So lässt sich - und das ist jetzt kein Loriot-Sketch - das Gespräch zusammenfassen, das ich mit dem Schuljungen heute im Bus Nr. 88 in Saigon hatte (Er: "Welche Farbe?" Ich: "Farbe von was?" Er: "Ja."). Das erinnert an Abbott und Castello, zwei amerikanische Komiker (wer den Film "Arrival" gesehen hat, hat zumindest die Namen schonmal gehört), die gut Geld damit verdient haben, im Wesentlichen den folgenden Wortwitz (zu einem Baseball-Spiel) zu variieren, indem sie mit dem Fragewort "wer" und dem Spieler mit dem Nachnamen "Wer" interagieren:
A: Wer steht an der ersten Feldposition?
B: Wer steht an der ersten Feldposition!
A: Ja, wer denn jetzt?
B: Wer!
A: Ja.
Naja, das war wohl vor einigen Jahrzehnten so lustig, dass man davon leben konnte ...
Nach diesem Exkurs in die Geschichte der amerikanischen Unterhaltungsgeschichte fange ich jetzt wohl mal besser mit dem heutigen Tagesbericht an, der war nämlich auch interessant ...
Am Anfang eines jeden guten Tages steht ein üppiges Frühstück (deswegen sind die wenigsten meiner Tage so gut, ich frühstücke ja selten), aber heute gab es an ungefähr vier verschiedenen Stationen eine sehr schöne asiatische und westliche Frühstücksauswahl, von Spiegelei über (hervorragende) Salami bis hin zu Teigtaschen mit Shrimpsfüllung (auch lecker).
Uneingeschmiert (ich habe es ohne größere Rothaut überlebt) begab ich mich also auf den Bürgersteig, überquerte gleich mal ungeschoren die erste Straße, ehe ich von Wäschereifrauen und Mototaxifahrern angequatscht wurde, ob sie meine Dienste denn bräuchten. Unbeirrt ging ich weiter in Richtung Rathaus, vor dem die Vorbereitungen für den Jahrestag der Unabhängigkeit übermorgen in vollem Gange sind. Ich machte ein Foto von Onkel Ho, Ho, Ho Chi Minh vor dem Rathaus und ging dann weiter in Richtung Unabhängigkeitspalast bzw. Wiedervereinigungspalast (so hieß er nach der Eroberung Saigons durch die nordvietnamesischen Truppen).
In diesem offenen Gebäude im Chic der 60er-Jahre konnte man die Räumlichkeiten der südvietnamesischen Präsidenten im angeblich seit 1975 unveränderten Zustand sehen. Es ist mal ganz interessant, so einen Kabinettsraum, einen Empfangsraum für Botschafter oder andere hochgestellte Persönlichkeiten, das Schlafzimmer eines Staatspräsidenten oder auch den Kriegsbunker desselben aus nächster Nähe zu sehen, insbesondere, weil etwa die Telefonate aus den 1970er-Jahren heute schon ziemlich aus der Zeit gefallen aussehen. Doch, das ist schon spannend, auch der abschließende Propag..., äh, Dokumentationsfilm zur jüngeren vietnamesischen Geschichte war, ähem, bemerkenswert.
Danach ging in Richtung des War Remnants Museum, das ich wieder schlecht übersetzt kriege - "Kriegsvermächtnismuseum" ist zu hochtrabig, "Kriegsüberbleibselmuseum" zu banal, irgendwas dazwischen ist wahrscheinlich nicht ganz weit entfernt von der Wahrheit.
