Meine Länder

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Donnerstag, 28. September 2017

Je ne suis pas Amerikan

Ich bin kein Amerikaner! In Benin und Togo gibt es offenbar zwei Sorten von Weißen: die, der französischen Sprache mächtig sind (mutmaßlich "Franzosen"), und die, welche es nicht (so richtig) sind ("Amerikaner"). In den letzten Tagen wurde ich halt öfter als "Amerikan" (oder wie auch immer man das in der Schrift der örtlichen Sprachen schreibt) bezeichnet, denn das war das einzige Wort, was ich verstanden habe ...

Ich schlafe hier irgendwie nicht so toll, wobei das in Benin durchaus an der Matratze gelegen haben mag, die war nämlich nicht so wahnsinnig förderlich für guten Schlaf. Vielleicht wird das hier in Togo wieder besser, denn die Matratze hier ist richtig tief und mutmaßlich gut, und jetzt habe ich auch schon genug gedüdelt, um heute Nacht vielleicht mal gut zu schlafen ...

Jedenfalls stand ich um 8 Uhr auf, ging mal wieder an den Strand, zog mir nach einigen Minuten Bedenkzeit wieder mein Hemd aus, nur um - wieder - festzustellen, dass das Meer mich nach Strich und Faden verarscht (sorry!), denn als ich endlich schwimmen gehen wollte, packte der Atlantik wieder die Badehosenauszieherwellen aus ... Buuuuuuuh!

Der Atlantische Ozean machte einen auf Andrea Nahles und sprühte mir die Gischt "in die Fresse", um mal die SPD-Fraktionsvorsitzende zu zitieren, und sandig war ich auf dem Kopf und bis in die Unterhose. Nun denn, ich ging also wieder an den Pool (duschte natürlich ordentlich!) und genoss das unwellige Wasser dort - schöööön ...

Danach duschte ich nochmal kurz in meinem Bad (setzte selbiges natürlich wieder unter Wasser) und ging zum Frühstück. Dort verdrückte ich wieder lecker Omelette mit Schinken und Käse, (viel) Brot mit guter Marmelade und trank meinen Tee und den Ananassaft. Nach dem Packen meiner sieben Sachen brachte ich mein Zeug an die Rezeption, holte mir ein letztes Bier und ging dann nochmal auf die Terrasse der Poolbar, um Abschied vom beninischen Atlantik zu nehmen. Schön war's da, und wenn die nochmal irgendwann da künstliche Wellenbrecher einbauen am Strand, werden die sich an diesem Traumstrand vor Touristen nicht mehr retten können.

Ich zahlte und bat den Chef, seinen Wächter zu bitten, mir ein Taxi nach Lomé zu ordern, was dieser auch tat (es dauerte ein Weilchen, zwanzig Minuten oder so, und er bekam natürlich ein Trinkgeld), und auf ging es in Richtung Grenze. Unterwegs wurden ein älterer Herr und eine Mutter mit zwei Töchtern eingeladen, sodass ich nun hintendrin saß, meine Tasche und meine Aktentasche auf dem Schoß und von den beiden Mädels neugierung beäuft wurde ...

Kurz vor der Grenze mussten wir umsteigen, ich sollte nochmal 2.000 Franc (3 Euro) berappen, weil ich den Vordersitz komplett okkupierte (und nicht, wie normale Beniner und Togolesen) nur die Hälfte beanspruchte - Amerikaner sind halt so voluminös -, wozu ich mich bereit erklärte (ehe sie mir jemanden auf den Schoß setzen ...), und es ging zur Grenze. Die Ausreise war ganz problemlos, die Wiedereinreise nach Togo ein bisschen langwieriger, aber auch problemlos, die Beniner und/oder Togolesen im Auto ignorierten die Grenzkontrolle, aber mein Fahrer wartete auf mich. Der Zoll war auch in Togo harmlos, und es ging ohne weitere Verzögerung in Richtung Lomé.

Ich ließ den Fahrer an der Hauptstraße in der Nähe meines Hotels halten, lief die 200 m durch das Wohnviertel (scheue Winksignale von kleinen Kindern, sonst nur scheue Blinke auf den "blanc", den Weißen) und kam im Hotel an, wo ich sofort mein altes Zimmer zugewiesen bekam (und zwei Flaschen Wasser in den Kühlschrank, ganz toll!).

