Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 31. Dezember 2017

Ein letztes Mal

... im Jahr 2017 habe ich gestern die deutsche Grenze passiert, auf dem Weg aus Venlo, nachdem wir ein paar Stunden zuvor zum Einkaufen in die Niederlande gefahren waren. Ich habe es schon mehrfach hier erwähnt, aber am Ende dieses politischen Jahres habe ich das Bedürfnis, es noch einmal zu sagen: Es ist großartig, die Staatsgrenze zu einem anderen europäischen Land ohne jede Kontrolle überqueren zu können. Es ist großartig, dass ich jederzeit in den Niederlanden anfangen könnte zu arbeiten. Es ist großartig, dass Niederländer ohne Probleme nach Deutschland und Deutsche ohne Probleme in die Niederlande kommen können und dass sich die Rivalitäten zwischen unseren Ländern auf den Fußball (dort aber dann mit vollem Kawumm ...) beschränken. Und ja, es ist großartig, dass es völlig undenkbar erscheint, dass wir Krieg gegeneinander führen. Das ist bei aller berechtigten Kritik, die man sicherlich an der Europäischen Union üben kann, doch eine wahnsinnige Errungenschaft der europäischen Einigung, die - gerade in meiner Generation - manchmal vor lauter Gemeckere über Kleinigkeiten hintenrunterfällt.

Ich habe die Grenzübertritte dieses Jahr nicht gezählt, aber wenn man jede Überschreitung einer Staatsgrenze einzeln zählt, wird das dieses Jahr mal wieder eine dreistellige Zahl gewesen sein. Nicht jeder ging so reibungslos ab wie zu den Niederlanden, zu Belgien, zu Luxemburg, zu Frankreich, selbst zur Schweiz: Manchmal war es einfach unzulängliche Infrastruktur verbunden mit schlechtem Wetter, dass ich mich an der Grenze zwischen Togo und Benin über die Pfützen hangeln musste, manchmal idiotische Boshaftigkeit wie der georgisch-abchasischen "Grenze". In der Regel war der Grenzübertritt dann aber im Rahmen der lokalen Gesetze, außer in Ghana, als ich einen Einreisestempel ohne Visum bekam, was aber wirklich überhaupt niemanden interessiert hat.

Visa gab es in der Elfenbeinküste (fieses Foto), in Ägypten (zum Selbsteinkleben), für den Sudan (ohjeohje), in Kambodscha (schnell und effizient), in Abchasien (als Einlegeblatt), für Usbekistan (passt scho), in Laos (weniger schnell und weniger effizient), in Mauretanien (und stand vor lauter Warten vor verschlossener Grenzkontrolltüre), für Togo und für Benin (da hat mein Pass Meilen gesammelt auf dem Weg nach und aus Berlin ...) - ups, das sind ja eine ganze Menge ...

Keinen neuen Rekord hinsichtlich besuchter Länder habe ich dieses Jahr erreicht, denn ich war dieses Jahr in 26 Staaten dieses Planeten (2009 und 2010 waren es jeweils 27 Länder); wohl aber waren 13 dieser Staaten für mich neu, und das ist in der Tat neuer Rekord (hier war 2010 mit elf neuen Ländern der bisherige Rekord).

Nun soll es Leute geben, die behaupten, ich hätte es dieses Jahr ein bissel übertrieben. Ich? Übertreiben? I wo!

Es ist einfach schön, etwas von der Welt sehen zu können, seien es nun europäische Großstädte, in denen ich noch nie war (Lissabon und Paris Anfang des Jahres, wenn man mag, Las Palmas de Gran Canaria im September, Sajaravo zu Weihnachten) oder in denen ich schon war (Istanbul, Brüssel), seien es angesagte Touristenziele (die Pyramiden zu Gizeh, Angkor Wat). Aber mindestens genauso interessant, mindestens genauso spannend, definitiv herausfordernder, unfassbar belohnend ist es, abseits der ausgetretenen Touristenpfade sich Sehenswürdigkeiten zu erobern, die eben nicht in jedem Reiseführer (oder jedenfalls nicht in den Reiseführern stehen, die "normale Menschen" angucken): Meroe im Sudan ist das perfekte Beispiel hierfür. Nicht jeder sagt "Du spinnst", wenn ich vom Sudan erzähle, aber jeder denkt es, und wenn ich dann mit großer Begeisterung von Meroe und von der Herzlichkeit der Menschen dort erzähle, spielen etliche Gesprächspartner - deutlich an ihrer Mimik ablesbar - mit dem Gedanken, mich aus dem einen (Schwachsinn) oder anderen (Lebensmüdigkeit) Grund endgültig einweisen zu lassen.

Natürlich braucht man eine gewisse (Reise-)Erfahrung, um sich nicht nur von den besorgten Rückfragen von Freunden und Bekannten vor der Reise nicht einschüchtern zu lassen, sondern auch, um tatsächlich das Ziel zu erreichen, wenn einen nicht der Reiseleiter am Flughafen empfängt und zum Hotel bringt, sondern man im unbekannten Ausland vielleicht das Taxi (oder das Tuktuk ...) bemühen muss - aber dann kommt man eben nach Meroe und hat dieses Weltkulturerbe so gut wie für sich allein, dann kommt man Erbil im Nordirak und wandelt als einer von wenigen Touristen durch diese fantastische Zitadelle, dann kommt man nach Abchasien in dieses tolle Kloster Neu-Athos, dann kommt man - und dabei ist Usbekistan ja inzwischen gefühlt fast schon Mainstream - nach Buchara und Samarkand und bestaunt die unfassbaren Portale der Medressen und Moscheen. Dann kommt man nach Luang Prabang mit seinen kaum besuchten buddhistischen Tempeln (und der sehr leckeren Fressgasse), und dann kommt man an einen so unglaublich beeindruckenden Ort wie Ouidah in Benin mit seiner reichen, tragischen Geschichte.

Langer Rede kurzer Sinn: 2017 war toll, und 2018 darf es durchaus so weitergehen.

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Un café au lait, s'il vous plaît

Der Kellner in Sarajevo hat ein bisschen komisch geguckt, als meine Mutter auf Französisch bestellte, aber bei der Sprachverwirrung in Sarajevo mit zwei Schriften (wobei man das Kyrillische nur in Ost-Sarajevo, also in den bosnisch-serbisch bewohnten Gebieten sieht) und der Tatsache, dass manche Bosnier besser Deutsch als Englisch sprechen, ist das vielleicht auch kein großes Wunder.

Ich habe gestern unterschlagen, dass wir vorgestern ein wunderbares (riesiges) Mittagessen in einer schönen Gaststätte direkt an der Miljacka und gegenüber des Rathauses hatten. Das "Inat kuća" stand früher an der Stelle, an der heute das Rathaus steht - als die österreichisch-ungarischen Behörden dort bauen wollten, verhandelte er sich einen Sack Goldmünzen heraus und das Versprechen, auf der gegenüberliegenden Flussseite das Haus originalgetreu wieder aufgebaut zu bekommen. Dementsprechend heißt "Inat kuća" auch "Haus des Trotzes". Wir bestellten eine gemischte Vorspeisenplatte und bekamen - für 11 Euro - vier Ćevapi, zwei Steaks, einen Laib tolles Brot und eine ganze Käse- und Wurstplatte (Wurst brauche ich die nächsten Tage keine mehr, so viel wie wir in Sarajevon gegessen haben ...).

Gestern Mittag checkten wir dann aus, machten noch einen kurzen Abstecher zur deutschen Botschaft, wo wir uns einen Gedenkstein für im Bosnien-Einsatz gefallene deutsche Soldaten anschauten (nachdem der Wachmann uns erst zurückpfeifen wollte), und liefen dann mit kurzem Abstecher ins Einkaufszentrum zum Süßigkeitenkauf zurück zum Hotel. Unterwegs hatten wir uns mal wieder optimal abgestimmt, sodass meine Ma wieder mal dachte, ich wäre entführt worden, weil ich mal auf die Toilette musste und sie das nicht mitbekommen hatte und mich suchte ...

Wir waren - nach entspannter Taxifahrt - viel zu früh am Flughafen, tranken noch etwas (unter anderem einen Milchkaffee, siehe oben) und reisten dann (wieder mit Stempel, juchhe) aus Bosnien-Herzegowina aus. Überpünktlich kamen wir in Sarajevo weg und entsprechend pünktlich in Wien an. Wir absolvierten das prächtige Erlebnislabyrinth durch den Wiener Flughafen (wer über Frankfurt klagt, der muss mal nach Österreich, Frankfurt ist ein Wunder an kurzen Wegen dagegen, naja, okay wenn du von A ganz außen zu E willst, vielleicht nicht ...), nachdem der Grenzer mich gefragt hatte, ob die Einreisende vor mir die "Frau Mama" war (ja, war sie ...).

Auf dem Flug von Wien nach Frankfurt fragte der Austrian-Airlines-Steward hartnäckig "'Clementinen' oder Schokolade?", was die deutschen Reisenden, die keine Schokolade wollten, ebenso hartnäckig mit "Eine Mandarine, bitte" beantworteten. Seid's deppert?

Wir kamen in Frankfurt an, fuhren mit der S-Bahn (welche Überraschung) und dem Bus zurück in meine Bude, es gab noch ein Süppsche und dann ging's in Bett ...

Joa, das war's noch nicht ganz für 2017, denn zwei Grenzübertritte wird es noch geben, einen von Deutschland in die Niederlande und einen zurück. Am Samstag fahren meine Mutter und ich noch zum Einkaufen nach Venlo und zum Treffen mit den Cousinen meiner Mutter ins Rheinland. An Silvester geht es zurück nach Wiesbaden; erstmals, seit ich in Wiesbaden wohne, wird Silvester in meinem Wohnzimmer beendet, es geht ins Sherry & Port.

Wenn an Silvester noch Zeit ist zwischen Heimkunft und Abmarsch zum Silvesteressen, gibt es ein Fazit für 2017, sonst halt irgendwann Anfang 2018 ... Oder morgen. Oder übermorgen. Emol luege, sagt man im Schwarzwald, mal schauen ...

Dienstag, 26. Dezember 2017

Auf zum Tunnel

... hieß es gestern Morgen, denn ich wollte mir gerne den Tunnel unter der Flughafenlandebahn ansehen, der während der Belagerung Sarajevos die eingeschlossene Stadt versorgte. Das Ganze musste unterirdisch erfolgen, weil die bosnischen Serben die Leute, die über die Landebahn rannten, beschoss und sich die UNO, die den Flughafne kontrollierte, auch nicht immer als wirklich hilfreich erwies ...

Man hätte das ganz entspannt mit dem Tourbus machen können, aber mein sportlicher Ehrgeiz hatte mich wieder gepackt, dass wir in die Straßenbahn Nr. 3 ein- und an der Endhaltestelle in den Bus Nr. 32a umstiegen. Ich wusste, wo wir aussteigen sollten, der Bus fuhr erst nicht so wie er sollte, bis sich herausstellte, dass er nur eine Schleife fährt; schließlich kamen wir am anvisierten Ort an und mussten noch ein paar Minuten durch die nebligen Vororte Sarajevos und parallel zur Landebahn des Flughafens entlanglatschen.

Weihnachten war den Inhabern des Tunnelmuseums ziemlich egal, denn es war geöffnet. Nach dem Entrichten von 10 Mark (ca. 5 Euro) Eintritt durften wir eintreten. Doch, ich muss sagen, dieses kleie, aber feine Museum ist einen Besuch wert. Es ist schon spannend, in dem verbliebenen 25-Meter-Stück des ca. 1.000 Meter langen Tunnels unterwegs zu sein, immer darauf bedacht, sich nicht die Rübe anzustoßen.

Sehr spannend ist auch die Karte der eingeschlossenen Stadt, wo man so einen leichten Eindruck der Idee einer Ahnung bekommt, wie es in der über mehr als drei Jahre belagerten Stadt zugegangen sein muss, zumal es auch noch einen viertelstündigen Videofilm hierüber gibt.

Danach fuhren wir - als der Bus endlich gekommen war - zurück zur Straßenbahnhaltestelle und in die Altstadt, wo wir noch nach Souvenirs schauten, das Souvernir, das wir am Samstag gesehen hatten, nicht mehr fanden, und daher unverrichteter Dinge abzogen.

Es folgte eine kurze Stippvisite im Museum, das an das Attentat von 1914 erinnert, ehe wir uns zu unserer üblichen Nachmittagsunterhaltung in unsere inzwischen zum Stammlokal gewordenen Brauereigaststätte zurückzogen.