Glücklicherweise haben die Menschen, die dieses Museum konzipiert haben, für den Raum Nr. 1 die Überschrift "Historische Wahrheiten" gewählt. Wenn das drübersteht, muss es ja stimmen. Denn im Folgenden wird dann die ganze böse imperialistische Boshaftigkeit (Wie? Ach, "böse" hatte ich schon ...) der Vereinigten Staaten von Amerika gezeigt, die Verbrechen des Krieges (die unter anderem damit illustriert werden, dass ein Foto gezeigt wird, in dem ein US-Soldat mit einem Gewehr anlegt, ab nach Den Haag mit ihm, wer schießt schon in einem Krieg, also wirklich!), die natürlich ausschließlich von den Amerikanern und Südvietnamesen begangen wurden, Gefängniszellen, weil natürlich nur Amerikaner und Südvietnamesen gefoltert haben (und John McCain kann seine Arme nicht mehr über Schulterhöhe heben, weil er sich beim Jubeln über das tägliche Filetsteak mit Speckbohnen im "Hanoi Hilton" verletzt hat), die Heldenhaftigkeit der (kommunistischen) Verteidiger der Freiheit und Unabhängigkeit Vietnams. Ja, Leute, ist klar - aber es stand ja "Historische Wahrheiten" drüber, dann wird es offensichtlich genauso gewesen sein, sonst könnte ja jeder kommen.
(Achso, an jeder Straßenecke hier wehen rote Flaggen mit Hammer und Sichel ...)
Auf diese historischen Wahrheiten musste ich erstmal ein Bier trinken, und das gelang vorzüglich, in Verbindung mit Bun Bo Hue (die diakritischen Zeichen fehlen in der englischen Wikivoyage-Ausgabe, aus der ich das jetzt kopiert habe), einer Art der Nudelsuppe mit Fleisch, die man sonst im Zusammenhang mit Vietnam als "Pho" kennt (Bun Bo Hue ist wohl die Form, die man in Hue in Zentralvietnam kocht) und die mit den japanischen Ramen durchaus Ähnlichkeit hat. Das war sehr, sehr lecker ...
Danach lief ich in Richtung der katholischen Kathedrale, überquerte todesmutig - gleichmäßigen Schrittes durch die Myriaden an Mopeds, die mich umfuhren, durchlaufend - eine Straße und stand vor verschlossener Tür, weil die Kathedrale gerade renoviert wird. Hm, Pech gehabt.
Ich wechselte wieder - todesmutig - die Straßenseite und hielt mir ein Taxi an, weil ich schonmal zum Fährhafen und dort meine Fahrkarten bezahlen wollte - ich hoffe (zu Recht), dass ich dann morgen nicht ganz so früh antanzen müsste, weil ich eben schon bezahlt habe und die mir nicht mit "reserviert und nicht abgeholt" kommen können, wenn ich nicht zwei Stunden vor Abfahrt da bin.
Für die viertelstündige Fahrt (okay, die Hälfte davon standen wir im Stau) bezahlte ich nicht mal zwei Euro, das Bezahlen der (schon vorgebuchten) Fahrkarten für morgen und Sonntag ging problemlos, und jetzt habe ich meine Tickets in Händen, sehr gut.
Ich fuhr mit einem anderen Taxi die längere Strecke nach Cholon, das Chinatown von Saigon, und stellte dabei fest, dass selbst die Taxis der gleichen Firma (leicht) verschiedene Preisklassen haben. Am Ende zahlte ich für die acht oder neun Kilometer sechs Euro, was immer noch völlig im Rahmen ist, und stand der im Umbau befindlichen chinesischen Quan-Am-Pagode, sodass man das Portal nicht so richtig erkennen konnte.
Dieses Tempelchen gefiel mir trotzdem sehr gut, weil da Leben in der Bude ist - da wird gebetet, gelacht, Zeug verkauft, gestrickt, ein Hund liegt auf dem Boden und zwischendrin waren drei Touristen, die fotografierten, grinsten und die dort lebenden Schildkröten bewunderten - sehr schick.
Ein paar Schritte weiter ist ein anderer Tempel, die Thien-Hau-Pagode, die baulich komplett anders (mit wunderbaren gebrannten Tonfiguren in den Giebeln), aber vom Leben her ganz ähnlich ist - da wird auch gebetet, aber ganz nebenbei machte ein Model da mit ihrem Fotografen ein Foto-Shooting, auch gut ...
