Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Dienstag, 31. Dezember 2013

Saint-Sylvestre

... ist heute, noch, und wir sind gut in Reims angekommen.

Nach relativ zeitigem Aufstehen in Dol-en-Bretagne fuhren wir nach kurzem und akzeptablem Frühstück über Caen, Le Havre und Amiens nach Reims. Wir kamen hier gegen 14.15 Uhr an, fanden schnell einen (öffentlichen) Parkplatz direkt gegenüber unseres Hotels und checkten ein. Nach kurzer Begutachtung des Zimmers gingen wir in Richtung Kathedrale.

Die Kathedrale von Reims ist sehr beeindruckend. Ich finde es insbesondere sehr spannend, in diesem 800 Jahren alten gotischen Bau etliche Fenster (Chagall und noch moderner) aus dem 20. Jahrhundert zu sehen. Sehr schick.

Danach gingen wir zum Champagnereinkauf über. Den erlegten Champagner brachten wir ins Auto, ehe es in Richtung Bahnhof in die Innenstadt ging. Dort fanden wir eine, man höre und staune, französische Bierkneipe, die nicht nur gutes Bier, sondern auch leckeres Essen im Angebot hatte. So aß ich Sauerkraft mit Fisch und Meeresfrüchten, was sehr ungewohnt klang und klingt, aber durchaus sehr lecker schmeckt. Meine Ma verspeiste eine Art Fleischeintopf, der ihr ebenfalls zu munden schien.

Wir probierten alle sechs im Angebot befindlichen Bierarten durch (blanche, blonde, ambrée, brune, cuvée und cherie), und manche gelegentlich mehrfach. Nach, ähem, vierzehn Bier (zu zweit!) lassen wir den Champagner, den wir für heute Abend vorgehalten haben, Champagner sein und warten auf die Weihnacht, äh, natürlich auf das neue Jahr.

Nach unserer hoffentlich guten Rückkehr morgen Abend gibt es ein ausführliches Fazit und auch ein Bildchen oder zwei von der Kathedrale von Reims ...

Jetzt erstmal einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr an alle Leser ...

Montag, 30. Dezember 2013

Orkan, gefolgt von Sonnenbrand

Ja, ein bisschen haben wir uns heute so gefühlt.

Nach relativ zeitigem Aufstehen und Zusammenpacken gingen wir wieder lecker Jerseyish frühstücken, ehe wir nochmal ins Zimmer gingen. Wir entschieden uns, den Fünf-Sterne-Service auszunutzen und den Concierge für ein vernünftiges Trinkgeld zu bitten, unser Zeug aus dem Zimmer zu holen und ins Auto zu packen. Das machte er auch prompt.

Gleichzeitig machten wir uns nochmal auf in die Stadt, um letzte Souvenirs zu kaufen. Es nieselte erst leicht und steigerte sich dann zum Hunde-und-Katzen-Regen mit orkanartigen Böen. In den viktorianischen Markthallen war es wenigstens trocken und windstill, sodass wir in Ruhe Leckereien auf die Einkaufsliste setzen konnten.

Nach der Rückkehr zum Auto ging es nochmals nach La Corbière (mit strahlendem Sonnenschein auf einmal, sodass der erwähnte Sonnenbrand uns fast heimsuchte) und noch ein bisschen auf Inselrundfahrt, ehe wir relativ zeitig zurück in die Stadt und zum Fährhafen fuhren.

Abschied aus Saint Helier, Jersey
Wir waren die Ersten beim Check-in, der relativ fix ging, und warteten dann auf Einlass. Die Sicherheitskontrollen waren deutlich schärfer als in Frankreich, mitsamt Stichprobenröntgen eines Gepäckstücks, aber der Sicherheitsmensch sprach recht gut Deutsch und war auch sonst zu Scherzen aufgelegt. Ein anderer Sicherheitsmensch verbot mir dann unter Androhung der Todesstrafe (bibber!), links auf das Schiff zu fahren, sodass ich mich schnell wieder an das kontinentaleuropäische Fahren gewöhnte. Wir fuhren auf dem gleichen Schiff wie auf der Hinfahrt mit der gleichen Crew. Es war nicht ganz so heftiger Wellengang wie auf der Hinfahrt, und der Blick auf der Sonnenuntergang war fast schon traumhaft (oder, um meine Ma zu ärgern, nicht ganz untraumhaft ...).

Die Ankunft in Frankreich erfolgte schon ziemlich im Dunkeln, die Einreisekontrolle ging fix, und nach einer halben Stunde fanden wir mit etwas Mühe unser Durchgangshotel. Das Ganze ist für den Durchgang genau richtig: mitten im Industriegebiet, aber nah an der Autobahn. Die Rezeptionistin empfahl uns ein Lokal hier in Dol-de-Bretagne (nicht en-Bretagne, wie ich neulich fälschlich schrieb), welches wir ansteuerten. Die Empfehlung war sehr gut gewesen, die Gänseleberpaté und das Entenfilet meiner Ma schmeckten sogar mir, und mein Trio vom Lachs und anschließend die Jakobsmuscheln waren ebenso vorzüglich wie die Crêpes, die es zum Nachtisch gab.

Nun sind wir schon wieder bettfertig, morgen geht es in Richtung Reims, wahrscheinlich mit weitläufiger Umfahrung von Paris und eventuell mit Zwischenstopp in Amiens. Wir werden berichten.

Sonntag, 29. Dezember 2013

Verfahren und verlaufen

... haben wir uns heute ein paar Mal, aber das war alles nicht so schlimm.

Nach wieder einmal leckerem Jersey breakfast holten wir unser Auto und fuhren in Richtung Inselnorden.

Gorey
Wir schauten uns eine einsame Imbissbude (gerammelt voll) in St Catherine's an und das Hafenstädtchen Gorey. Hier war leider wenig los; viele Geschäfte und Restaurants waren weihnachtsbedingt geschlossen, und weil Sonntag war, war auch das Schloss, das über Gorey thront, geschlossen. Dafür war es fast frühsommerlich warm. Jacke aus, aber fix!

Wir wollten zu einer neolithischen Fundstätte und fuhren auf dem Weg dorthin ganz schön in der Pampa herum, nur am Ende herauszufinden, dass auch die geschlossen hatte heute. Schade. Jersey, so leicht lassen wir uns nicht abschrecken, vielleicht kommen wir bald wieder ...

Unfreiwillig fuhren wir nochmals durch Gorey, weil ich von einer Imbissbude im Hafen von Rozel's Bay gelesen hatte; da wir uns verfahren hatten, konnten wir das Hafenstädtchen nochmals genießen. Wir erreichten nach Verfehlen der richtigen Abfahrt und möglichst zeitigem Wenden Rozel's Bay, nur um festzustellen, dass hier high life war: Alles voll. Ich konnte gerade noch auf dem Bierdeckel vor der Imbissbude drehen, danach ging es weiter - richtig, wir landeten wieder in Gorey.

Diesmal fuhren wir aber weiter in Richtung Südwesten der Insel, guckten uns dort von der Pier eine wunderbare zerklüftete Felslandschaft im Meer an, die jede Anlandung dort zum Abenteuer macht(e) und fuhren anschließend über Saint Helier noch einmal zu La Corbière, meinem neuen Lieblingsleuchtturm.

La Corbière bei Flut
Wir wollten wieder - wie gestern - über den Damm zum Leuchtturm wandern, hatten die Rechnung aber ohne die Flut gemacht. Nun stand das Wasser einen, eineinhalb Meter über dem Damm, und da wir nicht schwimmen wollten, beließen wir es beim Betrachten des Naturschauspiels. Die Wellen rollten gegen die Felsen, Gischt, Freude, Jauchzen.

Es windete heute zwar nicht so heftig wie gestern, aber den Pool und das Dampfbad erlaubten wir uns dennoch wieder. Nach Wiederherstellung der Ausgehfähigkeit wanderten wir nach Saint Helier hinein und in der Stadt ein wenig herum, ehe wir im gleichen Lokal landeten, in dem wir vorgestern schon sehr gut gegessen hatten. Heute war uns beiden nach Fleisch, und meine Ma aß ein Ribeye-Steak, ich einen Burger von der besonders delikaten Jersey Cow. Glauben wir der lokalen Propaganda mal. Geschmeckt hat es jedenfalls.

Nach einem letzten Absacker am Royal Square ging es heimwärts und relativ zügig ins Bettchen.

Liberation Square in Saint Helier
Morgen fahren wir vielleicht nochmal nach La Corbière, ehe es dann am Nachmittag wieder rüber nach Frankreich geht. Gegen 18.30 Uhr sollten wir wieder im Schengenraum sein, dann fahren wir noch ein paar Kilometer, ehe wir unser Hotel in Dol-en-Bretagne beziehen. Ob wir dort oder in Cancale, das nicht so wahnsinnig weit entfernt ist, zu Abend essen, entscheiden wir spontan.

Jersey, es war sehr schön hier. Sehr freundliche Menschen, wunderbare Strände, leckeres Essen, tolle Ausblicke auf Leuchttürme und andere Inseln, Kinder, die vor einem plötzlich auf den Zebrastreifen hüpfen, schicke Pubs, doch, hier hat es uns gefallen.

Ab morgen ist dann Heimreise angesagt.

Samstag, 28. Dezember 2013

Wellness-Dampfbad

Blinder Passagier auf der Überfahrt gestern (ohne Pass!)
Heute war wieder ein sehr schöner, ereignisreicher, entspannter Urlaubstag mit leckerem Essen.

Es fing, apropos leckeres Essen, mit einem full Jersey breakfast (okay, die hier im Hotel schreiben "English breakfast") an. Lecker Rührei, Spiegelei, Hash Browns, Black Pudding, Bohnen und Toast wurden von mir vertilgt, dazu Tee und Orangensaft. War wirklich lecker ...

Abfahrt aus St Malo, gestern
Nachdem unser Auto freigeschaufelt war (man hatte es heute Nacht zugeparkt), fuhren wir los in Richtung Südosten der Insel. Zunächst verfuhr ich mich hier in St Helier furchtbar, aber dank des Navis, das ich dann einstellte, fanden wir den Weg relativ schnell. Wie landeten im äußersten Südosten der Insel beim Corbière-Leuchtturm.

Der erste Betonleuchtturm der britischen Inseln ist schneeweiß und nur bei Ebbe über einen zementierten Weg zu erreichen. Von dort hat man einen beeindruckenden Blick auf die See, die hier immer wieder anrollt, die Gischt sprüht, es windet wahnsinnig, einfach schön ...

