Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 29. Mai 2016

Kameralistik

In China ist Blogspot gesperrt (man könnte ja sonst was Systemkritisches posten), deswegen dieser Bericht erstmal als E-Mail an einen kleinen Verteiler und heute Morgen nach der Ankunft in Deutschland in den Blog.

… nennt man das, was viele Stadtkämmerer gemacht haben, bevor sie die doppelte Buchführung eingeführt haben. Etwas verkürzt heißt es, dass man, wenn ein Budget für irgendetwas da ist, das Geld dafür ausgeben muss, koste es, was es wolle.

So etwas Ähnliches habe ich heute auch gemacht: Ich habe für jede Reise – zumindest gedanklich – einen mittelprächtigen zweistelligen Eurobetrag als Budget für Doofensteuer und Betrug. Und dieses Budget habe ich in Japan, Korea und Taiwan nicht antasten müssen, weil so etwas dort einfach nicht passiert (Stichprobe mit t = 2 Wochen). Hier in Shanghai habe ich den ersten Versuch am Bund abfangen können (wahrscheinlich war das wirklich nur ein harmloser Englisch-Student), aber beim zweiten Versuch habe ich dann die Deckung völlig fallengelassen, die deutlich schrillenden Alarmglocken geflissentlich überhört und dafür die Quittung bekommen. Doof, ärgerlich, bescheuert, aber ich werde es überleben, und mein Stolz wird sich in einigen Tagen auch einigermaßen erholt haben … Und dieses Pärchen, das mich da aber so richtig aufs Kreuz gelegt hat, das wird seine gerechte Strafe bekommen, egal ob sie Buddhisten, Shintoisten, Kommunisten oder Atheisten ist, so ….

Das Aufstehen heute Morgen war mühsam, aber ich war pünktlich am Bus, der mit einem anderen Pärchen und mir zum Flughafen fuhr. Check-in und Ausreise aus Japan waren problemlos, im Flieger saß ich wie – diesmal – gewünscht am Gang, der Flug ging irgendwie auch vorbei.

In Shanghai marschierte ich schnurstracks zum 144-Stunden-Transit-Schalter, da war gar nix los, der Typ wusste auch sofort, was ich wollte (ich hielt ihm schließlich meine Einreisekarte und meine Bordkarten für den ankommenden und abgehenden Flug mundgerecht hin), ich bekam einen fetten Stempel in den Pass mit einer „zeitweiligen Einreisegenehmigung“ und dadrauf noch einen Einreisestempel, dann war ich in die Volksrepublik China eingereist. So schnell kann's gehen, hervorragend! Am Zoll gab es – ein Weltwunder – Röntgengeräte, sodass ich unbehelligt von irgendwelchen Zöllnerinnen, die meine benutzten Unterhosen durchwühlen wollten, auch durch den Zoll kam.

Ich kaufte – nach dem etwas mühseligen Suchen eines Geldautomaten – eine Fahrkarte für den Transrapid und fuhr in sieben Minuten mit 300 km/h eine Strecke von 30 Kilometern. Schade, dass wir in Deutschland das nicht gebacken bekommen haben.

An der Endhaltestelle des Transrapid musste ich allerdings dann doch in die U-Bahn umsteigen, nachdem ich mich durch den heftigen Regen gekämpft und mir eine Chipkarte für die U-Bahn (die vierte während dieser Reise) erworben hatte. Mit der Bahn fuhr ich zur Nanjing Road West (und bestaunte unterwegs die Werbung auf den Tunnelwänden, die zeitlich genau so auf die Geschwindigkeit des Zuges abgestimmt ist, dass das für das Auge als Film erscheint), aß dort in einem Food Court essbar zu Mittag und machte mich dann auf an den Bund. Auch wenn hier einiger Nebel herrschte, konnte man die gegenüberliegenden Wolkenkratzer bestaunen. Wahnsinn, und das ist ja seit 2001, als ich zuletzt da war, noch mehr geworden.

Ich lief in Richtung „Altstadt“, erreichte diese in strömendem Regen, guckte mich ein wenig um und fuhr nach der eingangs beschriebenen Aktion in Richtung einer weiteren Essstraße, wo ich – nach etlichem Hin und Her – in einem dieser Hot-Pot-Lokale relativ teuer und nicht wirklich gut aß, wobei das „nicht wirklich gut“ eher meine Schuld war: Ich hätte einfach die vorgesehene Fleischportion wählen sollen anstatt mir da irgendetwas zusammenstellen zu wollen, so hatte ich nämlich am Ende viel Gemüse und komische Fleisch- und Fischbällchen, das war nicht so richtig lecker.

Nach dem Essen und dem Genuss von zwei Qingdao-Bieren fuhr ich so langsam wieder zurück zum Flughafen (hier machen es die Shanghaier Verkehrsplaner einigermaßen dreist, die drosseln nämlich die U-Bahn-Verbindung zum Flughafen, sodass die vollkommen überfüllt ist und die Leute möglichst auf den – teureren – Transrapid umsteigen …). Sicherheitskontrolle und Ausreise gingen fix, und nun sitze ich seit einer Stunde hier unten am Gate und warte auf mein Boarding.

--

Der Flug ging gut, mit einer etwas nervigen chinesischen Reisegruppe um mich herum, aber ich bin heute Morgen lebend in Frankfurt angekommen, die Einreise ging sehr schnell, die Gepäckausgabe weniger, ist aber auch egal, jetzt bin ich daheim, dusche gleich und gehe ins Bett ...

Freitag, 27. Mai 2016

Einfach nur unprofessionell

... war diese Tante heute am japanischen Zoll. Dass die Japaner (anders als jedes andere halbwegs reiche Land dieses Planeten) am Zoll noch regelmäßig per Hand kontrollieren, sei's drum (allein das ist schon bekloppt genug, aber wenn die Zöllner es genießen, die benutzte Unterwäsche von Reisenden unter die Lupe zu nehmen, ist das deren Problem). Wenn man dann aber bei der "Untersuchung" von persönlichen Gegenständen den Reisenden auch noch auslacht (mancher Glücksbringer sieht halt ein bisschen unerwachsen aus) und aus Angst, dass der Glücksbringer Drogen, Sprengstoff, Pornos oder womöglich noch verbotenere Sachen enthält, selbigen fast kaputtmacht (Röntgenmaschinen haben die Japaner ja nicht), dann fange ich an, vor Wut zu kochen - was diese [lalala, Beleidigungen, Beleidigungen, Beleidigungen, lalala] von Zöllnerin dann auch zu gemerkt hat.

So unfähig, so unprofessionell sind nicht mal die US-Zöllner gewesen, und wenn ich jetzt diese Tante mit irgendwelchen Zöllnern in Dritte-Welt-Ländern vergleiche, dann sind Letztere vollkommen nachvollziehbar beleidigt, weil die erstens nicht so einen Scheißdreck machen (Entschuldigung) und zweitens deren Regierungen wirklich nicht das Geld haben, um für jede Zollstation einen Röntgenapparat anzuschaffen.

Liebe Leute, eher fliege ich noch zweimal nach Südkorea oder nach Taiwan als in absehbarer Zeit freiwillig diesen Saftladen von einem Land zu betreten.

So ein völlig unnötiger Mist, verfluchter ...

--

So, nachdem ich heute Morgen mit dem Taxi ziemlich problemlos zum Flughafen in Taipei gefahren war (Taipei, ich komme wieder!), war ich natürlich sehr früh am Check-in. Der ging aber zum Glück wenige Minuten nach meinem Eintreffen los, sodass ich mein Gepäck los war. Sicherheitskontrolle und Ausreise gingen sehr fix (die haben da ja fähige Leute, die Taiwaner), sodass ich fast eineinhalb Stunden vor Abflug schon am Gate saß, und das, obwohl ich noch mein letztes taiwanisches Geld für Cola, Bier und ein Sandwich ausgegeben hatte.

Beim Abflug saß noch ein Pärchen mit Kleinkind neben mir, die zogen aber schnell in eine freie Sitzreihe um, sodass meine Sitzreihe nun auch schön frei war. Ich guckte ein bisschen die Wolken an, und der Flug ging ziemlich schnell vorbei.

Die Einreise nach Japan war auch schnell, dann kam der Zoll, und ich war stinksauer. Fast hätte ich den Fahrer des Shuttlebusses von Terminal 3 zu Terminal 2 zusammengeschissen, weil der Bus ja nun offensichtlich voll war und er nicht unverzüglich losgefahren ist. Hab mich aber nochmal zusammengerissen (wobei der Typ mich wahrscheinlich eh nicht verstanden hätte ...). Danach wartete ich an Bussteig 33 eine halbe Stunde auf meinen Hotelshuttle, der pünktlich kam und - nur - mich aufsammelte. Nun saß ich da also eine halbe Stunde allein in einem 50-Mann-Bus, bis wir am Hotel waren.

Der Check-in funktionierte sehr schnell, mein Zimmer ist für japanische Verhältnisse relativ groß, dafür aber noch im 70er-Jahre-Chic eingerichtet, was ich für eine Nacht überleben werde. Ich wagte mich sofort raus und ging durch den Bahnhof in eine von Google empfohlene Bierkneipe.

