Meine Länder

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Montag, 28. März 2016

Grünes Deutschland

Nun sitze ich hier im Zug nach Hamburg, wo ich die nächsten zwei Tage zu einer Schulung sein werde, und gucke immer wieder aus dem Fenster auf das unglaublich grüne Deutschland. Doch, doch, hier ist es durchaus auch schön …

Heute Morgen stand ich um 8.30 Uhr auf, machte mich fertig, verpasste knapp den Flughafenbus um 9.30 Uhr und musste mit dem um 10 Uhr vorliebnehmen. Der fuhr ein bisschen verspätet ab und als wir um 10.20 Uhr oder so am Flughafen ankamen, sah ich schon die Schlange des Schreckens: Über die Unsinnigkeit der Einlasskontrollen am Flughafen habe ich ja schon öfter geschrieben, deshalb spare ich mir das jetzt, es ging wenigstens einigermaßen fix voran, sodass ich relativ zeitig (und noch deutlich mehr als eine Stunde vor Abflug) am Check-in stand. Diese ganze Kontrolliererei da in Casablanca ist völlig aus den Fugen geraten, es geht so dermaßen chaotisch ab, dass mancher Check-in-Schalter gar nicht beachtet wird (außer von mir, sodass ich sofort dran war), während an den anderen Schaltern etliche Leute anstehen.

Dieses bekloppte Ausfüllen eines Ausreisezettels könnten sie sich auch sparen, die haben doch Computer, wieso machen die sowas? Dass dann auf einer Strecke von 50 m an drei Stationen von jeweils zwei Polizisten kontrolliert wird, ob ich eine Bordkarte habe, ist genauso bekloppt wie dieses Schuheausziehen an der Sicherheitskontrolle. Als dann die Sicherheitsschleuse bei mir nicht piepte, der Held von Kontrolleur mich aber trotzdem noch antatschen zu müssen glaubte, da konnte ich nicht mehr an mich halten und lachte ihm und dieser ganzen Bande demonstrativ ins Gesicht … Unfassbar.

Die Ausreise ging dann halbwegs fix, sodass ich pünktlich am Gate war und auch bald einsteigen konnte. Im Flieger neben mir saß ein Thüringer, mit dem ich ins Gespräch kam, und ein Guineer, der auf dem Weg nach Idar-Oberstein war, um dort afrikanische Kunst, von der er mir ein Video zeigte, zu verkaufen. Der Flug ging recht schnell vorbei, in Frankfurt wurden wir mal wieder direkt am Gate von der Bundespolizei kontrolliert, die offizielle Einreise ging fix, und nach endlicher Zeit kam auch mein Gepäck.

Ich hatte gerade so noch genug Zeit, um mir ein Schnitzelbrötchen und ein Bier im Flughafen-REWE zu holen, dann stand ich das kurze Stück im ICE vom Flughafen zum Frankfurter Hauptbahnhof, ehe ich am Hauptbahnhof in meinen Zug nach Hamburg mit Reservierung umsteigen konnte. Nun bin ich gespannt auf Hamburg. Die nächsten fünf Wochen oder so bleibe ich dann wohl erstmal in Deutschland, seufz …

Abgesehen von den unerfreulichen Begegnungen mit der marokkanischen Polizei an diversen Flughäfen war das mal wieder ein sehr interessanter und spannender Urlaub. Casablanca kommt zwar sicher nicht an Istanbul, Sydney oder Tel Aviv heran, aber es ist eine der interessanteren Städte und eine, in die ich gerne nochmal fahren möchte, schon allein, um im Restaurant du port de pêche nochmal lecker Fisch zu essen (der Zug wackelte gerade, aber ich dachte, das wären leichte Turbulenzen, ich bin eindeutig zu viel geflogen in den letzten Tagen …). El Aaiún oder Laayoune oder wie auch immer wird auf absehbare Zeit kein Touristenmagnet werden, dazu gibt es einfach nicht genug zu sehen. Für ein, zwei Tage reicht es, die Lagune ist wirklich hübsch anzugucken (gestern im Flieger in Richtung Dakhla hatte man nochmal einen tollen Blick auf die Lagune und die Sahara, das war schon beeindruckend, nur leider hatte ich mein Handy nicht schnell genug draußen, um ein Foto zu machen …), und am Strand kann man sicherlich auch ein paar Stunden mehr bleiben als ich es tat (aber dazu müsste man da auch irgendwo was essen und trinken können, und so etwas habe ich nicht entdeckt – das Hotel dort am Strand sah ziemlich gottverlassen aus).

Alles in allem bin ich froh, jetzt mal – trotz der dramatischen Warnungen des Auswärtigen Amtes, die sich aber nicht ernsthaft auf Laayoune beziehen können (dazu war da zu sehr der Hund begraben), sondern auf irgendwelche Wüstentouren – in der Westsahara gewesen zu sein, das ist jetzt aber kein Land, das auf der Liste zur Wiederbereisung ganz weit oben stehen würde – im Gegensatz zu Marokko, wo ich bisher nur Marrakesch kannte und gerne in Zukunft mal ausprobieren würde, wie es in Rabat, Fes oder Ouarzazate so aussieht ...

EUN-VIL-AGA-CMN

So lautete, mit Flughafen-Codes, mein heutiger Westafrika-Rundflug ...

Ich hatte gestern vorsorglich meinen Wecker auf zehn Uhr gestellt (auch hier wurde die Zeit umgestellt) und war ganz überrascht,  als der auf einmal plötzlich losging ... Ich habe offenbar doch ganz gut geschlafen heute Nacht.

Ich ließ mir heute viel Zeit, denn ich musste ja erst um 12 Uhr auschecken (dachte ich ...), ging in Ruhe ins Bad und packte meine sieben Sachen. Dann ging ich nach unten zur Rezeption, und die Leutchen da waren völlig entspannt: Ich könnte auschecken, wann ich wolle ("That's our service", das sei ihre Dienstleistung) ... Sehr schön, auch wenn das meinen Eindruck bestätigte, dass ich einer der ganz wenigen Leute hier im Hotel war (um nicht zu sagen: der einzige Gast).

Ich schleppte mein Zeug trotzdem nicht mehr mit hoch, sondern stellte es an der Rezeption ab, ließ mich zum Place Mechouar fahren, stieg dort aus und suchte fürs kombinierte Frühstück und Mittagessen wieder meine Mittagessengaststätte von gestern auf. Der ansonsten eher schläfrige Kellner erinnerte sich an mich (und mein Trinkgeld von gestern), sodass ich ziemlich schnell die Speisekarte auf dem Tisch hatte ...

Ich bestellte eine Meeresfrüchte-Tajine, also diese klassische marokkanische Zubereitungsart im Tontopf, wobei die Meeresfrüchte vielleicht nicht ganz so klassisch sind. Ganz egal, es war wirklich sehr, sehr lecker, mit zwei Garnelen obendruff, die sich zwar wehrten, aber erfolglos blieben und allerlei sonstigem Fisch in einer wunderbaren Soße (die danach mit Brot aufgetunkt wurde ...). Die Pommes kriegt man als Ausländer offenbar obligatorisch dazu, auch wenn die Portion wirklich eher pro forma war (und auch alles andere als nötig).

Inklusive zwei Cola zahlte ich 60 Dirham (weniger als sechs Euro), und der Schlawiner von Kellner brachte mir mein Wechselgeld auf 100 Dirham als einen Zwanzigerschein und zwei Zehnermünzen mit - natürlich bekam er seine zehn Dirham Trinkgeld ...

Ich lief die Strecke, die ich gestern von der Lagune in die Stadt hochgelaufen war, nun hinunter, ließ mir dabei sehr viel Zeit, beobachtete Kinder beim Fußballspielen und wurde von einem kleinen Jungen sehr erstaunt angeglotzt, lief wieder am Militärhospital vorbei und war schließlich unten auf dem Damm, der durch die Lagune führt.

Wenn El Aaiún ein Panorama abgibt, dann ist das dieser Blick von der Lagune auf die Stadt mit der Moschee, mit diesen hübschen roten Häuschen und den Palmen, dem Schilf und der Lagune im Vordergrund ...

Ich hielt auf dem Damm ein Petit Taxi an und ließ mich zum Hotel fahren, wo ich die Mittagszeit wieder mit einer kleinen Siesta vor dem Rechner (ich habe schließlich Urlaub) verbrachte.

Um 17 Uhr brach ich auf, ließ mich zum Flughafen fahren (ich interpretiere es mal als Gepäckaufschlag, dass ich diesmal zehn Dirham statt fünf bezahlte, immer noch weniger als die 20 vom Hinweg) und überstand eine Vielzahl (naja, zwei) von Polizeikontrollen, ehe ich überhaupt am Check-in war. Auch hier gab es vor dem Betreten des Flughafengebäudes eine erste Gepäckkontrolle, aber hier ist so dermaßen der Hund begraben, dass man sich an diesem Feldflughafen keine Sorgen machen muss ...

Es war gar keine Frage, ob mein Gepäck nur bis Casablanca durchgecheckt werden kann, die einzige Frage, die die Check-in-Dame hatte, war, ob ich in Agadir ans Gepäck wollte - nein, das wollte ich bei 40 Minuten Umsteigezeit keinesfalls. Ich habe jetzt auch nur Bordkarten bis Casablanca bekommen und muss daher morgen auf alle Fälle nochmal einchecken, auch recht ...

Die Marokkaner befolgen auch zwei Tage später meinen Rat nicht, dem Ausländer nicht das Gefühl zu geben, er bereise ein besetztes Gebiet, denn auch diesmal schrieb die Polizistin schön meine Passdaten auf und fragte - was wollen die eigentlich damit, das können die doch eh nicht nachprüfen! - nach meinem Beruf. Ehe ich nun wieder anfing, von Unternehmensberater und Betriebsrente anzufangen (das verstehen ja die meisten Deutschen nicht, wie soll es dann erst ein Nichtdeutscher verstehen ...?), schrieb ich einfach "Consultant/mathematician" und gut war's ... Und dass kein Mensch, der ganz bei Verstand ist, hier "Journalist" angibt, ist doch auch klar.

Von Laayoune (EUN) ging es nun nach Dakhla (VIL) erst einmal 500 Kilometer in den Südwesten, nur um eine Dreiviertelstunde später zurück in den Nordosten nach Agadir (AGA) zu fliegen, und zwar fast 1.000 km.

In Agadir rannten ein paar Spanier vor mir zum Gate, weil es keinen Inlandstransfer gibt und man nochmal durch die Sicherheitskontrolle muss, ich ging schnellen Schrittes hinterher. Sehr ärgerlich ist, dass die Marokkaner auch bei einer Inlandsankunft noch eine Passkontrolle machen, das haben sie einfach nicht im Griff, tut mir leid.

Ich ging also fix durch die Sicherheitskontrolle (die Spanier mussten auf einen internationalen Flug) und musste erstmal warten, weil das Gate noch gar nicht auf war. Da saßen aber auch gar nicht so viele Leute, und am Ende kam es, wie es kommen musste: Wir stiegen - zu zehnt! - in den gleichen Flieger ein, mit dem wir gekommen waren.

Der maximal dreiviertelstündige Flug ging schnell über die Bühne, in Casablanca wurden wir mit einem Crewbus abgeholt (wir waren ja nur zehn Fluggäste, ja, in Zahlen 10, in dem 150-Mann-Flieger gewesen) und waren schnell am Gate.

Insgesamt waren das heute knapp 2.000 km Flug für eine Strecke von 900 km, wenn man den direkten Weg (der fünf Minuten vor uns in Laayoune abflog) genommen hätte - offenbar war der Direktflug nach Casablanca so viel teurer, dass ich ihn bei der Buchung gar nicht auf dem Schirm hatte; naja, wer mich kennt, weiß ja, dass ich solch abenteuerliche Routenplanungen eigentlich mag (weshalb ich es immer noch ein klitzekleines bisschen schade finde, dass wir nicht über Addis Abeba nach Dakar geflogen sind ...).

