... war das heute, aber sowas von anders …
Ich schlief ziemlich gut, hatte aber den Wecker doch sicherheitshalber auf 6 Uhr gestellt, war aber kurz vor diesem wach. Ich machte langsam, aber ich machte, duschte mich mit dem wunderbaren abnehmbaren Duschkopf mit dem noch wunderbareren Wasserdruck und machte mich fertig.
Um kurz vor 8 Uhr checkte ich aus, nicht ohne die Rezeptionistin zu fragen, was es denn kosten würde, mit dem Taxi zur tansanisch-malawischen Grenze kutschiert zu werden. Die Rezeptionistin telefonierte und kam auf 200.000 tansanische Schilling, ungefähr 74 Euro, was mir für angeblich ca. zwei Stunden Fahrt doch ein bisschen viel war. Da es bei solchen vermittelten Angeboten immer ein bisschen schwierig ist zu handeln, ließ ich es gut sein und bat den Concierge, mir ein Tuktuk zu besorgen, das mich zur relativ nahegelegenen Busstation bringen sollte. Monsieur verschwand auch, kam ein paar Minuten mit einem Siebensitzer zurück und nannte einen für mich akzeptablen Preis von ca. 3,50 Euro zum Busbahnhof. Also stieg ich ein, wir fuhren los.
Mein Fahrer, Firakiya hieß er, wenn ich das nicht komplett verballhorne, was sehr gut möglich sein kann, zerlegte das Auto auf den ersten Metern nicht, sodass mir der Geistesblitz kam, ihn zu fragen (und jetzt eben direkt), was er mir denn abnehmen würde für die Fahrt. Ein kleines bisschen verhandelten wir, dann einigten wir uns auf 140.000 Schilling, etwas über 50 Euro, damit war ich einverstanden. Also fuhren wir los, und heute will ich die teilweise rot-blau blinkenden Tuktus erwähnen, die mir gestern Abend schon aufgefallen waren - da dachte ich jedes Mal, da kommt die Polizei, und war sehr irritiert, dass selbige das zulässt. Mehr zur Polizei aber gleich ...
Es ging zunächst bis auf 2.150 Meter über Normalnull hoch (Mbeya selbst liegt ja auf etwa 1.700 Meter), und dort sah man, wieso die Region um Mbeya als Kornkammer Tansanias gilt, denn da gab es viele Getreidefelder.
Wir waren gerade von der Hauptstraße auf die Stichstraße zur Grenze abgebogen, als wir von der Polizei angehalten wurden. Mein Fahrer stieg aus und verhandelte mit denen, währenddessen kam ein Polizist (oder Militär?) zu mir und wollte freundlich, aber bestimmt meinen Pass sehen. Den bekam er, er guckte, ob ich einen Einreisestempel habe, hatte ich, passte. Ein paar Minuten später kam die Polizistin und drückte mir einen Strafzettel in die Hand. Bitte was? Während ich das Ganze erstmal verarbeitete und mir den Strafzettel anschaute, kam Firakiya dazu und drängte die Polizistin, mich außen vor zu lassen - ich hatte ja nun wirklich nichts falsch gemacht. Auf dem Strafzettel (fein säuberlich ausgedruckt) stand jedenfalls eine abgelaufene Versicherung (ich schaute später - die war 2021 abgelaufen, auweia), aber es waren noch zwei weitere Positionen à 60.000 Schilling, also ca. 22 Euro, drauf - das könnten die gerissene Scheibe und der fehlende Außenspiegel auf der Fahrerseite gewesen sein … Knapp 70 Euro Strafzettel in einem nicht ganz so reichen Land - aua!
Nach einer guten Dreiviertelstunde Aufenthalt, in der der Fahrer das Geld (und mutmaßlich auch die Versicherung) besorgt hatte, fuhren wir weiter; ich hatte mir ja ausgemalt, schneller als mit dem Bus an der Grenze zu sein, das wurde jetzt schon fragwürdig, wobei die Busse auch gelegentlich angehalten wurden ...
Wir waren eine halbe Stunde gefahren, da kam der zweite Polizeihalt - diesmal ging es schneller, dauerte nur zehn Minuten, aber der Fahrer meinte danach zu mir, dass die Polizisten gerne so fünf- bis zehntausend Schilling, also zwei bis vier Euro, als - nun - Wegezoll(?) haben wollten.
Das Ganze wiederholte sich auf einer Strecke von 100 Kilometern noch zweimal, und ich habe (Klein-)Korruption selten so heftig erlebt wie jetzt in diesen zweieinhalb Tagen in Westtansania: Angefangen mit diesen Pseudo-Gesundheitswächtern, die für 50 Dollar Selbstkostenpreis mir einen neuen Impfpass andrehen wollten, weiter mit der Grenzerin, die gerne 10 Euro Zusatz-Visumgebühr gehabt hätte, und jetzt diese ständigen Polizeikontrollen, das ist wirklich ärgerlich - kein Wunder, dass die Polizistinnen und Polizisten alle recht gut ernährt aussehen ...