Halleluja. Da war erstens eine ganze Menge los, sodass ich gerade noch einen Platz erwischte, vor allem aber floss das Bier und das gute Essen kam am laufenden Band. Ich verspeiste erstmal drei Arten Sashimi (die, anders als in Seoul, im Mund zerliefen, fantastisch) und dann einen speziellen Fisch, danach bestellte ich noch - offenbar - Schweinebauch, auch lecker, und einen ganzen Thunfisch, mit Haut und Knochen. Der Thunfisch war absolut fantastomanisch gut. Boah, da will ich nochmal hin - aber erst, wenn ich zweimal in Korea und zweimal in Taiwan war. Nehmt dies, ihr Japaner!

Ich zahlte am Ende für das gute Essen und reichlich Bier gut 60 Euro, auch egal, und lief nach Hause.

Morgen um 8.15 Uhr geht mein Bus zum Flughafen, dann fliege ich drei Stunden oder so nach Shanghai, habe da ein paar Stunden und dann geht es wieder nach Hause. Auch in Ordnung.

Donnerstag, 26. Mai 2016

Badespaß und Essenfassen

... so kann man den heutigen Tag mit Fug und Recht zusammenfassen.

Auch heute habe ich ausgeschlafen, auch wenn ich um 8 Uhr mal kurz wach war, aber dann hatte ich mir doch den Wecker auf 11.30 Uhr gestellt. (Morgen geht das nicht mehr so locker, fürchte ich ...)

Ich stand auf, duschte und wollte mit der S-Bahn nach Beitou fahren, wo es heiße Quellen gibt. Ich stand unten in Ximen schon am Gleis, als ich in einem Online-Reisebericht sah, dass meine Badehose in dem öffentlichen Thermalbad in Beitou keinen Einlass finden würde - wieso Short-Badehosen nicht gehen, war mir zwar nicht ganz klar (und es wurde es auch nicht), aber vielleicht sollte das ein Zeichen sein, doch noch einmal nach Fulong an den Strand zu fahren.

So, entweder musste ich also in die rote Linie nach Zhongshan zum Umsteigen nach Beitou einsteigen oder - direkt gegenüber - in die grüne Linie zum Hauptbahnhof und von dort nach Fulong. Ich stand und stand und stand und sagte mir dann, dass ich halt in einem der Hotels in Beitou ein Stundenzimmer nehme und da in privater Atmosphäre das Bad vollziehe.

Auf ging es mit Umsteigen in Zhongshan und Beitou nach Neu-Beitou und von da ein paar Schritte den Berg hoch. Ins öffentliche Bad kam ich tatsächlich nicht rein, also ging ich noch ein paar Schritte weiter und bekam - für immerhin 15 Euro für die eine Stunde - mein Zimmer in einem der Hotels. Diese haben da auch tatsächlich Zimmer ohne Schlafgelegenheit, die sind also auf Stundengäste eingerichtet.

Am Ende ist das aber auch nur eine Badewanne mit Zufluss aus den heißen (schwefelhaltigen) Quellen, das man mit kaltem Wasser regulieren kann. In dem Zimmer hat man aber - zur Entspannung - auch einen Fernseher und Handtücher und Trinkwasser und alles stehen, was man braucht. Ein deutlicher Vorteil so eines privaten Zimmers ist, dass keiner kontrollierte, wie intensiv ich mich vorher reinige, sodass ich nach einmaligem Abduschen in das - je nach Einstellung - ziemlich heiße Wasser stieg.

Nach einer Viertelstunde soll man mal Pause machen, womit mein Kreislauf sehr einverstanden war, sodass ich mich dann nach nochmaligem Hereinlegen ins Wasser auch kalt abduschte. Das war schön ... Nicht so schön war es, dann in die verschwitzten Klamotten wieder einzusteigen. Bäh, gruslig war das.

Ich schaute mir noch die Quelle selber an und fuhr dann wieder nach Beitou zurück und in Richtung Hotel. Allerdings stieg ich in Jiantan noch einmal aus, weil ich mir den Food Court in der Nähe des Shilin-Nachtmarktes noch einmal antun wollte.

Ohje, ohje ... Am ersten Stand ließ ich mich zu Krebsfleisch (und einem Bier) überzeugen, danach hätte ich schon noch was bestellt, aber sie wollten mich nicht mehr bestellen lassen, also ging ich einen Stand weiter. Dort aß ich erst gebackene Austern (auch lecker), danach gebratene Jakobsmuscheln, Teigtaschen mit Schweinefleischfüllung und - sehr, sehr, sehr, sehr lecker - mit Knoblauch überbackene Seeschnecken. Boah, war das lecker. Achso, zwei Bier gab's auch ...

Und beim Herauslaufen sprach mich eine hübsche Bedienung noch an, der ich den Wunsch nicht abschlagen konnte, an ihrem Stand noch Surf & Turf mit Lachs und Steakfleisch zu verspeisen. Auch dazu gab's ein Bier. Danach verließ ich fluchtartig den Food Court, weil ich mir angesichts des vielen guten Essens dort selbst nicht mehr traute (am Ende wäre ich noch geplatzt da drin, das wollte ich nicht).

Beseelt (vielleicht auch ein wenig bedüdelt) fuhr ich wieder nach Ximen, lief schnurstracks durch die Fußgängerzone zu meinem Hotel, machte nur kurz zum Nachtischfassen Halt und war um 18.30 Uhr in meinem Zimmer.

Heute war nochmal richtig schöner Urlaub, das war schön - gerade deswegen freue ich mich jetzt auf mein Bett. Morgen fahre ich mit dem Taxi zum Flughafen, weil ich morgen meine frisch gewaschene Jeans anziehen und die nicht gleich wieder vollschwitzen will, die 30 Euro machen jetzt den Kohl auch nicht mehr fett. Ich werde wahrscheinlich so gegen 10 Uhr auschecken und in ein Taxi steigen, damit ich gegen 10.30 Uhr oder so am Flughafen bin und gemütlich für meinen 12.50-Uhr-Flug einchecken kann. Gegen 17 Uhr (Ortszeit Japan) bin ich dann in Narita, mein Bus ins Hotel fährt kurz nach 18 Uhr, falls ich den verpasse, fahre ich halt Zug.

Ich werde berichten ...

Badewanne

Heiße Quellen

Jakobsmuscheln

Seeschnecken (leider verwackelt, weil zu gierig ...)

Gebratene Austern

Mittwoch, 25. Mai 2016

Jade, Bronze, Porzellan

... und ein Schuss Chantré, achso, nein, ein Schuss Taiwan Beer, ach Mann, jetzt hab ich den ganzen Sprechgesang versaut ...

Also Jade, Bronze, Porzellan und Kalligraphie gab es heute im National Palace Museum in Taipei zu sehen, und zwar von mehreren Jahrtausenden vor Christus bis in die Qing-Dynastie, die 1911 von der Republik China abgelöst wurde (die Volksrepublik wird bei so etwas in Taiwan natürlich völlig ausklammert).

Erstmal habe ich heute Morgen aber ganz gepflegt ausgepennt, so gegen 11.20 Uhr ging mein Blick auf das Handy, dann bin ich so laaaangsam aufgestanden. So stelle ich mir Urlaub vor.

Nach dem Duschen brach ich auf zum genannten Museum, das man mit der U-Bahn und einem anschließenden, sehr gut ausgeschilderten Hüpfer mit dem Bus erreicht (die Fahrt kostet insgesamt etwa 33 Taiwan-Dollar, also unter einem Euro ...). Im Museum selbst darf man keine Fotos machen, also kann ich keine präsentieren von den Jade-Kunstwerken, dem Bronzegeschirr und den Bronzespiegeln, von den Porzellansachen und von der durchaus hübschen Kalligraphie. In der Porzellan-Abteilung gab es einige Stücke, die beim Brennen gesplittert sind, die Beschreibung dieser Splitterlinien galt als der "Anwendungsfall" meiner Doktorarbeit, wenn ich eine Postkarte gekriegt hätte, hätte ich meinem Doktorvater eine geschrieben ...

Ich blieb etwa zweieinhalb Stunden in dem Museum, das für Kunstbegeisterte sicher fantastisch ist, ich persönlich hätte mir im Nationalmuseum halt ein (deutliches!) bisschen mehr zur politischen Geschichte Chinas gewünscht, aber das war vielleicht ein Missverständnis meinerseits.

Danach fuhr ich mit dem Bus zurück zur Metrostation Shilin und fuhr dann mit der Metro in Richtung Nordosten zur Endhaltestelle in Tamsui. Die dortige Fishermen's Wharf und der Sonnenuntergang sollte toll sein ... (Mein Versuch, mit dem Wassertaxi von der Stadtmitte nach Tamsui zu fahren, schlug fehl, weil ich das Taxi um circa fünf Minuten verpasste - den Preis einer Blase am Fuß für die vier oder fünf Kilometer Weg von der Metrostation zum Fähranleger und zurück gab's umsonst - ooooooooooooooh ...)

