Meine Länder

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Samstag, 9. August 2025

Der Lohn aller Mühen

 ... ist der Blick auf den Malawisee, den ich genieße, da ich diese Zeilen schreibe. Ich war eben sogar schon schwimmen, bei durchaus beachtlichem Wellengang, sodass das Süßwasser, das man schmeckt, die einzige Sache ist, die einen vergessen lässt, dass das hier nicht das Meer ist. Es ist sooo schön …

Das Aufstehen heute Morgen war mühsam, obwohl ich einigermaßen früh und - bis auf komische Träume - gut geschlafen hatte. In der Google-Bewertung meiner 7,50-Euro-Unterkunft steht, dass man nur gelegentlich Warmwasser bekäme - heute Morgen hatte ich das umgekehrte Problem: Ich bekam nur brutal heißes Wasser, sodass ich den Duschgang auf das absolute Minimum begrenzte, um den Schweiß der Nacht abzuwaschen.

An dieser Stelle muss ich auch meiner Ma Abbitte leisten: Die hat mir ein Badehandtuch ins Gepäck geschmuggelt, und das leistete mir nicht nur gestern Abend und heute Morgen in Karonga gute Dienste, sondern jetzt auch hier am Strand des Malawisees - danke, Mutter!

Um 5.15 Uhr verließ ich die Bude und war überpünktlich an der Bushaltestelle. Ein Mensch meinte zu mir, dass meine Busgesellschaft heute nicht mit einem großen Bus nach Mzuzu fahre, sondern mit einem kleinen Bus, der da drüben stehen würde … Trotz anfänglicher Zweifel neigte ich dazu, ihm zu glauben, erst recht, als auch andere Fahrgäste mit Fahrscheinen meiner Gesellschaft dort einstiegen. Ich bekam einen der beiden Frontplätze - und um Punkt 6 Uhr, also zur geplanten Abfahrtszeit, fuhren wir los. Was ist denn hier los? Ja, okay, wir blieben wenige Meter später noch einmal kurz stehen, aber das war ja hier pünktlicher als die Deutsche Bahn!

Jetzt hatte ich allerdings das Problem, dass ich - mit einem großen Bus rechnend - mich nicht nur nicht eingeschmiert, sondern auch meine Sonnencreme in den Koffer gepackt hatte, wo er quasi unerreichbar war. Gleichzeitig war das offene Fenster auf der Fahrerseite die Klimaanlage, sodass ich mit Armen und Dickschädel ziemlich in der Sonne war, denn wir fuhren nach Süden, ich saß links, und die Sonne geht auch hier im Osten auf.

Ich schütze meine Birne mit meiner Kappe, deren Schirm ich in alle Himmelsrichtungen (ne, eigentlich immer nach Osten) richtete und damit mindestens 30 Jahre zu alt aussah. Komplett lächerlich sah das aus, aber das mir wurscht. Meine Arme versteckte ich möglichst und dem Rucksack, und diese Schadensbegrenzungsmaßnahmen scheinen gewirkt zu haben, denn so brutal rot sind weder meine Birne noch meine Arme. Puuh ...

So gewappnet ging es, zunächst in der Nähe des Malawisees, in Richtung Chiweta. Die Straßen pendelten wild zwischen Piste und vierspuriger Beinahe-Autobahn, wobei die Pistenstruktur schon eher überwog, gerade weil es auch öfter Asphaltabschnitte gab, auf denen es viele Schlaglöcher gab. Unser Fahrer wusste aber, wie er das Fahrzeug über die Schlaglochpiste manövrieren musste, sodass heute auch alle Reifen heile blieben.

In Chiweta ging es plötzlich steil hoch in die Berge, und am Wegesrand konnte man öfter Steppenpaviane erkennen, die uns mindestens so neugierig beäugten wie ich sie. Bald darauf begegnete uns ein niederländisches Wohnmobil und kurz darauf ein Franzose - ich schrieb nach Wiesbaden, dass da die deutschen Overlander nicht so weit sein könnten, und ungelogen fünf Minuten später begegnete mir das erste Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen, nämlich aus Oldenburg. (Später kam noch ein Karlsruher hinterher, dabei blieb es dann aber auch.)

Die M1, die Malawi in seiner ganzen Länge von der tansanischen zur mosambikanischen Grenze durchzieht, wird dort oben im Hochland ausgebaut, und das ist durchaus sinnvoll - für uns bedeutete das aber natürlich mehr Pistenstrecken, sodass die von Google geschätzte Zeit von vier Stunden deutlich überzeugen wurde - am Ende kamen wir nach fünfeinhalb Stunden in Mzuzu auf 1.250 Metern Höhe an.

Ich wollte am liebsten ein Taxi nach Nkhata Bay zu meinem Hotel nehmen, aber die Schätzungen der Schlepper waren inakzeptabel, sodass ich am Ende meinen Koffer hinter mir herzog und vom Busterminal in Richtung der Sammeltaxis wanderte. Unterwegs wollte ein Taxifahrer noch mehr haben, aber als ich am Kreisverkehr war, vermittelte mich ein Schlepper, der mich eigentlich nach Lilongwe schaffen wollte, dann an ein Sammeltaxi nach Nkhata Bay, bei dem ich für die knapp einstündige Fahrt (mit Koffer) sechs Euro zahlen sollte. Passt!

