Meine Länder

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Dienstag, 5. August 2025

Fast ein bisschen ausgelacht worden

... bin ich heute öfter, wenn ich erzählt habe, dass ich nur zwei Tage in Burundi sein werde - und ich muss sagen, dass ich das auch sehr, sehr bedauere, denn es ist hier - jedenfalls in Bujumbura - wirklich schön. Klar, das ist auf den Straßen schon afrikanisch mit zugeparkten Gehwegen und Laufen auf der Straße und einer Fahrweise, die man so in Deutschland nicht bringen könnte, aber bis auf die Taxifahrer, die überall auf der Welt Gauner sind, habe ich hier nur superfreundliche Menschen erlebt, und die Taxifahrer sind auch freundliche Gauner ... Das Essen ist auch sehr lecker, und es gibt sogar Weißbier hier! Und die (mehreren!) Helden, die mich heute dazu verleiten wollten, mich auf ihre Personenwaagen zu stellen (die wollten doch nur ihren Highscore knacken!), brachten mich auch zum Lachen ...

Achso, war das was mit dem Koffer? Der ist wieder da, aber das erzähle ich ganz am Ende - und schön hier weiterlesen!

Ich schlief erstmal halbwegs aus - das letzte Bier gestern Abend war schlecht, definitiv! Danach ging ich unter die Dusche, die hier einen wunderbaren abnehmbaren Duschkopf mit einem fantastischen Wasserdruck hat, ganz großes Kino, ganz grandios! Schließlich schlug ich beim Frühstück auf.

Ich bestellte das afrikanische Frühstück, bekam aber gesagt, dass die darin enthaltene Banane eine Stunde bräuchte - mir wurde angeboten, das Ganze mit Kartoffeln statt mit Bananen zu servieren, und das nahm ich an. Das dauerte jetzt auch nicht wesentlich kürzer als 'ne Stunde, war aber sehr lecker: Es gab eine Art Eintopf mit Kartoffeln, Erbsen, Spinat und kleinen Fischlein, sehr, sehr lecker, wenn auch sehr heiß. Obendruff war eine rote Frucht, und ich Vollidiot aß die praktisch ganz und auf einmal.

Freunde, war das scharf! Ich bekam Schweißausbrüche und Herzrasen, auch wenn meine Mediziner-Freunde gerade noch klären, ob das zusammenhängen kann, und mein Mund brannte wie tausend Feuer. Brutal - aber Doofheit muss halt bestraft werden ...

Nachdem ich das überlebt hatte, machte ich einen kleinen Spaziergang, zunächst an den Tanganjikasee - und das sieht wirklich aus wie ein (ruhiges) Meer, von der Seite gegenüber sieht man nichts (ich hab zumindest nix gesehen). Die Temperaturen waren erträglich, aber ein bisschen ins Schwitzen kam ich doch, sodass ich nach ein paar hundert Metern im Schatten Station machte und einfach mal - das mache ich ja gerne, noch lieber sitze ich dabei, aber stehend geht es auch - das Leben beobachtete.

Ich stand an einer T-Einmündung, an der die Vorfahrtsregelung sehr kreativ (und durch Hupen) verhandelt wird, über die Kopfsteinpflasterstraße fahren größere Lkws, eine Rikscha kam vorbei, aber ansonsten - trotz Treibstoffmangels - auch nicht ganz so wenige Autos. Und etliche Taxen (von denen es viele gibt) fuhren leer an mir vorbei ...

Irgendwann wollte ich versuchen, ein Taxi anzuhalten (die hupen einen hier nämlich nicht, wie sonst fast überall auf der Welt regelmäßig an), als mich - endlich - ein Taxifahrer mal anschaute, ich ihm zunickte und er dann in der nächsten Parkbucht anhielt. Ich hatte nämlich eruiert, dass es mir bis zum Busbahnhof zu weit zu laufen ist (wäre es auch gewesen). Wir verhandelten erst über das Ziel und dann den Preis, am Ende zahlte ich drei Euro und war zufrieden, als Monsieur mich durch Bujumbura kutschierte. Er fuhr einmal über den Markt mit mir und brachte mich exakt zu dem Busunternehmen, zu dem ich hinwollte - sehr gut!

Dort kaufte ich für 30.000 Burundi-Francs meine Fahrkarte für morgen. Um 6 Uhr muss ich dort aufschlagen, damit der Bus um 6.30 Uhr abfährt - an mir soll es nicht liegen, dass wir verspätet loskommen. (Gerade eben habe ich mit dem Rezeptionisten vereinbart, dass mich ein Taxifahrer um 5.30 Uhr abholt.)