Nachdem ich in Tamsui gerade so meinen Bus zur Promenade erwischt hatte, stieg ich eine Station zu früh aus, am Fischmarkt anstatt an der Fishermen's Wharf, das war aber ganz gut so, weil ich so über die Brücke laufen konnte und den schönen Ausblick auf die Flussmündung und die Werft und auch zum Teil auf den Sonnenuntergang werfen konnte (letzterer war ein wenig hinter den Wolken, deswegen war das nicht ganz so beeindruckend). Doch, an diese Promenade komme ich zum Sonnenuntergang nochmal zurück.

Nun hätte ich erwartet, dass man da toll mit Blick aufs Meer essen kann und dass das von hunderten Menschen auch gemacht wird - Pustekuchen war's. Da waren zwar einige hundert Leute unterwegs, aber die Restaurants - soweit sie überhaupt schon offen waren - waren wie ausgestorben, was zum Teil auch daran liegen kann, dass sie für Taiwan auch richtig derb gesalzene Preis nehmen. Das hätte mich nicht so völlig abgeschreckt, weil 20 Euro für einen Fisch in der Lage nicht so furchtbar viel sind, aber da war alles leer, sodass die Atmosphäre dann auch nicht so richtig stimmte.

Nachdem ich die Bushaltestelle zunächst nicht gefunden hatte, endete ich dann doch im Bus, fuhr zurück zur Metro-Endhaltestelle und von dort mit einmal Umsteigen hier nach Ximen in der Nähe meines Quartiers. In dem hiesigen Gewusel aß ich erst Tintenfischbällchen und dann in meinem Lokal, an dem ich kurz nach meiner Ankunft schon gegessen hatte, lecker frittierten Fisch und nochmal so eine Rindfleischsuppe - sehr lecker. Danach war mir aber das Bargeld ausgegangen, sodass ich erst einen Geldautomaten suchte, nochmal umgerechnet 70 Euro abhob und dann im 7-Eleven ums Eck noch mein Feierabendbierchen, meine Trinkschokolade und meinen Nachtisch kaufte.

Heute bin ich also nicht an den Strand gefahren, sondern habe viel Kultur gemacht, bin auch wieder viel gelaufen - morgen gucke ich dann doch mal, ob ich in so ein Bad gehe und da ausspanne.

Große Güte, jetzt habe ich nur noch morgen so richtig hier in Taipei, übermorgen fliege ich schon wieder nach Tokio und am Samstag habe ich dann den Flug nach Shanghai. Sonntag Nacht geht es dann zurück nach Deutschland, wo ich Sonntag Morgen deutscher Zeit ankomme. So langsam freue ich mich dann auch schon wieder auf mein Zuhause.

Ich fange schonmal mit einem vorläufigen Fazit an, das richtige, das auch dieses Mal (inschallah) mit "Es war toll" anfangen oder enden wird, kommt dann vielleicht irgendwann nochmal: Würde ich diese Tour wieder machen? Absolut! Ich würde sie sogar ein zweites Mal machen, weil es mir sowohl in Tokio als auch in Seoul und in Taipei ziemlich gut gefallen hat. Klar gibt es irgendwo Sachen, die verbesserungsfähig wären, aber etwa eine englische Busbeschilderung in einem Vorort von Seoul anzuregen, das ist ja schon Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau.

Die Infrastruktur war für den Normalreisenden ohne (große) Kenntnisse des Japanischen, des Koreanischen und des Chinesischen (mein aktiver Wortschatz beschränkt sich da ja leider inzwischen auch nur noch auf "hallo", "danke", "tschüss" und "Bier") ziemlich gut, weil in den Metros überall alles auf Englisch angeschrieben war. Die Englischsprachkenntnisse der durchschnittlichen Bevölkerung wurden mit zunehmender Reisedauer immer besser: Während in Japan selbst das Hotelpersonal manchmal nicht ganz so einfach zu verstehen war und man bei der Bestellung im Lokal auf die (wenigstens in der Regel auch englischsprachige) Karte zeigen musste, ging das in Korea ab und zu und dann erst recht hier in Taiwan sehr, sehr gut ab. Selbst der Essensverkäufer auf dem Nachtmarkt spricht hier gelegentlich ein paar Brocken Englisch.

Meine Hotels waren überall sehr schön, wenn auch die Anzahl von Kleiderbügeln zum Aufhängen von Klamotten in allen Hotels verbesserungsfähig gewesen wären. Mein Zimmer in Tokio war so eng, dass ich kaum meinen Koffer aufklappen konnte, da wurde in Seoul dann etwas und hier in Taipei noch ein gutes bisschen besser. Trotzdem würde ich alle drei Hotels wieder nehmen. Die beiden in Seoul und Taipei waren ziemlich zentral (okay, zwei, drei U-Bahn-Stationen vom Punk weg), das in Tokio war ein Stückchen außerhalb, aber Tokio ist so riesig, da ist "außerhalb" auch relativ - und ich war auch in Tokio nah an meinem Bahnhof.

Das Wetter war in Seoul für mich am angenehmsten, es war in aller Regel sonnig, aber nicht viel zu heiß. In Tokio schüttete es an einem Tag heftigst, dann war es wieder okay. Hier in Taipei ist es mir grundsätzlich zu schwül, und wenn es dann noch regnet, ist es echt nicht so toll, aber das lässt sich trotzdem alles aushalten.

Das Bier war überall trinkbar, wenn auch keines der japanischen, koreanischen oder taiwanischen Biere es auf meine Lieblingsliste aller Biere schafft, weil die alle nicht so richtig viel Charakter haben (hört, hört ...).

Essen? Gab's überall, ja. Diese Tour war eine richtige Gourmetreise, auch wenn ich in Japan weniger Sushi gegessen habe als gedacht (am Freitag wird nochmal zugelangt, denke ich). Denn, man glaubt es kaum, in Japan gibt es auch anderes zu essen als Sushi, nämlich leckere Nudelgerichte und viele frittierte Sachen. Die Sushi-Mahlzeiten, die ich aber hatte, waren außergewöhnlich lecker - boah, war das gut.

Das Essen in Korea war ebenfalls sehr gut, dieses Bulgogi (Rindfleischeintopf) kann man wirklich gut essen, aber natürlich teilt sich alles in Korea ein in "vor Bosintang" und "nach Bosintang". Es war ein Erlebnis, aber nochmal muss ich Wauwau, glaube ich, nicht essen. Diese koreanische Sushi am Fischmarkt war eine echte Enttäuschung, die einzige auf dieser Tour, Gott sei Dank.

Joa, und dann kam Taiwan und stellte alles in den Schatten. Der Reiseführer schreibt, dass viele Ostasiaten nur zum Futtern nach Taiwan kommen, und ich kann sie alle miteinander sehr gut verstehen. Diese Nachtmärkte und die Food Courts, die haben einfach so leckere Sachen, da kann man sich reinlegen, drin schwimmen und wieder auftauchen und hat immer noch nicht alle Köstlichkeiten probiert, die man hier probieren sollte.

Die ersten Tage dieser Tour waren auch sportlich sehr ereignisreich (ist das Sumo-Turnier wirklich erst eine gute Woche her??). Sumo war toll, gerade die Stimmung während der letzten Kämpfe, als die yokozunas dann ran durften - da brüllte jeder, wie er wollte und feuerte die Ringer an, das war sehr schick. Danach zweimal Baseball in Japan, und ich dachte, die Stimmung da wäre schon fußballartig gewesen. Ja, bis ich nach Korea kam - großer Gott, das war wie Feuer und Wasser. Da erschienen die dauerhaften Gesänge der Chiba-Fans (Japan) wie ein lahmes Pfeifen im Wald, als die DJs und die Fans während der Würfe des Pitchers ihre Gesänge zum Besten gaben. Doch, in Korea gehe ich auch nochmal zum Baseball. (Hier in Taiwan habe ich es gelassen, weil hier nur vier [!] Teams in der Profiliga spielen und keines davon in Taipei stationiert ist.)

Ach Leute, es war einfach schön, auch wenn ich wieder viel zu viel gelaufen bin, auch wenn ich wieder viel zu viel in diese paar Tage reingepackt habe, so eine Tour, da braucht man wahrscheinlich eigentlich vier Wochen, um das alles zu erfassen, zu genießen und auch mal den einen oder anderen Tag richtigen Urlaub reinzulegen.

Natürlich habe ich nicht alles gesehen, was es in Tokio, Seoul und Taipei, geschweige denn in Japan, Südkorea oder Taiwan, zu sehen gibt. Aber ich habe so viele Eindrücke von diesen Städten gewonnen, dass ich von allen dreien weiß, dass ich da noch einmal hinwill.

Das ist ja das Problem an der ganzen Reiserei, die Zahl der Städte, in die man will, in die man noch einmal will, die wird ja nicht kleiner, wenn man in der Weltgeschichte herumdüst, im Gegenteil, die wird immer größer ...

