Das Frühstück in dem durchaus schönen Hotel in Pandschakent war ganz lecker, mit Spiegelei und Omelett und Wurst und Käse und leckerem Brot, Kaffee gab es auch, ich trank Tee und Traubensaft, die Bezahlung erfolgte teils mit unserem verbleibendem tadschikischen Bargeld, teils mit Kreditkarte, alles völlig unkompliziert; der Chef durfte noch mit einer Taxi-Vermittlung zur Grenze ein Geschäft machen, dann stand das telefonisch angeheuerte Taxi schon vor der Tür und wir fuhren die zwanzig Minuten oder so bis zur Grenze.
Am Eingang zur Grenzzone mussten wir ein bisschen warten, bis der Vorprüfer (hier noch der tadschikische) uns in die Grenzzone ließ; auf dem Weg zur Grenzkontrolle (das waren sicherlich 100 Meter) überholten wir einige sehr langsam laufende Männer, die sich dann an der Grenzkontrolle irgendwie von der Seite her wieder recht aktiv anstellten ...
Ich stellte meinen Körper dazwischen, denn auch wenn ich älteren Menschen gerne mal den Vortritt lasse, mag ich es überhaupt bei niemandem, wenn er unhöflich ist und sich vordrängelt. Bei drei von von uns vieren fand sich der Ausreisestempel völlig zufällig im Pass verteilt, nur bei Jessi war er ordnungsgemäß neben dem Einreisestempel angebracht gewesen.
Wieder ging es ein paar Schritte weiter, durch eine Röntgen-Gepäckkontrolle, die nicht beaufsichtigt wurde (oder wenn, dann von einem kleinen Mädchen), die Zöllner wollten trotzdem nix von uns, also liefen wir in Richtung der finalen tadschikischen Ausreisekontrolle, die aber in Wirklichkeit schon der usbekische Vorprüfer war. Nach dem Scharmützel mit diesem liefen wir - wir wussten nicht ganz genau, wohin, also ließen wir zwei anderen Männern den Vortritt, auf dass sie uns führen mögen - zur usbekischen Einreisekontrolle, die - wie jede Grenzüberquerung auf dieser Reise - völlig schmerzfrei war. An der usbekischen Gepäckkontrolle standen tatsächlich zwei Zöllner, aber die interessierten sich für uns kein bisschen. Wir überstanden auch die usbekische Nachprüferkontrolle (ob wir den Einreisestempel denn wirklich haben), der Typ pfiff eine andere Frau an, weil die in der Grenzzone telefonierte, dann waren wir aus der Grenzzone draußen, nach Usbekistan formvollendet eingereist und hatten sofort einen Taxifahrer vor der Nase.
Zügig saßen wir im Taxi, wieder hatten wir einen Rennfahrer erwischt, der aber durchaus geschickt um die anderen Autos und die Schlaglöcher, derer es auf der Straße viele gab, herumfuhr, unterwegs rief er im Hotel an und ließ sich die Streckenführung erläutern (meiner Google-Maps-Streckenführung traut hier irgendwie keiner ...), dann brachte er uns heil vors Hotel. Den 20-Dollar-Schein wollte er nicht akzeptieren, weil da ein eineinhalb Millimeter langer Riss im Schein war, naja, bekam er halt einen anderen (ich habe schon öfter gelesen, dass die Geldwechsler hier ziemlich pienzig sind mit den Geldscheinen ...).
Das Hotel ist sehr ordentlich, ein kleines Problem mit dem Abfluss in Jessis und Christians Zimmer wurde durch Umzug in ein anderes Zimmer sehr kurzfristig gelöst, und schon bald waren wir wieder auf der Gass.
Es ging in Richtung Registan, und ich war noch mehr begeistert als 2017 (da waren wir gerade aus Buchara angekommen, da ist der Registan nicht mehr der erste Elefant auf der Safari, sondern nur der zehnte), aber nach der Rütteltour gestern und den nicht ganz so atemberaubenden Bauten in Chudschand war das - gerade bei dem guten Wetter, das wir heute Mittag erwischt hatten - schon ganz fantastisch schön.
Für fünf Euro pro Person (Ausländerpreis, Usbeken zahlen wesentlich weniger) darf man dieses Weltkulturerbe auch betreten, und so machten wir außerhalb und innerhalb der drei Gebäudekomplexe eifrig Fotos. Diese drei Medressen stammen aus dem 15. bzw. 17. Jahrhundert und gehörten in der Blütezeit Samarkands zu den wichtigsten Zentren der Wissenschaft.
Hier begegneten wir - neben vielen russischsprachigen Menschen - dann auch wieder ein paar Deutschen (in ganz Tadschikistan hatten wir nicht einmal bewusst Deutsche gesehen oder gehört), hier sprachen wieder alle Verkäufer Englisch, hier gab es Kühlschrankmagneten als Ausdruck der touristischen Infrastruktur - und hier gab es ziemlich konsequent Rollstuhlrampen.
