Meine Länder

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Donnerstag, 24. September 2020

Ein halbes Jahrhundert

 ... ist es her, dass meine Mutter in Metaponto am Strand war, und ich war ob der Bebauung dort geneigt, ihre Erzählungen, dass damals nur ein Hotel am Strand gestanden hätte und in weiter Ferne ein Restaurant, sonst "nur Gebüsch", ins Reich der Legenden zu verweisen, denn heute ist Metaponto Lido ein größeres Örtchen, das nur in der Nebensaison - die definitiv schon läuft, offiziell muss man bis zum 30. September Parkscheine lösen, aber der Italiener, der zeitgleich mit uns am Parkplatz ankam, gab mir zu verstehen, dass ich mir da keine Sorgen mehr machen müsse ... - schon ein bisschen verschlafen ist, auch wenn am Strand schon noch ein paar Italiener unterwegs waren ...

Das Aufstehen heute war mühsam, auch wenn wir gestern nur ein Bier (Moretti, trinkbar) und zusammen eine Flasche Wein getrunken hatten, das lag also nicht am Alkohol, sondern eher an der Klimaanlage im Auto, denn ich habe seit Tagen einen steifen Nacken - danach ging es zum Frühstück. Während es in Südtirol so war, dass man selbst Einweghandschuhe trug (so wie in Breslau), machen sie es hier so, dass man alles - vom Saft über die Salami und das Brötchen zum Frühstück bis hin zu den Speisen beim Mittag- oder Abendessen - zwar am Büffet bekommt, aber vom Kellner angereicht bekommt. So kommen nur die Kellner mit den Schöpflöffeln in Kontakt, auch nicht unsinnig, das so zu gestalten und man spart sich das An- und Ausziehen der Einweghandschuhe.

Ich aß Brötchen mit Salami, Eispeisen sind hier wohl nicht so in, dazu gab es Saft und Cappuccino, ja, auch für mich ...

Wir wollten uns heute Morgen mal Metaponto angucken, aber als wir da waren und gesehen hatten, was wir wollten, überlegten wir uns, dass wir auch nach Matera fahren könnten. Unterwegs guckten wir in Metaponto noch nach den dortigen Ausgrabungsstätten, aber irgendwie war da zu, sodass wir auf die Straße in Richtung Matera fuhren.

Das Land hier ist ziemlich flach (jedenfalls in Küstennähe), und überall sieht man Landwirtschaft einschließlich nicht wenig Rebbau, die Sträßchen sind - abseits der Küstenschnellstraße - einspurig pro Richtung, gefahren wird sehr italienisch (ich habe heute mit einem Italiener geschimpft, der mich von hinten anblickte, weil ich ihm nicht - in den Lkw hinein - ausgewichen bin ...), aber man gewöhnt sich schnell daran ...

In Matera führte mich das Navi in ein Wohngebiet, bei dem ich nicht sicher bin, ob ich da überhaupt hineinfahren durfte, denn es war sehr eng, die Straße runter abbiegen durfte ich dann auf keinen Fall, also fuhr ich - anders als alle anderen - geradeaus und dann über eine sehr enge Straße wieder auf die Hauptstraße. Diese Höhlengebäude haben wir nicht so richtig gesehen, weil wir dann doch auf einem Parkplatz ziemlich weitab zum Stehen kamen und meine Mutter bei der Hitze - nachvollziehbarerweise  - streikte, aber er erste Eindruck von Matera war gar nicht so verkehrt ...

Überhaupt ist uns natürlich bewusst, dass wir uns - egal ob Toskana oder Apulien oder Basilikata - hier nur einen allerallerersten Eindruck dieser Gegenden (wieder)verschaffen. Reißaus nehme ich hier definitiv nicht, aber so richtig eingetaucht sind wir weder in die Toskana noch in die südlichen Regionen des Landes. Macht nix, ich komme hoffentlich irgendwann wieder ...

Von Matera wollten wir eigentlich direkt nach Tarent durchstarten, aber da wir auf dem Weg dorthin quasi fast an unserem Hotel vorbeikamen, entschieden wir uns, noch dort zu Mittag zu essen - das hatten wir schließlich bezahlt ...

Es war eine gute Entscheidung, denn unter anderem gab es Oktopustentakel als Antipasti, und das ist immer wieder sooooo lecker ... Dazu gab es ein bisschen Pasta und Gedöns, dann waren wir gestärkt für die zweite Etappe heute.

In Tarent fuhren wir über die Brücke auf die Altstadtinsel und parkten - unter williger Mithilfe eines bestenfalls inoffiziellen Parkplatzwächters (das Auto war nachher noch da, immerhin ...) - auf einem Parkplatz. Wir liefen durch wunderbar verwinkelte Altstadtgassen, sahen zwischendurch das Meer und kamen am Rathaus heraus, vor dem zwei Säulen stehen, die das einzige Überbleibsel des Poseidon-Tempels sind ...

Meine Mutter wollte unbedingt in eine alte Burg hinein, die aber schon zu den Anlagen des italienischen Militärs gehört, und ich konnte ich sie vom Weitergehen abhalten, noch bevor wir beschossen wurden ...

Auf der Ostseite der Altstadtinsel liefen wir zurück zum Auto, stellten uns in den Stau, fuhren noch einmal um die Insel herum und machten dann, dass wir ins Hotel kommen ...

Ich hatte Italien nie ernsthaft mit Stränden in Verbindung gebracht, klar, Cavallino, Lido di Jesolo, und so, das kannte ich (intellektuell), aber so richtig emotional war mir nie klar, dass man in Italien an wunderbaren Ständen hätte schwimmen können. Essen, Trinken, Kulturstätten bewundern, alles klar, keine Frage, aber baden?

Sei es, wie es sei, wir waren bald an unserem Strand hier in Castellaneta Marina, und es war sooooooooo toll ... Als wir ins Meer gingen, war der Wellengang noch überschaubar, steigerte sich aber dergestalt, dass meine Mutter dann irgendwann das Wasser verließ, ich blieb noch ein bisschen und genoss und genoss und genoss - sooooooooo schön ...

Irgendwann war es aber auch für mich genug, wir gingen aufs Zimmer, duschten, nahmen Aperol Spritz als Aperitiv, aßen uns mit Pulpo als Antipasti und Pasta und Würstel mit Pommes satt, stellten fest, dass wir die Bar um ihr ganzes Aperol gebracht hatten, machten mit Campari Spritz weiter und sind eben aufs Zimmer gewackelt ...

Das war ein echter Urlaubstag, auch wenn wir viel gesehen haben, aber morgen wird es ein Badetag, das wird toll ...


Fotos? Fotos! (Heute mal in umgedrehter Reihenfolge, oh Mann!)

  Blick in Tarent aufs Piccolo Mare

Überreste des Poseidon-Tempels

In Tarent

Tarent by the sea

Kathedrale in Tarent

Unterwegs in Apulien

Kleiner Eindruck von Matera

Metaponto, Strandpromenade

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