Meine Länder

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Sonntag, 17. April 2022

Spitzbergen in den Alpen

 ... oder andersherum, so kam ich mir heute auf unserer Rundfahrt über fünf Färöer-Inseln, durch etliche Tunnel und über genau eine Brücke, vor, denn die hohen, steilen Felsformationen erinnern mich sehr an Spitzbergen (auch wenn es dort weiß war, während die Farben hier ins Bräunliche und Grünliche changieren, was in den Alpen insbesondere jenseits der Baumgrenze durchaus auch passieren kann. Beide, Spitzbergen und die Alpen, fand ich unglaublich schön, da wird es wenig überraschen, dass ich es hier auf den Färöern auch unglaublich schön finde.

Einen Wecker hatte ich nicht gestellt, weil ich mitten in der Nacht noch herausgefunden hatte, dass das Handballspiel heute Abend ausverkauft war (was insofern fast noch ein bisschen ärgerlicher war, weil die Halle keine 500 Meter von unserem Hotel entfernt ist, was auch erklärt, wieso neben der deutschen Mannschaft, die hier übernachtet hat, auch die faröische Mannschaft heute Morgen ihre Teambesprechung hier im Hotel abgehalten hat ...

Also stand ich so gegen 7 Uhr auf, duschte und marschierte hinunter zum Frühstück, wo Nina schon auf mich wartete. Wir frühstückten lecker (mitsamt einer Scheibe färöischer Lammwurst, gar nicht so verkehrt), fingen noch fast ein Streitgespräch an, aber entschieden uns dann, trotz Nebels auf unsere geplante Rundtour zu fahren.

Die ersten paar Kilometer sahen wir wenig, dann fuhren wir in den neuen Eysturoyartunnilin, denn der Unterwasserkreisverkehr versprach, das erste (und womöglich, angesichts des Wetters) einzige Highlight des heutigen Tages zu werden. Und ein Highlight war er, definitiv. Nach ca. acht Kilometern Fahrt durch den Tunnel kommt man auf einmal relativ unvermittelt an eine hell und bunt erleuchtete Stelle, an der man entweder in Richtung Strendur im Südwesten oder Runavik im Südosten der Insel Eysturoy abbiegen kann. Wir konnten uns nicht entscheiden, höhö, und fuhren dabei möglicherweise ein klitzekleines bisschen häufiger als unbedingt nötig um den Kreisverkehr herum (die Menschen hinter den Überwachungskameras werden das Phänomen, dass sich Touristen da keineswegs für eine Strecke entscheiden können, schon kennen ...). Ob wir Fotos gemacht haben? Wir? Ja, klar!

Über die Landesstraße 10 ging es in Richtung Leirvik (das Wetter wurde so langsam ein bisschen weniger neblig) und von dort durch einen weiteren Unterseetunnel auf die Insel Borðoy, die insgesamt vierte von uns besuchte Insel. Hinter Klaksvík standen wir minutenlang an einer roten Ampel. Hm. Es stellte sich heraus, dass wir im Begriff waren, durch einen - nein, eigentlich zwei - einspurige Tunnel zu fahren, und da die Verkehrsdichte inzwischen so hoch ist, dass das mit den Ausweichplätzen nicht mehr hinhaut, wird das inzwischen über eine Ampel geregelt. Als es endlich grün wurde, würgte ich vor Freude fast den Wagen ab, aber dann ging es durch die beiden in den 1960er-Jahren gebauten Tunnel, im Dunkeln, mit 60-80 Sachen. Juchhe!

Als wir dort aus dem Tunnel kamen, wurde das Wetter wieder ein Stückchen besser, aber als wir nach der Querung des Hvannasundes auf der Insel Viðoy aus dem dortigen Tunnel herauskamen, trauten wir unseren Augen nicht: blauer Himmel, Sonne! Unglaublich!

Wir hielten in einer kleinen Seitenstraße an, machten Fotos, nahmen dann aber Reißaus, weil zwei Hammel auf uns zuliefen, und mit deren Hörnern wollten wir uns nicht anlegen. Der Blick aufs Meer dort, aber auch auf die Felswand mit der winzigen Tunnelausfahrt war atemberaubend.

In einer kleinen Schleife ging es über die Straße, die bis zum Bau des Tunnels dort die Hauptstraße war, zurück zum Hvannasund, über selbigen und dann auf der schlechtesten Straße der Färöer ins Dörfchen Múli, das inzwischen offiziell unbewohnt (!) ist - das erklärt die wirklich richtig schlechte Straße.

Wir drehten um, fuhren zurück, standen wieder zehn Minuten vor der roten Ampel und fuhren dann über den Haraldssund auf die Insel Kunoy, die sechste von uns besuchte Insel. Dort ging es erst einmal durch einen ziemlich langen, einspurigen Tunnel mit Haltebuchten (die wir auf dem Rückweg zweimal nutzen mussten) bis ins Dörfchen Kunoy.

