Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Freitag, 29. September 2017

Enfin

... endlich habe ich ein Stückchen Strand und Meer gefunden, in dem ich planschen kann, ohne sofort Angst um mein Leben zu haben ...

Nach einer langen Nacht wachte ich heute früh auf und trödelte erst wieder ein bisschen herum. Zum Frühstück bestellte ich "Ei well done", also "Ei durch", was lecker war, aber trotzdem nehme ich morgen wieder Rührei.

Danach zog ich mir mein Strandzeug an, bat die Chefin noch, die Sachen in meiner blauen Tasche in die Wäsche zu geben, und ging an den Strand. Ich hatte Google Maps östlich meines Strandabschnitts (also linkerhand ...) etwas gesehen, was wie ein kleines Riff aussah, das wollte ich erkunden.

Und siehe da, unter den ungläubigen Blicken der Franzosen im Hotel (die zufällig auch gerade einen Strandspaziergang machten) und der Togolesen schaffte ich es, mehrmals komplett im Wasser zu verschwinden, weil das Riff den Wellen ein ganzes Stück die Kraft nahm. Natürlich wurde ich von der einen oder anderen Wellen erwischt, und der Strand fällt dann plötzlich ganz schön stark ab, aber das war okay so, hier konnte ich planschen, auch wenn das alles andere als ein Nichtschwimmerbecken war und ich zwei-, dreimal ein bisschen rudern musste, als ich fürchtete, die Strömung nimmt mich zu sehr mit. Doch, das hat mir gefallen, das wird morgen wieder so gemacht.

Nicht so gemacht wie heute wird die Einschmierprozedur, denn die vollzog ich nur für Rübe und Arme. Es konnte ja keiner ahnen, dass ich wirklich ein bisschen im Meer planschen kann - entsprechend sehen meine Schultern krebs- bis tomatenartig aus. Ja, ich weiß, das war mal wieder sehr clever, aber nach vier Tagen erfolglosen Kampfes gegen die Wellen und die Strömung hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben ...

Den Mittag verbrachte ich im Zimmer und guckte mir die - übrigens hervorragende - Wahlauswertung der Stadt Wiesbaden an, ehe ich gegen Nachmittag nochmal in Richtung Strand watschelte. Am Coco Beach, zehn Minuten durch tiefen Sand am Strand entlang von meinem Hotel gelegen, kaufte ich mir ein Fläschchen Bier und setzte mich in einen der Plastikstühle an den Strand - Strandleben können die Togolesen richtig gut, das ist sehr, sehr schön und sehr, sehr erholsam.

Nach zwei Bier ging ich zurück, bestellte mein Abendessen (der Koch hier im Gasthof kommt jetzt übrigens auf meine Restaurant-Empfehlungen, der kocht so fantastisch!), auf das ich jetzt warte, und ging ins Zimmer zum Duschen. Ich fürchte, auch heute Abend geht es wieder früh in die Heia.

Morgen schmiere ich mich gut ein und werde dann wahrscheinlich im Schatten am Coco Beach ein paar Stunden verbringen, aber ich bin spontan morgen ...

Jetzt gibt's erstmal essen - dann gute Nacht!

Hier kann man - als Schwimmer - planschen ...

Donnerstag, 28. September 2017

Je ne suis pas Amerikan

Ich bin kein Amerikaner! In Benin und Togo gibt es offenbar zwei Sorten von Weißen: die, der französischen Sprache mächtig sind (mutmaßlich "Franzosen"), und die, welche es nicht (so richtig) sind ("Amerikaner"). In den letzten Tagen wurde ich halt öfter als "Amerikan" (oder wie auch immer man das in der Schrift der örtlichen Sprachen schreibt) bezeichnet, denn das war das einzige Wort, was ich verstanden habe ...

Ich schlafe hier irgendwie nicht so toll, wobei das in Benin durchaus an der Matratze gelegen haben mag, die war nämlich nicht so wahnsinnig förderlich für guten Schlaf. Vielleicht wird das hier in Togo wieder besser, denn die Matratze hier ist richtig tief und mutmaßlich gut, und jetzt habe ich auch schon genug gedüdelt, um heute Nacht vielleicht mal gut zu schlafen ...

Jedenfalls stand ich um 8 Uhr auf, ging mal wieder an den Strand, zog mir nach einigen Minuten Bedenkzeit wieder mein Hemd aus, nur um - wieder - festzustellen, dass das Meer mich nach Strich und Faden verarscht (sorry!), denn als ich endlich schwimmen gehen wollte, packte der Atlantik wieder die Badehosenauszieherwellen aus ... Buuuuuuuh!

Der Atlantische Ozean machte einen auf Andrea Nahles und sprühte mir die Gischt "in die Fresse", um mal die SPD-Fraktionsvorsitzende zu zitieren, und sandig war ich auf dem Kopf und bis in die Unterhose. Nun denn, ich ging also wieder an den Pool (duschte natürlich ordentlich!) und genoss das unwellige Wasser dort - schöööön ...

Danach duschte ich nochmal kurz in meinem Bad (setzte selbiges natürlich wieder unter Wasser) und ging zum Frühstück. Dort verdrückte ich wieder lecker Omelette mit Schinken und Käse, (viel) Brot mit guter Marmelade und trank meinen Tee und den Ananassaft. Nach dem Packen meiner sieben Sachen brachte ich mein Zeug an die Rezeption, holte mir ein letztes Bier und ging dann nochmal auf die Terrasse der Poolbar, um Abschied vom beninischen Atlantik zu nehmen. Schön war's da, und wenn die nochmal irgendwann da künstliche Wellenbrecher einbauen am Strand, werden die sich an diesem Traumstrand vor Touristen nicht mehr retten können.

Ich zahlte und bat den Chef, seinen Wächter zu bitten, mir ein Taxi nach Lomé zu ordern, was dieser auch tat (es dauerte ein Weilchen, zwanzig Minuten oder so, und er bekam natürlich ein Trinkgeld), und auf ging es in Richtung Grenze. Unterwegs wurden ein älterer Herr und eine Mutter mit zwei Töchtern eingeladen, sodass ich nun hintendrin saß, meine Tasche und meine Aktentasche auf dem Schoß und von den beiden Mädels neugierung beäuft wurde ...

Kurz vor der Grenze mussten wir umsteigen, ich sollte nochmal 2.000 Franc (3 Euro) berappen, weil ich den Vordersitz komplett okkupierte (und nicht, wie normale Beniner und Togolesen) nur die Hälfte beanspruchte - Amerikaner sind halt so voluminös -, wozu ich mich bereit erklärte (ehe sie mir jemanden auf den Schoß setzen ...), und es ging zur Grenze. Die Ausreise war ganz problemlos, die Wiedereinreise nach Togo ein bisschen langwieriger, aber auch problemlos, die Beniner und/oder Togolesen im Auto ignorierten die Grenzkontrolle, aber mein Fahrer wartete auf mich. Der Zoll war auch in Togo harmlos, und es ging ohne weitere Verzögerung in Richtung Lomé.

Ich ließ den Fahrer an der Hauptstraße in der Nähe meines Hotels halten, lief die 200 m durch das Wohnviertel (scheue Winksignale von kleinen Kindern, sonst nur scheue Blinke auf den "blanc", den Weißen) und kam im Hotel an, wo ich sofort mein altes Zimmer zugewiesen bekam (und zwei Flaschen Wasser in den Kühlschrank, ganz toll!).

Ich sammelte mich ein wenig, indem ich im Internet surfte, und nach zwei Stunden brach ich auf, weil ich nochmal in die Stadt wollte. Meine Chefin war gerade in ein Gespräch mit einer Französin vertieft, sodass sie mich nicht aufhielt, und ich lief zur Hauptstraße. Mein Versuch, Geld abzuheben, war von Misserfolg gekrönt, aber ich hatte noch etwa 12.000 Franc im Geldbeutel, das sollte für heute vielleicht reichen.

Ich lief noch ein wenig die Straße entlang, weil ich nicht recht wusste, wie genau man hier ein Taxi oder ein Moto anhält, aber nach endlicher Zeit erwischte ich - im zweiten Versuch - ein Taxi. Der Fahrer wollte 3.000 Franc von mir, ich bot 1.000, womit er nicht richtig einverstanden war, sodass ich wieder ausstieg. Das Auto blieb aber stehen, und erneuter Sichtkontakt zeigte mir, ich sollte doch einsteigen. Er wollte 1.500, ich blieb standhaft und er fuhr los.

Unterwegs stieg der Beifahrer aus und zahlte ungefähr 400 Francs, ganz zwischendrin stieg ein Vater mit seiner Tochter ein und aus und zahlte 100 oder 200 Francs, sodass ich, als ich den Fahrer schließlich kurz nach der deutschen Botschaft anhalten ließ, doch kein schlechtes Gewissen hatte, als ich ihm die vereinbarten 1.000 Francs (1,50 Euro) in die Hand drückte - wir waren etwa eine halbe Stunde durch den Loméer Verkehr gefahren ...

Ich suchte mir eine Strandkneipe aus und setzte mich dorthin. Die Jungs, die den Plastikstuhl vom Sand befreiten, bekamen kein Trinkgeld, und auch so blieb ich bei diversen Händlern (und Bettlern) standhaft - wenigstens lassen dich die meisten nach einem Kopfschütteln und spätestens einem "non, merci" in Ruhe, und auch die Hartnäckigeren bleiben freundlich, sodass ich das nicht einmal als nervig empfand, zumal die auch die Togolesen ständig anquatschten.

Ich trank zwei große, ein kleines Bier und eine Cola, während ich auf den Strand, das Meer, die Fischerboote und die Hafenanlage in der Ferne guckte, zur afrikanischen Musik im Stuhl ein bisschen wackelte (was mir zustimmende Blicke von ein paar Jungs einbrachte - ja, Leute, auch dicke Europäer wie ich sitzen nicht immer stocksteif im Stuhl!) und so richtig schön meinen Urlaub genoss - total toll ...

