(Tu so, als sei es 1995 …)
So, keine Ahnung, was da gestern
schiefging, aber dass der Versuch, eine Textdatei vom Rechner auf das Handy zu
übertragen und dann mit dem Handy in der Kneipe nebenan onlinezustellen, schiefgehen
musste, ist ja völlig klar. Jetzt nehme ich heute Mittag für mein Mittagsbier
den Rechner mit rüber in die andere Kneipe, hoffe, dass das mit der Korrektur
der Schriftart beim gestrigen Blogeintrag funktioniert, während ich am Strand
sitzend beim Bier süffle. (Hier in „meiner“ Kneipe gibt es kein WLAN, weil –
wie ich diesen Spruch hasse, weil das eine nichts mit dem anderen zu tun hat –
die Leute miteinander reden sollen. Und wem das nicht passt, der soll sich
vorstellen, man sei im Jahr 1995. Naja, ist man
aber halt nicht …)
Ich habe mal eine Bedürfnispyramide
gesehen, die klassischerweise auf ihrer Basis die Grundbedürfnisse des Menschen
hat (Essen), darüber dann Kleidung/Wohnraum, darüber dann Arbeit oder so etwas
und darüber dann Luxusbedürfnisse (Soziologen werden ob meiner Unkenntnis die
Hände über dem Kopf zusammenschlagen, ist mir aber egal, solange sie mich nicht zusammenschlagen …)
Handschriftlich wurde dann dort – unter dem Essen und also noch dringlicher
benötigt – „WLAN“ und noch eins drunter „Akku“ eingetragen – so geht es mir
hier: Akku klappt (auch wenn ich froh bin, dass sie hier in den Steckdosen ein
paar Adapter stecken haben, weil die australischen Besitzer australische
Steckdosen verbaut haben, aber die elektronischen Geräte hier auf unsere Euro-
und Schukostecker ausgelegt sind …), und WLAN klappt am Strand von der Kneipe
nebenan – die haben mir gestern, als ich nur
dort ein Bier trank, ihr WLAN rausgerückt (obwohl das eigentlich nur an
Hotelgäste geht, aber ich habe wohl so traurig – oder säuerlich – geguckt, dass
sie es mir trotzdem gegeben haben), da werde ich aus Dankbarkeit sicherlich
noch das eine oder andere Bier trinken müssen.
Jetzt sitze ich erstmal – es ist
Mittwoch, 11 Uhr, 4 Uhr deutscher Zeit – bei meinem Frühschoppenbier auf meiner
Terrasse und schreibe diese Zeilen vor. Meine Unterkunft ist wirklich klasse,
nur habe ich heute Nacht die Klimaanlage laufen lassen, sodass ich heute Morgen
wie ein Eiswürfel aus dem Bett stieg und erstmal nach draußen musste, um mich
aufzuwärmen.
So, damit das jetzt hier endgültig
nichtlinear und damit vollends unverständlich wird, fange ich jetzt – in der
Mitte des Blogeintrags – mit dem Rest vom gestrigen Tag an (das hatte ich
übrigens alles schon so ähnlich in mein Handy eingehackt, als dann mit dem
Upload was schiefging …):
Ich lief dann den guten Kilometer
zur Christusstatue und quälte meine 50 Kilogramm (pro Bein, oder so, großzügig
abgerundet) die mehreren hundert Stufen
hinauf. Die Aussicht auf die beiden (!) Strände unterhalb der Christusstatue
wurden immer besser, unterwegs war ich wieder begehrtes Fotoobjekt (diesmal
nicht von indonesischen Schülerinnen, sondern von osttimoresischen Männern),
auch wenn ich nicht sicher bin, ob das an meiner Ausländerhaftigkeit oder an
den pompösen Schweißflecken auf meinem Hemd lag – naja, ehrlich gesagt, war mein
Hemd ein einziger Schweißfleck –, und als ich dann oben war, die Christusstatue
im Rücken und Dili über die Bucht vor mich, da genoss ich einfach nur die
Aussicht.
Auf dem Abstieg überlegte ich mir,
ob ich mir heute oder morgen mal den „Jesus back beach“ (Strand auf der
Rückseite der Jesusstatue) – vielleicht heißt der auch „Jesus‘ back beach“
(Strand auf Jesu Rückenseite) … – jedenfalls den „Back beach“ mal antue, weil der so
herrlich leer war und angeblich (auf der Dili abgewandten Seite) noch tolleres
Wasser haben soll als an „meinem“ Strand. Dazu müsste ich aber ungefähr ein
Drittel der Stufen hochlatschen, dann wieder runterlatschen oder aber ein Taxi
nehmen, das aber um die halbe Insel fahren müsste, um dorthin zu kommen. Mal
sehen …
Ich stieg dann in einen Mikrolet
ein, einen der Kleinbusse, die hier alle Naselang durch die Gegend fahren.
