Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 30. April 2023

"It's closed."

Keine Sorge, lieber Leser, das war zwar die Aussage des israelischen Soldaten bei einem Eingang zum Tempelberg, aber das war an einer Stelle, an der Nicht-Muslime den Tempelberg nicht betreten dürfen, und außerdem war das ein völliges Versehen, weil meine Mutter und ich eigentlich nur auf der Suche nach einem Café waren, in dem meine Mutter ihren morgendlichen Kaffee trinken konnte (ich Nicht-Kaffeetrinker vergesse immer, dass Kaffeetrinker ohne ihren morgendlichen Kaffeepegel kaum funktionsfähig sind ...). Ob wir es tatsächlich auf den Tempelberg geschafft haben, erfährt der aufmerksame Leser gleich ...

Wir waren beide - ohne Wecker - gegen 7 Uhr wach und ich stellte fest, dass der Tempelberg - angeblich - bis 10.30 Uhr und dann von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr offen sei. Wenn wir den Bus um kurz vor acht Uhr erwischen würden, kämen wir so gegen 9.30 Uhr am Dungtor zur Jerusalemer Altstadt an, das würde dann noch reichen ... Also hüpften wir ins Bad, meine Mutter mit kaltem Wasser (der Boiler war nicht an ...), ich mit etwas wärmerem Wasser, und wir standen pünktlich um kurz vor acht Uhr an der Bushaltestelle, mit Rav-Kav-Karte im Anschlag, selbstverständlich ...

Allein, der Bus kam und kam nicht, es wurden fünf Minuten, es wurden zehn Minuten Verspätung, da trudelte das Teil endlich ein, aber den Zug nach Jerusalem verpassten wir trotzdem gerade so, obwohl der auch Verspätung hatte ... Nun standen wir da eine gute halbe Stunde am Bahnhof herum, die israelische Bahn konnte es heute Morgen in Sachen Unpünktlichkeit mit der deutschen aufnehmen - wobei, in Deutschland wäre ich manchmal froh, wenn die Züge nur 20 Minuten verspätet wären; andererseits haben wir bei uns ganz längere Laufwege, die Strecke Herzliya - Jerusalem mit dem Schnellzug dauert nur eine knappe Stunde, da sind 20 Minuten Verspätung schon eine echte Leistung ...

Lobend hingegen muss ich die Preise der israelischen ÖPNV-Anbieter erwähnen, denn für weniger als zehn Euro kriegt man eine Tageskarte für Tel Aviv und Jerusalem und den Intercity-Verkehr dazwischen, da kann man auch mit dem Schnellzug fahren, und für keine zwanzig Euro kann man einen Tag kreuz und quer durch das (kleine) Land fahren ...

Nun denn, der Zug war gerammelt voll, etliche Soldatinnen und Soldaten mit ihren Knarren saßen drin; die Herrschaften verteidigen Israel ganz bestimmt gut, aber so richtig höflich sind sie nicht, sodass ein etwas (etwas!) älterer Mann als die Soldaten (vielleicht war der 25) meiner Ma den Platz anbot. Vielleicht ist es in Israel aber auch so, dass man die jungen Leute einfach vom Platz verjagen muss, das hat uns später im Bus eine andere Frau vorgemacht. Sei's drum, meine Ma saß, ich stand, aber die dreiviertelstündige Fahrt habe ich gut überstanden. Der Hauptbahnhof in Jerusalem ist tiiiiiiiief unter der Erde, da geht es drei lange und zwei kurze Rolltreppen hoch, bis man dann endlich auf dem Straßenniveau ist.

Mit der Straßenbahn (insgesamt ist die Beschilderung nicht ganz so optimal, weil an vielen Stellen die Stationen und die Aushänge nur auf Hebräisch beschildert sind) ging es bis zum Damaskustor (anstatt zum Dungtor), aus dem Jessi, Christian und ich einst im Jahr 2018 herauskamen, als wir mit dem Bus nach Bethlehem wollten.

Der Zugang zur Altstadt ist am Damaskustor völlig unproblematisch, weil einfach gar keine irgendwie geartete Kontrolle ist. Wir liefen durch die Gassen des muslimischen Viertels, wollten einen Kaffee trinken, hatten aber zu wenig Bargeld, liefen weiter und irgendwann war es mir zu bunt und ich hob doch Geld am Automaten ab. Damit wurde ein Falafel gekauft (sehr lecker), danach ging es in Richtung Westmauer, aber da wollten wir noch nicht hin, also ging es in eine Seitengasse und sollte dort auf einen kleinen Platz gehen, als wir angehalten wurden - da waren wir doch tatsächlich fast versehentlich auf den Tempelberg gelatscht ...

Nun denn, wir drehten um (alles sehr freundschaftlich dort) und liefen wieder zu der Kneipe, bei der ich den Falafel gegessen hatten. Nun bestellten wir dort einen Kaffee für meine Ma (Sucht gestillt), tranken frisch gepressten Granatapfelsaft (Schuld von 2015 beglichen) und ich aß noch ein Schawarma zum Frühstück. Meine Mutter hat eher Hunger auf Süßes, sodass wir bezahlten und einige Schritte zurück zur Abzweigung der Via Dolorosa (alles gerammelt voll) gingen, weil wir da oben - kurz nach dem Eingang zum Damaskustor - so einen Süßwarenladen gesehen hatten.

Wir okkupierten zwei Plätze an einem Tisch und bestellten jeweils vier Kleinigkeiten, die wir probierten. Alles lecker, alles sausüß, meine Ma bekam noch einen frischgebackenen Pfannkuchen, und arm wurden wir auch nicht - das war richtig gut ...

Nun aber ging es zur Westmauer, durch die Sicherheitskontrolle, und schon standen wir an der Mauer des früheren jüdischen Tempels. Wir verzichteten heute darauf, direkt an die Westmauer heranzugehen, denn eigentlich war der Plan ja gewesen, auf den Tempelberg zu kommen. Wir verließen also das Areal wieder zum Dungtor hinaus und schauten, wo der Zugang zum Tempelberg ist.

Der Zugang zum Tempelberg ist exakt überhaupt nicht beschrieben, aber ich wusste aus früheren Besuchen, wo er gewesen war. Es wurde 12.30 Uhr, da rührte sich nichts, aber gegen 12.45 Uhr setzte ich meine Ma (wir waren inzwischen wieder durch die - völlig schmerzfreie - Sicherheitskontrolle gelaufen) im Bereich der Westmauer ab (sie wollte nicht mehr so viel laufen), verließ das Areal wieder und stellte mich in eine Schlange, die dort - noch vergleichsweise kurz, die wurde später länger - vermeintlich unmotiviert herumstand. 13 Uhr war auch noch nicht offen, und ich entschied mich, nicht länger als bis kurz nach 13.30 Uhr auszuharren, weil es da in der Sonne recht warm war und ich mir gestern schon die Arme ein bisschen verbrannt hatte (heute war ich eingeschmiert, alles gut ...).

Kurz vor 13.30 Uhr drängelten sich dann noch eine Gruppe von Italienern zu ihren Freunden vor, was den Italiener hinter uns zu einer mittelprächtigen Ansprache verleitete, die die Asozialen aber ignorierten. Die Amerikanerin neben mir (die sogar ganz gut Deutsch sprach, wie wir feststellten, als wir uns beide für seinen Versuch bei dem Italiener hinter uns bedankt hatten) und ich kamen ins Gespräch, als es dann endlich los ging, aber in der Sicherheitskontrolle verloren wir uns dann wieder, auch wenn die ebenfalls schmerzfrei war. Schmerzfrei für uns, denn ein Pärchen wurde aus Gründen, die sich mir nicht erschlossen hatten, von einem Sicherheitsmenschen zusammengefaltet, dass es sich gewaschen hatte - die Amerikanerin sagte zu mir, es sei nie gut, sich mit dem Menschen mit der Waffe anzulegen ...

Über einen Holzsteg ging es hinauf zum Tor zum Tempelberg, da saßen und standen zig israelische Soldaten und Polizisten herum, ich wusste gar nicht, ob ich da durchlaufen sollte, grinste einen an, der grinste zurück und durch war ich ...

Es ist ein erhebendes Gefühl gewesen, nun - im dritten Anlauf, einmal war Freitag, einmal war Ramadan - auf den Tempelberg zu gelangen und sich Al-Aksa-Moschee und - vor allem - den Felsendom anschauen zu können. Das Leben ging dort in dem weitläufigen Gelände seinen gemütlichen Gang, Familien saßen beim Picknick, Jungs spielten Fußball (beim Versuch, den Ball, der ihnen wegsprang, zurückzuspielen, zerrte ich mir fast jeden Muskel im Bein ...), viele Menschen machten Selfies und anderweitige Fotos, ich natürlich auch, bis auf einmal ein Aufseher auf mich zulief und meinte, ich dürfe keine Fotos machen.

Das verstand ich nun wirklich nicht, denn jeder und jede machte dort oben Fotos, vielleicht war ich ein bisschen zu offensichtlich gewesen (glaube ich aber nicht), vielleicht war das Problem, dass ich ein Foto in Richtung Ölberg gemacht hatte, sei's drum, ich hatte ja schon genug Fotos gemacht, von daher alles in Ordnung ... (Und eine Schießerei gab es meinetwegen nicht ... Wobei, als ich da oben war, knallte es auf einmal, sodass ich doch ganz leicht den Kopf einzog, bis ich feststellte, dass eine Frau mit einer Schreckschusspistole Tauben verjagte ...)

