vertippe -, dass ich Fischplatten zum Abendessen trinke, höhö, vielleicht hätte ich den dritten Moscow Mule gestern doch verschmähen sollen, aber hey, was soll's, ich bin im Urlaub ...), nämlich mit dem Aufstehen in dem durch die Klimaanlage stark heruntergekühlten Chaletle ...

Ich stand auf, zog mir meine Strandklamotten an und wurde erstmal ausgebremst durch die Fischer, die mit zwei Fußballmannschaften gerade vor dem Hotel das Netz aus dem Meer zogen. Ich guckte ihnen zu, als eine halbe Fußballmannschaft an mittelalten bis alten pakistanischen Herren an mir vorbeizog, stehen blieb, ein Gespräch mit mir anfing und dann ihren - jetzt hätte ich fast "Rabbi" geschrieben, jedenfalls ihren - Imam oder was das war vorschickten, auf dass er mich zum Islam bekehre.

Wieder einmal stellte sich heraus, dass bis auf die Tatsache, dass Jesus Gottes Sohn ist oder nicht ist und Mohammed der letzte Prophet Gottes ist oder nicht, sich die Konzepte im Christentum und im Islam ziemlich gleichen, zumal Jesus, im Arabischen "Issa" genannt, auch im Islam ein wichtiger Prophet ist. Das jüngste Gericht haben die Muslime auch, das Fegefeuer sowieso, neu war mir nur, dass man im muslimischen Paradies immer 30 Jahre alt sei. Nun denn, auf ins Paradies, nächste Woche werde ich 37 ...

Nachdem die Fischer und die Pakistaner ("assalam alleikum!") abgezogen waren, ging ich kurz ins - heute relativ abfallreiche (mehr Naturabfall, aber auch ein bisschen Plastikmüll) - Wasser. Danach ging ich duschen, rasierte mich und präsentierte mich frisch rasiert beim Frühstück, das wie immer sehr lecker war.

Nach dem Frühstück und Zusammenpacken checkte ich aus und bat um die Vermittlung eines Taxis. Das dauerte gefühlt ewig, aber ich hatte ja durchaus Zeit, irgendwann kam dann ein Taxifahrer, die Hotelmenschen erklärten ihm den schnellsten Weg nach Freetown rein, alle zusammen einigten sich auf einen (nicht ganz niedrigeren) Preis, aber sei's drum, und dann ging es los ...

Die kürzere Strecke - im Uhrzeigersinn - nach Freetown wird wohl gerade renoviert, sodass die lange Strecke - gegen den Uhrzeigersinn - anscheinend sehr viel schneller ist. Bis Regent mag das auch stimmen, aber in Regent und Umgebung (das ist "Abkürzung" für die südlichen und zentralen Stadtteile) ist die Straße dann auch nur noch Lehmpiste, wenigstens regnete es heute nicht ernsthaft, sodass man da relativ gut durchkam.

Der Fahrer wechselte an der Polizeisperre, die durch ein über die Straße gehängtes Seil angezeigt wird, erstmal von Flipflops in Sandalen, wir fuhren vorbei an - wie schon vor ein paar Tagen - diversen Reklamen für das "No. 1 beer from Germany" namens Cody's, von dem ich noch nie etwas gehört habe, die ersten zwei Geldautomaten funktionierten nicht (der dritte, bei der zweiten Ecobank, dann aber schon!), und irgendwann waren wir in Freetown ...

Mein Fahrer war zuletzt vor fünf Jahren (!) in Freetown (das ist jetzt nicht so weit entfernt von Tokeh ...) und war völlig überrascht, weil die ganzen engen einsprurigen Sträßchen, die er kannte, jetzt vierspurige Schnellstraßen war. Naja, "schnell" ist vielleicht übertrieben, weil da jede Menge Fußgänger, Tuktuks und Motorräder unterwegs sind, aber zumindest vierspurig sind die meisten Straßen ...

Er schmiss mich an meinem Hotel raus, ich konnte einchecken, hielt mich nicht lange im Zimmer auf, sondern ging raus, weil ich mir zumindest den Cotton Tree, das Wahrzeichen Freetowns, unter dem die ersten Siedler ihre Dankesgebete für das gute Ankommen sprachen, angucken wollte.

