... bin ich hier eben in diesem relativ piekfeinen Schuppen eingelaufen, aber nachdem ich mir mal ordentlich durch die Haare gekämmt habe, sieht das fast aus wie gewollt … Ich saß halt auch heute wieder am Fenster auf dem Beifahrersitz, nachdem ich mir den gekauft hatte (und ein anderer Platz machen und nach hinten rücken musste), und es war heute noch windiger als an den letzten Fahrtagen (einmal wehte es mir sogar den Hut vom Kopf, aber zum Glück blieb der Hut im Auto …).
Das Aufstehen heute Morgen ging einigermaßen, heute hatte ich noch einmal einen traumhaften Sonnenaufgang, ging um kurz nach 6 Uhr schwimmen (herrlich, noch ein letztes Mal ...) und packte meine sieben Sachen. Um kurz vor sieben Uhr war ich beim Frühstück, Sheriff war wieder da, es gab wieder ein leckeres Full English Breakfast, dann checkte ich um kurz vor 8 Uhr aus - und blamierte mich ein klein wenig ...
Die Lodge hatte unmittelbar nach meiner Buchung den Buchungsbetrag geblockt, das hatte ich gesehen und daher die Übernachtungskosten nicht (noch einmal) zahlen wollen. Ich hatte nur nicht gemerkt, dass die Lodge den Block dann zurückgenommen hatte, sodass in Wirklichkeit gar nichts abgebucht worden war; das stellte ich erst fest, als ich der Dame und dem Herrn zeigen wollte, dass ich schon gezahlt hatte ... Sie nahmen es aber nicht krumm, das passte dann schon.
Der Fahrer, den mir der Rezeptionist organisiert hatte, fuhr sehr vernünftig, selbst wenn sich zweimal suizidale Hunde uns in den Weg stellten, die ganz gemütlich auf der Straße liefen, auf der wir angefahren kamen - bei einem war es so knapp wie damals in der Türkei, aber der Hund hier guckte nur vorwurfsvoll und zog von dannen ...
Ich hatte den Fahrer, der übrigens großer Fan des früheren Präsidenten und jetzigen Präsidentschaftskandidaten (für die Wahl im September) Peter Mutharika ist, gebeten, bei der Ecobank anzuhalten, weil ich dort noch Geld abholen wollte. Das geht dort nämlich in praktisch ganz Afrika (außer in São Tomé und Príncipe) ohne Gebühren, was ich sehr löblich finde. Nicht sehr löblich fand ich, dass der Automat, von dem ich 200.000 Kwacha (ich will immer "Kwanza" schreiben, keine Ahnung, wieso ...), zwar 200.000 Kwacha zählte, ich aber aus der Geldausgabe beim besten Willen nur 75.000 herausbekam, weil die anderen physikalisch nicht herausziehbar waren ... Hm, Mist!
Zum Glück war die Ecobank schon geöffnet, also ging ich rein, hatte aber Pech, dass an den zwei Schaltern Leute wirklich Millionen von Kwacha in Scheinen einzahlen wollten; das dauerte bei der Vielzahl an Scheinen halt (eine Million Kwacha selbst in 5.000er-Scheinen sind halt 200 Banknoten; die eine Tante musste die dritte Zählmaschine holen, weil die ersten beiden bei diesen verschrumpelten Scheinen gestreikt hatten) ... Erst als der dritte Schalter geöffnet wurde, kam ich gleich dran und konnte mein Problem schildern. Jo, ich sollte mich hinsetzen, sie würden nachsehen; ich ging kurz raus zum Fahrer, erklärte ihm mein Malheur, war alles kein Problem, ich ging zurück in die Bank.
Nach vielleicht zwanzig Minuten kam ein Offizieller aus der Hintergrund zu mir, fragte, was ich hatte abheben wollen, ich erläuterte dies, dann bekam ich genau meine fehlenden 125.000 Kwacha in die Hand gedrückt; alles bestens! Die Ecobank ist und bleibt wirklich empfehlenswert ...
Der Fahrer fuhr mich dann noch ein paar Meter weiter zum Treffpunkt der Sammeltaxen. Ich sah, dass der Frontplatz des fast vollen Taxis schon besetzt war, und meinte eigentlich, dass ich das nächste Taxi abwarten wolle und dort dann den Frontplatz okkupieren wolle. Das war ihm und dem Fahrer des Sammeltaxis aber wurscht, die verhandelten was, am Ende zahlte ich 25 Euro für den Frontplatz, den ich natürlich teilen musste, aber trotzdem ist das wahnsinnig viel komfortabler (für mich, aber auch für die anderen). So konnte ich dann die ganze Zeit zumindest einigermaßen die Beine ausstrecken, das war viel wert ...