Inzwischen fuhren wir - nachdem wir bis auf 2.270 Meter hochgefahren waren - deutlich nach unten, und während oben noch Getreide angebaut worden war, fing es weiter unten nun mit Tee- und Bananenplantagen an.
Achso: Einmal fuhr der uns entgegenkommende Bus beim Überholen - uns ankommen sehend - in unsere Spur ein und blinkte dann uns an, dass wir Platz machen sollten! Lustig. Sehr lustig.
Wir waren schon fast an der Grenze, da wurde meine feste Überzeugung, dass ein Schlagloch einem Auto nicht wirklich etwas anhaben könne, erschüttert - Firakiya erwischte auf einer Kuppe unglücklich ein tiefes Loch, bumms, Reifen platt ...
Nun standen wir da - sechs Kilometer vor dem Zwischenziel - und praktisch sofort hielten die ersten hilfsbereiten Menschen. Mit einem solchen fuhr mein Fahrer auf dem Motorrad in die Stadt, während ich im Schatten wartete, wo es gut auszuhalten war. Nach einer guten halben Stunde - immer wieder fragten Leutchen, ob es mir gutginge - waren die beiden wieder da, und Firakiya montierte den Vorderreifen ab. Den gab er dem Helfer mit, der ihn - immer noch auf dem Motorrad - wieder in die Stadt kutschierte, zum Vulkanisierer oder so, keine Ahnung. Währenddessen montierte der Fahrer den Hinterreifen ebenfalls ab und montierte ihn ans Vorderrad; auch wenn ich nicht genau weiß, wieso, ergab das für mich irgendwie Sinn. Nach einer weiteren halben Stunde (zwischendurch war mal ein Mann mit einem großen Tisch auf dem Motorrad [!] vorbeigekommen) kam der Helfer mit dem reparierten Reifen zurück, der dann ans Hinterrad montiert wurde. Ich fand das unglaublich lehrreich, weil ich noch nie einen Reifen gewechselt habe und auch hoffe, nie in die Verlegenheit zu kommen; nach der Auffrischung heute würde ich mir das aber - mit Mühe - dann doch zutrauen.
Um 12.41 Uhr ging es weiter, und so gegen 12.50 Uhr werden wir an der Grenze gewesen sein; nach fast fünf Stunden Fahrt. Der Fahrer bekam den Rest des vereinbarten Preises (das meiste hatte ich schon bei Fahrtantritt fürs Tanken gegeben, und 10.000 Schilling waren als Lohn für den Helfer draufgegangen, Gewinn hat der Fahrer heute definitiv keinen gemacht ...), da standen schon fünf Männer um mich herum, die Geld wechseln, Taxi fahren, SIM-Karten verkaufen und mir eine Fahrt auf der malawischen Seite anbieten wollten. Einer war besonders hartnäckig und zeigte mir, wo ich zur Einreise müsse, das hätte ich auch so gefunden, wenn auch nicht ganz so schnell.
Ich musste noch einen Zettel ausfüllen, dann ging die tansanische Ausreise leidlich schnell. Ich war nicht ganz sicher, ob ich noch zum Zoll müsse, aber das verneinte der Schlepper. Auf dem Weg wechselte ich noch zu einem schlechten, aber nicht völlig sinnlosen Kurs tansanische Schillinge in malawische Kwanza, und war dann - nachdem ich nicht so machte, wie sie es gerne gehabt hätten - die meisten Schlepper los.
Ich zog meinen Koffer - Hilfe von den Schleppern dankend ablehnend - durchs vermeintliche Niemandsland über den Grenzfluss zur malawischen Einreise. Die Tante dort kontrollierte meinen Impfpass, der ging natürlich ohne Beanstandung durch, für die Einreise musste ich noch einen Zettel ausfüllen, der Grenzer schaute in seiner Liste nach, ob ich visumfrei einreise dürfe (darf ich), dann ging das auch fix.
Meine beiden Schlepper verkauften mir dann noch eine SIM-Karte mit Datenpaket, damit konnte ich dann erstmal gut agieren. Dem Zoll war ich wurscht, und so ging es durch das Kaff Songwe zum Haltepunkt für die Taxis. Die beiden hatten mir eine Fahrt für 8.000 Kwanza, vier Euro, versprochen und wollten mich in ein Auto quetschen. Da kam allerdings gerade ein neues Auto, ich sicherte mir für fünf Euro den Beifahrerplatz (ich wollte den für mich alleine, das hinderte den Fahrer aber nicht daran, den nicht existenten Platz zwischen ihm und mir auch noch zu verkaufen - Ganghebel gibt es nicht, die japanischen Autos sind Automatik, und der Automatikschalter ist in Lenkradnähe).
Es dauerte nicht lange, und es ging durchs ländliche Malawi - das bedeutet, dass mir binnen weniger Minuten ein Mann in BVB-Trikot und einer in Union-Berlin-Trikot (!) begegnete. Auch hier gab es eine Zollkontrolle (denen war mein Gepäck wurscht) und eine Polizeikontrolle (ich musste meinen Pass vorzeigen, als Einziger im Taxi, das mit wahrscheinlich zehn Mann besetzt war auf maximal sieben Plätzen; in Deutschland würde man das Racial Profiling und daher als böse bezeichnen; insgesamt ging das aber auch sehr schnell). Dann waren wir halbwegs zügig in Karonga, aber doch so spät, dass ich in Mzuzu definitiv erst im Dunkeln angekommen wäre - das wollte ich nicht, schon gar nicht nach der Erfahrung gestern. (Und ich hab da ja auch schon Sachen in Kenia gemacht, das war nicht so schön ...)