Nach der Taxifahrt hierher wollte ich jetzt mit dem Bus zurück ins Hotel. Ich stellte mich an die Straße in die Richtung, in die meiner Meinung nach der Bus in die Innenstadt fahren sollte, da kam auch ein Bus, ich hielt ihn an, stieg ein, bezahlte 5.000 Dong (etwa 20 Cent) und los ging's. Überraschenderweise kam ich wirklich in der Innenstadt an und hatte jetzt nur noch einen guten Kilometer zu meinem Hotel zu überwinden. Ich setzte an, die Strecke zu laufen, hatte keine Lust, wollte auch nicht so richtig Taxi fahren, also wollte ich es noch einmal mit dem Bus versuchen. Gemeinsam erarbeiteten ein Einweiser an der Haltestelle und ich den Plan, dass ich einfach in die Linie Nr. 88 einsteigen müsste. Die kam auch bald, ich stieg ein, bezahlte 6.000 Dong (Wucher! Im Übrigen habe ich gerade ein Déjà-vu, weil es mir vorkommt, als hätte ich diese Sätze schonmal geschrieben ...) und der Bus fuhr in die richtige Richtung. Juchhe! Äh, halt, wo fährt er denn hin, ah, er dreht, gut, äh, nein, nicht gut, ich will nicht unter dem Fluss durch! Naja, nun war ich auf der anderen Seite des Flusses gelandet und wunderte mich, ob ich mich vertan hätte mit der Liniennummer, aber als ich drauf und dran war, auszusteigen und mir dann doch ein Taxi zu nehmen, überkam mich die Neugier, wo ich denn landen würde, wenn ich einfach im Bus sitzen bliebe.
Also fuhr ich etliche Kilometer mit dem Bus raus in die Vorstädte von Ho-Chi-Minh-Stadt, lachte mir den Schuljungen als Gesprächspartner an, mit dem aber wirkliche Konversation nicht möglich war, und fuhr weiter und weiter. Irgendwann überlegte ich mir, dass ich ja doch gerne den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse meines Hotels erleben wollte, also stieg ich dann doch aus, überquerte die Straße (ein Auto hupte mich wild an, ich hab dich doch gesehen, Mann!) und wenige Minuten später kam der Gegenbus, auf den ich aufhüpfte.
Unterwegs durch die durchaus noch urbanen Vorstadtgebiete sah ich dann auf einmal ein Frauchen, das den Hund vor sich zwischen Mopedlenker und ihren Körper stellte, was dann fast so aussah, als ob der Wauwau das Moped fahren wollte - lustig ...
Der Bus fuhr weiter und bog irgendwann nach rechts ab (wir waren von links gekommen), sodass wir jetzt eine andere Strecke führen - und, guckmalda, auf einmal kamen wir fast direkt an meinem Hotel vorbei. Ich stand auf, der Schaffner folgerte, dass ich aussteigen wollte, ich sprang aus dem langsam weiterrollenden Bus und war eine Straßenecke von meinem Hotel entfernt. Perfekt (wenn auch mit eineinhalb Stunden Umweg ...)!
Ich ging nach oben auf die Dachterrasse, genoss den traumhaften Ausblick auf Fluss und Stadt, trank zwei Bier und entschied mich dann, nicht im Hotel zu essen. Also fuhr ich aus dem 20. Stock wieder runter, lief einmal um den Block, suchte eine nicht zu teure, aber auch nicht zu billige vietnamesische Gaststätte (nein, zum deutschen Restaurant drei Schritte neben meinem Haus ging ich doch nicht), fand schließlich eine, in der viele Vietnamesen und ein paar Ausländer saßen, aß dort Fisch (Fisch war lecker, aber alles in allem war das nicht so total begeisternd), kaufte noch eine Flasche Wasser und entschloss mich, den Abend bei der Livemusik auf der Dachterrasse ausklingen zu lassen ...
Naja, was heißt "Ausklingen"? Inzwischen bin ich schon wieder zwei Stunden im Zimmer, habe Blog geschrieben, mich in die Wikipedia-Artikel zum Vietnamkrieg eingelesen und müsste eigentlich schon längst wieder im Bett sein.