Leuchtturm
Es ging weiter zum Grosnez Castle, einer alten mittelalterlichen Festung, von der man aus einen Ausblick auf Guernsey und Sark hat. Von der Festung sieht man nicht mehr viel, aber es windete hier noch mehr, sodass ich beim Anziehen fast meinen Mantel verlor. Nochmal gutgegangen.

Weiter ging der Weg über kleine Sträßchen, bei denen man häufig anhalten musste, damit der Gegenmann vorbeikam, zum Devil's Hole, einem eingestürzten Felsloch, das inzwischen dank der Erosion Zugang zum Meer hat und entsprechend nass ist. Der Blick auf die Nordküste Jersey, auf Guernsey, Sark und die französische Küste war absolut fantastisch,

Grosnez Castle
Da wir aber ganz schön im Wind saßen, entschieden wir uns zur Heimfahrt. Im Hotel suchten und fanden wir das Spa und den Swimmingpool, den wir ganz gut nutzten. Selbst ein Dampfbad gibt es hier, und eine ziemlich fade Sauna. Nach einem Stündchen und kurzer Aufregung, weil mir meine Badeschläppchen "geklaut" worden waren, gingen wir hoch ins Zimmer.

Blick auf Jerseys Nordküste vom Devil's Hole aus
Ein kurzer Rundgang durch St Helier wurde mit einem Bier im Lamplighter begossen, dabei schauten wir Rugby. Mit dem Bus ging es dann - schon im Dunkeln - in Richtung St Brélade's Bay, damit ich in dem dortigen Restaurant, der Oyster Box, auch etwas trinken konnte. Wir genehmigten uns überbackene Austern, Fish and Chips sowie ein Meeresfrüchte-Risotto, dazu eine Flasche Jersey-Weißweins. Alles sehr, sehr lecker und unbedingt empfehlenswert.

Der Bus kam, nahm uns mit und warf uns in der Nähe unseres Hotels raus. Nun sind wir im Bettchen, morgen gucken wir uns die Osthälfte der Insel an. Mal sehen, wo wir etwas zu essen erjagen.

Jersey ist toll.

Freitag, 27. Dezember 2013

Der Seekrankheit anheimgegeben

... haben sich heute leider einige Mitreisende auf der Fähre von Saint-Malo nach St Helier hier auf Jersey.

Nach dem letzten Frühstück in Saint-Malo fuhren wir ein letztes Mal nach Cancale, um in einem dortigen Süßwarenladen leckere kandierte Früchte zu kaufen (die mir immer Sodbrennen bereiten). Danach ging es über kleine Sträßchen zurück nach Saint-Malo und schnurstracks zum Fähranleger. Es standen schon ein paar Autos vor uns, und die Tante vom Check-in winkte uns vor, weil es drei Spuren, aber nur eine Schlange gab ... Der Check-in ging ohne Probleme vonstatten, nur vergaß die Tante, die Bordkarten abzureißen, sodass wir schon fast an der Passkontrolle waren, als sie nochmal ans Autofenster klopfte.

Diesmal kontrollierten die Franzosen ordentlich, und gegen 12.30 Uhr durften wir aufs Schiff fahren. Das ist auf diesen Riesenkähnen immer saueng, aber mit einmal Zurücksetzen konnte ich das Auto dann doch korrekt abstellen.

Wir gingen in den Passagierbereich, und während meine Ma sich auf relativ schnell auf den Sitz setzte, verbrachte ich die Abfahrt und zwischendurch einen Teil der Fahrt auf dem Außendeck. Es war regnerisch und windig, und wenn man voll im Wind stand, peitschten einem tatsächlich die Regentropfen ins Gesicht.

Den armen Leutchen, denen das gelegentlich nicht ganz unheftige Schaukeln des Kahns nicht so guttat, werden aber werden den Regen noch den Wind gespürt haben, die waren mit sich selbst beschäftigt.

Gegen 13.20 Uhr britischer Zeit durften wir das Viech so langsam verlassen, die Passkontrolle hier auf Jersey ging auch fix, und prompt fand ich mich auf der linken Straßenseite wieder. Unser Hotel fanden wir nach einem großflächigen Drehen auch. Die Parkplatzsituation hier ist ein bisschen, naja, eng, sodass ich meine Ma am Eingang rauswarf und erstmal das Auto parkte. Nach kurzer Verwirrung zwischen meiner Ma, Concierge und der Rezeption ging auch der Check-in fix, nur beim Auspacken des Autos waren die Boys ein wenig übereifrig: Zwar wurde uns mehrfach der Autoschlüssel abgenommen (damit die das Auto im Notfall umparken können), aber mit dem Gepäck half uns keiner ... Naja, gab halt kein Trinkgeld.

Wir ließen das Auto stehen und gingen nach Downtown St Helier: Man merkt schon, dass hier eine mittelprächtige Finanzmetropole ist, denn die Glasbauten von Banken und anderem Gedöns sind unübersehbar. Ansonsten fühlte sich das Ganze wie eine nicht hässliche, englische Kleinstadt an, einschließlich sehr einladender Pubs.

Im ersten Pub genossen wir zwei Bierchen, im zweiten gab's kein Essen, aber dafür eine (sehr gute) Empfehlung an ein Esslokal. Dort aßen wir Oliven und Muscheln zur Vorspeise, Fish and Chips und Jakobsmuscheln als Hauptgericht: Mal wieder, sehr, sehr lecker.

Im Anschluss schleppten wir uns in unser Zimmer. Ich gucke noch ein bisschen Cricket, gehe aber auch bald ins Bett. Heute gibt's keine Bilder, weil die Verbindung zwischen Handy und Computer mal wieder streikt.

Morgen wird es mit ziemlicher Sicherheit eine Inselrundfahrt geben. Wir freuen uns.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Austernübelkeit

Jaja, schon klar, ich schreibe viel zu viel von Austern, aber heute war auch mir fast schlecht davon ...

Mont-Saint-Michel
Von Anfang an: Heute Morgen gab's wieder einmal ein vernünftiges Frühstück hier in unserem Ibis-Hotel, ehe es dann mit dem Auto die gute Dreiviertelstunde zum Mont-Saint-Michel ging. Wir parkten unser Auto für 12 Euro (zwölf!) auf dem offiziellen Parkplatz und marschierten dann eine gute Dreiviertelstunde in Richtung Mont. Wir hätten durchaus einen (kostenlosen) Shuttlebus nehmen können, aber uns war nach Strandspaziergangersatz, sodass wir über den Damm gingen.

Wow, das Bild vom Mont-Saint-Michel ist schon beeindruckend, wie sich dieses Viech von einer Insel da vor einem auftut, umgeben bestenfalls von Schlick und Watt, schlechtestenfalls von Wasser, da ist schon toll. Ich schoss auch einige Fotos. Am Mont angekommen gingen wir durch die kleinen Gässchen (überall Japaner!) hoch in Richtung Abtei.

Mont-Saint-Michel
Die Abtei war heute leider geschlossen, da die Franzosen mal wieder streikten, was sehr schade war. Der Rundgang durch das Städtchen und hoch zum Abteihof mit dem grandiosen Ausblick auf die Bucht war aber auch nicht zu verachten. Wider Erwarten kauften wir nur ein paar Postkarten und aßen nicht einmal was, sondern fuhren par la côte, also über die Küste, in Richtung Cancale.

Heute war es wesentlich schwieriger, einen Parkplatz in Cancale zu finden, aber mit ein bisschen Glück fanden wir nach nicht allzulanger Zeit einen Parkplatz. Von Mitte November bis Mitte März ist das Parken hier ohnehin kostenlos, sodass das gaaaaanz entspannt ist.

Wir liefen die paar Meter zu den Austernverkäufern und gerieten an einer, der - für 50 Cent Aufschlag - die Austern für einen öffnete und in einen Pappteller packte, sodass man ihn auf die Treppen der Strandpromenade tragen und dort die Austern verspeisen konnte. Wir aßen zwölf Austern der Größenklasse 2 für 6,50 € (incl. Zitrone und Öffnung) und danach, weil wir nicht genug kriegen konnten, nochmal zwölf wilde Austern für den "Wucherpreis" von 9,50 € ... Sehr lecker, aber danach war mir ein bisschen schlecht vom vielen Austernessen.

... und nochmal
Wir fuhren sodann, wieder par la côte, in Richtung Saint Malo, stellten dort nach einigen Fehlversuchen erfolgreich unser Auto ab und tranken in der Eckkneipe nahe unseres Hotels ein Bierchen und schrieben Postkarten. Das Abendessen bestand aus Steaks Tartare in intra muros und war - wiederum - sehr schmackhaft, zumal drei Kelche Cidre ihren Besitzer wechselten.

Relativ geraden Schrittes ging es nach Hause und relativ schnurstracks ins Bett.

Wohlstandsmüll: Austern über Austern
Morgen geht es - wir hatten einen erfolglosen Anruf der Reederei und eine erfolgreiche E-Mail derselben erhalten - schon um 13 Uhr rüber nach Jersey. "Bad weather conditions" machen offenbar eine Vorverlegung um eineinhalb Stunden notwendig. Soll uns recht sein, dann sind wir schon früher auf Jersey ...

Bis dahin, gute Nacht!




Cancale

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Omaha Beach

Am Strand von Saint Malo
Blick auf Saint Malo
Heute Morgen wurde meine Ma erst kurz nach acht Uhr wach; entsprechend spät wurde ich aus dem Bett geworfen. Juchhe, ausschlafen! Das Frühstück war okay, für französische Verhältnisse sogar recht üppig.

Gegen 10 Uhr verließen wir das Hotel und gingen nach rechts, weg von intra muros und in Richtung Osten. Die erste Treppe auf den Strand wurde zum Abgang verwendet, und durch die Eichenstämme, die den Strand säumen, konnte sogar ich meinen Astralkörper zwängen. Am Strand begegneten uns viele Menschen, etliche von ihnen mit Hunden unterwegs. Wir liefen eine gute Stunde, erst am Strand, später auf der Strandpromenade und kehrten dann nach einem kurzen Spaziergang durch einen Vorort um. Wie immer erschien uns der Rückweg viel schneller als der Hinweg, und um 12 Uhr waren wir schon am Auto.

