Boah, was für ein Tag! Aber jetzt sitze ich hier - zwar bei diesigem Himmel, aber trotzdem - auf dieser fantastischen Terrasse hier in meinem Hotel in Kigoma und bin absolut glücklich ... Das Hotel ist alkoholfrei, aber das wusste ich schon vorher, und auch wenn heute ein Bier absolut verdient wäre (oder fünf), ersetze ich die halt mit Mango- und sonstigen Säften, wie ich es schon einmal in Tansania gemacht habe ...
Der Abend hatte nicht ganz so gut geendet, denn irgendwo war etwas verstopft, sodass Wasser in meinem Bad auslief. Ich glaube, es war das Duschwasser aus der Wohnung nebenan, aber so viel genauer will ich da auch gar nicht wissen. Da sich die Pfütze in Grenzen hielt und ich ins Bett wollte/musste, ließ ich das alles jetzt mal stehen, denn duschen konnte ich - mit Ausfallschritt - ohne Kontaktaufnahme mit dem womöglich kontaminierten Wasser.
Die Nacht war kurz und nicht so arg erholsam, obwohl ich beide Wecker gestellt hatte; die gingen um 4.45 Uhr runter, und ich stand pünktlich um 5.25 Uhr unten an der Rezeption. Auch der Security-Mensch war da - und ohne den hätte ich wirklich vergessen, die Karte abzugeben (gezahlt hatte ich ja schon, das war seine Hauptsorge gewesen), allein - das Taxi fehlte.
Jetzt war ich ja gestern so großmäulig gewesen, dass es an mir nicht liegen soll, wenn wir verspätet loskommen. Das war aber nicht so gemeint, dass die ohne mich loskommen, sachma.
Es wurde 5.35 Uhr, es wurde 5.40 Uhr, um 5.42 Uhr wurde es mir zu bunt und ich lief zur Straße raus. Der Security-Mensch rannte hinter mir her - und machte das Tor auf! Oh Mann! Ich hoffe, dass der Taxifahrer nicht eine Viertelstunde davor stand und dann meinte, ich wäre nicht aufgetaucht ...
Nun denn, ich lief - öhm, wie bestellt und nicht abgeholt, im wahrsten Sinne - durch die Gegend, aber diese war ausgestorben. Tagsüber kam da alle drei Millisekunden ein Auto gefahren, heute Morgen - Pustekuchen. Nachdem ich nochmal am Tor meines Hotels war, kamen "mein" Security-Mensch und ein zweiter raus, zwischendurch war auch schon mal einer nach der bejahten Frage "Taxi?" weggerannt, ward aber nie wieder gesehen, es war jetzt 6.05 Uhr, so eine blöde Scheiße (sorry, das scheint der Urlaub der Fäkalsprache zu werden, aber ich will ja wahrheitsgemäß berichten, was ich gedacht habe - ausnahmsweise!).
Der zweite Security-Mensch hatte einen jungen Mann aufgetrieben, der in sein Handy brüllte, und ein paar Minuten später kam sein Kumpel angedüst; ich solle einladen. Ohje, auf, auf, jetzt!
Die Fahrt selbst ging schnell, um 6.21 Uhr waren wir am City Market, meine Notsituation wurde mit einem Gerade-noch-nicht-ganz-Wucherpreis ausgenutzt, aber am Ende waren das eh nur 10.000 Francs mehr als gestern über den Rezeptionisten mit dem Taxifahrer vereinbart, auf die kam es jetzt nicht mehr an (und wurden später auch wieder reingeholt, siehe unten!).
Um 6.23 Uhr war ich aus dem Auto raus, um 6.26 Uhr am Busstand - und da standen sie noch alle in Seelenruhe herum. Der ältere Securitymensch hatte schon was zu dem jüngeren Anrufer geäußert, was ich so in Richtung "Der Mzungu (Weiße)/Amerikaner macht mal wieder Stress, dabei fährt der Bus doch eh nicht pünktlich ab" interpretiert habe - und blöderweise hat er Recht behalten ...
Nun, ich stellte mein Gepäck an den Kofferraum, sollte nochmal 20.000 Francs zahlen (auf dem Schwarzmarkt so ungefähr vier Dollar, ich hatte beim Geldabheben ungefähr 6 Euro gezahlt ...), war mir jetzt auch egal, und dann wurde mir beim Einsteigen ein Platz zugewiesen.
