Meine Länder

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Sonntag, 6. September 2020

Die erste innerschweizerische Wanderung

 ... habe ich heute vollendet, aber das hat mich auf dem Hin- und Rückweg natürlich nicht davon abgehalten, mehrfach die deutsch-schweizerische Grenze zu überqueren, quasi als Ersatz für entgangene Grenzsteinfreuden (ganz am Schluss habe ich noch einen Grenzstein mitgenommen ...).

Ich startete gegen 10 Uhr in Bonndorf und fuhr in Stühlingen/Schleitheim über die Grenze. Weiter ging es in Richtung Schaffhausen und dort in Richtung Büsingen. Die Rheinuferstrasse in Schaffhausen wird gerade neu markiert, also wird man auf eine Umleitung gelenkt - diese ist so katastrophal schlecht beschrieben, dass ich mich mehrfach verfuhr, aber nach endlicher Zeit war ich wieder auf meinem Weg nach Büsingen. Zwischen Schaffhausen und Büsingen überquerte ich zum zweiten Mal die Grenze, zwischen Büsingen und Dörflingen zum dritten Mal, zwischen Dörflingen und Gailingen (wenige hundert Meter weiter) zum vierten Mal und schließlich zwischen Gailingen und Ramsen zum fünften und für die Hinfahrt letzten Mal.

Auch auf die Gefahr, dass der eine oder andere Leser einschläft, aber das muss jetzt sein: In Büsingen gewährte mir ein (schweizerisches) Grenzwachtauto Vorfahrt und fuhr von da an bis Ramsen hinter mir her - also dreimal über die Staatsgrenze. Während es in Büsingen, das deutsches Gebiet ist, durch den Staatsvertrag über Büsingen geregelt ist, dass die Schweizer Behörden dort auch hoheitlich tätig werden dürfen, gilt das für das Stück zwischen der Grenze von Dörflingen und der Grenze nach Ramsen nicht. Allerdings gibt es für diese Strecke(n) einen zweiten Staatsvertrag, der regelt, auf welchen Strecken schweizerische Behörden über deutsches Gebiet und deutsche Behörden über schweizerisches Gebiet fahren dürfen; dort aber müssen sie sich aller hoheitlichen Tätigkeiten entledigen. Verkompliziert wird das Ganze noch weiter dadurch, dass der schweizerische Zoll zwischen Dörflingen und Gailingen einige hundert Meter weit auf deutschem Boden ist; dort wiederum dürfen schweizerische Behörden auf deutschem Territorium hoheitlich tätig werden.

Ich guckte also, dass ich den Grenzwächtern nicht zu schnell und nicht zu langsam fuhr, und in Ramsen ließen sie dann von mir ab ... Puh ...

Es ging über die Rheinbrücke zwischen Hemishofen SH und Wagenhausen TG und von da weiter zum Bahnhof in Stein am Rhein, denn auf dem dortigen Park+Ride-Parkplatz wollte ich mein Auto abstellen. Ich erwischte einen der freien Plätze (es sind da nur knapp 50 Stück), bezahlte - für den ganzen Tag! - fünf Franken und lief dann in Richtung Rheinbrücke los.

Ich war unsicher, ab wann der Rhein vom (Boden-)See wieder zum Fluss wird, und die Wikipedia klärt mich eben auf, dass die Rheinbrücke in Stein am Rhein als die Grenze gilt. Nun, ich lief also - da ich vor der Rheinbrücke nach rechts auf die Südseite des Rheinsees (der wiederum ein Teil des Bodensees ist) abbog - am Bodensee entlang und kam schon nach wenigen hundert Metern Strecke aus dem Kanton Schaffhausen in den Kanton Thurgau, nämlich in die Gemeinde Eschenz, die erste von fünf neuen Gemeinden, die heute besuchte.

Ich lief ein Stückchen am See entlang, bis ich über die Straße geleitet wurde und auf einem Feldweg von der SBB ausgebremst wurde - da war ein Bahnübergang, aber da ein Zug kam, musste ich warten, bis der durch war (das sollte nicht meine letzte Begegnung mit einer geschlossenen Bahnschranke heute sein) ... Weiter ging es, vorbei an Apfelbäumen, später Weinreben und Birnbäumen, in die Gemeinde Mammern und dort immer schön an den Bahngleisen entlang. Der Bahnhof Mammern ist sehr hübsch renoviert worden, es ist ein bisschen schade, dass ich da so bald (außer bei kurzem Zughalt) nicht wieder vorbeikomme ...

