Meine Länder

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Freitag, 1. September 2017

Copacabana an der Ostsee

So'n bisschen Copacabana-Feeling kommt (so vom Gefühl her) schon auf, wenn ich hier auf meinem Balkon im 8. Stock stehe und die Strandstraße und den Strand von Vũng Tàu bewundere, denn an der einen Seite des Strandes ist ein kleines Bergchen und auf dem steht (kein Scherz) eine Christusstatue. "Ostsee" schreibe ich, weil für die Vietnamesen das Südchinesische Meer, an dessen Ufer ich ich stehe und in dem ich heute schwamm, natürlich das Meer im Osten des Landes, mithin die Ostsee ist. Logisch, oder?

Irgendwie war ich ja gestern wieder spät ins Bett gekommen, entsprechend war das Aufstehen heute Morgen ein bissel mühsam. Irgendwann schaffte ich das aber, machte mich fertig und genoss noch einmal das vorzügliche Frühstück. Danach ging ich wieder hoch, trödelte noch ein wenig und packte dann meine sieben Sachen. Um 10.30 Uhr hatte ich ausgecheckt und saß schon fast in einem Taxi zum Fährhafen.

Dort kam ich überpünktlich an, suchte mir den (nicht besonders gut beschilderten) Weg zur Abfahrstation und war natürlich viel zu früh. Ich trank noch eine Cola, und weil ich keine gute Sicht auf den Steg hatte, stand ich danach auf und in der Sonne herum, weil noch lange kein Boot in Sicht war ...

Eine Viertelstunde vor Abfahrt kam unser Bötchen dann angetuckert -  irgendwie kam mir das ziemlich klein vor, aber tatsächlich passten da alle 50 Leute oder so rein, die ausgewiesen waren ... Wir fuhren zunächst an den Hafenanlagen von Ho-Chi-Minh-Stadt vorbei, dann durch die Wasserstraßen der südvietnamesischen Sümpfe (nach gestern machte man sich unweigerlich Gedanken, wie das vor 50 Jahren für die Soldaten dort gewesen sein muss) und schließlich nach eineinhalb Stunden noch ein kleines Stücken übers mehr oder weniger offene Meer - da gab es hübsche Wellen und durchaus ein bisschen Seegang, das war schön ...

Wir landeten an einem anderen Steg an als ich erwartet hatte, aber das machte nichts, denn Taxis standen da herum. Nach zehn Minuten im Taxi (der Taxifahrer fuhr, als ob er gaaaaanz dringend aufs Klo müsste, denn da wurde bei und im Gegenverkehr überholt, was das Zeug hielt) kam ich an meinem Hotel an, konnte schon aufs Zimmer und war sehr zufrieden: Das ist jetzt hier nicht der Luxus wie in Saigon, aber dafür habe ich einen wunderbaren Blick auf Strand und Strandpromenade, das ist richtig, richtig schön - und das Zimmer hat auch alles, was man braucht, inklusive bezahlbarer Minibar, aus dem ich mich eben noch bedient habe ...

Nach einigen Wiederherstellungsarbeiten und dem obligatorischen Einschmieren begab ich mich an den Strand und sprang, nachdem ich alle überflüssigen Klamotten abgelegt hatte, in die Fluten: Das Wasser war nicht ganz flach, aber richtig schlimme Wellen gab es auch nicht, richtig schönes Badewetter. Ich war nur ein bisschen unentspannt, weil ich in der Brusttasche meines am Strand liegenden Hemdes nicht nur fast 'ne Million (Dong), sondern auch mein Handy hatte, und das sollte mir bitteschön niemand klauen.

Das tat auch keiner, und ich wurde von einem halben Dutzend Leute von alt bis jung mit Handzeichen und/oder freundlichem "Hello" gegrüßt - sooo viele westliche Ausländer scheint es hierher noch nicht verschlagen zu haben.