Ein Motorradfahrer gabelte mich auf, und der fuhr mit Karacho den Berg runter, dass ich mal wieder Angst um mein Leben hatte. Allerdings fuhr auch der sehr umsichtig, bremste zweimal stark, aber sonst alles okay, und ließ mich am Cotton Tree, dem Baumwollbaum, raus.

Wow, dieses Ding ist wirklich ein schönes Wahrzeichen, der überragt gefühlt selbst das State House - ein sehr schöner Anblick. Weniger schön ist der Anblick der vielen Bettler, die in Rollstühlen herumgefahren werden oder einfach auf dem Bürgersteig liegen, aber das muss man wahrscheinlich ertragen, wenn man in die Hauptstadt eines nicht so wirklich reichen Landes fährt.

Ich lief ein paar Meter bis zu einem ganz akzeptablen Restaurant, trank dort Fanta und das einheimischen Beerenmisch-Getränk, aß dazu Fisch und Chips und war am Ende glücklich und satt.

Ich gabelte mir - ich hatte noch kein Bier heute - einen Tuktukfahrer namens Dauda auf, der mich zu Quincy's, einer alteingessenen und angeblich sogar während des Bürgerkrieges konsistent geöffneten Kneipe, fahren sollte. Die allerdings war zu, sodass er vorschlug, weiter an den Strand zu fahren, was ich akzeptierte.

Er ließ mich schließlich an einer Kneipe raus, nicht ohne der Bedienung gesagt zu haben, sie sollten ihn wieder anrufen, sobald ich genug Bier konsumiert hätte. Nun denn ...

Ich saß also mit Blick auf den Strand, hatte mein erstes oder zweites Bier vor mir stehen, als sich dieser Typ zu mir setzte. Joseph, ein Ingenieur, der unter anderem in London studiert hatte, und ich kamen ins Gespräch, und es wurde ein fantastischer Abend. Am Schluss bezahlte er meine ganzen Biere, was ich nicht auf mir sitzen lassen konnte und zumindest die letzte Runde zahlte, zu der Dauda dann - von Joseph auf meinen Wunsch hin angerufen - auch noch dazustieß.

Aberwitzig, aber schön, Joseph und ich hatten über Gott und die Welt, über den Tourismus in Sierra Leone und die politische Situation gesprochen, es war ein toller Abend, und wenn Joseph wirklich mal nach Deutschland kommt (er führt seit zehn Jahren hier ein eigenes Bauunternehmen), dann wird im Sherry eine rauschende Ballnacht gefeiert, denn er hat den ganzen Abend Guinness getrunken.

Dauda fuhr mich dann im Dunkeln, und vorbei an den vielen nicht abgedeckten Gullys hier in der Stadt, nach Hause ins Hotel. Ich sitze nun auf dem Bett, warte, dass mein Pass fürs Kopieren abgeholt wird, ich zahlen kann und wir absprechen können, ob mich jemand vom Hotel morgen in der Nacht zur Fähre fährt oder ob sie Dauda anrufen, sei es, wie es sei, auch das war wieder ein toller, spannender, wunderbarer Tag - und ein baldiger Besuch in Sierra Leone ist noch wahrscheinlicher geworden, schon allein, um Joseph wieder zu begegnen.

Die Internetverbindung hier ist ein bisschen wacklig (vor allem nicht sehr schnell), deswegen heute keine Bilder ...

Donnerstag, 19. September 2019

Richtig ausgepennt

... habe ich heute. Ich war ja gestern so gegen halb elf im Bett, und als ich heute Morgen ernsthaft ans Aufstehen dachte, war es schon halb zehn - elf Stunden geschlafen habe ich schon lange nicht mehr, das hat mir offenbar richtig gut getan, zumal ich auch das Gefühl habe, gut geschlafen zu haben. Klar, war ja auch den ganzen Tag an der frischen Luft ...

Jetzt sitze ich wieder auf meiner Terrasse und lese Wikipedia-Artikel zum Beispiel über die Geschichte Sierra Leones und die Biografie des aktuellen Präsidenten. Klar, das hätte man alles vorher machen können und vielleicht sollen, aber man liest so etwas ganz anders, wenn man wirklich im Land ist und sich schon ein bisschen eine wirkliche Vorstellung von diesem Fleckchen Erde gemacht hat.