So, bevor ich jetzt noch mehr zusammenhangloses Zeug erzähle (es ist schon 22 Uhr vorbei und ich hatte schon zwei Bier), Fotos:

Fishermen's Wharf in Tamsui I

Fishermen's Wharf in Tamsui II

Fishermen's Wharf in Tamsui III
Nachträglich korrigiert: Falschschreibung von "Wharf", hab dabei offenbar zu viel an Lt. Worf von Star Trek gedacht ...

Dienstag, 24. Mai 2016

Schwimmverbot

... bestand heute leider am Strand von Fulong, weil es zu windig war. Und das Auswärtige Amt empfiehlt angesichts der an den hiesigen Stränden wohl vorherrschenden Strömungen, beim Baden größere Vorsicht walten zu lassen. Da wollte ich es heute bei roten Flaggen nicht übertreiben.

Ich schlief heute gaaaanz gemütlich aus, ließ das Frühstück sausen und machte mich nach dem Anziehen (und dem Abgeben von Wäsche für die Wäscherei) auf zum Hauptbahnhof. Dort erstand ich mit der Kreditkarte für den wahnsinnigen Preis von unter drei Euro ein Zugfahrkarte von Taipei nach Fulong.

Der Zug fuhr durch unwirklich grüne, hügelige, dicht bewaldete Landschaft mit häufigen Einsprengseln menschlicher Zivilisation. Nach einer guten Stunde kamen wir in Fulong an und ich fand nach anfänglichem Zweifel auch den Strand. Da es sich um den Privatstrand eines Hotels handelt, zahlt man 3 Euro Eintritt, was aber leider nicht dazu führt, dass der Strand wirklich von Unrat befreit wäre. Schade.

Der Strand von Fulong ist eine Landzunge zwischen Meer und einem Fluss, und um an den Strand zu kommen, muss man eine hübsche Brücke überqueren. Leider war eben überall rote Fahnen zu sehen, sodass ich nur einen Spaziergang mit Füßen im Wasser machen konnte - ich hatte extra die Badehose angezogen und sogar an meine Flip-Flops gedacht. Das waren jetzt mal ein, eineinhalb Stunden richtiger Urlaub - ich habe so richtig gemerkt, wie meine Seele anfing zu baumeln - sehr, sehr entspannend.

Danach lief ich durch die Sandskulpturenausstellung, die hier jedes Jahr stattfindet (und ich hatte dieses Jahr halt Glück), die durchaus sehr ansprechende Sandburgen zeigt ...

Vielleicht investiere ich morgen nochmal die sechs Euro und fahre wieder hin, morgen soll das Wetter besser sein, vielleicht gibt's dann sogar mal gelbe oder gar grüne Flagge, mal gucken. (Erstmal werde ich auch morgen ausschlafen.)

Ich entschied mich dann, in der Hotelanlage noch ein Bier zu nehmen, und weil das recht teuer war, nahm ich - Vollidiot - das Angebot an: drei Bier zum Preis von zwei. Ich hatte noch nichts gegessen und es war erst 15 Uhr, aber hey, drei Bier reinpfeifen, das ist doch was. Gesagt, getan, auf dem Weg zum Bahnhof aß ich noch eine Knoblauchwurst und Krebschips, im Zug pennte ich fast ein, verpasste meinen Ausstieg am Hauptbahnhof in Taipei ausnahmsweise nicht und nahm gleich die U-Bahn zum Shilin Night Market. Ich kämpfte mich durch das Gewusel und aß dann in einem Foodcourt im Keller sehr, sehr gut: Zunächst gab es Austernomelett und taiwanische Tempura, danach ausgebackene Shrimps und nochmal Stinky Tofu - sehr lecker, danach war ich dann aber auch gesättigt.

Auf dem Weg aus dem Markt verlief ich mich und musste Google Maps zu Rate ziehen, das erst nach einiger Zeit ansprang. Ts, dann, wenn man es braucht ... Vielleicht hatte mich auch die Flaggenkette in dem einen Shop so schockiert, die neben (!) der israelischen Flagge munter eine Hakenkreuz- und eine Abart der (Nazi-)Reichskriegsflagge zeigte. Wow ...

Ich fuhr heim, nahm meine Wäsche entgegen und ging aufs Zimmer. Vielleicht kaufe ich morgen für die letzten Tage hier noch eine kurze Hose, mal sehen. Hallo? Hallo!? Kann jemand mal bitte nach meiner Mutter sehen? Die ist gerade vor Schreck vom Stuhl gefallen. Ja? Okay, danke! (In Taiwan scheint es kein so starkes kulturelles Tabu gegen das Tragen kurzer Hosen wie etwa in muslimischen Ländern zu geben, und weil es wirklich schwül ist, könnte es passieren, dass ich hier auch in der Stadt kurze Hosen trage, obwohl ich mich immer weigere, wenn meine Ma mir kurze Hosen für den Urlaub andrehen will ...).

Etwas muss ich noch nachtragen: In Seoul hat in dem einen 7-Eleven eine Aserbaidschanerin die Stellung gehalten - Sachen gibt's ...

Unterwegs in Taiwan

Internationale Sandburgenbaumeisterschaft ...

Am Strand

"The Fat Mermaid" des portugiesischen Künstlers Pedro Mira

Shilin-Nachtmarkt

Austernomelett (links) und taiwanische Tempura (rechts)

Stinky Tofu in Nahaufnahme

Montag, 23. Mai 2016

Redlichst verdient

... habe ich mir jetzt das "Taiwan Beer", das ich mir im Hotelzimmer einverleibe. 600 Milliliter puren Genusses fließen in kleinen Schlücken in meinen Magen, auf dass sich ... Was rede ich hier eigentlich?

Ich hatte gestern Abend noch den Großteil gepackt und vorbereitet, sodass ich heute Morgen nur das zusammenräumen musste, was ich heute Morgen tatsächlich noch gebraucht hatte. Meine Fluggesellschaft hatte eine komische Gepäckpolitik: 15 Kilo aufgegebenes Gepäck und dazu 7 Kilo Handgepäck ergibt insgesamt 22 Kilo akzeptiertes Gepäck. Ich hatte etwa 23,6 Kilo, und weil ich keine Lust auf Diskussionen hatte, packte ich mir einige schwere Dinge in meine Jacken- und Hosentaschen.

Um 4.30 Uhr verließ ich das Hotel, hatte anfangs kein Glück mit den Taxen, aber um 4.40 Uhr saß ich dann in einem Taxi zum Flughafen in Incheon. Der Fahrer muss zügig, sodass ich ziemlich genau um 5.30 Uhr in Incheon war. Ich wog meine Gepäckstücke ab und packte noch ein wenig um, dass ich genau bei 15 und 7 Kilo lag und stellte mich dann in die Schlange. Ich muss noch ziemlich verschlafen gewesen sein, denn ich war fast schon an der Reihe, als mir auffiel, dass ich in der Schlange der falschen Fluggesellschaft stand. Held von Pakistan, ich!

In der richtigen Reihe war kaum etwas los, niemand interessierte sich für mein Handgepäck, dafür interessierte sich die Check-in-Dame umsomehr für meine Reiseroute: Ich hatte ja keinen Rückflug nach Korea gebucht, sodass sie wohl ein wenig Angst hatte, dass ich mangels Weiterreisebuchung nicht nach Taiwan einreisen dürfe und die Fluggesellschaft mich dann wieder zurücktransportieren müsse. Diese Zweifel konnte ich ausräumen.

Sicherheitskontrolle und Ausreise überstand ich, dann fuhr ich mit dem Shuttlezug zum Satellitenterminal. Ich kaufte für meine letzten Won noch Cola, Orangensaft und etwas zum Knabbern.

Wir kamen etwas verspätet weg, aber ich konnte sogar ein wenig schlafen, weil ich eine Dreierreihe für mich allein hatte - sehr angenehm. Unterwegs bekamen wir Nicht-Taiwaner sogar noch einen Gutschein für eine Busfahrt in die Stadt, den ich natürlich gerne annahm.

Taiwan liegt gut und gerne 1.000 Kilometer südlich von Seoul, und dementsprechend war es hier dann auch ein wenig tropischer, also wärmer und feuchter. Im Flughafengebäude ging es mit der Klimaanlage noch gut, die Einreise war fix, der Zoll auch (auch wenn sie mich zum Röntgen schickten ...) und auch im Bus war es angenehm temperiert.

Den Schlag mit Wichsbürscht gab's halt dann beim Aussteigen am Hauptbahnhof von Taipei. Ich fühlte mich jung und knusprig und entschied mich, die Strecke zum Hotel zu Fuß zu gehen. Schweißgebadet kam ich 20 Minuten später am Hotel an - hallo, Bürschle, du weißt doch, wie man ein Taxi anhält, oder? Einfach den Arm raushalten (wobei selbst das in Taipei nicht nötig ist, die Taxi halten von selbst neben dir an ...)!

