Nun, wenn die Mutter mit dem Sohne verreist, haben die beiden manchmal verschiedene Prioritäten - es gibt zwei Bestandteile von Fauna und Flora, die meine Mutter dazu bringen können, vor Begeisterung in den Straßengraben zu fahren: Störche und Walnussbäume. Seitdem aber meistens ich fahre, ist das nicht mehr so gefährlich, wenn meine Mutter einen Storch oder einen Walnussbaum sieht, weil es egal ist, ob sie weiter auf die Straße guckt oder nicht ...
Zudem waren wir zum Zeitpunkt dieses Dialogs schon wieder fast aus Erzingen in der Gemeinde Klettgau herausgefahren, hier kannte das Auto den Weg wirklich schon selbst ...
Das Aufstehen gestern Morgen in San Marino war nicht ganz so einfach, aber der Blick aus dem Fenster auf dieses Panorama in San Marino und der Emilia Romagna, das ließ mich dann - zusammen mit der Dusche - einigermaßen wach werden. Der Frühstücksraum wurde gesucht und - nach einigem Suchen - gefunden, das Frühstück war völlig in Ordnung, und danach ging es wieder den Berg hinunter, zu einem anderen Grenzübergang nach Italien als auf dem Hinweg.
Meine Hoffnung, dort einen richtigen Grenzstein statt nur solcher komischen Grenzplaketten (die außerdem nur mit einer Schraube im Boden verankert und daher drehbar waren - wie soll man da denn den Grenzverlauf finden?!) zu finden, wurden sehr enttäuscht, denn auf dem (italienischen) Parkplatz beim (san-marinesischen) Einkaufszentrum war überhaupt keine Grenzmarkierung zu finden, niente ... Nur auf der Hauptstraße konnte man anhand des "Benvenuti"-Schildes die Grenze erahnen, aber das war es auch schon ... Schade!
Wir fuhren noch einmal kurz nach San Marino zurück, um dort zu tanken, dann ging es über kleine Sträßchen zur Autobahn in Richtung Bologna. Wir hatten uns beim Frühstück entschieden, keinen Abstecher nach Mailand (oder nach Bologna) zu machen, sondern durchzustarten, um am Abend noch etwas essen gehen zu können (und trinken, höhö, deswegen die Verzögerung von einem Tag ...).
Also ging es über Bologna, Mailand, Como/Chiasso (auch kein Grenzstein), Gotthardtunnel in Richtung Zürich. Das Navi hatte einen Stau auf der Autobahn um Zürich herum entdeckt und gab uns eine Ausweichroute - die natürlich direkt durch Zürich hindurch führte - oh Mann! Auf der Autobahn wären wir - trotz Stau - schneller und - trotz Stau - entspannter unterwegs gewesen, aber so war ich wenigstens erstmals seit 2011 oder so wieder mehr oder weniger ernsthaft in Zürich ...
Hinter Bülach standen wir im Stau, erst als wir in Eglisau ankamen, wurde der Verkehr besser, danach ging es über Hüntwangen/Bühl und mit einem kleinen Abstecher nach Weisweil, weil an der Straße zwischen Weisweil und Erzingen Grenzsteine stehen und ich gestern noch keinen gesehen hatte (wer zeigt mir den Vogel da hinten?!), in Richtung Bonndorf und - nach schnellem Auspacken - stilecht ins Di Lisi zum Abendessen.
Antipasti, Primi und Secondi Piatti wurden ebenso wie Dolci verspeist (danach konnte man mich nach Hause rollen), dazu gab es Schwarzwälder Bier und italienischen Schnaps, das war ein richtig schöner Ankunftsabend, und heute Morgen habe ich endlich mal ausschlafen können, das ist immer schwierig so, erstens auf einem Roadtrip und zweitens mit meiner Mutter ...
Insgesamt waren das - mit Rundfahrten und Ausflügen - über 3.000 Kilometer, aber auch wenn ich alles gefahren bin (und meine Mutter das Spazierengefahrenwerden ähnlich genossen hat wie meine Großmutter es genossen hatte, wenn meine Mutter fuhr), war das sehr entspannt ... Klar, es gibt - gerade in Italien - immer einige brenzlige Situationen (gestern hätte uns ein Lkw mit schlaftrunkenem Fahrer - gefühlt - fast zerquetscht, sodass ich beim zweiten Überholversuch dauerhupend an ihm vorbeifuhr, damit er wenigstens die paar Sekunden wachbleibt), aber richtig übel war eigentlich nur der wahnsinnige Wolkenbruch auf der Fahrt aus der Toskana nach Apulien, als wir dachten, ein Schwimmbad nach dem anderen fiele auf uns herunter, unfassbar!
Achso, eins bin ich noch schuldig: Nachdem meine Mutter über den ihr (am ersten Abend) lang erscheinenden Weg zum Meer geklagt hatte, hatte uns der Chef von datt Janze ja beim Frühstück gesagt, dass er den Zaun aufmachen würde. Joa, das tat er dann auch: In dem Zaun ist ein Durchgang (entrato vietato natürlich, Zutritt verboten), aber der wird durch ein Zaunstück verschlossen, das allerdings oben nur mit einem Draht festgemacht ist ... Meine Mutter öffnete also den schon etwas klaffenden Zaunspalt noch ein bisschen weiter (ich googelte schon mal die Nummer des Konsulats, wenn sie verhaftet wird ...), und dann latschten wir da durch, alles voll legal, wie so vieles in Italien, wenn man sich allein den Straßenverkehr mal anschaut ...
Italien? Sehr, sehr gerne wieder, das stand ja eigentlich nie in Frage, aber dieses Jahr hat es halt mit Corona und Nicht-so-richtig-fliegen-wollen und allem gepasst, und wir haben es keine Sekunde bereut, sondern es vielmehr richtig krachen lassen ... Das war ein schöner Urlaub, und jetzt freue ich mich auf ein paar freie Tage hier im Schwarzwald, danach geht es mit frischer Kraft in den Winter ...
Weihnachten hatte ich ja schon seit Jahren Georgien vor - Georgien ist kein Risikogebiet, aber da müsste man halt schon fliegen. Wir werden also frühestens im Dezember irgendetwas Flugtechnisches buchen, dann ist die Gefahr, dass ein paar Tage später gar nix mehr fliegt, hoffentlich überschaubar (und wegen Ansteckung im Flieger habe ich eh keine Sorgen) ... Mal sehen, vielleicht geht es auch nur nach Mailand oder Bologna oder Venedig oder an die belgische Küste - alles noch offen, alles spontan, dieses Jahr kann man halt nicht wirklich gut planen ...
Fotos aus San Marino:
Halb in Italien, halb in San Marino (RSM = Repubblica di San Marino) |
Blick aus dem Zimmerfenster |
Blick vom Monte Titano auf die Adria |
Piazza della Libertà mit Regierungspalast |
Gondelbahn ins Tiefland |
Aus der Gondelbahn |
In den Gassen von San Marino |
Stadtmauer oberhalb des Parkplatzes |
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