Meine Länder

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Sonntag, 22. Mai 2016

Oh Seoul

... du hast es mir heute leicht und schwer gemacht, dich morgen zu verlassen ...

Ich habe heute Morgen erstmal gepflegt ausgeschlafen und bin um 11.30 Uhr aufgestanden. Ich lief gestern erst mal auf einer ziemlich leeren Hauptstraße in Richtung Innenstadt und kam dann schlagartig in ein richtiges Einkaufs-/Kneipenviertel, in dem ich nach vergeblicher Suche nach einem richtigen "Hof", also so einer Bierkneipe, in eine Bar geraten bin. Dort trank ich drei Bierchen (Kloud, OB und noch eins), die koreanischen Biere kann man irgendwie alle trinken, aber so richtig süffig sind sich auch nicht, vor allem, weil sie ein wenig wässrig sind. Aber besser als Heineken und Beck's sind sind allemal (das ist ja aber auch nicht schwer).

Dazu bestellte ich eine Meeresfrüchteplatte, weil das in solchen Bars in Korea (wie auch in den "Hofs") so üblich ist. Naja, die war nicht ganz billig (so 13, 14 Euro), aber dafür bekam ich auch richtig was geboten: viel Tintenfisch, einen Krebs, ein paar Shrimps - das war richtig lecker, auch wenn die Sauce ziemlich scharf (aber nicht zu scharf war).

Anschließend zog ich in den einzigen "Hof" um, den ich auf Google in der Nähe meines Hotels gefunden hatte. Vor Schreck fiel ein Koreaner kurz nach meiner Ankunft erstmal von der Bank. Auch in diesem Hof musste/sollte ich etwas zu essen bestellen, also nahm ich noch ein paar Chicken Wings. Auch die waren sehr lecker, auch wenn es gestern Abend dann deutlich zu viel an Essen war.

Auf dem Heimweg holte ich mir vorsorglich noch eine Schokoladenmilch, aber der Kassierer wollte kein Bargeld annehmen. Ich schob es auf die späte Stunde und Überfallgefahr, bis mir heute Morgen auffiel, dass ich ihm einen Schein über 1.000 japanische Yen statt über 1.000 koreanische Won hingelegt hatte. An seiner Stelle hätte ich sie genommen, die 1.000 Yen sind nämlich etwa siebenmal so viel wert wie die 1.000 Won, aber so zahlte ich halt mit meiner U-Bahn-Karte, die ich gestern in einem Anfall von Wahnsinn zweimal mit je 10.000 Won nachgeladen hatte ...

Heute Morgen war ich schon auf dem Weg zum Changdeokgung-Palast, als mir einfiel, dass ich ja noch auf dem Fischmarkt vorbeischauen könnte - und da vielleicht um 14 Uhr auch frühstücken ...

Gesagt, getan, ich stieg in die Bahn, einmal um und schon war ich am Fischmarkt. Um die Zeit war da nicht mehr soooooo viel los, aber immer noch genug, um einen sehr guten Eindruck zu bekommen. Ich fuhr mit der Rolltreppe in den zweiten Stock und suchte mir nach langem Zögern eine Sushi-Bar aus. Die Kellnerin sprach unfreundlich Unverständliches an mich, nahm mich an die Hand und schleppte mich in die nächste Bar. Tja, Pech gehabt. Die in der anderen Bar waren freundlicher und gaben mir eine Speisekarte (ich vermute, dass die anderen entweder keine englische Speisekarte hatten, was ich kaum glauben mag, weil sie als einzige Firma da oben englische Beschriftung an ihrem Restaurant hatten, oder dass man sich da das Zeug, das man verzehren möchte, unten im Fischmarkt selbst holt). Letztes hätte ich übrigens auch dringend tun sollen, denn ich zahlte 30 Euro für eine Sashimi-Platte mit Vorspeisen. Die Vorspeisen (u.a. Tintenfisch) und die Lachs-Sashimi waren vorzüglich, alles andere konnte man vergessen. Wenn ich denke, was ich im angeblich so teuren Tokio (okay, nicht am Fischmarkt, aber trotzdem) für 30 Euro bekommen habe, dann blutet mir ein bisschen das Herz und ich will wieder in meine Sushi-Bar dort (zumal die alte Oma von Kellnerin total süß war).

Das, liebes Seoul, war jetzt kein liebes Abschiedsgeschenk.