Gut, gut, ich gehe ja gleich. Morgen will ich so gegen 10.30 Uhr auschecken, damit ich mein Schnellboot um 11.30 Uhr gut erwische, und am Nachmittag bin ich hoffentlich schonmal in die warmen Fluten eingetaucht. Ich werde berichten ...
A: Wer steht an der ersten Feldposition?
B: Wer steht an der ersten Feldposition!
A: Ja, wer denn jetzt?
B: Wer!
A: Ja.
Naja, das war wohl vor einigen Jahrzehnten so lustig, dass man davon leben konnte ...
Nach diesem Exkurs in die Geschichte der amerikanischen Unterhaltungsgeschichte fange ich jetzt wohl mal besser mit dem heutigen Tagesbericht an, der war nämlich auch interessant ...
Am Anfang eines jeden guten Tages steht ein üppiges Frühstück (deswegen sind die wenigsten meiner Tage so gut, ich frühstücke ja selten), aber heute gab es an ungefähr vier verschiedenen Stationen eine sehr schöne asiatische und westliche Frühstücksauswahl, von Spiegelei über (hervorragende) Salami bis hin zu Teigtaschen mit Shrimpsfüllung (auch lecker).
Uneingeschmiert (ich habe es ohne größere Rothaut überlebt) begab ich mich also auf den Bürgersteig, überquerte gleich mal ungeschoren die erste Straße, ehe ich von Wäschereifrauen und Mototaxifahrern angequatscht wurde, ob sie meine Dienste denn bräuchten. Unbeirrt ging ich weiter in Richtung Rathaus, vor dem die Vorbereitungen für den Jahrestag der Unabhängigkeit übermorgen in vollem Gange sind. Ich machte ein Foto von Onkel Ho, Ho, Ho Chi Minh vor dem Rathaus und ging dann weiter in Richtung Unabhängigkeitspalast bzw. Wiedervereinigungspalast (so hieß er nach der Eroberung Saigons durch die nordvietnamesischen Truppen).
In diesem offenen Gebäude im Chic der 60er-Jahre konnte man die Räumlichkeiten der südvietnamesischen Präsidenten im angeblich seit 1975 unveränderten Zustand sehen. Es ist mal ganz interessant, so einen Kabinettsraum, einen Empfangsraum für Botschafter oder andere hochgestellte Persönlichkeiten, das Schlafzimmer eines Staatspräsidenten oder auch den Kriegsbunker desselben aus nächster Nähe zu sehen, insbesondere, weil etwa die Telefonate aus den 1970er-Jahren heute schon ziemlich aus der Zeit gefallen aussehen. Doch, das ist schon spannend, auch der abschließende Propag..., äh, Dokumentationsfilm zur jüngeren vietnamesischen Geschichte war, ähem, bemerkenswert.
Danach ging in Richtung des War Remnants Museum, das ich wieder schlecht übersetzt kriege - "Kriegsvermächtnismuseum" ist zu hochtrabig, "Kriegsüberbleibselmuseum" zu banal, irgendwas dazwischen ist wahrscheinlich nicht ganz weit entfernt von der Wahrheit.
Glücklicherweise haben die Menschen, die dieses Museum konzipiert haben, für den Raum Nr. 1 die Überschrift "Historische Wahrheiten" gewählt. Wenn das drübersteht, muss es ja stimmen. Denn im Folgenden wird dann die ganze böse imperialistische Boshaftigkeit (Wie? Ach, "böse" hatte ich schon ...) der Vereinigten Staaten von Amerika gezeigt, die Verbrechen des Krieges (die unter anderem damit illustriert werden, dass ein Foto gezeigt wird, in dem ein US-Soldat mit einem Gewehr anlegt, ab nach Den Haag mit ihm, wer schießt schon in einem Krieg, also wirklich!), die natürlich ausschließlich von den Amerikanern und Südvietnamesen begangen wurden, Gefängniszellen, weil natürlich nur Amerikaner und Südvietnamesen gefoltert haben (und John McCain kann seine Arme nicht mehr über Schulterhöhe heben, weil er sich beim Jubeln über das tägliche Filetsteak mit Speckbohnen im "Hanoi Hilton" verletzt hat), die Heldenhaftigkeit der (kommunistischen) Verteidiger der Freiheit und Unabhängigkeit Vietnams. Ja, Leute, ist klar - aber es stand ja "Historische Wahrheiten" drüber, dann wird es offensichtlich genauso gewesen sein, sonst könnte ja jeder kommen.