Ich fragte nun einen (muslimischen) Polizisten nach dem Ausgang, der fuchtelte mit dem Arm irgendwo in Richtung Altstadt und so lief ich am Ende durch genau das Tor, durch das wir Stunden vorher versehentlich fast gelaufen wären, vom Tempelberg in die Altstadt zurück. Ich kaufte mir noch eine Souvenir-Kippa (jetzt habe ich eine Prager, eine Budapester und eine Jerusalemer Kippa, juchhe!), dann holte ich meine Mutter ab, wir verließen das Westmauerareal endgültig und stiegen in den Bus ein, der zum Busbahnhof fahren würde. Da der Busbahnhof direkt am Hauptbahnhof liegt, liefen wir ein paar Schritte weiter (vorbei an einem gar nicht so schlechten Perkussionskünstler), dann ging es wieder hinunter in den Untergrund und in die für Abfahrt in zwanzig Minuten bereitstehende Bahn.

Wir fanden einen Platz und fuhren - durch ländliche Gebiete, aber auch viel Trabantenstadt - in Richtung Tel Aviv und stiegen nicht, wie heute Morgen, an der Station HaHagana aus, sondern an der Zentralstation. Ich hatte mich heute Morgen vermeintlich gut vorbereitet und einen Buslinienplan heruntergeladen, doch der stimmte vorne und hinten nicht (mehr). Also fuhren wir - nach einiger Sucherei - mit einer anderen Linie bis in die Nähe des gewünschten Ziels, liefen noch einige Schritte und kehrten dann auf ausdrücklichen Wunsch einer einzelnen Dame bei Molly Bloom's ein. Dort hatte es meiner Ma nämlich 2015 sehr gut gefallen.

Sie erkannte die Kneipe kaum wieder (dabei hat sich nicht soooo viel getan), wir bestellten einen Fleischteller mit Roastbeef, Sucuk und Cabanossi bzw. Fish and Chips, das war okay, und tranken dazu Cider und Guinness (genug mit israelischen Bieren ...). Wir saßen da so gemütlich, als immer mehr Liverpool-Fans in die Kneipe kamen, denn um 18 Uhr fing das Spiel von Liverpool gegen Tottenham an. Als es nach zwanzig Minuten 3:0 für Liverpool stand (großes Gejohle), hatten wir genug und wollten nach Hause fahren.

Die Haltestelle unserer Linie war natürlich gesperrt, also liefen wir noch ein paar Schritte am Meer entlang (meine Ma war jetzt wieder gestärkt und laufbereit), genossen den tollen Sonnenuntergang und stiegen an der nächsten Haltestelle in unseren Bus ein, der uns bis zum Glockenturm hier in Jaffa brachte.

Wir entschieden uns noch für ein Eis in einem schönen Kneipenviertel, gegen einen Absacker und sind jetzt gegen 22 Uhr fast bettfertig.

Morgen geht es zu einigermaßen christlicher Zeit zum Flughafen und dann mit Ryanair direkt nach Karlsruhe/Baden-Baden. Mal sehen, was das morgen gibt ...

Zwei Sachen: Von den Demonstrationen, die es - laut Aussage meines Bruders - auch heute wieder in Tel Aviv gegeben haben soll, haben wir überhaupt nichts mitgekriegt; insgesamt ist es hier bisher so "ruhig", wie es immer ist ...

Ich habe ab und zu den Eindruck, dass viele Leute eine völlig falsche Vorstellung von Israel und insbesondere Jerusalem haben: Immer, wenn ich in der Altstadt einen offenbar orthodoxen Juden durch das muslimische Viertel laufen sehe, vermute ich, dass etliche Menschen, die noch nicht in Israel waren, glauben, der Mann würde binnen Sekunden gelyncht. Das ist ganz definitiv nicht so, auch wenn ich jetzt andererseits noch keine Verbrüderungsszenen zwischen orthodoxen Juden und kopftuchtragenden Musliminnen gesehen habe ...

Gesehen haben wir heute dafür die Altstadt, die Westmauer, den Tempelberg und den Sonnenuntergang in Tel Aviv, und davon soll die werte Leserin und der werte Leser auch was haben:

Altstadt

Westmauer

Westmauer mit Kuppel des Felsendoms

Al-Aksa-Moschee

Felsendom

Sonnenuntergang in Tel Aviv (bogenförmig)

Samstag, 29. April 2023

Bulgarische und israelische Einreisekontrolle

... - allererste Sahne, schnell, zügig, weitgehend elektronisch, so soll es sein ...

Der Flieger aus Banja Luka kam dann mit seinen zwei Stunden Verspätung an, wir boardeten dann möglichst zügig, kamen auch erst um 23 Uhr los - wir rollten schon, als noch Fluggäste einigermaßen sinnlos im Gang herumstanden und auf Godot warteten, die Sicherheitseinweisung erfolgte dann im Schnelldurchgang, aber einigermaßen genau um 2 Uhr kamen wir (mit einer Stunde Zeitumstellung) in Sofia an. Die Fahrt zum Terminal 2 dauerte ein wenig, aber da wir dort - zügig - elektronisch einreisen konnten, war alles gut ... Allerdings konnten wir nicht nur zügig einreisen, sondern mussten es, weil die Transferkontrolle (Non-Schengen zu Non-Schengen) nicht besetzt war und uns also nichts übrig blieb als nach Bulgarien einzureisen.

Jetzt waren wir also schon einmal in Bulgarien drin, also buchte ich uns auch ein Taxi zur Alexander-Newski-Kathedrale. Unser (sehr freundlicher) Taxifahrer sprach sehr gut Deutsch, korrigierte meine völlig veraltete Angabe der Einwohnerzahl Sofias (inzwischen sind es 2,5 Mio. anstatt der 1,3 Mio., die ich genau hatte, der Schlingel hatte dem Gespräch mit meiner Mutter genau gelauscht ...) und ließ uns dann - nicht ganz ohne Irritation ("Wo ist denn euer Hotel?") an der - leider wenig beleuchteten - Alexander-Newski-Kathedrale aus dem Taxi.

Ich erläuterte ihm kurz, dass wir nur zwei Stunden zum Umstieg haben und mal kurz in die Stadt fahren wollten (meine Mutter war noch nie in Sofia gewesen), seine Irritation wurde nicht kleiner, aber er hatte wahrscheinlich auch schon beklopptere Deutsche erlebt, also stiegen wir aus und er fuhr zu. Wir guckten uns die Kathedrale ein bisschen von außen an und machten uns dann - mit unserem gesamten (kleinen Hand-)Gepäck - auf einen Spaziergang durch das nächtliche Sofia.

Ich hatte eine Pianobar als Ziel des Abends auserkoren, und die fanden wir auf Anhieb. Von Piano konnte weder vom Instrument noch von der Lautstärke her die Rede sein, das war Livemusik mit Gesang und Verstärker (wahnsinnig laut), der Eintritt kostete zehn Lewa, also zehn Mark, also fünf Euro, das (kleine) Tuborg ebenso, aber uns war's wurscht, denn da war noch Leben in der Bude, die Bedienungen waren einigermaßen schnell, das Bier einigermaßen kalt, die Bulgarinnen und Bulgaren tanzten um unseren Tisch herum, stießen mit uns an, aber nach einer guten Stunde in dem Ding mit sehr sympathischen Menschen nachts um halb vier bezahlten wir (mit Kreditkarte, klar) und gingen nach draußen, um uns ein Taxi zu rufen.

Ich beorderte das Taxi zum Terminal 2, weil der Flughafen in Sofia auf seiner Homepage eine große, gelbe Information hatte, dass alle Flüge zwischen 20 Uhr und 8 Uhr vom Terminal 2 abfliegen. So dachte ich jedenfalls. Denn als wir am Terminal 2 ankamen, standen da viele Flüge, aber keiner nach Tel Aviv ... Ich guckte nochmal nach, regte mich auf, weil auf der Homepage des Flughafens doch Terminal 1 stand, also fuhren wir mit einem anderen Taxi (das kann man hier alles online buchen, das klappt schon) vom Terminal 2 zum Terminal 1 (die liegen recht weit auseinander). Als wir dort ankamen, sahen wir das - deutlich weniger moderne Terminal - und eine moderate Schlange an der Sicherheitskontrolle, vor allem aber die Anzeige eines Fluges nach Tel Aviv.

In der Schlange guckte ich nochmal auf die Homepage und regte mich dann noch mehr auf - aber über mich selbst: Denn da stand eindeutig, dass alle Ankünfte am Terminal 2 ankommen - von Abflügen stand da gar nichts. Nun führe ich ja pro Reise einmal meine Begleitung im Seich herum, dass das schon beim Umsteigen beim Hinflug passiert, ist eher unglücklich ...

Wir waren trotzdem noch völlig ausreichend pünktlich, die Sicherheitskontrolle ging schnell, die Ausreise auch (die war zwar beim menschlichen Grenzer, aber es gab fast keine Schlange, weil der Typ schnell war), und so saßen wir in der Nähe des Gates, bis das Boarding losging.

Für Flüge nach Tel Aviv gibt es eine gesonderte, zweite Sicherheitsschleuse, aber die wird komplett ignoriert (piept aber aus Protest doppelt laut), und mit ein wenig Verspätung flogen wir in Sofia ab, als der Tag gerade anbrach.

Ich saß am Fenster und kam etwa eine Viertelstunde meiner Serie weit, dann pennte ich ein und wachte erst wieder auf, als wir schon fast im Landeanflug auf Tel Aviv waren. Ich machte einige schicke Fotos der Stadt aus dem Flugzeug, dann landeten wir praktisch pünktlich. Die Fahrt zum Terminal war eine halbe Flughafenrundfahrt, aber dann ging die große Freude los ...