Ich hatte schon so ein ungutes Gefühl, als ich (vorgestern, in Conakry) schrieb: "Zahlen müsste man doch lesen können - auch als Taxifahrer ..." Man kann zwar nicht unmittelbar von der Alphabetisierungsrate ("lesen und schreiben können") auf die Zahlenkenntnis schließen (denn offensichtlich wusste der Taxifahrer, dass 10.000 weniger als 100.000 Francs ist, ein Grundverständnis über Zahlen und ihre Reihenfolge war also da), und Zahlenkenntnis ist natürlich wiederum etwas anderes als "Zahlen lesen und schreiben können", aber, sei es, wie es sei, die Alphabetisierungsrate in Guinea liegt bei 30% (und in Sierra Leone bei 48%). Anders gesagt (Zahlenverständnis und so, gell ...): Sieben von zehn Guineern und fünf von zehn Sierra-Leonern können nicht lesen und schreiben. Unglaublich.

Mein Ober von gestern Abend, ein älterer, distinguierter Herr, kann jedenfalls lesen, und er erzählte davon, dass er 15, 20 Jahre in Gambia gelebt habe und im Hotel Senegambia in Serekunda gearbeitet habe. Das Hotel sagte mir etwas, weil ich - als ich vor ein paar Jahren mit meiner Ma unterwegs war - uns fast ins Senegambia einquartiert hätte. Mein Ober erzählte dann weiter, dass er wegen des Bürgerkrieges nach Sierra Leone zurückgekommen sei und aus einem Dorf hier ganz in der Nähe stamme.

Die Menschen im Dorf nebenan jedenfalls sind alle miteinander sehr freundlich, zwar will gefühlt jeder Kokosnüsse, Austern oder eine Fahrt rüber zu den Banana Islands verkaufen, aber wenn man nein sagt, ist es auch okay, und ich habe nie das Gefühl, dass ich irgendwie bedrängt würde.

Ja, das mag auch daran liegen, dass ich 1,83m hoch - und fast so breit und tief - bin ("quadratisch, praktisch, gut" heißt es doch in der Reklame) und die selten größeren und niemals so breiten Sierra-Leoner gar nicht erst auf die Idee kommen, Faxen mit mir zu machen. (Das gilt vielleicht auch für die Polizisten. Der Typ vorgestern hätte mir natürlich auch irgendwie mit Durchsuchen oder Pass-"Beschlagnahme" oder sonstwas kommen können, aber vielleicht sind die Anti-Korruptions-Kampagnen, die die Regierung hier jedenfalls auf Wasser- und Gasanschlussinstallateure betreibt, auch bei den Polizisten hängen geblieben, denn so richtig intensiv hat er seinen Bestechungserlangungsversuch ja eben nicht verfolgt ...)

Insgesamt aber, und das will ich eigentlich sagen, sind die alle hier ziemlich freundlich (besonders die Leute hier im Hotel, aber auch sonst wird dem bekloppten Ausländer, der sich in ihr Land verirrt hat, immer geholfen, ob in Guinea oder Sierra Leone). Die Sprachbarriere ist in Sierra Leone (für mich) kleiner als in Guinea, weil mein Englisch halt viel besser als mein Französisch ist und die meisten Sierra-Leoner neben ihrer Stammessprache bzw. dem Kreol auch einigermaßen Englisch sprechen, das war in Guinea als eher französischsprachigem Gebiet doch ein bisschen komplizierter. (Achso, mein Ober von gestern Abend spricht sogar ein bisschen Deutsch, er verwechselte zwar "Wie geht's" und "Danke schön", aber nachdem ich ihm das erklärt hatte, fand er es "prima" ...)

(Gerade hat micher hier ein Gecko gesucht, dessen Gattungsnamen ich gerade vergeblich gesucht habe - wer mir sagen kann, welcher Spezies das Vieh zugehört, kriegt eine Belohnung in Form eines feuchten Händedrucks zur Selbstabholung ...)

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So, jetzt habe ich eben - nach einem ausgedehnten Schwimm und der anschließenden Dusche - eine tolle Fischplatte zum Abendessen getrunken und gehe ins Bett.

Morgen wird wieder Afrika-Abenteuer gemacht, aber heute war nochmal Erholung angesagt.

Gute Nacht!