Den Rückweg würde ich ohne ein bisschen feste Nahrung im Magen kaum überleben, also erstand ich an einem Straßenstand zwei Hühnchenspieße für zusammen 80 Cent (500 Francs) und schnappte mir, nachdem ich aufgegessen und meine beiden Spieße in den Abfall geworfen hatte, ein Mototaxi zurück zu meinem Hotel.

Joa, und dann fuhr mein Fahrer mit mir leicht angetrunkenem Gast die 16 km oder so zurück nach Avepozo, vorbei an Lkws und durch etliche Kreisverkehre, bremste gelegentlich ab (unfassbar, er musste bremsen!), aber insgesamt fuhr der Typ sehr gesittet, und das, obwohl er einen Helm aufhatte und ich nicht.

Meine Hotel-Chefin schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihr von meiner Fahrt erzählte (ich sei wohl mutig gewesen, meinte sie ...), aber jetzt war ich angekommen und zufrieden.

Noch zufriedener bin ich jetzt nach meinem Abendessen, einem wunderbaren Steak mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen - der Koch des Hotels wird in vielen Bewertungen auf meinem Buchungsportal gepriesen, und diese Lobpreisungen kann ich inzwischen völlig nachvollziehen - der Mann kann definitiv kochen.

So, jetzt habe ich gut gegessen und gut getrunken, es ist bald 20 Uhr, da kann man dann ins Bett gehen ..

Gute Nacht!

(Achso, ein paar Fotos von gestern und danach zwei von heute ...)

Schlange im Pythontempel



Mahnmal über dem Massengrab der Sklaven
Baum des Vergessens

Mahnmal am Dunkelraum

Pforte ohne Wiederkehr

Stadtstrand in Lomé

Rückfahrt auf dem Moto



Mittwoch, 27. September 2017

Das Tor ohne Wiederkehr

Von wegen am Strand liegen und entspannen! Heute war mal wieder ein Abenteuertag, meine Ellbogen (da habe ich mich nicht gut genug eingeschmiert) und meine Rübe sind ein bissel rot, ich habe viel zu wenig getrunken (und gerade Geräusche von mir gegeben, als ich die Cola getrunken habe, dass sich ältere Damen empört hätten), aber es war sehr spannender Tag und ein Tag, an dem ich mal wieder viel über Geschichte gelernt habe, was ich vorher nicht wusste ...

Nach einer unruhigen Nacht (die Klimaanlage hat ganz schön gekühlt und auf die Idee, sie abzustellen, kam ich erst, als ich halbwegs wach war, heute am frühen Morgen) stand ich auf, warf mich wie immer in meine Badehose und mein Strandhemd und ging, man höre und staune, an den Strand. Heute nieselte es nicht, sodass 500% mehr Leute, also sechs (oder so), jetzt am Strand waren, aber das war natürlich immer noch leer.

Die Definition von Schwachsinn ist, das Gleiche immer und immer wieder zu tun und verschiedene Ergebnisse zu erwarten. In dem Sinne (und vielleicht in manch anderem auch ...) bin ich also schwachsinnig, denn auch heute versuchte ich es ins Meer. Es zog mir fast die Badehose aus, weil so viel Sand in meine Badehosentasche quoll, und einmal hat's mich richtig umgesäbelt, das wird nix mehr mit entspanntem Im-Meer-Planschen hier in Benin (in Lomé soll es Stellen geben, wo es geht, mal sehen ...).

Das Schwimmbad war um 8.30 Uhr noch zu, also duschte ich im Zimmer und ging dann zum Frühstück, das ganz annehmbar war. Ich sprach meinen Chef an (der ein bisschen Englisch spricht, wir wurschteln uns mit Englisch und Französisch so durch, da geht manches daneben, aber das ist nicht schlimm ...), dass ich nach Ouidah wollte, und er rief einen Guide an, den er an der Hand hat. Der Guide kam und wollte 30.000 Francs haben, knapp 50 Euro, keineswegs wenig, aber andererseits für die Fahrerei und alles - ich willigte ein (und verhalf wahrscheinlich seiner ganzen Familie zu Wohlstand, weil es mich nicht wundern würde, wenn das hier in Benin fast schon ein Monatsgehalt wäre ...).

Joa, und dann gingen wir zur Einfahrt dieses Hoteldörfchens, da standen ein paar hübsche Jeeps rum, ich wartete darauf, dass eine piept, weil er sie aufmacht. Nix da, er fragte, ob ich ein Auto hätte, was ich verneinte. Okay, meinte er, dann fahren wir eben mit dem Moto.

Er gab mir eine Lederkombi, die mir sogar passte, und einen Integralhelm, selbst die Motorradstiefel waren in meiner Größe ... Okay, schon wieder Fake News produziert: Nichts dergleichen war der Fall. Er fuhr mit seinem (hübschen) - wenn ich jetzt "pyjamaartigen Hosenanzug" schreibe, klingt das so abwertend, aber so ist es gar nicht gemeint, also - pyjamaartigen Hosenazug und Flipflops, ich saß mit meinen Jeans und Hemd und Turnschühchen auf dem Sozius und hielt mich anfangs an seinen Schultern fest, ehe ich nach ein paar Minuten der Gewöhnung an seine Fahrweise die Hände auf die Oberschenkel legte.

Das war mal wieder einer der klassischen Fälle an Verhaltensweisen, die man in Deutschland niemalsnie zeigen würde und hier im Ausland halt schonmal mitnimmt. Andererseits fahren die hier in Benin rücksichtsvoller (was heißen kann, dass der Autofahrer einen halt so lange anhupt, bis man stehen bleibt, aber er kalkuliert dich wenigstens mit ein, was in Deutschland nicht immer der Fall ist). Langer Rede kurzer Sinn: Alles gut gelaufen (Mutter, musst nicht mehr den Atem anhalten ...).

Wir fuhren eine Stunde, anderthalb, mit dem Gefährt die ungefähr 45 Kilometer nach Ouidah, vorbei an einer Art beninischem Venedig mit Häusern im See (keine Ahnung, ob Überschwemmung oder von Anfang an so gewollt), durch Come, eine quirlige kleine Stadt, über eine wunderbar geteerte Straße (naja, okay, das ist die Hauptverkehrsstrecke von Lagos nach Abidjan, dass die geteert ist, sollte selbstverständlich sein, wenn sie auch nur eine Fahrspur pro Richtung hat ...) und machten den ersten Halt am Pythontempel. Ich weiß nicht, ob mein Guide hier Eintritt für mich bezahlte, ich zahlte jedenfalls hier (und an den anderen Orten, wo wir waren) nichts drauf, die 30.000 CFA-Francs waren also alles inklusive, na immerhin ...

Mein Guide sprach ein bisschen Englisch, auch hier wurschtelten wir uns durch, weil er gar nicht so wenig sprach wie behauptet, und irgendein anderer Typ erläuterte so einen heiligen Baum. Naja, die Hauptattraktion kam aber danach, denn da brachte der andere Typ eine Python aus dem Pythontempel und legte sie mir um den Hals. Schick, da hatte ich nun also das zweite Mal im Leben eine Schlange um den Hals, und auch hier war es wieder ein sehr angenehmes Gefühl. Man konnte sogar ein bisschen mit dem Tier "spielen", es streicheln, dann streckte es einem die Zunge raus, und als die französische (?) Reisegruppe weg war, durfte ich auch in den Pythontempel selbst rein - da lagen dann zwei Dutzend Schlangen in der Gegend herum, bewegten sich kaum und ich war begeistert.

Die Guides erläuterten dann, dass die Pythons morgens aus dem Tempel in die Stadt gelassen werden, sie dort dann ein bisschen was fressen (Hühnchen zum Beispiel) und sie dann eben wieder in den Tempel kommen (ich weiß nicht, ob selbständig oder ob sie geholt werden, diese Frage haben die Leute nicht verstanden). So, ich kenne eine ganze Menge Leute, die ab sofort einen großen Bogen um Ouidah oder sogar ganz Benin, ach, was sag ich, um ganz Westafrika machen, aber das sind wirklich hübsche Tiere, diese Pythons, die kann man ruhig mal streicheln ...

Gegenüber ist die angeblich älteste Kirche Afrikas, erbaut wahrscheinlich von den Portugiesen (das wissen die Leute schon, aber ich habe es entweder nicht gehört oder schon wieder vergessen). Danach ließ ich mir für drei Euro eine garantiert echte beninische Maske aufschwatzen, es dauerte zehn Minuten, bis mir der Händler das Wechselgeld wiederbrachte, und dann ging es zum alten portugiesischen Fort.

Einer der Aufseher sprach ziemlich gutes Englisch und erläuterte uns das Fort selbst und das Sklavereimuseum, welches sich darin befindet. Das Fort selbst wurde laut Wikipedia 1721 erbaut, von den Portugiesen mehrmals verlassen, endgültig aber erst 1961, als das Fort im schon unabhängigen Dahomey, dem späteren Benin, ein portugiesisches (Mini-)Territorium war, ehe die Afrikaner die letzten zwei Portugiesen aus dem Fort eskortierten und selbiges einnahmen. Das Sklavereimuseum erläuterte anhand von einigen Exponaten und vielen Schaubildern den Mechanismus der Sklaverei - die Könige von Dahomey verkauften den Europäern (Franzosen, Portugiesen, Niederländer, Briten und Dänen - ausnahmsweise haben die Deutschen mal nicht die erste Geige gespielt) für Alkohol und anderen, naja, Krimskrams, halt Sklaven. So gab es pro Tabakpfeife zwischen zwei und vier Sklaven - das war mal ein Geschäft, würde ich sagen. Diese Sklaven mussten dann die etwa vier Kilometer von Ouidah-Stadt zum Strand laufen, mehr dazu gleich.

Anhand von einigen Fotos erläuterte der Aufseher dann auch, dass viele beninische Bräuche auch heute noch in Brasilien anzutreffen sind und umgekehrt einige brasilianische Bräuche von den befreiten Sklaven bei deren Rückkehr nach Benin mitgebracht wurden - kein Wunder, dass die Voodoo-Religion in Brasilien oder Haiti so verbreitet ist, auch wenn sie hier in Benin und genauer in Ouidah ihre spirituelle Quelle hat. Zum Schluss erläuterte der Aufseher dann anhand von bunt bemalten Tüchern, dass im Voodoo die Vorfahren mit ihren Nachkommen über Gleichnisse kommunizierten - das Bild, bei dem ein Mann erfolglos versucht, einen großen Fisch in ein (zu kleines) Gefäß zu bekommen, steht dabei - wenig überraschend - dafür, dass man seine Zeit nicht mit Unerreichbarem verschwenden soll.

