Meine Länder

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Samstag, 23. Mai 2015

"Get a real job, you parking inspector!"

Bei dieser "Beleidigung" (etwa: "Such dir einen echten Job, du Parkplatzaufseher!") des Schiedsrichters durch einen Zuschauer heute beim Aussie-Rules-Spiel musste ich wirklich lachen. Der Typ hinter uns redete eigentlich das ganze Spiel hindurch, feuerte seine Adelaide Crows (die Auswärtsmannschaft) an und meinte, als dem Schiedsrichter beim Anwurf der Ball versprang: "You have one job to do in that match and still can't get it right." ("Du hast im ganzen Spiel nur eine Aufgabe, und die kriegst du nicht hin.") Ich mag diese ironischen Kommentare, vor allem, wenn sie gut sind.

Der Tag heute bestand aus drei, wenn man das Frühstück dazuzählt, aus vier Höhepunkten.

Nummer 1: Frühstück im The Bourbon. Okay, Jungs und Mädels, ihr habt mich überzeugt: Ihr kommt auf die Liste meiner Restaurantempfehlungen. Nicht unbedingt wegen eurer Pünktlichkeit (auf manchen Karten stand 9 Uhr als Öffnungszeit, auf manchen 10 Uhr, aufgemacht haben sie um 9.20 Uhr, Essen konnten wir offiziell erst ab 10 Uhr, also der - wohl - aktuell richtigen Öffnungszeit, bestellen; die anderen Karten waren wohl die alten), aber wegen des Essens. Heute gab es Omelett mit Lachs und Avocadoscheiben für Uli und für mich ein australisches Frühstück mit klassischen Hash Browns, Bohnen, Rührei, Speck und Tee, aber eben auch mit Rucola und Chorizo. Wahnsinn. Sehr, sehr lecker.

Danach fuhren wir mit dem Bus wieder zum Circular Quay unten in der Stadt und gingen dort an Bord der Fähre in Richtung Parramatta. Wow. Dass man dann an der Oper vorbei und unter der Hafenbrücke durchfährt, ist jetzt nicht so überraschend. Beeindruckend ist es allemal. Wir sind beide, obwohl im Schwarzwald großgeworden, Freunde des Meeres, und der Blick auf den Hafen war einfach toll. Nach dem Passieren der Hafenbrücke fuhren wir zum Darling Harbour und konnten dabei den Blick auf die Skyline (die richtige Skyline von Sydney, nicht die paar Hochhäuser, die ich gestern als "Skyline" verkauft hatte) genießen. Weiter ging es landeinwärts auf dem Parramatta River, vorbei an zum Teil fast ländlich wirkenden Inselchen und Halbinselchen, vorbei an vielen Booten und sattem Grün. Diese dreiviertelstündige Fahrt war ohne jeden Zweifel eine der schönsten Schiffstouren meines Lebens. Das Ganze wird ebenso sicherlich in den nächsten Tagen wiederholt, zumal es mehrere Fähren hier vom Circular Quay aus gibt.

Wir stiegen an der Anlegestelle "Olympic Park" um in den Bus, der uns dann tatsächlich zum Olympic Park brachte, vorbei am Olympischen Dorf, das mir inzwischen zum Teil Studentenwohnheime zu sein scheinen, sodass da durchaus was los ist. Wir stiegen an der Bahnhaltestelle (ich bin immer unsicher, ob ich "U-Bahn" oder "Bahn" schreiben soll, weil das irgendwie in der Innenstadt schon eher U-Bahn, aber in den Außenbezirken eher S-Bahn oder sogar Regionalbahn ist, wenn man das auf deutsche Verhältnisse überträgt) des Olympic Park aus und gingen erstmal zum Spotless Stadium, um uns dort die Karten abzuholen. Es war zwar - zwei Stunden vor dem Spiel - schon offen, aber wir nahmen die Karten nur an uns und marschierten zurück in Richtung einer schönen, jetzt hätte ich fast "Fußballkneipe" geschrieben, in Richtung also einer schönen Sportkneipe. Dort konnte ich Uli bei dem Konsum eines Kaltgetränkes schon einmal Aussie Rules erklären, jedenfalls soweit ich die Regeln verstehe, die für den Laien jetzt nicht so oberschwierig sind. (Uli ging danach im Spiel jedenfalls voll mit ...)

Es geht im Wesentlichen darum, den Ball ins Tor zu schießen. Das allerdings ist so ziemlich die einzige Gemeinsamkeit mit "unserem" Fußball, es gibt nämlich pro Seite des (ovalen!) Spielfeldes vier Stangen. Die beiden mittleren Stangen bilden das "richtige" Tor (das sechs Punkte bringt), während es für diejenigen unter uns, die immer vorbeischießen, immerhin noch einen Punkt gibt, wenn man innerhalb der äußeren Stangen am "richtigen" Tor vorbeischießt. Der Wikipedia-Artikel ist vielleicht hilfreicher als meine Erklärung. Um das zu schaffen, trägt man den Ball in der Hand (muss das Ei aber spätestens alle fünfzehn Meter prellen), schießt ihn sonstwohin (keine Richtung vorgegeben) oder gibt ihn per Faustpass weiter (das heißt, man hält den Ball mit einer Hand und schlägt mit der anderen von unten mit dem Handballen zu, auch keine Richtung vorgegeben). Ist der Ball mindestens 15 Meter weit geschossen worden und ein Spieler fängt ihn sauber (als der Luft), darf er von der Stelle weiterspielen, ohne in dem Moment angegriffen werden zu dürfen (das heißt "Mark" und ist ziemlich irritierend für Europäer, weil der Schiri zu jeder Mark pfeift, also alle naselang, aber das Spiel weiterläuft). Zu anderen Zeiten darf man den ballführenden Spieler per Tackle zu Boden bringen.