(Achso, an jeder Straßenecke hier wehen rote Flaggen mit Hammer und Sichel ...)
Auf diese historischen Wahrheiten musste ich erstmal ein Bier trinken, und das gelang vorzüglich, in Verbindung mit Bun Bo Hue (die diakritischen Zeichen fehlen in der englischen Wikivoyage-Ausgabe, aus der ich das jetzt kopiert habe), einer Art der Nudelsuppe mit Fleisch, die man sonst im Zusammenhang mit Vietnam als "Pho" kennt (Bun Bo Hue ist wohl die Form, die man in Hue in Zentralvietnam kocht) und die mit den japanischen Ramen durchaus Ähnlichkeit hat. Das war sehr, sehr lecker ...
Danach lief ich in Richtung der katholischen Kathedrale, überquerte todesmutig - gleichmäßigen Schrittes durch die Myriaden an Mopeds, die mich umfuhren, durchlaufend - eine Straße und stand vor verschlossener Tür, weil die Kathedrale gerade renoviert wird. Hm, Pech gehabt.
Ich wechselte wieder - todesmutig - die Straßenseite und hielt mir ein Taxi an, weil ich schonmal zum Fährhafen und dort meine Fahrkarten bezahlen wollte - ich hoffe (zu Recht), dass ich dann morgen nicht ganz so früh antanzen müsste, weil ich eben schon bezahlt habe und die mir nicht mit "reserviert und nicht abgeholt" kommen können, wenn ich nicht zwei Stunden vor Abfahrt da bin.
Für die viertelstündige Fahrt (okay, die Hälfte davon standen wir im Stau) bezahlte ich nicht mal zwei Euro, das Bezahlen der (schon vorgebuchten) Fahrkarten für morgen und Sonntag ging problemlos, und jetzt habe ich meine Tickets in Händen, sehr gut.
Ich fuhr mit einem anderen Taxi die längere Strecke nach Cholon, das Chinatown von Saigon, und stellte dabei fest, dass selbst die Taxis der gleichen Firma (leicht) verschiedene Preisklassen haben. Am Ende zahlte ich für die acht oder neun Kilometer sechs Euro, was immer noch völlig im Rahmen ist, und stand der im Umbau befindlichen chinesischen Quan-Am-Pagode, sodass man das Portal nicht so richtig erkennen konnte.
Dieses Tempelchen gefiel mir trotzdem sehr gut, weil da Leben in der Bude ist - da wird gebetet, gelacht, Zeug verkauft, gestrickt, ein Hund liegt auf dem Boden und zwischendrin waren drei Touristen, die fotografierten, grinsten und die dort lebenden Schildkröten bewunderten - sehr schick.
Ein paar Schritte weiter ist ein anderer Tempel, die Thien-Hau-Pagode, die baulich komplett anders (mit wunderbaren gebrannten Tonfiguren in den Giebeln), aber vom Leben her ganz ähnlich ist - da wird auch gebetet, aber ganz nebenbei machte ein Model da mit ihrem Fotografen ein Foto-Shooting, auch gut ...