Wir hatten uns nämlich entschieden, nicht die Vier-Stunden-Wanderung nach Cancale auf uns zu nehmen, sondern vielmehr eine Spazierfahrt durch Bretagne und Normandie in Richtung D-Day-Schauplätze zu machen.

Skulptur am Omaha Beach
Das Navi navigierte uns größtenteils über Autobahnen, gelegentlich aber auch durch kleinste Dörfer, aber am Ende kamen wir in Colleville-sur-Mer am amerikanischen Soldatenfriedhof an, nur um festzustellen, dass er heute geschlossen war. Schade ... Ein paar Kilometer weiter war allerdings ein Hinweisschild zum Omaha Beach, also einem der Landungsstrände der Amerikaner, und dort ist seit ein paar Jahren eine Skulptur, die an den D-Day erinnert, aufgestellt. An dem Strand kann man sich die Schrecken des Krieges nicht wirklich vorstellen und was hier Alliierte wie Deutsche mitgemacht haben. Naja, weitere wenige Kilometer entfernt war ein deutscher Soldatenfriedhof, der geöffnet und durchaus beeindruckend war. Hier liegen mehr als 21.000 deutsche Soldaten auf einer großen Rasenfläche begraben; die Grabsteine selbst erheben sich kaum über den Rasen, dafür jedoch mehrere Gruppen von fünf steinernen Kreuzen, die zwischen den Grabstellen stellen. Der Blick von einem Zentralhügel aus auf das Gräberfeld ist irgendwo zwischen majestätisch und trostlos. In jedem Fall fand ich es überraschend, dass von den wenigen Besuchern heute de Mehrzahl Franzosen waren.

So ein Soldatenfriedhof ist immer eine bedrückende Erfahrung, andererseits bin ich heilfroh, dass ich aller Voraussicht nach nicht wie einer der mindestens zwei "Helmut Schmidt" auf diesem Friedhof in relativ jungen Jahren von einer Maschinengewehrgarbe oder so umgenietet werde.

Deutscher Soldatenfriedhof in La Cambe
Nach einem eineinhalbstündigen Aufenthalt machten wir uns auf den Heimweg in Richtung Cancale. Wie auf dem Hinweg konnten wir aus der Ferne den Mont-Saint-Michel sehen, der morgen von uns heimgesucht werden wird. In Cancale, der Austernhauptstadt der Bretagne, aßen wir lecker zu Abend und fabrizierten den ersten kleineren Streit zwischen Mutter und Sohn: Während ich nach dem Verzehr von zwölf Austern, einem Entrecôte und einem Camembert noch auf mein Tiramisù aus dem gewählten Menü wartete, meinte meine Ma - am Ende zu Recht -, dass es doch ein wenig verfressen aussähe, wenn wir jetzt noch auf dem Nachtisch bestünden, selbst wenn er uns zustünde. Irgendwann hatte ich ein Einsehen, sodass ich uns jetzt nur noch auf den relativ engen dunklen Straßen der Halbinsel hier nach Hause bugsieren musste - zwei Becher niedrigprozentigen Cidres waren dafür kein Hindernis.

Keiner, der im Sommer hier in Saint-Malo ist, wird uns glauben, dass wir hier einen Parkplatz finden, indem wir unser Auto einfach dort abstellen, wo wir es abstellen möchten. Es ist hier im Moment wenig bis gar nichts los, und dementsprechend entspannt ist die Parkplatzsituation.

Da ich mein verdientes Feierabendbierchen noch nicht hatte genießen können (Cidre und Bier wäre dem Fahrerlebnis dann wahrscheinlich doch in rechtlich schon bedenklicher Weise schlechtbekommen), suchten wir die erstbeste Bar mit offenem Bier auf und gönnten uns einen Absacker.

Danach waren wir aber schon wieder so müde, dass wir heim ins Hotel gingen und nun noch diese Zeilen schreiben.

Morgen wird es vielleicht wieder einen Strandspaziergang geben, eine Ausfahrt zum Mont-Saint-Michel und sicherlich ein leckeres Abendessen in Saint-Malo oder (wahrscheinlicher) in Cancale.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Die spinnen, die Lutetier!

Gleich kommt Miraculix ums Eck.
Blick aus dem Hotelzimmer in Saint Malo

Saint Malo - Fort La Reine
Nachdem unser Navi uns gestern fast falsch geleitet hätte, bis mir einfiel, dass womöglich die Mautstrecken im Vermeidungsmodus waren (was, wenn man in Frankreich schnell vorankommen will, nicht so clever ist), führte es uns heute schnurstracks in Richtung Paris. In die Richtung wollten wir sogar ...

Nicht so ganz sicher waren wir, ob wir das wollten, als das Navi uns - angeblich wegen eines Unfalls auf der Autobahn - mitten durch einen Pariser Vorort navigierte. Die Ampeln befanden sich - typisch französisch - im Bummelstreik und wurden immer rot, wenn wir kamen, und die Pariser fuhren so, wie man sie sich vorstellt ... Da wären wir auf der Autobahn nicht langsamer gewesen!

Ansonsten war das Fahren mit dem Tempomaten wie immer eine sehr angenehme Freizeitbeschäftigung - nur die Hunden und Katzen, die es zwischenzeitlich zwischen Paris und Rennes herunterregnete, hätten nicht unbedingt sein müssen. Andererseits wurde uns klar, dass Miraculix schon lange tot sein muss, denn sonst würden hier in den Bäumen nicht so viele Misteln hängen. Achja, meine Ma war wieder ganz verzückt vom gelb blühenden Ginster. Zum Glück fuhr ich, sonst wäre sie vor Freude in den Graben gefahren.

Nach gut sechs Stunden gemütlicher Fahrt wurden wir dafür in der Bretagne von Sonnenschein willkommengeheißen. Das Gerät führte uns zu unserem Hotel und nur ein paar Meter weiter ist ein öffentlicher Parkplatz, an dem zu dieser Jahreszeit kein übermäßiger Andrang herrscht. Dort stellten wir unser Auto ab, checkten ein und genossen erst einmal den Blick von unserem Hotelzimmer auf Strandpromenade, Strand und - vor allem - das Meer. Toll!

Lecker Cidre ...
Wir hielten uns aber nicht lange im Zimmer auf, sondern gingen an der Strandpromenade entlang etwa zehn Minuten bis zur, naja, "Altstadt" von Saint-Malo. Intra muros wurde während des Zweiten Weltkriegs ziemlich zerstört und danach offenbar recht originalgetreu wieder aufgebaut, sodass das Ganze heute einen sehr schicken Eindruck macht. Diese Häuser aus grauen Felssteinen, so stelle ich mir Frankreich vor, und so sieht es hier in Saint Malo zumindest in der Altstadt aus.

Wir suchten zwei online herausgepickte Esskneipen, hatten aber an Heiligabend leider in beiden Pech. Heute und morgen wird die Auswahl an Lokalitäten womöglich etwas begrenzt sein. Schließlich fanden wir ein Lokal, das vielleicht ein wenig touristischer geprägt war als uns lieb ist, in dem wir aber sehr gut und zwar teuer, aber nicht völlig überzogen unverschämt touristenabzocketeuer, gegessen haben. Naja, wenn man zwölf Austern, danach Muscheln und Gänsepastete verzehrt und dazu Cidre trinkt (8,10 € für den halben Liter!), kommt man auch in Deutschland nicht für zehnfuffsch weg.

... und lecker Austern
Danach liefen wir im leichten Regen heim, machten - dann doch - ein bisschen Bescherung und liegen nun im Bettchen und hören dem Meeresrauschen zu. Sehr beruhigend, wenn auch überraschend unleise bei offenem Fenster ...

Morgen geht es vielleicht nach Cancale, mal wieder zum lecker Austernessen, vielleicht auch in die Normandie auf einen Soldatenfriedhof, wahrscheinlich aber eher an den Strand zum Spaziergang und dem angekündigten Seelebaumelnlassen.

Frohe Weihnachten!

Montag, 23. Dezember 2013

On the road again ...

Joa, als meine Ma gestern Vormittag in Wiesbaden ankam, haben wir uns relativ spontan entschieden, doch noch heute loszufahren, weil wir die 10-Stunden-Tour, die wir für morgen angedacht hatten, doch nicht so superentspannt fanden.

Also verließ ich heute, gegen 14.30 Uhr, meine Arbeitsstätte und holte meine Mutter in meiner Wohnung ab. Nach kurzer Suche des Navigationssystems ging es dann über Mainz, Kaiserslautern und Saarbrücken nach Frankreich. Ein Arbeitskollege hatte mir heute Morgen noch zu erläutern versucht, dass ich ab Mainz nur noch geradeaus fahren müsste, bis ich in ein unbekanntes Land namens "Fronkreisch" käme, aber die Tipps, die der Jockel mir geben wollte, kannte ich alle schon ...

In Châlons en Champagne
Wenigstens hatte ich die Nacht nach dem gestrigen schönen Nachmittag in Wiesbaden und Mainz mitsamt zeitigem Insbettgehen gut überstanden.

Wir fuhren also über Metz und Nancy in Richtung Paris, bis unser Navi uns in Châlons en Champagne von der Autobahn und relativ schnurstracks zu unserem Ibis-Hotel lotste. Nun saßen wir da - etwas außerhalb der Innenstadt von Châlons en Champagne - und entschieden uns, heute Abend im Ibis zu essen. Das war jetzt sicherlich keine Drei-Sterne-Küche, aber geschmeckt hat es uns. Wenn ich nächstes Mal ein gutes Rinderhacksteak haben will, bestelle ich "Haché de bœuf", das klingt gleich viel besser, auch wenn es das gleiche Essen ist. Dazu tranken wir erst ein französisches Bier zu gesalzenen Preisen, dann einen Crémant, schließlich einen Taittinger-Champagner und zum Abschluss und zum Durstlöschen ein weiteres Bierchen ...

Morgen geht es dann wohl über Paris und Rennes nach Saint Malo, wo wir hoffentlich relativ zeitig ankommen werden, um das Auto stehen zu lassen und einen kurzen Spaziergang in Richtung intra muros zu machen ...

Sonntag, 8. Dezember 2013

Auf in die Vogtei

Das war ein nervenaufreibender Reiseplanungstag ...

Ich hatte in den letzten Tagen die Information bekommen, dass mein Urlaub am 27. und 30. Dezember genehmigt ist, sodass wir nun doch etwas früher als erwartet in die intensiveren Reisevorbereitungen wechselten.

