Meine Länder

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Dienstag, 25. September 2018

"Do you have another passport?"




Das fragte die Tante beim Boarding nach Osttimor, als wäre es die normalste Sache der Welt, zwei (oder mehr) Pässe zu haben. Hintergrund der Frage war, dass die Osttimorer angeblich zwei freie Seiten im Pass verlangen (weil das Visum allein schon eine Seite beansprucht), und der Pass, den ich der Dame hinhielt, hatte nur noch mit viel gutem Willen zwei freie Seiten (eine davon war die Seite 48, auf die zu stempeln sich kaum ein Land traut, wieso auch immer ...). Da ich aber zufälligerweise meinen Zweitpass dabeihatte (ich hatte das Problem ausnahmsweise kommen sehen), hielt ich ihr dann diesen hin, die andere Tante musste noch was mit meinem Pass abklären, aber am Ende durfte ich in den Flieger steigen - bei der Einreise nahm ich natürlich meinen alten Pass, ließ es darauf ankommen (zumal ich für Osttimor anders als Australier oder Amerikaner gar kein Visum brauche) und selbstverständlich war alles kein Problem. Nur die Zettelwirtschaft von Grenzern und Zöllnern könnten sie sich sparen, aber sei's drum - ausgefüllt, unlesbar wie immer, keinen kümmerte es ...

Das Aufstehen heute Morgen war grausam, aber möglich, ich duschte unter Protest, zog mich unter Protest an, muss beim Check-out nicht protestieren, weil alles glattlief, und gab meinen einen Koffer mit der bisher aufgelaufenen Schmutzwäsche in die Verwahrung im Hotel, da ich ja in drei Tagen wieder dort aufschlagen werde. Der Page ließ mir ein Taxi kommen, und das brachte mich zum Flughafen. Der Typ fuhr zwar den größtmöglichen Umweg, um auf die Autobahn zu kommen, zudem gab es noch ein Missverständnis, wei ich ihm immer von Terminal 1, also "one" ("wan" ...), erzählte, aber er immer zwei Finger hochhielt, weil sich "zwei" auf Indonesisch womöglich ähnlich anhört wie "one" im Englischen, daher fuhr er an der Abfahrt zum Terminal 1 vorbei, ich sagte in lauterem Ton "Terminal one" und zeigte ihm das auf dem Handy, woraufhin er auf dem Autobahnzubringer rückwärts fuhr, bis er wieder an der Abfahrt war, fast einen Poller umfuhr und mich dann zum Terminal 1C brachte, wo ich hinwollte. Am Ende zahlte ich 190.000 Rupien, knapp elf Euro, ein bisschen mehr als auf dem Hinweg, aber ich hatte es wenigstens überlebt.

Ohne Ticket kommt man nicht ins Terminalgebäude rein, aber zum Glück standen die Check-in-Automaten schon draußen, sodass ich - nach einigen Mühen - meine Bordkarten ausdruckte, durch die Vorkontrolle ging (immer wieder bescheuert), zügig mein Gepäck aufgab, in der Sicherheitskontrolle wieder herummoserte (ich war auch ein bissel unausgeschlafen, und die waren doof) und dann viiiiiiel zu früh am Gate saß. Ich bekam einen Fressflash, trank eine Sprite und aß drei Stücke Süßkram, ehe es vorfristig ans Boarden ging.

Während des Fluges nach Bali übermannte mich der Schlaf, und als es rumpelte, war ich wach und wir waren da.

Der Flughafen von Bali ist nicht dafür geschaffen, von einem Inlands- auf einen Auslandsflug umzusteigen, denn die Beschilderung ist - ich muss das jetzt ausschreiben - richtig beschissen. Zum Transfer ging es nach links, doch unterwegs sah ich, dass es zum internationalen Transfer nach rechts gehen sollte - ich irrte minutenlang umher, was mir an Flughäfen selten passiert, fragte dann eine Citilink-Dame am Gepäckband, die mir dann eröffnete, ich müsse zum internationalen Terminal, aber mein Gepäck würde durchgecheckt. Na denn, ich lief zehn Minuten vom nationalen zum internationalen Terminal (die Wegbeschilderung ist unterwegs gut und am Ende dann nicht mehr vorhanden, seufz ...), musste wieder durch die Vorkontrolle (zum Glück nur mit Handgepäck), erwischte beim letzten Check den ersten halbwegs vernünftigen Kontrolleur, reiste aus Indonesien aus (der Grenzer meinte, mein Pass sei ja fast voll, siehe oben) und ging noch für ein zweites Frühstück kurz in die Lounge (vor allem verzehrte ich drei kleine Colas, um wach zu bleiben).