Wir fuhren die Rolltreppe im Empfangsgebäude hoch und wurden in einen größeren Raum geleitet; dort stehen etliche Terminals, an denen man seinen Pass scannt, das Passbild wird per Kamera abgeglichen und dann erhält man schon seine Einreisekarte; mit der geht es dann ein paar Schritte weiter zur (heute gähnend leeren) Einreisekontrolle für Ausländer, der Grenzer fragte mich, wieso ich hier sei (tourism), die Grenzerin wollte von meiner Ma wissen, mit wem sie da ist und das wievielte Mal sie in Israel ist, wurde prompt versehentlich belogen (weil meiner Mutter der Besuch 2011 vom Sinai aus entfallen war), dann bekamen wir auch noch einen Stempel auf so einen Zettel, der drei Schritte weiter wieder eingesammelt wurde, und dann waren wir schon durch die Grenzkontrolle durch. Da auch der Zoll nichts von uns wollte, waren wir so dermaßen schnell nach Israel eingereist (trotz saudischen Stempels im Pass), dass ich gar nicht wusste, wohin mit der ganzen Zeit ...

Dementsprechend früh waren wir am Taxistand, wurden bei der Fahrt (shabbat und so) leicht abgezockt (das nächste Mal buche ich auch hier per App, auch wenn es so bald keine Taxifahrt in Israel geben wird), kamen aber - nach einmaligem Insistieren - an unser geplanten Frühstückslokalität an.

Irgendetwas war komisch, die Selbstbedienung und die Speisekarte passten so gar nicht zu der Lokalität, die ich im Auge hatte, da fiel mir auf, dass wir an der falschen Kneipe waren. Wir gingen ein paar Schritte um das Gebäude herum und fielen ins Manta Ray ein.

Wir bekamen nur noch einen Tisch draußen, direkt am Meer (den hätten wir uns sowieso ausgesucht), und auch wenn es ein bisschen windig und dementsprechend frisch war, gefiel es uns dort sehr, sehr gut ... Dazu beigetragen hat ganz sicher auch das fantastische Essen - zunächst gab es einen Brotkorb mit fünf Dips, darunter Hummus und einen unglaublich guten Frucht-Dip, den wir nicht besser eingrenzen konnten, danach kam das bestellte Avacado-Brot mit Thunfisch-Sashimi für meine Ma und das Rührei mit Shrimps für mich ... Kurzum: Das war ganz, ganz, ganz hervorragend - wenn auch natürlich nicht ganz billig. Am Ende zahlten wir - mitsamt zwei Crémants und zwei Bieren - knapp 90 Euro für unser Frühstück, aber bei der Qualität und der Location ist das im teuren Israel halt so ...

Wir trödelten nun ein bisschen an der Strandpromenade (lauter Menschen - und viele Hunde am Hundestrand; schwarze Flagge für Schwimmer wegen des Wellengangs, die israelischen Bademeister sagen dann immer per Megafon durch, dass man zurück ans Ufer soll; viele Wellenreiter im Meer - die werden nicht rausgejagt) entlang, bis wir einchecken konnten, lauschten den Sängern, die da amerikanische Musik darboten, machten Fotos von Jaffa und der Tel Aviver Skyline und checkten dann - pünktlich um 13 Uhr - in unserem hübschen Apartment ein. Das ist hier alles ein bisschen speziell, es geht die Treppe hoch, dann steht man im Schlafzimmer; zum Bad geht es unter einem tragenden Balken hindurch, sodass man ein bisschen den Kopf einziehen muss, aber trotzdem aufpassen sollte, dass man auf dem Treppchen nicht stolpert, aber alles in allem ist das charmant - jedenfalls so charmant, dass meine Ma jetzt schon zwei Stunden im Bett liegt und ratzt. (Es ist, da ich dies schreibe, 15.22 Uhr.)

Mal sehen, was wir gleich und morgen machen, ich habe da schon Ideen, aber erstmal muss ich meine Mutter aus dem Bett werfen (hähä, das wird eine Genugtuung ...).

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Ich war zwischenzeitlich nicht ganz sicher, ob meine Mutter noch einmal mitkommt zum abendlichen Bierchen und vielleicht noch einer Kleinigkeit zu essen, aber so gegen 15.30 Uhr, 16 Uhr war sie dann bereit, mal duschen zu gehen. Dadurch kamen wir so gegen kurz vor 17 Uhr aus der Wohnung. Der Versuch, eine ÖPNV-Karte bei der Touristinformation hier in Jaffa zu kaufen, schlug fehl, aber der Touristinfo-Mensch sagte mir, dass es bei der Hauptgeschäftsstelle möglich sei; die schließe in einer Stunde, es sei ein 20-minütiger Fußmarsch.

Ich setzte meine Mutter also bei den Musikern an der Strandpromenade ab (dort kam sie mit einem sehr freundlichen jungen israelischen Araber ins Gespräch), während ich an selbiger Strandpromenade entlang marschierte. Die Touristinformation war noch offen, ich bekam die Rav-Kav-Karte und konnte auch für morgen und übermorgen die gewünschten Fahrkarten draufladen - alles bestens.

Auch zurück lief ich, diesmal unmittelbar am Wasser entlang, die Gischt spritze manchmal auf meine Brille - und wider Erwarten war meine Ma noch an dem Platz, an dem ich sie abgeliefert hatte. Sie beschwerte sich aber (leicht), dass sie vor lauter Wind ganz schön durchgefroren war, sodass wir von der windigen Strandpromenade weggingen und uns in einer geschützten Seitengasse ein schönes Restaurant suchten.

Die Qualität des Essens war sehr hoch, der Preis allerdings auch, ein großes Bier scheint hier grundsätzlich 33 Schekel, also gut acht Euro zu kosten, aber dass Israel und gerade Tel Aviv teuer ist, das wussten wir schon vorher ... Nach dem zweiten Bier zog es uns dann ins Zimmer, und es ist eine Schande, um halb neun in Tel Aviv im Bett zu sein, aber wir haben halt einen langen Tag hinter uns ...

Morgen geht es aller Voraussicht nach nach Jerusalem, da bin ich schon sehr gespannt.

Fotos von heute Nacht und heute:  

Alexander-Newski-Kathedrale

Anflug auf Tel Aviv

Frühstück

Blick auf Jaffa

Blick auf die Skyline von Tel Aviv

Glockenturm in Jaffa

Freitag, 28. April 2023

Deutsche Bahn und französische Grenzpolizei

... alle in Sack und ganz, aber ganz, ganz feste druff - da würde man keinen Falschen treffen. Es ist ganz unfassbar. Jetzt aber sitzen wir in dem kleinen Teil des Basler Flughafens, der nicht völlig überheizt ist, und waren zwischenzeitlich heilfroh, dass unser Flugzeug, mit dem wir nach Sofia fliegen wollten, massiv Verspätung hat, weil wir ansonsten - dank deutscher Bahn und französischer Grenzpolizei - womöglich den Flieger verpasst hätten.

Dabei fuhren wir extra ein bisschen früher los, obwohl ich schon zwischendurch eine Nachricht bekommen hatte, dass sich unser Flug verzögert, aber sicher ist sicher - so dachte ich. In Erzingen kamen wir so gegen 16.30 Uhr an, stellten fest, dass um 17.02 Uhr der Schienenersatzverkehr fährt und stiegen in diesen ein. Der Busfahrer war dermaßen unfreundlich (gar nicht einmal so sehr zu uns, aber zu zwei jungen Leuten vor uns), dass es selbst für einen Angestellten der Bahn eine wahre Meisterleistung war - mag sein, dass er der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig war, aber das rechtfertigt eine derartige Brummigkeit wirklich nicht. Wenigstens fuhren wir pünktlich ab, aber kamen mit einiger Verspätung in Waldshut an, weil die Deutschen kein Reißverschlussverfahren können (deutsche Autofahrer - außer meiner Mutter und mir natürlich! - mit in den Sack).

Wir liefen schnellen Schrittes zu unserem Gleis 3, aber der Zug kam und kam nicht ... Plötzlich wurde angezeigt, dass der Zug von Gleis 1 abfährt, also setzte sich der ganze Pulk von Gleis 3 zu Gleis 1 in Bewegung - allein, der Zug, der die ganze Zeit dort mit Fahrtziel "Waldshut" stand, hatte ungefähr gleichzeitig auf Fahrtziel "Basel Bad Bf" umgestellt - und fuhr ab, ohne dass irgendjemand drinsaß ... Ich kann ganz, ganz viel nachvollziehen, was bei der Bahn schiefläuft, aber eine derartige Kundenverarsche ist mir wirklich und ernsthaft unbegreiflich.

Zwischenzeitlich kamen weitere Nachrichten, dass sich unser Flug weiter verspätet, sonst wäre es jetzt schon knapp geworden. Wir fuhren mit der Regionalbahn eine halbe Stunde später, fuhren dann mit der Straßenbahn vom Badischen zum Schweizer Bahnhof und sprangen in den gerade ankommenden Bus zum EuroAirport.

Die Sicherheitskontrolle ging zügig, aber als wir zur Ausreise kamen, war da eine riesige Schlange, die sich kaum fortbewegte. Jeder Flug, der in diesen Minuten abfliegen sollte, hatte 20, 30 Minuten Verspätung, weil die freundlicherweise auf die Passagiere, die in der Passkontrolle steckten, warteten. Es war ungefähr zu unserer eigentlichen Abflugzeit, als sich ein Flughafenmitarbeiter erbarmte und für die EU-Bürger und Schweizer eine zweite Alle-Pässe-Schlange öffnete. An der Passkontrolle arbeiteten nur Schweizer Grenzer (die Franzosen scheinen zu streiken), und dass die elektronische Passkontrolle nicht angeschaltet war, kann ich mir nur so erklären, dass die in französischer Hoheit ist und von den Schweizern nicht beaufsichtigt werden kann/darf. Die Erklärung eines anderen Flughafenmitarbeiters, die Polizei habe "Personalmangel", wäre ansonsten nämlich - Entschuldigung - absoluter Bullshit, weil durch die elektronische Einreisekontrolle natürlich viel mehr Leute pro Grenzpolizisten durchlaufen können als durch die herkömmliche. Die Krone setzte dem Ganzen natürlich auch noch der Flughafen selbst auf, weil der - anders als der ansonsten jeder Kundenfreundlichkeit eher unverdächtige Frankfurter Flughafen - nicht einmal auf seiner Homepage warnte, dass da längere Wartezeiten auf die Menschen zukämen.