Wir waren ja immer um die Bretagne herumschlawenzelt, aber ich hatte in den vergangenen Tagen und Wochen doch noch ein paar andere Flugmöglichkeiten angeguckt: Die Tel-Aviv-Flüge waren in den letzten Wochen doch leider deutlich teurer geworden, und Marokko bzw. speziell die Fahrt in die Westsahara machte uns das Auswärtige Amt mit seinen blumigen Entführungswarnungen doch ein bisschen madig. Also nahmen wir Abstand.

Auf einmal waren wir bei Flügen um 550 Euro nach Los Angeles oder Houston, was uns Ausflüge nach San Francisco bzw. nach New Orleans und in beiden Fällen nach Mexiko (neues Land) ermöglicht hätte. Aber so richtig Erholung wären so Zwölf-Stunden-Flüge wahrscheinlich auch nicht gewesen. Dementsprechend entschieden wir uns auch gegen einen Flug nach Singapur ...

Am Ende machten wir Nägel mit Köpfen und entschieden uns dann doch für die Bretagne ... Wir werden also am 24. Dezember von Wiesbaden aus nach Westen fahren. Ich ahne schon, dass meine Ma mich am Heiligen Abend morgens gegen vier Uhr aus dem Bett prügeln wird. Juchhe. Google Maps führt uns über Saarbrücken, Reims und Paris nach Saint-Malo, wo wir in einem Ibis-Hotel ein Zimmer für drei Nächte gebucht haben.

Meine Ma steht nicht so auf Hotelketten, aber gerade über Weihnachten ist mir ein relativ anonymes Hotel ganz recht. Sonst kommen noch irgendwelche B&B-Besitzer auf die Idee, einen in ihre Weihnachtsfeierlichkeiten einzubeziehen. Bloß nicht.

Joa, und dann wird die Bretagne und der Mont Saint-Michel in den Weihnachtstagen ein bisschen unsicher gemacht. Wir werden sicherlich so manche Portion Meeresfrüchte genießen und ansonsten am Strand ein bisschen die Seele baumeln lassen ... Das wird schön.

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch irgendwas für meine Länderliste machen würde. Nun wird es in Europa schwierig, noch ein "richtiges" neues Land für mich abzugrasen, aber die Vogtei Jersey, also der Bailiwick of Jersey, ist zwar nicht ein richtig neues Land mit UNO-Mitgliedschaft und so'n Schnulli, aber doch eine Kronbesitzung mit einem spannenden verfassungsrechtlichen Status.

Jersey (so wie Guernsey und die Isle of Man) gehören nicht zum Vereinigten Königreich, aber die Bewohner sind britische Staatsbürger, die Queen ist zwar Staatsoberhaupt, aber nicht als Königin des Vereinigten Königreichs, sondern als Herzog (Herzog, nicht Herzogin!) der Normandie, britische Gesetze finden nicht automatisch Anwendung, aber das Vereinigte Königreich ist für die Verteidigung zuständig und auch für auswärtige Angelegenheiten, soll dabei aber die Interessen von Jersey ausdrücklich mit berücksichtigen.

Dorthin also, nach Jersey, werden wir am 27. Dezember übersetzen. Auch wenn die Insel klein ist und Busse fahren, werden wir das Auto mit herübernehmen: Das ist einfach praktischer mit dem Gepäck und zudem sind wir flexibler, weil wir nicht auf irgendwelche Busfahrpläne Rücksicht nehmen müssen. Unser Hotel liegt am Rand der "Innenstadt" von Saint Helier, sodass man auch nach Ausflügen auf die Insel abends noch ein Bierchen in der Stadt trinken kann und fußläufig nach Hause kommt. Auch hier wird geschlemmt und die Seele am Strand baumeln gelassen ...

Am 30. Dezember geht es dann wieder herüber nach Saint-Malo und noch ein paar Kilometer in Richtung Heimat, ehe wir in einem kuschligen Hotelele die Nacht verbringen. An Silvester geht es dann wohl über Amiens nach Reims, wo wir in der Champagne in die Neujahrsnacht hineinfeiern ... An Neujahr geht es dann gemütlich wieder nach Wiesbaden und ins neue Arbeitsjahr ...

Mittwoch, 6. November 2013

Planungen für 2014

Wow, das Jahr 2013 ist jetzt auch schon wieder fast um, und die nächsten sechs Wochen werden keineswegs Urlaub für mich bedeuten ...

Um Weihnachten herum wird es dann wieder ein bisschen ruhiger auf der Arbeit, so hoffe ich, dass ich vielleicht ein paar Tage verreisen kann. Wie so oft wird das Ganze mit der einzigen Frau passieren, auf die ich in Reisefragen hundertprozentig verlassen kann, nämlich meiner Mutter.

Wir haben eine ganze Liste von Reisezielen aufgeschrieben, aber im Moment sieht es nach der Bretagne oder nach Usedom aus. Aber es kann natürlich passieren, dass wir kurzfristig (vor Mitte Dezember werde ich keine Planungssicherheit haben) einen günstigen Flug irgendwohin kriegen, und den könnte man dann womöglich einer Autofahrt nach Nordwestfrankreich oder Nordostdeutschland vorziehen. Mal sehen, wir werden wieder spontan sein ...

Im März geht es dann mit zwei Freunden ein paar Tage nach Istanbul, worauf ich mich schon sehr freue. Ich war schon lange nicht mehr dort, habe die Hagia Sophia noch nie im unverbauten Zustand gesehen, und durch den Marmaray-Tunnel will ich auch mal düsen ...

In jener Woche, in der der 1. Mai liegt, kann ich mit nur drei Urlaubstagen mehr als eine Woche Urlaub rausschlagen, und ich werde versuchen, für die Woche Urlaub zu kriegen. Ich habe schon mit einer Arbeitskollegin mit algerischen Wurzeln gesprochen; vielleicht fliege ich in das geografisch nächstgelegene Land, in dem ich noch nicht war. Allerdings bräuchte ich dafür einen Zweitpass, da ich ja ein paar böse Stempel (Israel!) im Pass habe. An den 59 € und den weiteren 85 € (oder so) fürs Visum wird es bei einem günstigen Flug von um die 250 € vielleicht nicht scheitern.

Danach geht es im Juni drei Wochen nach Südamerika, ja, ich schreibe jetzt im Moment nicht: nach Brasilien. Natürlich landen wir in Brasilien und fliegen von dort wieder zurück, aber im Moment geht die Tendenz eher zu (auch) Rundreise durch Uruguay, Argentinien und Paraguay. Dazu hat auch die FIFA beigetragen: Mir wurden neulich die Kreditkartendaten geklaut; damit wurde Schindluder getrieben, sodass meine Kreditkartengesellschaft die Karte gesperrt hat. Das war dummerweise die Karte, mit der ich die WM-Karten bestellt hatte. Nun schrieb ich der FIFA eine freundliche Mail, wie man die Kartennummer im dem Antrag ersetzen kann, und bekam eine ziemlich kundenunfreundliche Antwort mit dem Tenor, dass man mir da auch nicht helfe könne. Sehr serviceorientiert, dieser Verein!

Naja, in der Verlosung hatten wir eh nicht gewonnen, sodass das Problem mit der Kreditkarte nicht ganz so tragisch war, aber trotzdem ...

Und im Oktober, hoffe ich, werde ich noch die Woche vor der Prüfungsvorbereitung freinehmen; mal sehen, wo es dann hingeht. Ist ja noch fast ein Jahr hin ...

Das Jahr ist fast zu Ende, die Urlaubsplanung fürs nächste ist schon weit gediehen: So soll es sein, finde ich ...

Samstag, 5. Oktober 2013

Bilder aus Katar

So, überfällig sind noch ein paar Fotos:

Doha 21, ohne Wasserwerfer

Skyline von Doha















Souq Waqif in Doha
U-Bahn-Station in Dubai

Freitag, 4. Oktober 2013

Zur Kneipenlandschaft am Golf

So, ich bin gut wieder angekommen in Deutschland ...

Nochmal zu vorvorgestern, nochmal zu Katar: Abgesehen von ein paar Taxifahrern, die irgendwo zwischen treudoof-bescheißerisch, schlitzohrig und betrügerisch chargieren, gefällt mir Doha eigentlich ganz gut. Der Souq Waqif ist ein relativ neuer, auf alt gemachter Souk im Stadtzentrum von Doha, in dem offenbar - wie man gestern sah - auch die Einheimischen ganz gern einkaufen gehen. Doch, ich glaube, da wäre ich in weiblicher Begleitung durchaus länger geblieben als gestern, denn es gibt Keramik, Tücher, Schmuck (wohl auch echtes Gold und so, aber da ich kein Goldexperte und nicht einmal -kenner bin, wäre ich mir da beim Kauf wahrscheinlich ziemlich unsicher), viel zu essen und allerlei Krimskrams als Souvenirs.

Auch in Doha gibt es diese krasse Trennung zwischen relativ niedrigen, relativ alten Bauten im alten Stadtzentrum und diesen supermodernen Wolkenkratzern nördlich der Corniche. Das ist in Dubai und in Bahrein ebenfalls so. In den älteren Stadtteilen kommt man sich (auch hier) vor wie in einem nicht ganz so massiv industrialisierten Land, da sind die Häuser nicht gerade frisch gestrichen, es gibt sehr unansehnliche Hinterhöfe und staubige Brachen, während die modernen Wolkenkratzerviertel einen völlig vergessen lassen, wo man denn gerade ist: Das könnte eben Dubai, Manama oder Doha, aber auch Miami oder Schanghai sein.

Nach dem beschwinglichen Abend stand ich vorgestern Morgen einigermaßen zeitig auf, duschte und checkte aus. Die Taxisuche gestaltete sich nicht ganz so einfach, aber am Ende bekam ich eins, auch wenn auch dieser Fahrer nicht den Taxameter einstellen wollte. Am Ende gab ich ihm trotzdem einen angemessenen Preis, aber da müssen sie bis zur WM noch was machen ... Der Check-in ging sehr problemlos, das mit meiner Gepäckgebühr hat offenbar funktioniert (ich hatte ja bei einem Zwischenanbieter gebucht, und weil Flydubai ein Billigflieger ist, bei dem man fürs Gepäck zahlen muss, war ich nicht ganz sicher, ob die Angabe mit den 20 kg Freigepäck in der Bestätigungsmail richtig war; sie war es). Die Ausreise aus Katar war so unproblematisch wie die Einreise, und abgesehen davon, dass der Flug sehr voll und die Klimaanlage sehr schwach war, war auch die letzte Etappe am Golf zu überstehen.