Ich weiß (noch) zu wenig über Voodoo/Voudon, daher klingt das hier alles wahrscheinlich ein bisschen zu fasziniert und zu naiv, aber ich werde mich da sicherlich noch ein bisschen einlesen, um mehr von Voodoo zu wissen und zu verstehen als das "Nadeln-in-Menschenpuppen-Stechen", das man aus der klischeehaften Darstellung im Fernsehen kennt (und was ich hier bisher - außer auf dem Touristenmarkt in Lomé - überhaupt nicht gesehen habe).

Weiter ging es zur Place Chacha, an dem ein Portugiese, der sich im effizienten Sklavenhandel offenbar besonders hervortat ("chacha" scheint übertragen so etwas wie "schnell, schnell" zu heißen in der hiesigen Sprache), namentlich verewigt ist. Dort steht ein großer Baum und eine erste Statue, denn hier beginnt die Route des Esclaves, der Sklavenweg zum Meer. Hier stieß ein Kumpel meines Guides dazu, der noch ein bisschen besser Englisch sprach - wir fuhren mit dem Moto zunächst zum Baum des Vergessens, um den die Sklaven siebenmal herumlaufen mussten, um ihre Heimat zu vergessen, dann ging es weiter zum Denkmal an den "Dunkelraum", in dem die Sklaven "geprüft" wurden, indem sie zwei Wochen lang mit 250 anderen Sklaven in ein Verließ gepfercht wurden, ohne Wasser und Nahrung, und außerdem wurde - wenn ich das richtig verstanden habe - es sich nicht immer die Mühe gemacht, die schon Verstorbenen Sklaven wieder aus dem Verließ zu schaffen. Nur die stärksten Sklaven überlebten diese Tortur (und durften zur Belohnung nach Amerika), die anderen wurde in einem Massengrab verscharrt, an welches ein (sehr schönes) Denkmal erinnert, zu dem wir dann ein paar Meter weiterfuhren.

Diese ganze Geschichte traf mich völlig unvorbereitet, sodass ich angesichts des lakonischen Tonfalls der Beniner, wenn sie davon erzählen, manchmal nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte (etwa, wenn der Guide auf die Figur zeigt, die ihre Ketten gesprengt hat, und meint, dass die meisten Sklaven erst im Tod wieder frei wurden), zumal das Ganze dann auch so nebenbei noch in ihren Glauben eingebettet ist, dass dieser Massenmord irgendwie als unabänderliches Schicksal herüberkommt. Du stehst dann da mehr oder weniger (mehr!) betroffen in der Gegend herum, weißt nicht, was du sagen sollst (Klappe halten ist meistens ein gutes Vorgehen, ich war ziemlich still ...), naja, und staunst.

Beim nächsten Stopp, wieder nur ein paar Meter weiter, dem Baum der Wiederkehr, fängt man dann allerspätestens an, diese Menschen zu bewundern, denn dieser Baum steht als Zeichen dafür, dass die Sklaven zwar in ihrem irdischen Leben nicht mehr in ihre Heimat zurückkommen sollten, wohl aber im Leben nach dem Tod - denn dort steht eine Statue eines Sklaven, dessen Kopf kein Kopf mehr ist, sondern ein Baum, eben der Baum der Wiederkehr.

Der finale Höhepunkt (oder Tiefpunkt, wie man mag) dieses Sklavenweges kommt dann am Strand, denn dort steht die Pforte ohne Wiederkehr, ein Mahnmal für die Sklaven, die hier aus Afrika in die Neue Welt verschifft wurden und von denen die meisten Afrika nie wiedersahen. Hier, an diesem wunderbaren Strand, bekommt man die Idee einer Ahnung von der Trostlosigkeit, die die Menschen damals empfunden haben müssen, als sie hier halbnackt, mit Ketten um den Hals aneinandergekettet, auf Boote "verladen" wurden, die sie zu den großen Schiffen brachten, auf denen sie zusammengepfercht und die Frauen gezwungen wurden, auf dem Rücken zu schlafen, denn eine schwangere Sklavin brachte mehr Geld ein (klar, zwei Sklaven auf einmal ...). Es ist kein wirkliches Wunder, dass etliche der Sklaven sich entschieden, bei dem Transfer zu den Schiffen über Bord zu gehen (und dabei ihre ganze Kettenschaft mit ins Wasser zogen), um dem Schicksal, das sie erwartete, zu entgehen.

Joa, soviel zu einem der Tage, an denen ich am Strand auf der faulen Haut liegen wollte ...

Wir fuhren mit dem Moto zurück und fanden keinen Geldautomaten, sodass ich dem Guide dann Euro-Bargeld in die Hand drückte. Ich durfte mich in seinem Referenzbuch verewigen und brauchte erstmal ein Bier.

Nun, ich ging nochmal erfolglos an den Strand, dann erfolgreich in den Pool, ich werde morgen vom ungewohnten Sitzen auf dem Moto ganz schön Muskelkater in den Oberschenkeln haben, und freue mich aufs Abendessen. Sorry, das heute muss erstmal sacken ...

Wer aus irgendwelchen Gründen in (Süd-)Benin landet und einen Tag Zeit hat, sollte sich Ouidah angucken - es ist sehr beeindruckend.

Fotos wollen heute nicht und kommen daher morgen ...

Dienstag, 26. September 2017

Ein Traum mit Haken

... ist dieses Hoteldörfchen hier an der beninischen Atlantikküste, naja, vor allem der Strand ist einer der schönsten in meinem Leben, es ist ein Traum, kein Mensch am Strand (okay, es hat heute genieselt, aber trotzdem) und vor allem kaum Müll, sehr, sehr schön ... Der Haken ist - wer hätte das nach der Lektüre der Berichte von der Elfenbeinküste im März und von Togo gestern (war das erst gestern??) gedacht? -, dass die starke Strömung des Meeres leider an der togolesisch-beninischen Grenze nicht aufgehört hat. Am und teilweise im Wasser war ich eben trotzdem, aber so ganz voll krass total ins Wasser traue ich mich irgendwie noch nicht, mal sehen, wie das morgen wird.

Ich war gestern ja schon um 21 Uhr ins Bett gegangen, aber irgendwie schlief ich trotzdem ... komisch. Ich glaube, ich habe ziemlich viel geträumt, aber andererseits war ich um 5.30 Uhr mal wach und hatte nicht das Gefühl, danach großartig noch weitergeschlafen zu haben, alles ein bisschen merkwürdig also. Lag vielleicht auch daran, dass ich heute um 10.24 Uhr (also 8.24 Uhr Ortszeit ...) den Mittelpunkt meines Weges von der 30 zur 40 erreicht hatte. Ab 8.25 Uhr fühlte ich mich nämlich alt ...

Um 9 Uhr, ich war gerade im Bad, klopfte der Koch und fragte, was ich denn zum Frühstück haben wollte. Ich bestellte wieder Rührei (das wieder sehr lecker war) und setzte mich auf die Terrasse, ungeduscht, ungewaschen, noch nicht mal die Kontaktlinsen hatte ich drin ... Nach dem Frühstück trödelte ich wieder ein bisschen herum, ehe ich um 10.30 Uhr oder - nun geduscht und mit Kontaktlinsen - zum Auszug bereit war.

Die Chefin höchstpersönlich kassierte mich ab (für das tolle Essen gestern habe - incl. dreier Biere im Laufe des gestrigen Tages - kaum 14 Euro gezahlt ...) und fuhr mich dann auch zum Abfahrpunkt für die Taxen nach Cotonou, die Hauptstadt Benins, und eines davon sollte mich dann halt auch nach Grand-Popo (das klingt einfach soooo süß ...) mitnehmen.

Nun, dazu fuhren wir aber erstmal in die entgegengesetzte Richtung, denn der Abfahrtspunkt war fast an der ghanaischen Grenze, aber schließlich kamen wir - nach dem Umfahren eines Unfalls mit Sachschaden - dort an. Meine Chefin verhandelte für mich (das hört sich immer so an, als ob gleich eine Schlägerei ausbräche, aber am Ende war alles gut ...), sodass ich 5.000 CFA-Francs (7,50 Euro) für die gut eineinhalbstündige Fahrt nach Grand-Popo (schreibe ich gern, gell?) zahlen sollte. Ich suchte mir den Vordersitz aus, denn mir wurde versichert, dass sich da nicht noch jemand hinquetscht ...

Joa, meine Chefin hatte schon gemeint, es könnte noch ein bisschen dauern, bis das Auto voll wird und wir losfahren, aber heute hatte ich ja das, was man in Afrika haben sollte - Zeit ... Zeit war kein Problem, das Problem war der Himmel, der sich zuzog. Es wurde eine - wie sich später herausstellte - Nigerianerin ans Auto geliefert, die auch mit in Richtung Cotonou wollte, und irgendwann fing es an zu regnen, ohne dass ein dritter oder vierter Mensch fürs Taxi gefunden gewesen wäre (achso, die Taxen fahren hier nicht für Einzelpersonen - naja, tun sie schon, aber das kostet halt unnötig -, sondern wenn sie voll sind, wobei "voll" eben zwischen vier und einer nach oben offenen Zahl an Passagieren bedeuten kann).

