Meine Länder

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Montag, 30. September 2013

Schwarzwaldmarie

Irgendwann im Volldelirium brummte ich dann das Lied von der Schwarzwaldmarie vor mir her ... Da hatte ich zu wenig getrunken, zu viel geschwitzt, war zu viel zu Fuß gelaufen, und die zwei Bierchen im Hotel "Gulf" hätten vielleicht mittags um eins auch nicht sein müssen.

Aber von Anfang an:

Das Aufstehen heute Morgen um 4.15 Uhr ging halbwegs gut vonstatten, und ich war deutlich vor fünf Uhr fertig. Ich wartete ein bisschen in der Rezeption, bis der Hotelfahrer einen Neuankömmling vom Flughafen ins Hotel gebracht hatte und wurde dann meinerseits zum Flughafen gefahren. Der Check-in war problemlos, und abgesehen davon, dass der Sicherheitstyp bei der Bordkartenkontrolle unbedingt die zweite (für den Flug von Bahrein nach Doha) anstatt der richtigen sehen wollte, ging auch das alles glatt (Laptop und Flüssigkeiten im Handgepäck haben eh keinen interessiert).

Der Flug war superleer, ich hatte die ganze Dreierreihe für mich allein, und es gab sogar etwas zu essen und zu trinken. Gut gestärkt stieg ich am Flughafen aus und machte mich schnurstracks zur Passkontrolle mit Visumkauf. Erst musste ich noch den Einreisezettel ausfüllen (die könnte Gulf Air wie so viele Fluggesellschaften auch nun wirklich im Flieger austeilen), dann faselte der Typ irgendwas von "secondary inspection", "first visit to Bahrain" und noch so'n Schnulli. Jedenfalls waren Pass und Anschluss-Bordkarte erstmal weg und ich stand wutentbrannt in der Gegend herum. Ich weiß nicht, was an mir verdächtig war, das Visum von Bergkarabach oder die Tatsache, dass ich in diesem wundervollen Land mit so atemberaubend intelligenten Grenzern nicht übernachten wollte? Am Ende ging das Ganze aber nur ein paar Minuten und ich durfte mich in der Schlange vordrängeln: Der Grenzpfosten tat, als ob nichts gewesen wäre, und meinte dann noch "Welcome!". Ich hätte fast durchs Fenster gegriffen (zumal ich ja hier zehn Euro Eintritt in den Saftladen zahle), habe den Hirsch aber dann doch nur ausgelacht. You never get a second chance to make a first impression, und dieser erste Eindruck, liebe Bahreiner, war ja mal ein richtiger Griff ins Klo.

Da ich den bahreinischen Taxifahrern (ich schreibe jetzt "Bahrein" anstatt "Bahrain", weil die Araber einen überhaupt nicht verstehen, wenn man "Bahrain", also mit "ai" wie in "Kain", sagt; die Englischsprachigen sind mit ihrer Aussprache wie in "rain" wie Regen deutlich näher dran) nicht auch noch Geld in den Rachen schieben wollte, suchte ich die gestern online entdeckte Bushaltestelle auf, und heute hatte ich mal Glück: Ein paar Minuten später kam der Bus, der Fahrer konnte meine 1-Dinar-Note sogar wechseln, und ich saß unter Indern und Pakistanern bis zum Umsteigebusbahnhof. Dort zahlte ich nochmal 35 Cent und stieg dann in der Nähe des Manama-Souks aus. Unterwegs hatte man durchaus schicke Aussicht auf die Wolkenkratzer von Manama.
Al-Fateh-Moschee in Manama

Ich wanderte ein wenig durch den Souk, verlief mich mal wieder, aß eine Kleinigkeit, lief wieder ein bisschen herum, ließ mich von einem kleinen Stand zu einem leckeren Schwarma und einem wahnsinnig guten Orangensaft animieren (und verspeiste nochmal die gleiche Portion), besuchte die deutsche Botschaft und machte dann - erschöpft vom Fußmarsch in der Mittagshitze - Station im Hotel "Gulf" bzw. dem dortigen Pub. Allerdings hätte ich das Pub fast nicht gefunden: Ich lief wie Graf Koks ins Fünf-Sterne-Hotel rein (als Westler hat man hier halt doch manchmal Vorteile) und suchte und suchte und suchte. Ich hatte schon aufgegeben und den Rückweg angetreten, als mir das Pub, das vom Hotel aus gar nicht direkt zugänglich ist, ins Auge sprang. Ich ging rein und fühlte mich wie in good old England. Fußball, Rugby, Tennis im Fernsehen, alles in grün-braun gehalten, doch, sehr schick. Die Bierpreise waren allerdings auch wie in good old England, und so zahlte ich dann doch am Ende knapp sechs Euro für jedes der beiden Biere, die ich vertilgte.

Ich machte mich dann nach zwei Stunden Rast wieder auf den Weg, lief an einer Hauptverkehrsstraße und einer großen und sehr ansehnlichen Moschee vorbei, bis ich schließlich an der Strandpromenade, der Corniche, landete. Da saß ich ein, zwei Stündchen auf der Bank, schrieb schonmal den Teil des Berichts bis dahin und vertrödelte entspannt die Zeit. Da ich mir eine kleine Blase unter dem Fuß gelaufen habe, nahm ich das Taxi mit einem halbwegs ehrlichen Fahrer und machte mich auf zum Flughafen.

Sicherheitskontrolle und Ausreise gingen fix, danach (heute habe ich oft so Kleinigkeiten gegessen) habe ich getan, was ich schon immer mal wollte: Ich habe bei McDonald's einen McArabia gegessen, den gibt's nämlich nur hier in Arabien. Muss man jetzt nicht unbedingt wiederholen, also, war ganz
Skyline von Bahreins Hauptstadt
lecker, aber auch nicht außergewöhnlich. Danach saß ich eineinhalb Stunden am Gate rum und konnte wenigstens im Internet surfen.

Der Flug war auch wieder ziemlich leer, und er war kurz, überpünktlich kamen wir in Doha an. Das wurde durch die Einreisekontrolle mehr als ausgeglichen, die ging nämlich ewig. Ich versuchte noch, mir die 20 Euro fürs Visum zu sparen, da es ein omanisch-katarisches Visumabkommen gibt, aber da ich Zwischenlandung in Bahrein gemacht hatte, galt das nicht mehr ... Ich begab mich nach dem Gepäckabholen auf den Weg zum Bus, fand ihn nicht und nahm dann das erste Taxi, was sich mir in den Weg stellte. Auch hier geriet ich wieder an einen freundlichen (d. h.: nicht schlitzohrigen ) Taxifahrer, der mich für 1,60 € zum Hotel brachte. Mein Hotel ist überbucht, aber sie haben mir eine Ersatzunterkunft besorgt, die ganz okay ist. Auf der Fahrt dorthin (die vom Hotel gestellt wurde) klagte mir mein srilankischer Chaffeur vom Leid seiner Familie, woraufhin ich ein Trinkgeld für ihn springen ließ. Ich habe eben nochmal geduscht, aber jetzt geht's in die Heia.

Das wollte ich noch erwähnen: Sehr lustig sind immer die vielen Menschen, Inder und Araber gleichermaßen, und der ein oder andere Europäer wird auch dabei sein, die kurz nach der Landung (das heißt, zwei Sekunden nach dem Aufsetzen) ihre Sitzgurte lösen, ihre Handys wieder anstellen und noch im Rollen aufspringen, um ja als Erste im Bus zu sein, zumal der ja nicht etwa wartet, bis alle drin sind ...

Morgen wird erstmal ausgeschlafen.

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