Den Flughafen in Basel werde ich nach dieser Erfahrung zukünftig möglichst meiden, insbesondere, wenn ich durch die Ausreisekontrolle müssen sollte.

Jetzt schauen wir aber erst einmal, wann der Flieger aus Banja Luka wirklich eintrudelt und wann wir dann in Sofia sind - wir verlieren wahrscheinlich jetzt alles in allem zwei Stunden (wir sind natürlich froh, dass wir doch noch mitkommen, aber trotzdem ...), und in die Stadt zu fahren, um nur mal kurz die Alexander-Newski-Kathedrale zu sehen, ohne noch ein schnelles Bierchen in einer Kneipe zu kriegen - mal gucken ... Wir sollen nach aktuellem Stand um 1.56 Uhr (statt 0.10 Uhr) in Sofia ankommen, und um 5.55 Uhr soll unser Flieger nach Tel Aviv abfliegen, das wären vier Stunden mit Einreise, viertelstündiger Taxifahrt in die Stadt sowie zurück zum Flughafen und nochmal Sicherheitskontrolle und Ausreise, das würde fast schon wieder eng werden (und am Flughafen gibt es ja auch was zu trinken, hoffentlich) ... In jedem Fall, liebe Leserin, lieber Leser, gedenke ich zu berichten, wie es uns ergangen ist - aber dann hoffentlich schon aus Tel Aviv morgen Abend ...

Sonntag, 23. April 2023

In die Ferne schweifen, obwohl das Nahe auch so schön ist

Das ist so einigermaßen das Motto dieses Wochenendes, denn der Freitag Abend bestand aus einer meiner heißgeliebten Grenzsteinwanderungen, während der Samstag und Sonntag darauf verwendet wurde, die von 2020 aufgeschobene Neuseeland-Ozeanien-Reise neu zu buchen.

Ich hatte am Freitag Morgen schon meine Mutter angespitzt, dass ich möglicherweise am Abend eine Wanderung zu bisher unerforschten Grenzsteinen machen wolle - da ich aber nach Neuhaus am Randen nur sehr schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen würde (vor allem in angemessener Zeit) und vom Schlauch in Wiechs am Randen auch nicht wesentlich besser zurück, wurde erstmals seit langer Zeit wieder ernsthaft das Mamataxi für eine Wanderung in Anspruch genommen.

Wir fuhren zum Buchener Stumpen in der Nähe des Schwarzen Steins (nördlichster Punkt der Schweiz, auf dem ich schon mehrfach meine Griffel hatte, man erinnere sich), und von dort lief ich in Richtung Neuhaus hinunter. Meine Mutter fuhr nach Wiechs am Randen (aber nicht in den Schlauch, weil ich übersehe hatte, dass der Fußballplatz, den ich dort verortet hatte, inzwischen ein Hundeplatz ist; dementsprechend wurde meine Mutter auf ihre Frage nach dem Fußballplatz nach Wiechs-Dorf geschickt - am Ende haben wir uns aber gefunden ...).

An der Steigstrasse überquerte ich erstmals die deutsch-schweizerische Grenze und wurde kurz vor dem Hof Stroosacker von einem Hund begrüßt, der mich erst freundlich ansprang und dann etwas weniger freundlich bellte, nachdem ich schon an ihm vorbeigegangen war. An dem Hof bog ich scharf links ab und lief einen moderaten Anstieg hoch, in dem ich meine Jacke auszog und im Verlauf der Strecke nicht mehr anzog.

Der Blick auf die Alpen wurde immer besser (obwohl es in Bonndorf noch genieselt hatte), und als ich oben auf dem Berg beim Grenzstein ankam, war der Alpenblick ganz grandios (ich hoffe, das kann man auf den Bildern wenigstens erahnen ...). Ich folgte dem Grenzweg, der 1966 im Vorgriff auf das Inkrafttreten des Grenzänderungsvertrages von 1964 neu vermessen worden war, und lief an insgesamt sicher 25 bis 30 Grenzsteinen entlang.

Einer kurzen Abkehr von der Grenze folgte ein weiterer leichter Anstieg zurück zur Grenze (wäre ich der Grenze gefolgt, wäre das ein steiler Anstieg quer durchs Feld geworden), aber vom Grenzstein dort oben ging es dann immer bergab, zunächst in Serpentinen hinunter nach Bargen, dann an der Kantonalstrasse entlang in den (deutschen) Schlauch, und als ich gerade wieder in der Schweiz war, wurde ich von meiner Mutter, die inzwischen herbeigeeilt war, angehupt. Ich lief trotzdem noch ein paar Schritte bis zum letzten Grenzstein an der Straße (Nr. 855) weiter und kehrte dann zurück zu meiner Mutter, die auf einem Parkplatz stand, der bis 1967 schweizerisches Gebiet war, ehe es im Gebietsabtausch an Deutschland fiel.

Wir machten noch einen kleinen Ausflug (mit dem Auto) nach Büttenhardt und fuhren am Verenahof vorbei, der bis 1967 eine deutsche Exklave war (wiewohl ausschließlich von Schweizern bewohnt), und dann ging es über eine Gemeindestraße über die Grenze, wo ich ein bisschen unsicher war, ob wir da überhaupt fahren durften ... Da dieser Grenzübergang aber auf der Wikipedia-Liste der deutsch-schweizerischen Grenzübergänge steht, ging da sicherlich alles mit rechten Dingen zu.

Nach der guten Heimkehr wurde der Sieg über die zwei Dutzend Grenzsteine gebührend in einem gastronomischen Betrieb in unmittelbarer Nähe gefeiert ...

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Ich habe im Laufe des gestrigen und heutigen Tages alle Hotels für die Neuseeland-Tour gebucht, und weil Fiji Airways das damals bezahlte Geld mir weiterhin gutschreibt bzw. sogar für den gleichen Preis das gleiche Ticket neu ausstellt (wenn ich das richtig verstanden habe), bleibt uns quasi gar nichts übrig, als auch bei dieser Planung nach Fidschi und Samoa zu fliegen. Sobald das bestätigt ist, buche ich noch den Flug von Samoa nach Brisbane, und dann haben wir eigentlich fast alles zusammen (achso, ob wir den Samoa-nach-Amerikanisch-Samoa-Flug noch abfliegen können, kläre ich gerade noch, aber da ist der Zeitdruck nicht so riesig ...).

Dass das Ganze ein teures Vergnügen wird, war vorher schon klar, aber mit einigermaßen geschicktem Buchen (wenn auch um den Preis einer langen Anreise) konnte ich den Schaden nach aktuellem Stand minimieren.

Jetzt aber genug des Auf-die-Folter-Spannens, so sieht die Reiseroute aus:

Am Freitag, dem 14. Juli, müssen wir früh aufstehen, damit unsere Mütter uns nach Freiburg an den Bahnhof bringen können; dann geht es mit dem Zug nach Frankfurt an den Flughafen. Um 11.25 Uhr geht der Gulf-Air-Flieger nach Bahrain; dort kommen wir um 18.20 Uhr an und haben fünf Stunden Aufenthalt. Ich vermute, die werden wir zur Einreise nicht nutzen, weil die Bahrainer immer noch ein Eintrittsgeld verlangen, und das lohnt sich für fünf Stunden nicht ... (Wenn ich noch nicht in Bahrain gewesen wäre, hätte ich das vielleicht gemacht, aber so eher nicht.)

Um 23.25 Uhr geht es weiter mit Gulf Air, diesmal nach Singapur, wo wir um 12.15 Uhr morgens  am 15. Juli ankommen. Das ist das Ende des Hinflugs der ersten Buchung; in Singapur müssen wir also einreisen und unser Gepäck neu aufgeben. Da wir sieben Stunden Aufenthalt haben, könnte es sogar passieren, dass wir das Gepäck entweder in die Gepäckaufbewahrung geben oder aber möglicherweise schon einchecken können, denn um 19.50 Uhr am Samstag, dem 15. Juli, geht es mit Philippine Airlines nach Manila. Dort kommen wir um 23.50 Uhr an und werden in die Philippinen einreisen; ein Hotel in Intramuros, der Altstadt von Manila, habe ich schon gebucht.

In Manila gucken wir uns sicherlich am 16. Juli ein bisschen die Stadt an, ehe wir wieder zum Flughafen fahren, um um 22.25 Uhr nach Sydney zu starten. Dort kommen wir um 8.45 Uhr am Montag, dem 17. Juli, an. Auch hier müssen wir das Gepäck entgegennehmen und entweder in die Gepäckaufbewahrung geben oder gleich einchecken; hier bin ich ein wenig optimistischer, dass Letzteres geht, denn das ist ein Qantas-Flug. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir in die Stadt fahren, vielleicht ein bisschen Fähre fahren, mal sehen, denn der Flieger nach Neuseeland geht erst um  18.55 Uhr.

Planmäßig exakt um 23.59 Uhr kommen wir in Christchurch auf der neuseeländischen Südinsel an, werden dann einreisen, wahrscheinlich mit dem Taxi ins Hotel in unmittelbarer Flughafennähe fahren und dort erst einmal pennen.

Am nächsten Morgen werde ich dann unser Auto (das für neuseeländische Verhältnisse vergleichsweise günstig ist) in Empfang nehmen, und dann geht es auf die wilde Fahrt über die dann womöglich winterliche Südinsel.

Die erste Etappe führt uns nach Twizel in der Nähe des Aoraki / Mount Cook. 2020 hatte ich direkt in Mount Cook Village gebucht, da war jetzt alles ausgebucht, sodass wir zunächst die knapp 300 Kilometer/vier Stunden nach Twizel fahren, dort vielleicht schon einchecken und dann die landschaftlich schön aussehende Strecke nach Mount Cook Village fahren (das sind pro Strecke noch einmal knapp 70 Kilometer/eine Stunde).