In Casablanca unterscheiden sie kaum nach Inlands- und Auslandsankünften, sodass wir unsere Bordkarte und den Pass an der Kontrolle vorzeigen mussten und dann durchkonnten. Das Gepäck kam praktisch zeitgleich mit mir zum Laufband (vor allem: Es kam!), den Zöllnern sagte ich, dass ich aus Agadir käme, dann musste ich mein Gepäck nicht röntgen lassen.

Der Hotelbus stand schon da, der Check-in ging mit einem ganz gut Deutsch sprechenden Rezeptionisten einigermaßen schnell, ich ließ mich vom Kofferträger noch ein bisschen abzocken, aber nichts Schlimmes, und jetzt geht es hier um 1.10 Uhr gleich ins Bett.

Weiteres dann morgen aus Hamburg ...

Samstag, 26. März 2016

150 km zur Costa Calma

So, die Nacht war nicht ganz so leise, aber irgendwann haben sie alle Ruhe gegeben, die Hunde und die Autos und die Menschen, außer, dass im Morgengrauen der Muezzin wieder mal gerufen hat. Ich habe also ausgeschlafen, soweit das ging, und zog mir dann die Klamotten von gestern nochmal an - nur zog ich anstatt der Unterhose gleich eine Badehose drunter, denn schließlich wollte ich an den Strand.

Ich lief ein paar Meter den Berg hoch, kaufte mir eine Flasche Wasser (nochmal so dehydrieren wie in Gambia wollte ich nämlich nicht) und ließ mich dann mit einem Petit Taxi zum Grand-Taxi-Stand kutschieren. In El Aaiún dürfen die Petit Taxis die Stadtgrenze nicht überqueren, sodass sie nur innerhalb des Ortes unterwegs sind (und hier auf sehr praktische Weise, wenn man mal den Dreh raus hat, Busse und so fast überflüssig machen); wenn man also von irgendwo in der Stadt in eine andere Stadt will, muss man erst mit dem Petit Taxi zum Sammelplatz fahren (das kostete mich 60 Cent) und dann mit dem Grand Taxi in die andere Stadt.

Ich ließ mich also für 1,80 € die 25 km durch die Sahara (so mit Dünen und Sand und so ...) nach Foum el-Oued an der Atlantikküste kutschieren, zusammen mit, ich glaube, vier Damen und Herren hinten im Auto, während ich mich auf dem Beifahrersitz breitmachte. Wir stiegen am Kreisverkehr am Strand in Foum el-Oued aus.

Der Strand dort ist großteils relativ steinig (also schon Sandstrand, aber mit vielen großen Steinen drauf), nur weiter hinten, in der Nähe des (einen) Hotels ist der Sandstrand wirklich sandig, und den Kilometer dorthin lief ich jetzt also. Ich habe zwar keinen Hut dabei und bisher auch keinen zu kaufen gekriegt, aber ich hatte vorsorglich meine Birne heute gut mit Sonnenmilch benetzt (sodass ich anfangs wie ein richtiges Bleichgesicht aussah ...) und habe die Sonne heute gut überstanden.

Am Strand war ein bisschen was los, ein paar Ortsansässige saßen in Zelten am Strand (es war recht windig), ein Vater spielte mit seinen Kindern Fußball am Strand und dann kam der dicke Deutsche und sprang in die kühlen Fluten. Kühl, aber nicht so eiskalt wie im Senegal, obwohl wir hier ein gutes Stück weiter nördlich sind, das war richtig schön, vor allem, weil die Wellen auch hübsch hoch waren. Doch, das hat Spaß gemacht. So nah wie heute war ich der Urlaubsstatt meiner Kindheit schon lange nicht mehr gekommen, denn der Strand liegt nur, naja, 150 km von der Costa Calma auf der Kanareninsel Fuerteventura entfernt. Ich habe mal rübergewunken ....

Nachdem ich wieder halbwegs trocken war (ich hatte ein Handtuch aus dem Hotel entführt, aber umziehen am Strand wollte ich mich dann doch nicht, also musste ich warten, bis die Badehose einigermaßen abgetrocknet war), zog ich mich an und machte mich auf den Rückweg zum Kreisverkehr. Ich war fast da, als ein Grand Taxi anhielt, fragte, ob ich nach Laayoune wolle (ich springe zwischen "Laayoune" und "El Aaiún" hin und her, merke ich gerade, ist wurscht, ist die gleiche Stadt), ich bejahte und, schwupps, saß ich schon wieder im Taxi zurück in die Hauptstadt. Diesmal kostete die Fahrt nur 15 Dirham (statt 18, wie auf dem Hinweg), ich vermute, dass für die erste Strecke der Organisator des Grand-Taxi-Standes, der mir das Geld abgenommen hatte, auch noch eine kleine Kommission genommen hat ...

Ich nahm mir wieder ein Petit Taxi in Richtung Innenstadt und aß in einer Seitenstraße, von der mein Hauswirt gesagt hatte, dass man da ganz gut essen könne. Nach einigem Hin und Her bestellte ich in einer Fischgaststätte (nicht die, die ich gesucht habe, das habe ich jetzt aufgegeben) Calamari und bekam einen Riesenteller (der am Ende 60 Dirham, keine sechs Euro, kostete) mit Tintenfischstreifen, mit Salat (mal sehen, ob sich der Salat in den nächsten Stunden oder morgen rächt), mit Brot und einer leckeren halbwegs scharfen Soße. Dazu bestellte ich einen Bananensaft und bekam Bananenmilch, die ich danach mit einer Cola (für 50 Cent!) herunterspülte. Ich war so pappsatt, dass ich mich heute Abend dann entschied, nichts mehr zu essen.

Nun aber setzte ich mich ins nächstbeste Petit Taxi und fuhr zurück ins Hotel (wieder musste ich den Fahrer per Google Maps zum Hotel leiten). Dort duschte ich erstmal und verbrachte die Mittagszeit bei einer kleinen Siesta.

Um 17 Uhr machte ich mich wieder los, ging durch die Seitenstraßen hinter dem Hotel, die auf der Fahrt hierher ein bisschen nach Markt ausgesehen hatten, stellte fest, dass das mehr Autowerkstätten und Kioske als richtiger Markt waren und schnappte mir ein Petit Taxi. Ich wollte zum "Hôpital Militaire", zum Militärhospital, was den Taxifahrer veranlasste, mich erstmal erschrocken anzugucken und auf Französisch zu fragen, ob es mir gutgehe. Jaja, tout bon oder so ähnlich, ich wollte da ja nur hin, weil das Militärhospital in der Nähe der Lagune ist.

Die Lagune von El Aaiún fühlt sich wie eine Oase inmitten der Wüste an, an der zu anderen Jahreszeiten offenbar viele Vögel Zwischenstation machen. Heute konnte man die Anzahl von Vögeln an einer Hand abzählen, schön ist es trotzdem, sehr unwirklich, weil man diese nicht gerade kleine Wasserfläche sieht und dahinter die ersten Dünen der Sahara. Leider stand die Sonne schon hinter El Aaiún, sodass ich die Stimmung nicht mit Lagune und Stadt fotografieren konnte, sondern nur von der Stadt weg. Naja, vielleicht gehe ich morgen Vormittag nochmal hin, dann müsste man das besser fotografieren können.

Klar, wenn man ein Petit Taxi braucht, kommt gerade keines, sodass ich zurück in die Innenstadt lief und dabei einen kleinen, aber steilen Berg erklimmen musste (oooooooh ...). Oben, auf dem Boulevard Mekka, wollte ich in meine Kneipe von gestern zum Fußballgucken (Kapverden gegen Marokko), aber die war brechend voll. Ich ging in Richtung meiner Mittagessenkneipe von heute, die zeigten zwar keinen Fußball, aber eine Kneipe vorher schon.

Ich setzte mich auf den letzten freien Platz, guckte das Spiel zu Ende, wartete eine halbe Stunde auf eine Bedienung und ging nach Spielende einfach wieder, weil keine Bedienung gekommen war und ich dementsprechend nichts konsumiert hatte. Ich überlegte, ob ich am Ort meines Mittagessens auch zu Abend essen sollte, entschied mich dagegen, weil ich einfach satt war und nahm zum zweiten Mal heute ein Petit Taxi vom Boulevard Mekka zum Hotel (mein Hotel "Grand Gare" kennt kein Taxifahrer, aber wo der "Terminus", der Busbahnhof ist, weiß jeder, jedenfalls so einigermaßen ...).

Ich packte mein Zeug kurz ins Zimmer (meinen Pass hatte ich heute am Strand dabei, weil es unterwegs ein paar Checkpoints gibt, und ich wollte auf Nummer Sicher gehen; wenn ihn mir am Strand einer hätte klauen wollen, hätte ich halt sprinten müssen, höhö ...) und ging unten in die kleine Kneipe ums Eck von meinem Hotel zum Fußballgucken.

Während des Trauerspiels konsumierte ich einen Tee, machte mich vor versammelter Mannschaft zum Brot, weil ich nicht wusste, was ich mit den beiden Riesenstücken Zucker anfangen sollte, die dazukamen (am Ende warf ich das eine Stück einfach ins das Kännchen und hoffte, dass der Zucker sich da verteilt - wieso ich zwei Gläser bekommen hatte, verstehe ich auch nicht ...) und ging nach dem Bezahlen dann zurück ins Zimmer.

El Aaiún ist nicht wirklich auf Touristen eingestellt, was man auch daran merkt, dass selbst die Taxifahrer (bis auf den einen gestern nach der unfreiwilligen Stadtrundfahrt) einen nicht abzocken (vielleicht nehmen sie einen Dirham mehr von mir, aber das ist ja wirklich völlig wurscht) und es nicht einmal versuchen. Die Kommunikation klappt mit Französisch, Spanisch, Englisch, Hände und Füße, Arabisch (in dieser Reihenfolge) relativ gut, die Leute freuen sich immer, wenn ich mein "Schukran" (danke) aufsage und vielleicht noch "Assalam aleikum" (guten Tag, wörtlich "Friede sei mir dir") herauswürge ...

Wenn man das System mit den Petit Taxis und den Grand Taxis raushat und den Fahrern nach Ankunft einfach ein paar Dirhams in die Hand drückt, klappt das auch wunderbar (so eine Fahrt in der Stadt kostet eigentlich immer fünf Dirhams, also knapp 50 Cent, das kann man sich leisten ...), das ist völlig okay. Es fahren auch so ein paar Busse, aber weil bei denen nur eine Nummer dransteht und es keine Streckenpläne gibt (jedenfalls nicht an den Haltestellen), habe ich die bisher gemieden.

Morgen schlafe ich erstmal aus, soweit das geht, und schaue dann, was ich mir noch so angucken kann. Mein Flieger geht erst um halb acht abends, und dann fliegen wir erstmal weit in den Süden nach Dakhla (obwohl ich ja zurück nach Casablanca in den Norden will), dort gibt es einen Zwischenstopp, ehe ich in Agadir in der Nacht noch umsteigen muss. Um 0.20 Uhr bin ich wohl in Casablanca, lasse mich ins Flughafenhotel fahren und fliege am Ostermontag um 12 Uhr wieder zurück nach Frankfurt. Ich werde wohl auf dem Rückweg mein Gepäck auch nur bis Casablanca durchchecken lassen, weil mir meine kleine Flasche Kontaktlinsenflüssigkeit ausgelaufen ist und die große Flasche zu groß fürs Handgepäck ist. Oder ich gucke morgen in El Aaiún, ob ich in einer Apotheke Kontaktlinsenflüssigkeit kriege, mal schauen.

Durch die Sahara ...

... an den Strand von Foum el-Oued ...

... zum Schwimmen.

Schwimmen würde ich in der Lagune von El Aaiún nicht ...

Freitag, 25. März 2016

Yalla, yalla

... oder wie mein Vater immer aus dem Krieg von den Briten erzählte: "Makk snell, makk snell, wirf alles weg!" Das war heute der ironisch gemeinte Anfeuerungsruf unserer Führerin in der Hassan-II.-Moschee in Casablanca.

Ich hatte mir den Wecker heute Morgen gestellt und stand - nach zweimaligem Weiterstellen - dann relativ früh auf. Ich dusche und zog mich an, ließ meine Sachen im Zimmer und ging zum Frühstück. Das Frühstück war für arabisch-französische Verhältnisse üppig, für deutsche ganz in Ordnung - ich trank Orangensaft, aß ein Wurstbrot und danach etlichen Süßkram ...

