Meine Länder

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Dienstag, 29. August 2017

Zu klein für die Fressgass

... bin ich eindeutig, denn ich habe mir heute Abend wieder den Schädel an der Decke angeschlagen, weil diese Wellblechteile - ohnehin tiefhängend - an der Stelle noch ein bisschen tiefer hängen ... Naja, dass ich für asiatische Verhältnisse relativ groß bin, wusste ich schon vorher.

Heute Morgen habe ich ausgeschlafen, richtig, richtig lange - das war schön und offenbar auch nötig, denn als ich danach den Blogeintrag von gestern nochmal las, wurde mir ganz schwindelig - der Schlafmangel war ja deutlichst ablesbar gewesen, gell? Sorry!

Dementsprechend fiel ich erst gegen 10 Uhr auf die Straße und marschierte einfach mal am Mekong entlang, Typen quatschten mich an, ob ich eine Bootstour mitmachen wollte - wollte ich, nur nicht jetzt, denn ich war auf dem Weg zum Vat-Xieng-Toung-Kloster, dem angeblich ältesten von Luang Prabang.

Bis ich da war, war ich einmal fast ausgerutscht (es hatte heute Nacht geregnet, und die Gehwege - soweit es sie gibt - sind schon glitschig, wenn es keine Gehwege, sondern nur Sandpiste gibt, ist das Ganze noch rutschiger) und war - vor allem - schon wieder pätschnass. Es ist hier einfach nur wahnsinnig schwül, aber irgendwann ist dir dann alles egal - Teil des Problems war, dass ich wegen des Besuchs in dem Kloster nochmal lange Hosen angezogen hatte ... Hm, in dem Kloster trugen nur Laoten lange Hosen, alle Ausländer trugen Shorts, die mal das Knie bedeckten, manchmal nicht - naja ...

Ich musste zwei Euro Eintritt berappen, aber während ich das Eintrittbezahlen für Gotteshäuser normalerweise nicht so toll finde, war mir es hier wurscht, weil die das ganze Zeug halt erhalten müssen. Wobei ich glaube, dass sie - wenn sie das auf Spendenbasis machen würden - im Schnitt genausoviel rausbekämen wie so, aber sei's drum.

Vat Xieng Toung ist auf alle Fälle sehr beeindruckend, was sowohl an den Tempeln und Tempelchen als auch an der Tatsache liegt, dass du den Mönchen mehr oder weniger beim täglichen Leben (nicht beim Gebet, sondern beim Leben im direkt angrenzenden und gegen Einblicke nicht explizit geschützten Wohnareal - und selbst dieses Wohnareal ist nirgendwo ausdrücklich als verboten gekennzeichnet, hingegangen ist da trotzdem kein Unbefugter) zugucken kannst. Schon schick ...

In dem Haupttempel ("Schuhe und Mütze ausziehen" steht dann wenigstens da) stehen an der Stirnseite drei Buddhas, und der Tempel ist sehr bemalt, nicht bunt, sondern eher so in rot und gold, aber sehr schön - ich kann das wie immer nicht so toll beschreiben, daher lasse ich es sein und dafür die Bilder sprechen ...

Auch darum herum sind ein paar kleinere Tempelchen (in denen wiederum auch Buddhas stehen) und Säulchen, und am anderen Ende des Areals ist das Royal Carriage House, das ich irgendwie nicht richtig übersetzt kriege, jedenfalls klingt "Königliches Leichenwagenhaus" irgendwie komisch - auch wenn es das am Ende ist.

In dem Gebäude steht nämlich ein vergoldeter Wagen mit ein paar Drachen vornedran und einer riesigen Urne druff, am Ende des Raums stehen viele Dutzende Buddhas - das ist durchaus nochmal sehr beeindruckend. (In Thailand gibt es eine größere Kampagne, dass man Buddhas nicht als Dekoration und Tattoos verwenden soll, vom Nicht-Fotografieren stand da nichts, daher habe ich jedenfalls zu Dokumentationszwecken die Buddhas unten in den Fotos mal gezeigt ...)

