... und deswegen war auf den Fahrkarten, die ich für die Fahrt von Samarkand nach Taschkent ausgedruckt hatte, die Zug-, Wagen- und Sitznummern nicht lesbar, denn die waren auf der Fahrkarte in roter Schrift ausgewiesen. Das hielt mich zunächst nicht davon ab, über die usbekische Bahn zu schimpfen, da muss ich aber Abbitte leisten - das Gleis hätten sie aber durchaus ein bisschen früher (und auch in englischer Sprache) anzeigen oder ansagen können, auch wenn aufgrund der hektischen Betriebsamkeit, die aufgrund einer usbekisch-russischen Ansage kurz vor Ankunft des Zuges aufkam, klar war, wie der Hase läuft ...
Heute Morgen schliefen wir erst einmal aus, frühstückten dann gemütlich, bestellten mit Hilfe von Google Translate Spiegeleier und stellten dann unser Gepäck im Zimmer des Hotelmanagers unter. Danach ging es zum Registan und von dort mit dem Golfkärrelchen hinunter zum Siob-Basar. Solche Basare sind ja schon immer faszinierend, was da alles feilgeboten wird, von Gewürzen über Obst und Gemüse, Porzellanwaren, historische Messer (inkl. Original-Souvenirbescheinigung für die Ausfuhr ...) - das war schick. Wir kamen an einem Stand mit Granatapfelsaft vorbei - und meine Mutter wollte keinen ... Sachma?!
Vom Siob-Basar ging es die paar Schritte in Richtung des Shah-i-Zinda-Ensembles, machten aber noch einen kurzen Abstecher in den Friedhof kurz davor. In Usbekistan werden regelmäßig auf den Grabsteine Abbilder der Verstorbenen dargestellt, das hatte ich so zuletzt in Armenien gesehen.
Das Shah-i-Zinda-Ensemble hatte ich irgendwie noch prächtiger in Erinnerung, aber auch so war das immer noch sehr schick, diese Straße mit diesen wunderschönen blauen Medressen. Fotos wurden auch gemacht, das Fotografierverbot an einzelnen Stellen wurde flächendeckend ignoriert, eine russische Familie brauchte für ihre Familienfotos so lange, wie Putin braucht, um nach Kiew zu kommen (und meckerte uns noch fast an, dass wir im Bild stünden ...), aber dann konnten wir auch Fotos machen.
Gegenüber des Ensembles ist ein ziemlich neu wirkendes Hotel, der Ober sprach recht gut Deutsch, es gab kalte Milch am Pool, himmlisch - und sehr erfrischend ...
Von dort fuhren wir mit dem Taxi zur Mausoleum von Amir Temur; wir waren uns unsicher, ob die die drei Euro Eintritt wert ist (Spoiler: ist sie), denn allein die Kuppel mit Amir Temurs Grab ist unfassbar (und beherbergt angeblich den größten Jade-Stein der Welt).
Die nächste Taxifahrt (wir waren heute einigermaßen faul) führte zur gestrigen Abendessenkneipe, in der die Wirtsleute wieder sehr, sehr freundlich waren. Es wurden Pelmeni, Manti und Chanum (alle drei Varianten von Fleisch- bzw. Gemüseteigtaschen) verzehrt, Lagman war auch in der Verlosung, und dazu wurden Milch und später Getreidesaftshots getrunken. Irgendwie war es da sehr, sehr gemütlich, sodass wir erfolgreich die Zeit vertrödelt hatten, mit dem Taxi zum Hotel fuhren und dann mit dem nächsten Taxi - mit offenem Kofferraum, weil die Koffer nicht so in den Kofferraum passten, dass der zuging - zum Bahnhof.
Die Sicherheitskontrolle für den Einlass ist maximal unsinnig, aber wenigstens wurden unsere Fahrkarten gestempelt, dann hatten wir noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt, die wir mit dem Herausfinden der Sitzplätze und des Gleises und mit Herumsitzen verbrachten.
Im Zug war Sauna ansagt (obwohl wir klimatisiert gebucht hatten), denn die offenen Fenster halfen nicht gegen die Hitze. Auch der Fahrtwind war nur bedingt hilfreich, aber ich döste einige Zeit vor mich hin, versuchte erfolglos, per GPS zu verfolgen, wo wir gerade sind, und spielte auf meinem Handy herum (USB-Stecker gab es nämlich, und der funktionierte meistens). Einigermaßen pünktlich kamen wir um kurz nach 22.30 Uhr in Taschkent an, überquerten die Gleise (am Hauptbahnhof!!!!), schossen uns erfolgreich im zweiten Versuch ein Taxi, wieder blieb der Kofferraum offen, aber wir (und die Koffer) kamen heil am Hotel an.
Nach dem Check-in sitzen wir nun wieder im 24-Stunden-Restaurant und konsumieren lecker Milch, wie immer halt.
Wir kurbeln gerade unser Programm für morgen heraus, aber was wir morgen dann wirklich machen, wird erst morgen Abend verraten.
Im Zug saß neben mir ein junger Russe (dessen Tochter kam ab und zu zu uns), und ich überlegte mir (wir unterhielten uns nicht), dass er mit seiner Familie möglicherweise einer dieser Mobilisierungsflüchtlinge ist, der hier in Usbekistan den Krieg aussitzt.
Und - was ich schon seit Tagen schreiben wollte: In Pandschakent im Hotel standen Flaggen aller möglichen Länder, auch die Bundesflagge, aber es fehlte auffälligerweise die russische Flagge. Ich bin nicht sicher, wie ich das interpretieren soll, aber ich fand es interessant, dass ausrechnet diese Flagge nicht vertreten war ...
So, Fotos, damit ich vielleicht noch ein Glas Milch trinken kann:
Siob-Basar |
Shah-i-Zinda I |
Shah-i-Zinda II |
Mausoleum im Shah-i-Zinda |
Gur-Emir-Mausoleum |
Grabkammer |
Überqueren der Gleise am Hauptbahnhof in Taschkent |
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