Nun fuhr ich aber wieder in der Linie 1 in Richtung Palastviertel und marschierte zunächst zum Jongmyo-Schrein. Dort hatte ich mehr oder weniger Glück, denn man muss dort eine Führung mitmachen, und die fing in 25 Minuten an. Eine Führung ist deshalb verpflichtend, weil der Schrein noch aktiv benutzt wird und die offenbar nicht wollen, dass die Touristen zum Beispiel über den einen Steinpfad marschieren, der für die Geister der Verstorbenen reserviert ist. Eintritt und Führung sind abartig teuer, sie kosten zusammen nämlich ganze 1.000 Won, also unverschämte 75 Cent. (Es ist mir völlig schleierhaft, wie die mit solch lächerlichen Eintrittspreisen allein die Führerin bezahlen wollen ... Andererseits kann sich das auch der letzte Tourist locker leisten und lernt dabei eine Menge über Korea, wie mein Gesprächspartner während der Führung korrekterweise einwand.)

Dieser Schrein ist sehr beeindruckend, zumal er mit 101 Metern Länge bis heute das längste Gebäude Seouls ist (also in der Horizontalausdehnung, in der Vertikalausdehnung gibt es etliche höhere Hochhäuser). Wenn ich das richtig verstanden habe, sind in dem Schrein die Geister der verstorbenen Könige Koreas verwahrt, weil nach traditionellen koreanischen Verständnis die Geister ewig leben und nur der Körper begraben wird. Sehr interessant.

Achso: Während der Führung drehte ich mich um und erblickte den Mercer-Kollegen als Singapur wieder, den ich auf der DMZ-Tour kennengelernt hatte - so klein ist die Welt ...

Nach der Führung spurtete ich (fast) weiter zur Changdeokgung-Palast, in den ich eine oder zwei Minuten vor Toreschluss noch Einlass fand (um 18 Uhr macht der zu, bis 17 Uhr ist Einlass). Puuuh, Glück gehabt, sonst hätte ich wirklich was verpasst. Auch dieser Palast ist unglaublich, unglaublich schön - ich war 1988 während der Olympischen Spiele zu klein, um die Berichterstattung ernsthaft zu verfolgen, und einige Teile der Paläste wurden auch erst neulich wiederinstandgesetzt, aber dass Seoul nicht viel mehr Touristenziel ist, ist mir sehr unverständlich. Diese Paläste (es gibt fünf und ich habe zwei gesehen) sind einfach toll, und auch die verbleibenden drei werde ich mir beim nächsten Seoul-Besuch angucken.

Danach ging ich gemessenen Schrittes mit Zwischenstopp wieder zur U-Bahn, fuhr eine einzige Station (aber die fuhr ich!) und suchte kurz das Hotel auf.

Zum Abendessen wollte ich in eine Barbecue-Gaststätte, die ich gestern Abend ganz in der Nähe meines Hotels entdeckt hatte. Als ich mich entschieden hatte reinzugehen, bekam ich die Karte - die Preise waren okay, 30.000 Won (20 Euro) für ziemlich viel Fleisch erschien mir akzeptabel. Aber die Bedienung wollte meine Bestellung partout nicht entgegennehmen und verwies immer auf die günstigeren Gerichte auf der anderen Seite der englischen Karte. Ich vermute, dass die Portionen relativ groß sind und sie nicht dachte, dass ich die alleine schaffe. Weil ich aber diesbezüglich nicht sicher war und weil ich mich auf Barbecue gefreut hatte und nicht schon wieder Eintopf haben wollte, verließ ich am Ende schweren Herzens das Lokal. Heute war's wirklich doof, dass ich als Einzelreisender unterwegs bin. Aber wenn das einmal in einer Woche passiert, dann ist das immer noch gut zu überleben ...

Als Ersatz habe ich in einem dieser 24-Stunden-Läden jetzt Shrimps-Chips, ein Bier, eine Mangobrause, einen Bananenkuchen und eine Schokoladenmilch gekauft und mir es im Zimmer gemütlich gemacht.

Seoul, ich komme wieder.

Morgen geht es in aller Herrgottsfrühe mit dem Taxi zum Flughafen und dann mit dem Flieger nach Taipei. Ich habe mir fest vorgenommen, am Dienstag wirklich an den Strand zu fahren - da freue ich mich jetzt schon richtig drauf ...

Over and out aus Korea.

Fischmarkt in Seoul

Sashimi (später kam noch ein gebratener Fisch dazu, der war essbar)

Am Jongmyo-Schrein

Jongmyo-Schrein

Jongmyo-Schrein

Changdeokgung-Palast

Thronsaal im Changdeokgung-Palast

Changdeokgung-Palast

Changdeokgung-Palast

Changdeokgung-Palast

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