In Dubai ist es schwierig, am Billigfliegerterminal eine Busfahrkarte zu erstehen, sodass ich mich erstmal ins (am Flughafen sauteure) Taxi setzen musste, um zum anderen Terminal zu kommen. Dort konnte ich aber noch nicht einchecken und fuhr ein bisschen in der Gegend herum (ich habe an dem Abend beide U-/S-Bahn-Linien praktisch komplett abgefahren), nachdem ich in einem philippinischen Lokal einen verlustreichen Kampf mit einer Art Meeresfrüchte-Eintopf nach Punkten gewonnen hatte ...

Nun wartete ich also aufs Einchecken, es gab keine Fußballübertragung, zumindest nicht im Check-in-Bereich, aber auf die Bayern konnte ich ausnahmsweise auch mal verzichten.

Um 2.35 Uhr Ortszeit ging mein Flieger, ich hatte zwei Stunden Aufenthalt in Istanbul und war dann gegen elf am Tag der deutschen Einheit mit etwas Verspätung wieder in Frankfurt. Wieder habe ich die Nacht durchgemacht und bin dann um 14.30 Uhr ins Bett und habe bis gerade eben geschlafen ...

So, jetzt noch ein paar kulturelle und reisepraktische Beobachtungen:

Ja, man sieht natürlich im Stadtbild etliche "Klischee-Araber", also die Männer mit weißem Kittel und Tuch mit Kordel auf dem Kopf, die Frauen verschleiert in tiefschwarzer Abaya, aber man sieht natürlich auch (die Touristen jetzt mal außen vor gelassen) viele Inderinnen, Filipinas und Thailänderinnen, die in Drei-Viertel-Hosen und relativ engen Oberteilen oder halt in Saris bzw. Punjabis ihre Freizeit genießen. In den Golfstaaten sind etwa zwei Drittel der Bevölkerung Gastarbeiter, und natürlich merkt man das im Straßenbild. Allerdings fährt in den Bussen, in denen ebenso selbstverständlich die Mehrzahl der Mitfahrenden süd(ost)asiatische Männer sind, durchaus mal der eine oder andere Araber, in traditioneller oder auch in westlicher Kleidung, mit. Insgesamt habe ich aber schon den Eindruck, dass es eine klare Trennung zwischen den Arabern und ihren Angestellten gibt. Dementsprechend hatte ich kaum richtig Kontakt mit einem Araber, weil in den meisten Hotels und Restaurants hier die Angestellten keine Einheimischen sind; eigentlich sind es nur die Grenzer, die wirklich durch die Bank Einheimische sind, ansonsten mache die Inder, Pakistaner, Srilanker und so weiter hier die allermeisten täglichen Arbeiten.

Zur Bierkunde, und hier möchte ich ausnahmsweise nicht die Bierarten (das sind hier viele klassische europäische Marken, Amstel, Heineken, Guinness, und öfter auch mal ein Foster's oder ein Corona) abhandeln, sondern die Unterschiede in der "Kneipenlandschaft": Grundsätzlich bekommt man in Dubai, in Maskat, in Bahrein und auch in Doha sein Feierabend-Bier. In Bahrein ist es wohl am unproblematischsten, denn hier gibt es auch etliche Restaurants, die Bier anbieten, ohne an ein Hotel angeschlossen zu sein. Das ist in den anderen drei Städten/Staaten anders, hier kriegt man, zumindest als Tourist (im Gegensatz zum resident), in der Regel Alkoholika nur in den Pubs und Bars der Hotels: Im Oman hatte mein Zweieinhalb-Sterne-Hotel eine ganz ansprechende Bierkarte, hier in Dubai hatte mein Vier-Sterne-Hotel selbstverständlich auch ein paar (!) Bars, während ich in Doha ins Sheraton musste, um mein(e) Bierchen zu genießen. Durchaus sitzt auch mal der eine oder andere Araber zwischen den Gästen, aber ganz überwiegend besteht die Kundschaft dieser Kneipen aus Westlern. Die Preisunterschiede sind ganz beachtlich, auch wenn ich vermute, dass die Tatsache, dass mein Bier in Doha deutlich teurer war als mein Bier in Maskat, eher darin begründet war, dass ich in Doha im Sheraton und in Maskat im Feld-Wald-und-Wiesen-Hotel saß ...

Die Verkehrsmittel sind, abgesehen vom Flugzeug, das überall problemlos funktioniert, sehr landesspezifisch: In Dubai fahren viele Leute Bus und U-Bahn, auch wenn die Taxis bezahlbar sind. Im Oman gibt es, außer diesen Kleinbussen, von denen ich keinen gesehen habe (es soll sie aber geben), nur Taxis, was es natürlich, sagen wir, für die Fahrer relativ leicht macht, Gewinn aus der Anwesenheit von Touristen zu ziehen. In Bahrein gibt es auch Busse, die sind aber nicht so verbreitet und nicht so modern organisiert wie in Dubai; sie werden fast ausschließlich von Gastarbeitern benutzt, was auch daran liegen mag, dass man Taxen zumindest als Westler ganz gut bezahlen kann. In Doha schließlich gibt es ein relativ gut organisiertes Busnetz und ein theoretisch gut funktionierendes und preiswertes Taxisystem. Also: ÖPNV gibt es außer in Maskat überall, und überall außer in Maskat sind Taxis günstig. Den Zusammenhang mögen Wirtschaftswissenschaftler herstellen ...

Die Hitze war nach den ersten ein, zwei Tagen der Eingewöhnung erträglich, zumal man immer wieder schockgefrostet wird, wenn man eine U-Bahn, einen Bus oder ein Restaurant betritt. Jetzt, Ende September, Anfang Oktober, fängt hier am Golf die Touristensaison an, weil die heißen Monate zu Ende gehen (keine 45°C mehr) und so langsam die "kühleren" (20-25°C) kommen. Ich habe gerade so die Zwischenzeit erwischt, in der die Hotels noch bezahlbar sind und der Strand in Maskat leer war, aber ich nicht in der Hitze vollends zusammengeschmolzen bin. Trotzdem sollte ich mir abgewöhnen, so viel zu laufen, um die zwei Euro fürs Taxi zu sparen, ich habe mir nämlich eine Blase unter dem Fuß gelaufen und auch die Notwendigkeit zur Verwendung einer Wundsalbe eingehandelt; das muss einfach nicht sein und ist es nicht wert.

Auch wenn mir Dubai mit der neuen S-Bahn und den Hochhäusern eben im Dunkeln so ein bisschen wie der Prototyp von Gotham City vorkam, fand ich alle vier Städte, die ich auf dieser Tour besucht habe, auf ihre Weise interessant, und ja, auch schön: Dubai ist halt eine Glitzerstadt, aber wie so oft bei zweiten Besuchen in einer Stadt finde ich Dubai gar nicht mehr so schlimm. Maskat ist ganz anders, die älteste, ursprünglichste Stadt von diesen vieren, noch nicht so funky (und hoffentlich bleibt das in der Altstadt bzw. in den Altstädten auch so), aber die Einbettung in der kargen Felslandschaft gibt der Stadt einen ganz eigentümlichen Charakter. Bahrein bzw. Manama ist auf dem Sprung, ein weiteres Dubai zu werden, aber die alten Souks sind noch sehr gut sichtbar und kommen noch recht echt herüber. Und klar, Doha ist auch ein bisschen künstlich, aber andererseits ist diese relativ klare Zweiteilung zwischen Souk-Gebiet ("Altstadt") und Business District, diese wunderbare halbmondförmige Corniche mit dem Dhauhafen und den dahintergelegenen Wolkenkratzern irgendwie schön. Wenn ich wählen müsste, wo ich ein paar Monate leben wollte, würde ich mich wahrscheinlich für Doha entscheiden ...

Man merkt schon: Ich bereue diese bekloppte Tour mit vier Ländern in sechs Tagen, mit sieben Flügen und zwei Nächten im Flugzeug überhaupt nicht. Klar war das Ganze anstrengend, klar tut die Blase unter dem Fuß weh, klar freue ich mich auf meine Dusche und mein Bett daheim, aber dieses Reisen, das Kennenlernen und Entdecken, das Ausprobieren (und auch mal Danebenliegen), das Gewinnen so vieler neuer, spannender, wunderbarer Eindrücke -- das macht einfach Spaß. Vielleicht betone ich das mit meiner Länderliste ein bisschen stark, und natürlich hätte ich auch einfach nur den Flug von Maskat nach Doha buchen können, ohne zwölf Stunden Aufenthalt in Bahrein (und ein neues Land) zu haben, aber so wenig wie man in ein paar Stunden oder Tagen ein Land "richtig" (was heißt das schon?) kennenlernen kann, so sehr kann man sich doch einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie unterschiedlich Länder auch in einer so scheinbar homogenen Region wie hier am Golf sind, wie sie ganz eigene Ansätze haben, mit einer (womöglich) vergleichbaren wirtschaftlichen, kulturellen, geografischen Situation umzugehen. Dieses Gucken, Staunen, Erfahren, dieses Sehen mit den eigenen Augen, das Fühlen am eigenen Körper, das Hören mit den eigenen Ohren, das sind die Gründe, weshalb ich alle Länder dieser Erde besuchen möchte, und nicht das stupide Abhaken oder Freirubbeln eines Landes auf der Weltkarte (so gern ich das am Ende dann tue).

Fotos kommen heute Abend

Dienstag, 1. Oktober 2013

WM 2022

Ja, die WM 2022 findet in Katar statt, wenn nicht noch irgendein Schmiergeldskandal aufgedeckt wird ...

Und ich bin mal sehr gespannt: Die bauen hier wie die Bekloppten, was in einem fantastomatischen Verkehrschaos seinen Widerhall findet. Hier ist alles zu.

Nach dem Frühstück, das mir aufs Zimmer gebracht wurde, ließ ich mich mit dem Taxi in die Stadt fahren und kaufte mir nach erfolgreichem Geldwechsel eine Tageskarte für die Busse. Mit denen fuhr ich in der Gegend herum, erst falsch (falsche Linie erwischt), dann richtig (zum Finanzzentrum mit vielen Hochhäusern). Ich komme mir hier fast wie in Miami vor, es gibt nur zwei Dinge, die fehlen: leichtbekleidete Frauen in dicken Humvees und die Bierchen an der Strandpromenade.