Nach der Taxifahrt hierher wollte ich jetzt mit dem Bus zurück ins Hotel. Ich stellte mich an die Straße in die Richtung, in die meiner Meinung nach der Bus in die Innenstadt fahren sollte, da kam auch ein Bus, ich hielt ihn an, stieg ein, bezahlte 5.000 Dong (etwa 20 Cent) und los ging's. Überraschenderweise kam ich wirklich in der Innenstadt an und hatte jetzt nur noch einen guten Kilometer zu meinem Hotel zu überwinden. Ich setzte an, die Strecke zu laufen, hatte keine Lust, wollte auch nicht so richtig Taxi fahren, also wollte ich es noch einmal mit dem Bus versuchen. Gemeinsam erarbeiteten ein Einweiser an der Haltestelle und ich den Plan, dass ich einfach in die Linie Nr. 88 einsteigen müsste. Die kam auch bald, ich stieg ein, bezahlte 6.000 Dong (Wucher! Im Übrigen habe ich gerade ein Déjà-vu, weil es mir vorkommt, als hätte ich diese Sätze schonmal geschrieben ...) und der Bus fuhr in die richtige Richtung. Juchhe! Äh, halt, wo fährt er denn hin, ah, er dreht, gut, äh, nein, nicht gut, ich will nicht unter dem Fluss durch! Naja, nun war ich auf der anderen Seite des Flusses gelandet und wunderte mich, ob ich mich vertan hätte mit der Liniennummer, aber als ich drauf und dran war, auszusteigen und mir dann doch ein Taxi zu nehmen, überkam mich die Neugier, wo ich denn landen würde, wenn ich einfach im Bus sitzen bliebe.
Also fuhr ich etliche Kilometer mit dem Bus raus in die Vorstädte von Ho-Chi-Minh-Stadt, lachte mir den Schuljungen als Gesprächspartner an, mit dem aber wirkliche Konversation nicht möglich war, und fuhr weiter und weiter. Irgendwann überlegte ich mir, dass ich ja doch gerne den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse meines Hotels erleben wollte, also stieg ich dann doch aus, überquerte die Straße (ein Auto hupte mich wild an, ich hab dich doch gesehen, Mann!) und wenige Minuten später kam der Gegenbus, auf den ich aufhüpfte.
Unterwegs durch die durchaus noch urbanen Vorstadtgebiete sah ich dann auf einmal ein Frauchen, das den Hund vor sich zwischen Mopedlenker und ihren Körper stellte, was dann fast so aussah, als ob der Wauwau das Moped fahren wollte - lustig ...
Der Bus fuhr weiter und bog irgendwann nach rechts ab (wir waren von links gekommen), sodass wir jetzt eine andere Strecke führen - und, guckmalda, auf einmal kamen wir fast direkt an meinem Hotel vorbei. Ich stand auf, der Schaffner folgerte, dass ich aussteigen wollte, ich sprang aus dem langsam weiterrollenden Bus und war eine Straßenecke von meinem Hotel entfernt. Perfekt (wenn auch mit eineinhalb Stunden Umweg ...)!
Ich ging nach oben auf die Dachterrasse, genoss den traumhaften Ausblick auf Fluss und Stadt, trank zwei Bier und entschied mich dann, nicht im Hotel zu essen. Also fuhr ich aus dem 20. Stock wieder runter, lief einmal um den Block, suchte eine nicht zu teure, aber auch nicht zu billige vietnamesische Gaststätte (nein, zum deutschen Restaurant drei Schritte neben meinem Haus ging ich doch nicht), fand schließlich eine, in der viele Vietnamesen und ein paar Ausländer saßen, aß dort Fisch (Fisch war lecker, aber alles in allem war das nicht so total begeisternd), kaufte noch eine Flasche Wasser und entschloss mich, den Abend bei der Livemusik auf der Dachterrasse ausklingen zu lassen ...
Naja, was heißt "Ausklingen"? Inzwischen bin ich schon wieder zwei Stunden im Zimmer, habe Blog geschrieben, mich in die Wikipedia-Artikel zum Vietnamkrieg eingelesen und müsste eigentlich schon längst wieder im Bett sein.
Gut, gut, ich gehe ja gleich. Morgen will ich so gegen 10.30 Uhr auschecken, damit ich mein Schnellboot um 11.30 Uhr gut erwische, und am Nachmittag bin ich hoffentlich schonmal in die warmen Fluten eingetaucht. Ich werde berichten ...
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