Meine Länder

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Mittwoch, 16. März 2016

Afrikanische Zeitangaben sind wunderbar

Nun, mir ging es gestern Abend nicht so gut, was möglicherweise an den vier oder fünf Bieren lag, die ich auf die pralle Mittagssonne getrunken habe, wahrscheinlich aber vor allem daran, dass ich zu wenig Nichtalkoholisches getrunken habe. Dass ich mich auch am ersten Tag viel am Strand und in der Anlage aufgehalten habe, dort zwar im Schatten, aber trotzdem, war sicherlich auch das Allercleverste, was diese Welt bisher von mir gesehen hat.

Man könnte meinen, dass ich wüsste, wie wichtig es ist, dass man hydriert bleibt, gerade wenn man sich noch nicht so ganz richtig akklimatisiert hat, aber manchmal – meistens? - bin ich halt einfach nur bescheuert.

So, das war jetzt genug mea culpa.

Das Auschecken ging schnell heute Morgen, das Taxi kam pünktlich um 8.30 Uhr, und auf ging es zur Fähre. Diesmal kam uns der Weg zurück länger vor als der Weg hin, aber das lag wahrscheinlich daran, dass Hilda uns auf dem Hinweg ein wenig abgelenkt hatte. Jedenfalls kamen wir an der Fähre an, bezahlten unserem Fahrer den mehr oder weniger vereinbarten Preis. Er kaufte für uns die Tickets für die Fähre von Banjul nach Barra, die 25 Dalasi, also etwa 60 Cent kosten. Diese Fähre war – wie auf dem Hinweg – eine von zweien.

Er sackte nochmal 50 Dalasi ein, die er als Bestechungsgeld dem Wächter am Eingang zum Hafen gab, auf dass wir uns schon vorrangig einen Platz sichern könnten. Nun standen wir da in der prallen Sonne und sahen die Fähre eintreffen. Wir wunderten uns, nachdem sie leergeräumt war, wieso wir nicht drauf durften, dann war sie auf einmal weg. Aha.

Jemand sprach uns an, fragte, wo wir herseien, wir sagten „aus Deutschland“ und die Gambier sagten „wunderbar!“. Da uns das da am Fährhafen nicht zum ersten Mal passiert ist, habe ich den Eindruck, dass „wunderbar“ das deutsche Lieblingswort der Gambier ist. Naja, klingt ja auch – für deutsche Verhältnisse – relativ sanft.

Die zweite Fähre kam, wir durften tatsächlich vor den anderen schon drauf, ergatterten uns einen Sitzplatz unter Deck (Sonne hatten wir heute schon genug gehabt) und beobachteten des Treiben dort. Ein islamischer Prediger kam durchgelaufen, zwei blinde Bettler (jetzt sitze ich gerade hier am Fährhafen in Foundiougne und habe mir wahnsinnig erschreckt, weil gerade einen Meter vor mir eine Ziege gemäht hat), allerlei Verkäufer von Zahnpasta, Bilderrahmen, Mandarinen, Getränken usw.

Nach einer halben Stunde waren wir drüber, lachten uns einen Fahrer an, der uns in seinem „nice car“, einem altersschwachen, offenen Jeep zur Grenze fahren sollte. Wir sind beide ein bisschen am Husten, da war der Fahrwind bestimmt allererste Sahne …

Der Grenzübertritt ging fix, der gambischen Grenzer konnte sich sogar an uns erinnern, im Senegal mussten wir wenigstens nicht durch die Zollkontrolle, aber eigentlich ging dort in Karang wieder mal ziemlich viel schief. Die Geldwechsler boten furchtbare Kurse an, aber da es keine Geldautomaten gibt (diesen Fakt hatte ich für eine Grenzstadt nun wirklich nicht erwartet), mussten wir irgendwie unsere Fahrt nach Mbour bezahlen.

Erstmal ließen wir uns zum Busbahnhof fahren, dort wechselte ich die verbliebenen Dalasi, ein paar Euro und ein paar Dollar um, sodass wir uns wieder einen
sept-place mieten konnten. Rechnen können sie dort nicht, denn während einer der sieben Plätze einzeln 6.000 Franc kostet, sollte alles zusammen 55.000 Franc kosten. Naja, sei's drum, ich konnte sie überzeugen, dass 42.000 Franc (immerhin auch gut 60 Euro für die vier-, fünfstündige Fahrt) in Ordnung sei. Zwar wollten sie fürs Gepäck noch was extra haben, aber ich argumentierte wie folgt: Zeige auf meine Mutter – une place, zeige auf mich – une place, zeige auf den ersten Koffer – une place, zeige auf den zweiten Koffer – une place. Gelächter um uns herum … Der Verhandler war von der Argumentation nicht so begeistert, aber er verklickerte sie seinem Chef, der uns dann – doch wieder – noch einen Typen für den Beifahrersitz ans Bein band. Der ist jetzt nicht ganz so hilfreich wie Hilda, aber auch nicht schlimm …

Auf ging die wilde Luzi in einem altersschwachen Peugeot, wie vorgestern – war das wirklich erst vorgestern?! - über Sokone, dann über die Rumpelpiste, Abbiegen auf die gute Straße in Richtung Foundiougne. Wir kamen in Foundiougne um 14.45 Uhr an, die Fähre sollte um 15 Uhr gehen, alles richtig gemacht. Sollte man meinen.

Jetzt ist es 16.21 Uhr, und vor 17 Uhr soll es hier nicht weitergehen, was auch die junge Frau neben uns „very frustrating“ (sehr frustrierend) fand. Da ist natürlich der ganze schöne Zeitgewinn flöten gegangen. Afrikanische Zeitangaben halt …

Rest morgen, heute Abend zu müde, aber gut in Mbour im Senegal in unserem Hotel angekommen ...

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