So, die Straße war überwiegend sehr gut, am Ende, als es in Richtung Lilongwe ging, tatsächlich eher etwas schlechter, aber sie wird an vielen Stellen erneuert, und dann fährt man halt über Piste - siehe oben.
Unterwegs - es lief übrigens sehr gute malawische Musik, das war das erste Mal, dass ich das so wahrnahm - sagen wir einen Unfall, bei dem Führerhaus des Lkws richtig was abbekommen hatte ... Ob der Mensch da lebend raus kam, weiß ich nicht, unverletzt halte ich für ausgeschlossen, das sah einigermaßen übel aus ...
Und wenn ich mir so angucke, wie Leute da hinten auf Pick-ups mitfahren (zu zehnt oder fünfzehnt!!), das ist unfassbar - ein Typ vor uns lag sogar, natürlich völlig ungesichert, auf einem Lkw-Anhänger obendrauf ... Wenn der mal stärker bremsen muss, spielt der Typ da oben Superman - und bei den zahlreichen Polizeistopps hier ist sowas den Polizisten komplett wurscht ...
Ansonsten werden, das will ich noch sagen, auf diesen Strecken Päckchen und Briefe mitgenommen, ich weiß nicht, ob es eine malawische Post oder Paketdienste hier gibt, aber das scheint ganz gut zu funktionieren: Die Absender geben das Paket oder Brief dem Fahrer am Abfahrtsort, das wird dann irgendwie ins Auto geladen, und am Zielort wird kurz vorher jemand angerufen, damit der das abholen kommt. Es scheint so zu sein, dass der Empfänger die Transportkosten zahlt, aber das funktioniert offenbar ganz gut ...
Und heute waren wir im Örtchen Jenda unterwegs, in dem die Grenze zu Sambia laut Google nur 22 Meter von der Straße entfernt ist. Wenn ich noch nicht in Sambia (oder auch in Mosambik) gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich einen Abstecher dorthin geplant, aber da ich in beiden Ländern schon war, war das nicht notwendig ...
Jo, die Fahrt von etwa 350 Kilometern dauerte am Ende mit (kurzen) Stopps ziemlich genau acht Stunden; anstrengend war es natürlich schon irgendwo, aber es war erträglich, gerade auf dem Beifahrersitz, das macht schon eine Menge aus, wenn man die Beine etwas ausstrecken kann ... (Die letzte Stunde oder so war im Dunkeln, das war nicht mehr ganz so lustig, aber unser Fahrer fuhr relativ vernünftig, das passte dann schon ...)
Die letzten Kilometer ließ ich mich mit einem privaten Taxi zum Hotel fahren, und das gefällt mir hier sehr, sehr gut, ich habe ein schönes großes Zimmer, leider ohne abnehmbaren Duschkopf, aber mit Badewanne und Schreibtisch, und gleich freue ich mich erstmal auf die Dusche (die dringend nötig ist, ich habe mir eben beim Essen eine ganze Menge Staub in die Serviette gewischt ...).
Das Abendessen heute Abend war fantastisch, eins der besten Filetsteaks, die ich in meinem Leben gegessen habe (nicht das beste, aber eines der besten), die Mousse au chocolat hinterher fand ich (zumal für zehn Euro) nicht so toll, die war deutlich zu fest, aber zum Bier passte die Schokoladencreme, die es am Ende war, dann auch ganz gut ...
Morgen geht es noch ein bisschen auf Erkundungstour in Lilongwe, und dann am Samstag auch schon heim. Und ja, wie so oft, so langsam freue ich mich auch schon wieder auf Deutschland, auf unsere guten Straßen, auf unsere dann doch fast akzeptablen Zugverbindungen, auf die Sauberkeit (die eine Tante ließ heute in der Bank - !!! - einfach den Müll fallen), aber eher nicht auf die Hitze ...
Fotos von heute gibt es auch:
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Steak heute Abend |
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Eine Stunde vor Lilongwe |
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Nicht Australien, sondern Malawi |
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Kahingina Forest Reserve |
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Unterwegs in Malawi |
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Schöner Berg |
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Letzter Sonnenaufgang am Malawisee |
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... mit Boote! |
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