Ohne Zwischenstopp auf dem Zimmer machte ich mich auf zur Medina, die nur wenige Fußminuten vom Hotel entfernt ist. Einige wenige Anquatscher ignorierte ich so gut es ging ... Dass die Medina von Casablanca nicht mit der von Marrakesch zu vergleichen ist, wusste ich schon vorher. Und am Freitagmorgen sieht jede Medina irgendwie langweilig aus, weil die meisten Geschäfte noch nicht auf haben und insgesamt noch viel Müdigkeit auf den Straßen herrscht. Trotzdem war das ein schöner Spaziergang in Richtung Hassan-II.-Moschee direkt am Meer, die schon von Ferne aus mit ihrem hohen Minarett gut zu erkennen ist.

Nach Ankunft an der Moschee, die unter dem heutigen strahlend blauen Himmel noch einmal beeindruckender ist, machte ich mich an einen Rundgang um die Moschee. Die Moschee liegt auf einer Landzunge im Atlantik, was die ganze Szenerie noch ein wenig beeindruckender macht. Ich lief um die Moschee herum und stolperte auf einmal zum Touristeneingang. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass man am Freitag in die Moschee reinkann (in aller Regel sind Moscheen ja am Freitag wegen des Hauptgebets den ganzen Tag für Touristen zu), aber heute Morgen konnte man noch rein. Die 11 Euro Eintritt sind natürlich nicht ganz wenig, aber dafür muss man dann die Tour mitmachen und kriegt ein paar Informationen dazu (dass die Führerin dann trotzdem noch sehr offensiv auf Trinkgeld aus ist, sei dann mal dahingestellt - nix gibt's ...). Ich wartete brav unter dem Schild "Deutsche Sprache", war aber der Einzige, sodass ich dann auch bereit war, bei der englischsprachigen Führung mitzugehen.

Joa, äh, diese Moschee ist atemberaubend, vor allem atemberaubend riesig. Sie ist brandneu, erst vor zwei Jahrzehnten oder so erbaut worden und entsprechend relativ modern aussehend, aber die Idee mit dem Stadion-..., äh, Moscheedach, das man je nach Wetter öffnen und schließen kann, ist schon cool. Die Fotos, die ich hoffentlich heute Abend, sonst bald dazugeben kann, geben den Eindruck hoffentlich ein wenig wieder.

Ich musste bis um 12.00 Uhr auschecken, und ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich heute an der Führung teilnehme, sodass ich mich von einem Taxi zurück ins Hotel fahren ließ. Der schaltete zwar auf mein Geheiß den Taxameter an, aber der blieb bei 0 stehen. Wir unterhielten uns während der Fahrt (er sprach halbwegs Englisch), aber als wir bei unserem Hotel ankamen, gab ich ihm 10 Dirham (einen Euro). Das müsste eigentlich so in etwa hinkommen, aber traurig war trotzdem, weil er den Touristen nicht abzocken konnte - ich habe in meinem Leben so oft bei Taxifahrern draufgezahlt, da musste jetzt mal einer das andersherum erleben ...

Der Check-out ging fix, nachdem ich meine Sachen geholt hatte, und auf ging es mit Tram und Zug zurück zum Flughafen - das ist total schön, einfach und praktisch in Casablanca, das ist richtig schön.

Vollkommen bekloppt dagegen ist - wie immer - diese Gepäckkontrolle am Eingang zum Flughafen, so auch in Casablanca, wenn man vom Flughafenbahnhof kommt. Liebe Leute, wenn ein Terrorist Schaden anrichten will, sprengt er sich einfach in der Schlange vor der Gepäckkontrolle in die Luft; mit ungezielten Gepäckkontrollen, bei denen lange Schlagen entstehen, kann man m. E. Vollidioten nicht aufhalten. Aber sei's drum ...

Der Check-in für meinen Flug nach Laayoune war unproblematisch, ich hatte noch viel Zeit, trank noch ein Bier und ging dann durch die Sicherheitskontrolle (mit Schuheausziehen, tsts). Dann saßen wir und saßen in der Wartehalle, bis unser Flug schließlich aufgerufen wurde. Ich ging als einer der Letzten durch die Kontrolle, wir hatten einen leeren Schlussbus (wieder ein Cobus aus Wiesbaden!) und gingen an Bord der vollen Maschine. Unser Abflug war verspätet, unsere Ankunft überpünktlich, weil Royal Air Maroc auch hier ausreichend Puffer eingebaut hat.

Der Flughafen in Laayoune ist voller marokkanischer Flaggen, aber, liebe Marokkaner, wenn ihr wirklich wollt, dass der unbedarfte Tourist euch abnimmt, dass die Westsahara zu Marokko gehört, dann behandelt ihn doch bitte nicht bei der Ankunft so, als würde er besetztes Gebiet betreten.

Obwohl es sich - nach Ansicht der Marokkaner - beim Flug von Casablanca nach Laayoune um einen Inlandsflug handelt, müssen Ausländer durch eine Passkontrolle. Und das ist nicht nur eine Passkontrolle, die hat es in sich: Die fragen dir nicht nur ein Loch in den Bauch, sondern lassen dich auch völlig grundlos warten, bis sie sich besprochen haben, was sie mit dir anstellen. Kurz: Ich war mal wieder stinksauer. Wer nach dieser Einreisebefragung nicht auf den Trichter kommt, dass hier in der Westsahara vielleicht doch nicht Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, der ist wirklich auf der Wurstsuppe dahergeschwommen ...  Und, liebe Marokkaner, wenn ihr einem schon sehr deutlich das Gefühl gebt, dass ihr einen eigentlich nicht wirklich hierhaben wollt, dann lasst das mit dem "Welcome" und "Schöne Zeit hier ..."

Der Kampf um ein Taxi gestaltete sich schwierig, weniger, weil es keine gäbe, vielmehr, weil das hier alles mehr oder weniger Sammeltaxis sind, die die Plätze im Auto einzeln verkaufen. Und so zahlte ich für meinen einen Platz (und Gepäck auf dem Dach) für die Fahrt vom Flughafen zum Hotel (sieben Minuten, mal wieder ...) zwei Euro. Das ist nicht übertrieben viel Geld, aber irgendwie passte hier alles zusammen ...

Das Hotel, in dem ich untergekommen bin, ist ordentlich und für 17 Euro die Nacht sogar sehr ordentlich. Natürlich ist es nicht mit dem Innenstadt-Business-Hotel letzte Nacht in Casablanca zu vergleichen, aber ich denke, dass man hier schlafen kann ...

Ich hielt mich nicht sehr lange im Hotel auf, sondern machte einen Spaziergang hoch in die Innenstadt, machte hier und da Fotos und suchte eine Fischgaststätte, die als eine der wenigen Gaststätten hier in der Stadt auch beim Tripadvisor gute Kritiken erhält.

Ich lief am Boulevard Mekka entlang (die Innenstadt ist jetzt keineswegs hässlich, aber außer dem Mechouar-Platz mit seinen paar Türmchen und der nahegelegenen Moschee auch relativ nichtssagend) und fand an der Nummer 183 keine Fischkneipe. Ich lief hin und her, aber in der 183 war allenfalls eine Bar.

Ich lief mich in der Bar nieder (die hatten nämlich WLAN) und suchte online noch einmal nach der Fischgaststätte. Die sollte genau hier sein. Ich zahlte mein Wasser und fragte den Ober, wo die denn sei. Er zeigte mir, dass die direkt gegenüber sein müsste. Ich dankte und ging rüber. Da gab es ein paar Kneipen, aber alles Pizzerien oder Imbissbuden, keine Fischgaststätte.

Ich fragte in einem Wechselbüro, die Dame dort schrieb mir etwas auf Arabisch auf, das ich dem Taxifahrer zeigen sollte, ich dankte wieder. Nach einigen Minuten kam ein Taxi, das wieder eine halbe Stadtrundfahrt mit mir machte, aber die Fischkneipe, zu der der Fahrer mich schließlich fuhr (der wusste genausowenig wie die anderen Fahrgäste oder ich, wo diese Fischkneipe war, hatte mich aber mit großer Geste ins Taxi geladen), war zu und hieß auch nicht wie die, zu der ich wollte.

Nun hatte ich keine Lust mehr und wollte mich zum Hotel fahren lassen, doch der Typ verstand mein Französisch auf einmal überhaupt nicht mehr (wer will's ihm eigentlich verdenken), die beiden Typen hinten im Taxi und er lachten über mich (haha, der Deutsche kennt sich hier ja gar nicht aus, haha - Deppen!), wir machten noch einmal eine mittlere Stadtrundfahrt, ehe es mir zu bunt wurde und ich ihn mit Google Maps zum Hotel führte - das fand er ganz toll ...

Am Hotel zahlte ich meine Stadtrundfahrt und setzte mich auf eine Fanta und ein Hühnchen-Bohnen-Sandwich mit Pommes und Reis in die Kneipe direkt unter dem Haus (also nix Fisch). Ich bezahlte dafür 1,60 € (in Worten: einen Euro und sechzig Cent) und war um 21 Uhr im Hotel. Der Inhaber, der inzwischen da war, begrüßte mich in vorzüglichem Englisch und bat um Entschuldigung, dass der Diensthabende heute Nachmittag, als ich ankam, kein Englisch konnte - was aber nicht geschadet hat ...

Nun bin ich hier im Zimmer und werde, soweit die Hunde, die gelegentlich bellen, und die Flugzeuge, die gelegentlich ankommen, mich lassen, morgen ausschlafen.

Spannend war's und hochinteressant und in meinem 106. Land bin ich jetzt auch. Basta.
Hassan-II.-Moschee

Das Innere der Hassan-II.-Moschee

Hammam in der Hassan-II.-Moschee

Mechouar-Platz in El Aaiún/Laayoune

Ich schau dir in die Augen, Kleines

Ach, das wollte ich schon immer mal schreiben - heute darf ich diese ganzen Filmzitate mal anbringen. Spiel's (noch) einmal, Sam ... Dabei habe ich "Casablanca" noch gar nie gesehen, aber Humphrey Bogart und Ingrid Bergman sind halt einfach ein Klassiker.

Nach ein paar Stunden im Büro heute Morgen fuhr ich - Royal Air Maroc hatte gestern noch SMS und E-Mails geschrieben, dass man bitte drei Stunden vor Abflug da sein solle, weil in Frankfurt scharf kontrolliert würde - relativ zeitig nach Frankfurt und kam ziemlich genau drei Stunden vor Abflug an.

Ich fuhr rüber ins Terminal 2 und konnte dort tatsächlich mein Gepäck schon offdroppen. Ich hatte noch am Flughafen wieder umgepackt (ich hatte eine Wäschegarnitur und einen Schlafanzug ins Handgepäck gefriemelt, dann aber wieder zurückgefriemelt), als der Typ beim Drop-Off mir wider Erwarten sagte, dass mein Gepäck doch bis El Aaiún durchgecheckt werden könnte. Das war mir wiederum nicht so recht, worauf hin er mir unproblematisch anbot, mein Gepäck nur bis Casablanca gehen zu lassen. Das machte ich und habe also jetzt mein ganzes Gepäck hier im Hotel.

Natürlich waren wir alle viel zu früh am Gate, zumal wir noch ein bisscehn Verspätung mitnahmen. Der Flug war sehr entspannt, obwohl ich auf dem Mittelplatz sitzen sollte und eine ebenfalls nicht wirklich schlanke Dame neben mir am Fenster saß. Glücklicherweise kam für den Gangplatz keiner, sodass ich uns schnell einen freien Mittelplatz sicherte, indem ich mich an den Gang setzte - Glück gehabt.

Royal Air Maroc setzt großzügige Flugzeiten an, sodass man - wie heute - trotz Verspätung überpünktlich ankommen kann ... Ich reiste völlig problemlos nach Marokko ein, holte mein Gepäck (das war unzerstört in Casablanca angekommen, juchhe) ab und ging durch den Zoll. Ich hob Geld ab, ging hinunter zum Flughafenbahnhof, kaufte mir dort am Automaten eine Fahrkarte, bekam Wechselgeld in Münzen und saß dann im Zug, der um Punkt 20 Uhr - fahrplanmäßig - abfuhr. Wenn ich mir die Zugorganisation angucke, komme ich mir so überhaupt nicht wie im klischeehaften Afrika vor, sondern vielmehr wie in Europa. Alles super.