Jo, das mal wieder so'n Sitz, auf dem man sich selbst zusammenklappen musste, weil das Rad direkt unter meinen Füßen war, das wäre nicht gutgegangen über viele, viele Stunden, aber zum Glück merkten das die Einweiser und ein paar Fahrgäste auch, sodass ich umgesetzt wurde. (Wäre ja auch schlechte PR gewesen, wenn denen ein Mzungu im Bus abgenippelt wäre ...) Dort ging es, auch wenn die Bekloppten in eine Dreierreihe mit Gang fünf Leute quetschen (zwei auf die Zweierbank, einen auf den Einzelsitz und nochmal zwei auf den herunterklappbaren Gangsitz). Also, Leute, Busfahren in Afrika ist meistens machbar, aber diese Strecke Bujumbura-Kigoma mache ich nicht noch mal, schon gar nicht mit dieser Busgesellschaft - und dabei fing der Spaß erst an ...
Um 7.01 Uhr also fuhren wir los, und nachdem wir aus Bujumbura raus waren, ging die richtig, richtig schlechte Straße los. Ab und zu gab es mal Asphaltabschnitte, die zum Rasen verwendet wurden, aber für die ersten knapp 80 Kilometer brauchten wir zweieinhalb Stunden, und danach ging es auch nicht viel schneller weiter.
Die Blicke auf den Tanganjikasee zur Rechten waren sehr, sehr schön - nur saß ich leider links und konnte keine Fotos machen. In den Dörfern sah ich keine einzige Frau und kein einziges Mädchen in Hosen, dafür aber sehr, sehr viele Fahrräder, die sich natürlich die Straßen mit den Bussen (huphuphuuuuuuuuup) und Lkws und Autos teilen (mit den Fußgänger natürlich auch).
In Rumonge machten wir kurz Station, ich faltete mich nicht aus dem Bus raus (was ein Fehler war, weil mir dann besonders in der letzten Stunde vor der Grenze die Knie richtig wehtaten), Straßenhändler verkauften durchs Fenster Fleischspieße und Yams und Gebäck - ich hielt mich zurück, kaufte auch nichts zu trinken, weil ich nicht wusste, wann und wo ich auf die Toilette könnte.
Kurzzeitig hingen drei Leute außen an unserem Bus dran, dann gab es laute Diskussionen, ob der eine sich noch als Fünfter in die Reihe setzen könnte oder nicht, aber alles in allem war die Stimmung ganz gut ...
Zweimal verreckte unser Bus, beim ersten Mal dauerte es zehn Minuten, beim zweiten Mal eine halbe Stunde, bis die Leutchen - beim zweiten Mal waren fast alle Männer draußen und taten so, als ob sie schieben - den Bus wieder in Gang gebracht hatten. Dass der Mzungu nicht mitgeholfen hatte und sogar noch mit seinen (mindestens) Tonnen Gewicht im Bus sitzengeblieben war, wurde später noch verhackstückt (die Menschen hier rechnen offenbar nicht damit, dass man "Mzungu" versteht und aus Tonfall und Gesprächszeitpunkt Rückschlüsse ziehen kann), aber dann hätte ich meine Nebenfrau rausjagen müssen und hätte mich im Herausklettern womöglich noch verletzt. Wenn jemand mich angesprochen hätte, wäre ich sicher mit rausgekommen, aber irgendwie habe ich mir da, wenn sie schon immer über den Mzungu reden, und meist nicht in außergewöhnlich freundlicher Weise, dann auch den Mzungu-Bonus herausgenommen. (Und außerdem war ich nicht der einzige Mann, der nicht mitgeschoben hat, und die anderen waren fast alle junge Kerls.)
Während da also versucht wurden, den Bus wieder zum Laufen zu bringen, waren wir in einem kleinen Kaff gestrandet, und die Jungs (fast nur die Jungs) guckten seeeeeeeeeehr unauffällig, ob sie einen Blick auf mich erhaschen konnte. So viele Wazungu (Plural von Mzungu auf Swahili) werden da auch noch nicht durchgekommen sein.
Kurz vor Mittag ging es dann weiter, aber jetzt fuhren wir vom Tanganjikasee ein Stück weg und hinauf ins Bergland. "Fuhren" ist vielleicht ein bisschen überambitioniert, "schlichen" passt besser bei handgemessenen 16 km/h. Am Ende landeten wir von 782 m Höhe des Tanganjikasees auf einem 1600 Meter hohen Pass, bevor es wieder - jetzt rasend - abwärts ging. Der (volle!) Straßenmarkt von Mabanda wurde mich Karacho durchfräst (das war eine Straßenverkehrsgefährdung!), bis wir um 13.20 Uhr die burundische Ausreise erreichten.