Einchecken konnte ich morgens um 11 natürlich noch nicht, also ließ ich mein Gepäck da, schmierte mich ein und machte mich dann auf in die Stadt. Ich lief ein paar Meter weiter ums Eck und sah schon Dutzende Essenslokale, von denen ich mir eines im zweiten Stock aussuchte, weil das ein wenig urig aussah. Selten hat mir ein Eintopf mit Nudeln und Rindfleisch und Gewürzen so dermaßen gut geschmeckt wie da, und das lag nicht nur am Hunger. Dazu genehmigte ich mir zur besten Frühschoppenzeit schon das erste Taiwan Beer.

Danach lief ich ein paar Schritte und entschied mich dann, die eine U-Bahn-Station zum Longshan-Tempel zu fahren. Der Longshan-Tempel ist sehr beeindruckend, aber weil da noch aktiv gebetet wird, lief ich da nicht so völlig kreuz und quer in der Gegend herum. Angucken sollte man sich den aber auf alle Fälle mal, wenn man in Taipei ist (jetzt hätte ich fast "Seoul" geschrieben; Bürschle, du bist jetzt in Taiwan!) ...

Ich lief wieder zurück zur U-Bahn - es fing nämlich so langsam an, richtig heiß zu werden - und wollte mal beim Taipei 101 vorbeigucken, dem einst höchsten und inzwischen noch fünfthöchsten Gebäude der Welt. Auf der Fahrt dorthin renkte ich mir beim Nießen (ich bin in den letzten Tagen ein bisschen dauererkältet - ich überlebe es - hoffentlich) halb den Kiefer aus, aber auch das werde ich überleben. Den Nacken ausgerenkt habe ich mir dann, als ich aus der U-Bahn-Station kam und die Spitze des Taipei 101 sehen wollte. Aua. Ich fuhr hoch in den fünften Stock, weil ich mal gucken wollte, wie die Eintrittspreis- und Schlangensituation aussieht - in beiderlei Hinsicht recht positiv, Schlange gab's fast gar nicht und Eintritt waren 14 Euro, nicht wenig, aber jetzt auch nicht völlig übertrieben.

Hinauf ging's im schnellsten Aufzug der Welt, der fast 400 m in unter einer Minute nach oben schießt. Da gehen einem schonmal die Ohren zu ... Der Ausblick von da oben war natürlich fantastisch, auch wenn die Wolken schon tief standen und es alles ein wenig diesig war.  Es ist immer süß, wenn so 200-Meter-Wolkenkratzer aus 400 m Höhe im 89. Stock dann irgendwie wie kleine Mietskasernen aussehen ...

Sehr beeindruckend ist auch der Schwingungsdämpfer, der auch seine 660 Tonnen wiegt und bei Stürmen (und Erdbeben) der Schwingung des Gebäudes entgegenwirken soll ... Ich kaufte mir da oben noch zwei Baseball-Kappen von "Taipei 101" zum Preis von einer (jetzt habe ich auf dieser Tour vier Baseball-Kappen gekauft, jetzt reicht es auch, denke ich ...) und fuhr dann wieder runter. Ich schaute mir noch den Foodcourt da unten im Taipei 101 an und ging dann - im einsetzenden Regen - wieder zur U-Bahn-Station. Am Hauptbahnhof stieg ich aus und ging diesmal - mit ganz leichtem Gepäck - den gleichen Weg wie heute Morgen zum Hotel.

Dort konnte ich jetzt einchecken und verbrachte die nächsten zwei, drei Stunden erstmal im Zimmer. Als ich gegen 19 Uhr wieder nach unten ging, regnete es in Strömen, sodass ich nochmal in mein Zimmer im 11. Stock fuhr und meine Regenjacke holte: Ich wollte zum Ningxia-Nachtmarkt, der nicht weit von meinem Hotel weg ist (naja, zwanzig Minuten Fußweg sind's schon). Einen Teil des Weges ging ich unterirdisch durch die Taipei City Mall, die mehrere U-Bahn-Haltestelle unterirdisch verbindet - unfassbar, was da die ganze Zeit los ist. Wenn hier in Taipei mal ein Krieg ausbricht, könnten da unten Zigtausende Menschen Schutz finden, Wahnsinn ...

Obwohl das Wetter bescheiden war, war auf dem Nachtmarkt durchaus etwas los, ich ging einmal durch und aß dann an verschiedenen Ständen verschiedene Kleinigkeiten: eine knoblauchgeschwängerte Wurst, solche Teigtaschen mit Hackfleischfüllung und eine Spezialität von Taiwan, stinky tofu. Ich hatte schon gelesen, dass das wie vergammelnder Abfall riecht, aber wenn man dann tatsächlich an dem Stand vorbeiläuft und sich fragt, wo die Kanalisation ist, dann weiß man erst, wie das riecht. Ich wagte mich trotzdem ran und erstaunlicherweise schmeckt das Zeug selbst ohne ein Übermaß an Gemüse, was den Geschmack verbessern soll, gar nicht so schlecht. Dass das meine Leibspeise wird, bezweifle ich, aber nochmal essen könnte ich das schon ...

Danach machte ich mich - gut satt, aber nicht überfressen, und für morgen muss ja noch was Neues zu entdecken übrig bleiben - wieder nach Hause, kaufte ein Bier und meine abendliche Schokolade und genoss beides dann gerade eben im Hotelzimmer, nachdem ich glücklich war, nicht von einem der unzähligen Mopeds, die hier in Taipei (und anders als in Tokio oder Seoul) durch die Gegend düsen, umgefahren worden zu sein.

Ich habe heute geschwitzt wie ein Bär, habe aber eben festgestellt, dass ich noch einen frischen Schlafanzug und ausreichend Unterhosen habe, deswegen gehe ich jetzt gleich noch mal duschen, um mit frischen Sachen in das frische Bett zu steigen.

Morgen soll's gewittern, soll mir wurscht sein, ich schlafe aus und wenn es nicht Hunde und Katzen regnet, fahre ich nach Fulong an den Strand.

Longshan-Tempel

Blick aus dem Taipei 101

Dämpfer

Taipei 101 von unten

Stinky Tofu

Sonntag, 22. Mai 2016

Oh Seoul

... du hast es mir heute leicht und schwer gemacht, dich morgen zu verlassen ...

Ich habe heute Morgen erstmal gepflegt ausgeschlafen und bin um 11.30 Uhr aufgestanden. Ich lief gestern erst mal auf einer ziemlich leeren Hauptstraße in Richtung Innenstadt und kam dann schlagartig in ein richtiges Einkaufs-/Kneipenviertel, in dem ich nach vergeblicher Suche nach einem richtigen "Hof", also so einer Bierkneipe, in eine Bar geraten bin. Dort trank ich drei Bierchen (Kloud, OB und noch eins), die koreanischen Biere kann man irgendwie alle trinken, aber so richtig süffig sind sich auch nicht, vor allem, weil sie ein wenig wässrig sind. Aber besser als Heineken und Beck's sind sind allemal (das ist ja aber auch nicht schwer).

Dazu bestellte ich eine Meeresfrüchteplatte, weil das in solchen Bars in Korea (wie auch in den "Hofs") so üblich ist. Naja, die war nicht ganz billig (so 13, 14 Euro), aber dafür bekam ich auch richtig was geboten: viel Tintenfisch, einen Krebs, ein paar Shrimps - das war richtig lecker, auch wenn die Sauce ziemlich scharf (aber nicht zu scharf war).

Anschließend zog ich in den einzigen "Hof" um, den ich auf Google in der Nähe meines Hotels gefunden hatte. Vor Schreck fiel ein Koreaner kurz nach meiner Ankunft erstmal von der Bank. Auch in diesem Hof musste/sollte ich etwas zu essen bestellen, also nahm ich noch ein paar Chicken Wings. Auch die waren sehr lecker, auch wenn es gestern Abend dann deutlich zu viel an Essen war.

Auf dem Heimweg holte ich mir vorsorglich noch eine Schokoladenmilch, aber der Kassierer wollte kein Bargeld annehmen. Ich schob es auf die späte Stunde und Überfallgefahr, bis mir heute Morgen auffiel, dass ich ihm einen Schein über 1.000 japanische Yen statt über 1.000 koreanische Won hingelegt hatte. An seiner Stelle hätte ich sie genommen, die 1.000 Yen sind nämlich etwa siebenmal so viel wert wie die 1.000 Won, aber so zahlte ich halt mit meiner U-Bahn-Karte, die ich gestern in einem Anfall von Wahnsinn zweimal mit je 10.000 Won nachgeladen hatte ...

Heute Morgen war ich schon auf dem Weg zum Changdeokgung-Palast, als mir einfiel, dass ich ja noch auf dem Fischmarkt vorbeischauen könnte - und da vielleicht um 14 Uhr auch frühstücken ...