Die Nigerianerin und ich flüchteten ins Auto, das zunehmend heiß wurde, und die Nigerianerin erzählte ihre Geschichte, die, sagen wir, nicht von allergrößten Erdkundekenntnis und auch nicht so richtig von Cleverness zeugt: Sie war heute Morgen um 4.30 Uhr in Nigeria, höchstwahrscheinlich in Lagos, losgefahren und wollte nach Cotonou im angrenzenden Benin. Das hatte sie dem Fahrer auch ausdrücklich gesagt, doch als sie heute Morgen aufwachte, stand der Bus schon an der togoisch-ghanaischen Grenze, wo sie dann (endlich) merkte, dass sie falsch war. Ich frage mich zwar, wie und wieso sie die beninisch-togolesische Grenze überhaupt überquerte, denn spätestens da hätte sie doch merken müssen, dass sie falsch war, aber das sage ich mit meiner, nunja, gewissen Reiseerfahrung (und meiner Eins in Erdkunde - ich Angeber, ich weiß ...) ...

Nun denn, sie wollte jetzt endlich los, weil sie Termine in Cotonou hatte, und fing - bei strömendem Regen - mit dem Fahrer an zu verhandeln, dass jetzt bei dem Wetter eh keiner mehr käme und sie ihm 8.000 CFA-Francs biete, wenn er jetzt sofort abfahre.  "Time is money", und so, da dachte ich, dass die Nigerianerin jetzt genau die Sprüche bringt (und die Ungeduld zeigt), die europäische Anfänger in Afrika öfter machen ... Nach langem Hin und Her und dem Verhandeln um die letzten 1.000 Francs willigte er ein, stieg aber zunächst nochmal aus, um zu erfragen, wo denn genau das Hotel der Nigerianerin in Cotonou liege. Die Zeit nutzte ich, um ihr meinen "Anteil" von 4.000 Francs (6 Euro) zu geben, denn ich hatte zwar Zeit und hätte auch noch ein Stündchen gewartet, aber durch die geschlossenen Türen in dem Taxi wurde es da drin so dermaßen schwül, dass ich darauf auch keine Lust mehr hatte.

Nunja, wir fuhren los, also, das heißt, erstmal rollten wir dem Vordermann fast hintenrein, weil der Kollege Fahrer erstmal Scheibe wischen musste und keinen Gang drin hatte. Das ging ja gut los. Es wurde nicht besser, denn das Taxi rollte langsam und schlingernd in den Verkehr hinein, dass die Nigerianerin hinten - für mich völlig nachvollziehbar - nach ungefähr dreihundert Metern fragte, ob mit dem Auto alles okay sei (sie hatte schon vorher in ihrem Telefonat mit dem Büro von einem "run-down taxi", von einem heruntergekommenen Taxi, gesprochen ...).

Am nächsten Kreisverkehr luden wir dann doch noch einen Passagier ein, und nach einem weiteren Stopp, bei dem der Fahrer irgendwas am Motor herumschraubte, fuhren wir anstatt der 40 km/h jetzt auf einmal doch deutlich schneller durch die Vorstadt von Lomé. Auch das Schlingern ließ spürbar nach, keine Ahnung, wie der Typ das angestellt hat.

Es ging, durch mehr oder weniger strömenden Regen, eine gute Stunde bis in Richtung Grenze, das Meer oft auf der rechten Seite sichtbar, sehr schön ... An der togolesischen Ausreise führte der Fahrer uns dann zu den Grenzern und erklärte denen das Malheur der Nigerianerin, wobei das total unnötig war, weil die offenbar sowieso ohne Visum durch die Nachbarländer reisen kann, sodass es denen doch eigentlich egal sein könnte, wieso sie am gleichen Tag ein- und wieder ausreist, aber sei's drum, so hatten die Grenzer wenigstens was zu lachen, und die Nigerianerin war zwischendurch den Tränen nahe, nicht aus Verzweiflung, sondern aus Wut ... (Ich habe vergessen, ihr Mut zu machen und zu sagen, dass sie jetzt wenigstens in einem weiteren Land, nämlich in Togo, war - ich glaube, so bekloppt wie ich sind nicht so viele ...)

An der beninischen Einreise hüpften wir erst über Steine, weil außenherum Überschwemmung war (es regnete immer noch), zeigten Visum (ich) und Impfpass (ich glaube, auch nur ich) vor und liefen dann ein Stück zum Auto, wo der Fahrer (der als Beniner offenbar keinen Impfpass zeigen musste ...) auf uns wartete und uns zur beninischen Einreise lotste. Nach diversen Fragen, die ich nach mehrfachem Nachfragen auf Französisch irgendwie meist verstand (die Beninerin fragte nicht nach der Telefonnummer meines Hotels, sehr löblich), hatte ich meinen beninischen Einreisestempel im Pass (übrigens stempeln die sehr platzsparend, auch sehr löblich ...). Der Zoll war harmlos (es geschehen noch Zeichen und Wunder!) und schon war ich in meinem 126. Land, das ich mir selbst als Geburtstagsgeschenk machte ...

Der Fahrer und der beninische Passagier, der später zugestiegen war, hatten Sorge, dass wir mein Hotel verpassen, aber ich beruhigte sie, dass es noch zehn Kilometer nach der Grenze seien. Wir kamen nach Grand-Popo und fuhren an der Markierung, an der das Hotel sein sollte, vorbei, ohne irgendeinen Wegweiser zu sehen - das war sehr, sehr komisch, das konnte eigentlich nicht sein ... Wir fuhren ein, zwei Kilometer weiter, in denen ich zunehmend zweifelte, als plötzlich doch das Hotelschild auftauchte und ich beruhigt war.

Der Fahrer wollte noch ein Trinkgeld haben (Pustekuchen, mon ami) und dann stiefelte ich schon mit dem französischen Inhaber durch die wunderbare Anlage hier, auch wenn es noch regnete ...

Mein Bungalow ist deutlich kleiner als mein Zimmer in Lomé, aber es hat - wenn man genau guckt - Meerblick und eine Dusche (ohne abnehmbaren Duschkopf, der Inhaber ist halt Franzose), ein Bett und einen Schließmechanismus, der vor mir schonmal jemanden zum Wutausbruch verleitet hat (die Schäden an der Tür sieht man nämlich noch) ...

Ich zog mich um, schmiss mich also in Strandhemd und Badehose und Flipflops, und erkundete den Strand. Ein Traum, wie anfangs beschrieben, mit Liegen und Sonnenschirmen am Strand, einer Bar, ich überlegte (und überlege noch), ob ich spontan einen Tag länger bleibe, ich habe noch Zeit bis nach dem Abendessen, mich zu entscheiden (dann läuft die Stornierungs-/Änderungsfrist in Lomé ab) ...

Die Wellen brachen auf mich nieder, manchmal gerade auf Gürtellinie, was ich aber durch geschickte Griffhaltung entschärfen konnte, es war toll, aber natürlich wollte ich noch ein bisschen planschen. Also suchte ich den - sehr schön und vor allem sehr intelligent gestalteten - Pool-Bereich auf (es gibt Duschen und ein Fußbecken, durch das automatisch läuft, sehr hübsch) und sprang ins gar nicht sooo kühle Nass. Sehr, sehr schön ...

Danach duschte ich im Zimmer und wartete auf mein Abendessen, das um 18 Uhr deutscher Zeit, jedenfalls um 19 Uhr beninischer Zeit, bereit sein war (ich habe also wieder eine Stunde verloren hier) - hier gefällt es mir sehr, sehr gut ...

Das Abendessen war ebenfalls sehr, sehr lecker - Fischtartar gefolgt von lecker Fischspießen und am Ende flambierte Banane. So lässt sich's leben ...



Strand

Strand

Pool

Montag, 25. September 2017

Ich bin verliebt

Heute Morgen wurde ich sehr früh wach, gegen 6 Uhr (also schon 8 Uhr deutscher Zeit), obwohl ich erst spät im Bett war. Ich hielt mich nicht großartig mit Duschen oder Einschmieren auf, sondern zog mir meine Badehose an, ein Strandhemd, meine Flipflops und ab ging es herunter an den Strand.

Dazu lief ich durch das Wohnviertel hier, über die ungeteerten Straßen, vorbei an Frauen in mittellangen Röcken und Jungs in kurzen Hosen, ehe ich am Strand, der - jedenfalls im Vergleich zur Elfenbeinküste im März - sehr, ansonsten ziemlich sauber war.

Am Strand waren schon einige Leute unterwegs, die Flut hatte dreißig, vierzig Zentimeter des Strandes abgetragen, sodass da plötzlich eine Stufe war, und auch sonst sah das Wasser nicht ganz so gut beschwimmbar aus ... Kein Vergleich zur Elfenbeinküste, wo dich die Strömung schon nach ein paar Zentimetern im Wasser abrasiert hat, aber trotzdem ...

Ich stand also unschlüssig mit Badehose und Hemd da in der Brandung, als plötzlich sie hinter mir stand: Jeannette, eine sehr ansehnliche junge Frau (in Anbetracht des gestrigen Abends kann ich nicht umhin, mir vorzustellen, wie Herr Gauland und Korsorten sie nennen würden: "reinrassige Negerschönheit" vielleicht?). Jeannette jedenfalls sprach mindestens so gut Deutsch wie ich Französisch, also fast perfekt, und langsam wurden zarte Bande geknüpft.

Sollte ausgerechnet in Togo endlich eine Frau erkannt haben, was hinter meinem Waschbärbauch und unter meinem vollen Haupthaar schlummert, sollte endlich eine Frau sehen, was sonst nie jemand wahrgenommen hatte? So musste es sein, denn sie gab mir sogar ihre Telefonnummer.

Sei es, wie es sei, sie fragte, sie wo ich wohnte und ob sie mich in den nächsten Tagen mal nach Lomé begleiten dürfte. Ein Traum wurde wahr, so schien es mir. Sie lud mich zu sich nach Hause ein, um mir ein "cadeau", ein Geschenk, zu machen, und trug mir sogar meine Flipflops hinterher. Nun denn, am Nachmittag kam ich an der deutschen Botschaft vorbei, und wenn das mit dem Visum alles klappt, wird im November geheiratet ...

Blubb. Hallo? Haaalloooo? Kann mal jemand meinen Bruder versorgen, der mit Schnappatmung unter dem Schreibtisch liegt? Danke sehr!