Am zweiten Tag, dem 19. Juli, geht es in die Nähe von Queenstown. 2020 war der Plan gewesen, durch Queenstown gleich nach Te Anau durchzustarten, aber die über 400 Kilometer lange und mehr als fünf Stunden dauernde Fahrt wollte ich im Winter nicht unbedingt fahren müssen. So machen wir jetzt Zwischenstation in Glenorchy am Ende der Straße entlang des Lake Wakatipu, so ein bisschen am Allerwertesten der Welt, aber auch hier soll die Straße von Queenstown nach Glenorchy zu den landschaftlich schönsten Strecken Neuseelands gehören - wir werden es sehen auf unserer 250 Kilometer langen und über drei Stunden dauernden Fahrt.

Am 20. Juli geht es dann auf die dritte Etappe, jetzt wirklich nach Te Anau am Lake Te Anau, und das werden etwas über 200 Kilometer in Google-geschätzten drei Stunden. In Te Anau übernachten wir zum ersten Mal zwei Nächte, denn das einzige Hotel direkt am Milford Sound ist kaum bezahlbar; so fahren wir am 21. Juli von Te Anau zum Milford Sound und wieder zurück, das sind je 120 Kilometer und eineinhalb Stunden Fahrt, wobei mehrere Webseiten davon schreiben, dass man sich da nicht beeilen sollte, weil die Strecke landschaftlich so schön sei.

Ob wir auf dem Milford Sound eine Schiffsfahrt machen, entscheiden wir spontan, dann angeblich sollen im Winter kaum Touristen dort unterwegs sein (die reihenweise ausgebuchten Hotels sprechen ein bisschen eine andere Sprache, aber wir gucken mal ...).

Am Samstag, dem 22. Juli, schließlich geht es noch ein Stückchen weiter in Richtung Süden, nach Bluff; hier oder am nahegelegenen Slope Point erreiche ich mit 46° 36' oder 46° 40' südlicher Breite meinen neuen Süd-Rekord, und den alten aus Montevideo breche ich um über 10 Breitengrade. In Bluff gibt es ein Austernlokal, und ich hoffe, dass sich die 180 Kilometer Fahrt in knapp zwei Stunden dafür lohnen ... (Wenn wir verrückt sind und früh aufbrechen, könnte man möglicherweise die - teure - Fähre auf die Stewart-Insel erwischen und einen Tagesausflug dorthin machen, das gucken wir mal ...)

Ab Bluff geht es dann zurück in Richtung Christchurch, wobei wir in der angeblich architektonisch sehr schönen Stadt Oamaru, in der es zu allem Überfluss auch noch Pinguine gibt, Zwischenstation machen (340 Kilometer, vier Stunden, aber das ist jetzt mehr oder weniger am Meer entlang, wo es hoffentlich nicht viel Schnee geben wird).

Die letzte Etappe auf der Südinsel unternehmen wir am Montag, dem 24. Juli, und sie wird nach 250 Kilometern und etwas über drei Stunden Fahrt in Christchurch enden. Dort wohnen wir sehr zentral, haben aber einen Parkplatz an unserer angeblich sehr schönen Stadtvilla.

Einen kleinen Stadtbummel werden wir sicherlich durch Christchurch machen, aber wir sollten einigermaßen zeitig ins Bett gehen, denn am nächsten Morgen muss ich das Auto abgeben, bevor der Flug nach Auckland um 9.45 Uhr abhebt.

In Auckland kommen wir am 25. Juli um 11.05 Uhr an; ich tendiere dazu, zum Hotel ein Uber zu nehmen, aber vielleicht fahren wir auch mit Bus und Bahn. Jedenfalls sind wir drei Nächte in Auckland (einen der beiden im Vergleich zu 2020 zusätzlichen Tage habe ich auf Auckland gelegt), dann können wir - neben dem geplanten Besuch in Rotorua - noch einen vollen Tag (und den Rest des Anreisetages) Auckland erkunden (und Fähre fahren ...).

Am 28. Juli geht es dann - geplant ist: mittags - von Auckland nach Nadi auf den Fidschi-Inseln, wo ich in relativer Flughafennähe schon ein Strandhotel gebucht habe; am Tag darauf, dem 29. Juli, fliegen wir dann nach weiter von Nadi nach Apia. Dort habe ich sehr teures, aber von den Bildern her wunderschönes Hotel auf einem kleinen Inselchen bei Apia gebucht - mal sehen, ob Uli hier ihr Veto einlegt und ich etwas anderes suchen muss, aber das ist auf Samoa nicht ganz so einfach, gerade wenn man die Option mit Amerikanisch-Samoa noch offenhalten will.

Nach drei vollen Tagen auf Samoa (oder eben zwei vollen und einem Tagesausflug nach Amerikanisch-Samoa) fliegen wir dann am 2. August von Samoa nach Brisbane, möglicherweise mit Zwischenstopp auf Fidschi.

In Brisbane sind wir dann zwei Nächte - hier habe ich uns ein Hotel direkt am Brisbane River gebucht, das direkt an einem Fährhaltepunkt ist, nicht weit von der Bahn in die Stadt, und auch das WM-Stadion ist in unmittelbarer Nähe. Der letzte Höhepunkt dieser Reise wird ja - hoffentlich - das dritte Gruppenspiel der deutschen Fußball-Frauen gegen Südkorea sein, und das Spiel findet am 3. August abends um 20 Uhr in Brisbane statt.

Nach dem hoffentlich siegreichen Gruppenausklang sollten wir nicht zu sehr feiern, denn am nächsten Morgen, am 4. August, geht um 10.30 Uhr der Flieger nach Manila. Dort kommen wir um 16.40 Uhr Ortszeit an, werden diesmal nur umsteigen, weil der Flug nach Singapur schon wieder um 19.30 Uhr startet. Diesmal kommen wir in Singapur am späten Abend an (um 23.10 Uhr), diesmal übernachten wir in Singapur, und auch diesmal werden wir möglicherweise unser Gepäck einschließen, damit wir nur mit kleinem Rucksack ins Hotel fahren. Hier habe ich vergleichsweise günstiges Hotel gebucht, aber wir haben fest vor, in unsere Stammkneipe von 2015 zu fahren und dort ein Bierchen oder Weinchen zu trinken.

Die Schlussetappe der Reise werden wir dann also hoffentlich gut gestärkt in Angriff nehmen; diese startet am 5. August um 21 Uhr in Singapur, wird durch einen Zwischenstopp in Bahrain von 23.55 Uhr bis 1.30 Uhr unterbrochen und endet am Sonntag Morgen um 6.55 Uhr in Frankfurt. Die Zugfahrt zurück nach Freiburg und hoch nach Rötenbach werden wir hoffentlich überstehen, und dann geht es nach einem hoffentlich leckeren Mittagessen möglicherweise auch schon ins Bett.

Damit die oben allesamt in Ortszeit angegebenen Zeiten auch für die Leser zu Hause klar sind, kurz der Hinweis: In Bahrain ist es eine Stunde später als in Deutschland, in Singapur und den Philippinen sechs Stunden, in Sydney und Brisbane acht Stunden, in Neuseeland und Fidschi zehn Stunden und in Samoa elf Stunden. Falls wir nach Amerikanisch-Samoa flögen, wäre es dort 13 Stunden früher als in Deutschland, weil wir ja die Datumsgrenze überqueren würden (was halt schon cool wäre ...).

Für die Länderliste, die ja mit Trinidad und Tobago (149. Land), Grenada (150.), Barbados (151., da bin ich ja fast sicher, dass ich einreise) und Suriname (152. Land) schon im Mai gut ergänzt wird, bedeutet diese Reise, dass Neuseeland das 153. Land wird, Fidschi das 154. und Samoa das 155. Land. Würde Amerikanisch-Samoa dazukommen, wäre es das neunte besuchte abhängige Gebiet.

Ach, Kinners, das wird toll - und ich hoffe, dass diesmal keine Seuche dazwischenkommt ...

Fotos von den Grenzsteinen gibt es auch:

Ein majestätischer Grenzstein (und einer, der erst 1966 aufgestellt wurde)

Blick von Deutschland aus ins Tal der Durach

Alpenblick

Sonntag, 16. April 2023

Der Mann mit dem Hammer

... hatte sich gestern die ganze Zeit schon angekündigt (auch auf der Autofahrt, bis ich das Radio auf lauter stellte), und als ich - wieder einmal - nach sehr gutem Essen im Schnitzer am Tisch saß und bald eingeschlafen wäre, machte ich mich - auf vermeintlich französische Weise, also ohne große Verabschiedung - auf nach Hause. Ich putzte mir noch die Zähne, dann war ich vor 19.30 Uhr im Bett und schlief bis heute Morgen fast durch, so durch, wie man halt in meinem Alter noch durchschlafen kann ...

Es war toll, das wird niemanden überraschen; es war anstrengend, auch das wird keinen wundern, der in den letzten Tagen mehr oder weniger regelmäßig diesen Blog gelesen hat; und es war eine ganz wunderbare Abenteuerreise in einen Winkel der Erde, der mit der von mir ja an sich bevorzugten Beschreibung "zwischen Afghanistan und Sibirien" nicht wirklich viel zu tun hat.

Die Blogeinträge abends, entweder beim oder - noch schlimmer - nach dem Bier geschrieben, sollen ja - so ist mein wohldurchdachtes Konzept, höhö - die Fakten des Tages, die Stimmung unterwegs, die Kleinigkeiten beschreiben, die mir am Tag auffallen und die ich sonst vergesse; in meinem Fazit - Christian nennt das in seinen Facebook-Posts ebenso zutreffend "Nachlese" - versuche ich die Reise - mit ein bisschen Abstand, nicht völlig übermüdet und vor allem nüchtern (in mehreren Bedeutungen) - ein bisschen einzuordnen, was mich so über die Tage hinweg bewegt und beschäftigt hat. Mal sehen, ob das dieses Mal gelingt ...