Gesagt, getan, ich stieg in die Bahn, einmal um und schon war ich am Fischmarkt. Um die Zeit war da nicht mehr soooooo viel los, aber immer noch genug, um einen sehr guten Eindruck zu bekommen. Ich fuhr mit der Rolltreppe in den zweiten Stock und suchte mir nach langem Zögern eine Sushi-Bar aus. Die Kellnerin sprach unfreundlich Unverständliches an mich, nahm mich an die Hand und schleppte mich in die nächste Bar. Tja, Pech gehabt. Die in der anderen Bar waren freundlicher und gaben mir eine Speisekarte (ich vermute, dass die anderen entweder keine englische Speisekarte hatten, was ich kaum glauben mag, weil sie als einzige Firma da oben englische Beschriftung an ihrem Restaurant hatten, oder dass man sich da das Zeug, das man verzehren möchte, unten im Fischmarkt selbst holt). Letztes hätte ich übrigens auch dringend tun sollen, denn ich zahlte 30 Euro für eine Sashimi-Platte mit Vorspeisen. Die Vorspeisen (u.a. Tintenfisch) und die Lachs-Sashimi waren vorzüglich, alles andere konnte man vergessen. Wenn ich denke, was ich im angeblich so teuren Tokio (okay, nicht am Fischmarkt, aber trotzdem) für 30 Euro bekommen habe, dann blutet mir ein bisschen das Herz und ich will wieder in meine Sushi-Bar dort (zumal die alte Oma von Kellnerin total süß war).

Das, liebes Seoul, war jetzt kein liebes Abschiedsgeschenk.

Nun fuhr ich aber wieder in der Linie 1 in Richtung Palastviertel und marschierte zunächst zum Jongmyo-Schrein. Dort hatte ich mehr oder weniger Glück, denn man muss dort eine Führung mitmachen, und die fing in 25 Minuten an. Eine Führung ist deshalb verpflichtend, weil der Schrein noch aktiv benutzt wird und die offenbar nicht wollen, dass die Touristen zum Beispiel über den einen Steinpfad marschieren, der für die Geister der Verstorbenen reserviert ist. Eintritt und Führung sind abartig teuer, sie kosten zusammen nämlich ganze 1.000 Won, also unverschämte 75 Cent. (Es ist mir völlig schleierhaft, wie die mit solch lächerlichen Eintrittspreisen allein die Führerin bezahlen wollen ... Andererseits kann sich das auch der letzte Tourist locker leisten und lernt dabei eine Menge über Korea, wie mein Gesprächspartner während der Führung korrekterweise einwand.)

Dieser Schrein ist sehr beeindruckend, zumal er mit 101 Metern Länge bis heute das längste Gebäude Seouls ist (also in der Horizontalausdehnung, in der Vertikalausdehnung gibt es etliche höhere Hochhäuser). Wenn ich das richtig verstanden habe, sind in dem Schrein die Geister der verstorbenen Könige Koreas verwahrt, weil nach traditionellen koreanischen Verständnis die Geister ewig leben und nur der Körper begraben wird. Sehr interessant.

Achso: Während der Führung drehte ich mich um und erblickte den Mercer-Kollegen als Singapur wieder, den ich auf der DMZ-Tour kennengelernt hatte - so klein ist die Welt ...

Nach der Führung spurtete ich (fast) weiter zur Changdeokgung-Palast, in den ich eine oder zwei Minuten vor Toreschluss noch Einlass fand (um 18 Uhr macht der zu, bis 17 Uhr ist Einlass). Puuuh, Glück gehabt, sonst hätte ich wirklich was verpasst. Auch dieser Palast ist unglaublich, unglaublich schön - ich war 1988 während der Olympischen Spiele zu klein, um die Berichterstattung ernsthaft zu verfolgen, und einige Teile der Paläste wurden auch erst neulich wiederinstandgesetzt, aber dass Seoul nicht viel mehr Touristenziel ist, ist mir sehr unverständlich. Diese Paläste (es gibt fünf und ich habe zwei gesehen) sind einfach toll, und auch die verbleibenden drei werde ich mir beim nächsten Seoul-Besuch angucken.

Danach ging ich gemessenen Schrittes mit Zwischenstopp wieder zur U-Bahn, fuhr eine einzige Station (aber die fuhr ich!) und suchte kurz das Hotel auf.

Zum Abendessen wollte ich in eine Barbecue-Gaststätte, die ich gestern Abend ganz in der Nähe meines Hotels entdeckt hatte. Als ich mich entschieden hatte reinzugehen, bekam ich die Karte - die Preise waren okay, 30.000 Won (20 Euro) für ziemlich viel Fleisch erschien mir akzeptabel. Aber die Bedienung wollte meine Bestellung partout nicht entgegennehmen und verwies immer auf die günstigeren Gerichte auf der anderen Seite der englischen Karte. Ich vermute, dass die Portionen relativ groß sind und sie nicht dachte, dass ich die alleine schaffe. Weil ich aber diesbezüglich nicht sicher war und weil ich mich auf Barbecue gefreut hatte und nicht schon wieder Eintopf haben wollte, verließ ich am Ende schweren Herzens das Lokal. Heute war's wirklich doof, dass ich als Einzelreisender unterwegs bin. Aber wenn das einmal in einer Woche passiert, dann ist das immer noch gut zu überleben ...

Als Ersatz habe ich in einem dieser 24-Stunden-Läden jetzt Shrimps-Chips, ein Bier, eine Mangobrause, einen Bananenkuchen und eine Schokoladenmilch gekauft und mir es im Zimmer gemütlich gemacht.

Seoul, ich komme wieder.

Morgen geht es in aller Herrgottsfrühe mit dem Taxi zum Flughafen und dann mit dem Flieger nach Taipei. Ich habe mir fest vorgenommen, am Dienstag wirklich an den Strand zu fahren - da freue ich mich jetzt schon richtig drauf ...

Over and out aus Korea.

Fischmarkt in Seoul

Sashimi (später kam noch ein gebratener Fisch dazu, der war essbar)

Am Jongmyo-Schrein

Jongmyo-Schrein

Jongmyo-Schrein

Changdeokgung-Palast

Thronsaal im Changdeokgung-Palast

Changdeokgung-Palast

Changdeokgung-Palast

Changdeokgung-Palast

Samstag, 21. Mai 2016

Substance over form

... (Substanz geht über die Form) ist ein Grundsatz der internationalen Rechnungslegung. Den habe ich offenbar so verinnerlicht, dass ich ihn auch bei meinen Blogs anwende: Ich weiß (bzw. merke regelmäßig beim Lesen am nächsten Tag), dass ich in meinen Berichten die deutsche Sprache manchmal ein wenig harsch behandle, da fehlen dann Wörter oder sind zu viele (Präpositionen sind besonders beliebt), manchmal schreibe ich auch "fahren" statt "waren" und manchmal verwechsle ich sogar "dass" und "das" (sehr selten, hoffe ich, aber dann ein sicheres Zeichen von Übermüdung). Ich weiß auch, dass manche Sätze und manchmal ganze Spannungsbögen ins Leere gehen (der Hundeeintopf gestern hat dann übrigens doch nur 10.000 Won, etwa 7,50 Euro, gekostet), das tut mir leid. Ich bitte nur insofern um Verständnis, als dass ich halt am Ende des Tages die berichtenswerten Ereignisse (und auch manche nicht für alle berichtenswerten) herunterrattere; meistens will ich schnell ins Bett, aber trotzdem noch die Geschichten erzählen, so lange ich sie frisch im Gedächtnis habe. Es gibt Tage, an denen ich noch in der Lage und willens bin, den Post gegenzulesen, ehe ich in abschicke, aber diese Tage sind nicht sooo häufig. Bear with me, sagen die Engländer, tragt dieses Joch gemeinsam mit mir. Danke!

Manchmal ist es ja wirklich zum Mäusemelken, denn heute Nacht war ich ab etwa 4.45 Uhr hellwach. Als mein Wecker um 5.45 Uhr runterging, hatte ich schon eine volle Stunde wachgelegen ... Hm.

Nach kurzem Frühstück um Punkt 7 Uhr war ich überpünktlich an dem Hotel, zahlte meine heutige Tour und setzte mich in den Bus.

Die Busbesatzung bestand zur Hälfte aus Japanern mit eigener Führerin, zur anderen Hälfte aus einer bunt gemischten englischsprachigen Gruppe mit Leuten aus Singapur, den Niederlanden, Finnland, ein paar Amerikaner waren auch dabei und einem Deutschen. Der Deutsche wurde von der Reiseführerin gleich mal gefragt, ob er aus West- oder Ostdeutschland stamme (das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert), aber sie wollte damit illustrieren, dass sie im Ausland öfter - relativ sinnloserweise, weil Nordkoreaner normalerweise sowieso ihr Land nicht verlassen dürften - gefragt würde, ob sie aus Nord- oder Südkorea komme.

