Meine Länder

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Mittwoch, 23. August 2017

Der Wurm drin

Heute war es soweit - heute war der Tag, an dem ich meine Reisebegleitung hübsch im Seich herumgeführt habe, so wie ich mir auf jeder Reise einen solchen Tag "aussuche" ... Meine Mutter war sehr tapfer, aber um 16 Uhr haben wir gemeinschaftlich die Entscheidung getroffen, für heute Feierabend zu machen - wir haben unfassbar viel gesehen, wir haben einige Sachen nicht gesehen, aber das sind einfach weitere Gründe, nochmal auch nach Samarkand zu kommen.

Wir waren früh wach, frühstückten - das war heute das beste Frühstück auf der Reise - und machten uns dann gegen 9 Uhr auf den Weg. Wir wollten zum Registan, liefen um den halb herum, nur um nach Nachfrage bei den Wachleuten herauszufinden, dass der heute erst um 11 Uhr öffnet - es fängt demnächst wohl so ein Musikfestival an, und da finden Proben und alles Mögliche statt.

Also liefen wir durch die - sehr hübsche - Fußgängerzone in Richtung Bibi-Khanym-Moschee. Hier mussten wir 19.000 Som, etwa 2,70 Dollar, Eintritt pro Person bezahlen, sehr viel Geld für Usbekistan, aber die lohnen sind, vor allem, wenn man auf einem alten Foto sieht, wie das vor Eintreffen der UNESCO aussah und wie das heute aussieht - für genau solche wunderbaren Wiederaufbauten ist es gut, dass es die UNESCO gibt.

Italien muss in diesen Tagen entvölkert sein, denn alle Italiener sind in Usbekistan - es ist unglaublich ...

Weiter ging es - über eine größere Straße - zu einem muslimischen Friedhof, in dem wir uns kurz umschauten, ehe wir das Shah-i-Zinda-Ensemble in Angriff nahmen - das hatte ich überhaupt gar nicht auf dem Schirm und gestern nur zufällig in einer Zeitung gesehen, als wir auf das Taxi gewartet hatten. Hornochse, ich - das war fantastisch schön, mit der Moschee mit den Kuppeln, mit dem tiefblauen Portalen, mit einem beeindruckenden Gebetsraum, in dem gerade ein Gebet stattfand und aus dem wir uns entsprechend schnell wieder verkrümelten. Unbedingt hingehen!

Unbedingt nicht hingehen, naja, eher nicht unbedingt hingehen, muss man zu den Ausgrabungsstätten des alten Afrosiyob, da sieht das ungeübte Auge nämlich so wahnsinnig viel, auch wenn man da ungesichert in der Gegend herumläuft auf mehr oder weniger ausgetretenen Trampelpfaden. Die Taxifahrer wissen auch nicht so recht, wo sie einen hinfahren sollen, also tat unserer wissend und lud uns dann doch am Museum aus, das zwar gut sein soll, aber nicht, wo wir hinwollten. Also liefen wir - auch noch intelligenterweise in der Mittagshitze - ins Feld hinein, es war kein militärisches Sperrgebiet (glaube ich ...), und nach einigem (einigem!) Suchen entdeckten wir einige uralte Spuren menschlicher Zivilisation im staubigen Boden.

Schließlich fanden wir einen Weg hinunter und über das kleine Flüsschen, und nach endlicher Zeit auch ein Taxi, das uns zum Restaurant Oasis fuhr.

Dort aßen wir - bedient von einer fähigen Bedienung - lecker Rind und genießbaren Hammel, tranken dazu zwei Bier und viel Wasser, und waren dann zwar einigermaßen von den Strapazen erholt, aber die Pause war eindeutig zu lange gewesen, sodass wir nur noch zum Registan wollten, um uns dort umzuschauen.

Unser Fahrer lud uns aus, wir wollten rein, der Milizmensch zeigte aber mit gekreuzten Armen an, dass zu sei, und eine freundliche Frau übersetzte für uns, dass seit 15 Uhr geschlossen sei - Helden der Nachtmusik!

So hatten wir zwar immer noch einen tollen Ausblick auf das Registan-Ensemble, aber schade war es trotzdem, dass wir nicht reinkamen auf das Gelände - es wäre schlauer gewesen, die Ausgrabungsstätten zu ignorieren und auf den Registan zu gehen, aber hinterher ist man immer klüger.

Samarkand ist jetzt halt ein bisschen kurzgekommen, zumal es noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit gibt, die man sich hätte anschauen können, aber - auch Usbekistan drohe ich meine baldige Wiederkehr, und zwar verschärft - ich bin sicher, in dieses Land noch einmal zu kommen.

Die Usbeken hatten ja eigentlich für 2017 angekündigt, bei der Einreise ihre Visa zu erteilen, sich das aber 20 Tage später wieder anders überlegt und doch erst für 2021 angedacht. Bis dahin werden Buchara und Samarkand in noch hellerem Glanz erstrahlen, und spätestens dann bin ich hoffentlich wieder mit meiner Ma hier.

So machten wir also Feierabend, und um 16.30 Uhr war ich schon geduscht und bettfertig, ist mir auch selten passiert ...


Morgen wollen wir gegen 6 Uhr, 6.30 Uhr zum Flughafen fahren, unser Flieger geht um 8.30 Uhr, und dann haben wir noch zwei Urlaubstage mit ein bisschen, aber nicht so viel Sightseeing in Taschkent. Ich werde versuchen, uns nicht nach Kasachstan, Kirgisistan oder Tadschikistan zu führen auf der Suche nach der nächsten Metro-Station, aber nach heute garantiere ich für gar nix mehr ...

Zu allem Überfluss gab es heute auch das erste Scharmützel zwischen Mutter und Sohn, weil ich gestern keine US-Dollar bei der einen Bankkette hier in Usbekistan geholt hatte, bei der man auch Fremdwährung abheben kann. Wir haben zwar noch usbekisches Bargeld, aber nicht mehr sooo viel, und meine Ma wollte vermeiden, dass wir irgendwann komplett auf dem Trockenen sitzen. Also fragte sie gegen meinen Willen, denn die Banken (und alles andere) will ich Sturkopp ja immer selbst finden, bei gefühlt hundert Millionen Menschen nach dem Weg. Ende der Geschichte war, dass wir in der usbekischen Nationalbank landeten und dort nichtmal reinkamen, geschweige denn Geld kriegten.

Naja, den Abend haben wir ja trotzdem überstanden, und plötzlich fand meine Mutter noch 50 Euro im Geldbeutel (sollte mir auch mal passieren ...), das könnte sogar für die nächsten zwei Tage noch langen, und außerdem gibt's in Taschkent auch diese komische Bank, und dann auch die Metro, sodass man hoffentlich schneller dahinkommt als mit dem Taxi hier.
Bibi-Khanym-Moschee

Bibi-Khanym-Moschee

Bibi-Khanym-Moschee

Shah-i-Zinda

Shah-i-Zinda

Shah-i-Zinda

Friedhof

Shah-i-Zinda

So weit die Füße tragen ...

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts (Ausgrabungsstätte)

Finalmente: Registan

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