Allerdings fuhren wir erst mehrere Runden durch Mzuzu - erst musste einer zum Geldautomaten, dann ein anderer zur Apotheke, ein Dritter - ich habe keine Ahnung, plötzlich standen wir jedenfalls länger vor einer Bank. Ein Verkäufer von Anzügen bot seine Waren feil, ein Mitreisender hätte fast aus dem Auto heraus ein Sakko gekauft; nach bestimmt einer halben Stunde Müßiggang in Mzuzu (schöne Alliteration, gell?!) fuhren wir auf Schleichwegen in Richtung Hauptstraße - und wurden trotzdem von der Polizei gestoppt. (Achso: Auch in Malawi gibt es sehr viele Polizeikontrollen, aber unser Fahrer kannte gefühlt jeden Polizisten zwischen Karonga und Mzuzu, sodass wir da immer zügig durchkamen.)

Als wir dann endlich in Richtung Nkhata Bay unterwegs waren, ging das Ganze auch einigermaßen zügig - und die malawische Landschaft ist wirklich schön. Richtig, richtig schön ist es dann aber, wenn man aus Mzuzu endlich runter zum Malawisee kommt. In Nkhata Bay wurde ich aus dem Sammeltaxi geschmissen, mein Fahrer verhandelte mit zwei Männern - ich glaube ernsthaft, das war ein Fahrlehrer und sein Fahrschüler - meine Weiterfahrt zur etwas abgelegenen Lodge. Der Fahrschüler (so nenne ich ihn mal) wollte fünf Euro haben, ich handelte ihn auf vier Euro runter, aber als wir über schlechte Sträßchen und weiter als gedacht bis zur Lodge fahren musste, wollte er nachverhandeln, wozu ich in dem Fall ausnahmsweise bereit war. Am Ende bekamen die beiden 5,50 Euro inklusive Trinkgeld - passte für mich.

Meine Lodge liegt traumhaft direkt am Malawisee; ich checkte ein und wurde in meine Chalethälfte mit Blick auf den See geführt. Da gefiel es mir auf Anhieb sehr gut. Ja, einen abnehmbaren Duschkopf gibt es leider nicht, aber das ist am Meer - äh, am See - verschmerzbar, was anfangs doof war, war, dass ich überhaupt kein Wasser im Zimmer hatte. Ich ging noch einmal zum sehr freundlichen Rezeptionisten, der öffnete die Wasserleitung, und so habe ich Wasser. Juchhe!

Ich schmierte mich jetzt endlich ein bisschen ein und machte mich strandfertig. Ein paar Malawier waren hier unten am Strand - und ich photobombte ihre Bilder ganz ordentlich, als ich meinen Adoniskörper ins wellige Seewasser warf. Herrlich! Von der Temperatur her fast eher am unteren Ende der Wohlfühlspanne (jedenfalls für mich; meine Ma würde das als Badewanne bezeichnen, die Spinnerin!), aber das war völlig okay so - herrlich! (Hab ich schon geschrieben, ich weiß, war aber so!)

Ich planschte ein bisschen herum, trocknete mich dann gründlich ab und setzte mich in den Schatten in der Bar.

Jo, und wenn er nicht gestorben ist, trinkt er immer noch Bier. Schuldig im Sinne der Anklage …

Es ist wirklich schön hier, ich aß noch ein lokales Gericht, einen Ziegeneintopf, bestehend aus Ziegenfleisch in Tomatensauce, dazu gab es Nsima (auch als Ugali bekannt, einen Fladen aus Maismehl) und Ndiwo, ein traditionelles Gemüsegericht aus Grünzeug. Besteck bekam ich keines, dafür den Hinweis, dass in drei Meter Entfernung die Möglichkeit zum Händewaschen bestand. So aß ich dann also dieses leckere Gericht mit den Händen, hab ich seit Gambia nicht mehr gemacht, glaube ich, aber ich Vollhonk habe natürlich vor lauter Überforderung im ersten Moment kein Foto gemacht - sorry! Vielleicht esse ich es nochmal, um ein Foto machen zu können - aber vielleicht gibt es hier in den nächsten Tagen auch wieder Fisch (der war heute alle, direkt am See!), dann esse ich den wahrscheinlich noch eher.

So süpple ich jetzt hier, kurz nach Sonnenuntergang, gemütlich vor mich hin. Ich gedenke, früh ins Bett zu gehen und spät aufzustehen morgen, aber das gucken wir in aller Ruhe - jetzt ist nämlich Urlaub!

Achso, ein Statistiknugget noch: Seit gestern habe ich selbst in Afrika, das auf meiner Karte noch vergleichsweise leer aussieht, mehr als zwei Drittel der Staaten besucht - weiter, immer weiter!

Angekommen am Malawisee

Strand

Strandpanorama

Unterwegs in Malawi

Heute Morgen der erste erhaschte Blick auf den Malawisee

Gute M1

Weniger gute M1

Kein Mitglied der Familie des Autors! 

Blick auf See und Berge

Und ein Schnappschuss von heute Morgen 

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