Ebenfalls 30.000 Burundi-Francs wollte der Taxifahrer für die paar Kilometer in die Stadt haben, sodass ich dankend ablehnte und weiterlief. Ein bisschen später kam mir ein anderer in die Quere, mit dem ich mich mit Mühe auf 15.000 Francs (4,50 Euro) einigen konnte; von wegen Treibstoffmangel und so, da wurde unterwegs noch eine Familie mit vier Leuten auf die Rückbank gequetscht ... Auch dieses Auto war ein Rechtslenker-Toyota; ich vermute, dass viele Rechtslenker aus Uganda, Kenia und Tansania, die alle Linksverkehr haben, kommen, weil es wirklich auffällig ist, wie viele hier auf der falschen Seite lenken.

Als ich am gewünschten Ziel, dem Hotel Botanika, ankam, war es erst 11.30 Uhr, sodass ich erst noch einen kleinen Spaziergang machte (ich unterschätze hier immer die Entfernungen, furchtbar) und zur Kathedrale Regina Mundi (Königin der Welt) wanderte. Den größten Teil des Weges lief ich auf der Straßen, weil die Autos hier die Bürgersteige immer zuparken, aber das funktioniert überraschend gut. Ich kam am Kleinbusbahnhof vorbei, da war es mir aber zu wuselig, sodass ich eine Querstraße weiterging. 

Dort sah ich die Kathedrale schon, die von außen nicht unhübsch, innen eher schmucklos aussieht. Trotzdem fand ich es auffällig, wie viele Menschen (keine Hunderte, aber ein, zwei Dutzend) an einem gewöhnlichen Werktagmittag in der Kirche saßen und auf Knien beteten. (Die meisten Burundier - etwa 75 % - sind Katholiken, weitere 20 % sind Protestanten, der Rest sind Sonstige, sagte mein Hotelchefin mir eben.)

Interessant fand ich auch, dass es an der Kathedrale einen Aushang von einem ugandischen Pfarrer gab, der mitgeteilt hatte, dass an drei Sonntagen das Aufgebot gelesen und das entsprechende Formblatt dann zurückgeschickt werden möge ... Joa, strenge Sitten hier ...

Auf dem Rückweg wurde ich mal wieder erst als "Boss" (wieso?!), dann als "mzungu" ([sinnlos herumlaufender] Weißer) gegrüßt, wobei Letzteres meist Kinder machen. Jo, macht mal, Kinners ...

Jetzt hatte ich mir Appetit geholt, um mir in der Brasserie "Le Croco" ein Bierchen und vielleicht eine Kleinigkeit zu genehmigen.

Eins vorweg: Das Ding könnte genau so auch in Europa oder Kanada oder Australien oder Neuseeland in einer hippen Industriehalle stehen, das ist total schön dort: Ein großer Gastraum, hinter einer Glaswand sieht man die Bierproduktionsutensilien, die Bar ist groß, die Bierauswahl toll (es gibt Lager - das sieht komisch aus, ist aber trinkbar -, Pale Ale - gut trinkbar -, IPA - sehr lecker -, Weissbier - auch sehr lecker - und Dunkelbock, das der Ober erst "Dankelbock" aussprach, auch lecker; und ja, ich habe sie alle fünf probiert, in 0,25-l-Gebinden, keine Sorge!). Der Ober war klasse, das Essen - ich bestellte einen Wurstmix aus Choma, einer Grillwurst, Merguez und Chipolata - darauf gut Zwiebeln, das war auch sehr, sehr lecker. Allein schon für das Ding will ich nochmal nach Bujumbura! Nicht probieren konnte ich leider Uburobe, eine Yams-Speise, das war aus ... Kommt aber auch noch mal!

Gut gesättigt und nicht mehr ganz nüchtern verließ ich das Etablissement und lief in Richtung - deutsche Botschaft. Bujumbura ist zwar - nicht mehr - die Hauptstadt von Burundi, aber viele Botschaften sind immer noch hier, und nach ein bisschen Sucherei fand ich die Botschaft 200 Meter hinter ihrer Google-Position. In vielen Ländern habe ich immer ein bisschen Schiss, vor meiner eigenen Botschaft das obligatorische Selfie zu schießen, so auch hier, nicht dass mich irgendwann mal die Polizei hochnimmt, aber das konnte ich hier auch vermeiden. Botschaft in Burundi, Check!

Ich lief ein paar Schritte weiter und wollte dann in die Straße des 13. Oktober einbiegen, als ich von einem Militär nicht unfreundlich, aber unmissverständlich zum Halt aufgefordert wurde; ich verstand den Wink und lief ein Stück zurück und eine Straße weiter wieder in Richtung See. Unterwegs wurde ich manchmal interessiert beäugt (manche Kinder folgen einem, ein paar betteln, aber andere sind einfach nur neugierig), aber öfter auch freundlich gegrüßt - so ist es schön.

Ich wollte noch zum Musée vivant, zum "lebendigen Museum" gehen, das direkt neben meiner Unterkunft liegt. Ich guckte mir die Künstlerstände dort an, die wirklich tolle Sachen verkaufen, kaufte aber nur ein paar Magnete, weil ich mich nicht so richtig traue, Holz nach Europa einzuführen (die Maske aus Benin ist inzwischen verjährt, zum Glück). In den Zoo wollte ich die 10 Dollar Eintritt nicht zahlen, zumal das auch nicht so richtig offiziell aussah, also wanderte ich die paar Schritte nach Hause in meine Bude.

Ich ging kurz aufs Zimmer, wartete ab, bis der Rwandair-Flieger gelandet sein müsste, und bat dann die Rezeptionistin, mal am Flughafen anzurufen. Der Flieger hatte aber Verspätung und war gerade erst gelandet; sie würden anrufen, sobald mein Gepäck da sei.

Ich ging wieder aufs Zimmer, wartete eine halbe Stunde auf den Anruf, eine Stunde, eineinhalb Stunden; dann ging ich noch einmal runter. Zufällig kam gerade die Hotelbesitzerin herein, Nadine, ein absolutes Goldstück, und nahm mich unter ihre Fittiche. Sie meinte, vom Flughafen würden die nicht anrufen, da müsse man schon hinfahren. Da sich kein Fahrer finden ließ, fuhr sie mich kurzentschlossen selbst zum Flughafen - und im Dunkeln möchte ich in Burundi nicht fahren: unbeleuchtete Fußgänger, unbeleuchtete Radfahrer mit riesiger Beladung, unbeleuchtete Schlaglöcher, unbeleuchetete Monsterschwellen, Nadine fuhr durchaus zügig, einmal nahmen wir ein Schlagloch mit, aber kamen gut an.

Sie begleitete mich in den Flughafen - aber die Schiebetür zur Gepäckausgabe war zu, und auch sonst sah das ziemlich ausgestorben aus. Ich will gerne die Worte wiedergeben, die ich in dem Moment dachte: "So eine Scheiße, so eine verdammte!" Aus einer Ahnung heraus drückte ich aber die Klinke der Tür zur Gepäckausgabe herunter, die Tür ging auf, da standen auch zwei Leutchen, die meinten, dass ich mal da hinten gucken sollte - und ich konnte schon aus der Ferne sehen, dass da mein Koffer in der Gegend herumstand - Halleluja!

Der Koffer wurde noch ordnungsgemäß im Lost-and-Found-Buch ausgetragen, dann behelligte mich auch kein Zoll mehr, und wir waren wieder unterwegs zurück zum Hotel. Nadine und ich unterhielten uns prächtig (die Burundier sprechen in vielen Fällen sehr, sehr gut Englisch, gut, bei ihr, die sie in Ottawa in Kanada lebt, war das jetzt kein Wunder).

Ein Kofferträger wurde am Hotel geordert, der mir den Koffer hochschleppte; es wurde Vollzugsmeldung in die große, weite Welt gegeben, und jetzt habe ich eben doch wieder im Hotel gegessen, leckeren Sangala (Nilbarsch) und noch leckerere gebratene Bananenwürfel.

Jetzt zahle ich gleich noch an der Rezeption, und dann geht es ins Bettchen, denn in acht Stunden klingelt der Wecker.

Fotos gibt es heute natürlich auch, wild durcheinander wie ich heute Abend:

Brasserie "Le Croco"

Burundische Fahne im Musée vivant 

Kathedrale Regina Mundi

Lecker Weizenbier

Tanganjikasee

Dreierlei Wurst

Street Art in Bujumbura

Straßenszene in Buja (wie man "Bujumbura" abkürzt)

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