Joa, heute Morgen fiel das Frühstück ein wenig dürftiger aus.

Gleich machen wir noch einen kurzen Ausflug zur deutschen Botschaft, ehe es dann schon wieder zum Flughafen und nach Wien und Frankfurt geht. Mal sehen, ob wir unseren gebuchten Flug erwischen, wir haben ja nur 45 Minuten Umsteigezeit in Wien, aber das wird schon schiefgehen ...

Ob ich die Aussage der jungen Frau, die im Flieger neben uns saß, dass Sarajevo die schönste Stadt der Welt sei, unterschreiben würde, weiß ich nicht - aber eine schöne Stadt ist es schon. Das war schon interessant hier ...

Ewige Flamme im Stadtzentrum für die Opfer des Zweiten Weltkrieges

Treppe zum Tunnel

Im Tunnel

Hoffentlich ist das nur Illustration ...
 Umsteigen ist natürlich in Wien und nicht in Frankfurt; das habe ich korrigiert.

Sonntag, 24. Dezember 2017

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier

,,, dann steht der Mann mit Hammer vor der Tür. Was willst du mit dem Hammer, sprich! Kartoffelschälen, verstehste mich?

Nach diesem stilechten Ausflug in deutsches Kulturgut kommen wir zum heutigen Bericht aus Sarajevo:

Ich habe gestern Abend noch ein bisschen Football im bosnischen Fernsehen geschaut, aber nach der ersten Halbzeit aufgegeben - entsprechend lang schlief ich heute aus, und meine Ma schmiss mich überraschenderweise erst gegen 8.30 Uhr aus dem Bett. Ich duschte, und wir gingen in den sehr schönen Frühstücksraum im Keller, um unser Morgenmahl einzunehmen. Dort gab es - in einem einem Birkenwald nachempfundenden Ambiente - schon zum Frühstück Knoblauchwurst mit Gemüse, aber natürlich auch "normalere" Frühstückszutaten wie Unmengne von Salami und Käse, Obst (incl. einem frischen pressendem Orangensaftautomaten) - doch, das Frühstück bestätigt die gute Reputation des Hotels.

Ziemlich spät, so gegen 10.30 Uhr, ging es raus und wir liefen wieder in Richtung Innenstadt. Es ging kurz in die Markthalle (die hieß wirklich so, bis die Bosnier das auf "Markale" verkürzten; hier war der Schauplatz eines Mörserangriffs auf Sarajevo, der schließlich zum Eingreifen der NATO führte). Wir standen vor der Heilig-Herz-Kathedrale, als uns ein Hinweisschild auf eine Galerie auffiel, die eine Ausstellung zum Srebenica-Massaker vorhält.

Durch den in ermutigendem Grau gehaltenen Gang ging es zum in ermutigendem Grau gehaltenen Fahrstuhl, ehe wir in die Ausstellung eintreten konnten - die sechs Euro Eintritt lohnen sich, auch wenn das weniger ein Dokumentationszentrum ist als eine durchaus emotionalisierende Ausstellung. Das Video mit den Berichten vom Juli 1995 ist jedenfalls nichts für schwache Nerven, und entsprechend brauchte ich nach dem Besuch dort erstmal ein Bier.

Bei ungewöhnlich schönem Wetter (nichts da mit grau in grau) ging es wieder durch die Altstadt in Richtung des Rathauses, dann über die Brücke und wieder hoch zu unserer Brauereikneipe von gestern.

Ein Bier wurde getrunken, wir unterhielten uns sehr gut, ein zweites folgte, danach kam ein Vorspeisenteller, und zum Rest des Nachmittags verweigere ich die Aussage.

Danach ging es über die Brücke zurück in die Altstadt, und weil wir noch ein Hüngerchen hatten, versuchten wir, eine Ćevapi-Kneipe zu finden. Das war schwieriger als gedacht, und am Ende landeten wir im Foodcourt eines Einkaufszentrums, wo wir Ćevapi mit (viel) Zwiebeln bekamen.

Ein etwas anderer Heiligabend, aber alles in allem ein sehr, sehr interessanter mit einem Wechselbad an Gefühlen - vom Grau der Srebrenica-Ausstellung über den strahlenden Sonnenschein bis hin zum sehr entspannten Gespräch mit meiner Ma. Irgendwie schön heute, trotz allem ...

Danach gingen wir bald nach Hause und sind schon wieder in sämtlichen Betten - das ist ein entspannter Weihnachtsurlaub ohne Riesenprogramm, so ist es schön, so ist es richtig ...

Markthalle, später "Markale" genannt

Heilig-Herz-Kathedrale

Moschee

Sebilj-Brunnen, Wahrzeichen Sarajevos

Rathaus

Samstag, 23. Dezember 2017

Entscheidungsfreudig

... waren wir heute aber sowas von gar nicht.

Obwohl wir gestern um 20 Uhr, spätestens 20.30 Uhr, im Bett waren (hatte ich erwähnt, dass ich völlig fertig war?), war der Wecker um 4 Uhr grausam, und das, obschon meine Mutter schon seit halb drei gelesen hatte, weil sie wegen der Musik in der Kneipe untendrunter nicht mehr schlafen konnte.

Naja, meine Mutter hüpfte um 4.30 Uhr wie ein junges Reh durch meine Wohnung, während ich mich wie ein waidwund geschossener alter Hirsch aus meinem Bett erhob und ins Bad wankte. Die Dusche erweckte die im Koma liegenden Lebensgeister jedenfalls zu einem Drittel, sodass ich gegen 5.30 Uhr aus dem Bad wankte (weniger als zuvor) und wir uns mit Sack und Pack in Richtung Bus machten.

Meine Ma hat einen Rollkoffer dabei, ich eine Tragetasche (wir flogen nur mit Handgepäck), und weil ich nicht nur ein fantastischer Sohn, sondern auch stinkfaul bin, stellte ich meine Tasche auf Mutters Rollkoffer und zog diesen dann durch die Gegend - win-win-Situation heißt das auf Neudeutsch, glaube ich ...

Wir erwischten trotz Busverspätung gerade noch so die S-Bahn zum Flughafen, die Fahrt war ereignisarm, am Flughafen ging es durch die gähnend leere Sicherheitskontrolle und danach in Gefilde von Terminal 1A, die ich noch nie gesehen hatte ... Dass es sowas noch gibt in Frankfurt, tsts ...

Nun saßen wir - wie immer, wenn ich viel Puffer einplane - viel zu früh am Gate, unser Flieger kam, fuhr vor unseren Augen noch einen Viertelkreis, wir beobachteten die (vielen) Menschen (wo kamen die denn alle her?!), die aus dem Flieger ausstiegen und stiegen dann unsererseits ein.

Die Stewardess hatte, weil wir am Notausgang saßen, extra für uns ein Gepäckfach freigehalten, und weil diese "Anja von der Zwei", wie sie sich am internen Telefon meldete, sehr freundlich war, kamen wir ins Gespräch, während wir auf dem Weg zur Startbahn West waren. Wenn alle Stewardessen so freundlich und liebenswürdig wären, wäre das Fliegen eine noch schönere Erfahrung ...

Nach nur 35 Minuten Flug kamen wir in München an, gingen an der Schlange vorbei durch die elektronische Ausreisekontrolle und nahmen dann ein stilechtes bayerisches Frühstück ein: Bier und Weißwurst - morgens, halb zehn, in Bayern ...

Um 10.40 Uhr waren wir an unserem Gate, bekamen eine Abschiebung ziemlich hautnah mit und durften dann einsteigen. Dieser Flug, diesmal nicht am Notausgang und ohne intensives Gespräch mit der Stewardess, wurde auch in eineinhalb Stunden umgebracht, sodass wir trotz anfänglicher Verspätung praktisch pünktlich in Sarajevo waren.

Wir stiegen hinten aus, liefen über das Vorfeld (auch bei der Lufthansa, mit einem schönen Gruß in die Matthias-Claudius-Straße) und zur Einreisekontrolle, die schnell ging und mit einem weiteren Stempel in meinem Pass endete.

Der Zoll wollte nichts von uns, ich holte kurz Geld und schon waren wir im Freien (der Flughafen Sarajevo ist übrigens von der Größe her ziemlich, äh, süß - mit zwei Fluggastbrücken und zwei Gepäckausgabebändern). Es war 13.10 Uhr, der Bus sollte um 13.15 Uhr fahren, sodass wir warteten. Und warteten. Und warteten. Es wurde 13.30 Uhr, es wurde 13.45 Uhr, wir überlegten hin und her, ob wir warten oder doch ein Taxi nehmen oder zum nächsten Einkaufszentrum laufen und von dort mit dem Bus fahren. Wir waren gerade im Begriff, ein Taxi zu nehmen, da kam - um 13.50 Uhr - der vermaledeite Bus.

Wir wollten gerade einsteigen, da eröffnete der Fahrer uns in akzeptablem Englisch, dass er erst um 15 Uhr - zur nächsten Abfahrtszeit - führe. Als er hörte, dass wir Deutsch sprachen, sagte er uns in fast perfektem Deutsch, dass wir doch ein Taxi nehmen sollten - das nenne ich mal Wettbewerbsverzerrung.

Wir hatten lange gesessen, also entschieden wir uns - endlich - zur nächsten (Option 4!) Straßenbahnhaltestelle zu gehen und dort in die Straßenbahn einzusteigen. Gesagt, getan. Der Mut verließ uns, als wir feststellten, dass es keinen Bürgersteig gab. Von drüben brüllte ein Mann auf uns ein, dass er uns fahren würde, den ignorierten wir gekonnt.

Nun standen wir wieder in der Nähe des Flughafens und konnten uns - der Schlafmangel war schuld, ganz eindeutig - wieder nicht entscheiden, als ein Mann auf uns zugeschossen kam, in gutem Englisch für 10 Euro die Fahrt anbot und wir dann froh waren, dass uns endlich jemand die Entscheidung abgenommen hatte.

Er holte sein Auto, in dem noch seine Frau saß (die sprach nur Russisch, während er noch Arabisch konnte ...), und wir fuhren los. Erst fuhr er mit uns ein Stück in die unmittelbar an Sarajevo angrenzende Republik Srpska, die zweite Teilrepublik Bosnien-Herzegowina, und dann durch ländlich anmutende Vororte von Sarajevo, weil auf der Hauptstraße die Hölle los sei. Es ging vorbei an einem riesigen Friedhof, ehe er uns bei der Einfahrt nach Sarajevo seine Dienste als Fahrer anbot - mal sehen, ob wir sie wahrnehmen ...

Er brachte uns sicher zu unserem Hotel, verabschiedete sich artig und wir konnten einchecken. Unser Hotel ist ein hübsches Boutique-Hotel mit vielen Fototapeten, die Stadtansichten von Sarajevo zeigen, unser Zimmer und unser Bad sind sehr hübsch und ziemlich groß - das Hotel gefiel uns auf Anhieb.

Wir machten uns kurz frisch, versuchten dann im "dm" direkt neben dem Hoteleingang, Kontaktlinsenflüssigkeit zu erstehen, weil ich zwar nicht die Flüssigkeit, aber die Behälter vergessen habe, machten dabei die Erfahrung, dass dieser "dm" alle Waren hat, die ein deutscher "dm" hat (einschließlich deutschsprachiger Beschriftung), nur eben keine Kontaktlinsenflüssigkeit. Wir wurden an eine Apotheke verwiesen, aber ich habe mir jetzt anders beholfen - wird schon passen.

Wir machten einen kurzen Stadtspaziergang, gingen in die (orthodoxe) Frauenkirche und dann in Richtung Baščaršija, dem Altstadtviertel von Sarajevo. Ich muss sagen, ich bin von Sarajevo ziemlich begeistert, denn dieses Gemisch aus westlichen (österreich-ungarischen) und islamischen (osmanischen) Einflüssen gefällt imr sehr, sehr gut. Dieses Altstadtviertel ist voller hübscher Gässchen mit Pflastersteine, in denen kleine Snacks und Souvenirs verkauft werden, ohne dass man ständig angelabert wird (außer von einigen Bettlern) - das Stadtbild hat mit seiner sichtbaren Grandezza und den nicht mehr ganz nach Neubau aussehenden Häusern einen ziemlichen Charme, jedenfalls bin ich sehr gespannt darauf, dieses Städtchen (von einer halben Million Einwohner!) in den nächsten Tagen noch einmal ausgiebiger zu erkunden.