Zum Boarding kam ich pünktlich, auch wenn sie zu früh anfingen mit dem Boarding, und im Flieger saß ich zwischen zwei nicht gaaaaanz schlanken Damen - die am Fenster aber pfiffig und merkte schnell, dass auf der anderen Seite der Reihe noch Platz, beorderte die Dame von Platz D auf Platz C und mich von Platz E auf Platz D, sodass wir dann doch ganz bequem in Business-Class-Besetzung flogen - schick war's. Wieder pennte ich fast ein (es ist ja auch doof, seinen Tag um 20 Uhr deutscher Zeit des Vortages zu beginnen), und in Dili landeten wir weniger als dass wir aufschlugen. Da war ich definitiv wieder wach.

Es ging zur Einreise (vorbei an der Schlange mit Australiern und Amis - nur die beiden Möglichkeiten gibt es für Ausländer auf die Frage, wo man herkommt, wenn man dann "Germany" or "Jerman" oder "Alemanha" antwortet, ist die Überraschung groß -, die ein Visum bei Ankunft benötigen, anders als Schengen-Staaten-Angehörige), ich füllte in der Schlange den Zettel aus, mein Gepäck kam, ich wollte am Zoll vorbei, musste den Zollzettel ausfüllen, den der Zöllner nur noch kurz anschaute und mich dann rausließ.

Ich holte Geld (hier zahlt man mit US-Dollar) und marschierte auf den erstbesten Taxifahrer zu. Das Hotel hatte gesagt, ich solle nicht mehr als 20 Dollar zahlen, der Typ fing bei 15 an, ich fragte: "Ten?" ("Zehn?"), worauf er sich sofort einließ. (Später fand ich heraus, wieso - er hatte mein Ziel nicht richtig verstanden/gelesen/wie auch immer und meinte, ich wollte in eine Bar in die Innenstadt, während mein Bungalow tatsächlich ein bisschen weiter draußen ist. Er wollte dann 20 Dollar haben, ich glaubte ihm sogar - keine Ahnung, was da in mich gefahren war, einem Taxifahrer glauben, tsts - und wir einigten uns auf 15 Dollar.) Er führte mich zu einem Taxi, das seine besten Tage gesehen hatte, als das hier noch portugiesische Kolonie war (also vor 1975, gefühlt jedenfalls), denn die Innenverkleidung der Beifahrertür fehlte komplett, und das Ding fuhr - Tacho war natürlich kaputt - vielleicht mit 20 Sachen durch Dili), zeigte mir dann aber die Strandpromenade, wo die Botschaften der USA, Portugals, Indonesiens, Brasiliens, Japans, Südkoreas, Chinas und Thailands schön aneinandergereiht waren - die Filetstücke hatten die Botschaften sich also unter den Nagel gerissen - und fuhr auch am Präsidentenpalast vorbei.

Er ließ mich an meiner Bar raus, konnte auf 20 Dollar nicht wechseln (honi soit qui mal y pense, oder so ähnlich), sodass ich in die Bar ging, ein Bier kaufte und die fünf Dollar Wechselgeld ihm wieder rausbrachte. Danach zeigte die Chefin des Hauses, eine Australierin, mir meine Villa, die wirklich sehr hübsch ist, das Einzige, was fehlt, ist eine Internetverbindung, aber da fahre ich mal in die Stadt, das wird schon passen (es gibt sogar einen abnehmbaren Duschkopf - es ist unfassbar - in einem australisch, d.h. badezimmerkulturell britisch, geführten Haus gibt es einen abnehmbaren Duschkopf!!! - unfassbar, achso, "unfassbar" hatte ich schon).

Ich schmierte ein, zog mir die Badehose an und ging an den Strand - ein Traum, nicht wirklich Badewanne, aber auch alles andere als kalt, relativ sauber (zwei, drei Verpackungen, aber das ist ja fast schon normal, leider), und ein toller Blick auf Dili - hier gefällt es mir. Gleich mache ich mal einen Abstecher zur Christus-Statue und danach fahre ich vielleicht nochmal in die Stadt, um Bargeld zu holen und eine internetfähige Kneipe zu suchen. Das Absackerbier nehme ich aber auf alle Fälle hier, denke ich ...

Das ist alles etwas mühsam hier mir dem Blog - Rest morgen oder so.

Schriftart am 26. September angepasst - sieht zwar immer noch doof aus, aber was soll's ...

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