Das Erste, was auf der Reise auffällig war, war, wie entspannt die Grenzer und Zöllner unterwegs waren. Wir mussten keine einzige Zollerklärung oder Einreisekarte ausfüllen, weder am Flughafen noch an den Landgrenzen (das war 2017 in Usbekistan noch ganz deutlich anders gewesen), der eine oder andere Grenzer begrüßte einen sogar ausdrücklich in seinem Land, die Ein- und Ausreisen gingen überall ziemlich fix (am längsten dauerte die Einreise nach Kasachstan, aber auch da waren wir in, keine Ahnung, einer Viertelstunde durch). Dass wir in Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan visumsfrei einreisen konnten (so wie es für Kirgisistan auch gegangen wäre), ist nicht selbstverständlich, die Tadschiken haben die Visumsfreiheit für Deutsche erst 2022 eingeführt, die Usbeken 2019 (denn 2017 benötigten wir noch ein Visum), und Kirgisistan und Kasachstan waren auch nicht wesentlich früher dran (nämlich 2012 bzw. 2014). Jetzt fehlt nur noch Turkmenistan (aber das kommt nicht so schnell, fürchte ich) - und natürlich Russland (ist das noch Zentralasien?), aber auch da stehen sicherlich, sagen wir, geopolitische Gründe im Raum, die vielleicht auch nicht so schnell abgeräumt sein werden. Geklappt hat das an den Grenzen also jeweils wunderbar, auch wenn der eine usbekische Visumsverlanger und der kasachische Grenzer, der - nach Christians Erzählung - eher sparsam schaute, als er bei der Ausreise aus Kasachstan unseren Einreisestempel vom gleichen Tag sah, aber sogleich von seinem Chef zur Weiterarbeit angetrieben wurde, noch ein (wirklich nur klitzekleines) bisschen Sand ins Getriebe streut. (Übrigens benötigen die Menschen dort offenbar auch einen richtigen Reisepass zum Grenzübertritt, Personalausweise scheinen nicht zu genügen.) Achso, und dass die usbekische Ausreise elektronisch geht, am Flughafen wie an der kasachisch-usbekischen Grenze (da sogar für die Einreise!), das ist fast schon vorbildlich, zumal die menschlichen Grenzer deutlich länger zum Durchwinken brauchen als der Automat (beim Automaten stempelt zwar immer noch einer, aber der stempelt eher "blind", sobald der Computer einen durchgewunken hat).

Das Zweite, was auffällt, wenn man irgendwo ankommt - jedenfalls dann, wenn man ein Fahrzeug benutzt, um zum Hotel zu kommen -, ist, wie die Menschen fahren, und das, meine Damen und Herren, ist gewöhnungsbedürftig, aber auch gewöhnungsfähig: Ich habe auf der ganzen Tour keinen Unfall gesehen, und das ist überraschend, so brutal, wie die Männer (und wir haben nur Männer fahren sehen) durch die Gegend heizen. Die technische Ausstattung ist gefühlt ein Jahrzehnt oder so hinter unserer zurück (Usbekistan ist übrigens fest in Chevrolet-Hand, Tadschikistan ist Opel-dominiert), Anschnallen ist nur auf den Vordersitzen und dann auch nur der Polizei wegen angesagt, der Kofferraum steht auch mal offen (oder der Koffer wird aufs Dach gebunden), aufgefahren wird sehr dicht, ebenso wird dicht an anderen Autos vorbeigefahren, aber man das natürlich auch umdrehen und sagen, dass die Autofahrer dort eine sehr gute Fahrzeugbeherrschung haben. Offene Korruption haben wir auf der Straße keine gesehen, nur einmal musste unser Fahrer (der auf der langen Tour) anhalten; er hielt ein Schwätzchen mit den Polizisten, die guckten ins Auto ("hello!" allenthalben), wir guckten alle, ob er was zahlt/zahlen muss, haben aber alle nichts gesehen.

Überhaupt, Shariyor, unser Fahrer von Chudschand nach Pandschakent, war fantastisch - ja, der spricht kaum ein Wort Englisch (außer "driver" und "photo stop"), aber wie der den Geländewagen über die Schlaglochpiste zu den Sieben Seen bugsierte, das war schon sehr gut, und auch im Berg, bei Schnee, war ich froh, dass er gefahren ist, weil er sich dort auskennt. Insgesamt aber sind die Straßen sowohl in Usbekistan als auch in Tadschikistan den Umständen entsprechend recht gut - richtig furchtbare Schlaglochpisten gab es (mit der großen Ausnahme Sieben Seen natürlich) keine, meist waren die Straßen recht ordentlich asphaltiert, das schlechteste Hauptverbindungsstück, an das ich mich jetzt erinnere, war von der tadschikisch-usbekischen Grenze hinter Pandschakent nach Samarkand, aber auch da konnte unser (Renn-)Fahrer oft mit 100 Sachen über die Piste heizen.

Für Taxis haben wir viel Geld ausgegeben, auch weil ich die Taxi-App der GUS-Staaten nicht herunterladen konnte, weil das nur mit einer Nummer funktioniert, die in diesen Staaten angelegt ist. Das war insofern ärgerlich, als wir das Doppelte und Dreifache dessen bezahlt haben, was ein Mensch mit App gezahlt hätte, und es eben keinen wirklich Sinn ergibt für diesen Betreiber, weniger Umsatz zu machen ... Alles in allem waren aber die meisten Taxifahrten tat- und schuldangemessen, sodass wir da jetzt auch nicht arm geworden sind, auch weil wir alles durch vier teilen konnten.

Das Dritte, was auffällt, wenn man dann im Land ist, ist die (manchmal etwas unbeholfene) Freundlichkeit der Menschen. Ja, im Geschäftsleute-Hotel in Taschkent bekommt man professionelle, aber auch ein bisschen oberflächliche Freundlichkeit (obwohl da auch die eine Bedienung mit ihrem Englisch und einem großen bisschen Deutsch glänzte und sich - glaube ich - ernsthaft darüber freute, dass wir immer wiederkamen und mit ihr Deutsch sprachen), und oberflächliche Freundlichkeit ist immer noch viel besser als tiefgründige Schroffheit! Was ich aber immer wieder schön fand, war das Gefühl, dass die Menschen sich wirklich freuen, uns helfen zu können, uns zu Gast zu haben in ihrem Land, und wenn da mal - auf beiden Seiten - aufgrund der Sprachbarriere (und weil entweder Google Translate oder das WLAN nicht funktionieren) etwas danebengeht, dann tut es das halt, aber das ist dann auch nicht schlimm. Die Dankesgeste, bei der man die Hand aufs Herz legt und sich kurz verbeugt, haben wir uns jedenfalls schnell angewöhnt, zumal sie auch als Gruß verwendet wird, und da freute sich jeder.

In Usbekistan haben wir vom Ramadan, der in wenigen Tagen endet, so überhaupt nichts mitbekommen, da gab es Essen und Trinken auf der Straße, alles kein Thema. In Tadschikistan hingegen merkte man den muslimischen Einfluss vergleichsweise stark, und das hat mich in einem ehemaligen sowjetischen Land wirklich ein bisschen überrascht: Es war nicht ganz so einfach, tagsüber etwas zu essen zu bekommen (insbesondere im eher ländlichen Pandschakent), und Alkohol in Gaststätten klappte überhaupt nicht. Es gab allerdings sowohl in Chudschand als auch in Pandschakent mindestens einen Laden, der - notfalls mit einem Tuch vor Blicken von außen geschützt - Alkohol (bis hinauf zum hochprozentigen Wodkagedöns) anbot; und der in Chudschand war praktischerweise (wobei ich nicht sicher bin, dass das ein Zufall war ...) direkt neben dem Hotel.

Dort kauften wir ab und zu Bier und durften das dann - ich konnte es kaum glauben und fragte deswegen mehrfach nach - auf die Terrasse des Hotelrestaurants mitnehmen und dort konsumieren (selbst Gläser bot man uns an!). Hier machten wir am ersten Abend auch den Fehler, dass wir auswärts aßen, weil ich dachte, dass das Restaurant im Umbau (war es) und deswegen die Küche geschlossen sei (war sie nicht); am zweiten Abend in Chudschand hatten wir im Restaurant Omar Khayyam das beste Essen der gesamten Reise, da stimmte einfach alles ...

Aber auch sonst sind wir ganz offensichtlich nirgendwo verhungert, das Essen im Hotel in Taschkent war immer wieder lecker (wenn auch für Usbekistan ziemlich teuer), sodass wir immer wieder kamen (und weil es praktisch ist, nach dem Abendessen gleich ins Bett zu können), das Mittagessen in Chudschand in dem Schnellrestaurant wird uns vor allem wegen meiner längeren unentschuldigten Abwesenheit auf der Suche nach einem Geldautomaten in Erinnerung bleiben, denn das Essen dort war - wie man im Englischen sagt - nichts, um [eine Postkarte darüber] nach Hause zu schreiben. Das Abendessen in Pandschakent war eher ein Reinfall, weil die Rinder-Spieße der Damen sehr böckelten - mein Essen war dagegen okay, ich habe leider den Zettel weggeworfen, denn ich glaube, das war schon Lagman.

In Samarkand jedenfalls haben Jessi und Christian eine Zuneigung zum Lagman entwickelt, zu der Suppe mit viel Rindfleisch und vielen Nudeln, die als eine der Nationalspeisen Usbekistans gilt. Das Lagman war in unserer Mittagessenkneipe am Anreisetag gut (der Rest des Essens war okay, aber nichts Herausragendes), das Lagman war in unserer Touristengaststätte in Samarkand, die wir zweimal aufsuchten, gut (und da war auch der Rest des Essens lecker).