Wir überquerten schließlich eine der vielen Brücken über das Fluss und gingen dann eine Gasse hoch, weil sich an deren Ende eine hübsche (und etwas teurere) Brauereigaststätte befinden sollte. Meine Ma weigerte sich fast, mir auf die dunkle Straße zu folgen, aber als wir dann am Ende in der Brauerei ankamen, war sie froh, dass sie sich nicht aus dem Staub gemacht hatte.

Wir tranken (für sündhaft teure 1,75 Euro für den halben Liter) lecker Schwarzbier, aßen sehr akzeptable bosnische Spezialitäten und tranken als Absacker bosnische Brandys, einmal von der Aprikose, einmal von der Quitte. Sehr lecker, das Ganze.

Gefühlt um 23 Uhr, tatsächlich war es 19.30 Uhr, verließen wir das Lokal, das uns an unser englisches Pub in Folkestone erinnerte, und liefen - am Fluss entlang und über die Lateinerbrücke in Richtung unseres Hotels.

Hier haben wir jetzt einen letzten Schluck kalte Cola genommen, um 22.30 Uhr kommt Football, mal sehen, ob ich das gucke oder vernünftig bin.

Sarajevo hat uns - nach den Wirren der Anreise vom Flughafen zum Hotel - sehr gut gefallen. Am Flughafen hatten zwei Deutschsprachigen zugehört, die meinten, dass sie gar nicht verstünden, wieso neuerdings so viele Touristen nach Sarajevo kämen - die Antwort ist einfach: Es ist hübsch hier, die Mischung aus ganz alt, ziemlich alt und massiv modern ist spannend, das Leben ist günstig, das Bier und das Essen (jedenfalls am ersten Abend) ist gut. Joa, schick hier ...

Allen Lesern, die morgen um 20 Uhr oder so Besseres zu tun haben als den Blog zu lesen, wünsche ich schon einmal - soweit sie Weihnachten feiern - ein frohes Fest! Aber wer nach dem Heiligabendessen und der Bescherung noch was lesen möchte von unserer Tour, der kann natürlich gerne morgen wieder reinschauen, ich hoffe, dass ich wieder etwas zu Papier - höhö - kriege ...

Frauenkirche

Baščaršija

Lateinerbrücke bei Nacht

Freitag, 22. Dezember 2017

Fertig

... sind wir mit dem Kofferpacken, völlig fertig bin ich. Es ist noch nicht mal 19 Uhr und ich bin auf dem Sprung ins Bett. Der letzte Arbeitstag vor Weihnachten war heute sehr, sehr zäh, und umso mehr freue ich mich, vier Tage am Stück rauszukommen. Das wird schön ...

Morgen muss ich mich früh aus dem Bett quälen, der Wecker geht um 4 Uhr, ich werde um 4.30 Uhr aufstehen, denn um 5.40 Uhr oder so geht der Bus zum Bahnhof und die S-Bahn zum Flughafen, sodass wir um halb sieben oder so am Flughafen sind. Das müsste - selbst wenn wieder die ganze Sicherheitskontrolle aus Anfängern besteht - reichen, um um 7.45 Uhr am Gate zu sein ...

Um 8.15 Uhr geht es nach München, dort werden wir ausreisen und dann um 11.20 Uhr in Richtung Sarajevo starten. Gegen 12.45 Uhr oder sind wir in Bosnien-Herzegowina, ich bin gespannt, ob wir einen Stempel in den Pass kriegen, und dann fahren wir wahrscheinlich mit dem Taxi ins Hotel.

Ich habe in den letzten Tagen schon ein paar Kneipen ausgesucht, in eine von welchen wir wahrscheinlich einfallen werden, um den hoffentlich erfolgreichen Abschluss der morgigen Reiseetappe zu begießen. Und dann haben wir zwei Tage Zeit, um uns in Sarajevo umzugucken.

Ich bin gespannt ...

Sonntag, 3. Dezember 2017

Es ist schon lustig

..., da war ich bis zum Januar dieses Jahr noch nicht einmal in Lissabon, und jetzt werde ich innerhalb von gut 14 Monaten auf vier Reisen (zumindest) den Lissaboner Flughafen sehen.

Ich saß am Donnerstag Abend nach einem langen Arbeitstag im Sherry, und ich weiß gar nicht, was mich geritten hat, einfach mal nach Flügen nach Lissabon zu gucken. Ich traute meinen Augen kaum, als da 31,34 Euro pro Person für den Hin- und Rückflug (mit Ryanair) aufschienen. Ich buchte stehenden Fußes für meine Mutter und mich und informierte meine Mutter (erst) hinterher, dass wir am Freitag, dem 26. Januar am frühen Nachmittag nach Lissabon und am Sonntagmorgen (das ist ein kleiner Wermutstropfen) nach zwei Abenden in Lissabon wieder zurückfliegen.

Damit habe ich dann auch mein Geburtstagsgeschenk zu ihrem 70. eingelöst, bevor sie den nächsten Geburtstag hat - auch gut. Ein Hotel werde ich vermutlich noch heute buchen und dann kann Lissabon kommen.

Damit wird es nach dem Januar-Wochenende 2017 und dem Umsteigen auf dem Weg nach und aus Togo im September/Oktober dann 2018 wieder ein Januar-Wochenende und ein Umsteigen geben, diesmal auf dem Weg nach und aus Guinea-Bissau.

Ich habe jedenfalls am Freitag dem Barchef im Sherry gesagt, dass ich mal versuche, ausnahmsweise keinen Flug zu buchen, während ich an der Theke sitze - hat geklappt ...

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Wir werden sehen, was das Jahr 2018 in, sagen wir, nicht-reisetechnischer Hinsicht bringt, aber sei es wie sei, nach der WM-Auslosung und der Erkenntnis, dass Deutschland am 27. Juni in Kasan spielt, werde ich in den nächsten Wochen schauen, dass ich eine Karte für das Spiel kriege. In Kasan lebt ja meine syrische Bekannte, die ich Ende 2009 - Wahnsinn, das ist schon acht Jahre her ... - mit meinen beiden Briten in Syrien besucht habe. Über Facebook haben wir schon geschrieben, mal sehen, ob das funktioniert.

Ich habe ja 2010, 2012 und 2014 Glück mit dem Kartenbestellen gehabt und 2016 auch Glück in der Kurzfristbestellung, jetzt hoffe ich halt, dass ich beim fünften Großturnier in Folge (Confederations Cup zählt nicht!) eine Karte für ein Deutschland-Spiel ergattere.

Wenn das alles zeitlich passt, könnte man ja auch mal gucken, ob man nach Südossetien kommt.

Die Kartenverkaufsphase endet jedenfalls am 31. Januar 2018, und ein paar Tage danach werde ich wahrscheinlich wissen, was kommt.

2018 wird interessant.

Sonntag, 19. November 2017

Einmal im Leben

... muss man was Verrücktes machen.

Ich verstehe gar nicht, wieso meine Mutter gelacht hat, als ich das eben gesagt habe ...

Meine nächstjährige Ostertour steht seit wenigen Minuten, und es wird eine lustige Odyssee durch Europa und Westafrika werden ...

Am Gründonnerstag muss ich mal wieder früh aufstehen, denn es geht mit der Maschine um 6.45 Uhr nach Porto. Eigentlich hatte ich Ryanair ja nicht mehr so schnell nehmen wollen nach der Flugstreichungsaktion, aber hoffe jetzt mal, dass Ryanair bis März allen Piloten ausreichend Urlaub gewährt hat.

Um 8.35 Uhr komme ich in Porto an und habe ungefähr fünf Stunden Zeit. Mal sehen, ob ich wenigstens mal kurz eine Stippvisite in die Stadt am Douro mache, die ich bisher noch gar nicht kenne.

Um 13.55 Uhr geht es dann - wieder mit Ryanair, aber mit einer anderen Buchung (Buchung Nr. 2) - auf den kurzen Hüpfer nach Lissabon. Dort komme ich um 14.55 Uhr an.

Wieder habe ich ungefähr vier Stunden Zeit, dann werde ich mal wieder durch die Passkontrolle kämpfen (und hoffen, dass ich da vernünftigere Einweiser finde als neulich auf dem Weg nach Togo), denn um 19.20 Uhr geht mein Flug mit der dritten Buchung des Gründonnerstag, und zwar mit TAP als Direktflug nach Bissau in Guinea-Bissau, das mein 129. Land werden wird, wenn ich nicht vorher noch irgendeinen Unfug buche ...

In Bissau komme ich um 22.45 Uhr am Gründonnerstag nach einem langen Flugtag an. Das Visum muss ich elektronisch beantragen, das ist okay so, dann muss mein Pass wenigstens nicht auf verschlungenen Wegen nach Berlin oder so reisen ...

Ich werde mir in der Nacht sicherlich ein Hotel in Bissau buchen. Überlegen muss ich mir aber noch, ob ich es wage, am Freitag auf die Bijagos-Inseln herüberzusetzen und dort womöglich bis Sonntag zu bleiben - die Bijagos-Inseln sollen paradiesisch sein, aber entsprechend schwierig zu erreichen. Wenn die Fähre, die ungefähr sieben Stunden brauchen soll (so weit ist es eigentlich nicht), nicht am Freitag hin- und am Sonntag zurückfährt (so stand es vor Jahren mal in einer Reportage der New York Times), dann muss ich halt schauen, ob ich mir was anderes buche, ein Fischerboot oder so ... Ein Schnellboot soll angeblich 400 US-Dollar pro Strecke kosten, das wäre mir dann doch ein bisschen arg viel.

Ansonsten werde ich mir in Bissau und dem einen Strand auf dem Festland, der auch ganz schön sein soll, die Zeit vertreiben, das wird schon alles passen. Guinea-Bissau ist mehrheitlich muslimisch, sodass ich hoffe, dass mir keine Osterfeierer in die Quere kommen.

Am Ostermontag geht die Odyssee zurück: Um 4.25 Uhr geht mein Flieger mit Royal Air Maroc, und nach kurzem Umsteigen in Casablanca werde ich dann um 11.20 Uhr in Lissabon landen. Dort habe ich sieben Stunden Aufenthalt, die ich ziemlich sicher nutzen werde, um mal in die Stadt zu fahren (wenn Royal Air Maroc pünktlich ist ...).

Um 18.10 Uhr geht dann mein Flieger von Lissabon nach Frankfurt, Ankunft dort ist planmäßig um 22.20 Uhr.

So, insgesamt habe ich fünf Buchungen für eine fünftägige Reise, hoffentlich geht das alles gut, aber es ist genug Zeit dazwischen, das müsste passen ... Wieso so kompliziert? Nun, Flüge nach Afrika sind selten so richtig billig, weil die großen Fluglinien, die von Deutschland aus nach Afrika verbinden, sich diese relative Seltenheit meist ganz gut bezahlen lassen. Deswegen muss man manchmal ein bisschen basteln, und dass mir das Spaß macht, hat der geneigte Leser sicher schon das eine oder andere Mal feststellen können.

Jetzt habe ich für dieses exotische Reiseland unter 500 € bezahlt, das ist natürlich für ein verlängertes Wochenende auch nicht wenig Geld, aber andererseits lässt sich Guinea-Bissau halt auch nicht so richtig gut mit anderen Ländern verbinden, weil die Straßenverbindungen anscheinend nicht so phänomenal toll sind.

Nun denn, ich bin gespannt auf Guinea-Bissau. Ich bin sicher, dass das sehr interessant wird, auch wenn ich glaube, dass das alles durchaus ein bisschen abenteuerlich werden kann. Aber hey, wer die große, weite Welt sehen will, muss auch mal was wagen ...

Sonntag, 12. November 2017

Brunei, wir kommen

Wer jetzt ernsthaft überrascht ist, den begrüße ich ganz herzlich als neuesten Leser dieses Blogs.

Auch wenn die Preise im Vergleich zu gestern nach der Preisexplosion nur ganz wenig gesunken sind, haben meine Ma und ich jetzt diese 24 Stunden in Brunei gebucht - ehe die Flüge noch teurer werden ...

Und so kommen wir nun am 22. März nachmittags in Manila an, werden unser Gepäck einschließen (Cebu Pacific nimmt fast 30 Euro pro Gepäckstück, für eine Nacht reicht Handgepäck) und dann abends um 20.20 Uhr abfliegen. Zwei Stunden später sind wir in Brunei, werden dort (hoffentlich) von einem Hotelshuttle abgeholt und gehen dann dort in die Heia.