"Jeannette", oder wie auch immer die Dame heißen mag, war natürlich viel zu freundlich, um nur freundlich zu sein, und ich will gar nicht wissen, ob sie mich nur zu ihrem Souvernirladen schleppen oder aber mir eine Dienstlestung verkaufen wollte, jedenfalls machte ich, dass ich fort kam (was gar nicht so einfach war). Meine Hotelwirtin warnte mich später auch vor der "einen Frau", die da am Strand lauert, und war beruhigt, dass ich dann doch nicht so einfach zu haben bin ... (Aber insgesamt warnt die gute Frau ein bisschen viel vor ihrem Heimatland, so dramatisch ist das in Lomé alles nicht, schon gar nicht im Vergleich zu anderswo, da  muss sie nicht so tun, als ob Togo ein Höllenloch wäre, das ist es nämlich nicht ...)

Nach dem Schreck it Jeannette sprang ich erstmal in den hübschen kleinen Hotelpool, und als der Koch kam und nach meinen Frühstückswünschen fragte ("scrambled eggs, please", der Koch spricht Englisch), kam ich aus dem Wasser.

Nach dem Frühstück verzog ich mich aufs Zimmer und verbummelte sehr erfolgreich den Mittag mit dem Verfolgen der Wahlberichterstattung aus Deutschland.

Gegen 14 Uhr wollte ich dann doch raus aus dem Hotel und mir ein Taxi schnappen, als ich von der Hotelchefin abgefangen wurde. Ein Bekannter der Familie, ein deutscher, naja, Bauunternehmer, der seit sechseinhalb Jahren nicht mehr in Deutschland war, war zu Gast, und es war durchaus interessant, bei einem Bierchen den beiden zuzuhören, wie sie über die (deutlich abnehmende) Korruption in Togo und die beschwerlichen Situationen mit den hiesigen Steuerbehörden klagten.

Die Hotelchefin besorgte mir einen weiteren Bekannten als Taxifahrer, der mich in Lomé herumfahrne sollte.

Erst einmal fuhren wir aber an einen Geldautomaten und dann zu einem Optiker, denn ich brauchte ja noch Kontaktlinsenflüssigkeit. Die Flüssigkeit gehört zu den teuersten Einkäufen von Kontaktlinsenflüssigkeit in meinem Leben, aber ich hab's ja ...

Danach ging es zu einem Souvernirverkäufersträßchen, wo ich mich nicht wirklich aus der Ruhe bringen ließ, handelte und am Ende einen jedenfalls für mich akzeptablen Preis für zwei Mitbringsel bezahlte, auch wenn die Togolesen wahrscheinlich über den Reibach lachten, den sie mit dem bekloppten Deutschen machten ...

Weiter ging es zum Unabhängigkeitsdenkmal, das man sich mal angucken kann (man kam nicht sehr nahe dran, da war alles abgesperrt), und zur ghanaischen Grenze, die halt eine Grenze ist. Sehr viel spannender ist der sich anschließende Stadtstrand mit vielen Kneipen, Fischerbooten und dem einen oder anderen sehr fotogenen Ausblick auf die Schiffe, die vor dem Hafen von Lomé auf Einfahrt warten.

Das eigentliche Highlight (neben dem zweimaligen Passieren der deutschen Botschaft) war aber der Fetischmarkt, der ein wenig abseits liegt. Auf dem Weg dorthin wechselt man aus dem afrikanisch-quirligen (Motos über Motos, rote Ampeln gelten auch hier als Empfehlung), aber doch irgendwie relativ gesitteten Stadtzentrum Lomés mehr oder weniger schlagartig in eine slumartige Umgebung mit unbehandeltem Müll direkt an der Straße (und nicht nur drei Verpackungen, sondern halbe Müllkippen), schlechteren Straßen und gelegentlich komischen Menschen (mein Fahrer musste für einen älteren Herrn bremsen, der dann - aus völlig unerfindlichen Gründen mit mehr oder weniger bösem Blick - mit dem Finger auf mich zeigte, was meinen sichtlich peinlich berührten Fahrer zum Vogelzeigen und dem Satz "Il est malade" ("er ist krank") veranlasste.

Am Fetischmarkt bezahlt man als Tourist für die Führung und die Fotografiererlaubnis eine Gebühr (und zwar nicht zu wenig, insgesamt knapp acht Euro), aber sowohl die Führung (der Typ sprach sogar verständliches Englisch) als auch die Fotografiererlaubnis lohnen sich.

Joa, und dann gehst du da vorbei an Ständen, an denen Hundeköpfen, Affenhände, Pferdeschädel, Schlangenhäute, Schildkrötenpanzer, Igelskalpe und aller möglichen und unmöglichen Tiere Überbleibsel feilgeboten werden, auf dass du - wenn ich es richtig verstanden habe - diese Fetische vom Priester segnen und dir dann die heilenden Kräfte dieser Tiere zunutzemachst. Hochinteressant - sehr bizarr, aber hochinteressant.

Ebenfalls interessant waren die "Dekorationsobjekte", bei denen die männlichen Gestalten mit durchaus ansehnlichen Phalli protzten - lustig.

Den Abschluss bildete eine Audienz beim Priester, der - durch den Übersetzer, denn der Priester sprach kein Englisch und auch kaum Französisch - erläuterte, welche verschiedenen Arten von Voodoo-Objekten (ja, hier ging es um Voodoo bzw., wie die Beniner sagen, Vodon, wenn ich es recht weiß) es gibt. Ich war versucht, den Talisman für Reisende zu erwerben, bei dem man zu Beginn einer Reise sich eine gute Reise wünscht, dann den Stab in eine dafür vorgesehene Nische steckt und den Talisman mit auf die Reise nimmt.

Aber auch der Stein zum Prüfungenbestehen (man nehme den Stein in die linke Hand, träufle drei Tropfen Wasser drauf, reibe ihn, fahre zweimal über die Stirn und einmal über die Nase und lege dann den Stein unter das Kopfkissen), der Verliebestein (ein Figürchen aus unzertrennlichen Mann und Frau), den man mit Parfüm besprüht, siebenmal den Namen der Angebeteten und siebenmal den eigenen Namen sagt, dann zu ihr hingeht, ihr die die Hand gibt und "Ja" sagt, auf dass man unzertrennlich sei für den Rest des Lebens) und das "afrikanische Viagra", ein Holzstab, von dem man ein Stück abschneidet, dieses säubert, in ein alkoholisches Getränk seiner Wahl legt, zwanzig Minuten ziehen lässt und dann trinkt) waren spannend zu hören.

Sehr angenehm war, dass Führer und Priester zwar gerne Amulette verkaufen wollten, aber mich in Ruhe ließen, als ich dankend ablehnte.

Alles in allem: Diesen Fetischmarkt muss man gesehen haben, das ist superspannend.

Der Fahrer fuhr mich heim, ich ging kurz aufs Zimmer und danach runter zum Pool. Ich bestellte mein Abendessen, trank eineinhalb Bier, wurde dann hochgebeten auf die Terrasse - der Fisch war fantastisch, sehr, sehr lecker, da haben die Bewertungen für dieses Hotel nicht gelogen - und musste dann, quasi kurz vor der Abreise, noch kurzzeitig meinen Pass zur Registrierung abgeben.

Ich duschte eben noch kurz und gehe jetzt, es ist knapp 21 Uhr, gleich ins Bett.

Eigentlich wollte ich ja am Strand bleiben, aber das wird irgendwie nichts hier, für übermorgen hat mir die Chefin des Hauses auch schon was in Ouidah in Benin empfohlen, was sehr spannend klingt, so richtig mit In-der-Sonne-Aalen werde ich mich auch diesmal nicht anfreunden können.

Aber morgen geht es erstmal über die Grenze nach Benin, wo dann am Abend sicher ganz besonders lecker gegessen und vielleicht ein Gläschen mehr getrunken wird, denn morgen gilt 35/126.

Gute Nacht!

Blick in Richtung Meer von der Hotelterrasse

Unabhängigkeitsdenkmal

Stadtstrand von Lomé

Hundekopf als Fetisch

Drei Phalli

Alles Anfänger

Es ist nicht so, dass ich mich an diesem schlechten Tag für Deutschland aus meiner Heimat verziehen wollte, es hat sich nunmal so ergeben.

Heute Morgen war ich als zweiter Wähler im Wahllokal und warf als erster Wähler meinen Stimmzettel ein, danach war ich mit einer Kollegin frühstücken und fuhr anschließend gemütlich zum Flughafen.

Mein Flieger flog ja ab dem Terminal 1B, sodass ich nicht weit zu laufen hatte und es unter normalen Umständen kein Problem gewesen wäre, viel zu früh am Gate zu sein. Heute waren keine normalen Umstände, denn heute in der Sicherheitskontrolle alle Anfänger auf einmal Dienst. Liebe Leute, das ist Mist, das solltet ihr so nicht machen. Was normalerweise bei dem geringen Andrang eine Minute hätte dauern sollen, ging eine Viertelstunde, und dabei kam ich mit meinem Gepäck ja noch ungeschoren davon. Unfassbar.

Die Anfängerveranstaltung war auch bei den Fahrmanövern des Fahrers des Busses vor uns zu besichtigen, wohingegen unser Fahrer offenbar doch schon drei Tage Erfahrung hatte. Entsprechend verspätet kamen wir in Frankfurt weg, aber wegen der großzügigen Kalkulation kamen wir so gut wie pünktlich in Lissabon an.

Ein Bordunterhaltungsprogramm war bei TAP weder auf dem innereuropäischen noch auf dem Interkontinentalflug vorhanden - auch das ist Mist, liebe TAP.

Am Gate stand schon jemand, der mich zur Passkontrolle schickte (da wäre ich auch von selbst hin), aber auch dort war Chaos - fünfzehn Mann standen dort an vier elektronischen Durchgängen, und die zwei Helfer stifteten mehr Verwirrung als alles andere. Ich schlich mich an der weiteren Fachkraft, die den Zugang zur - gähnend leeren - manuellen (also mit menschlichem Grenzer) EU-Bürger-Passkontrolle bewachte, vorbei und drückte dem Grenzer meinen Pass in die Hand. Er protestierte schwach, dass die Schlange für EU-Bürger aber da drüben sei, ich stellte mich doof und las demonstrativ das "UE" für "Europäische Union" über seinem Kabuff vor, und dann durfte ich auch durch.

