In China ist Blogspot gesperrt (man
könnte ja sonst was Systemkritisches posten), deswegen dieser Bericht
erstmal als E-Mail an einen kleinen Verteiler und heute Morgen nach der
Ankunft in Deutschland in den Blog.
… nennt man das, was viele
Stadtkämmerer gemacht haben, bevor sie die doppelte Buchführung
eingeführt haben. Etwas verkürzt heißt es, dass man, wenn ein
Budget für irgendetwas da ist, das Geld dafür ausgeben muss, koste
es, was es wolle.
So etwas Ähnliches habe ich heute auch
gemacht: Ich habe für jede Reise – zumindest gedanklich – einen
mittelprächtigen zweistelligen Eurobetrag als Budget für
Doofensteuer und Betrug. Und dieses Budget habe ich in Japan, Korea
und Taiwan nicht antasten müssen, weil so etwas dort einfach nicht
passiert (Stichprobe mit t = 2 Wochen). Hier in Shanghai habe ich den
ersten Versuch am Bund abfangen können (wahrscheinlich war das
wirklich nur ein harmloser Englisch-Student), aber beim zweiten
Versuch habe ich dann die Deckung völlig fallengelassen, die
deutlich schrillenden Alarmglocken geflissentlich überhört und
dafür die Quittung bekommen. Doof, ärgerlich, bescheuert, aber ich
werde es überleben, und mein Stolz wird sich in einigen Tagen auch
einigermaßen erholt haben … Und dieses Pärchen, das mich da aber
so richtig aufs Kreuz gelegt hat, das wird seine gerechte Strafe
bekommen, egal ob sie Buddhisten, Shintoisten, Kommunisten oder
Atheisten ist, so ….
Das Aufstehen heute Morgen war mühsam,
aber ich war pünktlich am Bus, der mit einem anderen Pärchen und
mir zum Flughafen fuhr. Check-in und Ausreise aus Japan waren
problemlos, im Flieger saß ich wie – diesmal – gewünscht am
Gang, der Flug ging irgendwie auch vorbei.
In Shanghai marschierte ich
schnurstracks zum 144-Stunden-Transit-Schalter, da war gar nix los,
der Typ wusste auch sofort, was ich wollte (ich hielt ihm schließlich
meine Einreisekarte und meine Bordkarten für den ankommenden und
abgehenden Flug mundgerecht hin), ich bekam einen fetten Stempel in
den Pass mit einer „zeitweiligen Einreisegenehmigung“ und dadrauf
noch einen Einreisestempel, dann war ich in die Volksrepublik China
eingereist. So schnell kann's gehen, hervorragend! Am Zoll gab es –
ein Weltwunder – Röntgengeräte, sodass ich unbehelligt von
irgendwelchen Zöllnerinnen, die meine benutzten Unterhosen
durchwühlen wollten, auch durch den Zoll kam.
Ich kaufte – nach dem etwas
mühseligen Suchen eines Geldautomaten – eine Fahrkarte für den
Transrapid und fuhr in sieben Minuten mit 300 km/h eine Strecke von
30 Kilometern. Schade, dass wir in Deutschland das nicht gebacken
bekommen haben.
An der Endhaltestelle des Transrapid
musste ich allerdings dann doch in die U-Bahn umsteigen, nachdem ich
mich durch den heftigen Regen gekämpft und mir eine Chipkarte für
die U-Bahn (die vierte während dieser Reise) erworben hatte. Mit der
Bahn fuhr ich zur Nanjing Road West (und bestaunte unterwegs die
Werbung auf den Tunnelwänden, die zeitlich genau so auf die
Geschwindigkeit des Zuges abgestimmt ist, dass das für das Auge als
Film erscheint), aß dort in einem Food Court essbar zu Mittag und
machte mich dann auf an den Bund. Auch wenn hier einiger Nebel
herrschte, konnte man die gegenüberliegenden Wolkenkratzer
bestaunen. Wahnsinn, und das ist ja seit 2001, als ich zuletzt da
war, noch mehr geworden.
Ich lief in Richtung „Altstadt“,
erreichte diese in strömendem Regen, guckte mich ein wenig um und
fuhr nach der eingangs beschriebenen Aktion in Richtung einer
weiteren Essstraße, wo ich – nach etlichem Hin und Her – in
einem dieser Hot-Pot-Lokale relativ teuer und nicht wirklich gut aß,
wobei das „nicht wirklich gut“ eher meine Schuld war: Ich hätte
einfach die vorgesehene Fleischportion wählen sollen anstatt mir da
irgendetwas zusammenstellen zu wollen, so hatte ich nämlich am Ende
viel Gemüse und komische Fleisch- und Fischbällchen, das war nicht
so richtig lecker.
Nach dem Essen und dem Genuss von zwei
Qingdao-Bieren fuhr ich so langsam wieder zurück zum Flughafen (hier
machen es die Shanghaier Verkehrsplaner einigermaßen dreist, die
drosseln nämlich die U-Bahn-Verbindung zum Flughafen, sodass die
vollkommen überfüllt ist und die Leute möglichst auf den –
teureren – Transrapid umsteigen …). Sicherheitskontrolle und
Ausreise gingen fix, und nun sitze ich seit einer Stunde hier unten
am Gate und warte auf mein Boarding.
--
Der Flug ging gut, mit einer etwas nervigen chinesischen Reisegruppe um mich herum, aber ich bin heute Morgen lebend in Frankfurt angekommen, die Einreise ging sehr schnell, die Gepäckausgabe weniger, ist aber auch egal, jetzt bin ich daheim, dusche gleich und gehe ins Bett ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen