Meine Länder

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Samstag, 5. September 2020

"Isch's heiß?"

 Ne, du Vollhonk, ich schwitze, weil's mir Spaß macht, Mann ey! Ich habe auf der heutigen Wanderung deutlich mehr Menschen getroffen, die mir mehr als nur flüchtig in Erinnerung geblieben sind, als normalerweise, aber die anderen haben deutlich geistreichere Bemerkungen gemacht als der Herr, der - von Frau und Hund begleitet - zwischen Rötenbach- und Haslachmündung fotografierte, als ich gerade vom Hörnle herabgestiegen war ...

Heute wollte ich, wie gestern angekündigt, die Haslachschlucht erkunden. Eine Möglichkeit wäre gewesen, wieder in Holzschlag beim Reichenbächle einzusteigen, wieder über die Stallegger Brücke zu laufen, wieder am Kraftwerk vorbeizulaufen und dann hinter der Rötenbachmündung nach links statt rechts abzubiegen. Ich hatte aber keine rechte Lust, diese 3,5 km noch einmal zu laufen, sodass ich meine Mutter bat, mich zum Hofgut Stallegg in Göschweiler zu bringen.

Das tat sie natürlich, und so startete ich von dort auf meine heutige Wanderung. Ich hätte den Weg, den ich vor Monaten mal von der Stallegger Brücke hochgelaufen war, herunterkraxeln können, aber auch hier entschied ich mich, neue Wege zu gehen, und lief erstmal ein bisschen hoch in den Wald.

Die Ausblicke unterwegs waren gar nicht so schlecht, weil ich halt nicht nur Schlucht hatte. Kurz vor der Rötenbachmündung kam ich dann aber doch auf den Weg, den ich gestern gegangen war, und prompt begegnete mir ein aufgeregter Westfale.

Er wollte zur Bushaltestelle Lotenbachklamm. Ich sagte ihm, dass er zur Schattenmühle marschieren könne und dort in den Bus einsteigen - wollte er nicht. Ich sagte ihm, dass er von der Schattenmühle die Lotenbachklamm hochlaufen könnte - wollte er auch nicht. Ich sagte ihm, dass er von der Stallegger Brücke nach Holzschlag hochlaufen könne und dort in den Bus einsteigen - wollte er auch nicht, weil er doch zur Haltestelle Lotenbachklamm wollte.

Eine Wanderin stieß hinzu, die sich aber nicht auskannte, und mit Müh und Not und Zeigen in seinem Wanderbuch (wie altmodisch, kicher ...) überzeugte ich ihn, dass er in Holzschlag auf den Bus nach Lenzkirch käme. Er blieb aufgeregt, aber zog von dannen, mich würde echt mal interessieren, ob (und wann) der angekommen ist ...

Die Wanderin aus, wie sich herausstellte, Karlsruhe und ich liefen ein Stück des Weges gemeinsam, wir bogen hinter der Rötenbachmündung links ab und nach wenigen hundert Metern ging sie weiter - zügigen Schrittes - ihren Schluchtensteig, während ich - erstmal - aufs Hörnle wollte. Auf dem kurzen Stück begegneten uns ein Mann, eine Frau und zwei Hunde, und der Mann hatte ein bisschen Mühe, die freilaufenden, aber lieben Hunde zurückzubeordern.

Bis vor wenigen Tagen kann ich "Hörnle" allenfalls als das Behältnis für die drei Kugeln Eis, die ich manchmal verspeise, hatte aber keine Ahnung, dass das ein - ganz nicht mal so ganz unhoher - Berg im Schwarzwald ist, der ganz in der Nähe liegt. Das Orakel aus Wiesbaden hatte mich auf seine Existenz hingewiesen, und so spazierte ich also aufs Hörnle.

Naja, von "Spazieren" kann keine Rede sein, denn aufs Hörnle hoch ist das eine mittelprächtige Bergwanderung auf schmalen Pfaden, zweimal überquert man eine Geröllhalde, einmal unterquert man eine Bahnstrecke, und mehr als einmal ist das eine verflucht steile Strecke ...