Am 23. März haben wir praktisch den ganzen Tag, um uns in Brunei umzuschauen, bis wir um 23.25 Uhr oder so zurück nach Manila fliegen. In Manila kommen wir um 1.25 Uhr oder so an und fliegen zehn Stunden weiter dann mit Gulf Air wieder zurück nach Bahrain und Frankfurt (das wird dann also ein "Triple B" auf dieser Reise: Boracay, Brunei und Bahrain ...)

Wir werden mal sehen, ob wir uns für diese Nacht in Manila noch ein Zimmer nehmen oder ob wir uns die zehn Stunden so durch die Gegend schleppen, aber so wie ich uns kenne, werden wir uns doch ein Bett und eine Dusche erkaufen, zumal die Hotels in der Nähe des Flughafens in Manila so teuer nicht erscheinen.

Juchhe, Brunei wird mein 128. Land (habe mich gerade vertippt und fast "182. Land" geschrieben, ganz so weit sind wir noch nicht, immer langsam mit den jungen Pferden ...).

2018 nimmt ja so langsam dann doch Gestalt an ...

Samstag, 11. November 2017

Schneller Kulissenwechsel

Joa, Neuseeland, das im letzten Blogeintrag vom 29. Oktober seinen großen Auftritt hatte, muss jetzt doch erstmal ein bisschen hinter der Bühne warten. Das Ganze kam so:

Es ist unglaublich, wieviele Menschen schon (vor mir!) in Neuseeland waren. Und alle von diesen Menschen, mit denen ich sprach, sagten, dass zwei, naja, eigentlich eineinhalb Wochen Neuseeland, zu wenig für dieses (zumindest gefühlt) riesige, wunderschöne Land seien.

Gleichzeitig sagte mir meine Mutter vor ein paar Tagen, dass sie ja eigentlich doch ganz gern über ihren Geburtstag weg wäre. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Meine Ma (und ich) wollten schon seit mindestens ein, zwei Jahren unbedingt mal auf die philippinische Insel Boracay, auf der ich schon vor einem Jahr oder so ein Hotel ausgekundschaftet hatte (online zumindest).

Nun, ich guckte nach Flügen, einen Saudia-Flug wollte ich meiner Mutter nicht antun, vor allem, weil wir acht Stunden Aufenthalt in Riad gehabt hätten, die chinesischen Fluglinien waren nur wenig günstiger als Gulf Air über Bahrain, und so fliegen wir nun am Freitag, dem 16. März, morgens von Frankfurt nach Bahrain und nach zwei Stunden Aufenthalt gleich weiter nach Manila.

In der philippinischen Hauptstadt kommen wir am Morgen des 17. März an und werden gleich (viereinhalb Stunden später, das sollte reichen ...) weiter in den AirAsia-Philippines-Flieger (von AirAsia komme ich einfach nicht los ...) nach Caticlan auf der philippinischen Insel Panay fliegen. Von dort geht es binnen einer halben Stunde oder so mit dem Boot rüber nach Boracay. Und dort werden wir dann fünf Tage am Strand verbringen, angeblich einem der weißesten Strände der Welt, das wird hoffentlich sehr, sehr schön ...

Ich habe uns etwas gegönnt und eine 65-Quadratmeter-Suite für 80 Euro die Nacht (also 40 Euro pro Person!) gebucht, mal sehen, ob der Panaromablick auf den Golfplatz hält, was er verspricht.

Am 22. März geht es mittags zurück nach Manila, und dort gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder nehmen wir uns ein Zimmer in Manila für zwei Nächte und gucken uns am 23. März Manila an oder aber wir fliegen am 22. März abends nach Brunei und am 23. März abends zurück auf die Philippinen, was Brunei zu meinem 128. Land machen würde ...

Natürlich hätte ich die Flüge nach Brunei lieber, aber da sind, just als ich buchen wollte, die Flugpreise so explodiert (von 76 Euro auf 118 Euro), dass ich da erst einmal Abstand genommen habe. Wahrscheinlich habe ich da mal wieder mit mir selber konkurriert. Ich werde in den nächsten Tagen (vielleicht noch heute Abend) mal schauen, ob die Preise wieder ein bisschen runtergegangen sind, denn wenn ich schonmal so nah an meinem 128. Land bin, möchte ich das schon gerne mitnehmen.

Jedenfalls geht es schließlich am 24. März am späten Vormittag nach Bahrain zurück, wo wir am Nachmittag landen. Wir haben acht Stunden Aufenthalt in Bahrain, was - trotz des Zwangs, ein Visum für etwa zwölf Euro zu kaufen - wahrscheinlich doch zu einer kurzen Einreise nach Manama führten dürfte. Mal sehen, ob wir da noch in den Basar kommen.

Um 1 Uhr morgens geht es dann am 25. März von Bahrain nach Frankfurt. In Deutschland kommen wir gegen 6.15 Uhr an, dann gehen wir wahrscheinlich frühstücken und dann ins Bett.

Ich bin sehr, sehr, sehr gespannt auf die Philippinen, das wird bestimmt sehr interessant.

Neuseeland bleibt trotzdem auf orange, weil ich es nach wie vor für wahrscheinlicher halte, dass ich 2018 in Neuseeland lande als dass es nicht so ist.

Jetzt ist oben die Leiste mit den nächsten Reisen wenigstens nicht mehr so gähnend leer. Und ich habe eine weitere Reise, auf die ich mich freuen kann, sodass mich diese Vorfreude hoffentlich gut durch den Winter trägt.

Nächste Überschrift? Hoffentlich "Brunei, wir kommen ..."

Sonntag, 29. Oktober 2017

DR Kongo ab, Auftritt Neuseeland

Auf der Karte oben ist die Demokratische Republik Kongo jetzt wieder grau, während Neuseeland orange ist, was ja bedeutet, dass Neuseeland nunmehr "ernsthaft in Betracht gezogen" wird. Ursprünglich hatte ich den Mai 2018 für Neuseeland (und Fidschi) angedacht gehabt und Gorillas im Kongo und Strand in Tansania für den März mit meiner Mutter.

Nun hat mir meine Mutter für den März mehr oder weniger abgesagt, sodass ich da ein bisschen Zeit habe. Gleichzeitig ist der Mai ein bisschen unglücklich, weil ich da einen Kunden habe, der bedient werden möchte.

Das Ganze fügt sich so zusammen, dass es dann vielleicht im März (für zwei Wochen, denke ich) nach Neuseeland geht. Vielleicht gibt es am Ende ein paar Tage in Fidschi oder sonstwo in der Südsee, aber das müssen wir mal gucken, das ist also noch unsicherer als Neuseeland insgesamt.

Ich habe jetzt mal für den 10. bis 24. März Flüge gesucht und extrem günstige (ca. 650 Euro) mit China Southern gefunden, mal sehen, ob wir bei diesem Zeitraum bleiben oder noch ein bisschen schieben.

Alles in allem also noch vieles sehr unsicher, aber es ist doch eine hinreichend veränderte Lage, dass ich mich gezwungen sah, eine Ad-hoc-Mitteilung (nein, nein, meine Reiseunternehmungen sind noch nicht börsennotiert ...) hier im Blog zu machen.

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In den letzten Wochen ist ja in Spanien doch ein bisschen was passiert. Wer in den Titel dieses Blogs sieht, wird bemerken, dass ich immer noch nach "Land 207" unterwegs bin. Seit Azawad vor ein paar Jahren (an dieses "Land" im Norden Malis erinnert sich ja schon kaum mehr einer) habe ich ganz gute Erfahrungen damit gemacht, den Staub sich erstmal ein wenig legen zu lassen. Also: Katalonien wird erst einmal nicht anerkannt (so haben es auch bisher alle Länder, die dazu etwas gesagt haben, gesehen), da gucken wir, wie sich das entwickelt.

Im Osten der Ukraine gibt es ja immer noch die "Volksrepubliken" Luhansk und Donetsk, die von Südossetien anerkannt sind und die inzwischen ein bisschen vergessen worden sind, was man so interpretieren könnte, als dass sie sich inzwischen stabilisiert haben. Ich tendiere dazu (und dazu scheint auch die englischsprachige Wikipedia, der ich hier - bis auf die Frage von Antarktika - zu folgen gedenke, zu tendieren), sie erst einmal noch nicht als unabhängig zu betrachten, aber die Situation weiterhin zu beobachten und - mittelfristig - noch mal zu prüfen, ob ich sie mit in meine Liste nehme.

Dienstag, 3. Oktober 2017

Einfach gemacht

... hat mir Togo die Heimreise irgendwie, aber andererseits wäre ich auch gerne noch ein Weilchen geblieben ...

Am Strand ging ich mittags nochmal schwimmen, steuerte dann wieder den Coco Beach an. Heute war ein anderer Ober da, der weniger geschäftstüchtig war als der gestern, denn ich wollte wieder für 800 Francs mein Awooyo haben und ihm 1.000 geben, weil ich ja für die Nutzung des Strandes 1.000 Francs zahlen muss, dies aber - jedenfalls nach meinem am Samstag gewonnenen Verständnis - in Fressalien (und Saufalien), jedenfalls in Naturalien, anlegen konnte.

Er interpretierte die Karte anders, nämlich dass ich für 1.000 Francs Zutritt zum Strand und ein kleines Bier kriege, was ich überhaupt nicht lustig fand (und ihm auch erläuterte, dass diese "Wochenendregelung" am ersten Tage des Wochenendes, am Samstag, noch anders gegolten hätte). Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich jetzt drei Tage hier war und so schnell nicht wieder komme, wenn sie Kunden so behandeln, aber er mied mich den Rest meines Aufenthalts, weil er - ganz offenbar! - ein schlechtes Gewissen hatte ...

Naja, ich ging wieder ins Hotel, verbummelte da nochmal den Tag, ging um 17 Uhr noch einmal kurz raus zum Abschiedsschwimm (kurz vor Sonnenuntergang war am Strand deutlich mehr los als noch heute Mittag, Wahnsinn, sogar ein Gaul schoss an mir vorbei, da habe ich sogar selbst gemerkt, dass ich gucke wie ein Auto ....), duschte, aß nochmals lecker zu Abend, und dann war es auch schon Zeit, zu zahlen und zum Flughafen zu fahren.

Die Kreditkartenmaschine von Madame wollte nicht so recht, also einigten wir uns, dass ich am Flughafen Geld abhebe und ihr gebe. Die Fahrt zum Flughafen war ereignislos, von einem kleinen Beinaheunfall abgesehen, aber das ist ja nichts Besonderes. Vor der Einfahrt zum Flughafen ist eine vermeintlich scharfe Kontrolle, aber solange du nicht den ganzen Kofferraum voll mit Knetmasse hast, auf der "C4" steht und aus der ein paar Drähte passiert da - trotz Unterbodenspiegel - auch nicht viel ...

Madame begleitete mich zum Check-in, der halbe Flughafen grüßte sie persönlich. Die Bordkartenkontrolle war langwierig, keine Ahnung, was deren Problem war, die Ausreise ging schnell, die Sicherheitskontrolle war ziemlich scharf, was aber die - Entschuldigung - Vollidioten von TAP, der portugiesischen Fluggesellschaft, nicht davon abhielt, zehn Meter weiter - nämlich am Gate - nochmal eine Sicherheitskontrolle zu machen.

Ich habe nichts gegen sinnvolle Kontrollen, aber binnen zehn Metern zweimal die gleiche Kontrolle zu machen (bzw. "gleich" stimmt ja nicht, die zweite Kontrolle war viel oberflächlicher, wie sollte sie es ohne Röntgengeräte und funktionsfähige Metallscanner auch sein?), nur um noch ein paar Leute zu beschäftigen, ist komplett und einhundertprozentig schwachsinnig. Das habe ich TAP auch am Gate noch in einer geharnischten E-Mail mitgeteilt, so ein Bullshit ...