Wir fuhren aus Seoul raus und kamen relativ schnell in Sichtweise der ersten Stacheldrahtverhaue, die das "normale" Südkorea von einem immer noch formal zivil kontrollierten Gebiet abtrennen, in dem man aber schon ziemlich viel Militär sieht. In dieses spezielle Gebiet fuhren wir mit unserem Bus hinein und fuhren zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen sehr beeindruckenden Blick auf Kaesong, eine größere nordkoreanische Stadt, und insgesamt auf das südwestliche Nordkorea hatte. Das ist schon interessant, wenn man die Flaggen Nord- und Südkoreas auf den beiden Seiten sieht, die nordkoreanische Propaganda hört (die selbst die südkoreanischen Soldaten nicht wirklich verstanden) und da hinten sogar eine Statue von Kim Il-Sung erahnen kann. Fotos durften offiziell nur in die eine Richtung gemacht werden, wenn man sich nicht dranhielt, passierte aber auch nicht wirklich etwas ...

Weiter ging es dann zum sogenannten dritten Tunnel (von insgesamt vier Tunneln, die die Nordkoreaner wohl zur Infiltration des Südens bauten und die von Südkoreanern entdeckt wurden). Die Fahrt mit der Einspurbahn hinunter auf gut 70 Meter Tiefe war lustig, zumal die Röhre wirklich ziemlich eng war. Als wir dann unten waren und die paar hundert Meter ans Tunnelende gingen, war selbst ich schon zu groß, sodass ich zwei Drittel des Weges geduckt laufen müsste (dank der Helme haute ich mir wenigstens nicht ständig den Schädel an). Ich hatte Rücken ... Ich will gar nicht wissen, wie es dem Zwei-Meter-Riesen ging, der auch in unserer Gruppe war. Der arme Kel! Am Ende des Tunnels ist dann eine Betonwand, die einen Spalt offen ist, durch den mal auf die nordkoreanische Seite schauen kann (da ist ebenfalls eine Betonwand). Da steht man also vor einer Betonwand und schaut durch diese auf eine andere Betonwand. Naja, wenigstens ist man dabei unter der Demilitarisierten Zone und fast schon in Nordkorea ...

Zum Abschluss ging es zum für den Fall der Wiedervereinigung schon bereitstehenden Bahnhof in Richtung Pjöngjang und zu einer Brücke, über die nach dem Koreakrieg Gefangene ausgetauscht wurden. Das Essen ist einer koreanischen Gaststätte (wieder Schuhe ausziehen ...) war recht lecker, die Einzelreisenden wurden an einen Tisch gesetzt, an dem sich dann herausstellte, dass einer der beiden anderen in Singapur bei der Konkurrenz meines Arbeitgebers und der andere in Singapur für eine niederländische Bank HR-Chef ist und auch schon mit (globalen) Kollegen von mir zu tun hatte. Es ist eine kleine Welt manchmal ...

Danach fuhr ich mit einigen anderen zurück nach Seoul, während der Großteil der Gruppe in die Joint Security Area weiterfuhr. Seufz. Alles ein bisschen doof gelaufen, aber man soll ja das Positive sehen: Ich werde nochmal nach Seoul kommen, um in dieses vermaleidete Grenzhäuschen zu kommen, und wenn es schon im September ist.

In Seoul fuhren wir dann am Eingang zum Gyeongbokgung-Palast vorbei, und das sah schön aus, das wollte ich mir angucken. Also lief ich nach dem Aussteigen in die Richtung, vorbei am Rathaus und an einer Falungong-Gruppe. Da standen zwei Statuen, und vor der einen wurde ich von einem koreanischen Studenten in ziemlich gutem Englisch angesprochen; er fragte mich, ob ich den Typen kennen würde. Ich war gerade im Begriff, die englischsprachige Hinweis zu lesen: Es handelte sich um den Erfinder der koreanischen Schrift. Der Typ kam mir gerade recht, weil ich mir von ihm bestätigen lassen wollte, dass es korrekt sei, wie ich mir zusammengereimt hatte, wie man meinen Namen auf Koreanisch schreiben würde. Er hatte an dem einen oder anderen Symbol noch was zu meckern, vor allem, weil es nicht so richtig ein "e" im Koreanischen gibt, aber ich hatte mich gar nicht so doof angestellt - es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Danach betrat ich die Palast-Anlage und bezahlte meinen Eintritt.  Ich ging also da rein und war begeistert: Ein palastartiges Gebäude nach dem anderen tat sich mir auf mit einer Architektur, die ich noch nicht oft gesehen habe, viel in grün gehalten, sehr beeindruckend (siehe Fotos). Das Beste war: Diese Palastanlage hörte gar nicht mehr auf, nach dem einen Palast kam noch ein zweiter und ein dritter und ein vierter, dann kam ein Park mit einem Teich und Pavillon, da oben links war noch ein Palast des Königs, damit er sich von seinem Prinzregenten absetzen konnte, da rechts war noch eine Pagode und hinten links stand noch ein Wasserschlösschen in der Gegend herum. Und das Unfassbare ist: Die Koreaner nehmen für dieses Teil 3.000 Won Eintritt, das sind 2,25 Euro. Unglaublich. Ebenfalls unglaublich ist, dass dieses Ding kein Weltkulturerbe ist. Ja, sind die anderen Paläste noch schöner?! Das werde ich mir morgen - nach dem Ausschlafen - noch einmal in Ruhe anschauen.

Morgen wird wirklich ausgeschlafen, und damit das so ist, gehe ich jetzt (es ist gleich 19.30 Uhr) mal los und erkunde das Seouler Nachtleben. Ich bin gespannt ...

Blick auf Nordkorea ...

... vom Aussichtspunkt

Mit dem Gefährt ging's in den Tunnel - unten Fotos verboten, militärische Sicherheitszone

Der Erfinder der koreanischen Schrift

Gyeongbokgung I

Gyeongbokgung II

Gyeongbokgung III

Gyeongbokgung IV

Gyeongbokgung V

Gyeongbokgung VI vor Skyline von Seoul

Freitag, 20. Mai 2016

Großes Drama

Szenenbild: Der Körper liegt schweratmend in einem Sessel. Er schläft. Das Gehirn sitzt auf einem Stuhl, schläft auch. Das Bewusstsein wird von den süßen Träumen (zwei, weiblich zu besetzen) im Schlaf gewogen. Ein Wecker klingelt. Es ist 5.30 Uhr.

Körper (im Halbschlaf): Nicht schon jetzt.
Gehirn (aufwachend): Oh, 5.30 Uhr. Ich werde mal das Bewusstsein wecken.
Körper: Das lässt du schön bleiben.
Gehirn: Wie bitte?
Körper (mit drohenden Blick): Das lässt du schön bleiben, hab ich gesagt.
Süßer Traum 1: Psst, das Bewusstsein wacht sonst auf.
Gehirn: Aber wieso denn?
Körper (halblaut): Weil es reicht. Ständig jagt es mich in der Gegend herum, hier 'ne Nacht im Flieger pennen, dann noch zum Baseball, obwohl es selbst fast einschläft. Der soll sehen, was er davon hat. Genug ist genug.
Gehirn: Ach komm, morgen macht er bestimmt richtig Urlaub.
Körper (höhnisch): Aber sicher!
Gehirn: Na, siehste.
Körper (wütend): Das war Sarkasmus, du Depp. Jedes Mal sagt es: (äfft das Bewusstsein nach) "Alle vier Tage mache ich richtig Urlaub." Und was macht es?? (brüllt jetzt)
Süßer Traum II: Nicht so laut!
Körper (leiser, aber immer noch wütend): Was macht es? Einen Sch ...
Süßer Traum I und II: Ruhe! Hier sind Kinder im Publikum!
Körper: Nix macht es. Gar nichts. (äfft wieder das Bewusstsein nach:) "Lieber Körper, ich weiß ja, dass das anstrengend ist. Nächstes Mal ich es besser!" Und wie ist es nächstes Mal?
Gehirn: Schlimmer?
Körper: Nein, schlimmer! (verwirrt:) Wie? Du siehst das auch so?
Gehirn: Natürlich. Das Bewusstsein übertreibt es immer. Aber es hört halt auf seinen Bruder: "Mach's ruhig, solang de jung bisch. Hörsch früh gnug vo selber uff."
Körper: Wenn das so weitergeht, hör ich hier bald "uff". - Also: Weiterschlafen?
Gehirn: Weiterschlafen!
Süße Träume I und II (erleichtert): Na endlich ...

Naja, die süßen Träume haben mich dann heute Morgen um 8.10 Uhr geweckt - da war leider meine Tour zur innerkoreanischen Grenze schon längst weg. Ich weiß ja, dass ich die letzten Tage wirklich viel gemacht habe, und es hätte mir eine Warnung sein müssen, als ich gestern Nacht im Flieger die Lüftung ganz deutlich das Bonndorfer Pflumeschleckerlied und die Fans beim Baseball deutschsprachtige Gesänge (wenn auch unverständlich: "Wir woll'n die Hinterleiche vorne sehen" und "Mein Gold ist lesbisch") singen hörte. Es hätte mir auch Warnung sein sollen, dass ich beim Baseball ein paar Mal fast eingeschlafen wäre. Und ich hätte auch morgen wirklich (Wirklich! Kohlsches Ehrenwort) mal einen ruhigen Tag gemacht. Aber dass ich den Wecker morgens überhöre, das ist mir wirklich noch sehr selten passiert, und es ist schon ziemlich ärgerlich, weil der Ausflug heute ja einer der Hauptpunkte auf dieser Reise, zumindest für Südkorea, sein sollte.