Es ging weiter, immer weiter (heute habe ich den 5-km/h-Schnitt wieder um wenige Sekunden gerade so geschafft), teilweise über Asphalt-(Fahrrad-)Wege, teilweise direkt am See über Pfade im Grünen, in Richtung Steckborn. Einmal badeten zwei Fahrradfahrer im See an einer Stelle, wo selbst ich Walross mich vielleicht ins Wasser getraut hätte - nun hatte ich natürlich erstens wieder keine Badeklamotten dabei und zweitens auch keine Wechselklamotten, denn es gibt nichts Ekligeres, als nach einem erfrischenden Bad bei 20 Grad Wassertemperatur wieder in die verschwitzten Klamotten zurückzumüssen. Bäh, da schüttelt es mich schon beim Gedanken daran ...

In Steckborn lief ich einen völlig anderen Weg als meine Kartenapp mich führen wollte, denn ich hatte - es waren jetzt doch schon zehn, elf Kilometer in den Beinen - überhaupt keine Lust, auch nur einen unnötigen Höhenmeter zu machen, sodass ich zunächst auf dem Radweg blieb (da dürfen auch Fußgänger laufen!) und mir dann einen Weg durch das schöne Städtchen Steckborn bahnte, nur um am Ortsausgang von Steckborn auf der Seestraße auf einem Bänkchen Rast zu machen und eine Ente dabei zu beobachten, wie sie mich beobachtet ...

Tagesziel heute war eigentlich Berlingen, aber da kam ich schon um kurz nach 14 Uhr an, und die Fähre, die ich anpeilte, fuhr erst um 15.50 Uhr dort ab. Ganz im Sinne des Projekts Liechtenstein startete ich also durch und lief noch die restlichen drei, vier Kilometer bis nach Mannenbach, wo die Fähre um 15.40 Uhr abfahren sollte ... (Noch weiter bis nach Ermatingen wollte ich dann wirklich nicht mehr durchlaufen, zumal es dann auch mit der Fähre sehr knappgeworden wäre.)

Um 14.45 Uhr trudelte ich an der Schiffslände in Mannenbach ein und hatte also noch 55 Minuten, um mich geistig und moralisch auf die Schifffahrt den Rheinsee hinauf vorzubereiten. Ich las ein wenig, machte noch ein bisschen Fotos vom Bodensee und hoffte, dass die dunklen Wolken, die sich am Himmel versammelten, erst Wasser lassen würden, wenn ich in Stein am Rhein im Auto sitze (das passte perfekt, ich blieb trocken ...).

Um 15.30 Uhr trudelte ein Schiff ein, ich stellte mich in die Reihe, merkte dann aber, dass gar nicht die Fährgesellschaft war, die ich haben wollte, guckte nochmal auf den Fahrplan und sah, dass um 15.35 Uhr eine BSB-Fähre (nicht meine) und um 15.40 Uhr ein URh-Fähre (meine) fahren sollte. Also verließ ich die Schlange, setzte mich noch fünf Minuten hin und boardete dann die richtige Fähre, die MS Munot.

Für die gut einstündige Fahrt nach Stein am Rhein zurück zahlte ich 19,80 Franken, nicht wenig, aber ein- oder zweimal kann man das schon machen, denn die Fahrt ist erstens richtig schön (bei Sonnenschein sicher noch schöner) und zweitens, fast wichtiger, überquert man in der guten Stunde Fahrt sechsmal die deutsch-schweizerische Grenze, weil die Anlegepunkte fast abwechselnd in Deutschland und der Schweiz liegen ... Da geht einem doch das Herz auf, oder? Oder?

Von Mannenbach ging es nach Berlingen (noch Schweiz), dann rüber nach Gaienhofen (Deutschland), wieder zurück in die Schweiz nach Steckborn, wieder nach Deutschland nach Hemmenhofen, in Deutschland bleibend nach Wangen, wieder über den Rheinsee nach Mammern (Schweiz), schließlich nach Öhningen (Deutschland) und, der erste schweizerische rechtsrheinische Halt, zu meiner Endstation nach Stein am Rhein (das Schiff fährt noch weiter bis Schaffhausen) - herrlich!