Hier war der Bus wieder kaputt (und zwischenzeitlich weg, weil sie einen Kickstart versuchen wollten ...), aber wir mussten ja ohnehin an der Ausreise warten. Ich kam mit einem Mitreisenden ins Gespräch, und nachdem er mir nochmal die Sache mit dem Aussteigen unter die Nase gerieben hatte, erwies sich Gerold aus Burundi (der aber mal Uber-Fahrer in Kapstadt gewesen war) als sehr hilfreich.
Der burundische Ausreisegrenzer wollte meine Visumsquittung sehen, die bekam er, dann konnte er nichts mehr meckern, und ich bekam meinen Stempel in den Pass. Unser Bus war nicht zu sehen, dann kam er hinter der Schranke an, aber so richtig funktionstüchtig war er noch nicht.
Gerold empfahl mir dringend, mit dem Mototaxi das Stück zur tansanischen Einreisekontrolle vorzufahren, natürlich auch im Eigeninteresse von ihm und den restlichen Insassen, auf dass der Mzungu nicht den ganzen Verkehr aufhält.
Die fünfminütige Fahrt mit dem Mototaxi war lustig, gerade weil man hier natürlich an der Grenze die Fahrspur wechselt; da hier aber wenig Verkehr ist, geht es mit Stoppschildern beim Spurwechsel (und an die Stoppschilder hält sich natürlich keine Sau), dann kamen wir an der Grenze an und setzten uns in eine Sitzschlange.
An der Sicherheitskontrolle stehen drei Bänke, und auf diesen rutscht man immer weiter vor, bis man schließlich beim Gesundheitskontrolleur ist. Der misst nochmal die Temperatur und gibt einem dann einen Wisch, dass man durchkann oder aber - wie bei mir - seine Gelbfieberkarte nochmal genauer untersucht bekommt.
Jo, und dann saß ich da mit meinem Impfpass, mit einer Gelbfieberimpfung im Jahr 2010 und damals bescheinigtem Gültigkeitsende 2020. Jetzt hat die WHO aber schon vor Jahren festgestellt, dass die Gelbfieberimpfung lebenslang hält. Das wussten die Schlingel auch, aber sie argumentierten, dass in meinem Impfpass halt noch "Ende im Jahr 2020" drinstünden. Geimpft werden müsse ich nicht erneut, das betonten sie, aber ich müsste - für den bescheidenen Preis von 50 US-Dollar - einen neuen Impfpass ausgestellt bekommen.
Jetzt weiß ich tatsächlich nicht, ob sie halbwegs einen Punkt haben, aber ich vertrat die Gegenposition mit Verve, zumal mir (hinterher, Treppenwitz, weißte) einfiel, dass es total viel Sinn ergibt, einen Impfpass auszustellen, in dem die Impfcharge gar nicht enthalten sein kann (weil es keine neue Impfung gibt). Ich packte die damals für die Komoren heruntergeladene Bescheinigung der WHO aus, leider hatte ich die nur auf Französisch dabei, aber die beiden Herrschaften merkten, dass ich nicht ohne Weiteres klein beigab. (Okay, wenn sie noch einmal insistiert hätten, wäre mir wenig übrig geblieben.)
Auf einmal wurde ich nur noch streng gemahnt, das in Zukunft zu regeln (der vermeintlich abgelaufene Impfpass war noch auf keiner Reise bisher ein Problem gewesen), und das tue ich - notfalls, indem ich das Ablaufdatum im Impfpass eigenhändig stre..., äh, nein, eigenhändig einen Termin bei meiner Ärztin mache und das regeln lasse ...
Nachdem das also geregelt war (und ich 50 Dollar gespart hatte), bekam ich auch mein Gesundheitszeugnis, Gerold wies mich zur eigentlichen Einreise. Dort musste ich 50 Dollar für das Visum abdrücken, aber die Grenzerin fragte, ob ich für sie noch 10 Dollar hätte. Sachma, geht's noch?! Das war in Burundi wirklich besser gelaufen mit der Korruption ...
Ich musste noch Fingerabdrücke abgeben, dann kam mein Pass weitere Minuten nicht an Land, aber am Ende war ich vor Gerold durch die Kontrolle durch; um 15.30 Uhr Ortszeit (hier ist es eine Stunde später als in Deutschland bzw. Burundi) waren wir durch die Einreisekontrolle durch.