Und am Schluss waren wir wieder in Taschkent, haben - weil wir sowohl am ersten Tag spät vom Flieger als auch am vorletzten Abend spät vom Zug kamen - dort die 24-Stunden-Küche sehr zu schätzen gewusst, weil wir da auch um 23 Uhr noch etwas Gutes zu essen bekamen, das war sehr, sehr praktisch.

Das Mittag-/Abendessen auf dem Heimweg in Riga war auch sehr gut, meine Ma und ich aßen endlich mal wieder Fisch nach einer Woche in Zentralasien, so weit entfernt vom Meer wie irgend möglich auf der Welt, und die Cepelinai (die lettischen Klöße) waren auch sehr lecker.

Die Biere waren - ein Stück bedingt durch den Ramadan - in Tadschikistan fast allesamt ungekühlt (wir wussten uns mit dem Kühlschrank im Zimmer zum Teil zu helfen), in Usbekistan waren sie immer gut gekühlt, egal, ob vom Fass (Taschkent, eine Kneipe in Samarkand) oder aus der Flasche (Rest von Samarkand). Trinkbar waren die zentralasiatischen Biere in jedem Fall, jedenfalls, wenn sie kalt waren - und wenn Bier warm ist, schmeckt es wahrscheinlich nie, sodass das kasachische Bier, das wir auf unserem einstündigen Ausflug nach Dschibek Dscholi konsumiert haben, keine Aussage über die Qualität dortiger Hopfenschalen erlaubt. In Lettland am Anfang und am Schluss war alles kalt, alles okay, auch wenn die lettischen Biere (besonders die dunkeln) immer so ein bisschen trübe aussehen.

Die Tour jedenfalls hat uns allen großen Spaß gemacht, auch wenn sie geistig und körperlich nicht unanstrengend war (wir sind öfter sehr spät ins Bett und/oder sehr früh aufgestanden), und wir sind schon am Planen, ob wir uns - dann aber ohne meine Mutter, denn die vier Stunden über die Schlaglochpisten zu den Sieben Seen hatten sie bei aller Begeisterung am Ende doch geschafft - den Pamir Highway einmal vornehmen, im Sommer 2024, wenn hoffentlich die kirgisisch-tadschikische Grenze wieder offen ist. Alternativ oder konsekutiv - da bei der Pamir-Highway-Tour kein neues Land für mich herauskommt, jedenfalls wenn man keinen Abstecher nach Afghanistan plant, höhö - steht auch noch Turkmenistan auf dem Wunschzettel, da hat der Chef unseres kirgisischen Reisebüros, das uns Transfer von Chudschand nach Pandschakent organisiert hat, sehr spannende Bilder auf Lager gehabt. Aber bringen wir erst einmal die Reisen 2023 alle unter, dann sehen wir weiter.

Einen habe ich noch: Von Jessi abgeguckt habe ich mir die Technik, Panoramabilder nicht nur horizontal, sondern - gerade in Kuppelgebäuden - auch vertikal zu machen; dabei entstehen ganz wunderbare und überraschend räumliche Fotos, das kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen ...

Central Asia, over and out - stay tuned for Bulgaria, Israel, Denmark, Caribbean, Australia, New Zealand etc.

Samstag, 15. April 2023

Früh fertig

... waren wir heute morgen, sodass wir schon um 5.15 Uhr aus dem Hotel herauskamen (angepeilt war 5.30 Uhr). Der müde Taxifahrer (wir waren natürlich alle topfit, höhö) brachte uns erfolgreich zum Flughafen.

Weniger erfolgreich waren die Versuche, am Automaten das eine Handgepäckstück einzuchecken: Der Gepäckanhänger kam aus dem Drucker, aber beim Scannen des angelegten Anhängers ging etwas schief, sodass wir doch wieder an den Schalter mussten ... Alles schräg, aber dafür ging dann die Sicherheitskontrolle halbwegs glatt, auch wenn die Kontrolleurin sehr, sehr auf Tuchfühlung mit meiner Mutter ging ...

Kaffee (und heiße Schokolade) wurden in einem Café verzehrt, ehe wir als Vorletzte boardeten. Der Flug ging recht problemlos vonstatten, ich guckte zwei Folgen meiner aktuellen Serie, geschlafen wurde auch ein bisschen in der Reisegruppe, es war eine ganz normale Rückreise am Ende einer wunderbaren, hochinteressanten Tour.

Das Gepäck ließ ein bisschen auf sich warten, obwohl wir trödelten, drei Jugendliche wurden - zu recht - vom Gepäckband gejagt, als sie darum herumsurfen wollten, aber irgendwann waren mit mit SkyLine und S-Bahn und Bus an den Autos angelangt.

Meine Ma und ich verabschiedeten uns von Jessi und Christian, dann ging es auf die Heimfahrt, die nur von ein paar Stops zum Überwinden der Müdigkeit unterbrochen wurde. Irgendwie fühlte die Fahrt in den Schwarzwald sich recht kurz an, und jetzt sind wir vor einer guten Stunde wieder angekommen - im kalten, regnerischen Deutschland.

Ein Fazit gibt es in den nächsten Tagen (gleich geht es in den Schnitzer zur Feier der guten Wiederkehr), aber ein Foto habe ich, nämlich den von Jessis Pass - das ist der einzige unserer vier Pässe, in der die Stempel durchgehend schön angeordnet waren:

Usbekistan (3x), Tadschikistan und Kasachstan hinterließen jeweils Ein- und Ausreisestempel

Freitag, 14. April 2023

Pool in Riga

... haben wir heute gespielt, denn als wir beim Mittag-/Abendessen saßen, stellte sich heraus, dass wir alle seit Jahren bzw. meine Mutter noch nie (!) Pool bzw. Billard gespielt hatte. Also schleppten wir uns aus der Kneipe nach draußen (vollgefressen, wie wir waren) und in die nächste Tür wieder hinein, denn da gab es einen Billardsaal mit elf Tischen oder so ... Am Ende spielten wir fast zwei Stunden, hatten mehr Fouls als eingelochte Kugeln, aber es machte sehr großen Spaß.

Nicht ganz so großen Spaß hatte heute Morgen das Aufstehen in Taschkent gemacht. Wir waren zwar für unsere Verhältnisse recht früh ins Bett gegangen, aber ein Weckerklingeln um 4.15 Uhr ist nie so richtig lustig. Meine Ma war schon wach und hüpfte wie üblich wie ein junges Reh durch die Gegend, während der angeschossene Hirsch sich noch ein bisschen Kuscheln erbat.

Wir stellten uns, wie üblich, an die Straße und warteten auf ein Taxi, aber um 5.30 Uhr ist der Verkehr in Taschkent überraschenderweise doch recht überschaubar, sodass kein Auto für uns anhielt. Also ging ich doch wieder zurück zur Rezeption und ließ uns ein Taxi kommen. Der Rezeptionist buchte uns bei Yandex ein Taxi, das kam Minuten später, war aber für uns vier mit großem Gepäck viel zu klein. Angesichts des außerordentlich überschaubaren Preises (ein Bruchteil dessen, was wir normalerweise zahlten - leider konnte ich die Yandex-App nicht herunterladen, weil die idiotischerweise mit Geoblocking arbeiten) ließen wir einfach ein zweites Taxi buchen, das wiederum ein paar Minuten später kam.

Am Flughafen trafen wir uns wieder, ließen die obligatorische, aber schmerzlose Vorkontrolle über uns ergehen, konnten sehr schnell einchecken, tranken noch ein Getränk und gingen dann durch die Kontrollmaschinerie. Heute versuchte ich es auch an der elektronischen Ausreise, das klappte auch, auch wenn der Grenzer unnötig Hektik machte, aber meine Mutter wurde zur - langwierigen - Ausreise beim Grenzer geschickt.

Die Sicherheitskontrolle ging sehr schnell, auch wenn sich ein paar Leute - diesmal leider Deutsche - von der Seite reindrängelten. Meine (volle) Wasserflasche im Handgepäck war kein Problem (!), dafür etwas anderes an meinem Rucksack, aber der lief einfach nochmal durch, dann war's recht ...

Wir kamen etwas verspätet los, während des Fluges spielte ich einige Spiele (vor allen Dingen Angry Birds), aber wir kamen sogar etwas vorfristig an. Die elektronische Einreisekontrolle in den Schengen-Raum klappte vorzüglich, und unser Bolt-Taxi stand schon da ...

Durch das heute verkehrsreiche Riga ging es zum Hotel, kurz ins Zimmer und dann in die Stadt zu einem gemütlichen Nachmittag mit Speis und Trank und anschließendem Billard.

Jetzt sind wir ziemlich früh im Bett, weil wir morgen wieder früh aufstehen müssen, aber dafür sind wir dann hoffentlich bald auch wieder im Schwarzwald.

Fotos gibt's heute keine, ein Fazit auch noch nicht, ich will jetzt gleich schlafen - gute Nacht!

Donnerstag, 13. April 2023

Auf ein Bier nach Kasachstan

... waren wir heute, und diese Form der Dekadenz war natürlich nur möglich, weil man inzwischen in Zentralasien (Ausnahme: Turkmenistan) ziemlich schmerzfrei und problemlos zwischen den einzelnen Ländern hin- und herhoppen kann.

Wir schliefen heute morgen einigermaßen aus und setzten uns dann für das Frühstück auf die Terrasse des Restaurants. Danach liefen wir zum Amir-Timur-Park mit der entsprechende Statue, machten ein Foto des im sowjetischen Stil erbauten Hotels Uzbekistan, liefen durch die - noch leere - Fußgängerzone zum Unabhängigkeitsplatz, machten - unter den gestrengen Augen der Polizisten dort - ein paar Fotos und fuhren dann - für elf Cent - mit der U-Bahn.