Einmal im Leben wünschte ich mir eine Flugverspätung, und ich wurde erhört. Der planmäßige Abflug nach Lomé war für 16.40 Uhr (17.40 Uhr deutscher Zeit) angesetzt, was bedeutet hätte, dass ich die Prognose nicht mehr mitkriege - so stand ich um 18 Uhr deutscher Zeit gerade im Boarding und konnte sogar die ARD live auf dem Handy gucken.

(Das geht so einfach natürlich nur, weil die Europäische Union die Roaminggebühren innerhalb der EU abgeschafft habt. Es lebe die Europäische Union.)

Der Flug nach Lomé war bis auf das fast dauerbrüllende Kind einigermaßen entspannt, auch wenn der Typ vor mir ein bisschen anstrengend war - für die Stewardessen und für mich. Typ! Ich las halt meine gesammelten Spiegel der letzten drei Wochen aus ...

In Lomé wurden wir erst kontrolliert, dass wir wirklich nach Lomé wollten (der Flieger flog nach Accra weiter, so wie ich nächsten Sonntag), dann wurden die Impfpässe überprüft, doch die Schlange bei der Einreisekontrolle war überschaubar (vor mir stand ein Typ beim Grenzer, sonst war da schön leer).

Abgesehen davon, dass der Grenzer eine Telefonnummer wissen wollte (ich gab die des Hotels an, wofür brauchen die die denn?!), war die Einreise lang und schmerzlos, am Zoll wurde ich ignoriert, und die Hotelchefin stand schon am Ausgang. Allem Anschein nach stammt die Frau von hier und hat einen Deutschen geheiratet, denn sie erzählte (natürlich auf Deutsch) vom heutigen Wahlabend in der Botschaft ...

Nach der Ankunft im Hotel (ich habe ein großes Zimmer und einen Tanzsaal von Bad - natürlich mit abnehmbarem Duschkopf, ich habe noch kein Zimmer unter deutscher Führung irgendwo in der Welt erlebt, in dem es keinen abnehmbaren Duschkopf gab - das ist mal ein Kulturexport, der sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat ...) bekam ich im zweiten Anlauf auch das WLAN-Passwort, und jetzt geht es hier um kurz nach Mitternacht (kurz nach zwei Uhr deutscher Zeit) ins Bettchen.

Morgen früh wird geplanscht, ich freue mich ...

Samstag, 23. September 2017

Feuerwehrfest

Irgendwie verbinde ich mit der Zahl 125 vor allem bierreiche Jubiläen von freiwilligen Feuerwehren, die in den Jahren um die Reichsgründung herum (jaja, 1871 + 125 = 1996, es ist eine Weile her, dass mein Vater mich zu derartien Anlässen mitgeschleppt hat) entstanden sind. Ab morgen verbinde ich aber mit der 125 die (hoffentlich) schöne Republik Togo, denn Togo wird mein 125.Land, wenn nicht noch irgendwas Gravierendes dazwischenkommt.

Ich habe vor, heute einigermaßen früh ins Bett zu gehen, denn morgen möchte ich um 8 Uhr in meinem Wahllokal zwecks Ausübung meines Bürgerrechts auf der Matte stehen, denn um 8.15 Uhr bin ich zum Frühstück verabredet. Irgendwann so gegen 10 Uhr wird es dann zum Flughafen gehen, denn um 13.25 Uhr geht mein Flieger nach Lissabon, für den ich heute schon eingecheckt habe.

In Lissabon habe ich eine gute Stunde Aufenthalt, das dürfte gerade gut zum Ausreisen reichen, denn um 16.40 Uhr (Ortszeit, 17.40 Uhr deutscher Zeit) stößt mein Flieger planmäßig vom Gate zurück. Ausnahmsweise hoffe ich, dass wir ein bisschen Verspätung haben, sodass ich um 18 Uhr deutscher Zeit noch kurz die ersten Prognosen mitbekomme.

Knapp sechs Stunden später bin ich um 21.25 Uhr Ortszeit (23.25 Uhr deutscher Zeit) in Lomé. Dort werde ich von einem Fahrer meines Hotels abgeholt - die Bitte um Bestätigung meiner Ankunft kam auf Deutsch, und ich hatte irgendwo gelesen, dass zumindest ein Teil des Besitzerehepaares Deutsche(r) ist. Sowas ist immer ein zweischneidiges Schwert - natürlich erleichtert es die Kommunikation ungemein, vor allem in einem französischsprachigen Land, aber andererseits fürchte ich dann immer, dass ich nicht so richtig meine Ruhe habe - naja, wir werden sehen.

Am Dienstag werde ich ausschlafen, mir dann ein Buschtaxi suchen und die dreißig, vierzig Kilometer oder so zur Grenze fahren, diese überqueren (mal sehen, wie oft die meinen Impfpass sehen wollen) und dann noch fünfzehn Kilometer oder so zum beninischen Hotel fahren lassen. Dort werde ich mir in meinem 126. Land ein hoffentlich angemessenes Geburtstagsmenü gönnen ...

Am Donnerstag geht es zurück auf dem gleichen Weg und am Sonntag wieder nach Hause, wo ich am Montag Mittag um 12.30 Uhr oder so ankomme.

Ich freue mich schon so auf ein paar Tage am Strand, nur weiß ich nicht, ob ich es sieben Tage am Strand aushalte - aber Lomé soll ja auch ganz schön sein, sodass man sich da am Samstag oder so mal im Voodoo-Markt oder so umsehen könnte. Mal gucken ...


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Es gibt noch so eine lustige Statistik, die ich mir ausgedacht habe (ich bin ja kreativ): Es gibt nur noch ein paar von mir nicht besuchte Länder, die Landgrenzen haben und von deren Nachbarländern ich auch noch keines besucht habe.

Es sind, wenn ich mich nicht vertue, die Staaten El Salvador, Haiti/Dominikanische Republik (auf Hispaniola), Sierra Leone, die Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea, Kamerun, Nigeria - und Benin, also zehn Staaten auf der Erde. Durch die Besuche in Togo und Benin betrete ich - offensichtlich - Benin und damit auch ein Nachbarland Nigerias, sodass die Liste auf acht Staaten schrumpft. Cool, gell?

Montag, 18. September 2017

Vor Glückseligkeit kreischende Mädels


… habe ich heute Morgen am Strand erlebt, und so gern ich es mir einbilden würde, das war nicht meinetwegen, sondern weil sie endlich im Meer schwimmen durften. Naja, okay, vielleicht haben sie auch eher wegen der Kälte gekreischt, denn ich hatte meine Schwimmplanung gestern Abend ohne den Sonnenaufgang gemacht, und deswegen war es um 6.45 Uhr, als ich dann endlich aus dem Zimmer und an den Strand kam, noch stockduster.


Das heißt aber nicht, dass ich der Einzige am Strand gewesen wäre, keineswegs – da waren Arbeiter damit beschäftigt, den Strand zu säubern und zu glätten (ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, über den frisch gemachten Sand zu spazieren), aber auch viele joggende Menschen und auch schon manch einer, der – wie ich – einfach nur am Strand entlangspazierte. Ich lief ein Stückchen in Richtung Süden (mein Hotel war ja im äußersten Norden des Stadtstrandes gelegen), und als ich vor mir ein paar Leute im Wasser sah, entschied ich mich auch, ins kühle Nass zu steigen. Das Wunderbare ist hier, dass du relativ schnell in relativ tiefem Wasser bist und gut schwimmen kannst, zumal die vor dem Stadtstrand noch so ein Riff haben, sodass da kaum hohe Wellen sind – das war einfach schön heute Morgen, auch wenn es nicht gerade warm war, aber wärmer wurde es halt so schnell nicht, Mädels ...

Ich schwamm und planschte ein wenig herum, tauchte unter, ohne meine Kontaktlinsen zu verlieren, jauchzte ein bisschen (nicht zu laut, die meisten Touristen schliefen ja noch) und war dann um 7.30 Uhr zur blauen Stunde schon wieder auf dem Weg in mein Zimmer. Hier duschte ich kurz, packte meine sieben Sachen, frühstückte gut und nicht überteuert im Hotel, stellte mich am Trinkjoghurtautomaten ziemlich dappig an, aber das passiert halt am frühen Morgen, und konnte dann der Dame beim Check-out aus vollsten Herzen zustimmen, als sie sagte, sie hoffe, dass ich mal wiederkäme (der Blick vom Balkon war ebenso wie der Blick von der Dachterrasse traumhaft, auch wenn der Himmel bewölkt war). Und ich verspreche, dann bleibe ich mehr als eine Nacht, denn es hat mir in dem Hotel im Speziellen und in Las Palmas im Allgemeinen richtig, richtig gut gefallen, und es gibt sicherlich sogar die eine oder andere Sehenswürdigkeit abseits des Strandes, die man sich dort mal angucken sollte.

Ich weiß nicht, ob ich das schon geschrieben hatte, aber das Bussystem auf Gran Canaria ist wunderbar, sehr effizient, ziemlich pünktlich, richtig gut. Ich stieg in die Linie 12 – zwei Ecken vom Hotel entfernt war die Haltestelle – ein, fuhr für 1,40 € bis zum Busbahnhof und stieg dort in den abfahrbereiten Bus zum Flughafen um, für den ich nochmal 2,30 € blechte. Ich war – trotz ein bisschen Berufsverkehr, aber der war eher nach Las Palmas rein als in Richtung Flughafen – sehr pünktlich am Flughafen, war sehr fix durch die Sicherheitskontrolle und dann auch zügig noch in meiner Lounge.

Ich verließ die Lounge, als schon Boarding angezeigt wurde, war noch völlig ausreichend am Gate und hatte Glück, dass der Mensch auf Platz 27B entweder nicht kam oder der Platz einfach nicht besetzt war, denn ansonsten ist die Ryanair-Bestuhlung schon ein bissel eng, aber in A-C-Besetzung geht das auch hier ganz gut.