Auch hier war der Weg das Ziel, denn die Ausblicke auf die Fjorde war soooooo schön, und das Beste kam jetzt erst!

Wieder über den Haraldssund ging es zurück auf die Insel Borðoy, wir holten uns in Klaksvík etwas zu trinken, dann ging es unterseeisch zurück nach Eysturoy und aus einer Laune heraus auf die Stichstraße nach Fuglafjørður. Auf dem Weg dorthin hat man noch einmal einen fantastischen Ausblick auf die Fjorde, und in dem Kaff selbst wären wir - fast - irgendwo eingekehrt, fanden aber dann doch nichts, was uns so vollständig ansprach.

Nun folgte die Fahrt nach Funningsfjørður und am dortigen Fjord vorbei - das war sooooooo toll! Vor Funninggur ging es auf einmal steile Sträßchen hoch, und aus der Höhe war der Blick natürlich noch fantastischer. Die Fahrt hinunter nach Gjógv war ebenfalls toll, wenn auch eng, doch in Gjógv verzichteten wir auf eine Klippenwanderung und fuhren weiter in Richtung Eiði. Auch diese Bergetappe war total schön - kommt einfach auf die Färöer, fahrt hier selbst durch die Gegend, es ist einfach soooooo schön!

Nun aber ging es zurück in Richtung Tórshavn, über die erste ordentliche Brücke des Tages erreichten wir Streymoy und waren dann bald - natürlich wieder an Fjorden entlang - in unserem Hotel.

Hier hielten wir uns nicht lange auf, sondern liefen - mit kurzem Abstecher an der Handball-Halle, aber da gab es kein Kartenhäuschen (ich sah am Ende, dass das Spiel vor 1.750 Zuschauern stattfand ...) - hinunter in die Altstadt/Innenstadt von Tórshavn.

Ich führte uns ein bisschen im Seich herum, zum Hafen, am deutschen Honorarkonsulat vorbei und durch das alte Parlamentsviertel Tinganes (wahnsinnig schön!). Wir standen vor etlichen Gaststätten, aber die öffneten entweder erst etwas später oder hatten keine Karte draußen, am Ende spendierte Nina ein Datenpaket auf den Färöern, sodass wir uns noch einmal online die Speisekarten anschauen konnten.

Wir entschieden uns für eines, fragten, ob wir ohne Reservierung einen Tisch bekämen, bekamen einen und waren vom Ambiente gleich sehr begeistert. Die spanischen Tapas aus faröischer Produktion waren sehr lecker (die Langusten waren leider aus, sodass wir uns an Schellfisch-Kroketten, Jakobsmuschel-Ceviche, Kabeljau-Zunge und Lachstatar satt aßen, obwohl die Portionen nicht wirklich riesig waren), ich trank ein sehr teures Stout zum Nachtisch, dann gingen wir - nach Zahlung eines sehr ordentlichen und auf den Färöern wohl nicht üblichen Trinkgeldes, weil unsere Bedienung echt toll war - ein paar Schritte weiter zum Absacker in eine Kneipe.

Dort gefiel es uns auch sehr gut, auch wenn die ein 18-prozentiges Stout für 25 Euro (!) für das 0,4-l-Glas anboten. Wir nahmen die heimischen Biere und zahlten deutlich weniger, aber immer noch ein Vermögen. Dort gefiel es uns, aber wir wollten noch mit dem Bus heimfahren, also liefen wir die letzten Meter durch Tórshavn zur Bushaltestelle, mussten nichts zahlen (die Stadtbusse sind kostenfrei), der Fahrer fuhr dermaßen, dass wir dachten die Fahrt kostet uns das Leben, aber wir kamen - nach einem kleinen Fußmarsch und einem Abstecher in einen Supermarkt - glücklich und zufrieden im Hotel an.

Sehr, sehr schön war es heute, ich bin ziemlich k.o. vom Ein- und Aussteigen vor lauter Fotomachen. Morgen geht es wahrscheinlich mit der Fähre auf die südlichste Insel der Färöer. aber erstmal wird gemütlich gefrühstückt ...

Fotos (einige mit freundlicher Genehmigung von Nina):

Statler und Waldorf waren uns nicht richtig wohlgesinnt ...

Unterwasser-Kreisverkehr

Tinganes in Tórshavn

Blick vom Hvannasund

In Tinganes

Fjord

Fjord im Nebel

Wie die Beatles, nur ohne Zebrastreifen

Blick von oben

Noch so'n Fjord

Fjorde über Fjorde

Da musste der Autor natürlich hin

Meer, Berg, Tunnelausfahrt

Kurz danach ...

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