Am Bahnhof Casa Voyageurs stieg ich aus, kaufte mir eine Straßenbahnfahrkarte - ebenfalls am Automaten mit englischsprachiger Beschriftung -, fuhr ein paar Stationen und stieg am Place Nations Unies aus, beste Innenstadtlage.

Es war schon dunkel, aber Casablanca und der Place Nations Unies gefiel mir auf Anhieb. Ich fand, obwohl Google Maps in Marokko nicht so ganz richtig hilfreich ist, relativ schnell mein Hotel, checkte ein und machte mich dann schleunigst auf den Weg, etwas zu essen, es war schließlich schon viertel nach neun.

Ich marschierte in Richtung Hafen und kam am Innenstadtbahnhof vorbei, der leider nur selten angefahren wird, und stand dann ein bisschen unschlüssig in der Gegend herum, weil da überall Polizei stand und die Einfahrt zum Hafengelände kontrollierte. Ich wollte zum Fischhafenrestaurant, das laut Google-Maps-Recherche im Zimmer irgendwo hier in der Nähe sein musste. Ich suchte ein bisschen auf dem Handy herum, fand nix und war schon im Begriff, zu dem spanischen Lokal zu gehen, das ich auf dem Hinweg entdeckt hatte, als mir ein Haus mit blauer Leuchtschrift auffiel, das auf das "Restaurant du port du pêche", also auf das Fischhafenrestaurant, hinwies.

Na dann, nix wie hin. Um 21.30 Uhr war noch proppevoll mit wohlhabenden Marokkanern und mit Touristen, ich bekam einen hübschen Einertisch zugewiesen und beguckte erstmal die Leute. Hier darf man noch in den Restaurants rauchen, wovon auch rege Gebrauch gemacht wird (selbst in meinem Hotelzimmer, das einen Balkon hat, steht drinnen ein Aschenbecher ...).

Ich hatte zwar im Flieger etwas gegessen, was relativ essbar erschien, aber das hielt mich natürlich nicht ab, hier lecker Meeresfrüchtesalat (toll) und danach einen gegrillten Petersfisch. Ich trank dazu ein marokkanisches Bier (das war mein erstes Bier in Marokko überhaupt, das Spécial kann man trinken, man kann es aber auch sein lassen ...) und eine große Flasche Wasser. Das Essen war sehr, sehr lecker, auch das Ambiente war toll, doch, wenn meine Ma und ich uns mal zufällig in Casablanca wiederfinden, werde ich sie dorthin entführen ...

Ich spazierte wieder zurück zum Hotel, setzte mich kurz am Place Nations Unies auf eine Bank (das war aber unbequem, weil die so niedrige Lehnen haben) und ging dann ins Hotel. Morgen wird ein bisschen ausgeschlafen, dann nochmal Casablanca ein bisschen erkundet.

Der erste Eindruck von Casablanca war ziemlich gut, die Stadt gefällt mir. Naja, das muss ja jetzt kommen: Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Gute Nacht ...

Sonntag, 20. März 2016

Es wäre ja zu schön gewesen ...

... wenn die Heimreise unfallfrei von Statten gegangen wäre.

Unser Hoteltaxi kam äußerst pünktlich und war kein Vergleich zu unseren Buschtaxis: Geräumige zweite Reihe, in der wir saßen, Ausstattung mit DVD-Player, Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern, eine Schweizer Vignette von 2011 war auch noch dran, doch bei dem Auto musste man keine große Angst haben, dass es innerhalb der nächsten zehn Kilometer verreckt ...

Wir fuhren überland, standen mal im Stau, mal konnte der Fahrer auf die Tube drücken, oft hingen wir hinter elend langsamen LKWs dran und konnten nicht überholen, weil auf der Gegenspur ebenfalls eine lange Schlange war, weil auch dort ein elend langsamer LKW voranfuhr. Jedes Mal, wenn unser Fahrer die Chance zum Überholen sah, nutzte er sie, sodass wir gegen 19.20 Uhr auf die einzige Autobahn des Senegal kamen, die vom Landesinneren nach Dakar führt.

Soweit uns nicht ein Mofa (auf der Autobahn!) ausbremste, konnte der Fahrer 120, auch mal 125 fahren, sodass wir recht schnell vorankamen, jedenfalls bis zur Ankunft in der Dakarer Innenstadt.

Dort fand eine brutale Entschleunigung dergestalt statt, dass wir zwanzig Minuten erstmal auf der Stelle standen, ehe so langsam Bewegung in die ganze Sache kam. Am Ende verengte sich die dreispurige Fahrbahn aufgrund einer Baustelle zu einer einspurigen, danach durfte wieder gerast werden.

Wir kamen gut am Flughafen an, hatten noch massig Zeit, stiegen aus, gingen zum Check-in, waren fix eingecheckt (außer, dass die Tante in den Barcode unserer Bordkarten für die Strecke Madrid-Frankfurt hineinschrieb und die Scanner sie deshalb nicht lesen konnten, Heldin ...) und gingen durch die problemlose Pass- und Sicherheitskontrolle.

Nun saßen wir da im Boardingbereich und warteten auf das Einsteigen. Ziemlich früh, gegen 22 Uhr, konnten wir anfangen einzusteigen, auch wenn sie binnen zwanzig Metern ungefähr fünfmal kontrollierten, ob wir denn tatsächlich diejenigen waren, die einsteigen durften ...

Der Flug von Dakar nach Madrid war schnell und problemlos, wir saßen am Notausgang, was dazu führte, dass ich wahrscheinlich zwei Stunden am Stück relativ ausgestreckt schlafen konnte - toll.

In Madrid ließen wir uns sehr viel Zeit, ehe wir formal einreisten und dann - mit zwei anderen Touristen - in der Bahn vom Satellitenterminal zurück zum normalen Terminal 4 fuhren. Zu der mittleren Nachtzeit war gar nichts los, sodass wir auf der "falschen" Seite der Bahn ankamen und über eigens geöffnete Rolltreppen auf die "richtige" Seite fahren mussten ...

Unser Gate wurde erst ewig nicht angezeigt, dann bekam ich eine SMS, wo wir einsteigen könnten (lange bevor das offiziell angezeigt war), und wir marschierten in die Richtung. Dort setzten wir uns hin und konnten fast pünktlich boarden.

Leider streikten heute die französischen Fluglotsen, sodass wir eine Verspätung von eineinhalb Stunden beim Abflug und von fast genau einer Stunde bei der Ankunft hatten (wir waren schneller als planmäßig unterwegs). Wir standen am Gepäckband, das Gepäck kam bald, nur leider war bei dem einen Koffer ein beträchtlicher Schaden entstanden; er war wohl auf eine spitze Kante gefallen, sodass die ganze Schale auf der Oberseite zerrissen ist. Das meldeten wir dann bei der Gepäckreklamation und müssen dann in den nächsten Tagen bei Iberia anrufen, damit wir den Schaden hoffentlich ersetzt bekommen.

Unsere glückliche Heimkehr wurde im Sherry & Port ordnungsgemäß begossen, jetzt sind wir müde und bettfertig.

In vier Tagen geht es wieder nach Afrika, diesmal mit Royal Air Maroc nach Casablanca und weiter nach El Aaiún. Ich hätte nichts dagegen, wenn diesmal alles glattgehen würde ...

Schönen Abend, bis bald auf dieser Welle ...

Samstag, 19. März 2016

Au revoir

Auf Wiedersehen, unsere schöne Hotelanlage. Leider müssen wir jetzt Abschied nehmen.

Wir dürfen tatsächlich bis zur Abholung zum Flughafen um 18 Uhr im Zimmer bleiben, was wir natürlich mit einem Trinkgeld honorierten.

Ansonsten haben wir auch heute einen sehr, sehr entspannten Tag gemacht, mit gutem Frühstück, erstem Schwimm und Lesen (meinen "Tom Sawyer" habe ich fast ausgelesen auf dem Handy), dann einem späten Frühschoppen, abermaligem Lesen und finalem Schwimm.

Ich war gerade duschen, meine Ma geht gleich, um 18 Uhr geht's zum Flughafen, wo wir so gegen 20 Uhr, 20.30 Uhr ankommen sollten (meinetwegen kann er ruhig die Schnellstraßen nehmen, die 60 Cent Maut zahlen wir im Zweifel gerne noch extra), dann einchecken und um 23.10 Uhr in Richtung Madrid starten sollen.

Ich habe heute Morgen schon eingecheckt, wir haben Sitze am Notausgang ergattern können, sodass zumindest heute Nacht vielleicht ein klein wenig Schlaf drin sein könnte ...

Um 4.35 Uhr - deutscher Zeit/Ortszeit - kommen wir morgen in Madrid an und fliegen dort um 8.45 Uhr weiter. Die gut vier Stunden sollten zum Einreisen und Durchlaufen der Sicherheitskontrolle sowie zum Umziehen zwischen den Terminals reichen. Um 11.25 Uhr kommen wir planmäßig in Frankfurt an. Den Tisch im Sherry für 13 Uhr zu bestellen, war vielleicht ein wenig sehr optimistisch, aber ich hatte schon vorgewarnt, dass es etwas später werden könnte.

Die Menschen hier in Westafrika sind außerordentlich freundlich. Die meisten Afrikaner sind sehr freundlich, aber die Senegalesen und Gambier haben eine nochmal verschärfte Freundlichkeit an den Tag gelegt, die vor allem auch dem Touristen gegenüber nicht völlig aufgesetzt wirkte, sondern offen und ehrlich erschien. Das fand ich toll.

Es ist richtig, für die "formalen" Sehenswürdigkeiten dieser beiden Länder haben wir auf dieser Tour nicht so wirklich Zeit gehabt. Unseren geplanten, einzigen richtigen Sightseeingtag am Sonntag in Dakar hat uns die Flugverspätung vermasselt (habe übrigens gestern die E-Mail an die Freunde geschrieben, dass sie uns die 1.200 Euro Entschädigung herüberwachsen lassen sollen). Da hätten wir uns die Ile Gorée sicherlich angeschaut und auch ein bisschen Dakar erkundet.

Die Fahrtzeiten von Dakar nach Brufut bzw. von Brufut nach Mbour habe ich unterschätzt, auch weil ich einfach zu selten zwei Fähren in eine Grobplanung einzutakten hatte (zumal mir vor der Reise nur die größere Fähre zwischen Barra und Banjul geläufig war). Selbst auf der Hinfahrt, als alles ziemlich glatt lief, hatten wir Warte- und Überfahrtzeiten, die sich schnell zu zwei Stunden insgesamt summiert hatten, auf der Rückfahrt waren es ja dann mal gut und gerne fünf Stunden. Das führte dann dazu, dass wir einfach spät in unseren Hotels ankamen und uns erstmal erholen mussten: Die Sitzposition in den Peugeouts war in beiden Fällen ganz gut, aber durch das Fehlen einer Klimaanlage und dem Ausgleich desselben durch offene Fenster mit Zugluft- und Staubzufuhr wurden nicht nur unsere Koffer im Kofferraum schön dreckig, sondern auch unsere Atmungssysteme zweimal ganz gut durchgelüftet - hust, hust.

Spannend war dieses Herumgefahre in Dakar, dann von Dakar zur ersten Fähre, von der ersten Fähre zur Grenze, von der Grenze zur zweiten Fähre und von der zweiten Fähre zum Hotel (bzw. entsprechend in der Rückrichtung) auf alle Fälle, wir haben sehr unterschiedliche Landschaften gesehen, viel Verhandlungskultur erlernt, uns viel in Geduld geübt (klappt, wenn muss ...), viel gelacht, erfahren, wie man in Westafrika Auto fährt (unsere beiden Fahrer waren völlig in Ordnung, ich hoffe, der dritte gleich wird es auch sein), wir haben fünf Stempel in den Pass gedrückt bekommen (und der sechste folgt sogleich) und wir haben sehr freundliche Grenzer erlebt (das muss ich hier sagen, weil in den Online-Reiseführern auch schon anderes stand).

Unser spontan gebuchtes Hotel in Dakar war nicht der Brüller, aber ich fand es auch nicht so ganz so schlimm, es hatte fließendes Wasser kalt und warm, eine Klimaanlage, ein sauberes Bett und mehr oder weniger funktionsfähiges WLAN. Natürlich waren das keine fünf Sterne, aber es war okay.

Unser Strandhotel in Gambia war toll, die Zimmer waren perfekt eingerichtet, der Blick auf Pool, Palmen und Ozean war fantastisch, das Essen sehr gut, es war halt aber auch ein bissel sehr klein, und wer diesen Blog liest, weiß, dass ich es insgesamt gerne ein wenig anonymer habe. Dass man den Strand nur über eine - gut gebaute, aber halt eine - Treppe erreichte, gefiel meiner Ma nicht ganz so gut, der Strand selber war aber einfach traumhaft schön - breit, leer, warm, toll. Das Meer war relativ warm (auch wenn die Gambier uns für verrückt erklärten, in dem Eismeer zu baden), aber ein bisschen wellig, und der Strand wurde halt nicht bewirtschaftet, was dann dazu führt, dass da doch mal das eine oder andere Plastikmüllteil herumliegt.

Unser Schlusshotel hier in Mbour im nördlichen Senegal war von Anfang bis Ende super - die Anlage gefiel uns auf Anhieb, unser Zimmer war wunderbar, die Bar war gut und preislich auf niedrigem europäischen Niveau, also völlig okay, das Essen sehr gut (wir haben uns immer das menu de chef servieren lassen, das in unserer Halbpension drin war, und das war stets sehr, sehr lecker), der Rosé dazu auch (ja, ich, Autor dieses Blogs, habe an drei Tagen nacheinander Wein getrunken). Der Hotelstrand war zwar nicht direkt am Hotel, aber in 200 m Gehweite schnell zu erreichen, schmal, aber sehr gepflegt, mit Liegen und Sonnenschirmen und - nun wirklich - eiskaltem, aber dafür relativ ruhigem Wasser.

Das ist eines dieser Hotels, denen ich gerne meine Wiederkehr androhe, wie immer vielleicht nicht in den nächsten zwölf Monaten, aber irgendwann mal ...

So, jetzt aber wirklich over and out, gleich geht's zum Flughafen. (Fotos lade ich dann morgen oder Anfang nächster Wocher hoch.)

Freitag, 18. März 2016

Très faul

... waren wir heute.

Heute haben wir - wie gestern - einfach ganz, ganz entspannt Urlaub gemacht. Ausschlafen, ungeduscht und ungekämmt, dafür mit Baseball-Kappe zum Frühstück, dann ab an den Strand, bisschen schwimmen, bisschen lesen, mittags ein (naja, vielleicht auch zwei) Bierchen, dann während der Mittagshitze ins Zimmer, während meine Ma am Strand blieb, den ich gegen Nachmittag auch wieder aufsuchte, noch ein bisschen lesen, dann aufs Zimmer, ausgehfein machen, Aperitif an der Bar, dann lecker Drei-Gänge-Menü (heute mit Seezunge als Hauptgericht bei uns beiden) mit Rosé, und zu gemäßigter Zeit ins Bett.

Natürlich hätte man noch Ausflüge machen können, an den Lac Rosé oder nach Dakar oder sonstwohin, aber diese zwei Tage Erholung waren erstens wirkliche Erholung und zweitens Belohnung für ein paar erlebnisreiche Tage ohne richtige Entspannung, dass es richtig schön war, sich diese Tage zu gönnen und nicht noch zu versuchen, hier zwei Ausfahrten hineinzupressen. Dann wären wir am Ende der Tour völligst erschöpft gewesen und hätten erstmal eine Woche Urlaub gebraucht. So war das mit ein paar Tagen on the road und diesen zwei Tagen (und dem Großteil von morgen) am Strand sehr schön ausgeglichen.

Morgen fahren wir um 18 Uhr mit einem vom Hotel ge- oder bestellten Taxi zum Flughafen, unser Flug geht um 23.10 Uhr, das sollte langen. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir im Zimmer bleiben können bis dahin (es sieht so aus) oder ob wir formal bis 12 Uhr auschecken müssen und dann ein Tageszimmer (mit Dusche und Umkleide) bekommen, aber bis 18 Uhr im Hotel bleiben können wir irgendwie auf alle Fälle. Gut.

Vorläufiges Fazit, das kaum jemanden, der diesen Blog regelmäßig liest, überraschen wird: Es war toll ...

Over and out, vielleicht morgen, wahrscheinlich übermorgen ein ausgiebigeres Fazit. Gute Nacht

Donnerstag, 17. März 2016

Très fraîche

... sehr kühl ist das Meerwasser hier in Mbour an der senegalesischen Atlantikküste, aber wenn sich ein wenig eingewöhnt hat, kann man es auch bei den - naja, vielleicht - 18°-20° Wassertemperatur am Vormittag wohlfühlen, denn der Strand ist schmal, aber toll, und das Hotel, wo wir hier sind, ist ebenfalls sehr, sehr schön.

Aber von Anfang an: Die Fähre fuhr tatsächlich um 17 Uhr ab, nachdem sie zwei Stunden am Anleger lag und keiner wusste, wieso sie nicht befahren werden darf. Bei dieser Fähre handelt es sich keineswegs - wie ich vermutet hatte - um eine Pendelfähre, sondern sie fährt die ein bis zwei Kilometer Strecke ganze fünf Mal am Tag (oder, wie gestern, bestenfalls vier Mal ...). Wenn man die Fähre knapp verpasst, kann es schon mal sein, dass man - selbst fahrplanmäßig! - drei Stunden warten muss. So viel länger dauert es über die schlechten Straßen um Kaolack herum dann wahrscheinlich auch wieder nicht ...

Jedenfalls kamen wir glücklich am anderen Ufer an, stiegen in unser Autochen und fuhren in Richtung Fatick.

Am Sonntag ist hier ein Verfassungsreferendum, was man auch daran siegt, dass in fast jedem Kaff irgendwelche Leute mit "Oui"-T-Shirts herumlaufen oder "Oui"-Plakate aufgehängt sind. Der Präsident ist auch für "Oui", was wir gestern insofern ausbaden mussten, als der Präsident der Republik Senegal, Macky Sall, in seinem Heimatort Fatick für dieses Abstimmungsverhalten werben wollte. Fatick war großräumig abgesperrt und wir mussten über Staubpisten diese nicht so ganz kleine Stadt umfahren. Auf dem Weg weiter kamen uns dann die ersten Polizeimotorräder entgegen, was unseren Fahrer dazu veranlasste, die Straße komplett zu verlassen und - wiederum auf staubigen Dorfstraßen - weiterzufahren, bis die Kolonne vorbei war und wir in Ruhe weiter in Richtung Mbour fahren durften.

Die Sonne ging so langsam unter, wir waren alle müde, als wir in Mbour eintrafen. Okay, wir hatten mit unserem Fahrer nicht explizit vereinbart, dass er uns zum Hotel bringen würde, weil ich das bei einem "Special Hire", also der Anmietung eines kompletten sept-place einfach vermutet hatte (Memo an mich: in Zukunft klarer ansagen). Der Kollege, den wir mitgenommen hatte und der sich als dann doch recht hilfreicher Somalier herausstellte, musste übersetzen, weil der Fahrer natürlich nicht genau wusste, wo unser Hotel war. Ich sagte dem Somalier, dass ich den Fahrer genau führen könnte, was ihm aber nicht genug war. Also stellte er - an der Hauptstraße und wenige Minuten von unserer Unterkunft (ich hatte mich ein wenig verschätzt und stets von "trois minutes", also drei Minuten, gesprochen, in Wirklichkeit waren es wohl doch eher sieben ...) - den Wagen ab. Wenn meine Mutter eines kann, dann auf Kommando mosern, und das tat sie sehr effektvoll - so effektvoll, dass unser Fahrer vor lauter Angst dem Taxifahrer, der uns dann die sieben Minuten ins Hotel fuhr, aus eigener Tasche unsere Fahrt bezahlte. Bei dieser Aktion verstand ich dann endgültig die Welt nicht mehr: Er hätte von mir sicher noch ein Trinkgeld bekommen, aber so bekam er nicht nur kein Trinkgeld, sondern zahlte auch noch drauf - naja, ich verstehe es ja, meiner Mutter sollte man nicht querkommen, wenn sie sich erstmal in Rage geredet hat ...

Wir kamen also nach insgesamt gut zehn Stunden Fahrt für eine an sich nur 247 Kilometer lange Strecke in unserem Hotel hier in Mbour an.

Der Check-in ging sehr fix und auch ganz gut auf Englisch, auch wenn das Hotel nach meinem Empfinden - außer uns - ausschließlich von Franzosen und französischsprachigen Belgiern bevölkert ist. Die Speisekarte zu lesen bekommen wir ja einigermaßen hin, aber es ist doch ganz interessant, dass diese Hotel auf nichfranzösischsprachige Gäste nicht eingestellt ist - manche Ober sprechen ein bisschen Englisch, aber das ist eher zufällig, glaube ich.

Ansonsten aber ist es fantastisch. Meine Ma war auf Anhieb begeistert, weil sie die Anlage hier an längst vergangene Tage in Spanien erinnert, an welche sie gerne zurückdenkt: Es sind viele kleine Häuschen hier, in denen jeweils einige wenige Zimmer sind. Unseres besteht aus einem Wohnzimmer, dem Schlafzimmer und einem sehr geräumigen Bad, natürlich ist hier alles sehr gepflegt, und das Essen gestern Abend war ebenfalls sehr lecker. Meine Ma aß den Poisson du jour, also den Fisch des Tages, während ich ein Lammragout verspeiste.

Heute Morgen gingen wir nach dem Ausschlafen zum Frühstück, das zumindest bei mir sehr, sehr obstreich war. Danach ging es an den Strand: Unser Hotel liegt nicht direkt am Strand, hat aber direkten Strandzugang und dort auch einen eigenen Abschnitt, sodass das völlig in Ordnung ist. Auf den Fotos im Internet hatte der Strand bei weitem nicht so schön ausgesehen wie er in Wirklichkeit ist, gebucht habe ich offenbar trotzdem hier und keinen Fehler gemacht. Wir gingen ins Wasser, das deutlich kälter ist als im 100-150 km (Luftlinie) südlicher gelegenen Brufut in Gambia und legten uns dann in den - dank der Sonne - immer noch recht warmen Schatten.

Nachdem wir unsere letzten vier Dollar dem Zimmermädchen haben liegen lassen - die Rezeptionistin fragte später sogar noch nach, ob wir das Geld auf dem Tisch vergessen hätten - irgendwie scheinen die das hier nicht gewöhnt zu sein, dass man Trinkgeld gibt -, hatte ich noch 2.500 CFA-Francs (etwa vier Euro) und ein paar Euro-Münzen, meine Ma hatte gar nichts mehr ... Zum Glück hatten wir gestern auf der Fahrt im Taxi einen Geldautomaten gesehen, zu dem ich dann einen kleinen Spaziergang machte (normalerweise hätte ich mir dazu auch eine lange Hose angezogen, weil hier - außer Kindern - nur die bekloppten Touristen in Unterhosen - also kurzen Hosen - in der Öffentlichkeit herumlaufen; da wir aber als Pfand für unsere Strandtücher - kein Bargeld mehr! - unseren Zimmerschlüssel abgegeben hatten, beschloss ich, heute halt mal den kulturell völlig unsensiblen Toubab (Weißer) abzugeben, was ich normalerweise vermeiden möchte).

Wenn man bargeldlos ist, gibt es akut kein schöneres Geräusch als das Rattern der Geldscheine im Geldautomaten, weshalb ich das Geräusch mir gleich zweimal anhörte - der erste Versuch, als ich 100.000 Francs und einen Beleg haben wollte, wurde abgelehnt, deswegen machte ich erfolgreich zwei weitere Versuche, indem ich jeweils 50.000 Francs ohne Beleg abhob. Zum Glück bezahle ich keine Barabhebungsgebühren bei meiner Kreditkarte, sodass ich da ganz entspannt sein kann.