Ich sammelte mich ein wenig, indem ich im Internet surfte, und nach zwei Stunden brach ich auf, weil ich nochmal in die Stadt wollte. Meine Chefin war gerade in ein Gespräch mit einer Französin vertieft, sodass sie mich nicht aufhielt, und ich lief zur Hauptstraße. Mein Versuch, Geld abzuheben, war von Misserfolg gekrönt, aber ich hatte noch etwa 12.000 Franc im Geldbeutel, das sollte für heute vielleicht reichen.

Ich lief noch ein wenig die Straße entlang, weil ich nicht recht wusste, wie genau man hier ein Taxi oder ein Moto anhält, aber nach endlicher Zeit erwischte ich - im zweiten Versuch - ein Taxi. Der Fahrer wollte 3.000 Franc von mir, ich bot 1.000, womit er nicht richtig einverstanden war, sodass ich wieder ausstieg. Das Auto blieb aber stehen, und erneuter Sichtkontakt zeigte mir, ich sollte doch einsteigen. Er wollte 1.500, ich blieb standhaft und er fuhr los.

Unterwegs stieg der Beifahrer aus und zahlte ungefähr 400 Francs, ganz zwischendrin stieg ein Vater mit seiner Tochter ein und aus und zahlte 100 oder 200 Francs, sodass ich, als ich den Fahrer schließlich kurz nach der deutschen Botschaft anhalten ließ, doch kein schlechtes Gewissen hatte, als ich ihm die vereinbarten 1.000 Francs (1,50 Euro) in die Hand drückte - wir waren etwa eine halbe Stunde durch den Loméer Verkehr gefahren ...

Ich suchte mir eine Strandkneipe aus und setzte mich dorthin. Die Jungs, die den Plastikstuhl vom Sand befreiten, bekamen kein Trinkgeld, und auch so blieb ich bei diversen Händlern (und Bettlern) standhaft - wenigstens lassen dich die meisten nach einem Kopfschütteln und spätestens einem "non, merci" in Ruhe, und auch die Hartnäckigeren bleiben freundlich, sodass ich das nicht einmal als nervig empfand, zumal die auch die Togolesen ständig anquatschten.

Ich trank zwei große, ein kleines Bier und eine Cola, während ich auf den Strand, das Meer, die Fischerboote und die Hafenanlage in der Ferne guckte, zur afrikanischen Musik im Stuhl ein bisschen wackelte (was mir zustimmende Blicke von ein paar Jungs einbrachte - ja, Leute, auch dicke Europäer wie ich sitzen nicht immer stocksteif im Stuhl!) und so richtig schön meinen Urlaub genoss - total toll ...

Den Rückweg würde ich ohne ein bisschen feste Nahrung im Magen kaum überleben, also erstand ich an einem Straßenstand zwei Hühnchenspieße für zusammen 80 Cent (500 Francs) und schnappte mir, nachdem ich aufgegessen und meine beiden Spieße in den Abfall geworfen hatte, ein Mototaxi zurück zu meinem Hotel.

Joa, und dann fuhr mein Fahrer mit mir leicht angetrunkenem Gast die 16 km oder so zurück nach Avepozo, vorbei an Lkws und durch etliche Kreisverkehre, bremste gelegentlich ab (unfassbar, er musste bremsen!), aber insgesamt fuhr der Typ sehr gesittet, und das, obwohl er einen Helm aufhatte und ich nicht.

Meine Hotel-Chefin schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihr von meiner Fahrt erzählte (ich sei wohl mutig gewesen, meinte sie ...), aber jetzt war ich angekommen und zufrieden.

Noch zufriedener bin ich jetzt nach meinem Abendessen, einem wunderbaren Steak mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen - der Koch des Hotels wird in vielen Bewertungen auf meinem Buchungsportal gepriesen, und diese Lobpreisungen kann ich inzwischen völlig nachvollziehen - der Mann kann definitiv kochen.

So, jetzt habe ich gut gegessen und gut getrunken, es ist bald 20 Uhr, da kann man dann ins Bett gehen ..

Gute Nacht!

(Achso, ein paar Fotos von gestern und danach zwei von heute ...)

Schlange im Pythontempel



Mahnmal über dem Massengrab der Sklaven
Baum des Vergessens

Mahnmal am Dunkelraum

Pforte ohne Wiederkehr

Stadtstrand in Lomé

Rückfahrt auf dem Moto



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