Der Flug war dann recht entspannt, ich saß am Gang mit freiem Mittelplatz und schlief - naja, "schlafen" ist übertrieben, also - döste ein bisschen, bis wir um 6.20 Uhr Ortszeit in Lissabon landeten. Ich hatte jetzt gut zwei Stunden Zeit zum Umsteigen, das sollte reichen. Die Einreise - diesmal am Automaten, der nicht von unfähigen Flughafenmitarbeitern behindert wurde - ging sehr schnell (auch wenn ich mit nicht erklären kann, wie die optische Erkennung meiner Rübe bei dieser unterbelichteten Kamera funktionieren konnte, aber ich bekam meinen grünen Pfeil), die Sicherheitskontrolle (die beim ersten Umsteigen in die EU halt vorgeschrieben ist, was man in dieser Absolutheit vielleicht auch mal hinterfragen könnte, vor allem bei Einreisen aus den USA oder aus Israel, aber andererseits muss man dann die ganze Umsteigelogistik umstellen, soweit das überhaupt geht) dauerte, weil viel Andrang war, ging dann aber - natürlich in der EU, wenn nicht nur Anfänger ihren ersten Arbeitstag haben - recht schnell.

Die Wartebereiche am Gate sind in Lissabon nicht so arg großräumig gestaltet, deswegen halten sie die Leute in den Foodcourt- und Einkaufsbereichen (nicht etwa, damit sie dort mehr kaufen, nein, niemals nie!) und geben erst sehr kurzfristig bekannt, an welchem Gate geboardet wird.

Als ich dann mein Gate ginge, marschierte ich hin, kriege gerade so noch einen Sitzplatz, joa, und das Boarding war dann auch okay. Drei Stunden später landete ich in Frankfurt, lief von den hintersten A-Gates zum Ausgang, erwischte gerade noch die anvisierte Bahn und war dann gegen 14 Uhr daheim.

Nun, der Rest des Nachmittags wurde in meinem "Wohnzimmer" verbracht ...

Ich muss sagen, Togo und Benin haben mir - trotz der Sprachbarriere, die definitiv vorhanden war, obwohl mehr Togolesen und Beniner besser Englisch sprechen als sie glauben - sehr, sehr gut gefallen. Schon bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel am Abend der Bundestagswahl fühlte ich mich auf Anhieb wohl (dazu hat Madame natürlich nicht zu knapp beigetragen, denn diese unglaublich herzliche und liebenswürdige Frau war ganz einfach fantastisch).

Die Strände in Togo, die ich gesehen habe (mein "Hausstrand" in Avepozo und der große, lange Stadtstrand von Lomé), haben mir schon sehr gut gefallen, auch wenn es mit dem Schwimmen in Westafrika immer eine mehr oder weniger gefährliche Sache ist. Wenn man aber nur am Strand sitzen und sich ein Getränklein reinpfeifen will, dann ist das perfekt (und wenn man dann so ein Riff findet, an dem sich die Wellen schonmal vor-brechen, wie ich es dann an meinem Hausstrand entdeckte, dann macht da das Baden auch Spaß).

Der kleine Abstecher nach Benin war (ebenso wie zuvor der Besuch des Fetischmarktes in Lomé) sehr beeindruckend, nicht mal wegen des großartigen (aber kaum beschwimmbaren) Strandes in Grand-Popo, sondern wegen der hochinteressanten Ausfahrt nach Ouidah, bei der ich mir nicht nur den Fahrtwind auf dem Moto um die Nase wehen lassen konnte, sondern auch sehr viel über die Geschichte der Sklaverei gelernt habe. Auch wenn das Zimmer dort nicht so toll war wie das in Lomé, so war die Hotelanlage (und die Lage unmittelbar am Strand) schon sehr schön ...

Die drei Tage dann in Lomé zum Abschluss waren - was ich gar nicht so gedacht hätte - Urlaub pur, mit Schwimmen, mit gemütlichen Stunden in einem Plastikstuhl und einem Bier in der Hand am Strand, mit leckerem Essen des Hotelkochs. Ich habe der Madame gesagt, dass ich ihr nichts verspreche, aber dass ich nicht überrascht wäre, wenn ich in absehbarer Zeit wiederkäme - vielleicht kann man ja einen Abstecher nach Burkina Faso oder so machen ...

So, damit over and out (sagt man im echten Funkerbereich so anscheinend gar nicht, aber das Klischee ist schön ...) von meiner letzten Interkontinentalreise dieses Jahr (wenn ich nicht noch einen Rappel kriege und mal ein Wochenende nach Israel oder so fliege ...).

Sonntag, 1. Oktober 2017

Ohjeohjeohje

So, erstmal das: Ich habe heute Nacht einen granatenmäßigen Unsinn geträumt, aber kein Unsinn war (und das habe ich wirklich geträumt!), dass man "Verlies" "Verlies" schreibt und nicht "Verließ", wie ich es am Mittwoch geschrieben hatte - so einen Bock habe ich rechtschreibtechnisch selten geschossen, sorry! (Dass es "Korsorten" statt "Konsorten" wurden, ist, wie viele andere Fehler, die ich in meine Blogs einbaue, der späten Stunde und dem schnellen Tippen geschuldet, aber wenn man das gleiche Wort zweimal falsch schreibt, passt die Ausrede wirklich nicht mehr ...)

Ohjeohje war aber auch der gestrige Mittag: Nach dem guten Abendessen am Freitag (Fisch, wieder sehr lecker) und dem Frühstück ging ich erstmal ins Zimmer, verdaute ein wenig und ging dann aus dem Haus. Mein Versuch, in T-Shirts und Badehose (und Hut) einen funktionsfähigen Geldautomaten zu finden, war wieder nicht von Erfolg erkrönt, sodass ich mit Schlüssel, 3.900 Francs und einer Kreditkarte bewaffnet an den Strand durchstartete.

Dort ging ich erstmal wieder im Wellenbad schwimmen (scheee), ehe ich die paar Schritte zum Coco Beach weiterlief. Dort bestellte ich mir ein Awooyo-Bier (ein bernsteinfarbenes togolesisches Bier, das mir hier das liebste wird, und nahm noch wahr, dass es 6,2% Alkoholgehalt hat - und die Flasche 65cl fasst, was den Ober zum Hinweis verleitete, dass es nur große Flaschen gibt - du kommst mir grad recht, Jüngelchen).

Ich setzte mich in eine der dort stehenden Strandhütten, fing an, den Sand zu meinen Füßen umzugraben (bin noch nicht beim Grundwasser angekommen ...) und genoss den Blick aufs Meer und den Hafen und die Palmen ...

Ich hatte mein Bier gerade aus, als ich versehentlich ein wenig nach rechts guckte - da stand Jeannette. Ohje, ohje ... Sie stellte sich zu mir, fing an, mich vollzusäuseln, was ich mit einem Verhalten, das an der Grenze zur Unhöflichkeit war, vermeiden wollte - ich hatte keine Chance. Spätestens, als sie sich einen Stuhl schnappte und zu mir setzte, stellte ich mich auf eine längere Phase fehlender Ungestörtheit ein ... Ich tat so, als ob sie nicht verstünde (so perfekt ist ihr Deutsch und mein Französisch offenbar doch nicht), das half aber auch nicht viel, ich ignorierte sie, was wenig besser half, irgendwann schien sie meinen Wink mit zwei Scheunentoren zu verstehen, und meinte: "Bye, bye, tschüss ...", was ich mit "Bye, bye, tschüss" erwiderte, was sie nicht lustig fand. Fünf Minuten später, die Scheunentore, mit denen ich winkte, hatten inzwischen die Größe der Pforten einer A380-Werft, sagte sie wieder "Bye, bye, tschüss", ich sagte wieder "Bye, bye, tschüss" und mit einem beleidigten Gesichtsausdruck stellte sie den Stuhl zurück an den Platz und begab sich hinfort.

Ein paar Minuten später kam sie nochmal vorbei, winkte mir zu und ging dann am Strand auf neue Opferjagd, während mein Ober, der Schelm, vorbei kam und fragte, ob das meine Frau sei. Okay, so desinteressiert, wie ich dasaß, hätte das durchaus sein können ...

Auf den Schreck musste ich nochmal ein Awooyo trinken, und weil man auf zwei Beinen nicht stehen kann (oder so, ja, heute ist der Tag der vorsätzlich schiefen Sprachbilder), nahm ich halt noch ein drittes.

Nachdem ich nun den halben Strand mit meinen Füßen umgegraben hatte und nicht mehr ganz nüchtern war, machte ich mich auf, sprintete (so schnell ich in meinem Zustand und auf dem wirklich tiefen Sand sprinten konnte) in mein Hotel und schaute, dass ich die zwei Liter Bier aus meinem Körper kriegte, denn die Toilette am Coco Beach hatte ich nicht in meine Betrachtungen miteinbezogen.

Danach duschte ich, wollte mich kurz aufs Bett legen und wurde wach, als der Koch nach meinen Wünschen fürs Abendessen fragte. Ich brauchte ein richtig großes Stück Fleisch, das ich auch bekam, den Knoblauch hätte ich gestern Abend nicht so ganz dringend gebraucht, aber sei's drum ... Nach dem Abendessen ging ich wieder ins Bett, und heute Morgen ging es mir überraschend gut - Awooyo kann was. Und ich bin ganz froh, dass mein Geld noch genau für ein Bier heute am Strand reicht - und nicht mehr ...

Ich frühstückte wieder lecker und werde mich jetzt an den Strand begeben, danach am Coco Beach noch Abschied feiern, anschließend hier zu Abend essen und dann zum Flughafen gefahren werden, denn mein Flug geht erst um 22.10 Uhr. Es wundert mich bei der grandiosen Chefin in diesem schönen Hotellele nicht die Bohne (es gab immer abends lecker grüne Bohnen mit gut Knoblauch), dass ich ohne Probleme bis 19.30 Uhr hier im Hotel bleiben kann, es ist wahnsinnig schwer, sich hier nicht total wohlzufühlen ...

Um 6.40 Uhr morgen früh lande ich - nach Zwischenstopp heute Nacht in Accra, Ghana, aber diesmal ohne Umsteigen! - in Lissabon und fliege dann um 8.25 Uhr weiter nach Frankfurt, wo ich um 12.35 Uhr ankommen sollte - den Ort, an dem ich ab ca. 15 Uhr höchstwahrscheinlich anzutreffen bin, weiß jeder halbwegs regelmäßige Leser dieses Blogs.

Liebe Leser, dieses war der 100. Post des Jahres 2017 und der insgesamt 579. seit dem Jahr 2009 (keine Sorge, ich gedanke, weiterhin zu schreiben - nur zur Klarstellung, weil das gerade so schlussstrichartig rüber kam ...).

Es gibt Menschen, die meinen, ich hätte es 2017 vielleicht ein bisschen übertrieben, mit den Wochenendtrips nach Lissabon, Zwolle, Paris und Istanbul im Januar und Februar, mit der Elfenbeinküste (und Ghana) im März, Ägypten und Sudan im April, Thailand und Kambodscha im Mai, Kurdistan, Georgien und Abchasien im Juni, Usbekistan Ende August, Thailand, Laos und Vietnam in der Woche danach, mit Brüssel und Mauretanien im September und jetzt mit Togo und Benin Ende September. Ich gestehe, manchmal komme ich ein bissel durcheinander, wann genau ich jetzt wo war in diesem Jahr, aber eins kann ich sagen, interessant war es überall, jede Reise war spannend, in aller Regel war es sehr schön, ich habe viel Überraschendes erlebt (sei es die Ghana-Einreise-Aktion, das fantastische Meroe im Sudan, jetzt gerade erst die Voodoo-Stätten in Togo und Benin), viel Schönes gesehen (Lissabon ist ein Traum, Paris auch, Istanbul sowieso, Zwolle war ein toller Abend mit meinem Schulfreund, die Pyramiden von Gizeh, Angkor Wat, die Zitadelle von Erbil, Buchara und Samarkand, die Tempel in Laos und Thailand, und Lomé hat mir auch sehr, sehr gut gefallen) und mich fast überall ziemlich wohlgefühlt (vom Essen ganz zu schweigen ...).

Weihnachten feiern meine Ma und ich wie immer im Ausland, diesmal in Sarajevo in Bosnien-Herzegowina, und auch nach der aktuellen Westafrikareise wird es noch ein Fazit geben. Wie immer ist von Oktober bis Dezember ein bisschen Saure-Gurken-Zeit hier, weil ich was tun muss für mein Geld, aber das ist auch mal okay.

Vielleicht wird Ende 2017 schon ein bisschen was für 2018 gebucht (Belgrad ist ja schon gebongt Anfang März), ansonsten wird es ab Februar hoffentlich wieder Schlag auf Schlag gehen.

Jetzt aber erstmal bis morgen (oder übermorgen, je nach Stimmung im Sherry ...).