Ich dokumentierte jede Anlegestelle fotografisch (keine Sorge, nicht alle Bilder unten sind Anlegestellenfotos ...) und freute mir ein Loch in den Bauch, dass man inzwischen so locker zwischen der Schweiz und Deutschland im Bötchen hin- und herfahren kann, ohne einer Einreisekontrolle unterzogen zu werden - und Zollkontrollen wird es da auch nur sehr sporadisch geben ... Heeeerlich ...

In Stein am Rhein stieg ich aus und schleppte mich - die Altstadt missachtend - von der rechten auf die linke Rheinseite, hoch zum Bahnhof und in mein Auto. Zurück ging es die Strecke, die ich gekommen war (also wieder fünf Grenzübertritte), und zwei Grenzübertritte kamen dazu, als ich noch ein Foto des einzigen Grenzsteins machte, an dem ich noch nicht vorbeigekommen war - Nr. 62 Baden-Schaffhausen (oberer Kantonsteil).

Das waren heute also 18 Grenzübertritte und fünf neue Schweizer Gemeinden - ausgerechnet am letzten Grenzübergang (Schleitheim/Stühlingen) stand der deutsche Zoll und wollte wissen, ob ich "was" dabei habe ... Ich antwortete "nein" (was mehr oder weniger wahrheitsgemäß war, denn zu verzollen hatte ich wirklich nichts) und durfte ins Vaterland einreisen.

Ach, war das schön heute, anstrengend ja, und das Wetter hätte für schönere Bilder auch besser sein können, aber das war eine schöne Wanderung am Bodensee entlang durch Gegenden, in denen ich noch nie - ernsthaft - war.

Nach Liechtenstein sind es jetzt noch gut 96 Kilometer (ich habe noch ein paar Abkürzungen gefunden, sodass aus den ursprünglichen 133 Kilometern ab Diessenhofen noch ein Stück weniger wurden), und nächsten Sonntag könnte ich von Mannenbach bis nach Kreuzlingen wandern, dabei zwischen Konstanz und Kreuzlingen eine ganze Menge Grenzsteine mitnehmen (Baden-Thurgau habe ich noch nicht, die gibt es nämlich praktisch nur am Konstanzer Brückenkopf) und dem Ziel Liechtenstein nicht ganz 15 Kilometer näher kommen ...

Davon unabhängig habe ich heute die 700-km-Kilometer im Schwarzwald (und von dort aus erwanderten Gebieten) erreicht - genauer bin ich jetzt bei 707,15 Kilometern, die von Bonndorf aus erreicht wurden. Nimmt man die beiden Wanderungen im Taunus und Pfälzerwald/Vogesen noch dazu, lande ich bei 716,85 Kilometern in diesem Wandersommer. Wenn ich daran denke, wie ich die 100 Kilometer für nahezu unmöglich gehalten habe ...

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Vorgestern Abend haben meine Mutter und ich unsere vorläufige Reiseplanung für Italien ein bisschen fester gezogen: Am 19. September, dem Samstag, dürfte es - mit kurzem Stopp in Pisa - in ein schönes Hotelele zwischen Florenz und Siena gehen, dort bleiben wir bis zum 22. September und guckten uns Florenz und Siena ein bisschen an. Danach geht es in Richtung Tarent, wo wir auch drei Nächte bleiben und uns Metaponto und Matera und Tarent anschauen. Am 25. September dürfte es auf die Gargano-Halbinsel gehen, wo wir vier oder fünf Nächte bleiben und uns am Strand erholen, bevor es - in einigen kürzeren Etappen über das Castel del Monte, San Marino und Venedig - eventuell mit kurzen Abstechern nach Slowenien und womöglich Kroatien nach Hause geht. Am Ende ist die Planung noch ein bisschen ausgefranst, aber das tüten wir auch irgendwie ein ... Ich bin sehr gespannt!

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Fotos:

Steg auf die Insel Werd bei Stein am Rhein

Ausgebremst von der SBB

Blick auf Gleise, Äpfel, Rheinsee

Bahnhof Mammern

Wanderweg am See

Berlingen

Anleger in Mannenbach

Die MS Munot

Steckborn

Stein am Rhein

A Grenzstein a day keeps the doctor away ...

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