Erst ging es zur Station Alischer Nawoi, wo wir in die andere U-Bahn-Linie umstiegen. Nacheinander stiegen wir an den U-Bahn-Stationen Ozbekistan und Kosmonavtlar aus, machten Fotos und stiegen wieder ein (man darf inzwischen in den U-Bahn-Stationen auch Fotos machen, das war 2017 noch verboten).

Zurück ging es wieder zur Station Alischer Nawoi und von dort in den angeblichen Südteil der Altstadt. Dort liefen wir am Parlament vorbei, waren von der benachbarten Medresse aber wenig begeistert. Nach dem semi-erfolgreichen Versuch, die achtspurige Straße zu überqueren, streikte meine Mutter - wir riefen für sie ein Taxi und fuhren mit der U-Bahn zur Station am Tschorsu-Basar.

Dort machten wir einen kleinen Rundgang, aber ich hatte zu spät Wasser getrunken, sodass ich nach dem kurzen Abstecher zur Kukeldasch-Medresse (joa, ganz hübsch, aber nach Samarkand halt nicht mehr soooo spektakulär) schlappmachte: Jessi und Christian eilten voraus, ich schlich hinterher, und irgendwann entschieden wir uns, mit dem Taxi zurück zum Hotel zu fahren und uns dort zu stärken.

Meine Mutter stieß zur gemütlich Hopfenkaltschalenrunde wieder zu uns, und gemeinsam heckten wir den - schon lange vorbesprochenen - Plan aus, noch einen kleinen Abstecher nach Kasachstan zu machen.

Wir hielten uns ein Taxi an und wollten zur angeblichen ruhigeren Grenze fahren, aber der Fahrer bedeutete uns, dass dieser Grenzübergang geschlossen sei. Vielleicht wollte er nur ein bisschen mehr verdienen, vielleicht war er wirklich hilfreich, jedenfalls ließen wir uns dann doch zum angeblich betriebsameren Grenzübergang kutschieren. Dort stiegen wir aus, wechselten ein bisschen Geld und liefen dann den anderen Fußgängern hinterher.

Christian reiste über die elektronische Ausreisekontrolle der Usbeken aus (bekam aber trotzdem einen Stempel), und recht schnell waren wir im kasachischen Teil der Grenzkontrolle. Die Schlange dort war länger, die kasachischen Grenzer stellten ein paar mehr Fragen, aber auch das war schmerzlos - und schon waren wir in unserem 34. gemeinsamen Land. Juchhe!

Wir liefen 300, 400 Meter nach Kasachstan hinein, taten ein Café mit WLAN und (warmer) Hopfenmilch auf und tranken selbige dann. Insgesamt war das ein Ausflug der Kategorie Spaß an der Freud, aber die kasachischen und usbekischen Grenzer machten auch kein Fass auf, weil wir an einem Tag hin- und herwechselten, sodass wir zügig wieder in Usbekistan gelandet waren (nur der kasachische Ausreisezöllner wollte wissen, was wir an Devisen dabei haben, ließ sich aber mit "a few dollars and a few euros" abspeisen ...)

Ich wechselte Geld zurück, ich verhandelte über ein Taxi, vertippte mich bei der finalen Preisabsprache und gab eine Null zu viel an, was zu großem Gelächter führte, und 30, 40 Minuten später waren wir wieder an unserem Hotel.

Es wurde keine Zeit verschwendet, denn es ging wieder ins Hotelrestaurant und hier wurden sehr leckere Salate und türkisch-usbekische Gerichte verzehrt. Heute geht es früh ins Bett, denn morgen klingelt der Wecker um 4.30 Uhr - der Flieger geht um 8.30 Uhr ...

Fotos gibbet auch, aber keine aus Kasachstan, denn so viel war auf den paar hundert Metern, die wir im Land waren, auch nicht zu sehen:

Hotel Usbekistan

Amir Timur

Fußgängerzone

Unabhängigkeitsplatz

Unabhängigkeitsplatz (näher ging es nicht wegen einer Absperrung)

Station Uzbekistan (glaube ich)

Station der Kosmonauten

Kukeldasch-Medresse

Mittwoch, 12. April 2023

Die rote Farbpatrone in meinem Drucker war leer

... und deswegen war auf den Fahrkarten, die ich für die Fahrt von Samarkand nach Taschkent ausgedruckt hatte, die Zug-, Wagen- und Sitznummern nicht lesbar, denn die waren auf der Fahrkarte in roter Schrift ausgewiesen. Das hielt mich zunächst nicht davon ab, über die usbekische Bahn zu schimpfen, da muss ich aber Abbitte leisten - das Gleis hätten sie aber durchaus ein bisschen früher (und auch in englischer Sprache) anzeigen oder ansagen können, auch wenn aufgrund der hektischen Betriebsamkeit, die aufgrund einer usbekisch-russischen Ansage kurz vor Ankunft des Zuges aufkam, klar war, wie der Hase läuft ...

Heute Morgen schliefen wir erst einmal aus, frühstückten dann gemütlich, bestellten mit Hilfe von Google Translate Spiegeleier und stellten dann unser Gepäck im Zimmer des Hotelmanagers unter. Danach ging es zum Registan und von dort mit dem Golfkärrelchen hinunter zum Siob-Basar. Solche Basare sind ja schon immer faszinierend, was da alles feilgeboten wird, von Gewürzen über Obst und Gemüse, Porzellanwaren, historische Messer (inkl. Original-Souvenirbescheinigung für die Ausfuhr ...) - das war schick. Wir kamen an einem Stand mit Granatapfelsaft vorbei - und meine Mutter wollte keinen ... Sachma?!

Vom Siob-Basar ging es die paar Schritte in Richtung des Shah-i-Zinda-Ensembles, machten aber noch einen kurzen Abstecher in den Friedhof kurz davor. In Usbekistan werden regelmäßig auf den Grabsteine Abbilder der Verstorbenen dargestellt, das hatte ich so zuletzt in Armenien gesehen.

Das Shah-i-Zinda-Ensemble hatte ich irgendwie noch prächtiger in Erinnerung, aber auch so war das immer noch sehr schick, diese Straße mit diesen wunderschönen blauen Medressen. Fotos wurden auch gemacht, das Fotografierverbot an einzelnen Stellen wurde flächendeckend ignoriert, eine russische Familie brauchte für ihre Familienfotos so lange, wie Putin braucht, um nach Kiew zu kommen (und meckerte uns noch fast an, dass wir im Bild stünden ...), aber dann konnten wir auch Fotos machen.

Gegenüber des Ensembles ist ein ziemlich neu wirkendes Hotel, der Ober sprach recht gut Deutsch, es gab kalte Milch am Pool, himmlisch - und sehr erfrischend ...

Von dort fuhren wir mit dem Taxi zur Mausoleum von Amir Temur; wir waren uns unsicher, ob die die drei Euro Eintritt wert ist (Spoiler: ist sie), denn allein die Kuppel mit Amir Temurs Grab ist unfassbar (und beherbergt angeblich den größten Jade-Stein der Welt).

Die nächste Taxifahrt (wir waren heute einigermaßen faul) führte zur gestrigen Abendessenkneipe, in der die Wirtsleute wieder sehr, sehr freundlich waren. Es wurden Pelmeni, Manti und Chanum (alle drei Varianten von Fleisch- bzw. Gemüseteigtaschen) verzehrt, Lagman war auch in der Verlosung, und dazu wurden Milch und später Getreidesaftshots getrunken. Irgendwie war es da sehr, sehr gemütlich, sodass wir erfolgreich die Zeit vertrödelt hatten, mit dem Taxi zum Hotel fuhren und dann mit dem nächsten Taxi - mit offenem Kofferraum, weil die Koffer nicht so in den Kofferraum passten, dass der zuging - zum Bahnhof.

Die Sicherheitskontrolle für den Einlass ist maximal unsinnig, aber wenigstens wurden unsere Fahrkarten gestempelt, dann hatten wir noch eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt, die wir mit dem Herausfinden der Sitzplätze und des Gleises und mit Herumsitzen verbrachten.

Im Zug war Sauna ansagt (obwohl wir klimatisiert gebucht hatten), denn die offenen Fenster halfen nicht gegen die Hitze. Auch der Fahrtwind war nur bedingt hilfreich, aber ich döste einige Zeit vor mich hin, versuchte erfolglos, per GPS zu verfolgen, wo wir gerade sind, und spielte auf meinem Handy herum (USB-Stecker gab es nämlich, und der funktionierte meistens). Einigermaßen pünktlich kamen wir um kurz nach 22.30 Uhr in Taschkent an, überquerten die Gleise (am Hauptbahnhof!!!!), schossen uns erfolgreich im zweiten Versuch ein Taxi, wieder blieb der Kofferraum offen, aber wir (und die Koffer) kamen heil am Hotel an.

Nach dem Check-in sitzen wir nun wieder im 24-Stunden-Restaurant und konsumieren lecker Milch, wie immer halt.

Wir kurbeln gerade unser Programm für morgen heraus, aber was wir morgen dann wirklich machen, wird erst morgen Abend verraten.

Im Zug saß neben mir ein junger Russe (dessen Tochter kam ab und zu zu uns), und ich überlegte mir (wir unterhielten uns nicht), dass er mit seiner Familie möglicherweise einer dieser Mobilisierungsflüchtlinge ist, der hier in Usbekistan den Krieg aussitzt.

Und - was ich schon seit Tagen schreiben wollte: In Pandschakent im Hotel standen Flaggen aller möglichen Länder, auch die Bundesflagge, aber es fehlte auffälligerweise die russische Flagge. Ich bin nicht sicher, wie ich das interpretieren soll, aber ich fand es interessant, dass ausrechnet diese Flagge nicht vertreten war ...

So, Fotos, damit ich vielleicht noch ein Glas Milch trinken kann:

Siob-Basar

Shah-i-Zinda I

Shah-i-Zinda II

Mausoleum im Shah-i-Zinda

Gur-Emir-Mausoleum

Grabkammer

Überqueren der Gleise am Hauptbahnhof in Taschkent