Freitag, 29. September 2017

Enfin

... endlich habe ich ein Stückchen Strand und Meer gefunden, in dem ich planschen kann, ohne sofort Angst um mein Leben zu haben ...

Nach einer langen Nacht wachte ich heute früh auf und trödelte erst wieder ein bisschen herum. Zum Frühstück bestellte ich "Ei well done", also "Ei durch", was lecker war, aber trotzdem nehme ich morgen wieder Rührei.

Danach zog ich mir mein Strandzeug an, bat die Chefin noch, die Sachen in meiner blauen Tasche in die Wäsche zu geben, und ging an den Strand. Ich hatte Google Maps östlich meines Strandabschnitts (also linkerhand ...) etwas gesehen, was wie ein kleines Riff aussah, das wollte ich erkunden.

Und siehe da, unter den ungläubigen Blicken der Franzosen im Hotel (die zufällig auch gerade einen Strandspaziergang machten) und der Togolesen schaffte ich es, mehrmals komplett im Wasser zu verschwinden, weil das Riff den Wellen ein ganzes Stück die Kraft nahm. Natürlich wurde ich von der einen oder anderen Wellen erwischt, und der Strand fällt dann plötzlich ganz schön stark ab, aber das war okay so, hier konnte ich planschen, auch wenn das alles andere als ein Nichtschwimmerbecken war und ich zwei-, dreimal ein bisschen rudern musste, als ich fürchtete, die Strömung nimmt mich zu sehr mit. Doch, das hat mir gefallen, das wird morgen wieder so gemacht.

Nicht so gemacht wie heute wird die Einschmierprozedur, denn die vollzog ich nur für Rübe und Arme. Es konnte ja keiner ahnen, dass ich wirklich ein bisschen im Meer planschen kann - entsprechend sehen meine Schultern krebs- bis tomatenartig aus. Ja, ich weiß, das war mal wieder sehr clever, aber nach vier Tagen erfolglosen Kampfes gegen die Wellen und die Strömung hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben ...

Den Mittag verbrachte ich im Zimmer und guckte mir die - übrigens hervorragende - Wahlauswertung der Stadt Wiesbaden an, ehe ich gegen Nachmittag nochmal in Richtung Strand watschelte. Am Coco Beach, zehn Minuten durch tiefen Sand am Strand entlang von meinem Hotel gelegen, kaufte ich mir ein Fläschchen Bier und setzte mich in einen der Plastikstühle an den Strand - Strandleben können die Togolesen richtig gut, das ist sehr, sehr schön und sehr, sehr erholsam.

Nach zwei Bier ging ich zurück, bestellte mein Abendessen (der Koch hier im Gasthof kommt jetzt übrigens auf meine Restaurant-Empfehlungen, der kocht so fantastisch!), auf das ich jetzt warte, und ging ins Zimmer zum Duschen. Ich fürchte, auch heute Abend geht es wieder früh in die Heia.

Morgen schmiere ich mich gut ein und werde dann wahrscheinlich im Schatten am Coco Beach ein paar Stunden verbringen, aber ich bin spontan morgen ...

Jetzt gibt's erstmal essen - dann gute Nacht!

Hier kann man - als Schwimmer - planschen ...

Donnerstag, 28. September 2017

Je ne suis pas Amerikan

Ich bin kein Amerikaner! In Benin und Togo gibt es offenbar zwei Sorten von Weißen: die, der französischen Sprache mächtig sind (mutmaßlich "Franzosen"), und die, welche es nicht (so richtig) sind ("Amerikaner"). In den letzten Tagen wurde ich halt öfter als "Amerikan" (oder wie auch immer man das in der Schrift der örtlichen Sprachen schreibt) bezeichnet, denn das war das einzige Wort, was ich verstanden habe ...

Ich schlafe hier irgendwie nicht so toll, wobei das in Benin durchaus an der Matratze gelegen haben mag, die war nämlich nicht so wahnsinnig förderlich für guten Schlaf. Vielleicht wird das hier in Togo wieder besser, denn die Matratze hier ist richtig tief und mutmaßlich gut, und jetzt habe ich auch schon genug gedüdelt, um heute Nacht vielleicht mal gut zu schlafen ...

Jedenfalls stand ich um 8 Uhr auf, ging mal wieder an den Strand, zog mir nach einigen Minuten Bedenkzeit wieder mein Hemd aus, nur um - wieder - festzustellen, dass das Meer mich nach Strich und Faden verarscht (sorry!), denn als ich endlich schwimmen gehen wollte, packte der Atlantik wieder die Badehosenauszieherwellen aus ... Buuuuuuuh!

Der Atlantische Ozean machte einen auf Andrea Nahles und sprühte mir die Gischt "in die Fresse", um mal die SPD-Fraktionsvorsitzende zu zitieren, und sandig war ich auf dem Kopf und bis in die Unterhose. Nun denn, ich ging also wieder an den Pool (duschte natürlich ordentlich!) und genoss das unwellige Wasser dort - schöööön ...

Danach duschte ich nochmal kurz in meinem Bad (setzte selbiges natürlich wieder unter Wasser) und ging zum Frühstück. Dort verdrückte ich wieder lecker Omelette mit Schinken und Käse, (viel) Brot mit guter Marmelade und trank meinen Tee und den Ananassaft. Nach dem Packen meiner sieben Sachen brachte ich mein Zeug an die Rezeption, holte mir ein letztes Bier und ging dann nochmal auf die Terrasse der Poolbar, um Abschied vom beninischen Atlantik zu nehmen. Schön war's da, und wenn die nochmal irgendwann da künstliche Wellenbrecher einbauen am Strand, werden die sich an diesem Traumstrand vor Touristen nicht mehr retten können.

Ich zahlte und bat den Chef, seinen Wächter zu bitten, mir ein Taxi nach Lomé zu ordern, was dieser auch tat (es dauerte ein Weilchen, zwanzig Minuten oder so, und er bekam natürlich ein Trinkgeld), und auf ging es in Richtung Grenze. Unterwegs wurden ein älterer Herr und eine Mutter mit zwei Töchtern eingeladen, sodass ich nun hintendrin saß, meine Tasche und meine Aktentasche auf dem Schoß und von den beiden Mädels neugierung beäuft wurde ...

Kurz vor der Grenze mussten wir umsteigen, ich sollte nochmal 2.000 Franc (3 Euro) berappen, weil ich den Vordersitz komplett okkupierte (und nicht, wie normale Beniner und Togolesen) nur die Hälfte beanspruchte - Amerikaner sind halt so voluminös -, wozu ich mich bereit erklärte (ehe sie mir jemanden auf den Schoß setzen ...), und es ging zur Grenze. Die Ausreise war ganz problemlos, die Wiedereinreise nach Togo ein bisschen langwieriger, aber auch problemlos, die Beniner und/oder Togolesen im Auto ignorierten die Grenzkontrolle, aber mein Fahrer wartete auf mich. Der Zoll war auch in Togo harmlos, und es ging ohne weitere Verzögerung in Richtung Lomé.

Ich ließ den Fahrer an der Hauptstraße in der Nähe meines Hotels halten, lief die 200 m durch das Wohnviertel (scheue Winksignale von kleinen Kindern, sonst nur scheue Blinke auf den "blanc", den Weißen) und kam im Hotel an, wo ich sofort mein altes Zimmer zugewiesen bekam (und zwei Flaschen Wasser in den Kühlschrank, ganz toll!).

Ich sammelte mich ein wenig, indem ich im Internet surfte, und nach zwei Stunden brach ich auf, weil ich nochmal in die Stadt wollte. Meine Chefin war gerade in ein Gespräch mit einer Französin vertieft, sodass sie mich nicht aufhielt, und ich lief zur Hauptstraße. Mein Versuch, Geld abzuheben, war von Misserfolg gekrönt, aber ich hatte noch etwa 12.000 Franc im Geldbeutel, das sollte für heute vielleicht reichen.

Ich lief noch ein wenig die Straße entlang, weil ich nicht recht wusste, wie genau man hier ein Taxi oder ein Moto anhält, aber nach endlicher Zeit erwischte ich - im zweiten Versuch - ein Taxi. Der Fahrer wollte 3.000 Franc von mir, ich bot 1.000, womit er nicht richtig einverstanden war, sodass ich wieder ausstieg. Das Auto blieb aber stehen, und erneuter Sichtkontakt zeigte mir, ich sollte doch einsteigen. Er wollte 1.500, ich blieb standhaft und er fuhr los.

Unterwegs stieg der Beifahrer aus und zahlte ungefähr 400 Francs, ganz zwischendrin stieg ein Vater mit seiner Tochter ein und aus und zahlte 100 oder 200 Francs, sodass ich, als ich den Fahrer schließlich kurz nach der deutschen Botschaft anhalten ließ, doch kein schlechtes Gewissen hatte, als ich ihm die vereinbarten 1.000 Francs (1,50 Euro) in die Hand drückte - wir waren etwa eine halbe Stunde durch den Loméer Verkehr gefahren ...

Ich suchte mir eine Strandkneipe aus und setzte mich dorthin. Die Jungs, die den Plastikstuhl vom Sand befreiten, bekamen kein Trinkgeld, und auch so blieb ich bei diversen Händlern (und Bettlern) standhaft - wenigstens lassen dich die meisten nach einem Kopfschütteln und spätestens einem "non, merci" in Ruhe, und auch die Hartnäckigeren bleiben freundlich, sodass ich das nicht einmal als nervig empfand, zumal die auch die Togolesen ständig anquatschten.

Ich trank zwei große, ein kleines Bier und eine Cola, während ich auf den Strand, das Meer, die Fischerboote und die Hafenanlage in der Ferne guckte, zur afrikanischen Musik im Stuhl ein bisschen wackelte (was mir zustimmende Blicke von ein paar Jungs einbrachte - ja, Leute, auch dicke Europäer wie ich sitzen nicht immer stocksteif im Stuhl!) und so richtig schön meinen Urlaub genoss - total toll ...

Den Rückweg würde ich ohne ein bisschen feste Nahrung im Magen kaum überleben, also erstand ich an einem Straßenstand zwei Hühnchenspieße für zusammen 80 Cent (500 Francs) und schnappte mir, nachdem ich aufgegessen und meine beiden Spieße in den Abfall geworfen hatte, ein Mototaxi zurück zu meinem Hotel.

Joa, und dann fuhr mein Fahrer mit mir leicht angetrunkenem Gast die 16 km oder so zurück nach Avepozo, vorbei an Lkws und durch etliche Kreisverkehre, bremste gelegentlich ab (unfassbar, er musste bremsen!), aber insgesamt fuhr der Typ sehr gesittet, und das, obwohl er einen Helm aufhatte und ich nicht.

Meine Hotel-Chefin schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihr von meiner Fahrt erzählte (ich sei wohl mutig gewesen, meinte sie ...), aber jetzt war ich angekommen und zufrieden.

Noch zufriedener bin ich jetzt nach meinem Abendessen, einem wunderbaren Steak mit Bratkartoffeln und grünen Bohnen - der Koch des Hotels wird in vielen Bewertungen auf meinem Buchungsportal gepriesen, und diese Lobpreisungen kann ich inzwischen völlig nachvollziehen - der Mann kann definitiv kochen.

So, jetzt habe ich gut gegessen und gut getrunken, es ist bald 20 Uhr, da kann man dann ins Bett gehen ..

Gute Nacht!

(Achso, ein paar Fotos von gestern und danach zwei von heute ...)

Schlange im Pythontempel



Mahnmal über dem Massengrab der Sklaven
Baum des Vergessens

Mahnmal am Dunkelraum

Pforte ohne Wiederkehr

Stadtstrand in Lomé

Rückfahrt auf dem Moto



Mittwoch, 27. September 2017

Das Tor ohne Wiederkehr

Von wegen am Strand liegen und entspannen! Heute war mal wieder ein Abenteuertag, meine Ellbogen (da habe ich mich nicht gut genug eingeschmiert) und meine Rübe sind ein bissel rot, ich habe viel zu wenig getrunken (und gerade Geräusche von mir gegeben, als ich die Cola getrunken habe, dass sich ältere Damen empört hätten), aber es war sehr spannender Tag und ein Tag, an dem ich mal wieder viel über Geschichte gelernt habe, was ich vorher nicht wusste ...