Der Blick auf die Skyline von der Corniche aus ist durchaus beeindruckend, vor allem, wenn die kleinen Dhaus davor im Wasser herumschippern.

Nach dem Mittagessen ging es mal kurz in den durchaus ansehnlichen Souk, danach zum Fußballgucken ins Sheraton.

Da es dort Bier gab, ist dieser Bericht deutlich kürzer als die anderen, und ich setze auch noch nicht die Kritikpunkte einer treuen Leserin um. Vielleicht hole ich das morgen nach; dann kommen eventuell auch Bilder.

Bis dahin: Gute Nacht!

Montag, 30. September 2013

Schwarzwaldmarie

Irgendwann im Volldelirium brummte ich dann das Lied von der Schwarzwaldmarie vor mir her ... Da hatte ich zu wenig getrunken, zu viel geschwitzt, war zu viel zu Fuß gelaufen, und die zwei Bierchen im Hotel "Gulf" hätten vielleicht mittags um eins auch nicht sein müssen.

Aber von Anfang an:

Das Aufstehen heute Morgen um 4.15 Uhr ging halbwegs gut vonstatten, und ich war deutlich vor fünf Uhr fertig. Ich wartete ein bisschen in der Rezeption, bis der Hotelfahrer einen Neuankömmling vom Flughafen ins Hotel gebracht hatte und wurde dann meinerseits zum Flughafen gefahren. Der Check-in war problemlos, und abgesehen davon, dass der Sicherheitstyp bei der Bordkartenkontrolle unbedingt die zweite (für den Flug von Bahrein nach Doha) anstatt der richtigen sehen wollte, ging auch das alles glatt (Laptop und Flüssigkeiten im Handgepäck haben eh keinen interessiert).

Der Flug war superleer, ich hatte die ganze Dreierreihe für mich allein, und es gab sogar etwas zu essen und zu trinken. Gut gestärkt stieg ich am Flughafen aus und machte mich schnurstracks zur Passkontrolle mit Visumkauf. Erst musste ich noch den Einreisezettel ausfüllen (die könnte Gulf Air wie so viele Fluggesellschaften auch nun wirklich im Flieger austeilen), dann faselte der Typ irgendwas von "secondary inspection", "first visit to Bahrain" und noch so'n Schnulli. Jedenfalls waren Pass und Anschluss-Bordkarte erstmal weg und ich stand wutentbrannt in der Gegend herum. Ich weiß nicht, was an mir verdächtig war, das Visum von Bergkarabach oder die Tatsache, dass ich in diesem wundervollen Land mit so atemberaubend intelligenten Grenzern nicht übernachten wollte? Am Ende ging das Ganze aber nur ein paar Minuten und ich durfte mich in der Schlange vordrängeln: Der Grenzpfosten tat, als ob nichts gewesen wäre, und meinte dann noch "Welcome!". Ich hätte fast durchs Fenster gegriffen (zumal ich ja hier zehn Euro Eintritt in den Saftladen zahle), habe den Hirsch aber dann doch nur ausgelacht. You never get a second chance to make a first impression, und dieser erste Eindruck, liebe Bahreiner, war ja mal ein richtiger Griff ins Klo.

Da ich den bahreinischen Taxifahrern (ich schreibe jetzt "Bahrein" anstatt "Bahrain", weil die Araber einen überhaupt nicht verstehen, wenn man "Bahrain", also mit "ai" wie in "Kain", sagt; die Englischsprachigen sind mit ihrer Aussprache wie in "rain" wie Regen deutlich näher dran) nicht auch noch Geld in den Rachen schieben wollte, suchte ich die gestern online entdeckte Bushaltestelle auf, und heute hatte ich mal Glück: Ein paar Minuten später kam der Bus, der Fahrer konnte meine 1-Dinar-Note sogar wechseln, und ich saß unter Indern und Pakistanern bis zum Umsteigebusbahnhof. Dort zahlte ich nochmal 35 Cent und stieg dann in der Nähe des Manama-Souks aus. Unterwegs hatte man durchaus schicke Aussicht auf die Wolkenkratzer von Manama.
Al-Fateh-Moschee in Manama

Ich wanderte ein wenig durch den Souk, verlief mich mal wieder, aß eine Kleinigkeit, lief wieder ein bisschen herum, ließ mich von einem kleinen Stand zu einem leckeren Schwarma und einem wahnsinnig guten Orangensaft animieren (und verspeiste nochmal die gleiche Portion), besuchte die deutsche Botschaft und machte dann - erschöpft vom Fußmarsch in der Mittagshitze - Station im Hotel "Gulf" bzw. dem dortigen Pub. Allerdings hätte ich das Pub fast nicht gefunden: Ich lief wie Graf Koks ins Fünf-Sterne-Hotel rein (als Westler hat man hier halt doch manchmal Vorteile) und suchte und suchte und suchte. Ich hatte schon aufgegeben und den Rückweg angetreten, als mir das Pub, das vom Hotel aus gar nicht direkt zugänglich ist, ins Auge sprang. Ich ging rein und fühlte mich wie in good old England. Fußball, Rugby, Tennis im Fernsehen, alles in grün-braun gehalten, doch, sehr schick. Die Bierpreise waren allerdings auch wie in good old England, und so zahlte ich dann doch am Ende knapp sechs Euro für jedes der beiden Biere, die ich vertilgte.

Ich machte mich dann nach zwei Stunden Rast wieder auf den Weg, lief an einer Hauptverkehrsstraße und einer großen und sehr ansehnlichen Moschee vorbei, bis ich schließlich an der Strandpromenade, der Corniche, landete. Da saß ich ein, zwei Stündchen auf der Bank, schrieb schonmal den Teil des Berichts bis dahin und vertrödelte entspannt die Zeit. Da ich mir eine kleine Blase unter dem Fuß gelaufen habe, nahm ich das Taxi mit einem halbwegs ehrlichen Fahrer und machte mich auf zum Flughafen.

Sicherheitskontrolle und Ausreise gingen fix, danach (heute habe ich oft so Kleinigkeiten gegessen) habe ich getan, was ich schon immer mal wollte: Ich habe bei McDonald's einen McArabia gegessen, den gibt's nämlich nur hier in Arabien. Muss man jetzt nicht unbedingt wiederholen, also, war ganz
Skyline von Bahreins Hauptstadt
lecker, aber auch nicht außergewöhnlich. Danach saß ich eineinhalb Stunden am Gate rum und konnte wenigstens im Internet surfen.

Der Flug war auch wieder ziemlich leer, und er war kurz, überpünktlich kamen wir in Doha an. Das wurde durch die Einreisekontrolle mehr als ausgeglichen, die ging nämlich ewig. Ich versuchte noch, mir die 20 Euro fürs Visum zu sparen, da es ein omanisch-katarisches Visumabkommen gibt, aber da ich Zwischenlandung in Bahrein gemacht hatte, galt das nicht mehr ... Ich begab mich nach dem Gepäckabholen auf den Weg zum Bus, fand ihn nicht und nahm dann das erste Taxi, was sich mir in den Weg stellte. Auch hier geriet ich wieder an einen freundlichen (d. h.: nicht schlitzohrigen ) Taxifahrer, der mich für 1,60 € zum Hotel brachte. Mein Hotel ist überbucht, aber sie haben mir eine Ersatzunterkunft besorgt, die ganz okay ist. Auf der Fahrt dorthin (die vom Hotel gestellt wurde) klagte mir mein srilankischer Chaffeur vom Leid seiner Familie, woraufhin ich ein Trinkgeld für ihn springen ließ. Ich habe eben nochmal geduscht, aber jetzt geht's in die Heia.

Das wollte ich noch erwähnen: Sehr lustig sind immer die vielen Menschen, Inder und Araber gleichermaßen, und der ein oder andere Europäer wird auch dabei sein, die kurz nach der Landung (das heißt, zwei Sekunden nach dem Aufsetzen) ihre Sitzgurte lösen, ihre Handys wieder anstellen und noch im Rollen aufspringen, um ja als Erste im Bus zu sein, zumal der ja nicht etwa wartet, bis alle drin sind ...

Morgen wird erstmal ausgeschlafen.

Sonntag, 29. September 2013

"Is Hitler alive?"

Heute war's irgendwie auch anstrengend, obwohl ich einfach nur einen Urlaubstag am Strand gemacht habe ...

Heute Morgen schlief ich erstmal aus (naja, wenn man Aufstehen um 9 Uhr "ausschlafen" nennen kann), duschte und marschierte dann ein paar Schritte runter zur Hauptstraße in Richtung, naja, in Richtung Strand halt ... Dort hielt auch bald ein Taxifahrer, lud mich ein und fuhr mich zum Intercontinental-Hotel im Stadtteil Kurum ("Qur'm" auf den Straßenschildern). Dort ließ er mich am Strand raus, und ich guckte mir erstmal selbigen an. Der Stadtstrand hier in Kurum gehört jetzt vielleicht nicht zu den Supermonstermegatraumstränden dieses Universums, aber dafür, dass man (wenn gerade kein Stau ist) in einer guten Viertelstunde aus Maskat da ist, ist der immer noch sehr schick. Außerdem reicht er von Kurum 50 km weit nach Norden (nein, bin ich nicht komplett entlanggelaufen heute).


Strand I
Also ging ich in medias aquas (oder so), sprich: ins Wasser. Wenn der Reiseführer sagt, man solle sich in Strandbekleidung nur am Strand aufhalten, so hält sich der brave Deutsche natürlich daran (und der kluge Deutsche hatte die Badehose heute als Unterhose angezogen ...). Erst am Strand ließ ich die Hüllen fallen, legte mein Zeug in Sichtweise (ein halbwegs sportlicher Dieb wäre mir trotzdem davongezogen ...) an den Strand und hüpfte in die Fluten des Indischen Ozeans. Scheeeeeeeeee. Badewanne, auch von der Temperatur her.

Danach setzte ich mich aber, da ich im Hotel kein Frühstück inclusive habe, erstmal an den Parkplatz in eine Kneipe und verspeiste ein Hühnchen, das mit Zwiebeln, Knoblauch und sonst noch was gefüllt war, welches ich mit ein paar Colas herunterspülte. Davor hatte ich mich natürlich erstmal wieder um- und eine lange Hose angezogen, da es hier praktischerweise Duschen gibt, die man von außen nicht einsehen kann, wenn man nicht gerade selber in die Dusche reinläuft.