Ich rechnete mal wieder ein bisschen was, las Kafkas „Die Verwandlung“, die ich mir noch kurz vor Abflug heruntergeladen hatte, und irgendwann landeten wir dann auch schon in Frankfurt. Wir parkten an den Vorfeldpositionen am Dreier, der Bus fuhr, die Skyline fuhr, die S-Bahn fuhr, der Bus fuhr, ich lief noch ein paar Schritte nach Hause und werde heute das Haus nicht mehr verlassen. Reise fertig …

Aus Mauretanien muss ich noch berichten, dass dort rote Ampeln – außer direkt in der Innenstadt – allenfalls als Stopp-Schild, eher sogar als „Vorfahrt achten“ verstanden werden. Wenn da nichts kommt, fährt man ohne Anhalten einfach drüber. Das habe ich so auch noch nicht soooo oft erlebt …

Gestern Nachmittag hätte ich nicht erwartet, dass ich das Fazit dieser Reise dann doch wieder mit „Es war toll“ anfangen würde, aber: Es war toll, denn Las Palmas hat es am Schluss nochmal rausgerissen, aber so richtig. Nouadhibou war jetzt keine Katastrophe, auf keinen Fall, aber es war schon ein bisschen mühsam, weil weder das Land noch die Menschen noch die Infrastruktur so richtig auf Tourismus eingestellt sind (das muss ja noch nicht schlimm sein, das war im Sudan und in Algerien und ein bisschen im Iran und in Syrien vor dem Krieg auch so, und trotzdem habe ich mich dort viel wohler gefühlt, auch weil die Menschen – wiewohl Muslime wie in Mauretanien – mir als nichtmuslimischem Ausländer gegenüber viel zugänglicher waren, was auch an der – außer und doch auch in Algerien – größeren Verbreitung der englischen Sprache gelegen haben mag) und die meisten Ausländer, die dort durchaus zu sehen sind, eher beruflich in der Handels-„Metropole“ Mauretaniens unterwegs sind. „Metropole“ schreibe ich in Anführungszeichen, weil Nouadhibou in der alten Innenstadt (die nördlich gelegenen Wohnviertel, die eine große Ausdehnung haben und in denen die Mehrheit der Nouadhibouer – oder wie auch immer man sie nennen soll – wohnen, habe ich so richtig erst beim Abflug gesehen) einen eher mittelstädtischen Charakter hat, mit großteils ein- und zweistöckigen Gebäuden, nicht immer geteerten größeren und regelmäßig staubigen Nebenstraßen. Zudem gibt es jetzt nicht so die dramatisch fantastischen Sehenswürdigkeiten – ja, der Schiffsfriedhof ist spannend, und ich bin froh, einen Teil davon noch gesehen zu haben, bevor die Chinesen da alles entsorgen, ja, der Fischereihafen ist in seiner Geschäftigkeit und ob der Vielzahl von Booten ganz bestimmt einen Abstecher wert, und auch das Essen in den beiden (europäischen) Gaststätten, in denen ich war, war ziemlich lecker. Mein Hotel war wirklich nicht schlecht, aber natürlich – gerade in Anbetracht dessen, dass ich in Las Palmas, also in der EU mit ihren höheren Lebenshaltungskosten, ein ganz tolles Zimmer hatte, für das ich weniger bezahlte – völlig überteuert. Klar, in zwei Tagen kann man nicht alles sehen, und vielleicht hätte ich auch mal einen Ausflug in den Nationalpark gemacht, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, vielleicht wäre Nouakchott doch die bessere Alternative gewesen, hätte, hätte, Fahrradkette, schlussendlich ist es so, dass ich so richtig begeistert – ich denke, das ist spätestens jetzt deutlich geworden – von Nouadhibou und von diesem Teil Mauretaniens nicht bin.

Womöglich fühle ich auch aufgrund des Kontrastes zu Nouadhibou so dermaßen von Las Palmas in den Bann gezogen, aber in Las Palmas war halt von hinten bis vorne alles gut, und damit meine ich nicht, dass die Ober jetzt alle Deutsch gesprochen oder ich überall Eisbein bekommen hätte, das war nämlich nicht so (und ist für mich auch nicht so wichtig, schon gar nicht das Eisbein …). Dass die (touristische) Infrastruktur auf Gran Canaria sehr gut ist, ist ja gar keine Frage und darf erwartet werden in der Europäischen Union, aber ich hatte nicht mit einem so völlig reibungslosen Aufenthalt in den zweimal wenigen Stunden, die ich dort war (also, das heißt, nachdem ich dann gestern Abend eingereist war …), gerechnet. Mauretanien drohe ich meine allzu baldige Wiederkehr nicht an, Las Palmas aber dafür umso heftiger …
Blick von der Terrasse auf den Strand

Bunt gegen Blau endete 2:2



Nein, das ist jetzt keine kryptische Anspielung auf meinen Alkoholkonsum oder auf ein nicht ganz glücklich verlaufenes Schwimmerlebnis im Meer (das war 2014 in Rio und 2016 in Swakopmund), sondern das ist der Ergebnisbericht des Spiels zweier Jugendmannschaften heute auf dem Sandplatz unterhalb des Unabhängigkeitsplatzes im Stadtzentrum Nouadhibous …

Ich war fertig gestern Abend, und dementsprechend früh ging ich zu Bett (oha, jetzt wird meine Sprache schon beeinflusst von der Norddeutschen, mit der ich ständig im Sherry zusammensitze) und dementsprechend spät stand ich heute auf. Gegen 9.30 Uhr frühstückte ich, danach verhandelte ich mit dem Rezeptionisten, dass ich – wie von der Buchungsseite angesagt – erst um 16 Uhr auschecken muss, ohne Aufpreis zu zahlen. Er wollte er mir dafür, dass ich über 12 Uhr hinaus bleiben darf, noch die Hälfte des Zimmerpreises abknöpfen, aber als ich ablehnte und schon auf dem Weg nach oben war, pfiff er mich zurück (das geschieht hier mittels eines Zischens, das mir tierisch auf den Geist geht, ich bin doch kein Gaul!), weil er wahrscheinlich – zurecht – befürchtete, dass ich diese, ähm, Ungereimtheit in meiner Bewertung für das Hotel hier niederschreiben würde. Ich bin mal gespannt (ich schreibe den Blog schonmal vor, während ich hier im Zimmer sitze), ob das wirklich klappt …

Die Zimmermädchen waren schon auf dem Zimmer, was mir nicht so recht war, weil ich ja auf alle Fälle noch ein paar Stunden hatte und sie – ich wollte nachmittags nochmal duschen – auf alle Fälle noch einmal das Zimmer würden machen müssen. Aber gut, sei’s drum, jetzt hatte ich halt ein frischgemachtes Bett – auch nicht schlecht für ein Tageszimmer …

Ich lief wieder (auch heute viel zu viel) in Richtung Innenstadt, bog aber bei der ersten Gelegenheit ab hoch auf die Hauptstraße, die N2, und lief dort durch den „Stadtkern“ Nouadhibous. Ich kaufte nichts zu trinken ein, weil ich noch etwas von gestern hatte und mit mir herumtrug. Ich entschied mich dagegen, auf die Straße zu gehen, die 25 m bis an die Grenze zur Westsahara heranreicht, weniger, weil Minengefahr bestünde, sondern vielmehr, weil es mir dann doch zu weit war und ich wahrscheinlich nicht so arg viel sehen würde außer Wüste und den Gleisen, die an diesem Stück angeblich schon in der Westsahara liegen …

Also steuerte ich den Port Artisanal, den Fischereihafen, an, aber auf dem Weg dorthin kam ich wieder an dem gestern schon beschriebenen Fußballsandplatz vorbei. Dort waren heute sehr viele Jugendliche (das ist immer so schwer zu schätzen, aber da war von U11 bis U15 alles dabei), denen ich beim Fußballgucken zusah. Ich dachte zunächst, die kicken da einfach nur ein bisschen rum, weil etliche barfuß spielten, ein paar sogar mit Badelatschen (die gelegentlich beim Schuss dem Ball hinterherflogen), einige hatten Plastikfußballschuhe an und mancher auch Socken. Plötzlich rief ein 25-Jähriger seine Jungs zu sich, und es ergab sich, dass hier ein Fußballspiel zu sehen war, auch wenn die Jungs, denen ich zugeguckt hatte und die ich dann auch anfeuerte, keine Trikots hatten (naja, doch hatten sie zum Teil schon, von Klose und Neymar zum Beispiel, aber eben keine einheitlichen), während die Gegner blaue Trikots trugen, auf denen aber bei zwei Spielern „Özil“ und bei zwei anderen „Sergio Ramos“ stand – komische Namen haben die hier …

Die Tore hatten keine Netze, Seitenlinien gab’s nicht, naja, doch, die Straße war die Seitenlinie, und wenn der Ball über die Seitenlinie flog und ein Spieler hinterherjagte, machte ich manchmal die Augen zu, weil die nicht immer guckten, ob ein Auto kommt … Auf der anderen Spielfeldseite war eine leichte Anhöhe und irgendwo dort befand sich, nach Gefühl des Schiedsrichters, dann auch eine Seitenlinie. Ich hatte einen Sitzplatz, nämlich auf einem Betonklotz. Achso, Abseits wurde auch nach Gefühl des Schiedsrichters gepfiffen, manchmal auch gar nicht, aber auch wenn der Schiri kaum älter und nicht größer als viele Spieler war, gab es nie Gemotze, so soll es sein …

Zu motzen hätte es ein bisschen was gegeben, weil der Schiri jedes Handspiel pfiff, auch wenn es offensichtlich unabsichtlich war (von hinten aus einem Meter angeschossen), die Entfernung zur Mauer beim Freistoß betrug drei Meter, hohes Bein wurde außer in den Schlussminuten nie gepfiffen und die Spieler grätschten und wühlten, was das Zeug hielt … Süß war, wenn die Spieler sich in der Mauer vom Ball wegdrehten und trotzdem die Hände vors Gemächt hielten – da könnte ja ein Querschläger kommen, und außerdem machen die Großen das auch so …

