Meine Länder

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Donnerstag, 24. August 2017

Über das Streikrecht in der usbekischen Verfassung

... könnte man sicherlich mal eine rechtswissenschaftliche Doktorarbeit verfassen, aber ich werde das in absehbarer Zeit nicht tun, und meiner Mutter war's heute völlig wurscht, ob das in der Verfassung steht oder nicht, sie hat einfach gestreikt ...

Das Ganze mag an dem Schlafmangel gelegen haben, den wir beide letzte Nacht aufgehäuft haben, weil wir beide den allergrößten Unfug geträumt haben - ich konnte wenigstens noch ein bisschen einschlafen, aber meine Ma lag ab 1 Uhr wach. Der Wecker ging um 4.30 Uhr, und sie schmiss mich um 5 Uhr aus dem Bett.

Wir hätten noch ein Stündchen oder so weiterschlafen können: Frühstück gab es um 6 Uhr noch keines, also ließen wir uns sofort von einem Taxi zum Flughafen fahren. Dort kamen wir schon sehr bald an, mussten durch eine Vor-Sicherheitskontrolle, eher wir unser Gepäck über die menschenleere Straße vor dem Flughafen schoben. Am Eingang selbst gab es nochmal eine (oberflächliche) Kontrolle, dann waren wir schon drin ...

Wir waren zwei Stunden vor Abflug da, konnten aber noch nicht einchecken und warteten und warteten und warteten ... Der Flieger verspätete sich, wir hatten Hunger, und erst um 8.10 Uhr oder so konnten wir einchecken - da hätten wir noch fast zwei Stunden schlafen können. Wäre, wäre, Fahrradkette, hat Lothar Matthäus neulich so typisch intelligent gesagt, das stimmt dann wohl, wenn der Ehrenspielführer das sagt ...

Bei der Sicherheitskontrolle wollte sich die Tante profilieren und mahnte irgendein Zeichen auf der Deoflasche an - meist sind es die Frauen, die die Situation an der Gepäckkontrolle verkomplizieren, das ist kein Geschlechterstereotyp, das ist Erfahrung (duck-und-weg) ...

Naja, nach angemessener Wartezeit watschelten wir dann über das Rollfeld, bestiegen den Flieger, ich stieg meinem Hintermann unsanft (und unabsichtlich) auf den Fuß, der Flug ging 35 Minuten, die anschließende Fahrt zum nationalen Terminal vergleichbar lang, und das Warten aufs Gepäck noch einmal.

Am Ende waren wir gegen 10.30 Uhr oder so aus dem Flughafen raus, verhandelten mit diversen Taxifahrern (die Schlingel fingen mit 150.000 Sum für die Fahrt an - mehr als 20 Dollar -, am Ende zahlten wir 25.000 Som, also 3,50 Dollar) und kamen dann einigermaßen gut am Hotel an.

Einchecken konnten wir nicht, also gaben wir das Gepäck in Verwahrung und machten uns - uneingeschmiert - in die Stadt. Weil ich den Concierge falsch interpretiert und gedacht hatte, er halte meiner Ma die Tür auf, was er nicht tat, bekam ich einen saftigen Anschiss von meiner Mutter, weil ihr die Tür vor der Nase zufiel, danach ging es weiter bergab, weil wir nicht sofort einen Schwarzmarkthändler zum Geldwechsel fanden - die Aggressionen stiegen, weil wir Hunger und Durst und zuwenig usbekisches Bargeld hatten.

Nachdem wir die Fronten schließlich auf offener Straße geklärt hatten (meine Mutter trug diverse Schürfwunden davon, meine Nase ist nicht mehr ganz gerade ...), hupte ein privater Autofahrer den privaten Autofahrer, dem wir gerade erklärten, dass wir Geld wechseln wollten, von der Straße - denn der Hintermann sprach ganz gut Englisch.

Er fuhr uns zum Geldwechsler, der nicht so richtig auf Euro stand, aber dann doch einen guten Kurs rausrückte, nachdem der Fahrer für uns auch die Verhandlungen geführt hatte. Wer mal nach Usbekistan kommt und ein Handzeichen sieht, bei dem bei senkrecht stehender Hand alle Finger unabhängig voneinander eine Schlängelbewegung machen, weiß, dass er einen Geldwechsler vor sich hat - man weiß ja nie ...

Der Typ fuhr uns zu unserem gewünschten Restaurant Jumanji, bei dem wir sehr, sehr gut zu Mittag aßen - meine Mutter aß Chomen (so etwas wie Lagman, also Nudeln mit Fleisch), während ich Chuchvara, so etwas wie usbekische Tortellini, zu mir nahm - sehr lecker, aber auch nicht ganz billig.

Der darauffolgende Verdauungsspaziergang zog sich etwas, weil der Kartenmaßstab für Taschkent ein bisschen anders ist als für Buchara, sodass ich die Entfernungen etwas, ähem, optimistisch beurteilt hatte.

Naja, wir fuhren mit der altertümlichen U-Bahn durch sehr schöne U-Bahn-Stationen bis zum Chorsu-Basar, verliefen uns dort ein bisschen, gingen in Richtung Altstadt - und dann weigerte sich meine Mutter völlig unnachvollziehbarerweise, meinen Beteuerungen, dass wir "bald" in der Altstadt und der Hauptmoschee seien, zu glauben - als ob ich sie in den letzten Tagen irgendwie unqualifiziert in der Gegend herumgeführt hätte ... Ts, ts ...

Nun, ich lief in die Altstadt, guckte mir das Ensemble dort an, das für Taschkent ganz okay ist und, wenn es das Erste ist, was man von Usbekistan sieht, sicher beeindruckend, aber nach Buchara und Samarkand, hm, naja ...

Nach der Rückkehr zur Sitzgelegenheit meiner Ma fuhren wir - nach dem schwierigen Erobern eines fahrbaren Untersatzes - zurück zum Hotel und zum Check-in. Das Zimmer ist völlig in Ordnung, aber nicht so toll wie das vor ein paar Tagen, was schade ist, aber kein Weltuntergang.

Völlig sehr in Ordnung ist dagegen das Schwimmbad hier im Hotel, wenn man es denn mal gefunden hat, weil man durch das eine Haus hindurchmuss, um an dessen Essen treppauf, treppab dieses hübsche große Planschbecken zu finden.

Im kühlen Nass wurden unsere Lebensgeister sofort wieder geweckt, sodass wir uns schließlich entschieden, nochmal lecker zu Abend zu essen - ich suchte mal wieder eine Kneipe aus, und die gefiel uns von Anfang bis Ende sehr gut, doch das "Afsona" kann ich jedenfalls nach dem ersten Besuch sehr empfehlen, mal sehen, ob es in die Empfehlungsliste Eingang findet ...

Jetzt ist hier 23 Uhr, morgen wird versucht, auszuschlafen, und dann gucken wir mal, was mir machen. Ich würde schon gerne ein paar Stunden nochmal in der Stadt verbringen, aber vielleicht ist der Pool auch so verlockend, dass wir Taschkent Taschkent sein lassen und im Hotel bleiben ...

Wo wir heute schonmal bei Geschlechterstereotypen waren: Im Stadtverkehr stand ein Auto vor uns, mit zwei Warnzeichen - das eine war ein "У", also ein "U", was meines Erachtens für "Anfang Fahranfänger" steht, das andere Warnzeichen war ein Stöckelschuh ...

So, Fotos gibt's dann irgendwann Samstag - soooo spannend ist das jetzt alles nicht mehr, fürchte ich ...

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