Nach dem Essen ging's wieder an den Strand. Da setzte ich mich in Badehose in so eine offene Hütte und genoss erstmal den Blick auf den Strand mit Palmen davor und kaum einem Menschen unterwegs. Sehr schön!

Dann kam ein omanischer Strandläufer, begrüßte mich und wechselte ein paar Worte mit mir, bis er wieder von dannen zog. Kurz darauf kam Chalid, ein weiterer freundlicher Omaner, und setzte sich zu mir. Er fragte mich die üblichen Fragen, woher ich denn käme, was ich hier machte, wie lange ich bliebe, ob das mein erster Aufenthalt im Oman wäre, eher ich mich dann nach einem halbstündigen, eher schleppenden Gespräch ins Wasser verabschiedete. "Take care", aber klar doch.

Strand II
Ich hatte heute Morgen noch in der Apotheke (!) Sonnencreme gekauft, und die war ganz gut angebracht auf meiner Haut. Mein Gesicht ist zwar schon leicht gebräunt, aber wenigstens spüre ich in diesen Minuten, da ich den Blog schreibe, keinen Sonnenbrand (noch?). Damit schmierte ich mich nochmals ein, als sich ein freundlicher Inder mit dem typisch indischen Namen Chalid (ja, noch einer, vielleicht habe ich ihn auch falsch verstanden) neben mich setzte. Auch er stellte die typischen Fragen, woher ich denn käme, was ich hier machte, wie lange ich bliebe, ob das mein erster Aufenthalt im Oman wäre, ob ich Frau und Kinder hätte, wieviele Geschwister ich habe, ob meine Mutter hübsch (ja!) und wie alt ich sei, was ich an Weihnachten mache, ob Hitler noch lebe, und schließlich und endlich, ob ich ihm eine Einladung geben könne, damit er ein deutsches Visum bekommt (nein!). Spätestens da dachte ich an den Pakistaner, der eine Hepatitis-Heilung gefunden hatte und mich in Lahore fragte, ob ich nach Lahore wolle ... Nach dem etwa einstündigen Gespräch verabschiedete ich mich, mal wieder ins Wasser, und genoss letztmals die Fluten des Indischen Ozeans, zumindest im Oman.

Ich duschte und zog mich an, aß ein sehr leckeres Thunfisch-Steak in einer Kneipe und guckte dann den fußballspielenden Jungs am voller gewordenen Strand noch ein bisschen zu. Um 17.45 Uhr stellte ich mich an den Parkplatz und hielt das erstbeste Taxi an. Der Fahrer meinte, es sei zu viel Verkehr, um mich für den hohen Preis zu fahren, den ich auf dem Hinweg gezahlt hatte, und ich hatte schon die Tür wieder zugeschlagen, als er das Fenster runterließ und sich doch bereiterklärte, für den Preis (10 Euro) die Bürde meiner Heimfahrt auf sich zu nehmen... Es war in der Tat viel, sehr viel Verkehr, und wir brauchten wir für zehn, zwölf Kilometer eine ganze Stunde. Am Ende hatte ich sogar Mitleid mit dem Typen und gab ihm Trinkgeld, was ich sonst Taxifahrern ohne Taxameter nie mache.
Strand III (Sonnenuntergang)

Nun sitze ich hier wieder in der Bar und gehe bald ins Bett ... Morgen geht mein Taxi ja schon um fünf Uhr, weil mein Flieger um 7.30 Uhr abfliegt. Dann bin ich zwölf Stunden in Manama in Bahrain, ehe es morgen Abend dann nach Doha weitergeht. Heute Mittag, so gegen 15 Uhr, wurde mir bewusst, dass ich morgen um die Zeit in Bahrain, übermorgen in Katar, überübermorgen schon wieder in Dubai und überüberübermorgen dann schon wieder in Deutschland sein würde.

Mein Gott, ich bin gerade einmal 72 Stunden unterwegs, aber ich habe schon wieder so viel gesehen, es ist wirklich atemberaubend.

Samstag, 28. September 2013

Im Land des Weihrauchs

... jedenfalls meint man das, wenn man hier in Matrah durch den Souk läuft.

Ich habe jedenfalls gestern noch ein Bier getrunken, auch ohne Minibarpreisliste, und siehe da, ich bin heute Morgen nicht aus den Latschen gekippt, als sie mir den Preis gesagt haben. Alles gut.

Kurz nach sechs Uhr ging mein Taxi zum ONTC-Büro, und mein emiratisches Kleingeld reichte gerade so eben für die Taxifahrt, sonst hätte ich - mit großer Wahrscheinlichkeit sehr zum Unwillen des Taxifahrers - mein 500-Dirham-Schein (100 €) anbrechen müssen ...

Um 6.15 Uhr war ich da, ging nochmal kurz was zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen einkaufen, und dann fuhr der Bus mit einer guten Dreiviertelstunde Verspätung los. Der hat doch gesehen, dass ich Deutscher bin; ich verstehe nicht, wieso er mir dann eine so frühe Uhrzeit sagt ... Naja, jedenfalls war ich ganz froh, dass ich schon gestern Abend mein Ticket gebucht hatte, denn heute war der Bus ziemlich voll.

Der Busfahrer (oder sonstige Klimaanlagenverantwortliche) muss ein Vorliebe für die Lebensweise der arktischen Ureinwohner haben, denn die Klimaanlage war auf "monstereiskalt" eingestellt. Wenn sogar ich friere, dann heißt das was, das weiß jeder, der mich kennt. Boah, war das eisig. Jedenfalls fuhren wir, während mir gelegentlich die Äuglein fast zu fielen, in Richtung Hatta. Hatta gehört zum Emirat Dubai, aber auf dem Weg dorthin durchquert man schon einmal omanisches Territorium. Den Omanern war das herzlich wurscht, und an den Checkpoints der Emirater stiegt auch nur einmal ein Soldat zu, der sich die Pässe anguckte.

Hinter Hatta kamen wir dann an die "richtige" Grenze mit Aussteigen und Stempelholen. Die emiratische Ausreise war unproblematisch; dann kam der omanische Zoll. Volles Programm mit Aussteigen, Koffer auf Tisch, Koffer auf, Koffer pro forma durchwühlen, Koffer wieder abstellen, Drogenspürhund, Koffer wieder in den Bauch des Busses hieven. Lässt sich aber auch überleben. Danach kam die omanische Grenzkontrolle. Der Grenzer wollte von mir 50 Dirham (10 Euro) fürs Visum haben, aber ich verwies ihn darauf, dass ich am Dubaier Flughafen eingereist war und deswegen nichts für Visum zahlen müsse. Nach kurzer Rücksprache mit einem erfahreneren Kollegen sah mein Kollege das auch ein ...

Auch in meinem 86. Land war es eiskalt im Bus, kein Wunder, der Bus war ja der gleiche geblieben. Es ging durch eine weniger wüste Wüste als erwartet; vielmehr handelte es sich um steiniges, karges Land, das gelegentlich von Einsprengseln von Besiedlung unterbrochen wurde. Alles in allem aber recht schön, vor allem, wenn dann irgendwo so ein Festungsturm irgendwo in der Gegend herumstand.

Gegen 12 Uhr wurde es besiedelter, wir kamen sehr fix voran (sehr gute Straßen) und waren gegen 13.30 Uhr schließlich hier in Ruwi (Maskat besteht im Wesentlichen aus drei Städten, die mehr oder weniger - naja, eher weniger - zusammengewachsen sind, nämlich Maskat-Altstadt, Matrah und eben Ruwi). In völliger Unkenntnis dieser Tatsachen hatte ich mein Hotel in Matrah gebucht und musste also erstmal dorthin kommen. Klar, wenn man einen Geldautomaten braucht, findet man keinen ... Also lief ich in Mörderhitze (ich weiß, man kann mir auch gar nichts recht machen) ein, zwei Straßen weiter, bis ich schließlich bei der Nationalbank Geld abheben konnte. Der erste Taxifahrer wollte mich böse abzocken, der zweite war dann schon vernünftiger. Trotzdem fing ich sehr schnell an, Dubai zu vermissen: Es gibt hier keine öffentlichen Verkehrsmittel, jedenfalls nicht für den Teil der Stadt, in dem ich sie bräuchte, also muss man alles mit dem Taxi machen, und das Taxi ist hier nicht so billig wie in Dubai, sondern preisklassentechnisch fast mit Deutschland vergleichbar (weil es keine Taxameter gibt und man einen hübschen Ausländeraufschlag zahlt).

Jedenfalls kam ich an meinem Hotel an, ohne für den Rest meines Lebens mittellos zu sein, und konnte auch gleich einchecken. Das Zimmer ist ziemlich okay (abnehmbarer Duschkopf!), der Fahrstuhl sieht ein bisschen nach 19. Jahrhundert aus, aber funktionieren tut er - vorerst - auch noch.

Ich blieb nicht sehr lange dort, sondern machte mich auf den Weg an die Hafenpromenade und merkte relativ schnell, dass ich mich im Weg, ähm, massiv verschätzt hatte. Also, wieder Taxi probiert, im zweiten Versuch hab ich dann trotzdem acht Euro für die viertelstündige Fahrt in die Maskater Altstadt gezahlt. Saubande! Die Altstadt war erstens gar nicht so alt und zweitens ziemlich ausgestorben, am Samstag ist hier ja auch (noch) Wochenende, vielleicht lag's daran. Bis auf ein paar Touristen war da kaum jemand. Also wanderte ich am Sultanspalast und an diversen Regierungsgebäuden vorbei, guckte mir von der Ferne aus ein, zwei Forts an (die für die normale Öffentlichkeit eh nicht zugänglich sind) und geriet dann ausnahmsweise an einen halbwegs freundlichen Taxifahrer, der mich nicht ganz so abzockte (und es auch gar nicht versuchte).

Sultanspalast in Maskat
Jedenfalls kam ich da an, wo ich hinwollte, aber es stellte sich heraus, dass ich da eigentlich falsch war: Ich kam am Riyam Park an, aber da fing die Corniche, die Hafenpromenade von Matrah erst gerade so an. Jedenfalls setzte ich mich ein bisschen in den Park, weil ich bis dahin schon Hardcore-Sightseeing gemacht hatte, und erholte mich einfach nur von selbigem. Es saßen ein paar Familien dort im Schatten, und auf einmal stand ein halbwüchsiger Sprössling einer solchen Familie mit einem Becher Tee vorbei und gab ihn mir. Nicht alle Menschen in Maskat sind böse, fies und gemein, wahrscheinlich sind's nur manche Taxifahrer ... (Und ja, ich habe auch kurz an K.o.-Tropfen gedacht, was hat man nicht manchmal für paranoide Gedanken, aber wenn ich k.o. gegangen wäre, hätte es viel eher an meinem Schlafmangel gelegen ...)