Nach einer unruhigen Nacht (die Klimaanlage hat ganz schön gekühlt und auf die Idee, sie abzustellen, kam ich erst, als ich halbwegs wach war, heute am frühen Morgen) stand ich auf, warf mich wie immer in meine Badehose und mein Strandhemd und ging, man höre und staune, an den Strand. Heute nieselte es nicht, sodass 500% mehr Leute, also sechs (oder so), jetzt am Strand waren, aber das war natürlich immer noch leer.

Die Definition von Schwachsinn ist, das Gleiche immer und immer wieder zu tun und verschiedene Ergebnisse zu erwarten. In dem Sinne (und vielleicht in manch anderem auch ...) bin ich also schwachsinnig, denn auch heute versuchte ich es ins Meer. Es zog mir fast die Badehose aus, weil so viel Sand in meine Badehosentasche quoll, und einmal hat's mich richtig umgesäbelt, das wird nix mehr mit entspanntem Im-Meer-Planschen hier in Benin (in Lomé soll es Stellen geben, wo es geht, mal sehen ...).

Das Schwimmbad war um 8.30 Uhr noch zu, also duschte ich im Zimmer und ging dann zum Frühstück, das ganz annehmbar war. Ich sprach meinen Chef an (der ein bisschen Englisch spricht, wir wurschteln uns mit Englisch und Französisch so durch, da geht manches daneben, aber das ist nicht schlimm ...), dass ich nach Ouidah wollte, und er rief einen Guide an, den er an der Hand hat. Der Guide kam und wollte 30.000 Francs haben, knapp 50 Euro, keineswegs wenig, aber andererseits für die Fahrerei und alles - ich willigte ein (und verhalf wahrscheinlich seiner ganzen Familie zu Wohlstand, weil es mich nicht wundern würde, wenn das hier in Benin fast schon ein Monatsgehalt wäre ...).

Joa, und dann gingen wir zur Einfahrt dieses Hoteldörfchens, da standen ein paar hübsche Jeeps rum, ich wartete darauf, dass eine piept, weil er sie aufmacht. Nix da, er fragte, ob ich ein Auto hätte, was ich verneinte. Okay, meinte er, dann fahren wir eben mit dem Moto.

Er gab mir eine Lederkombi, die mir sogar passte, und einen Integralhelm, selbst die Motorradstiefel waren in meiner Größe ... Okay, schon wieder Fake News produziert: Nichts dergleichen war der Fall. Er fuhr mit seinem (hübschen) - wenn ich jetzt "pyjamaartigen Hosenanzug" schreibe, klingt das so abwertend, aber so ist es gar nicht gemeint, also - pyjamaartigen Hosenazug und Flipflops, ich saß mit meinen Jeans und Hemd und Turnschühchen auf dem Sozius und hielt mich anfangs an seinen Schultern fest, ehe ich nach ein paar Minuten der Gewöhnung an seine Fahrweise die Hände auf die Oberschenkel legte.

Das war mal wieder einer der klassischen Fälle an Verhaltensweisen, die man in Deutschland niemalsnie zeigen würde und hier im Ausland halt schonmal mitnimmt. Andererseits fahren die hier in Benin rücksichtsvoller (was heißen kann, dass der Autofahrer einen halt so lange anhupt, bis man stehen bleibt, aber er kalkuliert dich wenigstens mit ein, was in Deutschland nicht immer der Fall ist). Langer Rede kurzer Sinn: Alles gut gelaufen (Mutter, musst nicht mehr den Atem anhalten ...).

Wir fuhren eine Stunde, anderthalb, mit dem Gefährt die ungefähr 45 Kilometer nach Ouidah, vorbei an einer Art beninischem Venedig mit Häusern im See (keine Ahnung, ob Überschwemmung oder von Anfang an so gewollt), durch Come, eine quirlige kleine Stadt, über eine wunderbar geteerte Straße (naja, okay, das ist die Hauptverkehrsstrecke von Lagos nach Abidjan, dass die geteert ist, sollte selbstverständlich sein, wenn sie auch nur eine Fahrspur pro Richtung hat ...) und machten den ersten Halt am Pythontempel. Ich weiß nicht, ob mein Guide hier Eintritt für mich bezahlte, ich zahlte jedenfalls hier (und an den anderen Orten, wo wir waren) nichts drauf, die 30.000 CFA-Francs waren also alles inklusive, na immerhin ...

Mein Guide sprach ein bisschen Englisch, auch hier wurschtelten wir uns durch, weil er gar nicht so wenig sprach wie behauptet, und irgendein anderer Typ erläuterte so einen heiligen Baum. Naja, die Hauptattraktion kam aber danach, denn da brachte der andere Typ eine Python aus dem Pythontempel und legte sie mir um den Hals. Schick, da hatte ich nun also das zweite Mal im Leben eine Schlange um den Hals, und auch hier war es wieder ein sehr angenehmes Gefühl. Man konnte sogar ein bisschen mit dem Tier "spielen", es streicheln, dann streckte es einem die Zunge raus, und als die französische (?) Reisegruppe weg war, durfte ich auch in den Pythontempel selbst rein - da lagen dann zwei Dutzend Schlangen in der Gegend herum, bewegten sich kaum und ich war begeistert.

Die Guides erläuterten dann, dass die Pythons morgens aus dem Tempel in die Stadt gelassen werden, sie dort dann ein bisschen was fressen (Hühnchen zum Beispiel) und sie dann eben wieder in den Tempel kommen (ich weiß nicht, ob selbständig oder ob sie geholt werden, diese Frage haben die Leute nicht verstanden). So, ich kenne eine ganze Menge Leute, die ab sofort einen großen Bogen um Ouidah oder sogar ganz Benin, ach, was sag ich, um ganz Westafrika machen, aber das sind wirklich hübsche Tiere, diese Pythons, die kann man ruhig mal streicheln ...

Gegenüber ist die angeblich älteste Kirche Afrikas, erbaut wahrscheinlich von den Portugiesen (das wissen die Leute schon, aber ich habe es entweder nicht gehört oder schon wieder vergessen). Danach ließ ich mir für drei Euro eine garantiert echte beninische Maske aufschwatzen, es dauerte zehn Minuten, bis mir der Händler das Wechselgeld wiederbrachte, und dann ging es zum alten portugiesischen Fort.

Einer der Aufseher sprach ziemlich gutes Englisch und erläuterte uns das Fort selbst und das Sklavereimuseum, welches sich darin befindet. Das Fort selbst wurde laut Wikipedia 1721 erbaut, von den Portugiesen mehrmals verlassen, endgültig aber erst 1961, als das Fort im schon unabhängigen Dahomey, dem späteren Benin, ein portugiesisches (Mini-)Territorium war, ehe die Afrikaner die letzten zwei Portugiesen aus dem Fort eskortierten und selbiges einnahmen. Das Sklavereimuseum erläuterte anhand von einigen Exponaten und vielen Schaubildern den Mechanismus der Sklaverei - die Könige von Dahomey verkauften den Europäern (Franzosen, Portugiesen, Niederländer, Briten und Dänen - ausnahmsweise haben die Deutschen mal nicht die erste Geige gespielt) für Alkohol und anderen, naja, Krimskrams, halt Sklaven. So gab es pro Tabakpfeife zwischen zwei und vier Sklaven - das war mal ein Geschäft, würde ich sagen. Diese Sklaven mussten dann die etwa vier Kilometer von Ouidah-Stadt zum Strand laufen, mehr dazu gleich.

Anhand von einigen Fotos erläuterte der Aufseher dann auch, dass viele beninische Bräuche auch heute noch in Brasilien anzutreffen sind und umgekehrt einige brasilianische Bräuche von den befreiten Sklaven bei deren Rückkehr nach Benin mitgebracht wurden - kein Wunder, dass die Voodoo-Religion in Brasilien oder Haiti so verbreitet ist, auch wenn sie hier in Benin und genauer in Ouidah ihre spirituelle Quelle hat. Zum Schluss erläuterte der Aufseher dann anhand von bunt bemalten Tüchern, dass im Voodoo die Vorfahren mit ihren Nachkommen über Gleichnisse kommunizierten - das Bild, bei dem ein Mann erfolglos versucht, einen großen Fisch in ein (zu kleines) Gefäß zu bekommen, steht dabei - wenig überraschend - dafür, dass man seine Zeit nicht mit Unerreichbarem verschwenden soll.

Ich weiß (noch) zu wenig über Voodoo/Voudon, daher klingt das hier alles wahrscheinlich ein bisschen zu fasziniert und zu naiv, aber ich werde mich da sicherlich noch ein bisschen einlesen, um mehr von Voodoo zu wissen und zu verstehen als das "Nadeln-in-Menschenpuppen-Stechen", das man aus der klischeehaften Darstellung im Fernsehen kennt (und was ich hier bisher - außer auf dem Touristenmarkt in Lomé - überhaupt nicht gesehen habe).

Weiter ging es zur Place Chacha, an dem ein Portugiese, der sich im effizienten Sklavenhandel offenbar besonders hervortat ("chacha" scheint übertragen so etwas wie "schnell, schnell" zu heißen in der hiesigen Sprache), namentlich verewigt ist. Dort steht ein großer Baum und eine erste Statue, denn hier beginnt die Route des Esclaves, der Sklavenweg zum Meer. Hier stieß ein Kumpel meines Guides dazu, der noch ein bisschen besser Englisch sprach - wir fuhren mit dem Moto zunächst zum Baum des Vergessens, um den die Sklaven siebenmal herumlaufen mussten, um ihre Heimat zu vergessen, dann ging es weiter zum Denkmal an den "Dunkelraum", in dem die Sklaven "geprüft" wurden, indem sie zwei Wochen lang mit 250 anderen Sklaven in ein Verließ gepfercht wurden, ohne Wasser und Nahrung, und außerdem wurde - wenn ich das richtig verstanden habe - es sich nicht immer die Mühe gemacht, die schon Verstorbenen Sklaven wieder aus dem Verließ zu schaffen. Nur die stärksten Sklaven überlebten diese Tortur (und durften zur Belohnung nach Amerika), die anderen wurde in einem Massengrab verscharrt, an welches ein (sehr schönes) Denkmal erinnert, zu dem wir dann ein paar Meter weiterfuhren.

Diese ganze Geschichte traf mich völlig unvorbereitet, sodass ich angesichts des lakonischen Tonfalls der Beniner, wenn sie davon erzählen, manchmal nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte (etwa, wenn der Guide auf die Figur zeigt, die ihre Ketten gesprengt hat, und meint, dass die meisten Sklaven erst im Tod wieder frei wurden), zumal das Ganze dann auch so nebenbei noch in ihren Glauben eingebettet ist, dass dieser Massenmord irgendwie als unabänderliches Schicksal herüberkommt. Du stehst dann da mehr oder weniger (mehr!) betroffen in der Gegend herum, weißt nicht, was du sagen sollst (Klappe halten ist meistens ein gutes Vorgehen, ich war ziemlich still ...), naja, und staunst.

Beim nächsten Stopp, wieder nur ein paar Meter weiter, dem Baum der Wiederkehr, fängt man dann allerspätestens an, diese Menschen zu bewundern, denn dieser Baum steht als Zeichen dafür, dass die Sklaven zwar in ihrem irdischen Leben nicht mehr in ihre Heimat zurückkommen sollten, wohl aber im Leben nach dem Tod - denn dort steht eine Statue eines Sklaven, dessen Kopf kein Kopf mehr ist, sondern ein Baum, eben der Baum der Wiederkehr.

Der finale Höhepunkt (oder Tiefpunkt, wie man mag) dieses Sklavenweges kommt dann am Strand, denn dort steht die Pforte ohne Wiederkehr, ein Mahnmal für die Sklaven, die hier aus Afrika in die Neue Welt verschifft wurden und von denen die meisten Afrika nie wiedersahen. Hier, an diesem wunderbaren Strand, bekommt man die Idee einer Ahnung von der Trostlosigkeit, die die Menschen damals empfunden haben müssen, als sie hier halbnackt, mit Ketten um den Hals aneinandergekettet, auf Boote "verladen" wurden, die sie zu den großen Schiffen brachten, auf denen sie zusammengepfercht und die Frauen gezwungen wurden, auf dem Rücken zu schlafen, denn eine schwangere Sklavin brachte mehr Geld ein (klar, zwei Sklaven auf einmal ...). Es ist kein wirkliches Wunder, dass etliche der Sklaven sich entschieden, bei dem Transfer zu den Schiffen über Bord zu gehen (und dabei ihre ganze Kettenschaft mit ins Wasser zogen), um dem Schicksal, das sie erwartete, zu entgehen.

