Meine Länder

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Sonntag, 29. Mai 2016

Kameralistik

In China ist Blogspot gesperrt (man könnte ja sonst was Systemkritisches posten), deswegen dieser Bericht erstmal als E-Mail an einen kleinen Verteiler und heute Morgen nach der Ankunft in Deutschland in den Blog.

… nennt man das, was viele Stadtkämmerer gemacht haben, bevor sie die doppelte Buchführung eingeführt haben. Etwas verkürzt heißt es, dass man, wenn ein Budget für irgendetwas da ist, das Geld dafür ausgeben muss, koste es, was es wolle.

So etwas Ähnliches habe ich heute auch gemacht: Ich habe für jede Reise – zumindest gedanklich – einen mittelprächtigen zweistelligen Eurobetrag als Budget für Doofensteuer und Betrug. Und dieses Budget habe ich in Japan, Korea und Taiwan nicht antasten müssen, weil so etwas dort einfach nicht passiert (Stichprobe mit t = 2 Wochen). Hier in Shanghai habe ich den ersten Versuch am Bund abfangen können (wahrscheinlich war das wirklich nur ein harmloser Englisch-Student), aber beim zweiten Versuch habe ich dann die Deckung völlig fallengelassen, die deutlich schrillenden Alarmglocken geflissentlich überhört und dafür die Quittung bekommen. Doof, ärgerlich, bescheuert, aber ich werde es überleben, und mein Stolz wird sich in einigen Tagen auch einigermaßen erholt haben … Und dieses Pärchen, das mich da aber so richtig aufs Kreuz gelegt hat, das wird seine gerechte Strafe bekommen, egal ob sie Buddhisten, Shintoisten, Kommunisten oder Atheisten ist, so ….

Das Aufstehen heute Morgen war mühsam, aber ich war pünktlich am Bus, der mit einem anderen Pärchen und mir zum Flughafen fuhr. Check-in und Ausreise aus Japan waren problemlos, im Flieger saß ich wie – diesmal – gewünscht am Gang, der Flug ging irgendwie auch vorbei.

In Shanghai marschierte ich schnurstracks zum 144-Stunden-Transit-Schalter, da war gar nix los, der Typ wusste auch sofort, was ich wollte (ich hielt ihm schließlich meine Einreisekarte und meine Bordkarten für den ankommenden und abgehenden Flug mundgerecht hin), ich bekam einen fetten Stempel in den Pass mit einer „zeitweiligen Einreisegenehmigung“ und dadrauf noch einen Einreisestempel, dann war ich in die Volksrepublik China eingereist. So schnell kann's gehen, hervorragend! Am Zoll gab es – ein Weltwunder – Röntgengeräte, sodass ich unbehelligt von irgendwelchen Zöllnerinnen, die meine benutzten Unterhosen durchwühlen wollten, auch durch den Zoll kam.

Ich kaufte – nach dem etwas mühseligen Suchen eines Geldautomaten – eine Fahrkarte für den Transrapid und fuhr in sieben Minuten mit 300 km/h eine Strecke von 30 Kilometern. Schade, dass wir in Deutschland das nicht gebacken bekommen haben.

An der Endhaltestelle des Transrapid musste ich allerdings dann doch in die U-Bahn umsteigen, nachdem ich mich durch den heftigen Regen gekämpft und mir eine Chipkarte für die U-Bahn (die vierte während dieser Reise) erworben hatte. Mit der Bahn fuhr ich zur Nanjing Road West (und bestaunte unterwegs die Werbung auf den Tunnelwänden, die zeitlich genau so auf die Geschwindigkeit des Zuges abgestimmt ist, dass das für das Auge als Film erscheint), aß dort in einem Food Court essbar zu Mittag und machte mich dann auf an den Bund. Auch wenn hier einiger Nebel herrschte, konnte man die gegenüberliegenden Wolkenkratzer bestaunen. Wahnsinn, und das ist ja seit 2001, als ich zuletzt da war, noch mehr geworden.

Ich lief in Richtung „Altstadt“, erreichte diese in strömendem Regen, guckte mich ein wenig um und fuhr nach der eingangs beschriebenen Aktion in Richtung einer weiteren Essstraße, wo ich – nach etlichem Hin und Her – in einem dieser Hot-Pot-Lokale relativ teuer und nicht wirklich gut aß, wobei das „nicht wirklich gut“ eher meine Schuld war: Ich hätte einfach die vorgesehene Fleischportion wählen sollen anstatt mir da irgendetwas zusammenstellen zu wollen, so hatte ich nämlich am Ende viel Gemüse und komische Fleisch- und Fischbällchen, das war nicht so richtig lecker.

Nach dem Essen und dem Genuss von zwei Qingdao-Bieren fuhr ich so langsam wieder zurück zum Flughafen (hier machen es die Shanghaier Verkehrsplaner einigermaßen dreist, die drosseln nämlich die U-Bahn-Verbindung zum Flughafen, sodass die vollkommen überfüllt ist und die Leute möglichst auf den – teureren – Transrapid umsteigen …). Sicherheitskontrolle und Ausreise gingen fix, und nun sitze ich seit einer Stunde hier unten am Gate und warte auf mein Boarding.

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Der Flug ging gut, mit einer etwas nervigen chinesischen Reisegruppe um mich herum, aber ich bin heute Morgen lebend in Frankfurt angekommen, die Einreise ging sehr schnell, die Gepäckausgabe weniger, ist aber auch egal, jetzt bin ich daheim, dusche gleich und gehe ins Bett ...

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