Ich schnappte mir also - nach der Rückmeldung an meine Ma - meinen Koffer und suchte das Hotel, das ich auf Booking gefunden hatte. Das war nur nicht da, wo es sein sollte, also fragte ich herum, wurde in die Richtung da hinten gewiesen, holte kurz Geld und landete schließlich in einer als Lodge bezeichneten Herberge. Der Brite, der zufällig fünf Sekunden vor mir angekommen war, schnappte mir das letzte Zimmer weg; die Chefin wollte mich schon anderweitig vermitteln, als ihr vom Personal gesagt wurde, dass es noch ein Zimmer gebe, das aber noch frischgemacht werden müsste. Das akzeptierte ich, stellte mein Zeug im Büro ab und ging ein Bier trinken.
Dabei begegnete mir ein sehr freundlicher Malawier namens Victor, der sich dann auch kurz zu mir gesellte, ich gab ihm eine Fanta aus, und wir unterhielten uns intensiv über Malawi, seine Religionen, seine Regionen, Fußball und was weiß ich sonst noch. Mit den Malawiern ist es einfacher, ins Gespräch zu kommen, weil die - so ist mein Eindruck - im Schnitt besser Englisch sprechen als die Tansanier, die öfter noch Swahili sprechen. Nach drei Bier (und der Fanta für Victor) zahlte ich fünf Euro, suchte - und fand mit Mühe - eine Busagentur für den Bus morgen, kaufte mein Ticket (für 15 Euro) nach Mzuzu und muss morgen um 5.30 Uhr dort sein. Das ist aber zum Glück gleich um die Ecke, das sollte also passen.
Ich konnte immer noch nicht einchecken, weil die Chefin gerade meine Bettwäsche bügelte, also ging ich etwas essen. Die Empfehlung von Victor wollte ich untersuchen, setzte mich auch hin, wurde aber nicht bedient und zog wieder von dannen. Am Wahrzeichen von Karonga, dem Malawisaurus, der auf dem Kreisverkehr bei der Einfahrt in die Stadt steht, lief ich vorbei zu einer einigermaßen gut bewerteten Kneipe. Dort aß ich Mbalagha, das sind Kochbananen in einer leckeren Sauce mit etwas Spinat und Erbsen dazu, und bei mir wurde noch etwas Rindfleisch dazugemischt. Das war lecker, ich trank zwei Fanta und bezahlte mit Trinkgeld (das man hier eher nicht so kennt, war mein Eindruck) ebenfalls 10.000 Kwanza, also fünf Euro.
Jetzt war ich auf dem Heimweg, ein Mann auf dem Fahrrad rief mir "I'm coming" zu, was für Belustigung unter den Umstehenden und bei mir sorgte (er meinte wahrscheinlich "welcome", aber das ging in die Hose ...). Ein paar Schritte lief ich weiter, als auf der gegenüberliegenden Seite der Straße eine wild feiernde Horde zu mir herüberbrüllte. Als ich stehenblieb, wurde schon gejubelt, als ich tatsächlich über die Straße zu ihnen lief, noch mehr ... Insgesamt hatten die alle schon einen sitzen, waren aber superfreundlich, es wurden unzählige Selfies gemacht, ich trank noch ein Bier mit denen und zog dann ab.
Im Hotel zahlte ich, bekam meinen Schlüssel und ging in mein Zimmer. Zwei Mankos gibt es: Der Ventilator funktioniert nicht (das ist echt blöd, aber für eine Nacht werde ich es überleben, zumal die Verkabelung in der Steckdose mehr als abenteuerlich war) und der Duschkopf ist - natürlich - nicht abnehmbar ... Für 15.000 Kwanza, also 7,50 Euro (und mir ist nicht das Komma verrutscht!), kann man das aber auch ertragen.
Es ist recht laut hier, und ich will jetzt eigentlich bald schlafen, mal gucken, was das wird - den Tag morgen halte ich aber so oder so noch durch, und dann hoffe ich so sehr, dass das Hotel am Malawisee einigermaßen zu erholsamen fünf Nächten dort beiträgt.
Malawi - mein 166. Land (juchhe!) - gefällt mir auf den ersten Einblick sehr gut - die Menschen sind unglaublich freundlich, auch die Staatsorgane machen es leicht, hierher zu kommen, die Preise sind seeeeehr moderat, doch, bisher ist das echt schick ...
Mal gucken, ob Bilder klappen, ich habe hier kein WLAN und muss mit dem Handy einen Hotspot aufmachen.
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| Mbalagha zum Abendessen |
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| Malawisaurus in Karonga |
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| Ergebnis von datt Schlagloch |
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| Unterwegs in Tansania I |
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| Unterwegs in Tansania II |
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| Unterwegs in Tansania III |






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