Das Spiel - bei strahlendem Sonnenschein war ich froh, dass Uli mich gedrängt hatte, mich einzuschmieren und meinen Hut mitzunehmen - ging 16.12 (108) zu 12.12 (84) für die Greater Wester Sydney (GWS) Giants aus, die also 16 Tore (x 6 Punkte) und 12 Behinds ("Fast-Tore", x 1 Punkt) schossen, also insgesamt 108 Punkte erreichten.

Nach Spielende öffneten die Ordner auf einmal die Tore zum Spielfeld und jeder der knapp 10.000 Zuschauer durfte aufs Spielfeld, wenn er wollte. Wahnsinn. Wir hatten uns schon gewundert, wieso so viele Zuschauer ihre eigenen Bälle dabeihatten: Ja weil sie nach dem Spiel selbst noch ein bisschen footy spielen wollten, natürlich! Wir wurden bei unserem Spaziergang übers Spiefeld wider Erwarten von keinem Ball getroffen, beim Versuch, einen zu fangen, blamierte ich mich gründlich, weil der mir voll durch die Hosenträger gerutscht ist, aber zum Glück kennt mich hier keiner ... (Schlagzeile der Zeitungen morgen: Stupid German can't even catch a focking ball ...) Achso, die sprechen hier auch so lustig (sage ich mit meinem thick German accent, höhö), Facebook wird "faisbuck" und der "train" so gesprochen, wie er für Deutsche geschrieben wird, mit "ai" wie in "Saite".

Wir verließen also das Stadion und gingen rüber zum Olympiastadion, ähm, natürlich zum "ANZ Stadium", wo ich unsere Karte für das Rugby-Spiel zwei Stunden später holen wollte. Ich stellte mich natürlich in die Schlange für die vorbestellten Tickets und zeigte dem Kassierer stolz meine Buchungsbestätigung. Der guckte sie sich lange an und meinte dann: "You're in the wrong stadium". Ich Held hatte ihm die Bestätigung für das Aussie-Rules-Spiel gezeigt. Nächste Schlagzeile: Stupid German mixes up stadiums in Olympic Park.

Auf den Schreck (natürlich bekam ich nach Vorzeigen der richtigen Buchungsbestätigung auch unsere Karten) brauchte ich erstmal ein Bier, was ich wieder in der "Brewery" einnahm. Wir aßen dort nichts, weil die nur größere Kleinigkeiten hatten, verspeisten dafür aber vor den Stadiontoren noch einen australischen Döner. Lecker.

Auf ins Olympiastadion. Augen auf, Mund zu. Okay, ich habe schon vorher Stadien für 80.000 Leute gesehen, aber das ist ja immer wieder ein Erlebnis, selbst wenn, wie heute, nur knapp 27.000 Zuschauer da waren.

Die Rugby-Regeln erkläre ich jetzt nicht, weil jeder schonmal Rugby gesehen hat und eh denkt, dass die sich alle verkloppen (was nicht stimmt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß; naja, jedenfalls nicht immer ...). Jedenfalls gingen die Crusaders aus Neuseeland (diese Profi-Liga besteht aus Teams aus Australien, Neuseeland und Südafrika, die am Ende der regulären, großteils landesinternen Saison in Play-offs den Meister ausspielen) ziemlich früh mit 5:0 in Führung, die Waratahs konnten aber bald darauf ein 7:5 herstellen. Danach war das Spiel ausgeglichen, ehe die Waratahs dann zwischen der 20. und der 60. Minute deutlich in Führung gingen. Die Crusaders kämpften sich zurück, kassierten aber in der Schlussphase noch einen Versuch, sodass sie am Ende mit 22:32 verloren. Die Sydneysiders sollten uns als Maskottchen einstellen, wir bringen den Mannschaften hier aus der Stadt Glück ...

Eigentlich wollten wir mit der Fähre auch wieder heimfahren (war im Kartenpreis inbegriffen), aber wir verpassten den Bus und hätten eine Stunde auf den nächsten warten müssen, sodass wir uns für die insgesamt viel schnellere, wenn auch landschaftlich und skyline-guck-technisch nicht so beeindruckende Bahn entschieden. So waren wir viel früher als mit der Fähre im Hotel (im Bourbon war Live-Musik, die ich nicht mehr haben wollte) und gingen ohne Absacker ins Bett (die Shops dürfen nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen).

So geht ein toller Tag zu Ende. Jetzt verfolge ich gerade im Liveticker noch den letzten Spieltag der Bundesliga (und hoffe, dass der Tag toll bleibt!), aber bis zum Eurovision Song Contest halte ich nicht mehr durch. Morgen schlafen wir wieder aus und schauen dann, dass wir die Nachmittagstour beim Whale Watching erwischen.

Bunte Bilder:
Oper

Hafenbrücke

Skyline

Auf dem Parramatta River

Aussie Rules

Machen Sie eine typische Handbewegung (der Schiri wirft beim Aussie Rules ein!)

Platzsturm nach dem Aussie-Rules-Spiel

Einmarsch der Gladiatoren, äh, der Waratahs

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