Beim zweiten Überqueren der Geröllhalde merkte ich aber schon, dass sich der Aufstieg lohnen würde, denn schon von dort war der Ausblick in Richtung Holzschlag toll. Die letzten Meter wurden erklommen, und oben machte ich auf einem Bänkchen mit wunderbarer Aussicht ein paar Minuten Rast, denn mein Hemd war schon bätschnass.

Frisch gestärkt vom Sprudelwasser machte ich mich ein paar Minuten später auf den - gleichen - Weg zurück, als plötzlich wieder der Hund von unten vor mir stand. Ich rief dem Besitzer zu, dass der Hund mich schon kenne, da war er zufrieden - die Frau fragte, ob ich vom Hörnle komme und ob es noch weit sei, ich verneinte und lief den Berg wieder runter ...

Ich folgte nun der Strecke, die die Karlsruherin gelaufen war, begegnete dem eingangs geschriebenen Paar mit Hund (die Hunde kriegen das mit den Pfaden ziemlich gut hin, da stürzt so schnell keiner ab ...) und kam bald - wieder über Stock und Stein - an den Zusammenfluss von Haslach und Gutach.

Dort, wo die Haslach mündet, wird die Gutach ("gute Ach") zur Wutach ("wütende Ach"), und ich machte Fotos von der Gutach/Wutach- und der Haslach-Brücke. Schee ...

Auf ging es dann - steil den Berg hoch - in Richtung Haslachschlucht. Früher ging es da wohl mal links ab zu einem Flusspfad in Richtung Rechenfelsen, aber die Strecke ist ziemlich unmissverständlich gesperrt. Entsprechend lief ich noch ein bisschen weiter den Berg hinauf, nur um an der nächsten größeren Weggabelung wieder bergab zu laufen.

Auf dem Rechenfelsen kann man Fotos machen, da ist auch ein Rastplatz, aber beeindruckender wird es, wenn man absteigt und dann von der Haslach aus ein Foto des Rechenfelsens schießt. Heute war ich ein bisschen spät dran, denn die Sonne war schon hinter dem nächsten Berg verschwunden, sodass die Farben im Foto unten nicht ganz so zum Ausdruck kommen ...

Es ging weiter, es wurde so langsam anstrengend, bergauf, bergab, vor allem bergauf, als ich zum Hölllochfelsen kam. Der ist - vom Ausblick her - nicht so richtig beeindruckend, weil man halt nüscht sieht von wegen Höllenloch ... Nun denn ... Weiter, immer weiter, sagte mal ein Nationaltorwart.

Nach einigen hundert Metern Aufstieg kommt man dann auf eine Schotterpiste, das ist der Bähnle-Radweg, und den lief ich ohne Rücksicht auf Wanderkarten und so, die mich abseits vom Bähnle-Radweg leiten wollten, so lange weiter, wie ich konnte, denn hier war es schön eben. Radfahrer begegneten mir jetzt kaum, und kurz vor der Kläranlage in Lenzkirch bog ich vom Bähnle-Radweg ab und lief durch ein kleines Tal hindurch, überquerte letztmals die Haslach und schaute, dass ich in Unterlenzkirch an der Bushaltestelle auf das inzwischen verständigte Mamataxi warte.

Mit einmal Drehen gabelte meine Mutter mich auf, es ging heim zum Abendessen und danach in den Schnitzer, wo wir - sowas Überraschendes - mit den Nachbarn versackten ...

Fotos:

Symbolbild Schwarzwald

Unterwegs in Richtung Wutachschlucht

Unter den Bahngleisen hindurch zum Hörnle

Ausblick vom Hörnle

Ausblick beim Abstieg vom Hörnle

In der Wutachschlucht
Zusammenfluss von Gutach (links) und Haslach (Vordergrund) zur Wutach (rechts)

Zwischen Rötenbach- und Haslachmündung
Rechenfels

In der Haslachschlucht

Auf dem Bähnleradweg


 


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