Auf dem Heimweg ließ ich mich von drei tourist guides anquatschen, die mir ihre Ausflüge in einem schönen Fotobuch - mit französischer und flämischer Beschriftung - zeigten. Ich ging mit ihnen ein paar Schritte in ihr Dorf, dann sollte ich aber meinen Namen aufschreiben, damit sie mir ein Geschenk (klar, Jungs, schon klar, ich spreche nicht gut Französisch, aber völlig auf der Wurstsuppe dahergeschwommen bin ich nun auch wieder nicht ...) mit meinem Namen drauf schnitzen konnten - ich nahm in gemäßigten Tempo Reißaus, versprach ihnen, meine Ma zu fragen, ob sie einen Ausflug mitmachen will (was sie angesichts unseres Erholungswunsches hier nach drei anstrengenden Tagen in Westafrika schnell verneinte), und verzog mich wieder auf die Anlage.

Klar sind wir hier einfach nur Touristen in dieser Anlage, die genauso gut auch an der Côte d'Azur stehen könnte, bei europäischem Standard und mehr oder weniger europäischem Essen. Aber nach viermal Fährefähren, staubigen Pisten, nervenaufreibenden Verhandlungen mit Taxifahrern, Rechnen mit abgezähltem Geld, x-mal Koffer auf und Koffer zu (ob nun im Hotel oder beim Zoll) sind wir beide einfach nur froh, dass wir nach diesen sehr spannenden, hochinteressanten und an Eindrücken überreichen Tagen - wir sind erst seit fünf Tagen unterwegs! - jetzt einfach nur faul in der Sonne liegen und im Meer planschen dürfen.

Einen schwierigen Punkt muss ich noch machen: Während des Abendessens gestern gab es die Show einer troupe folklorique, also einer "Folkloregruppe". Nun stehe ich ja ohnehin nicht auf Folklore, aber bei dieser Aktion fühlte ich mich richtiggehend unwohl: Diese Veranstaltung war so dermaßen klischeehaft, dass ich das Gefühl hatte, man hat mich ins Jahr 1916 zurückversetzt, in eine Darbietung afrikanischer Tänzer vor den Kolonialherren ...

Mittwoch, 16. März 2016

Afrikanische Zeitangaben sind wunderbar

Nun, mir ging es gestern Abend nicht so gut, was möglicherweise an den vier oder fünf Bieren lag, die ich auf die pralle Mittagssonne getrunken habe, wahrscheinlich aber vor allem daran, dass ich zu wenig Nichtalkoholisches getrunken habe. Dass ich mich auch am ersten Tag viel am Strand und in der Anlage aufgehalten habe, dort zwar im Schatten, aber trotzdem, war sicherlich auch das Allercleverste, was diese Welt bisher von mir gesehen hat.

Man könnte meinen, dass ich wüsste, wie wichtig es ist, dass man hydriert bleibt, gerade wenn man sich noch nicht so ganz richtig akklimatisiert hat, aber manchmal – meistens? - bin ich halt einfach nur bescheuert.

So, das war jetzt genug mea culpa.

Das Auschecken ging schnell heute Morgen, das Taxi kam pünktlich um 8.30 Uhr, und auf ging es zur Fähre. Diesmal kam uns der Weg zurück länger vor als der Weg hin, aber das lag wahrscheinlich daran, dass Hilda uns auf dem Hinweg ein wenig abgelenkt hatte. Jedenfalls kamen wir an der Fähre an, bezahlten unserem Fahrer den mehr oder weniger vereinbarten Preis. Er kaufte für uns die Tickets für die Fähre von Banjul nach Barra, die 25 Dalasi, also etwa 60 Cent kosten. Diese Fähre war – wie auf dem Hinweg – eine von zweien.

Er sackte nochmal 50 Dalasi ein, die er als Bestechungsgeld dem Wächter am Eingang zum Hafen gab, auf dass wir uns schon vorrangig einen Platz sichern könnten. Nun standen wir da in der prallen Sonne und sahen die Fähre eintreffen. Wir wunderten uns, nachdem sie leergeräumt war, wieso wir nicht drauf durften, dann war sie auf einmal weg. Aha.

Jemand sprach uns an, fragte, wo wir herseien, wir sagten „aus Deutschland“ und die Gambier sagten „wunderbar!“. Da uns das da am Fährhafen nicht zum ersten Mal passiert ist, habe ich den Eindruck, dass „wunderbar“ das deutsche Lieblingswort der Gambier ist. Naja, klingt ja auch – für deutsche Verhältnisse – relativ sanft.

Die zweite Fähre kam, wir durften tatsächlich vor den anderen schon drauf, ergatterten uns einen Sitzplatz unter Deck (Sonne hatten wir heute schon genug gehabt) und beobachteten des Treiben dort. Ein islamischer Prediger kam durchgelaufen, zwei blinde Bettler (jetzt sitze ich gerade hier am Fährhafen in Foundiougne und habe mir wahnsinnig erschreckt, weil gerade einen Meter vor mir eine Ziege gemäht hat), allerlei Verkäufer von Zahnpasta, Bilderrahmen, Mandarinen, Getränken usw.

Nach einer halben Stunde waren wir drüber, lachten uns einen Fahrer an, der uns in seinem „nice car“, einem altersschwachen, offenen Jeep zur Grenze fahren sollte. Wir sind beide ein bisschen am Husten, da war der Fahrwind bestimmt allererste Sahne …

Der Grenzübertritt ging fix, der gambischen Grenzer konnte sich sogar an uns erinnern, im Senegal mussten wir wenigstens nicht durch die Zollkontrolle, aber eigentlich ging dort in Karang wieder mal ziemlich viel schief. Die Geldwechsler boten furchtbare Kurse an, aber da es keine Geldautomaten gibt (diesen Fakt hatte ich für eine Grenzstadt nun wirklich nicht erwartet), mussten wir irgendwie unsere Fahrt nach Mbour bezahlen.

Erstmal ließen wir uns zum Busbahnhof fahren, dort wechselte ich die verbliebenen Dalasi, ein paar Euro und ein paar Dollar um, sodass wir uns wieder einen
sept-place mieten konnten. Rechnen können sie dort nicht, denn während einer der sieben Plätze einzeln 6.000 Franc kostet, sollte alles zusammen 55.000 Franc kosten. Naja, sei's drum, ich konnte sie überzeugen, dass 42.000 Franc (immerhin auch gut 60 Euro für die vier-, fünfstündige Fahrt) in Ordnung sei. Zwar wollten sie fürs Gepäck noch was extra haben, aber ich argumentierte wie folgt: Zeige auf meine Mutter – une place, zeige auf mich – une place, zeige auf den ersten Koffer – une place, zeige auf den zweiten Koffer – une place. Gelächter um uns herum … Der Verhandler war von der Argumentation nicht so begeistert, aber er verklickerte sie seinem Chef, der uns dann – doch wieder – noch einen Typen für den Beifahrersitz ans Bein band. Der ist jetzt nicht ganz so hilfreich wie Hilda, aber auch nicht schlimm …

Auf ging die wilde Luzi in einem altersschwachen Peugeot, wie vorgestern – war das wirklich erst vorgestern?! - über Sokone, dann über die Rumpelpiste, Abbiegen auf die gute Straße in Richtung Foundiougne. Wir kamen in Foundiougne um 14.45 Uhr an, die Fähre sollte um 15 Uhr gehen, alles richtig gemacht. Sollte man meinen.

Jetzt ist es 16.21 Uhr, und vor 17 Uhr soll es hier nicht weitergehen, was auch die junge Frau neben uns „very frustrating“ (sehr frustrierend) fand. Da ist natürlich der ganze schöne Zeitgewinn flöten gegangen. Afrikanische Zeitangaben halt …

Rest morgen, heute Abend zu müde, aber gut in Mbour im Senegal in unserem Hotel angekommen ...

Dienstag, 15. März 2016

Your daughter is my good friend

(Deine Tochter ist mein guter Freund.)

Ich bin ja schon für vieles gehalten worden, für einen Briten, für einen Russen, sogar für einen Argentinier, aber für eine Frau hat mich - jedenfalls nach grober Sichtung meines Adoniskörpers - noch selten jemand gehalten. In Gambia gibt es am Strand einige Typen, bumster genannt, die Touristen anquatschen, quatschen, weiterquatschen und schließlich vollquatschen. Diese ehrenvolle Aufgabe ertragen die meisten der bumster selbst nur mit Alkohol, sodass das eine interessante Kombination ist.

Wenigstens sind sie friedlich, wenn sie dich für eine Frau halten oder die munkis (monkeys, Affen) im nahegelegenen Nationalpark zeigen wollen.

Mit Ausschlafen war das heute so eine Sache, wir waren gestern Abend erstens relativ früh im Bett und zweitens hatten wir die letzten Nächte nicht so arg viel geschlafen, sodass wir dann doch schon wieder um 6.30 Uhr wachwaren. Wir versuchten noch ein wenig Schlaf zu ergattern, gaben aber bald auf und fügten uns in unser Schicksal, Aufstehen genannt. Dass ich mich irgendwo ein bisschen erkältet habe (wahrscheinlich im Taxi, in dem es wohl ein wenig gezogen hat), hat zum erholsamen Schlaf natürlich auch nicht beigetragen. Ich bin aber, wie stets in solchen Fällen, hoffnungsfroh, das Ganze zu überleben.

Ich ging ein wenig an den Strand zum Fotosmachen, meine Ma wartete auf unserem Balkon und guckte ebenfalls auf Strand und Meer. Ach Leute, ich war ja schon an ein paar Stränden, aber der hier gehört ganz eindeutig zu den schönsten, die ich je gesehen habe. Kilometerlanger Sandstrand, ganz wenige Touristen, nicht wirklich viele Einheimische, alles in allem fast menschenleer. Sehr, sehr toll.

Ich ging hoch, wir gingen lecker frühstücken, ein kontinentales Frühstück, das wir mit Spiegelei und Rührei mit Lachs verfeinerten. Sehr, sehr lecker.

Anschließend eroberten wir die Traumliegen hier in der Anlage, im Schatten, mit Blick auf Strand und Meer, ungestört von den (wenigen) anderen Gästen (das "Erobern" war im eigentlichen Sinn nicht nötig, weil hier eh genügend Liegen sind), superschön.

Wir gingen an den Strand, wurden von unseren Freunden, die dort ihren Imbissstand bauten, begrüßt (die Kollegen gehören im Übrigen wohl doch nicht zum Hotel) und machten einen Strandspaziergang, währenddessen zwei von unseren nicht so ganz tollen Bumster-Freunden uns "beglückten". Wir konnten sie in endlicher Zeit abschütteln, sodass ich ins Meer hüpfen und die Wellen genießen konnte.

Abgang nach oben zum Hotel. Wir lasen, wir unterhielten uns, und irgendwann hatten wir Durst. Wir kamen mit der Bedienung und dem Kellner, einem Geschwisterpaar, ins Gespräch, was dazubeitrug, dass wir - nunja - die anvisierte Anzahl von Bieren ein klitzekleines bisschen überschritten. Meine Ma und der Kellner versuchten schließlich, die Kellnerin und mich zu verkuppeln, was nach Aussage meiner Mutter zu dem "süßen" Umstand führte, dass eine Schwarze rot wird. Ich war schon rot, von der Sonne. Alles in allem: Herzlichen Dank auch, Mutter ...

Ansonsten war heute im wörtlichen und im übertragenen Sinn eitel Sonnenschein, ich war am Nachmittag nochmal am Strand, wurde von den Arbeitern dort zum Benachin (in dem Fall Fisch mit Reis, Zwiebeln und scharfem Gewürz) eingeladen (sie stellten wir sogar einen Wasserbehälter hin, auf den ich mich setzten konnte, weil das mit der Hocke nicht so ganz meins war mit meinen 55 kg und stocknüchtern ...) und machte einen letzten Schwimm im gambischen Atlantik (nach morgen sind wir ja zwei volle Tage in Mbour am senegalesischen Atlantik).