Joa, soviel zu einem der Tage, an denen ich am Strand auf der faulen Haut liegen wollte ...

Wir fuhren mit dem Moto zurück und fanden keinen Geldautomaten, sodass ich dem Guide dann Euro-Bargeld in die Hand drückte. Ich durfte mich in seinem Referenzbuch verewigen und brauchte erstmal ein Bier.

Nun, ich ging nochmal erfolglos an den Strand, dann erfolgreich in den Pool, ich werde morgen vom ungewohnten Sitzen auf dem Moto ganz schön Muskelkater in den Oberschenkeln haben, und freue mich aufs Abendessen. Sorry, das heute muss erstmal sacken ...

Wer aus irgendwelchen Gründen in (Süd-)Benin landet und einen Tag Zeit hat, sollte sich Ouidah angucken - es ist sehr beeindruckend.

Fotos wollen heute nicht und kommen daher morgen ...

Dienstag, 26. September 2017

Ein Traum mit Haken

... ist dieses Hoteldörfchen hier an der beninischen Atlantikküste, naja, vor allem der Strand ist einer der schönsten in meinem Leben, es ist ein Traum, kein Mensch am Strand (okay, es hat heute genieselt, aber trotzdem) und vor allem kaum Müll, sehr, sehr schön ... Der Haken ist - wer hätte das nach der Lektüre der Berichte von der Elfenbeinküste im März und von Togo gestern (war das erst gestern??) gedacht? -, dass die starke Strömung des Meeres leider an der togolesisch-beninischen Grenze nicht aufgehört hat. Am und teilweise im Wasser war ich eben trotzdem, aber so ganz voll krass total ins Wasser traue ich mich irgendwie noch nicht, mal sehen, wie das morgen wird.

Ich war gestern ja schon um 21 Uhr ins Bett gegangen, aber irgendwie schlief ich trotzdem ... komisch. Ich glaube, ich habe ziemlich viel geträumt, aber andererseits war ich um 5.30 Uhr mal wach und hatte nicht das Gefühl, danach großartig noch weitergeschlafen zu haben, alles ein bisschen merkwürdig also. Lag vielleicht auch daran, dass ich heute um 10.24 Uhr (also 8.24 Uhr Ortszeit ...) den Mittelpunkt meines Weges von der 30 zur 40 erreicht hatte. Ab 8.25 Uhr fühlte ich mich nämlich alt ...

Um 9 Uhr, ich war gerade im Bad, klopfte der Koch und fragte, was ich denn zum Frühstück haben wollte. Ich bestellte wieder Rührei (das wieder sehr lecker war) und setzte mich auf die Terrasse, ungeduscht, ungewaschen, noch nicht mal die Kontaktlinsen hatte ich drin ... Nach dem Frühstück trödelte ich wieder ein bisschen herum, ehe ich um 10.30 Uhr oder - nun geduscht und mit Kontaktlinsen - zum Auszug bereit war.

Die Chefin höchstpersönlich kassierte mich ab (für das tolle Essen gestern habe - incl. dreier Biere im Laufe des gestrigen Tages - kaum 14 Euro gezahlt ...) und fuhr mich dann auch zum Abfahrpunkt für die Taxen nach Cotonou, die Hauptstadt Benins, und eines davon sollte mich dann halt auch nach Grand-Popo (das klingt einfach soooo süß ...) mitnehmen.

Nun, dazu fuhren wir aber erstmal in die entgegengesetzte Richtung, denn der Abfahrtspunkt war fast an der ghanaischen Grenze, aber schließlich kamen wir - nach dem Umfahren eines Unfalls mit Sachschaden - dort an. Meine Chefin verhandelte für mich (das hört sich immer so an, als ob gleich eine Schlägerei ausbräche, aber am Ende war alles gut ...), sodass ich 5.000 CFA-Francs (7,50 Euro) für die gut eineinhalbstündige Fahrt nach Grand-Popo (schreibe ich gern, gell?) zahlen sollte. Ich suchte mir den Vordersitz aus, denn mir wurde versichert, dass sich da nicht noch jemand hinquetscht ...

Joa, meine Chefin hatte schon gemeint, es könnte noch ein bisschen dauern, bis das Auto voll wird und wir losfahren, aber heute hatte ich ja das, was man in Afrika haben sollte - Zeit ... Zeit war kein Problem, das Problem war der Himmel, der sich zuzog. Es wurde eine - wie sich später herausstellte - Nigerianerin ans Auto geliefert, die auch mit in Richtung Cotonou wollte, und irgendwann fing es an zu regnen, ohne dass ein dritter oder vierter Mensch fürs Taxi gefunden gewesen wäre (achso, die Taxen fahren hier nicht für Einzelpersonen - naja, tun sie schon, aber das kostet halt unnötig -, sondern wenn sie voll sind, wobei "voll" eben zwischen vier und einer nach oben offenen Zahl an Passagieren bedeuten kann).

Die Nigerianerin und ich flüchteten ins Auto, das zunehmend heiß wurde, und die Nigerianerin erzählte ihre Geschichte, die, sagen wir, nicht von allergrößten Erdkundekenntnis und auch nicht so richtig von Cleverness zeugt: Sie war heute Morgen um 4.30 Uhr in Nigeria, höchstwahrscheinlich in Lagos, losgefahren und wollte nach Cotonou im angrenzenden Benin. Das hatte sie dem Fahrer auch ausdrücklich gesagt, doch als sie heute Morgen aufwachte, stand der Bus schon an der togoisch-ghanaischen Grenze, wo sie dann (endlich) merkte, dass sie falsch war. Ich frage mich zwar, wie und wieso sie die beninisch-togolesische Grenze überhaupt überquerte, denn spätestens da hätte sie doch merken müssen, dass sie falsch war, aber das sage ich mit meiner, nunja, gewissen Reiseerfahrung (und meiner Eins in Erdkunde - ich Angeber, ich weiß ...) ...

Nun denn, sie wollte jetzt endlich los, weil sie Termine in Cotonou hatte, und fing - bei strömendem Regen - mit dem Fahrer an zu verhandeln, dass jetzt bei dem Wetter eh keiner mehr käme und sie ihm 8.000 CFA-Francs biete, wenn er jetzt sofort abfahre.  "Time is money", und so, da dachte ich, dass die Nigerianerin jetzt genau die Sprüche bringt (und die Ungeduld zeigt), die europäische Anfänger in Afrika öfter machen ... Nach langem Hin und Her und dem Verhandeln um die letzten 1.000 Francs willigte er ein, stieg aber zunächst nochmal aus, um zu erfragen, wo denn genau das Hotel der Nigerianerin in Cotonou liege. Die Zeit nutzte ich, um ihr meinen "Anteil" von 4.000 Francs (6 Euro) zu geben, denn ich hatte zwar Zeit und hätte auch noch ein Stündchen gewartet, aber durch die geschlossenen Türen in dem Taxi wurde es da drin so dermaßen schwül, dass ich darauf auch keine Lust mehr hatte.

Nunja, wir fuhren los, also, das heißt, erstmal rollten wir dem Vordermann fast hintenrein, weil der Kollege Fahrer erstmal Scheibe wischen musste und keinen Gang drin hatte. Das ging ja gut los. Es wurde nicht besser, denn das Taxi rollte langsam und schlingernd in den Verkehr hinein, dass die Nigerianerin hinten - für mich völlig nachvollziehbar - nach ungefähr dreihundert Metern fragte, ob mit dem Auto alles okay sei (sie hatte schon vorher in ihrem Telefonat mit dem Büro von einem "run-down taxi", von einem heruntergekommenen Taxi, gesprochen ...).

Am nächsten Kreisverkehr luden wir dann doch noch einen Passagier ein, und nach einem weiteren Stopp, bei dem der Fahrer irgendwas am Motor herumschraubte, fuhren wir anstatt der 40 km/h jetzt auf einmal doch deutlich schneller durch die Vorstadt von Lomé. Auch das Schlingern ließ spürbar nach, keine Ahnung, wie der Typ das angestellt hat.

Es ging, durch mehr oder weniger strömenden Regen, eine gute Stunde bis in Richtung Grenze, das Meer oft auf der rechten Seite sichtbar, sehr schön ... An der togolesischen Ausreise führte der Fahrer uns dann zu den Grenzern und erklärte denen das Malheur der Nigerianerin, wobei das total unnötig war, weil die offenbar sowieso ohne Visum durch die Nachbarländer reisen kann, sodass es denen doch eigentlich egal sein könnte, wieso sie am gleichen Tag ein- und wieder ausreist, aber sei's drum, so hatten die Grenzer wenigstens was zu lachen, und die Nigerianerin war zwischendurch den Tränen nahe, nicht aus Verzweiflung, sondern aus Wut ... (Ich habe vergessen, ihr Mut zu machen und zu sagen, dass sie jetzt wenigstens in einem weiteren Land, nämlich in Togo, war - ich glaube, so bekloppt wie ich sind nicht so viele ...)

An der beninischen Einreise hüpften wir erst über Steine, weil außenherum Überschwemmung war (es regnete immer noch), zeigten Visum (ich) und Impfpass (ich glaube, auch nur ich) vor und liefen dann ein Stück zum Auto, wo der Fahrer (der als Beniner offenbar keinen Impfpass zeigen musste ...) auf uns wartete und uns zur beninischen Einreise lotste. Nach diversen Fragen, die ich nach mehrfachem Nachfragen auf Französisch irgendwie meist verstand (die Beninerin fragte nicht nach der Telefonnummer meines Hotels, sehr löblich), hatte ich meinen beninischen Einreisestempel im Pass (übrigens stempeln die sehr platzsparend, auch sehr löblich ...). Der Zoll war harmlos (es geschehen noch Zeichen und Wunder!) und schon war ich in meinem 126. Land, das ich mir selbst als Geburtstagsgeschenk machte ...

Der Fahrer und der beninische Passagier, der später zugestiegen war, hatten Sorge, dass wir mein Hotel verpassen, aber ich beruhigte sie, dass es noch zehn Kilometer nach der Grenze seien. Wir kamen nach Grand-Popo und fuhren an der Markierung, an der das Hotel sein sollte, vorbei, ohne irgendeinen Wegweiser zu sehen - das war sehr, sehr komisch, das konnte eigentlich nicht sein ... Wir fuhren ein, zwei Kilometer weiter, in denen ich zunehmend zweifelte, als plötzlich doch das Hotelschild auftauchte und ich beruhigt war.

Der Fahrer wollte noch ein Trinkgeld haben (Pustekuchen, mon ami) und dann stiefelte ich schon mit dem französischen Inhaber durch die wunderbare Anlage hier, auch wenn es noch regnete ...

Mein Bungalow ist deutlich kleiner als mein Zimmer in Lomé, aber es hat - wenn man genau guckt - Meerblick und eine Dusche (ohne abnehmbaren Duschkopf, der Inhaber ist halt Franzose), ein Bett und einen Schließmechanismus, der vor mir schonmal jemanden zum Wutausbruch verleitet hat (die Schäden an der Tür sieht man nämlich noch) ...

Ich zog mich um, schmiss mich also in Strandhemd und Badehose und Flipflops, und erkundete den Strand. Ein Traum, wie anfangs beschrieben, mit Liegen und Sonnenschirmen am Strand, einer Bar, ich überlegte (und überlege noch), ob ich spontan einen Tag länger bleibe, ich habe noch Zeit bis nach dem Abendessen, mich zu entscheiden (dann läuft die Stornierungs-/Änderungsfrist in Lomé ab) ...

Die Wellen brachen auf mich nieder, manchmal gerade auf Gürtellinie, was ich aber durch geschickte Griffhaltung entschärfen konnte, es war toll, aber natürlich wollte ich noch ein bisschen planschen. Also suchte ich den - sehr schön und vor allem sehr intelligent gestalteten - Pool-Bereich auf (es gibt Duschen und ein Fußbecken, durch das automatisch läuft, sehr hübsch) und sprang ins gar nicht sooo kühle Nass. Sehr, sehr schön ...

Danach duschte ich im Zimmer und wartete auf mein Abendessen, das um 18 Uhr deutscher Zeit, jedenfalls um 19 Uhr beninischer Zeit, bereit sein war (ich habe also wieder eine Stunde verloren hier) - hier gefällt es mir sehr, sehr gut ...

Das Abendessen war ebenfalls sehr, sehr lecker - Fischtartar gefolgt von lecker Fischspießen und am Ende flambierte Banane. So lässt sich's leben ...



Strand

Strand

Pool