Ich ging weiter die Mittelstraße entlang (die Altstadt Luang Prabangs liegt auf einer Halbinsel zwischen dem Mekong und dem Nam Khan, sodass es eine Straße am Mekong, eine am Nam Khan und, naja, ein bis zwei dazwischen gibt ...) und suchte den Wat-Sen-Tempel, den ich nach einem kleinen Umweg auch fand. So von der Außenanlage finde ich Wat Sen noch ein bisschen beeindruckender (weil der mehr vergoldet ist), aber leider kommt man nicht in den Tempel hinein, auch wenn man die Tempelanlage ungehindert (und kostenlos) betreten kann ...

So langsam bekam ich ein Hüngerchen (ich hatte das Frühstück ja verpasst/ausfallen lassen) und begab mich in ein Restaurant am Mekong, um dieses Hüngerchen zu stillen. Die Meeresfrüchte süß-sauer mit Reis waren sehr lecker, auch wenn ich mir - in diesem Binnenland - vielleicht ein bisschen mehr Fisch und weniger Shrimps gewünscht hätte, aber gut geschmeckt hat es. Dazu trank ich (Dussel!) ein Beerlao, und zwar ein großes, das seine Wirkung wie gewünscht tat ...

Danach suchte ich mir nämlich einen dieser Bootskapitäne raus, verhandelte mit ihm ein bisschen, er bezog noch einen Tuk-tuk-Fahrer mit ein und bald saß ich im Tuk-Tuk, denn ich hatte ein Kombinationspaket erstanden für die (Tuk-Tuk-)Fahrt zu den Kuang-Si-Wasserfällen mit einer anschließenden einstündigen Bootsfahrt auf dem Mekong. Das Ganze war nicht ganz billig (insgesamt 27 Euro, wobei die Tuk-Tuk-Fahrt nach Angaben des Reiseführers tatsächlich nicht viel günstiger zu kriegen ist, wenn man allein ist), aber durchaus hübsch ...

Naja, im Wesentlichen hübsch, denn für die Anreise zu den Kuang-Si-Fällen, die nominal nur etwa 25 km entfernt sind, braucht man eine ganze Stunde, und auch das nur, wenn man über die Schlaglöcher so drüberbrettert wie mein Tuk-Tuk-Fahrer. Die Tuk-Tuks hier sehen aus wie kleine Pick-ups mit Führerhaus und Auflagefläche mit Bänken, und da ich das Tuk-Tuk für mich allein gemietet hatte, setzte ich mich (das war weise ...) mit ins Führerhaus. Die Straßen hier sind schlaglochbehaftet und manchmal überschwemmt (uns kam auch ein Moped mit zwei Ausländern drauf entgegen, denen konnte man bei den 30 Metern überschwemmter Straße die Panik richtig ansehen ...), und wenn die Überschwemmung halt lang gedauert hat, sind die Straßen auf ein paar Meter Strecke einfach mal weg ... Erstmals seit Albanien 2004 sah ich (Holz-)Brücken, auf denen zur Verstärkung der Brücke Bretter in Fahrtrichtung liegen, auf denen man tunlichst bleiben sollte (so'n bisschen wie auf der Hebebühne ...). Diese Fahrt nach Kuang Si war also ein richtiges Abenteuer ...

In Kuang Si zahlt man nochmal 2 Euro Eintritt und läuft dann durch einen Wald mit mehr oder glitschigem Boden und vorher an einem Bärenreservat (Kragenbären - auf Englisch Moon Bears - Mondbären - oder einfach Asian Black Bear - asiatischer Schwarzbär) mit einem halben Dutzend Bären, denen man vor allem beim Faulenzen zugucken konnte - unerwartet, hübsch - auf die Wasserfälle zu.