Nach, ich weiß nicht, eineinhalb Stunden verließen wir den Registan und gingen erstmal ein schönes, kaltes Glas ... Milch trinken (ich will ja nicht ständig vom Biertrinken schreiben müssen). Die Fassmilch schmeckte sehr gut, auch wenn das Restaurant sehr touristisch war, bei Google rekordverdächtig schlecht bewertet war, das WLAN trotz Werbung nicht funktionierte und die Helden 15% Service Charge verlangten, aber okay, bei 80 Cent für das B... äh, die Milch tat das ja auch nicht so richtig weh ...
Zum Mittagessen gingen wir dann in eine "Historic" genannte Kneipe in unserer Straße, die wir auf dem Hinweg mangels usbekischen Geldes verschmäht hatten (ich hatte zwischenzeitlich problemlos am Automaten Geld abgehoben), und hier bekamen wir zu warme, tschechische Milch, aber - jetzt wirklich - sehr leckeres Rinderschaschlik, und ich verspeiste eine Portion Lagman, einer Art Nudelsuppe mit Fleischeinlage, und auch wenn hier Lamm im Lagman durchaus auch normal ist, hatte ich leckeres Rindfleisch.
Wir zahlten und liefen in Richtung der Bibi-Chanum-Moschee. Die inzwischen wunderbare Fußgängerzone (nur Golf-Karts fuhren - wild hupend, wie üblich hier - durch die Gegend), die bei unserem Besuch 2017 in Samarkand noch in Bau war, führte uns schnurstracks zur Moschee, selbst die öffentliche Toilette unterwegs war nach Christians Aussage sehr akzeptabel.
In der Bibi-Chanum-Moschee zahlten wir brav den Eintritt, auch wenn das Drehkreuz dort einen derartigen Abstand zur Wand lässt, dass selbst ich meinen Adoniskörper da ohne größere Anstrengung hindurch bugsieren konnte, dann hatten wir die - immer noch in Renovierung befindliche - ehemalige Moschee vor uns. Auch hier gefiel es uns sehr gut, aber so langsam waren wir alle von der Tour ein bisschen müde, sodass wir uns entschieden, an der Straße ein Taxi zum Hotel zu nehmen und ein bisschen Siesta zu machen.
Nachdem der Taxifahrer (wir wollten eigentlich aus Spaß an der Freud mit so einem Kleinbuschen fahren, aber das war gar kein Taxi ...) herausgefunden hatte, dass wir Deutsche sind, wurden wir erst einmal mit "Heil Hitler" oder vielmehr "Cheil Chitler" begrüßt, was allen vieren von uns - unabhängig von der Generation und sonstigen Erwägungen - ganz spontan einen vielstimmig-entnervten Ablehnungsgrunzer entfahren ließ ... Danach hielt der Fahrer auch die Klappe (und ich glaube, der hatte das als Scherz gemeint ...) und brachte uns wie bestellt zum Hotel.
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Nach der längeren Siesta trafen wir uns - heute Abend mal ohne meine Mutter, die streikt ja in Usbekistan traditionell immer mal - zum Abendessen. Nach einem Spaziergang durch eher untouristische Straßen kamen wir in ein belebteres Viertel, in dem etliche Hotels und Speiselokale sind, und hatten uns ein Touristenrestaurant ausgeguckt. Dort tranken wir usbekische Milch und aßen usbekischen Salat, Lagman (wie heute Mittag) und Schurpa (eine klare Brühe mit Fleisch, Karotten und Kartoffeln) zur Vorspeise; als Hauptspeise wurden Manti (gefüllte Teigtaschen, hier wirklich mit Rindfleisch) und Samarkander Pilaw (Plow), ein Reisgericht mit Gemüse und Kichererbsen, ein bisschen Fleisch, ein bisschen Peperoni und viel Knoblauch gereicht. Das war sehr lecker, trotz der Eigenschaft als Touristenlokal noch absolut bezahlbar, sodass wir da zufrieden hinausgingen.
Auf dem Spaziergang zum Registan folgte uns ein Straßenhund über die Ampeln an der Hauptstraße, verließ uns aber kurz vor dem Registan. Dort machten wir noch nächtliche Fotos vom Ensemble, ehe wir - mit kurzem Abstecher zum Kiosk gegenüber - ins Hotel wackelten. Auf der Terrasse des Hotels tranken wir noch die im Kiosk erworbene Milch, dann machten wir uns aber auch auf in sämtliche Betten - und morgen wird mal kein Wecker gestellt!
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Fotos gibt es heute natürlich auch:
Ulugbek-Medresse |
Tilla-Kori-Medresse |
Eines meiner gefürchteten Panorama-Bilder |
In der Sher-Dor-Medresse |
Gebetsnische in der Tilla-Kori-Medresse |
Shin-Dor-Medresse |
Registan im Panorama ohne Panorama-Funktion |
Statue von Islam Karimow, langjähriger Präsident Usbekistans |
In der Bibi-Chanum-Moschee |
Bibi-Chanum-Moschee |
Registan bei Nacht |
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