Glück im Unglück ist es, dass mein Touranbieter mich - kostenlos, obwohl sie dazu vertraglich alles andere als verpflichtet gewesen wären - auf die halbe Tour morgen umgebucht haben (die volle war leider schon ausgebucht ...). So zahle ich nur 50 Euro und habe ein bisschen was davon (auch wenn ich die andere halbe Tour noch lieber genommen hätte ...) als dass ich 100 Euro Versäumnisgebühr zahlen müsste - sehr guter Service von den Freunden von DMZtours. Vielen Dank an dieser Stelle.

Naja, was wollte ich dann jetzt machen? Ich entschied mich, nochmal ins Bett zu gehen ... Um 11.30 Uhr stand ich ganz gemütlich auf, duschte und verließ gegen 13 Uhr mein Zimmer.

Ich machte einen kurzen Spaziergang zur U-Bahn, stieg einmal um und ging in ein Lokal, in dem es eine laut koreanischer Übersetzung "belebende Suppe" gab. Schließlich wollte ich meinem Körper ja etwas Gutes tun (hähä). Dieser bosintang genannte Eintopf schien nach der Preiskarte nicht wirklich günstig zu sein, er lag bei etwa 35 Euro, aber für eine koreanische Delikatesse könnte man das ja mal aufbringen. Der Chef gab mir zu verstehen, dass diese 35-Euro-Mahlzeit für eine Person viel zu groß wäre. Wir kamen mit Händen und Füßen überein, dass er mir etwas zusammenstellt und wir dann weitersehen ...

Nun setzte ich mich auf den Boden (das Lokal besteht aus einer etwas erhöhten Plattform mit niedrigen Tischen, vor der man die Schuhe auszieht) und wartete auf meine Mahlzeit. Es kamen die obligatorischen Kimchi (eingelegter Kohl, scharf, aber nicht zu scharf) und allerlei andere Sachen, die die Leute, die sich damit auskennen, bitte anhand des Fotos identifizieren mögen. Danach kam eine Vorspeise mit einer Art Sellerie und Fleisch, gefolgt vom eigentlichen Eintopf. Doch, war ziemlich heiß, aber recht lecker. Muss ich aber nicht unbedingt nochmal essen.

Wieso mache ich nun so eine Geschichte um einen Eintopf? Wer bosintang googelt, wird darauf stoßen, dass das Fleisch in der Suppe kein Rind, kein Schwein, kein Lamm, kein Geflügel und auch kein Wal ist - es ist Wauwau.

Nun sollte man das ausblenden, wenn man den Eintopf isst, zumindest als Europäer, denn ansonsten schmeckt das Fleisch, das in der Suppe sehr weich wird (für meinen Geschmack ein bissel zu weich), etwas wildartiger als, sagen wir, gekochtes Rindfleisch.

Wie kann man denn Hund essen? Naja, mit zwei - in Korea übrigens metallischen - Stäbchen und die Suppe danach mit einem Löffel. Ich habe den Eindruck, dass viele der Leute, die sich darüber aufregen, dass die Südkoreaner Hund essen (speziell vor Sportveranstaltungen), die gleichen Leute sind, die nur arrogant lächeln (oder sich auch aufregen), wenn ein Moslem oder ein Jude kein Schwein oder - vielleicht noch treffender, weil Hunde ja für viele Europäer eine quasireligiöse Bedeutung haben - ein Hindu kein Rind essen mag. Ja, die Hunde werden hier anscheinend nicht gut gehalten, bevor sie geschlachtet werden, aber das hält viele (einschließlich mich) auch nicht davon ab, nicht jedes Ei oder jedes Chicken-Nugget-Stück zu fragen, ob es denn von einer glücklichen Henne stammt. Im Übrigen ist es so, dass Hund wohl vor allem von älteren Koreanern gegessen wird und die jüngeren Leute hier unser (westliches) Essenstabu in Bezug auf Hundefleisch anfangen zu übernehmen. Noch kriegt man - übrigens nicht etwa versteckt in einer Seitengasse, sondern am hellichten Tag an einer Hauptstraße, auch wenn erstmal ein bisschen intensiver googeln muss -  Hund zu essen. Die einen mögen das begrüßen, die anderen nicht, so ist der Lauf der Dinge ...

Bevor es jetzt hier aber zu kulturphilosophisch wird, ging ich weiter - ich fuhr ans andere Ende der Stadt, bis fast zum Flughafen Incheon. Auf der Insel Yeongjong sollte es schöne Strände und gutes Meeresfrüchte essen geben. Ich stieg also an einer der beiden Stationen der Flughafen-S-Bahn auf dieser Insel aus und guckte mich nach einem Bus um, der an den Strand oder an den Pier fahren würde. Die Beschilderung der Busfahrpläne war fast ausschließlich auf Koreanisch, sodass ich mir gerade versuchte, mir einzuprägen, was "Yeongjong Pier" auf Koreanisch hieß, als auch schon ein Bus kam. In diesen stieg ich ein.

Nun, es ist ein wenig problematisch, auf einer Insel, die "Yeongjong" heißt und auf der irgendwie alles nach dieser Insel benannt ist, in einen Bus einzusteigen, auf dem "Yeongjong-(weiter kam ich nicht mit dem Entziffern)" steht ... Jedenfalls fuhren wir freudig in der Gegend herum, ich erblickte an den Einstiegshaltestellen gelegentlich Fahrpläne, die aufzuzeigen schienen, dass ich doch in der richtigen Richtung unterwegs bin, wir fahren auch fast schon da, als wir auf einmal wieder in den Westen abbogen. Mist. Ich stieg am Bahnhof - dreimal darf man raten, wie der heißt - "Yeongjong Station" aus und war fast schon im Begriff, mit der Flughafenbahn zurückzufahren, als ich mich doch umentschied. Als ich auf dem weg zum Taxi war, kam auf einmal ein anderer Bus vorbei, den ich jetzt noch ausprobieren wollte. Unterwegs stieg ich einmal aus und wollte zu Fuß gehen, ehe ich zu weit wegfuhr, aber dann kam doch ein Bus, auf dem sogar auf Englisch als sein Ziel mein Ziel angegeben war.

Nun, ich hatte mir das Ganze etwas pier-artiger vorgestellt, der Ausblick auf die Stadt Incheon war zwar ziemlich schön, wenn auch ein wenig diesig, aber zum Entlangflanieren oder so war nichts. Ich stolperte in eine Fischhalle, setzte mich dorthin und zahlte am Ende 18.000 Won (14 Euro) für eine Meeresfrüchtesuppe (riesig!) und einen traditionellen koreanischen Wein (ich wollte heute kein Bier trinken ...). Ersteres war sehr lecker mit vielen Muscheln, Zweiteres ... ich trinke morgen Abend wieder Bier.

Die Fähre, mit der ich nach Incheon übersetzen wollte, fuhr nicht (der Reiseführer hatte "bis 21.30 Uhr" geschrieben, Pustekuchen, die letzte fuhr um 18 Uhr, es war gerade 19.20 Uhr geworden), aber dafür fuhr noch ein Bus, der mich ja hoffentlich an einen der beiden S-Bahnhöfe bringen würde. Tat er sogar, und jetzt fuhr ich wirklich mit der S-Bahn zurück ins Hotel.

Heute und am Montag für den Weiterflug nach Taipei stelle ich mir zwei Wecker, und die auf extralaut.

Einige Anmerkungen noch:

In der U-Bahn ist genau markiert, wo die Züge zum Stehen kommen und die Türen aufgehen. Dementsprechend stellen sich die Menschen dort zweireihig an (links und rechts) und durch die Mitte können die Menschen ausstiegen. Danach steigt man ein. Sehr praktisch, so entsteht keine Menschentraube am Einstieg - könnte man in Deutschland auch machen. (Aber dann müssten die Bahnführer ja den Zug auch noch an einer bestimmten Stelle zum Stehen bringen. Ohje, das birgt Streikpotenzial.)

In der Bahn stehen dann viele und schauen sich auf ihren Handys Manhwas (koreanisch für "Mangas") an, also diese speziellen Comics, die in Ostasien verbreitet sind. Sehr interessant.

Und gestern war ich ja noch beim Baseball. Ich hatte schon in Japan gedacht, dass die Stimmung sehr gut war, aber das hier in Korea war fantastisch. Da wird die ganze Zeit gesungen, es gibt zwei DJs (für die Heim- und die Auswärtsmannschaft), die Stimmung machen, Cheerleader, und das alles während des laufenden Spiels. Das war cool.

So, normalerweise korrigiere ich meine Posts nicht mehr nachträglich, vor allem nicht für Tippfehler, die im Eifer des Gefechts passieren. Aber in die Überschrift sollte schon stimmen, deswegen habe ich die Überschrift des gestrigen Eintrags korrigiert.
Baseball in Korea

Bosintang