Auf ins Zimmer, duschen, Blog schreiben, jetzt geht es gleich zum Abendessen. Ich muss noch zwei Postkarten schreiben, wir werden heute wahrscheinlich nicht alt, weil ich heute so richtig schön erschöpft-erholt bin ...

Heute daher nur Strandfotos:

Blick beim Abendessen

Brufut Beach

Wenn Österreicher einen Zaun bauen ...
 

Montag, 14. März 2016

Hilda aus Göteborg

Eine junge Studentin mit schwedisch-gambischen Wurzeln ist unsere heutige Heldin des Tages.

Datt Janze kam so: Der Muezzin neben dem Hotel musste sich seinen Wecker wie wir auf 6 Uhr gestellt haben, denn das Klingen des Handy setzte zeitgleich mit dem ersten "Allahu akbah" aus dem Minarett ein.

Wir hatten nun die dritte kurze Nacht in Folge mitgemacht, denn nach der erfolgreichen Landung und dem erfolgreichen Anstoßen auf Land Nummer 104 schliefen wir beide nicht optimal, und von 1 Uhr bis 6 Uhr sind es halt auch keine acht Stunden Schlaf, nicht einmal für Mathematiker oder Physiker (und wer jetzt mit Zeitverschiebung kommt, wird verprügelt). Nichtsdestotrotz sprangen wir wie junge Hunge aus dem Bett, machten uns fertig und checkten ziemlich genau um 7 Uhr aus. Wir ließen uns ein Taxi kommen, auf dass es uns zum gare routière bringe, was es schließlich - nach ein paar Umwegen durch unasphaltierte Straßen eines nicht so wirklich richtigen reichen Stadtviertels - auch tat. Dort wurden wir von einem halben Dutzend Männer durch die Gegend gelotst, nachdem ich mir einen herausgepickt hatte, dass er uns zu einem sept-place nach Banjul oder zumindest in diese Richtung bringen sollte.

Wir kamen an ein Auto, das - nach Aussage des Besitzers - "in gutem Zustand" sei (na, immerhin etwas ...). Er bot uns an, sofort bis zur Grenze loszufahren (d.h., dass wir alle sieben Plätze nehmen würden), und verlangte dafür 60.000 Francs (90 Euro). Das war uns zu viel, wir gingen weg, er kam hinter uns her, zeigte auf drei 10.000er-Scheine in seiner einen Hand, während er in der anderen noch zwei 10.000er hatte. Für 30.000 Francs konnte man das ganz gut machen, also stiegen wir ein. Meine Ma dachte anfangs, es handele sich um einen Leichenwagen, weil die beiden hinteren Sitzreihen (das Gefährt hat drei Sitzreihen) umgeklappt waren ... Der Chef von datt Janze wollte gleich mal Cash sehen, woraufhin ich ihm 30.000 Francs - wie ich als vereinbart verstanden hatte - in die Hand drückte. Nein, nein, er wollte 50.000 Francs haben, er hatte mir doch drei Scheine in der einen und zwei in der anderen gezeigt. Hm, ich glaube, das war hier wirklich ein Missverständnis (ohne Ironie!).

50.000 fand ich zu viel, also stiegen wir wieder aus, holten unser Gepäck und liefen weiter. Halt, Moment, stopp, auf 40.000 könne man sich doch einigen, oder? Wir hatten das Ziel, heute Abend schon im Meer zu schwimmen, nicht ganz aufgegeben, da wollten wir jetzt wegen ein paar Euro nicht noch stundenlang verhandeln. Also, was soll's, für 40.000 saßen wir in dem Peugeot drin. Es ging tatsächlich gleich los, ganze dreihundert Meter weit. Dann standen wir erstmal, mit laufendem Motor, am Straßenrand und unser Fahrer musste noch irgendwas machen.

Unvermittelt ging hinter der Kofferraum auf, es wurde ein dritter Koffer hineingewuchtet, und eine junge Studentin wurde auf den Beifahrersitz bugsiert. So hatten wir uns das bei der Einigung eigentlich nicht vorgestellt, aber da die Studentin "anglais", also Englisch, sprach, wurde sie uns als große Errungenschaft für uns verkauft. Oh ihr Schlepper, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für eine Errungenschaft diese Frau für uns war. (Sorry, jetzt habe ich die Spannung herausgenommen, aber der Blog soll ja auch für Herzschwache lesbar sein ...)

Es ging nun aber wirklich los, weitere zweihundert Meter, ehe wir anhielten, weil der Fahrer noch die Ausfahrtgebühr aus dem Busbahnhof bezahlen musste.

Jetzt aber. Ich glaubte kaum, dass wir um 8.24 Uhr wirklich auf der öffentlichen Straße waren, als uns die Polizei nach ungelogen weiteren zweihundert Metern rauswinkte. Ich weiß nicht, was diese Helden der Steinzeit suchten, aber unser Fahrer musste erstmal Fahrzeugpapiere vorzeigen, dann mussten wir die Koffer öffnen, um sie durchwühlen zu lassen. Nach zehn Minuten war plötzlich alles okay und wir durften weiterfahren.

Wir fuhren erneut zweihundert Meter und standen wieder. Aber diesmal im Stau. Es ging in Richtung Mbour, wo wir nach unserem Gambia-Abstecher die letzten Tage im Senegal am Strand verbringen werden, und von dort - auf bis dahin durchgängig sehr, sehr guten Straßen - in Richtung Kaolack. Kurz hinter Fatick bogen wir gen Süden auf eine - immer noch sehr gute - Sekundärstraße ein, die uns zu einer Fährstation brachte. Dort trafen wir gegen 11 Uhr ein.

Meine Ma lachte sich mal wieder einen Hund an, der sie aber nicht überzeugen konnte, wie alle anderen vor ihr an die (Außen-)Wand des Toilettenhäuschens zu urinieren. Wir standen ein paar Minuten, Hilda erklärte uns, dass wir nicht im Auto sitzen bleiben könnten, sondern als Fußgänger auf die Fähre müssten. Gesagt, getan, sie zahlte sogar für uns (15 Cent pro Person), weil wir kein senegalesisches Kleingeld hatten. Während der Überfahrt wurde Sonnencreme auf meine bleiche Haut aufgetragen, was sich als sehr hilfreich erweisen sollte, denn es war zwar nicht brütend heiß, aber wir hatten strahlenden Sonnenschein den ganzen Tag über.

Nach geschätzt fünfzehn Minuten Überfahrt legten wir uns und fahren weiter in Richtung Grenze. Die Straße war, bis auf ein dann allerdings richtig katastrophales Teilstück vor Sokone, durchgehend sehr schnell befahrbar, was unseren Chaffeur denn auch veranlasste, auf freier Strecke auch mal 120 zu fahren. Dass in unserem Leichenwagen nur für Fahrer und Beifahrer (also nicht für uns) Gurte vorhanden waren, versteht sich von selbst. Naja, wir haben es überlebt.

An der Grenze schmiss uns der Chaffeur - wie verabredet - raus, ich wechselte Geld und wurde betrogen, was ärgerlich war, aber mein Gott, was soll's? Hilda führte uns erst zum senegalesischen Zoll, der nichts von uns wollte, dann zur Polizei, was unsere Ausreise verifiziert wurde, dann zum gambischen Zoll, der unser Gepäck durchsuchte und schließlich zur gambischen Polizei, bei der unsere Einreise in gleich zwei Büchern festgehalten wurde - wieso das so ist, versteht keiner, aber solange es nicht wehtut. Natürlich hätten wir Polizei und Zoll auch selbst gefunden, da war Hilda nicht besonders hilfreich, aber richtig gut war es, sie dabeizuhaben, als es darum ging, ein Taxi nach Barra zu finden.

Barra ist der Ort im Norden des Gambia-Flusses, der der gambischen Hauptstadt Banjul direkt gegenüberliegt und von wo aus die Fähre hinüber nach Banjul ablegt. Hilda verhandelte ganz gut für uns, und wir bezahlten das Taxi für uns drei.

In Barra traf sie ihren Stiefvater und revanchierte sich, indem sie den Kofferträger und die Fährüberfahrt nach Banjul bezahlte.

Massen von Menschen und etliche Autos, sogar ein riesiger LKW, bewegten sich auf diese kleine Fähre, von deren Benutzung das Auswärtige Amt abrät. Wieso, das erschließt sich mir nicht so ganz, weil die Fähre so seeuntauglich nun auch wieder nicht aussieht. Unser Gepäck deponierten wir am Rand, ich marschierte hoch auf Deck und genoss den Blick auf das fünf Kilometer entfernte Banjul. Nach einiger Zeit legten wir auch tatsächlich ab und fuhren - ziemlich langsam - hinüber. Viele fliegende Händler waren an Bord und verkauften Wasser, Cola, Eis, Erdnüsse, ja, sogar diese Power Banks, mit denen man unterwegs sein Handy laden kann.

Nach der Ankunft in Banjul stellte sich heraus, dass Hilda einen Großteil der Strecke mit uns fahren konnte; entsprechend verhandelte sie wieder den Preis und wir stiegen in das Gefährt ein, dessen Kofferraum für drei Koffer zu klein war, sodass die Koffer halb überstanden und der Kofferraumdeckel festgebunden werden musste. Am Hotel kamen wir ebenso wie unser Gepäck heil an.

Hilda stieg in "Traffic Lights", übersetzt "Ampel" aus, dem Bezirk, an dem die erste Ampel Banjuls errichtet worden war, wir fuhren weiter nach Brufut. Dank Wegweiser und Google Maps kamen wir gegen 16.30 Uhr an unserem Hotel an, von dem Hilda schon geschwärmt hatte. Wir wurden mit Handschlag namentlich begrüßt und guckten gleich mal auf die wunderbare, tolle, fantastische, kurz: nicht unansehnliche Anlage, die diesen beiden Österreicher hier haben aus dem Boden stampfen lassen.

Der Willkommensdrink in Form eines gambischen Bieres wurde von uns sehr begrüßt, danach konnten wir aufs Zimmer - mit fantastischem Ausblick auf die Anlage und den Atlantik -, zogen uns um, ließen Anlage Anlage sein und gingen die paar Treppen hinunter zum Meer.

Wir verliefen uns ein wenig, wurden aber von Bediensteten des Hotels zurückbeordert (die sind hier alle - wirklich -  supersuperfreundlich, ein bisschen weniger Freundlichkeit wäre auch noch völlig in Ordnung ...), bekamen eine Liege an den Strand gestellt, die wir nur zum Ablegen unserer Handtücher benötigten und sprangen in den welligen Fluten. So, so, so, schön ... Und der kilometerlange Sandstrand, der sich zu beiden Seiten unserer Einstiegsstelle erstreckt: ebenfalls so, so schön (Fotos kommen morgen, ich hatte heute Nachmittag dann kein Handy dabei).

Nach dem Bad gingen wir aufs Zimmer, duschten, riefen meine Schwägerin und meinen Bruder an, die aus allen Wolken fielen, und marschierten dann zum Abendessen. Es gab Garnelen in Chili-Knoblauch-Sauce und Octupussalat zur Vorspeise, Butterfisch und Thunfisch zur Hauptspeise und Erdnuss-Limetten- bzw. Bananen-Kokos-Eis zur Nachspeise. An Getränken wurde selbstverständlich ausschließlich stilles Wasser konsumiert. Der ganze Spaß war zu europäischen Preisen und sehr lecker, am Ende gab uns der Chef noch einen Schnaps aus.

Es ist jetzt hier 22 Uhr, wird sind im Bett, morgen wird mehr oder weniger ausgeschlafen. Gute Nacht!

Königlicher Palast in Madrid

Nochmal königlicher Palast in Madrid

Picos in Madrid

Dakar bei Nacht

Eine Fährfahrt, die ist lustig ...