Ich kam von unten, und in einigen Becken dieses kaskadenförmigen Wasserfalls kann man sogar baden, was einige Touristen auch taten. Ich hatte das irgendwo gelesen gehabt, hatte die Fahrt jetzt aber so spontan gebucht, dass ich keine Badehose dabei hatte, und auch wenn ich sie dabei gehabt hätte, bin ich nicht sicher ... ach, Quatsch, natürlich wäre ich ohne Rücksicht auf Verluste in dieses blau-türkise Wasser gehüpft (nein, ich wäre hineingestiegen, es gibt da einen Baumstamm, der hoch in Richtung Wasser ragt, vor dem dick und fett "Danger! No entry" steht, wovon sich aber kein Tourist abhalten lässt, auf diesen Baum zu steigen und von dort ins Wasser zu springen - das hätte ich wirklich nicht gemacht, denn ich motorisches Supertalent hätte mir beim Besteigen des glitschigen Baumstamms unter Garantie mindestens drei Beine gebrochen ...), auch wenn ich angesichts der laotischen Müllpolitik nicht sicher gewesen wäre, ob das eine so wahnsinnig kluge Idee ist, aber das hat mich in Sambia ja auch nicht interessiert. Wow, das war jetzt mal ein langer Satz, sorry ....

Der Wasserfall an sich ist ganz hübsch, aber, naja, ich mag die Version "groß, laut, Dusche" (Niagara, Iguazú, Victoria) mehr als diese Waldvariante, auch wenn der Hauptwasserfall schon ein paar zig Meter runterfällt und diese Kaskaden erst nach dem Hauptwasserfall kommen ...

Zu allem Überfluss fing es jetzt ein wenig stärker an zu regnen, sodass ich mich - angesichts des Waldbodens - einigermaßen zügig zurück zum Auto machte, ich hatte eine gute Stunde dort verbracht, mit Baden wäre es ein bisschen mehr gewesen, passt. Irgendwie war mir schlecht, ich weiß nicht, ob das am Mittagessen (eher nicht), am Bier (eher schon), an der hoppligen Herfahrt (vielleicht) oder am geringen Wasserkonsum in den vorangegangenen Stunden (recht wahrscheinlich) lag, jedenfalls war die Cola, die ich dann kaufte, binnen Sekunden weg.

Die Heimfahrt (mein Fahrer fuhr noch schneller als auf dem Hinweg, weil er - wie sich herausstellte - noch andere Kundschaft hatte, die auf ihn wartete) überstand ich unverletzt (auch wenn bei einen Schlagloch mein Kopf gegen die unverkleidete Seitentür knallte), und um 15.45 Uhr trudelten wir bei dem Bootsmann ein. Der beorderte seinen Hilfsarbeiter, mir einen ordentlichen Steg auf den Ponton zu bauen, weil ich ansonsten durch das Mekongwasser hätte waten müssen, was ich nicht nur nicht gewollt hätte, sondern wobei ich mit großer Wahrscheinlichkeit ein unfreiwilliges Ganzkörperbad im Fluss genommen hätte (in Kuang Si war ein armer Kerl beim Gang vom Ufer zum Picknickplatz ausgerutscht und mit seinem Rucksack im Wasser gelandet, ärgerlich ...). Der baute, ich kam, wacklig, aber erfolgreich auf der anderen Seite an und stieg ein.

Diese langen Mekong-Langsamboote (die sind - würde ich schätzen - dreißig Meter lang) sind irgendwie schick, und mit einem von denen tuckerte ich jetzt - ganz allein mit meinem Kapitän - ein Stückchen den Mekong hoch. Leute, das war schön, das war richtig Seele baumeln lassen, weil es da außer beeindruckend grüner Landschaft (das war mir schon beim Landeanflug aufgefallen) nicht so arg viel zu sehen gibt (naja, den Fischern bei ihrer Arbeit zuzugucken, ist auch nicht so schlimm), aber es geht so langsam und entspannt voran, dass du kaum merkst, dass eine Dreiviertelstunde rum war, als der Bootsmann das Schiff in die Mitte des Flusses lenkte und selbiges von der Strömung in Fließrichtung gedrückt wurde - nun fuhren wir flussabwärts nochmal ein paar Minuten mit schönem Blick auf den Sonnenuntergang, dann war die Stunde Bootsfahrt auch schon um und ich zufrieden ...