Ich entstieg den Fluten und wollte mir gerade eine Strandkneipe zu suchen (was sich als nicht ganz so einfach erwies), als es anfing zu regnen und dann sogar zu gewittern. Ich war in einem Unterstand mit kleinem Kiosk gelandet, von dem ich zwar zwei Bier, aber nichts zu essen erstehen konnte. Es regnete und regnete und irgendwann wurde es mir zu bunt, sodass ich aufstand und im Regen heimlief - nass war ich so oder so ...

Ich duschte, zog mich wieder an und ließ mich dann im Taxi zu einem ziemlich hochgelobten Meeresfrüchterestaurant fahren - auch der Taxifahrer fuhr außen an der Strandpromenade lang und nicht durch die Stadt (der Weg ist natürlich länger, was in einem größeren Fahrpreis resultiert, aber die Fahrer sprechen nicht ausreichend Englisch, als dass ich ihnen klarmachen könnte, dass ich sie durchschaue, und wegen eines Euros muss ich mir jetzt auch nichts ins Hemd machen), auch der Taxifahrer fuhr wie eine gesengte Sau - Leute, ich sehe doch wirklich nicht so aus, als ob ich euch auf der Fahrt zum Restaurant verhungern würde!

Ich kam an, sprintete durch den Regen und bekam ohne Probleme einen Tisch. Ich bestellte ein Bierchen und dreimal jeweils zwei Austern, einmal roh, einmal mit Käse überbacken und einmal mit XO-Sauce überbacken (XO ist eine scharfe Meeresfrüchtesoße aus Hongkong) - die rohen Austern waren entsalzwassert und schmeckten daher ungewohnt süß, die überbackenen waren in beiden Variationen sehr, sehr lecker. Danach kam mein gegrillter Aal, der ebenfalls fantastisch war.

Ich kam mit einem einheimischen Familienvater ins Gespräch, der mich an seinen Tisch einlud, was ich ausschlug und woran ich guttat, denn es stellte sich heraus, dass er ein Tourismusunternehmer ist, und ich kann Leuten, die mir was Gutes getan haben, dann so schlecht absagen - da war es mir so herum deutlich lieber ...

Schließlich zahlte ich, ließ mich wieder ins Hotel fahren (der Typ fuhr jetzt gesitteter, aber immer noch außen rum und fragte allen Ernstes - die Faust der einen Hand in die Handfläche der anderen schlagend -, ob ich nicht vielleicht zu einer Prostituierten will, was ich ablehnte) und machte also um 19.30 Uhr schon wieder Feierabend.

Ich überlege gerade, ob ich mir für 1.45 Uhr den Wecker stelle und gucke, ob das Deutschland-Spiel übertragen wird, aber das entscheide ich spontan, wenn ich gleich das Licht ausmache.

Achja, in Vietnam wird mir in der Regel ungefragt westliches Besteck hingelegt, was ich ein bisschen bevormundend finde, auch wenn das ganz sicher nicht böse gemeint ist. Wenn ich es mir gerade recht überlege, habe ich nur in der Fressgasse in Luang Prabang Stäbchen gekriegt, aber das lag wahrscheinlich daran, dass die da überhaupt keine Messer und Gabeln vorrätig haben ... Naja, es ist ja nicht so, dass ich mit Besteck nicht umgehen könnte (meistens ...), daher nutze ich es hier dann auch und bestelle nicht extra Stäbchen, denn, so wie ich mich kenne, dann würde ich beim ersten Bissen das Essen drei Meter weit durch die Gegend schleudern, weil ich irgendwo an den Stäbchen abrutsche ...

Heute und vermutlich auch morgen wird es nicht soooo viele Bilder geben, weil die meisten Leser dieses Blogs auch so wissen, wie ein Strand aussieht ...

Gute Nacht!

Unser Bötchen

Blick vom Balkon bei Tag

Strand mit Christusstatue

Blick vom Balkon bei Nacht

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