Um den Taxifahrern nicht die Chance zu geben, den schlechten Eindruck wieder zu vertiefen, lief ich - beglotzt von ein paar indischen Gärtnern, denen bei ihrer Arbeit offenbar selten jemand laufenderweise begegnet - an der Hafenpromenade entlang in Richtung Matrah. Dort suchte ich nach einer schönen Kneipe, fand keine auf Anhieb und war dafür auf einmal im Souk von Matrah mittendrin, in dem die Verkäufer gerade (wieder) öffneten: Es war so 16.30 Uhr. Der Souk von Matrah soll einer der schönsten des Nahen Ostens sein, was ich halbwegs nachvollziehen kann: Schön ist er sicherlich, aber ob er so außergewöhnlich ist, darüber kann man bestimmt streiten. Die Händler waren in puncto Aggressivität irgendwo im Mittelfeld zwischen Syrien (sehr zurückhaltend) und Ägypten (fast handgreiflich), was auch in Ordnung war.

Corniche in Matrah
Nachdem ich mich ein bisschen verlaufen (und endlich einen Adapter gekauft hatte), ging ich zurück an die Corniche, fand dort ein Restaurant im ersten Stock und aß mit schönem Blick auf den Hafen eine Mixed-Grill-Platte, die sehr lecker war. Anschließend machte ich nochmals (diesmal gewollt) einen Rundgang durch den Souk, fand keine Postkarten und ließ mich dann zurück zum Hotel kutschieren. Unten in der Bar schaute ich noch ein bisschen Cricket und trank zwei Bier, ehe ich mich in mein Zimmer verzog und erstmal duschte.

Maskat ist überhaupt nicht mit Dubai zu vergleichen, es ist viel ursprünglicher, viel älter, viel weniger weltstädtisch, unorganisierter. Kurzum: Kann man sich gut mal angucken, wird aber keine meine Lieblingsstädte werden, denke ich.

Morgen wird, es ist ja schließlich Urlaub, erstmal ausgeschlafen. Vielleicht geht's dann mal nach Kurum an den Strand ...

Freitag, 27. September 2013

Murphy lebt

Man könnte echt meinen, ich verreise zum ersten Mal ...

Ich habe nämlich nicht nur so unbedeutende Dinge wie einen Stromadapter (den ich im Übrigen immer vergesse und immer wieder neu kaufen muss) vergessen, sondern auch so nun wirklich elementare Dinge wie Sonnencreme und Hut. Dass meine Haarpracht nicht unbedingt geeignet ist, der Rotwerdung meiner Kopfhaut entgegenzustehen, weiß ich ja nun inzwischen ... Naja, mit dem Adapter funktioniert es erstmal, weil die Stecker zumindest in die Rasierbuchse passen, und ich habe mir auch schon zwei Hüte gekauft. Sonnencreme besorge ich morgen ...

Murphy lebt aber auch in der Hinsicht, dass ich heute dreimal (!), also in drei verschiedenen Anläufen, die bekloppte Verkaufsstellen der Oman Transport Company gesucht habe und sie erst beim letzten verzweifelten Versuch heute Abend kurz vor Toreschluss dann doc noch fand (und auch das Busticket für morgen für den Bus habe erstehen können).

Aber von Anfang an:

Der Flug nach Istanbul war unproblematisch, problematisch aber war, dass die Istanbul die Transitsicherheitskontrolle vorgezogen haben. Bisher war die immer am Gate, sodass es keine zentrale Kontrolle gab, jetzt ist sie, bevor man in die Transitzone gelangt. Das wäre an sich kein Problem, wenn genügend Personal da wäre und vor allem, wenn nicht zweihundert Pilger auf dem Weg nach Mekka vor mir in der Schlange gestanden hätten.

Am Ende habe ich aber, natürlich, völlig entspannt meinen Flieger gekriegt. Dort hatte ich ein bisschen Pech, nicht mit meinem Sitznachbarn, einem freundlichen Inder, sondern mit dem Sitz an sich. Ich hatte in einem Großanfall von Intelligenz die allerletzte Reihe gebucht, obwohl mir theoretisch klar war, dass man die gar nicht zurückstellen kann (wobei ich ja eh nicht der große Zurücksteller bin). Doofer war, dass da so ein ohrensesselartiges Teil an die Sitzlehne gepeppt war, sodass ich selbst dann nicht hätte schlafen können, wenn ich ausnahmsweise nicht von der eingezwängten Lage, dem Fluggeräusch und ständigen nervigen Durchsagen des Copiloten davon abgehalten worden wäre. Nach einer Stunde erfolgloser Einschlafversuche habe ich das sein lassen und Filme geguckt. Jetzt bin ich also etwa 34 Stunden am Stück wach. Juchhe.

Zwischendurch hatten wir noch einen medizinischen Notfall, weil eine Frau zusammengeklappt war (und sich nach erfolgter Behandlung dafür mehrfach bei den Stewardessen entschuldigte). Wäre sicher lustig gewesen, im Irak eine Notlandung zu machen ...

Jedenfalls kamen wir überpünktlich an, die Einreise ging ewig, weil ich mal wieder einen ganz besonders genauen Grenzer erwischt hatte, aber am Ende hatte ich meinen Stempel im Pass. Danach hob ich erstmal Geld ab, zahlte dann die 3 Dirham (63 Cent) für meine zwei Getränke trotzdem mit Karte, weil die Verkäuferin nicht auf große Scheine rausgeben wollte und versuchte - im zweiten Versuch erfolgreich -, mir eine Tageskarte für den öffentlichen Personennahverkehr hier zu kaufen. Das klappt eigentlich ganz gut und ich stieg sogar an der richtigen Haltestelle und hatte nur noch ein paar Meter zum Hotel zu laufen. Nun war ich also trotz zahlreicher Verzögerungstaktiken schon um 8.30 Uhr da und konnte natürlich noch nicht einchecken, aber der Rezeptionist meinte, dass ich es so gegen 11 Uhr versuchen könnte (das klappte auch, und er bekam ein vernünftiges Trinkgeld).

Die zweieinhalb Stunden verbummelte ich dann, indem ich einigermaßen ziellos mit Bussen (die U-Bahn fährt freitags erst ab 13 Uhr) durch Dubai fuhr. Es war interessant, dabei neben den ganzen Glitzerbauten auch mal andere Stadtviertel zu sehen, in die man als Tourist nicht so kommt. Da sieht Dubai auch nicht besser und nicht schlechter aus als andere vergleichbare Großstädte.

Nach dem Einchecken ging ich dann erstmal in den Pool auf der Dachterrasse und wusch Blut (naja), Schweiß und Tränen der letzten 24 Stunden ab (hatte schon vorher geduscht, keine Sorge). Danach aß ich so zu Mittag, wie das die meisten Menschen hier in Dubai so machen, nämlich indisch. Da gab es leckeres Fisch-Tikka mit ein bisschen Naan. Sehr schmackhaft.

Blick vom Burdsch Chalifa auf die anderen Wolkenkratzer
Ja, und um 15.30 Uhr brach ich dann auf, um mich auf die Aussichtsplattform des Burdsch Chalifa (die Englishsprachigen schreiben das Teil "Burj Khalifa", was ja auch bei uns nicht ganz ungebräuchlich ist). Die S-Bahn-Fahrt (es war ja nach 13 Uhr) war problemlos, nur an der Haltestelle Burj Khalifa/Dubai Mall gab es, außer dem Haltestellenschild, keinen Hinweis auf den Burj Khalifa. Nachdem ich dann den ganzen Weg zur Dubai Mall (ich und einkaufen?!) gegangen war, kehrte ich erstmal wieder um, dann erneut, weil ich im (wenigstens gab es kostenfreies WLAN) Internet gesehen hatte, dass man über die Mall in den Turm kommt. Helden! Hinzu kommt, dass das Ding an keiner einzigen Weggabelung ausgewiesen ist, sodass man mehr oder weniger Glück hat, wenn man pünktlich dort ankommt. Normalerweise ist die Beschilderung hier in Dubai top, deswegen verstehe ich das da besonders nicht.

Nun, auf die Idee, die 124 Stockwerte bis auf 452 m über Boden hochzufahren, sind auch einige andere (unter ihnen Unmengen von Deutschen) gekommen, sodass auf der Aussichtsplattform, die etwa auf halben Weg bis zur Spitze des Gebäudes liegt, ganz schön Andrang war. Die Ausblicke sind allerdings auch sehr beeindruckend, auch wenn man sicherlich darüber streiten kann, ob man dafür 28 Euro ausgeben muss oder nicht.

Blick von der Aussichtsplattform (auf 452 m Höhe, nicht vom Boden aus!)
Nach einer guten Stunde fuhr ich wieder runter (die Aufzugfahrt dauert nur etwa eine Minute!), obwohl ich auf meine Aussicht auf Dubai bei Nacht verzichten musste, aber da war mir der letzte Versuch, dieses ONTC-Büro zu finden, doch wichtiger. Ich fuhr w

ieder U-Bahn und ging ein Stück, war schon wieder nassgeschwitzt (was dann bei den eisigen Klimaanlagen in Bussen, U-Bahnen und Gebäuden nicht ganz ungefährlich ist) und fand nach waghalsigem Überqueren einer etwa zwölfspurigen Straße tatsächlich das Büro, das auch noch geöffnet war. Ich zahlte 11 Euro für meine Busfahrt und soll morgen um 6.30 Uhr am Büro sein. Wird lustig, 86. Land ...

Danach fuhr ich wieder ins Hotel, bestieg den Jacuzzi (aaaaaaaaaah) und sitze nun auf dem Bett, wartend, dass die mir die Minibarpreisliste bringen; die habe nämlich vergeblich gesucht. Ich glaube zwar nicht, dass die 20 Euro für ein Heineken haben wollen, aber man weiß es halt nie ... Ich befürchte nur, wenn die Preisliste nicht bald kommt, trinke ich ohne Rücksicht auf Verluste mein Feierabendbier, denn das habe ich mir heute verdient.