Unser Schaffner wollte noch ein Foto mit dem Big Mzungu machen, kriegte er, wollte auch noch ein Trinkgeld (nach den 20.000 Francs Gepäck-"Gebühr" beim Einsteigen), bekam er nicht; eine Kongolese quatschte mich auf Französisch zu, obwohl ich ihm signalisierte, dass ich ihn kaum verstand, wollte auch noch ein Trinkgeld, winkte am Ende aber trotz Verweigerung desselben freundlich ...
Gerold und ich waren jetzt durch die Einreise durch, mussten aber noch eine gute Stunde auf den Rest vom Schützenfest warten, bis wir endlich die finale Etappe beim Zoll hinter uns bringen durften. Das klappte, auch wenn ich nicht verstehe, wieso Autofahrer mit einem Pro-forma-Öffnen des Kofferraums durchgewunken werden und wir noch unsere Rucksäcke öffnen mussten, aber wenigstens war das innerhalb der Busmannschaft dann diskriminierungsfrei ...
Nach insgesamt dreieinhalb Stunden an der Grenze (ein Hoch auf die Europäische Union und das Schengener Abkommen an dieser Stelle, auf dass uns die Politiker diese Errungenschaft nicht kaputtmachen!) auf 1.720 Metern Höhe (das ging zur tansanischen Grenze nochmal ein ganzes Stück hoch) ging es nun das letzte Stück nach Kigoma weiter.
Um 18.02 Uhr kamen wir an, und schon fielen etliche Mädchen/junge Frauen über mich her, noch bevor ich ausgestiegen war. Nun hätte ich ja grundsätzlich nicht unbedingt etwas dagegen, wenn junge Frauen über mich herfallen, aber lasst mich doch erstmal aussteigen und mein Zeug holen!!! Ich weiß gar nicht genau, was die wollten, wahrscheinlich mich nur an irgendein Taxi vermitteln, aber das ging mir so dermaßen auf den Sack (wenn schon, denn schon), dass ich fluchtartig abhaute, von so einem komischen Securitytypen noch zurückgepfiffen wurde - und am Ende einem (auch preislich) vernünftigen Rikschafahrer direkt vor die Flinte lief, der gar nicht wusste, wie schnell er einen Kunden hatte.
Mit der Motorikscha ging es die letzten acht Kilometer zu meinem Hotel, das ich hauptsächlich wegen der Terrasse mit Blick auf den Tanganjikasee gebucht hatte - und die Terrasse wollte ich gerne noch im Hellen erleben.
Ich wurde sehr, sehr freundlich begrüßt, mit dem Golfkärrelchen erst zum Restaurant und dann zum Zimmer gefahren (Terrasse mit Ausblick auf den See, ganz toll!), lief dann die letzten Meter zum Restaurant und habe jetzt hier gut zu Abend gegessen - die Vorspeise, kleine Fischlein, war ziemlich totgebraten, aber die Hauptspeise, ein Filet von einem Fisch aus dem See (hoffe ich!) mit Pommes, war sehr lecker. Der Ananassaft war okay, aber ich bleibe jetzt beim Wasser, weil ich heute weiß Gott nicht zu viel getrunken habe ... (Und hier sieht man jetzt auf der anderen Seite des Sees die Lichter der Demokratischen Republik Kongo - sonst sieht man das Gegenufer wirklich nicht ...)
Dieses Hotel gefällt mir sehr, sehr gut - schade, dass ich morgen schon wieder um 6.30 Uhr abgeholt werde (hoffentlich klappt das morgen!!), aber auch diesem Hotel drohe ich womöglich die Wiederkehr an.
Boah, was ein Tag - das war richtiges Abenteuer Afrika, das machst du (solltest du) nicht als Anfänger (machen), obwohl die Menschen ja am Ende des Tages mit nur wenigen Ausnahmen lieb sind. Der Mzungu bist du, egal, was du machst, das ist auch zu ertragen; nur brauche ich jetzt eine Dusche, weil überall Staub von diesen furchtbaren Straßen ist.
Mal gucken, ob das mit den Fotos klappt:
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| Belohnungsblick auf den Tanganjikasee |
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| Direkt von der Terrasse |
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| Parkanlage des Hotels |
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| Blick vom Balkon |
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| In der Motorikscha |
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| Unterwegs im burundischen Hochland |
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| Blick durch die Bustür auf den See |
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| Unterwegs in Burundi (nicht der See!) |








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