Unterwegs im Senegal

Strand in Barra, an den Ufern des Gambia-Flusses

Blick vom Balkon unseres Zimmers

Von allen guten Geistern verlassen


… war ich heute Morgen, als ich unsere Tasche mit den Pässen und dem Rechner in die Gepäckaufbewahrung gab. Als wir zurückkamen, war die rote Tasche nicht mehr da, wo die Koffer waren. Meine Mutter wurde ganz blass, ich ziemlich. Eine Putzfrau sah meiner Mutter an, dass sie kurz vor dem Umkippen war, und fragte, ob wir die rote Tasche suchten. „Ja, die suchen wir!“ Sie schickte uns zur Rezeption, die gaben uns die Tasche und sagten, dass man sie irgendwo an einer Sitzgruppe gefunden habe. Wer sie dahingebracht hatte, wird ein ewiges Rätsel bleiben, die Putzfrau, die die Tasche gefunden hatte, bekam ein deftiges Trinkgeld, und ich werde so etwas nie, nie, nie, nie, niemals wieder machen …

Aber einmal auf dieser Tour mussten wir ja auch mal Glück haben.

In der Wahrscheinlichkeitstheorie gibt es das Konzept der bedingten Erwartung, und so etwas Ähnliches gibt es auch, wenn bei einer Reise etwas schiefgeht. (Ich will jetzt hier also kein mathematisches Proseminar abhalten, keine Sorge.) Wenn mir vor der Reise einer gesagt hätte, dass wir anstatt am Samstag Abend in Dakar ein Bierchen zu schlürfen am Samstag Abend noch in Madrid in einem Flughafenhotel herumhängen und um 1 Uhr noch nicht im Bett sind, hätte ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Gestern Abend, nachdem so vieles schiefgelaufen war, waren wir einfach nur froh und glücklich, dass wir in Madrid unser Gepäck hatten, dass der Transfer vom Flughafen und der Check-in beim Hotel wunderbar klappte, dass das Hotel sehr in Ordnung war und wir nachts um ein Uhr noch ein Zwei-Gänge-Menü mit zwei Bier aufs Haus (oder eher auf die Fluggesellschaft) bekamen.

Der Abflug gestern verzögerte sich weiter von 18.10 Uhr auf 18.20 Uhr, 18.50 Uhr, 19.10 Uhr, 19.20 Uhr, 19.50 Uhr, 20.10 Uhr. Irgendwann um 20.32 Uhr oder so durften wir endlich boarden, um 20.45 Uhr hob der Flieger ab, um 22.52 Uhr betrat ich erstmals seit mehr als acht Jahren spanischen Boden. (Planmäßige Ankunft war 13.35 Uhr, also hatten wir fast neuneinhalb Stunden Verspätung … Bei einem Zwei-Stunden-Flug schon eine reife Leistung.)

Ich muss sagen, dass unsere 100 Mann starke Schicksalsgemeinschaft sehr diszipliniert war, da ist keiner ausgerastet (Klar, was hätte es gebracht? Gar nichts), selbst die Kinder weinten kaum. Dem Bodenpersonal machte manch einer leise Vorwürfe, dass sie die Verspätungen immer so salamitaktikartig vorbrachten, aber ich vermute jetzt mal zu ihren Gunsten, dass die vom Kapitän oder von der Technik auch so hingehalten wurden. Die Ausgabe der Essensgutscheine passte ganz gut, auch wenn sie ein bisschen mehr Getränke hätten auffahren können, die Organisation dann hier in Madrid war einfach nur sehr gut, das haben sie ganz gut gewuppt.

In Madrid bekamen wir dann nachts um 1 Uhr noch ein Menü mit Fisch-Empanadas oder Pasta als erstem und (einem sehr gutem) Fisch oder Albóndigas (Hackfleischbällchen) als zweitem Gang. Das war durchaus essbar. Die zwei Bier waren auch trinkbar, auch wenn es Heineken war und wir in unserem Zustand wahrscheinlich sogar Warsteiner heruntergespült hätten.

Die Nacht war kurz, ich träumte von Flughafentanten, die einen in der Gegend herumführten, und wachte nach fünfeinhalb Stunden Schlaf um 6.30 Uhr auf. Ganz so hatte ich mir meinen Urlaub jetzt doch nicht vorgestellt … Um 8.30 Uhr gingen wir zum Frühstück, um gegen halb zehn machten wir uns auf zur U-Bahn-Endhaltestelle unweit des Hotels. Dort kauften wir uns für zwei Euro pro Person Fahrkarten und fuhren bis zur Oper im Stadtzentrum von Madrid. Dort fuhr zwar ständig so ein Hop-On-Hop-Off-Bus an uns vorbei, hielt aber nicht. Also gingen wir ein paar Schritte, kamen am königlichen Palast und einer hübschen Kathedrale vorbei („nicht unansehnlich“ darf ich ja nicht mehr schreiben, sagt meine Ma) und suchten die Bushaltestelle.

Mein Handy vibrierte und das konnte nichts Gutes bedeuten. Die E-Mail von meinem Hotelvermittler verkündete mir, dass wir gestern nicht in Dakar aufgetaucht wären und unser Hotel daher unseren Aufenthalt storniert hätte. Der erste Teil, dass wir nicht da waren, war schwer widerlegbar, nur hatte ich den Freunden in Dakar mehrere E-Mails geschrieben, dass wir heute Abend ankämen. Die sehr freundliche Frau von Booking.com konnte die E-Mails einsehen (nein, da war nicht die NSA schuld, sondern ich hatte eine E-Mail-Adresse für extra solche Zwecke verwendet) und rief mal in Dakar an.

Nach ein paar Minuten sprach sie wieder mit mir und erläuterte mir, dass das Hotel um 24 Uhr zumacht. Nun sollten wir um 21.45 Uhr planmäßig in Dakar ankommen, aber die Hotelchefin war der Ansicht, dass uns zweieinviertel Stunden nicht reichen würden, um einzureisen und mit dem Taxi die paar Kilometer zum Hotel zu kommen. Sie schlug uns vor, dass wir die Buchung kostenlos stornieren könnten (die Stornofrist war längst abgelaufen und ich hatte mich damit abgefunden, dass wir die erste Nacht sowieso bezahlen müssten) und ein anderes Hotel nehmen könnte. Gesagt, getan, plötzlich standen wir also ohne Hotel für heute Abend da. Sorgen machten wir uns darum nicht, da könnte ja jeder kommen, wird schon schiefgehen.

Apropos schiefgehen: Prompt in dem Moment fanden wir die Bushaltestelle, an der auch schon ein Hop-On-Hop-Off-Bus stand, ich winkte ihm zu, er winkte nicht zurück, sondern fuhr drei Meter weiter, um an einer Ampel zu stehen. Die Tür machte der freundliche Geselle nicht auf … Vier Minuten später kam einer weiterer Bus mit nun wirklich sehr freundlichen Damen, sodass wir hier einsteigen konnten und uns aufs kühle und etwas windige Oberdeck setzten.

Wow, liebe Leute, Madrid ist toll. Diese Prachtstraßen, wunderschöne Gebäude, tolle Parks, die wir leider nur von außen sahen, eindrucksvolle Stadttore, das kann mich sich alles mal in Ruhe und vorsätzlich angucken. Spätestens, wenn ich alt bin …

Zwei nicht so schlafreiche Nächte machten sich bemerkbar, sodass wir nach einer Umrundung des Parcours erstmal eine schöne Kneipe suchten. Tapas kennt jeder, Picos noch nicht ganz jeder: Es handelt sich dabei um Kleinigkeiten, die – wenn mich meine Spanischkenntnisse nicht völlig täuschen – von dem namengebenden Spießchen zusammengehalten werden.

Auf der Karte standen acht verschiedene Picos für jeweils 2,50 € bis 2,75 €. Überhaupt, und erst in Madrids Innenstadt, konnte das ja nichts Großes sein. Meine Ma bestellte also auf mein Anraten hin die Kombination aller acht Picos, während ich ein Menu de la casa mit drei Tapas als Vorspeise, einem Lachs und einem Obstkuchen bestellte. Zum Trinken wurden natürlich Hopfenkaltschalten gereicht.

Ich bin ein Trottel (jaja, ich weiß ja, dass jetzt viele denken: „Erzähl mir was Neues“): Ich hatte gedacht, diese Picos hätten solche Proportionen wie Zahnstocher mit einer Oliven und einem Käsewürfel dran. Weit gefehlt. Jedes dieser Picos war ein kleines Kunstwerk auf einem halben Brötchen, mit Lachs umwickelter Frischkäse, Sardellen, Tortilla und andere Köstlichkeiten, während ich meine ebenfalls sehr guten Tapas und den sehr, sehr leckeren Lachs verspeiste. Zum Glück war unser Frühstück nicht ganz so üppig gewesen (trotz Büffet), sonst hätte die Schlagzeile der Bild morgen gelautet: „Deutsche Touristen in Madrid wegen guten Essens geplatzt! 5.000 € Sachschaden in Innenstadt-Kneipe! Bild schämt sich!“

Wir fuhren zurück mit der U-Bahn, liefen die Strecke zum Hotel zurück (selten war ein Verdauungsspaziergang so nötig und hilfreich), erschreckten uns zu Tode (s.o.) und fuhren dann mit dem Taxi zum Flughafen. Naja, Check-in und Ausreise und so lief alles gut, und unser Flug ging fast pünktlich weg und landete sogar überpünktlich.

Um 21.42 Uhr betrat ich erstmals senegalesischen Bode, kurz darauf standen wir in der Schlange zur Einreise. Nach vielleicht zwanzig Minuten waren wir dran, der Grenzer wollte Fingerabdrücke haben, die sollte er kriegen. Nach der Kontrolle, ob wir auch wirklich einen Einreisestempel hatten, schlugen wir uns zum Gepäckband (meine Ma) bzw. zum Geldautomaten (ich) durch. Ich war im dritten Anlauf erfolgreich, sie zur Hälfte, denn als ich kam, hatte sie erst einen Koffer erobert.

Erinnerungen an Algier und Astana wurden wach, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Iberia auf einem Direktflug (wir hatten ja heute Abend eingecheckt) unseren Koffer vergräbt. Nach einigen Minuten bangen Wartens sahen wir - dieses Mal das graue - Plastik des Glücks.

Nach einer chaotischen Schlange durch den Zoll (guckt da überhaupt einer auf das Display des Röntgengeräts) waren wir draußen und an der frischen Luft. Sehr, sehr schön. Weniger schön waren die ganzen Taxifahrer, die uns umlagerten und uns ins Taxi ziehen wollten. Ich hatte evaluiert, dass unser Hotel relativ nah war, deswegen gingen wir zu Fuß.

Naja, 300 Meter ohne Gepäck auf einem deutschen Bürgersteig sind etwas anderes als 300 Meter mit Gepäckstücken auf einem gelegentlich etwas unebenen senegalesischen Bürgersteig. Meine Ma schwitzte, ich schwitzte trotz der ganz akzeptablen Temperaturen, als wir endlich unser Hotel sahen.

Der Check-in funktionierte, aber das Restaurant war schon zu, sodass uns der - mit reichlich Trinkgeld ob des Koffer-die-Treppen-Hochschleppens belohnte - Boy anbot, uns Bier und Wasser in einem Shop zu kaufen.

Er ging und ward eine Dreiviertelstunde nicht mehr gesehen. Wir konnten uns gerade noch halb verdurstet zur Zimmertür schleppen und sie ihm öffnen, dann hatten wir unser Bier und unser Wasser.

Nunja, und jetzt haben meine Ma und ich mit importiertem "Royal Dutch"-Bier auf mein Bergfest angestoßen. Der Senegal ist mein 104. Land, nach meiner Zählung kommen jetzt noch 103. Und das hundertdrittletzte kommt morgen in Form von Gambia (ich muss schnell schreiben, damit "morgen" noch stimmt, denn es ist zehn vor zwölf hier ...).

Ich hatte mir das vielleicht etwas feierlicher vorgestellt, aber das holen wir sicherlich auf dieser Tour noch nach, dass wir mit gutem Essen und Blick aufs Meer und so'n Gedöns auf das Bergfest einen (oder mehr) trinken.

Jetzt gehen wir erstmal schlafen, morgen geht's - inschallah - irgendwie nach Gambia und dann hoffentlich so, dass wir morgen Nachmittag schonmal zum Schwimmen ins Meer können. Aber so wie ich die Tour bisher erlebt hatte, oh Gott, oh Gott ...

Over and out bis zum nächsten Post aus dem Gambia. Hoffentlich.