Zufrieden, aber auch ein bisschen fertig - daher ging ich in Richtung der Fressgass und wollte einen Mangoshake probieren, wieder mal ohne Rücksicht auf Verluste, denn ich ließ mir Milch und Eiswürfel und Zuckerwasser und was es alles gibt in den Shake schütten. Das Ganze kostet einen Euro und schmeckt fantastisch lecker, boah, ist das gut (wenn ich morgen anderer Meinung sein sollte, schreibe ich das an dieser Stelle ...).

Danach machte ich etwas, was ich sonst selten mache, und aß an gleicher Stelle nochmal das Gleiche wie gestern, aber dieser gegrillte Fisch für wahnsinnige drei Euro war so fantastisch (auch heute wieder), dass ich gar nicht anders konnte. So, so, so lecker, unfassbar ...

Ich gönnte mir zum Nachtisch nochmal einen Mangoshake und ging dann gegen 19 Uhr ins Hotel, denn ich hatte Feierabend für heute. Ich duschte nochmal kurz und bin jetzt fast bettfertig.

Eben habe ich für den Flug morgen eingecheckt und auch noch Gepäck dazugebucht, jetzt muss ich gleich noch das Hotel bitten, dass sie mir die Bordkarten ausdrucken, dann ist das auch geritzt (inzwischen - zehn Minuten später - hat es geklopft und ein Mitarbeiter hat meine Dokumente gebracht, sehr lieb!). Ebenfalls gebucht habe ich die Fährfahrt von Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) nach Vũng Tàu (Strand) am 1. bzw. 3. September - für die beiden Fahrten zahle ich zusammen eine halbe Million Vietnamesische Dong (!!), das sind 18 Euro ...

Und zwei Sachen will ich noch erzählen:

Im Gegensatz zu Usbekistan gibt es hier viele Hunde, wahrscheinlich auch viele Straßenhunde. Ein solches Paar (von Straßenhunden, schon ein bisschen ältere Semester) lief eben in Seelenruhe über den Nachtmarkt, guckte sich um, so wie es Menschen machen würden, die beiden wurden von allen umstehenden Touristen sofort ins Herz geschlossen - das war richtig süß ...

Und eine Wechselstube macht dick und fett Reklame mit "Better rates elsewhere", was übersetzt "Bessere Kurse woanders" heißt. Da haben sie halt ein "than" ("als") vergessen. Ob man ihnen das sagen sollte?

Gute Nacht, morgen Nachmittag/Abend geht's über Bangkok nach Ho-Chi-Minh-Stadt, wo ich aber erst gegen 21 Uhr ankomme. Davor werde ich hier noch den alten Königspalast besichtigen (ohne Fotos anscheinend), ehe ich kurz vor 12 Uhr auschecken muss und vorher vielleicht noch geduscht haben möchte ... Gegen 14 Uhr, 14.30 Uhr fahre ich dann mit dem Taxi zum Flughafen und fliege um 16.45 Uhr ab ...

Buddhas im Royal Carriage House

Vat Xieng Toung

Wat Sen

Kragenbär, Moon Bear, Asian Black Bear, whatever

Kuang-Si-Wasserfall

Langsamboot auf dem Mekong

Lecker Fisch für drei Euro (30.000 laotische Kip), Cola kostet extra ...
Luang Prabang, es gibt kaum eine Stadt, in die ich zum ersten Mal gekommen bin und die mich - doch - so entspannt hat. Ich habe bei weitem nicht alles gesehen, aber das macht nichts, hier lernt man (schnell), einfach auszuruhen, das ist gut. Und wer weiß, vielleicht komme ich in der trockeneren Zeit (luftfeuchtigkeitsmäßig) mal wieder her, das ist nämlich alles nicht hässlich hier.

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