Die Blauen machten das 1:0, ehe meine Mannschaft das 1:1 erzielte und in der zweiten Halbzeit aus meterweiter Abseits-Position mit 2:1 in Führung ging. Kurz vor Schluss fiel aber leider noch das 2:2, das insgesamt aber in Ordnung ging … Zwischendrin grinsten der bunte Coach und ich uns gelegentlich an, vor allem, wenn ich auf Deutsch anfing, unwillkürlich Kommandos zu geben – ich musste mir erst klar machen, dass man mich hier zwar a) hören, aber b) nicht verstehen würde, sodass das – aus anderen Gründen als im Fußballstadion bei uns, aber genauso – unsinnig war … Weiter machte ich damit trotzdem. Zwei-, dreimal musste ich mich auf meinem Betonklotz, der auf der Seitenlinie stand, vom Spielgeschehen weg drehen, weil ich sonst durch die bloße Anwesenheit meiner Füße ins Spielgeschehen eingegriffen hätte, aber das war lustig – und ganz normal, es war also nicht so, dass der bekloppte Ausländer da irgendeinen Mist machte. Vielmehr liefen mehrfach Familien und Einzelpersonen in Seelenruhe durch das Spielfeld durch, sehr lustig …

Unmittelbar nach Abpfiff ging ich dann – jetzt aber wirklich – in Richtung Fischereihafen, den ich nach einigem Suchen (nicht nach der Örtlichkeit an sich, sondern nach dem Eingang) fand. Wenn man den Eingang mal gefunden hat und die vielen hundert blau-weißen Bötchen im Hafen liegt sieht, dann sieht das schon toll aus. Hier hätte ich sicher auch was trinken und sogar essen können, aber weil weder mein Arabisch noch mein Französisch ausgereicht hätten und ich Zweifel hatte, dass die eine französischsprachige Speisekarte (mit der ich umgehen kann) vorweisen konnten, lief ich einmal am Hafen entlang in der Hoffnung, auf der anderen Seite zur Flughafenstraße und von dort nach Hause zu gelangen.

Das war aber Pustekuchen, wie es auf Neudeutsch heißt, denn das Hafengelände wird von einer Mauer umzäunt, über die man zwar hätte klettern können, aber ich hatte jetzt nicht unbedingt Lust, mir beim Klettern das Bein zu brechen oder mir eine Kugel einzufangen, man weiß ja nie im Ausland … (Letzeres war ein Scherz!)

Also lief ich zurück zum Eingang, wo ich ein Taxi erwischte – das war auch nötig, weil ich selten so aggressiv bettelnde Kinder erlebt habe wie hier am Fischereihafen. Die fassen einen an und ließen auch nicht ohne Weiteres von mir ab, gerade weil ich für meine Verhältnisse (ich war zu überrascht von dieser plötzlichen Bettelei, weil die erwachsenen Menschen hier – bis auf den einen Alten gestern – sehr zurückhaltend dem Ausländer gegenüber sind) relativ ruhig blieb. Vielleicht hätte ich sie einfach mal mit meinem typischen Blick, wenn ich sauer werde, anschauen sollen, dann hätten sie Reißaus genommen …

So hing der eine Junge fast noch an mir dran, als das Taxi schon losfuhr. Dass der Taxifahrer dann für die zwei Kilometer zu meinem Ziel (ein Restaurant) mehr nahm (70 Cent) als der Fahrer gestern für die Fahrt aus der Wüste zurück nach Nouadhibou, nahm ich trotzdem dankend in Kauf. Boah, Kinners …

Im Restaurant Monaco war ich einer von zwei Gästen, die Kellnerin fragte, ob ich Spanisch spräche, was ich so halb bejahte, worauf sie den Spanier (den zweiten Gast) anstellen wollte zum Übersetzen. Das war wiederum nicht nötig, weil sie eine Speisekarte hatten, sodass ich mir ein Fischfilet (Corvina oder so) aussuchte und dazu – ich hatte inzwischen viel zu wenig getrunken – eine Cola nach der anderen bestellte. Die Pommes hier waren lecker, das Gemüse ebenfalls, und zum Abschluss trank ich ein Bier, auch wieder ein kanarisches, das schmuggeln die ganzen Gastwirte hier offenbar rein …

Am Ende zahlte ich 17 Euro, war zufrieden und ging zurück ins Hotel, wo ich nochmal duschte, packte und dann kurz vor 16 Uhr aus der Tür fiel. Ich hatte meine übrig gebliebenen 11.000 Ougiyas und dazu den passenden Betrag in Euro gepackt, sodass der Rezeptionist nach einigem Herumgerechne „Okay, very good“ meinte und das Hotel und ich getrennter Wege gingen.

Ich marschierte in Richtung Flughafen, als neben mir eine ganze Kolonne mit spanischen Militärfahrzeugen vorbeifuhr … Ich ging in den Flughafen hinein, als ich feststellte, dass hier direkt an der Tür eine der von mir besonders geliebten Eingangskontrollen lag. Zu allem Überfluss hatte ich mich an der Frau, die dort scheinbar unschlüssig im Weg herumstand, vorbeigedrängelt, sodass ich schmunzelnd um Entschuldigung bat und sie vorließ, was sie ebenfalls mit einem Schmunzeln quittierte … Plötzlich kam so ein Kerl, der vom Flughafen schien (und auch tatsächlich war) und wollte meinen Pass haben, also gab ich ihn ihm. Der Typ fabrizierte nur Chaos, keine Ahnung, was der dachte, was für ein Trottel ich bin oder wie selten ich fliege, denn es gab großes Hin und Her mit meinem Gepäck, keine Ahnung, was das sollte. Nun wollte er sich für mich vor die Frau drängeln, was dazu führte, dass die hinter uns Stehenden ihm sagten, er solle mal warten, was ich bestätigte. Der Herr wollte nach dem ganzen Chaos, das er veranstaltete, auch noch ein Trinkgeld; das wiederum konnte er sich in die Haare schmieren.

Jetzt hatte ich meine (handgeschriebene) Bordkarte, musste bei der Polizei anstehen, die mich ausstempelte, aber dann wieder in den öffentlichen Bereich zurückschickte – es ist alles ein bisschen ungewöhnlich hier, das muss ich schon sagen … Irgendwann ging es dann los mit der Handgepäckkontrolle, es fehlte mir noch irgendein Stempel, dass mein Visum, wenn ich wiederkomme, ach, keine Ahnung. Der Zivilist, der mir den Stempel besorgte, sprach Englisch, war sehr freundlich, aber sehr traurig, als ich dann sagte, dass ich wahrscheinlich nicht wiederkäme – bei so einem Bullshit, den die hier machen (wobei ich mir den letzten Teil des Satzes natürlich nur gedacht habe) … Dass ich einen Rechner und Flüssigkeiten im Gepäck hatte, störte – wenig überraschend – niemanden, aber danach kam der Zoll …

So langsam glaube ich wirklich, dass der tatsächliche Zweck des Zolls daraus besteht, sicherzustellen, dass die Leute das Land in möglichst schlechter Erinnerung behalten, es ist unglaublich. Der Typ war zwar recht freundlich, durchkämmte jedoch meine Rechnertasche und meinen Geldbeutel, als ob da irgendwelche Drogen drin sein könnten; meine größere Reisetasche guckte er sich dagegen nur oberflächlich an und fragte dann (kein Witz), ob ich Fisch dabeihätte … Da konnte ich nur noch lachen …

Als es dann ans Boarden ging, legte mir so ein Uniformierter die Hand auf die Schulter und meinte, es gehe jetzt los. Das sehe ich selber, du Kollege, dass die Schlange fünf Meter vor mir steht … Es gab freie Sitzwahl und so bekam ich meine eigene Reihe für mich ganz allein. Ich konnte vom Flieger aus noch ein letztes Mals mein Hotel sehen, und schon startete die Maschine. An der Freundlichkeit können die Stewardessen von Mauritania Airways noch ein bisschen arbeiten, aber ich bekam mein Wasser und meine Cola, auch wenn beides wunderbar warm war.

Als wir auf Gran Canaria ankamen, hatte ich etwa eine halbe Stunde, um zum Bus zu kommen. Leider war nur eine einzige Schlange offen, für alle, einschließlich Unmengen von Mauretaniern. Das würde extrem knapp werden … Nö, das wäre unschaffbar, so langsam, wie die Schlange voranging … Als ich noch 17 Minuten oder so hatte, wurde eine zweite Schlange für „españoles“ aufgemacht, aber ich wusste, dass ich da – als EU-Bürger – auch durch dürfen müsste. So war es dann auch. Ich hatte noch zwölf Minuten, der europäische Zoll war brav, ich rannte nicht, aber ich ging sehr schnell, hoch die Rolltreppe, ab zum Bus. Er stand noch da, ich sprang hinein, bezahlte und der Bus fuhr los – richtig Glück gehabt …

Endstation war in San Telme, den ersten Bus verpasste ich, weil ich ihn nicht als zielführend wahrnahm, der zweite kam zehn Minuten später. Stadtrundfahrt durch Las Palmas, durchaus ansehnlich hier, ausgestiegen in der Nähe des Hotels, eingecheckt, hoch ins Zimmer.

Liebe Leute, ich habe schon viele Hotels gesehen, aber das hier ist toll – fantastischer Strandblick (seitlich, aber toll), sehr schönes Design-Zimmer, das aber auch funktional ist, super, richtig super.

Raus an den Strand, an die Strandpromenade, lecker Pulpo (Tintenfisch, mit viel Knoblauch, wie ich jetzt merke), toller Blick, zweieinhalb Bier, am Ende 22 Euro mit Trinkgeld.

Fantastisch, toll, Las Palmas, ich komme wieder. Jetzt gehe ich aber erstmal ins Bett, denn morgen früh will ich noch schwimmen gehen.

Mehr dann von zu Hause, gute Nacht!
Downtown Nouadhibou

Fußball in Nouadhibou

Fischereihafen

Sonnenuntergang im Flieger

Korrektur am 18. September abends: Ich weiß natürlich, dass es "españoles" heißt, aber ich schnellen Vorschreiben habe ich die Tilde weggelassen und dann später nicht mehr drübergelesen. Das habe ich korrigiert.