Meiner zeichnete sich aus durch laute (gute!) Musik aus und einen rauchenden
Fahrer und Beifahrer – filterlose Zigaretten, aber ich wäre nicht überrascht,
wenn die irgendwann im Laufe des Tages auch mal anderes, süßlicher riechendes
Zeug geraucht hätten, die waren nämlich richtig
gechillt, und so schnell fährt man hier nicht, als dass man nicht auch bekifft
fahren könnte …
Wir fuhren los, als vier Leute im
Gefährt saßen (also nicht voll war), und viel mehr stiegen auch nicht zu. Wir
fuhren durch die östliche Vorstadt von Dili, und als der Fahrer sich aufmachte,
zurückzufahren entlang der Strandstraße, klopfte ich mit meinem Geld an ein
Stück des Türrahmens (das macht man hier so, das hatte mir meine Hotelchefin
verraten) und gab dem Fahrer meine 100 Centavos. Eigentlich hätte ich 75
Centavos (Cent) zurückkriegen müssen, bekam aber nur 50, der Fahrer guckte mich
flehentlich an, dass das doch okay sei (gell?), und wegen 25 Cent mache ich
jetzt kein Geschiss mehr – das reicht vielleicht für die nächste Rauchware, sei’s
drum …
Überhaupt geht es hier alles relativ
ruhig zu (und wesentlich ruhiger als in Jakarta, der Unterschied ist wirklich
drastisch), irgendwie kommt bei mir hier Karibikfeeling auf (vom Gefühl her),
es fehlt eigentlich nur guter Rum, aber trinkbares indonesisches Bier (Bintang –
das hatte 2015 nur ein bisschen Kopfweh verursacht …) passt auch.
Ich lief ein Stückchen und suchte
einen Geldautomaten, fand auch einen (dazu ich musste den umfriedeten Bereich
des Regierungspalastes betreten, das interessierte aber niemanden), der gab mir
nur kein Geld raus, weil er nur lokale Karten nimmt, der zweite Versuch bei der
gleichen Bank ging auch schief, aber zum Glück war direkt daneben eine Bank mit
einer europäischen und portugiesischen Flagge davor, und dort bekam ich meine
100 Dollar, die ich abheben wollte.
Jetzt hatte ich keine Lust mehr,
suchte mir ein Taxi, auch dieser Fahrer, Simon, man kommt hier sehr schnell in
den Small Talk, „verwechselte“ meine Caz Bar mit dem „Castaway“ auf der anderen
Seite der Stadt, aber ich protestierte ausreichend schnell, sodass wir nach
einer Runde um den Block in die richtige Richtung unterwegs waren – mir
scheint, die Taxifahrer kriegen vom Castaway Provision, wenn sie die doofen
Ausländer dorthin fahren … (Und mir scheint, man muss hier mit Google Maps im
Anschlag Taxi fahren, sonst landet man sonstwo …)
Ich trank mein Bierchen in der
Kneipe nebenan, rief meine Mutter an (das ging über Skype mit überraschend sehr
guter Qualität), ging dann in „meine“ Kneipe, trank dort auch ein Bier und nahm
Seafood-Pasta am Strand, die im Dunkeln zwar dunkel aussah, aber sehr lecker
war – beide Kneipen, „meine“ und die mit WLAN nebenan, werden vom Online-Reiseführer
gelobt, das passt dann schon.
Heute Morgen ging ich unterkühlt in
die Bar, bestellte mein Frühstück und ging dann an den Strand. Ich badete kurz,
ehe ich auf den Plastikstühlen am Strand auf mein Essen wartete. Das Essen kam,
als sich ein Strandhändler gerade neben mich setzte – der arme Mann wollte mir
Ketten und Armbänder verkaufen, ich ließ ihn vortragen, während ich aß, kaufte
aber nix, ich hoffe, er kommt morgen nicht wieder. Ich war nicht eingecremt,
deswegen ging ich nach dem (üppigen) Frühstück (Rührei mit Speck auf Toast und
eine tolle Früchteplatte, dazu Tee) zurück auf meine schattige Terrasse … Hier
lässt sich’s leben …
Jetzt sitze ich gemütlich am Strand
in der Kneipe nebenan – vielleicht geht es nach dem Schwimm und dem Essen
(hier?) noch in die Stadt ins Museum, das den Kampf um die Unabhängigkeit
Osttimors beschreibt – aber wann, wenn nicht heute, lasse ich mich treiben?
Bald wird der arme Kerl ausrangiert (zu voll) ... |
Strand vor meiner Hütte |
Cristo Rei von Dili |
Back Beach |
Sonnenuntergang von "meinem" Strand |
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